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– Wer heut’ mit Geh’n sich noch strengt an, der ist ein närr’scher Zwickel, – So dacht’ ich und, gesagt, gethan, kauft’ schnell mir ein Bicycle.

3. Wie fing ich mit dem Instrument als Fachmann an zu schwelgen, – Bald wußt’ ich, was man Conus nennt, was Kugellager, Felgen. – Was ’ne Ball-Mutter, wurde mir schon in der Tanzstund’ klar, – Doch als Maschin’theil stellt sich hier die Contremutter dar.

4. Doch freilich mit dem Fahren dann wollt’s nicht so hurtig geh’n; – Erst mußten halten mich zwei Mann, das war schon nicht mehr schön, – Bald zog’s mich rechts, bald zog’s mich links, der Unterarm that weh, – Und mit mit ’nem mächt’gen Kopfsprung ging’s in’n Graben der Chaussee.

5. Wer nie auf dem Bicycle saß und vorne überflog, – Nie längelang das Pflaster maß, die Lenkstang’ nie verbog, – Wer nie in die Maschine fällt, nie fühlt des Sturzes Weh, – Der ist euch auch nicht vorgestellt ihr himmlischen Mächte.

6. Jetzt aber blinkt mein stählern Roß voll Muth im Sonnenglanz, – Ich spring’ behend in seinen Schooß, mit ihm verwachsen ganz. – Und wie im blauen Aetherzelt der Wandervogel zieht, – Durchflieg’ auch ich die weite Welt und sing’ mein jubelnd Lied.

7. Und wo ein gastlich Dach uns winkt, ein holdes Kind uns lacht, – Der Reiter schnell vom Rosse springt, denn da wird Halt gemacht. – Bringt uns, ihr Mäglein blond und braun, ein frischer Trunk Genuß, – Noch besser hinterm Gartenzaun schmeckt ein verstohl’ner Kuß.

8. Du Mägdlein mit dem Lockenhaar beut mir den rothen Mund, – Es hat dabei nicht viel Gefahr, muß weiter ja zur Stund’, – Es gleicht mein Rad dem Rad der Zeit, das unaufhaltsam geht, – Und eh’ du’s denkst, bin ich schon weit, wenn noch dein Tüchlein weht.

9. Herr Bruder rechts, Herr Bruder links, füllt euer Glas mit Wein, – Stoßt an, wie Festgeläute kling’s, dem deutschen Sport Gedeih’n! – Durch ihn wird uns ein fröhlich Herz, gesunder Leib zuteil, – Es wachs und blühe allerwärts, Radfahrer-Sport! All Heil!

Bicycle-Klub Leipzig.     
Albert Hartung.     
Nr. 53. Radfahrer-Marsch.
Mel.: D’ Banda kommt.

1. In aller Gottesfruh da schnürn mer flott die Schuh, – Hooch gehts aufs Stahlroß nauf, fort gehts im raschen Lauf

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Liederbuch des Gau 19 Rostock des Deutschen Radfahrer-Bundes. Adler’s Erben, Rostock 1900, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Liederbuch_des_Gau_19_Rostock_des_Deutschen_Radfahrer-Bundes_1900.pdf/38&oldid=- (Version vom 4.8.2020)