BLKÖ:Tegetthoff, Wilhelm von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 43 (1881), ab Seite: 188. (Quelle)
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Tegetthoff, Wilhelm von (der Sieger in der Seeschlacht bei Lissa, geb. zu Marburg am 23., n. A. am 27. December 1827, gest. zu Wien am 7. April 1871). Sein Vater Karl (gest. zu Gratz am 9. Mai 1858), ein Neffe des Maria Theresien-Ordensritters Joseph von Tegetthoff [S. 185], lebte zuletzt als Oberstlieutenant in Pension zu Gratz. Frühzeitig verrieth Wilhelm große Liebe zum Waffen-, insbesondere zum Seedienste, zum Leide der Eltern, welche den stillen Wunsch hegten, daß ihr Sohn dereinst für einen friedlicheren Lebensberuf sich entscheiden möchte. Als aber die Neigung des Knaben, der inzwischen das Gymnasium mit gutem Fortgang besuchte, mit den Jahren immer bestimmter sich kundgab, entschloß [189] sich der Vater, welcher den Grundsatz verfolgte, seinen Kindern in der Wahl ihres Berufes nicht entgegenzutreten, für die Aufnahme seines Sohnes in die See-Cadetenschule zu Venedig die nöthigen Schritte zu thun, und da er Stabsofficier war, so stand denselben auch nichts entgegen. Im Jahre 1840 kam Wilhelm in jene Anstalt. Aus der Zeit seines Aufenthaltes daselbst sind einige sehr charakteristische Züge von ihm bekannt, welche bereits im Jünglinge den energischen, geistesgegenwärtigen, thatentschlossenen Mann, als welcher er sich später in allen Lebenslagen bewährte, ahnen ließen. Nach vierjährigem Verweilen in der Anstalt betrat er am 23. Juli 1845 zum ersten Male das Verdeck im praktischen Dienst, und zwar als effectiver Marinecadet, in welcher Eigenschaft er auf dem Schiffe „Montecucculi“ und dann auf der ,Adria“ eingeschifft wurde, Am Bord der letzteren betheiligte er sich 1847 an den Kreuzungen im Adriatischen Meere und im Archipel. Am 27. Jänner 1848 wurde er Fregatten-Fähnrich, am 18. April d. J. Linienschiffs-Fähnrich und verbrachte die Revolutions- und Kriegsperiode im Dienst auf mehreren Kriegsschiffen. Im Februar 1849 versah er den Adjutantenposten bei dem damaligen Marine-Obercommandanten Feldmarschall-Lieutenant von Martini [Bd. XVII, S. 26], welcher ihn auch nach Ernennung zum k. k. Gesandten in Neapel dahin mitnahm. Im Sommer d. J. wurde er auf der beim Blokade-Geschwader vor Venedig eingetheilten „Adria“ eingeschifft; nach der Capitulation dieser Stadt segelte er als erster Lieutenant des Dampfers „Maria Anna“ mit demselben in die Levante. Am 4. Juni 1851 zum Fregatten-, am 4. November 1852 zum Linienschiffs-Lieutenant befördert, that er auf verschiedenen Schiffen Dienst als erster Lieutenant und Wachofficier. In der Zeit von 1854 bis 1857 commandirte er zunächst die „Elisabeth“, dann den „Taurus“. Ein Vorfall aus der Zeit seines Commandos über letzteres Schiff darf der Vergessenheit nicht anheim fallen. Es war Ende September 1855, als der damals 28jährige Schiffslieutenant mit seinem Dampfer nach Syra segelte, wo der englische Vice-Admiral Sir Houston Stewart mit dem Linienschiff „Hannibal“ vor Anker lag. Als nun sehr früh Morgens der „Taurus“ einlief, unterließ das englische Schiff – wie es später sich herausstellte, nicht aus Absicht, sondern durch den Nebel, der über der See lag. an der freien Aussicht gehindert – die in der Kriegsmarine gebräuchlichen Ehrenbezeigungen. Da sandte Tegetthoff sofort nach der Landung an den Admiral folgendes Schreiben: „Herr Admiral! Bei meiner heut Morgens in diesem Hafen erfolgten Ankunft bin ich mit dem Dampfer, welchen ich zu befehligen die Ehre habe, an der Escadre Ihrer großbritannischen Majestät auf einen halben Kabel Entfernung vorüber gefahren und habe in gleichem Abstand vor derselben Anker werfen lassen. Von Seite der Escadre, welche Sie, Herr Admiral, commandiren, wurden zwei Höflichkeitsacte unterlassen, welche bei allen Nationen gebräuchlich sind, nämlich: die Escadre Ihrer großbritannischen Majestät vernachlässigte bei Ankunft Seiner k. k. Majestät Schiffes „Taurus“ ihre Flagge zu hissen und wie üblich ein Boot zur Begrüßung des Commandanten dieses Kriegsschiffes zu entsenden. Ich erachte es als meine Pflicht, Ihnen, Herr Admiral, [190] zu erklären, daß ein solches Vorgehen mir zum öffentlichen Austausch von Höflichkeitsacten zwischen den Kriegsschiffen zweier befreundeter Nationen wenig geeignet erscheint, und kaum in Uebereinstimmung zu bringen ist mit jenen guten und freundschaftlichen Beziehungen, welche zwischen den Regierungen Seiner Majestät meines erlauchten Souverains und Ihrer Majestät der Königin von England herrschen. Genehmigen Sie, Herr Admiral, die Versicherung meiner größten Hochachtung. von Tegetthoff“. Dieses Schreiben kennzeichnet den Geist, von dem Tegetthoff beseelt war, der mit aller Entschlossenheit für die Ehre und das Ansehen der österreichischen Flagge eintrat. Das Schreiben hatte auch den gewünschten Erfolg, und der englische Admiral nahm keinen Augenblick Anstand, dem Commandanten des „Taurus“ die vollständigste Genugthuung zu geben. Später wurde Tegetthoff mit seinem Schiffe in den Mündungen der Donau stationirt. Nun hatten sich in jenen der Sulina unzählige Fahrzeuge angesammelt, welche wegen niedrigen Wasserstandes nicht auslaufen konnten, und die aus aller Herren Ländern recrutirte Bemannung jener Schiffe mußte von einem kräftigen Arme in Zaum gehalten werden. In seiner Eigenschaft als Commandant fiel Tegetthoff diese ziemlich schwierige Aufgabe zu. Er erfüllte sie mit großem Geschicke, und sein Verhalten dabei richtete zum ersten Male in der Marine die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. Aus jener Zeit rührt auch die besondere Gewogenheit her, mit welcher sich ihm der damalige Marine-Obercommandant Erzherzog Ferdinand Max zuwandte. Im Jahre 1857 erhielt er von diesem den Auftrag, die Küsten des rothen Meeres und des Golfes von Aden zu beschiffen und über Gewässer, die einen neuen Welthandelsweg bilden sollten, Localinformationen zu sammeln, welche der in Aussicht genommene Durchstich der Landenge von Suez wünschenswerth erscheinen ließ. Am 27. März genannten Jahres trat er mit dem Lloyddampfer „Bombay“ von Triest aus seine Reise an und landete zunächst in Kairo, wo eben das Ramadanfest gefeiert wurde. Nach längerem Aufenthalt daselbst miethete er in Gemeinschaft mit dem Reisenden Heuglin [Bd. VIII, S. 456], der sich ihm angeschlossen hatte, eine Dahabia (Fischerbarke) und ging mit seiner Bemannung, welche aus einem Reis (Capitän) und 6 Mann bestand, am 18. Mai unter Segel. Wir übergehen die Wechselfälle der Reise und erwähnen nur, daß Tegetthoff und Heuglin bei Bender Gham von einem Trupp Sengellis angehalten und da ein längerer Widerstand gegen die sich immer vergrößernde Menge der Eingebornen vergeblich gewesen wäre, gefangen genommen wurden. Heuglin ward im Kampfe schwer verwundet. Nach langen Verhandlungen, in Folge deren die Summe von 4000 Thalern, welche die Eingebornen für die Freigebung der Gefangenen verlangt hatten, auf 1100 Thaler herabgemindert wurde, erhielten Beide ihre Freiheit wieder, und nun ging es wegen Heuglin’s schwerer Verwundung zunächst nach Aden zurück, wo derselbe in ärztliche Pflege kam. Tegetthoff setzte nun allein seine Nachforschungen an der Meeresküste weiter fort und schiffte nach Makulla und Cosseir und als dort die Erhebungen nicht den gewünschten Erfolg ergaben, nach der Küste von Sokotora, wo er in Hedebó, der Hauptstadt [191] dieser Insel landete. Nachdem er an der Küste daselbst seine Aufzeichnungen gemacht, kehrte er wegen Mangels an Reisegeld nach Aden zurück, wo er über einen Monat warten mußte, bis er die nöthigen Gelder erhielt. In der Zwischenzeit (am 9. Mai 1858) hatte er seinen Vater durch den Tod verloren. Nach seiner Rückkehr wurde der mittlerweile zum Corvettencapitän ernannte Tegetthoff Chef der ersten Section im Marinecommando zu Triest. Im October 1858 erhielt er das Commando der Schraubencorvette „Erzherzog Friedrich“, um während des spanisch-marokkanischen Krieges an den Küsten Marokkos nach einem daselbst gescheiterten österreichischen Kauffahrer zu forschen, dessen Mannschaft man in Gefangenschaft gerathen glaubte. Nach erfolgloser Durchsuchung der Mittelmeerküsten dieses Sandes steuerte die Corvette nach Gibraltar, um die Post zu holen, und fand dort den Befehl zur Rückkehr in die Adria, denn der Ausbruch des Krieges mit Italien und Frankreich stand bevor. Zu den nach Venedig bestimmten Schraubenschiffen der ausgerüsteten Escadre gehörte die Corvette „Erzherzog Friedrich“, die sich zur Vertheidigung der Lagunen hinter dieselben legte, aber mit den übrigen Schiffen zur Unthätigkeit sich gezwungen sah. Aus jener Zeit ist eines von Tegetthoff gemachten Vorschlages zu gedenken, der uns wieder den Helden offenbart, wie er uns später bei Helgoland und Lissa entgegentritt. Er sprach nämlich für einen Angriff auf die bloquirende französische Escadre, so lange diese noch nicht zur übermächtigen Belagerungsflotte angewachsen war. Nach Beendigung des Krieges wurde Tegetthoff zum Chef der ersten Section des Marine-Obercommandos und zum Adjutanten des Erzherzogs Ferdinand Max ernannt, der eben eine neue große wissenschaftliche Seereise plante. Es war nämlich in der Zwischenzeit ein für Oesterreichs Marine denkwürdiges Ereigniß zum Abschluß gekommen, die auf Veranstaltung des Erzherzogs Ferdinand Max zur Umseglung des Erdballs ins Werk gesetzte Expedition der Fregatte „Novara“. Am 30. April 1857 hatte das Schiff in Triest die Anker gelichtet, am 27. August 1859 war es heimgekehrt. Der glänzende Erfolg der Novaraexpedition weckte in dem Erzherzog den Wunsch, selbst an einer wissenschaftlichen Fahrt theilzunehmen, und so ersah er sich denn als Forschungsgebiet die Urwälder Brasiliens. Es wurde die Corvette „Elisabeth“ ausgerüstet und Tegetthoff, dessen Entschlossenheit[WS 1] man allgemein würdigte, mit dem ehrenvollen Commando dieses Dampfers betraut. Am 14. November 1859 lichtete das Schiff die Anker zu der Reise, welche von dem Erzherzog Ferdinand Max in dessen Werke: „Aus meinem Leben“ so herrlich beschrieben ist. Zunächst ging es zur Insel Gravosa, dann über Neapel, Malaga, Gibraltar, Madeira nach den canarischen Inseln, wo sie längere Zeit verweilend, nach Alterthümern der Guanchen, der Ureinwohner dieser Eilande, forschten. Das nächste Ziel war Santa Cruz, wo eine österreichische Brigg seit fünfzehn Monaten fest saß, da die Matrosen gemeutert hatten und der Capitän vergebens den Schutz der spanischen Behörden ansuchte, um jene an Bord zurückzubringen. Da schickte der Erzherzog seinen Tegetthoff zum spanischen Generalcapitän, das entschiedene Auftreten des Abgesandten verschaffte der österreichischen Flagge volle Anerkennung, [192] und die Brigg konnte ungehindert wieder absegeln. Von Vera Cruz steuerte die „Elisabeth“ noch Palma, durchschnitt am 28. December den Wendekreis, fuhr, um Kohlen zu fassen, nach St. Vincent und passirte am 7. Jänner den Aequator, wo die übliche Seemannstaufe unter den fröhlichsten Scherzen stattfand. Die „Elisabeth“ war der erste österreichische Dampfer, Erzherzog Ferdinand Max der erste österreichische Erzherzog, der die Linie passirte. Am 11. Jänner ankerte der Dampfer in dem brasilianischen Hafen von Bahia. Nun begannen die Forschungsausflüge in den Urwald. In diesen rettete sich Tegetthoff durch seine Geistesgegenwart vor dem tödtlichen Biß einer Schlange. Die Zeit wurde mit wissenschaftlichen Forschungen und Sammeln von Naturgegenständen aller Art verbracht. Am 16. Februar 1860 verließ die „Elisabeth“ in Pernambuco den südamerikanischen Continent und kehrte am 1. April nach Pola zurück, wo die Abrüstung des Schiffes erfolgte. Am 24. April 1860 zum Fregattencapitän befördert, übernahm Tegetthoff das Commando des „Radetzky“, welcher nach der Levante ging. Nach Abrüstung dieser Fregatte sechs Monate als Marine-Obercommando-Adjutant thätig, rückte er am 3. November 1861 zum Linienschiffs-Capitän vor und erhielt noch im nämlichen Monat von Erzherzog Ferdinand das Commando der Fregatte „Novara“ und obgleich einer der jüngsten Linienschiffs-Capitäne, auch jenes über die Flottenabtheilung in der Levante. Durch die Ernennung zum Flotten-Abtheilungs-Commandanten ward aber auch die erste Bedingung zu Tegetthoff’s nachherigem Ruhme geschaffen: denn in dieser Eigenschaft erhielt er, nachdem er Behufs Berichterstattung über den Suezcanal einige Zeit in Port Said verweilt hatte, bei Ausbruch des Schleswig-Holstein’schen Krieges den Befehl, mit der aus den Fregatten „Schwarzenberg“ und „Radetzki“ und dem Kanonenboote „Seehund“ bestehenden Escadre als Vorhut der von dem Vice-Admiral Wüllerstorff-Urbair befehligten österreichischen Gesammtflotte in die Nordsee abzugehen, um gegen die den deutschen Küstenstrich bloquirenden dänischen Schiffe zu kämpfen. In Lissabon sollte er das Gros erwarten. Als sich aber nach dreiwöchentlichem Warten von diesem nur die Fregatte „Radetzky“ einfand, stach er ohneweiters in See, zog in Texel die preußischen Kanonenboote „Adler“, „Blitz“ und „Basilisk“ an sich und warf am 4. Mai in der Elbe Anker. Als er die Nachricht erhielt, dänische Kriegsschiffe hätten in den Gewässern von Helgoland sich sehen lassen, lief er am 8. Mai aus, um den Feind aufzusuchen. Da er denselben nicht in Sicht bekam, warf er am 9. in Cuxhaven Anker, stach aber auf die neuerliche Meldung, daß man dänische Schiffe gesehen habe, noch am nämlichen Tage wieder in die hohe See. Thatsächlich stieß er noch gegen Mittag östlich von Helgoland auf die zwei dänischen Fregatten „Niels Juel“ und „Jyllond“ und die Corvette „Heimdal“; unverweilt griff er sie mit einer Kühnheit ohne Gleichen an und richtete sie im Verlaufe zweier Stunden durch unseren „Schwarzenberg“ derart zu, daß sie die Blokade der Elbe- und Wesermündung aufgeben mußten. Allerdings wurde auch der „Schwarzenberg“, dessen Fockmast in Brand gerieth, von den Kugeln der dänischen Schiffe arg heimgesucht. Aber Tegetthoff setzte mit dem brennenden Schiffe das Gefecht [193] in erfolgreichster Weise fort, und erst als er die dänischen Schiffe kampfunfähig gemacht, dampfte er in die neutralen Gewässer von Helgoland zurück. Die Tapferkeit, Ruhe und Umsicht, welche er während dieser Affaire bewährt hatte, erregte allgemeine Bewunderung. Telegraphisch benachrichtigt von diesem Siege, ernannte der Kaiser den Helden noch am 10. Mai 1864 zum Contre-Admiral und verlieh ihm das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens. Des Siegers Namen aber nannte von nun an jeder Mund voll Ehren und Anerkennung. Es war der Beginn der Apotheose Tegetthoff’s. Nach dem Gefechte bei Helgoland, während dessen die andern Schiffe der kaiserlichen Escadre in Texel eintrafen, betheiligte er sich noch an der Wegnahme der westfriesischen Inseln. Nach Beendigung des Krieges erhielt er seine Berufung nach Wien, um sich daselbst den Arbeiten der Marine-Organisation mit zu unterziehen. Am 15. Jänner 1865 übernahm er wieder das Escadrecommando am Bord der nun segelfertig hergestellten Fregatte „Schwarzenberg“, machte mit ihr und der Fregatte „Donau“ Kreuzungen in der Adria und im Mittelmeere, schiffte im Herbst nach der Levante und berührte auf der Reise dahin Corfu, wo er die persönliche Bekanntschaft seines einstigen Gegners von Helgoland, des dänischen Commodore Swansee machte; darauf besuchte er zum zweiten Male den Suezcanal und kehrte im Jänner 1866 nach Pola zurück. Als dann im Frühjahr 1866 die Verwicklungen mit Preußen begannen, welches mit Oesterreichs Erbfeinde, dem Könige von Italien sich verbündet hatte, wurde er vom Kaiser am 9. Mai zum Commandanten der operirenden Escadre ernannt. Mit aller Energie die Ausrüstung der Flotte in Pola betreibend, konnte er schon Mitte Mai mit der größeren Hälfte der see- und kampftüchtig hergestellten, zur operativen Escadre bestimmten Schiffe auf der Rhede von Fasana, einem kleinen im Adriatischen Meere gelegenen Hafen, eintreffen. Von da aus unternahm er mit einigen Panzerfregatten und schnellsegelnden Holzschiffen eine kühne Recognoscirungsfahrt nach Ancona. (Wie die Italiener, um ihre Niederlage bei Lissa zu verschleiern, eine Theaterlist Tegetthoff’s ersannen, darüber vergleiche unter „XIV. Einzelnes“, S. 208, Nr. 6: „Wie die Italiener sich Tegetthoff’s Sieg bei Lissa erklärten“.) Einige Kanonenkugeln mitten unter die bestürzten feindlichen Schiffe abfeuernd, kehrte er nach Constatirung der Stärke des Feindes auf die Operationsbasis Fasana zurück. Am 5. Juni ordnete er die Formirung der Escadre in drei Divisionen nach Panzerschiffen, schweren Holzschraubenschiffen und Kanonenbooten an, von denen jede einen Raddampfer als Repetiteur erhielt. Es waren meist hölzerne Fahrzeuge, auf denen aber eiserne Herzen schifften. Schon hatte Frankreich nach der Schlacht bei Königgrätz (3. Juli 1866) auf Grundlage der Abtretung Venetiens zu Gunsten des Friedens zu vermitteln begonnen, und die Verhandlungen darüber waren im vollen Zuge. Es hatte daher den Anschein, daß ein Zusammenstoß mit der feindlichen Flotte nicht mehr stattfinden werde. Als aber am 17. Juli Tegetthoff Nachricht erhielt, daß feindliche Schiffe der Insel Lissa sich nähern, und am 19. Juli gemeldet wurde, daß die ganze feindliche Flotte bereits vor Lissa stehe, da beschloß er auszulaufen und diese Hafenstadt um jeden Preis zu entsetzen. Am 20. Morgens [194] sieben Uhr gewahrte er bereits die feindlichen Schiffe vor Lissa, und um zehn Uhr gab er das Zeichen zum Angriffe. Wir übergehen die Darstellung der einzelnen Phasen des Kampfes, der im Ganzen eine starke Stunde währte und mit der Vernichtung des feindlichen Hauptschiffes „Rè d’Italia“ und so schwerer Zerstörung des „Palestro“, der bald nachher explodirte, des „Martino“, „Rè di Portogallo“ und „Formidabile“, daß sie völlig kampfunfähig wurden, und mit starker Beschädigung aller übrigen Schiffe endigte, während unsererseits nur das Linienschiff „Kaiser“ insoweit litt, daß die Ausbesserungen desselben 24 Stunden in Anspruch nahmen. Der feindliche Admiral Persano hatte 11 Panzerschiffe und mehrere Holzfregatten in den Kampf geführt. Tegetthoff ihm nur sieben Panzerschiffe und einige größere und kleinere Holzschiffe entgegengestellt. Diese merkwürdige Seeschlacht bei Lissa, in welcher das Admiralschiff „Ferdinand Max“ das Têteschiff der feindlichen Escadre „Rè d’Italia“ in den Grund bohrte und so die Schlacht siegreich für unsere Flotte entschied, ist Gegenstand einer ganzen Literatur geworden, auf welche wir ebenso bezüglich der Details des Kampfes, wie der Anschauungen der Fachkritik auf Seite 205: „XI. Das Seegefecht bei Helgoland, die Seeschlacht bei Lissa“ verweisen. Muth und Genie hatten über einen an Zahl und Streitmitteln weit überlegenen Feind einen Sieg errungen, welcher, in seiner Art einzig, in der Geschichte des Seekriegs immer ruhmvoll da stehen wird. Am 21. Juli 1866 gelangte das Telegramm herab, welches den Officieren und Mannschaften der Flotte den ah. Dank aussprach und den bisherigen Escadre-Commandanten Contre-Admiral Tegetthoff zum Vice-Admiral ernannte. Später verlieh ihm der Kaiser das Commandeurkreuz des Maria Theresien-Ordens. Tegetthoff wurde nun als der Held des Tages von allen Seiten gefeiert. Man vergleiche darüber Seite 201–203: „VI. Ehrendegen“, „VII. Ehrengeschenke“, „VIII. Ehrenbürger-Diplome“. Damit aber so vielem Lichte auch der Schatten nicht fehle, trat in das Leben des Admirals ein Ereigniß, das denselben sichtlich verstimmte. Man vergleiche darüber unter S. 203: „IX. Tegetthoff in Ungnade“. Die Ursache der Verstimmung war die ungefüge Ausdrucksweise eines Beamten, durch welchen eine von dem Admiral anläßlich einer Festtafel, die derselbe veranstaltet hatte, gemachte Mehrausgabe in höherem Auftrage etwas scharf bemängelt wurde. Tegetthoff, dessen Verstimmung Preußen, England und Nordamerika dazu benützten, ihn für ihren Dienst zu gewinnen, reichte seine Demission ein, welche jedoch nicht angenommen wurde. Nun unternahm er eine längere Reise nach England und Nordamerika, wo man ihm überall glänzende Ehren erwies. Vergleiche unter Seite 204: „IX. Tegetthoff in Amerika“. Nach seiner Rückkehr erkannte man in ihm, der sich überall Sympathien zu erwerben verstand, die am meisten geeignete Persönlichkeit zur Uebernahme der schwierigen Mission, die Leiche des in Mexiko schmählich hingemordeten Kaisers Maximilian, seines früheren Obercommandanten, von Juarez abzufordern, in Empfang zu nehmen und nach Europa zu bringen. Auf dem Schiffe „Novara“, das durch den unglücklichen Prinzen zu so großem Ruhme gelangte, ward die Leiche desselben nach Triest und von da nach Wien gebracht, um in der kaiserlichen Gruft beigesetzt zu werden. Vergleiche [195] darüber S. 206: „XIV. Einzelnes“ Nr. 3: „Tegetthoff in Mexiko“. Das Großkreuz des Leopoldordens ward dem Helden für seine mit großer Umsicht ausgeführte Mission zutheil. Bald nach Tegetthoff’s Rückkehr aus Mexiko wurde mit ah. Entschließung ddo. 25. Februar 1868 der bisherige Marine-Truppen- und Flotten-Inspector Erzherzog Leopold seiner Stelle enthoben und anläßlich der neuen Organisirung der Marinesection der Sieger von Lissa zu deren Chef als Stellvertreter des Reichskriegsministers für Marineangelegenheiten und gleichzeitig zum Commandanten Sr. Majestät Kriegsmarine ernannt. Später erhielt er die geheime Rathswürde und wurde lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes. Tegetthoff widmete sich nun mit ganzer Energie und seinen außergewöhnlichen Geistesgaben der Neugestaltung und Organisirung der österreichischen Seemacht. Nur kurze Zeit war ihm in diesem Wirkungskreise gegönnt. Aber nichtsdestoweniger wurde die leitende Hand des gediegenen Fachmannes bald überall sichtbar. Zweckmäßige Reorganisationen in allen Zweigen und vor allem die Versetzung der bis zu seinem Amtsantritte schwer verwahrlosten Flotte in einen see- und kriegstauglichen Zustand war sein erstes Werk. Auch an die Reorganisirung des Seeverwaltungswesens, dieses größten Krebsschadens der altmilitärischen österreichischen Einrichtungen, an welchen man wie an Reliquien mit unantastbarer Verehrung hing, hatte Tegetthoff energisch Hand angelegt. In Pola rief er das Artillerie-Schulschiff, die Schiffs- und Maschinenjungenschule, die Marine-Volks- und die selbständige Realschule ins Leben. Diese und andere Schöpfungen waren bereits vollendet, weitere im Werden begriffen, als das unerbittliche Geschick seine eiserne Hand auf den Helden legte und der Marine Oesterreichs ihr Genie entriß. Am 1. April 1871 fühlte sich Tegetthoff unwohl. Ohne sein Unbehagen weiter zu beachten, fuhr er am nächsten Tage, es war ein Sonntag, zum Diner bei der Fürstin Schwarzenberg. Aber schon am folgenden Montag verließ er nicht mehr das Lager, und sein Zustand verschlimmerte sich von Stunde zu Stunde. Die Aerzte Oppolzer und Duchek, der Marinearzt Dr. Ilek und Dr. Winternitz thaten alles, das Leben des Helden zu retten. Am Donnerstag verschlimmerte sich sein Zustand, daß man schon das Aeußerste befürchtete. Nach Mitternacht kam er noch einmal zur Besinnung. Um ein Uhr sagte er: „Nun legen wir uns nieder, um zu schlafen und stehen nicht mehr auf“. Es waren seine letzten zusammenhängenden Worte. In seinem Delirium beschäftigte er sich immer mit Organisationsentwürfen und dem Budget der Marine. Um vier Uhr erhielt er die letzte Oelung. um siebeneinhalb Uhr starb er in Gegenwart seiner Mutter, welche von Gratz auf telegraphische Nachricht nach Wien gekommen, seines Bruders Karl, damaligen Obersten, des Contre-Admirals Baron Pöckh[WS 2], des Dr. Ilek und seiner Adjutanten. Die Nachricht von seinem Tode wurde im ganzen Reiche mit tiefer Trauer, im Ausland mit warmer Theilnahme entgegengenommen. In der Vollkraft seines Lebens, im Alter von 44 Jahren, ward der Held dem Staate entrissen, der auf ihn mit Stolz und hoffnungsvoll schaute. Die Empfindungen über den schweren Verlust, den Oesterreich erlitten, kamen in den Blättern aller Farben zum Ausdruck. Dieser [196] Held hatte keinen Feind als jenen, dem er im Kriege gegenüberstand. Se. Majestät der Kaiser ordnete Tegetthoff’s feierliche Bestattung und die Verherrlichung des Andenkens desselben durch ein prächtiges Monument, beides aus Sr. Privatschatulle an. Aber auch von anderer Seite geschah alles, den uns zu früh entrissenen Helden im Tode zu feiern. Vergleiche unten I: die Quellen zur Biographie; S. 197, II: über seine Bildnisse; S. 198. III: seine Leichenfeier; S. 199, IV: über die ihm zu Ehren errichteten Denkmäler, Denksteine; S. 201, V und VI: die auf ihn geschlagene Medaille, den Ehrendegen u. A. Bald nach seinem Ableben brachte die „Neue Freie Presse“ [1871, Nr. 2398] von Freundeshand dem Helden einen Nachruf, worin er mit Meisterhand seinem innersten Wesen und Denken nach geschildert wird, einen Nachruf, der uns mit warmen Worten erzählt und ohne Behauptungen nur durch Anführung von Thatsachen beweist, daß Tegetthoff aus dem Holze war, aus welchem man Helden schnitzt.

I. Quellen zur Biographie. Constitutionelle Vorstadt-Zeitung (Wien, Fol.) 1871, Nr. 97, im „Feuilleton“. – Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1869 (Wien, Staatsdruckerei, 8°.) S. 51. – Dieselbe am 31. Mai 1871, S. 13. [Nur wenige, aber gewaltige Worte widmet der Generalsecretär von Schröter dem verewigten Helden: „Wenn heute der Name Tegetthoff als Symbol des höchsten Kriegsruhmes gilt, so wissen wir, daß mit diesem sein ganzes Verdienst noch lange nicht erschöpft ist…. Er machte die österreichische Marine stark, weil er sie nach einem einheitlichen Gedanken organisirte…. Gleiche Ideen verfolgte er auch auf politischem Gebiete, und hier ist der Verlust dieser seltenen Kraft vielleicht ein noch schmerzlicherer. Tegetthoff hielt unerschütterlich die Idee des Einheitsstaates hoch und seine Festigkeit hätte manchen im Kampfe Schwankenden gestärkt und auf dem richtigen Wege erhalten!“ Worte, die wir heute allen Patrioten, allen, die ein großes, ein starkes Oesterreich wollen, ans Herz legen.] – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien 4°.), 1866, Nr. 200: „Wilhelm Freiherr von Tegetthoff“. – Dasselbe, 1868, Nr. 66 [über Tegetthoff’s Ernennung zum Chef der österreichischen Marine]. – Dasselbe, 1871, Nr. 97: „Nekrolog“. – Dasselbe, 14. April 1871, Nr. 103: „Erinnerung an Tegetthoff“. [Diese interessanten und über die viel besprochene Ungnade, in welche der Admiral gefallen, Licht gebenden Erinnerungen stammen aus der Feder des Ungarn Karl Szathmáry [Bd. XLI, S. 203) in den Quellen.] – Hahn (Sigmund), Reichsrath-Almanach für die Session 1867 (Prag, Satow, kl. 8°.) S. 77. [Daselbst heißt es: „Durch seine Mutter ein Neffe des steirischen Dichters Ritter von Leitner“. Wir geben im Folgenden ein die vorstehende Notiz berichtigendes, im Uebrigen die Familienbeziehungen des Seehelden klarstellendes Resumé. Tegetthoff’s Vater Karl, 1848–1849 Commandant des zur Sicherung der steirisch-ungarischen Grenze militärisch besetzten Bergschlosses Riegersburg, zuletzt k. k. Oberstlieutenant, starb vor seiner Frau, einer geborenen Czermak, deren Bruder Joseph Czermak, k. k. Oberst in Pension, mit einer geborenen von Kriehuber verheiratet war, welche sämmtlich bei des Admirals Tode (1871) sich noch am Leben befanden. Was nun die Familienbeziehungen des Dichters Leitner zu Tegetthoff betrifft, so stellen sich diese als wenig enge heraus, denn nicht Leitner, sondern dessen Stiefbruder, der k. k. Finanzwach-Oberinspector L. Pokorny ist durch Verschwägerung ein Oheim Tegetthoff’s.] – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1864, Nr. 1092. – Neue Freie Presse, 1866, Nr. 700: „Aus dem Leben Tegetthoff’s“. – Dieselbe, Nr. 791, im „Feuilleton“ [erzählt anläßlich verschiedener in den Auslagekästen der Residenz ausgehängter Bildnisse, unter denen sich auch jenes Tegetthoff’s befand, aus der Reise, welche Erzherzog Ferdinand Max in Begleitung des Letzteren nach Brasilien unternahm, [197] eine Episode, welche dem Herausgeber dieses Lexikons nicht ganz verständlich ist, wie es auch wohl jedem anderen Leser ergehen dürfte]. – Dieselbe vom 7. April 1871, Nr. 2376, im Feuilleton: „Vice-Admiral von Tegetthoff“. – Dieselbe, 1871, Nr. 2398, im Feuilleton: „Erinnerungen an Tegetthoff. Ein Kranz von Freundeshand“. – Neue Freie Zeitung (Wien) 12. April 1871, Nr. 14: „Vice-Admiral von Tegetthoff“. – Obentraut’s Jugendbibliothek für Knaben von zehn bis fünfzehn Jahren, Nr. 10: „Tegetthoff“ (Wien [o. J.], Manz’sche k. k. Hof-Verlags- und Universitäts-Buchhandlung, 12°., 80 S. , mit Holzschnitt nach einer Zeichnung von Katzler) [obgleich nur eine Jugendschrift, doch so reich an interessantem, in keiner anderen Biographie des Helden verzeichnetem Material, daß es sich als Quelle für eine künftige Lebensbeschreibung desselben gut verwerthen ließe]. – Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung (Wien, 4°.) 1870, Nr. 150 [Widerlegung von Gerüchten über ein angeblich chronisches Leiden Tegetthoff’s]. – Dieselbe, X. Jahrg., 9. April 1871, Nr. 42: „Tegetthoff“. – Presse (Wiener politisches Blatt) 1864, Nr. 132: „Contreadmiral von Tegetthoff“. – Triester Zeitung, 1868, Nr. 54: „Vice-Admiral von Tegetthoff“ [über seine Ernennung zum Chef der österreichischen Kriegsmarine]. – Ueber Land und Meer. Illustrirte Zeitschrift (Stuttgart, Hallberger) XVI. Bd. (1866), Nr. 46, S. 725: „Wilhelm Freiherr von Tegetthoff“. – Unsere Zeit. Neue Folge. VII. (II.) Jahrg. (1871), S. 70. – Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, 1871, Nr. 94 und 95. – Sarkady (István), Haynal. Arczképekkel és életrajzokkal díszitett Album, d. i. Die Heimat. Bildniß- und Biographien-Album (Wien 1867, Leop. Sommer, 4°.). –Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1859, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 310 [widmet 34 Zeilen dem Helden von Lissa, eine Zeilenanzahl, wie sie jedem čechischen Bratengeiger und Polka-Componisten gewährt ist!]
II. Porträte. Selbstverständlich ist die Zahl der Bildnisse in Lithographie, Holzschnitt u. s. w. sehr groß; aber nur ein geringer Theil kann Anspruch auf Aehnlichkeit machen; der größere zeigt völlig unähnliche, sogar schielende (!) Porträte des berühmten Seehelden. 1) Unterschrift: „G. Cav. de Tegetthoff | I. R. Viceammiraglio della flotta austriaca | ecc. ecc. ecc.“. Celesnig dis. 1866. Trieste. Alesso Levi editore. Trieste. Lit. B. Linassi (Fol.). [Nächst dem von Kriehuber gezeichneten Bildniß des Helden das beste, wohl ohne allen idealen Zug, aber sprechend ähnlich.] – 2) Ueberschrift: „Tegetthoff“. Klič (gez.) 1871. Im „Floh“, 16. August 1871, Nr. 16. – 3) Ueberschrift: „Tegetthoff“. Kollarz (gez.). In der „Bombe“, 16. April 1871, Nr. 15 [schön gezeichnet, aber wenig ähnlich]. – 4) „Wilhelm von Tegetthoff, Viceadmiral“. Nach der Natur gezeichnet und lithographirt von J. Kriehuber (Wien, Fol.). – 5) Unterschrift: „Wilhelm von Tegetthoff, k. k. österreichischer Vice-Admiral“. Originalzeichnung von G. Kühn (Ev. Hallberger’s X. A.) in „Ueber Land und Meer“, XVI. Bd. (1866), Nr. 46. – 6) Unterschrift: „Tegetthoff, k. k. österreichischer Admiral“. Cohn sc. Holzschnitt. – 7) Unterschrift: „Tegetthoff Vilmos | Cs. k. tengerészeti Al-Admirál; Lissa Hose; stb.“. Marastoni Jos. 1867 (lith.. 4°.). Auch in Stephan Sarkady’s „Hajnal“. – 8) Unterschrift: „Contre-Admiral Tegetthoff“. Nach einer Photographie von Engel in Triest. Holzschnitt (ohne Angabe des Xylographen). [Kniestück, auch in Waldheim’s „Illustrirten Blättern“, 1864, S. 173.] – 9) Unterschrift: „Wilhelm v. Tegetthoff, k. k. österreichischer Gegenadmiral“. Nach einer Photographie. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners. In der „Illustrirten Zeitung“, 1864, Nr. 1092, S. 380. – 10) „K. k. Vice-Admiral v. Tegetthoff“. Gratz, Verlag Leykam-Josephsthal (Lithogr., kl. Fol.). – 11) Unterschrift: „Von Tegetthoff, k. k. österreichischer Gegenadmiral“. Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners. In den Prager „Erinnerungen“ (4°.) LXXXVIII. Bd., 1864, S. 12. – Charge. Ueberschrift: „Ein Wiedersehen“. Unterschrift: „Radetzky: Willkommen, lieber Freund! Wir wollen nur hoffen, daß wir beide in Wien kein Monument nach modernem Muster bekommen“. [Tegetthoff wird von Radetzky im Himmel bewillkommnet. Unter den Wolken sieht man verschiedene Wiener Denkmäler, so jenes des Kaisers Franz, des Prinzen [198] Eugen, in carikirter Zeichnung. Diese Charge brachte der „Kikeriki“, 1871, Nr. 16.]
III. Tegetthoff’s Leichenfeier. Auf die erschütternde Kunde von Tegetthoff’s Ableben erließ Se. Majestät der Kaiser einen aus Meran, 7. April 1871 datirten Flottenbefehl, in dessen Schluß es heißt: „Ich befehle, daß Meine Marine auf allen ausgerüsteten Kriegsschiffen und in allen Marinestationen einen feierlichen Trauergottesdienst mit Abgabe der gebührenden Trauer- und Grabessalven abzuhalten und die ausgerüsteten Schiffe durch vierzehn Tage auf der am Topp gehißten Flagge den Flor zu tragen haben“. Den Hinterbliebenen wurde durch Sr. Majestät ersten Generaladjutanten das innigste Beileid Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin über den unersetzlichen Verlust bekannt gegeben, den das allerhöchste Kaiserhaus und das Vaterland erlitten hatten. Ferner ordnete Se. Majestät an, daß der Verewigte mit den militärischen Feierlichkeiten für einen Armee-Commandanten (also mit größerem Conducte, als ihm nach seinem militärischen Range gebührte) bestattet werde und daß die Leichenkosten aus der kaiserlichen Privatschatulle zu bestreiten seien. Auch langte später noch ein Telegramm ein, worin Se. Majestät verfügte, die Leiche Tegetthoff’s solle durch die Burg geführt werden. Am 10. April 1871 fand die Leichenfeier statt, zu welcher unter Commando des Feldzeugmeisters Freiherrn von Maroicic die sämmtlichen in Wien garnisonirenden dienstfreien Regimenter, und zwar Nr. 54, 67, 53, 19, 21, 55, 72, 73, ein Bataillon des Regiments Nr. 2, drei Escadronen des 7. Huszaren- und drei Escadronen des 3. Dragoner-Regiments, das 3, und 4. Festungsartillerie-Bataillon, zwölf Batterien zu je acht Geschützen des 9. und 11. Feldartillerie-Geschützes, eine Compagnie des nach Wien beorderten Matrosen-Corps und die Wiener Cadetenschule ausrückten. Der Einsegnung, welche in der Schottenkirche stattfand, wohnten die Erzherzoge Albrecht, Ludwig Victor, Karl Ferdinand, Wilhelm, Ernst Leopold, Rainer, der Herzog von Modena, der Großherzog von Toscana und in Vertretung des Kaisers der General-Adjutant General-Major Graf Bellegarde, ein großer Theil des Officiers- und Beamtenpersonals der k. k. Marine, an fünfzig Capitäne und Officiere des österreichischen Lloyd und Deputationen aus Triest, Fiume, Marburg und die gesammte anwesende Aristokratie Wiens, nebst einer unübersehbaren Menschenmenge bei. Während der Leichenwagen durch die kaiserliche Burg zog, erschienen der Erzherzog Franz Karl und die Erzherzogin Sophie an einem der Fenster. Den Umstand, daß man nach beendeter Feier den Leichenwagen den Weg sozusagen mutterseelenallein mitten durch die Stadt nehmen und die Truppen, statt daß sie der Leiche das weitere Geleite gegeben hätten, abfallen ließ, rügte mit gerechter Entrüstung die „Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung“, 1871, Nr. 43. mit den Worten: „Ein Tegetthoff wäre dessen schon werth gewesen und wenn schon allenfalls etwas mehr Fatigue für die Truppen herausgekommen wäre, man hätte denselben dafür den nächsten Uebungsmarsch erlassen können“. Die Leiche wurde damals auf dem Matzleinsdorfer Friedhofe beigesetzt, aber nach Vollendung der Tegetthoff’schen Familiengruft auf dem St. Leonhardfriedhofe in Gratz, am 30. October 1872 ungeleitet nach dieser Stadt gebracht. Am nächsten Morgen erfolgte die Ueberführung des Sarges – wieder ohne jede weitere Begleitung – nach der Barmherzigenkirche. Um vier Uhr Nachmittags erschien Alles, was auf Bildung Anspruch machen konnte, und der Feldsuperior nahm die Einsegnung der Leiche vor. Bischof Dr. Zwerger glänzte durch seine Abwesenheit, auch war kein Theil der Garnison ausgerückt. Unter Glockengeläute aller Kirchen, Absingung des Chors von Netzer „Auferstehen“ und den Klängen des eigens zu diesem Anlasse von einem Gratzer componirten Tegetthoff-Marsches brachte man den Leichnam nach dem Friedhofe, wo der Zug bei Fackelschein eintraf. Dort wurde der Held von Lissa neben dem Vater und dem Bruder, die ihm im Tode vorangegangen, beigesetzt. Die Gruft besteht aus einer Capelle; der im griechischen Styl gearbeitete Rundbogen ruht auf vier schlanken Säulen und ist von einem weißen Marmorkreuze gekrönt. Unterhalb der Urne, welche die Mitte des Rundbogens einnimmt, sieht man das Wappen der Familie, jenes siegreiche Wappen mit den Kleeblättern. Der Sockel trägt die Namen der drei dort Ruhenden. Ungeachtet der feierliche Conduct des Admirals in Wien stattgefunden hatte, war [199] man doch über die etwas schlichte Begleitung dieser zweiten Bestattung um so mehr erstaunt, als man sich allseitig der prunkhaften Ueberführung der Leiche Haynau’s in dessen Gruft erinnerte, wobei von den Officieren der ganzen Garnison fast keiner gefehlt haben dürfte. „Ist“, fragt der Berichterstatter, „das Gedächtniß in der österreichischen Armee so schwach, daß es vielleicht eines Regiments-Commandos bedarf, um sich an den unsterblichen Helden Tegetthoff zu erinnern?“. Festliche Todtenämter wurden zu Wien, Marburg, Triest, Pola, Fiume und auf der Insel Lacroma gehalten. [Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) XXV. Jahrg. (1871), Nr. 98, 99 und 100: „Vice-Admiral v. Tegetthoff’s Leichenbestattung“. – Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung (Wien, 4°.) 1871, Nr. 43. – Neue Freie Presse, 31. October 1872, Nr. 2941. – Deutsche Zeitung (Wien) 1872, Nr. 299. – Laibacher Zeitung, 1871, Nr. 102: „Todtenfeier zu Lacroma“. – Fremden-Blatt, 1871, Nr. 111: „Todtenfeier zu Triest“. – Dasselbe, Nr. 111: „Todtenfeier zu Pola“. – Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung, 1871, Nr. 49: „Todtenfeier zu Marburg und Fiume“.]
IV. Denkmäler und Denksteine. 1. Denkmal in Pola. Bald nach dem Ableben des Vice-Admirals Tegetthoff im April 1871 beschloß Seine Majestät, demselben aus allerhöchst Seiner Privatcasse ein Monument in Erz zu errichten. In Pola, dem Centralpunkte der Kriegsmarine, wo für deren Aufschwung Tegetthoff’s rastlos schaffender Geist so vielseitig wahrnehmbar gewaltet, sollte das Denkmal des Seehelden aufgestellt werden, den Zeitgenossen und kommenden Geschlechtern ein unvergänglicher Zeuge der Anerkennung und Dankbarkeit seines Monarchen und obersten Kriegsherrn. Und so geschah es auch. Nachdem sich der Kaiser selbständig für den Entwurf des Bildhauers Professor Kundtmann entschieden hatte, wurde derselbe mit der Ausführung des Monuments betraut und der die Hafenfahrt dominirende Monte Zaro zum Standorte bestimmt. Die Enthüllungsfeier fand am 20. Juli 1877 unter den Auspicien des zu derselben von Sr. Majestät delegirten Erzherzogs Albrecht statt. Das Denkmal stellt den Helden mit sprechend getroffenen Zügen, in gewöhnlicher Flottenuniform, mit verschränkten Armen, in der Rechten das Teleskop, auf einem mächtigen Sockel dar, auf dessen Ecken die vier allegorischen Gestalten des Meeres, des Krieges, des Sieges und des Ruhmes in sitzender Stellung angebracht sind. Die Inschrift, von dem Hofrathe von Arneth verfaßt, lautet: „Dem Vice-Admiral Wilhelm von Tegetthoff Kaiser Franz Joseph 1877. Tapfer kämpfend bei Helgoland, | Glorreich siegend bei Lissa. | Erwarb er unsterblichen Ruhm | Sich und Oesterreichs Seemacht. Professor Kundtmann erhielt aus diesem Anlasse den Orden der eisernen Krone dritter Classe. Eine treffliche Abbildung des Denkmals nebst ausführlicher Beschreibung desselben brachte die Wiener illustrirte Zeitschrift „Die Heimat“, 1877, S. 835. [Oesterreichische Wehr-Zeitung (Wien, gr. 4°.) 1871, Nr. 111, unter den Notizen. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, 4°.) 1875, Nr. 289, unter „Verschiedenes“. – Presse, 21. Juli 1877, Local-Anzeiger, Beilage Nr. 198: „Enthüllung des Tegetthoff-Denkmals in Pola“. – Dieselbe, 24. Juli 1877, Nr. 201, im „Feuilleton“.] – 2. Denkmal in Wien. Bald nach dem Hinscheiden des Helden bildete sich zur Errichtung eines Tegetthoff-Denkmals in Wien daselbst ein Comité, welches aus Seiner kaiserlichen Hoheit Erzherzog Ludwig Victor, den Grafen Beust, Andrássy, Ernst Waldstein, Rudolph Wrbna, Contre-Admiral Baron Pöckh, General-Major Baron Ebner und Bürgermeister Dr. Felder bestehend, im April 1871 einen Aufruf erließ, dessen erstes Verzeichniß von Mitgliedern des kaiserlichen Hofes, dem Fürsten Schwarzenberg und Grafen Johann Waldstein einen Gesammtbetrag von 20.475 fl. auswies. In kürzester Zeit wurden dann über 80.000 fl. gezeichnet. Als Gesammtsumme der Kosten, abgesehen vom Unterbau, nahm das Comité ungefähr 500.000 fl. in Aussicht. Nach dem Concursprogramm für das vor der Votivkirche aufzustellende Denkmal sollten die Hauptgestalt und alle sonstigen figürlichen Theile in Bronce gegossen werden. Der Termin für die Ablieferung der Entwürfe wurde auf den 31. December 1872 festgesetzt und für die drei besten derselben ein Honorar von 3000 fl., 2000 fl. und 1000 fl. in Silber bestimmt, über deren Zuerkennung ein Preisgericht aus drei Mitgliedern des Comités und drei [200] von der kaiserlichen Akademie der bildenden Künste in Wien zu ernennenden Fachmännern entscheiden sollte. Einundzwanzig Modelle trafen ein worüber das Journal „Tagespresse“, 1873, Nr. 38, im Feuilleton: „Der Kampf um den Kranz“ ausführlichen Bericht erstattete. Der erste Preis wurde dem Entwurfe mit der Devise: „Einfachheit hebt das Große, Ueberladung erdrückt das Größte“, der zweite dem mit dem Motto „Lissa II.“ und der dritte jenem mit dem Spruche: „Fortes fortuna juvat“ zuerkannt. Unter den Preisrichtern hatte große Meinungsverschiedenheit obgewaltet. Die von der Akademie berufenen Künstler Oberbaurath von Hansen und die Professoren Eisenmenger und Kundtmann stimmten für den Entwurf „Lissa II.“ und wollten jenem mit der Devise: „Einfachheit hebt das Große“ nur den dritten Preis zuerkennen. Da nun Stimmengleichheit vorhanden war, gab das vom Preisgerichte gewählte siebente Mitglied Graf R. Wrbna, der sich für den Entwurf: „Einfachheit hebt das Große“ aussprach, den Ausschlag. So fiel dem Schweizer Bildhauer Schlöth, dem Bildner des Tell-Denkmals, der erste Preis zu. Doch wurde beschlossen, daß der Künstler an seinem Entwurfe Abänderungen zu treffen habe; auch entschied man sich zu Aenderungen betreffs des Planes zur Aufstellung des Denkmals vor der Votivkirche, wobei man die Ansichten des Erbauers derselben, des Oberbaurathes Ritter von Ferstl maßgebend sein ließ. Ueber den Stand der Denkmalangelegenheit ist zur Zeit Näheres nicht bekannt. [Der Osten (Wiener Parteiblatt, 4°.) 1871, Nr. 18: „Aufruf zur Errichtung eines Tegetthoff-Denkmals in Wien“. – Illustrirtes Wiener Extrablatt, 1872, Nr. 146: „Das Comité für das Tegetthoff-Denkmal“. – Neue Freie Presse, 12. Februar 1873, Nr. 3043: „Entscheidung des Preisgerichts“. – Dieselbe, 20. December 1874, Nr. 3707, in der kleinen Chronik: „Tegetthoff’-Denkmal“. – Neue Illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski, kl. Fol.) 1876, Nr. 6, in der Abtheilung „Bildende Kunst“: „Des Schweizer Bildhauers Schlöth Entwurf zum Tegetthoff-Denkmal“. [Das abfällige Urtheil über das im österreichischen Museum ausgestellt gewesene Modell schließt mit den Worten: „Mit diesem Ungethüm soll der Platz vor der Votivkirche verunziert werden; aber wir hoffen, daß der Entwurf gar nicht zur Ausführung kommt“.] – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1876, Nummer vom 4. Februar: „Tegetthoff-Monument“. – 3. Denkmal in Tegetthoff’s Vaterstadt Marburg. Als die Schauplätze der vornehmlichsten Thätigkeit des Marinehelden, die Stadt Pola und die Reichshauptstadt. Monumente desselben besaßen, wollte auch seine Geburtsstadt Marburg nicht zurückbleiben und auf Anregung ihres Bürgermeisters Dr. Reiser bildete sich im April 1871 ein Executiv-Comité, aus dessen Mitte sich nebst gedachtem Bürgermeister Graf Ferdinand Brandis, die Reichsrathsabgeordneten Friedrich Brandstetter und Konrad Seidl und Gutsbesitzer Alois von Kriehuber nach Wien begaben, um von Sr. Majestät Höchstdessen Uebernahme des Protectorats über das Comité des Tegetthoff-Denkmals in Marburg zu erbitten, welche auch ah. gewährt wurde. Den ursprünglichen Gedanken, dem Helden auf einem der schönsten Plätze der Stadt eine kolossale Büste aufzustellen, ließ man in der Besorgniß fallen, daß auf dem großen Platze die Büste wenig bemerkt werden könnte, und beschloß die Errichtung einer Statue in voller Größe. So stand die Angelegenheit im Jahre 1876. Im Mai 1881 war die für Marburg bestimmte Statue Tegetthoff’s im Atelier des Bildhauers Schulz in Wien zu sehen. [Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1871, Nr. 107 und 111: „Mittheilung aus Marburg“ und „Aufruf“. – Dasselbe, 1876, Nr. 57: „Tegetthoff-Monument“ [innerhalb der Jahre 1871 bis 1876 kamen für das Marburger Monument nicht mehr denn 23.000 fl. zusammen]. – Neue Freie Presse, 1871, Nr. 2386, in der „Kleinen Chronik“.] – 4. Denkmal in St. Radegund. Das Jahr vor seinem Tode brachte Admiral Tegetthoff längere Zeit in der etwa drei bis vier Wegstunden von Gratz entfernten Kaltwasser-Heilanstalt Radegund zu, um daselbst Heilung eines langwierigen Uebels zu suchen. Die Badegäste kannten, ehrten und liebten alle den berühmten Seemann, der mit großer Bescheidenheit und Leutseligkeit auftrat. Als nun im folgenden Jahre – der Admiral war bereits gestorben – sich wieder Badegäste einfanden, die im Vorjahre mit dem Admiral gemeinschaftlich die Cur gebraucht [201] hatten, ließen dieselben einen schönen Steinsockel anfertigen und vor dem Curhause aufstellen. Der Denkstein zeigt in Lapidarschrift die Worte: „Hier hat Tegetthoff oft und gern verweilt“. [Neue Freie Presse, 1871, Nr. 2468, in der „Kleinen Chronik“.] – 5. Tegetthoff’s Gedenktafel in Marburg. Mehrere Bürger Marburgs faßten bald nach dem siegreichen Kampfe Tegetthoff’s bei Lissa den Plan, das Geburtshaus des Helden mit einer Gedenktafel zu versehen. Diese sollte aus schwarzem Marmor in länglich runder Form gemeißelt und über dem Eingange des Hauses angebracht werden, mit folgender Inschrift in goldenen Lettern: „Hier ist | Wilhelm von Tegetthoff“, | der Held von Helgoland und Lissa, | geboren – 23. October 1827.“ Nach der „Oesterreichisch-ungarischen Wehrzeitung“, 1872, Nr. 33, wurde aber einem Gemeindebeschlusse gemäß über dem Eingangsthore von Tegetthoff’s Geburtshaus eine von dem Marburger Baumeister Stichel unentgeltlich gelieferte Gedenktafel angebracht, welche in großen Goldbuchstaben nicht vorhin erwähnte Inschrift, sondern die folgende einfachere: „W. v. Tegetthoff’s Geburtshaus“ enthält. – 6. Tegetthoff-Straße in Marburg. Auch wurde auf Antrag des Bürgermeisters der Stadt Marburg Andreas Tappeiner eine Straße daselbst nach Tegetthoff’s Namen benannt und dem Admiral, der damals in London sich befand, davon Nachricht gegeben. Dieser antwortete in einem Schreiben ddo. London 16. December 1866, dessen Wortlaut das „Fremden-Blatt“, 1867, Nr. 2 mittheilt. – Im Jahre 1867 meldete die „Neue Freie Presse“, in der Nr. 1033, daß Tegetthoff’s Geburtshaus (Nr. 145 Burggasse) von einem Privaten um 23.300 fl. angekauft worden sei. – Gleich nach Tegetthoff’s Ableben regte Hofrath Dr. von Scherzer den Gedanken an, dem Helden auf der Insel Lissa, und zwar auf dem Tegetthoff-Platze daselbst zunächst der Madonna Batterie, ein Denkmal zu setzen. Es bildete sich zu diesem Zwecke ein Comité mit Dr. von Scherzer an der Spitze und brachte auch bei der ersten Sammlung den Betrag von 3000 fl. auf. Was aus dem Plane geworden, ist dem Herausgebers dieses Lexikons nicht bekannt. [Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung, 1871, Nr. 44.] Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß in Wien ein Hotel nach dem Helden: „Hotel Tegetthoff“ benannt ist.
V. Die Tegetthoff-Medaille. Se. Majestät der Kaiser Franz Joseph hat aus Höchsteigenem Entschlusse eine Tegetthoff-Medaille anfertigen lassen. Mit der Ausführung derselben wurde der berühmte Hofmedailleur J. Tautenhayn betraut. Die Medaille zeigt auf der Aversseite das meisterhaft ausgeführte Brustbild Tegetthoff’s in Admiralsuniform, über dem Kopfe die einfachen Worte: „Wilhelm von Tegetthoff“. Unter dem Abschnitte ist der Name des Medailleurs sichtbar. Auf der Reversseite steht die Victoria, in der hocherhobenen Rechten einen Lorbeerkranz, mit der Linken an der Mähne eines schnaubenden Meerrosses, dessen Hintertheil in einen Fischschweif ausläuft, sich anhaltend. Unter dieser allegorischen Figur sind die Worte zu lesen: „Helgoland, 9. Mai 1864 | Lissa | 20. Juli 1866“. Von dieser Medaille wurden goldene, silberne und broncene Exemplare angefertigt. Je eines derselben erhielt in prachtvollem Etui die Mutter Tegetthoff’s, die goldene Medaille allein die Admirale Bourguignon, Pöckh und Petz. Wohl hatte der Erstere den obenerwähnten Schlachten nicht beigewohnt, aber der Kaiser wollte den wackeren Seemann, der schon in der Schlacht bei St. Jean d’Acre gekämpft, durch dieses Geschenk ehren. Die silberne Medaille erhielten die Commandanten der bei Helgoland und Lissa thätigen Schiffe, ferner Admiral Poetl und die Schiffs-Capitäne Manfiori, Morelli und Zaccaria, die broncene alle übrigen Marine-Officiere.
VI. Ehrendegen Tegetthoff’s. Gleich nach dem Gefechte bei Helgoland votirte der Handels- und Rhederstand in Fiume dem Contre-Admiral Wilhelm von Tegetthoff einen Ehrendegen, welchen er dem Helden am 3. November 1864 zugleich mit einer Adresse überreichen ließ. Der Ehrendegen hat die Contouren des Marine-Ordonnanzsäbels. Der Griffbügel besteht aus einer Verschlingung von Meeresproducten, anderen Rückseite ein Neptunkopf (nach einem Modell von Fernkorn) sich befindet; unter dem Kopfe ist der von Seepflanzen umschlungene Dreizack und ganz unten das Wappen der Stadt Fiume angebracht. Am oberen Theile des Griffes prangt [202] das Wappen Tegetthoff’s, an seinem vorderen Theile das Sinnbild der Austria mit dem kaiserlichen Wappen. Die aus schwarzem Sammt angefertigte Scheide ist entsprechend mit den Emblemen des Handels und der Schifffahrt, nämlich Merkurstab und Anker, verziert; das Mittelstück trägt das reichste Symbol der Meeresausbeute, eine echte große Perle, die Rückseite eine Muschel. Die Scheideringe werden von Delphinen getragen. Am Ortband der Scheide sucht sich ein fremder Seefisch vergeblich in ein mit Schilf und Rohr umschlungenes Ruder zu verbeißen, das sich auf ein Seeungeheuer mit Drachenhaupt und Schlangenleib stützt. Die Klinge ist aus echtem Rosendamask mit goldverzierten Zeichnungen, welche Kriegs- und Marine-Embleme[WS 3] darstellen und auf beiden Seiten die in italienischer Sprache verfaßte Widmungsinschrift umgeben. Ins Deutsche übersetzt, lautet dieselbe: (auf der Vorderseite) „Dem Contre-Admiral Wilhelm von Tegetthoff. | Der Rheder- und Handelsstand in Fiume“ (auf der Rückseite) „Zum Andenken an das Seegefecht bei Helgoland | am 9. Mai 1864“. Der ebenso geschmackvoll als kunstreich ausgeführte Säbel ist ein Werk des Herrn B. W. Ohligs-Hausmann in Wien.
VII. Ehrengeschenke für Vice-Admiral Tegetthoff. Daß den Auszeichnungen, welche dem Helden von Helgoland und Lissa von officieller Seite zutheil wurden, auch deren von Seite des großen Publicums folgen würden, war vorauszusehen, galt es doch, einen Mann zu ehren, der dem Vaterlande einen Ruhm bereuet hatte, den dasselbe bisher noch nicht besaß, jenen zweier Seesiege, deren jeder in der Geschichte der Marine seine bleibende ehrenvolle Stelle behält. Das Publicum betheiligte sich denn auch durch Ehrengeschenke, welche es dem siegreichen Vice-Admiral darbrachte. 1. Ehrengeschenk der österreichischen See-Officiere. Vor Allem beschlossen die See-Officiere der österreichischen Marine, ihrem tapferen Führer einen Tafelaufsatz als bleibende Erinnerung an Lissa zu überreichen. Die Zeichnungen zu dem Ehrengeschenke führte der Triestiner Maler Agujari aus, die Modellirung und Ciselirung der Ciselleur Dobiaschofsky. Das Geschenk, theils aus getriebenem, theils aus gegossenem Silber, stellt ein in den Fluten ruhendes Schiff vor. An der Fronte steht der Held, über dessen Haupt die Victoria einen Lorbeerkranz hält. Zu beiden Seiten des Schiffes ruhen die Kriegsgötter. Die sieben Seiten des Sockels sind mit den Namen der in der Schlacht bei Lissa engagirten Schiffe geschmückt: „Salamander“, „Adria“, „Dalmat“, „Narenta“, „Habsburg“, „Erzherzog Friedrich“, „Seehund“, „Andreas Hofer“, „Erzherzog Ferdinand Max“, „Kaiser“, „Hum“, „Elisabeth“, „Don Juan d’Austria“, „Radetzky“, „Velebich“, „Greif“, „Drache“, „Donau“, „Wall“, „Kerka“, „Prinz Eugen“, „Schwarzenberg“, „Streiter“, „Kaiser Max“, „Novara“, „Recca“. An der Vorderseite ist eine von Eichenlaub umkränzte Tafel mit der Widmung angebracht: „Oesterreichs Marine in dankbarer Erinnerung ihrem Führer Tegetthoff“. Noch sonst ist das Ehrengeschenk reich mit Emblemen ausgestattet. – 2. Ehrengeschenk der Stadt Triest. Auch dieses stellt einen silbernen Tafelaufsatz vor. Die erste Anregung zur Widmung gab der Freiherr von Revoltella [Bd. XXV, S. 396]. Den Entwurf machte der Ingenieur Völkner. Ein gewaltiger Meergott, zürnend auf einem Felsriff stehend, schleudert ein Orlogsschiff –– man will darin das Modell des „Rè d’Italia“ erkennen – in den Abgrund. Rings um die Felszacke sitzen vier allegorische Gestalten: der Schiffbau, der Handel, die Schifffahrt und die Industrie, welche vier weiblichen Gestalten durch vier ornamentale Delphine untereinander verbunden sind. Das Postament entspricht der oben beschriebenen Gruppe. Körper und Felsgrund sind von mattem Silber, das ornamentale Beiwerk und das Postament vergoldet. Letzteres enthält in Gravirung und getriebenem Blattwerk vier Inschriften, die in lateinischer und italienischer Sprache sagen: „Dem Admiral Wilhelm Ritter von Tegetthoff, Befehlshaber der kaiserlich österreichischen Flotte, dem ruhmreichen Sieger bei der Insel Lissa, bieten die Bewohner der Stadt Triest dieses Zeichen dankbaren Sinnes, weil er die Ehre des österreichischen Namens ausgebreitet, die Herrschaft über die Adria gewahrt, dem Kaiser zwei Kronländer gerettet, die Handelsstadt vor Unheil bewahrt hat. Dies geschah am 20. Juli 1866.“ Dieses und das vorige Kunstwerk sind von Mayerhofer und Klinkosch in Wien ausgeführt worden. Welchen wesentlichen Antheil an der kunstvollen Gestaltung des zweiten, das von [203] Ingenieur Völkner in etwas demonstrativer Weise entworfen ward, die genannte Firma besitzt, setzt L.(udwig) Sp.(eidel) in dem Feuilleton der „Presse“. 1867, Nr. 274: „Das Ehrengeschenk für Tegetthoff“, in humoristisch-ästhetischer Weise auseinander. – 3. Ehrengeschenk der Damen. Ein drittes sinniges Ehrengeschenk brachten – nicht wie es in mehreren Zeitungen jener Tage gedruckt steht, die „Damen aus Gratz“, sondern Damen, deren Gatten der Kriegsmarine angehören, dem Helden von Lissa dar. Es war eine silberne Vase und ein prachtvoller, von Damenhänden gearbeiteter Tischteppich, höchst sinnig aus sechzehn großen Medaillons und vier Eckbildern zusammengestellt. Die Anfangsbuchstaben der Bouquets sind zugleich die der Namen jener Schiffe, welche vor Lissa in des Admirals Geschwader fochten, z. B.: Rosen die Fregatte „Radetzky“, Kamelien die Fregatte „Kaiser“ u. s. w. Die vier Ecken enthalten das Monogramm und Wappen Tegetthoff’s und Embleme. Die Namen der Damen, welche sich an der Arbeit dieses Teppichs betheiligt hatten, sind: Bourguignon, Mutter und Tochter, Barry, Bonar-Wüllerstorff, Czaike, Eberan, Funk, Nareskine, Pauer, Petz, Pittner-Wimpffen, Paska, Pokorny, Wissiak, Wüllersdorff, Márzani. – 4. Ehrengabe aus Hamburg. Der Geber des vierten Geschenkes – eines von der Firma Brahmfeld und Gutruf in Hamburg gearbeiteten silbernen Theeservices – ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. Das Service besteht aus sieben größeren Stücken und den Theelöffeln. Die Form der reich mit Gravirungen versehenen Gefäße ist die etrurische. Das Theebrett enthält folgende Widmung: „Dem k. k. Contre-Admiral Freiherrn v. Tegetthoff, zur Erinnerung an den zum Schutze der deutschen Schifffahrt am 9. Mai 1864 in der Nähe Helgolands gegen eine dänische Flottenabtheilung bestandenen ruhmvollen Kampf. Hamburg, Mai 1864“. Die übrigen Stücke zeigen das Datum: „Den 9. Mai 1864“. – 5. Früher aber als die oben angeführten Ehrengeschenke – und Herausgeber des Lexikons glaubt, nach dem Siege bei Helgoland – wurde dem Admiral von dem Officiers-Corps der k. k. Marine eine von dem Bildhauer Fernkorn gegossene silberne Säule als Ehrengabe dargebracht. Nach dem Ableben des Admirals schenkte die Mutter des Helden dieses Ehrengeschenk dem Marine-Museum zu Pola.
VIII. Ehrenbürger-Diplome Tegetthoff’s. Dem Siege von Lissa folgten alsbald Auszeichnungen aller Art für den Helden, der Oesterreichs Ruhm zur See in jenem schweren Augenblicke aufleuchten ließ, als es zu Lande einen so unerwarteten und demüthigenden Schlag erlitt. Von den verschiedenen Auszeichnungen, die Tegetthoff zutheil wurden, nennen wir auch die Ehrenbürger-Diplome, deren Reigen die Stadt Wien eröffnete. Ihr folgte Triest, auf Antrag des Podesta Dr. Porenta in der Sitzung vom 25. Juli 1866. – Wenige Wochen danach schloß sich mit gleicher Verleihung die Stadt Laibach an, dann Wiener-Neustadt. Die Diplome von Wien und Wiener-Neustadt sind auch ihrer künstlerischen Ausstattung wegen bemerkenswerth. Ersteres durch die von dem Maler Karl Geiger besorgte Ausführung, letzteres ebenso durch die der Künstlerhand Laufbergers anvertraute Ausführung, wie noch insbesondere durch die ebenso reiche als glänzende Hülle. Ueber ersteres berichtet die „Neue Freie Presse“, 1867, Nr. 1006; über letzteres unter gleichzeitiger Mittheilung des Inhalts des Ehren-Diploms das Wiener „Fremden-Blatt“, 1867, Nr. 185. Es sollen auch noch andere Städte dem Helden das Ehrenbürgerthum verliehen haben, doch sind mir deren Namen unbekannt.
IX. Admiral Tegetthoff in Ungnade. Bald nach dem Siege von Lissa verlautete – und es ging wie eine Schreckenskunde von Mund zu Mund – Tegetthoff sei in Ungnade gefallen. Es war bald ein stehender Artikel in den Journalen. Allerdings legte Tegetthoff nicht, wie von mehreren Seiten mit Recht befürchtet wurde, seine Stelle nieder – denn seine Demission wurde nicht angenommen – aber er erhielt doch einen langen Urlaub, den er wieder zur Erweiterung seiner Kenntnisse benützte. In dieser Zeit geschah es, daß sich Fürst Bismarck, daß sich England und die Vereinigten Staaten von Nordamerika um den Helden von Lissa mit glänzenden Anerbietungen bemühten. Wie der Held die letzteren zwei beschied, ist uns nicht bekannt, aber dem preußischen Gesandten, der ihm das Anerbieten machte, in die Dienste des Königs Wilhelm zu [204] treten, dankte Tegetthoff für diese ehrenvolle Aufmerksamkeit, zugleich entschieden erklärend, daß er das ihm gemachte Anerbieten nicht annehmen könne. „Ich“, endigte er seine Rede, „habe nur österreichischer Admiral aufgehört zu sein, österreichischer Patriot zu sein aber – nicht“. Die Geschichte von der Ungnade, in allen möglichen Formen und Zuthaten entstellt, verhielt sich einfach, wie folgt. Nach dem Siege bei Lissa verkündeten italienische Berichte, daß das von der sardinischen Flotte heftig beschossene Schiff „Kaiser“ zu Grunde gerichtet sei. Nun war dasselbe in Folge der erhaltenen Beschädigungen wohl aus der Reihe der kämpfenden Schiffe getreten, allein sein zerstörter Rauchfang und Vordermast waren bald wieder hergestellt, und als Tegetthoff zur Feier des Sieges ein Bankett veranstaltete, gab er es, um die italienischen Nachrichten Lügen zu strafen, eben auf dem Schiffe „Kaiser“, unter Theilnahme aller in Triest befindlichen fremden Schiffscapitäne. Dieses Bankett, welches, wie es nicht anders sein durfte, ein glänzendes und reiches war und demzufolge auch viel kostete, wurde gegen ihn, der ja auch, wie jeder große Mann, seine Neider und Feinde hatte, als Trumph ausgespielt und man beging die Tactlosigkeit: die Unkosten zu beanständen und dem Admiral die Auszahlung des Betrages dafür als eines solchen, den zu machen er nicht berechtigt gewesen sei, zu verweigern. Ueber diesen Vorgang mit Recht tief verletzt, gerieth Tegetthoff mit einer hochgestellten Persönlichkeit in einen heftigen Wortwechsel und reichte in Folge dessen auch seine Demission ein. Diese wurde nicht angenommen und er erhielt nun einen längeren Urlaub, den er zum Besuche Englands und Nordamerikas benützte. Nach seiner Rückkehr nahm er seinen früheren Posten, den der Kaiser, welcher den Helden persönlich versöhnte, für denselben offen erhalten hatte, wieder ein. Wie hoch eben der Monarch seinen Tegetthoff ehrte, bewies er, indem er ihn mit allen Zeichen seiner Huld überhäufte. Wir geben im Folgenden für Jene, welche sich über die Varianten dieser „Ungnad-Geschichte“ näher unterrichten wollen, eine Uebersicht der bedeutenderen diese Angelegenheit behandelnden Zeitungsnachrichten. [Neue Freie Presse, 1866, Nr. 747; „Tegetthoff“; – Nr. 761; „Wien. 11. October: Vice-Admiral Tegetthoff“; – Nr. 763, in der Rubrik „Eingesendet“: „Herr Redacteur! Ist der Held von Lissa in Ungnade gefallen oder nicht?“; – Nr. 767; „Vice-Admiral v. Tegetthoff“; – 1867, Nr. 1696, im „Feuilleton“. Von Sigmund Kolisch [mit ganz unrichtigen Angaben über die Ursache der vom Admiral eingereichten Demission]. – Presse, 1866, Nr. 287: „Wien. 19. October. Von Tegetthoff“. – Neues Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1866, Nr. 291: „Der Rücktritt des Vice-Admirals Tegetthoff“. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 325, in den „Tages-Neuigkeiten“ [aus der „Allgemeinen Zeitung“.]. – Der Kamerad (milit. Wiener Blatt) 1866, Nr. 112.]
X. Tegetthoff in Amerika. Es ist bekannt, daß, als der Held von Lissa in Folge der oben erzählten ihm zugefügten bureaukratischen Unbilde seine Demission einreichte, diese nicht angenommen wurde [vergl. S. 203; „IX. Admiral Tegetthoff in Ungnade“], wogegen er einen längeren Urlaub bewilligt erhielt, welchen er zu einer Reise nach England und Amerika benützte, um sich in beiden Staaten über Stand und Fortschritt des Seewesens durch eigenen Augenschein zu unterrichten. Er verließ in den ersten Tagen des December 1866 Wien und schiffte sich am 6. December in Liverpool nach New-York ein. In Philadelphia war sein Empfang ein ungemein ehrenvoller. Am Thore der Werfte war eine Compagnie Marine-Infanterie in voller Parade aufgestellt, welche bei seiner Ankunft das Gewehr präsentirte und die Trommel rührte. Als die Tambours die Wirbel schlossen, feuerte eine Haubitzen-Batterie einen Salut von fünfzehn Kanonenschüssen ab. Am Eingange der Werfte empfing den Admiral der Befehlshaber derselben, Commodore Selfridge, von allen seinen Officieren umgeben, und führte ihn dann in seine Wohnung zu einem glänzenden Lunch. Die amerikanischen Blätter jener Tage sind voll von Mittheilungen über die auszeichnende Aufnahme, welche der Admiral überall fand, der, wie ein Privatbrief berichtete, „von Auszeichnungen aller Art förmlich erdrückt wurde“. – Ja, als im Jahre 1871 der Admiral nur zu früh aus dem Leben schied, sprach der damalige Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika in Wien, Herr Jav, der k. k. Regierung am 12. April [205] 1871 das tiefe Bedauern und die sympathische Theilnahme des Präsidenten Grant über den schmerzlichen Verlust aus, den der Staat und insbesondere die Flotte durch das Hinscheiden Tegetthoff’s erlitten. [Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1867, Nr. 67, 81 und 107: „Nachrichten über seinen Empfang in Nordamerika“. – Neue Freie Presse, 1866, Nr. 811, und 1867, Nr. 920. – Feierabend (Pesther Unterhaltungsblatt, 4°.) II. Jahrg. (1867), Nr. 6, S. 48. – Presse, 1867, Nr. 67. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 67.]
XI. Das Seegefecht bei Helgoland, die Seeschlacht bei Lissa. Ueber beide, namentlich über letztere, die in der Kriegsgeschichte der Marine in ihrer Art einzig dasteht, hat sich eine förmliche Literatur gebildet, aus welcher das Wichtigste hier angegeben wird. a) Helgoland. Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) 1864, Nr. 1092, S. 379 und 380: „Das Seegefecht bei Helgoland am 9. Mai 1864“. – Der Kamerad. Militärisch-belletristische Zeitschrift (Wien, gr. 4°.) III. Jahrg., 20. Mai 1864, Nr. 41: „Das Seegefecht am 9. Mai“. [Mit dem Plane der Stellung der Schiffe während der vier Gefechtsmomente von ein Uhr bis viereinhalb Uhr Nachmittag.] – Derselbe, Nr. 42 [bringt eine Ansicht des Schiffes „Schwarzenberg“ und der Schüsse auf dem Panzerdeck und auf der Backbordseite]. – Die Presse, Morgenblatt, XVII. Jahrg., 14. Mai 1864, Nr. 133: „Das Seegefecht bei Helgoland“. – Dieselbe, 19. Mai 1864, Nr. 137. Abendblatt. – Waldheim’s Illustrirte Blätter. Chronik der Gegenwart. Familienblatt zur Unterhaltung und Belehrung (Wien, gr. 4°.) 1864, S. 171: „Das Seegefecht bei Helgoland“. [Ein großer Holzschnitt stellt den Brand der Fregatte „Schwarzenberg“ kurz vor Beendigung des Kampfes dar.] – b) Lissa. Die Seeschlacht bei Lissa (Wien 1867, Arnold Hilberg, 8°.) [bringt die Urtheile von Fachautoritäten in der englischen Presse: „Times“, „Standard“, „Morning-Post“, „Daily Telegraph“, „Daily News“, „Army and Navy Gazette“ u. s. w. über die ruhmvolle Schlacht bei Lissa und manches andere, wodurch diese Schrift als ein Gedenkbuch des Ehrentages der österreichischen Marine vom 20. Juli 1866 erscheint]. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1866, Nr. 202; „Die Schlacht bei Lissa“. Original-Correspondenz Pola 23. Juli. – Dasselbe, Nr. 300: „Kaiser Maximilian über den Sieg bei Lissa“. – Militär-Zeitung. Herausgegeben von Hirtenfeld (Wien, gr. 4°.) 1868, Nr. 60, S. 484: „Zur Erinnerung an den Tag von Lissa“. Von A. D. [ein ernstes Mahnwort, wie wenig für die weitere Entwicklung der österreichischen Kriegsmarine seit dem Tage von Lissa geschehen]. – Neue Freie Presse, 1866, Nr. 684: „Escadre-Befehl Nr. 92 Tegetthoff’s, Hafen von Lissa, am 21. Juli 1866, nebst Nachtrag“. – Dieselbe, Nr. 718: „Die österreichische Marine und die Seeschlacht bei Lissa“ [das Resumé eines Promemoria einer angesehenen Autorität im Seewesen]. – Dieselbe, Nr. 808: „Die Schlacht von Lissa“. Nach der „Revue des deux mondes“. [Der glänzende Artikel in der „Revue des deux mondes“ über Tegetthoff’s Heldenthat machte großes Aufsehen und wurden vorerst der Prinz von Joinville, dann der französische Admiral Julien de la Gravière als Verfasser desselben mit einiger Bestimmtheit genannt. Doch nicht aus der Feder der Genannten, sondern aus jener eines der berühmtesten seemännischen Autoritäten Englands, des britischen Admirals Page, ist der Artikel geflossen]. – Die Presse, 27. Juli 1866, Nr. 204: „Brief eines Maschinisten Seiner Majestät Panzerfregatte Don Juan d’Austria“ [voll interessanter Details]. – Dieselbe, 31. Juli 1866, Nr. 208: „Die Schlacht bei Lissa“ [ein Specialbericht, welcher die Daten des officiellen Berichtes vervollständigt]. – Das Vaterland (Wiener polit. Parteiblatt) 1866, Beilage zu Nr. 298: „Die Seeschlacht bei Lissa und die Neider des österreichischen Sieges“ [Erwiderung eines ehemaligen Marine-Officiers auf einen Leitartikel der „Vossischen Zeitung“, aus welcher für die „Tante Voß“ die Lehre sich ergibt: „Si tacuisses, philosophus mansisses“]. – Wiener Zeitung, 30. Juli 1866, Nr. 188: „Summarischer Bericht des Seesieges. Von Vice-Admiral Tegetthoff ddo. Rhede von Fasana 23. Juli 1866“. – Dieselbe, 1867, Nr. 34, S. 409: „Die Seeschlacht bei Lissa“. – A. Perko’s Lissa-Album. Der rühmlich bekannte österreichische Marine- und Kammermaler Anton Perko [Bd. XXII, S. 26], gegenwärtig Verwalter von Lacroma, [206] hat 1867 eine Anzahl verschiedener Aufnahmen des Seekampfes bei Lissa zu einem „Lissa-Album“ vereinigt, welches, technisch Ungewöhnliches bietend, in seiner Reihenfolge ein lebendiges Bild des denkwürdigen Vorganges gewährt.
XII. Gedichte an Tegethoff. Daß es an poetischen Huldigungen dem Helden von Lissa nicht fehlen konnte, ließ sich wohl denken, wenngleich durch die Mißerfolge unserer Nordarmee im Jahre 1866 die Muse in Oesterreich stark eingeschüchtert, ja geradezu in Fesseln geschlagen war. Wir führen nur jene Dichtungen an, die in Separatabdrücken erschienen und eine weitere Verbreitung gefunden haben. Allem voran steht das sinnige Sonett eines Ungenannten, welches der Triester Schiller-Verein auf dem Balle, den er der k. k. Flotte zu Ehren in den letzten Tagen des August 1866 gab, nach einer kurzen Bewillkommnungsansprache seines Directors Dr. Rabl, durch dessen Gattin Leopoldine dem gefeierten Helden überreichen ließ. Das Gedicht, von dem gleichzeitig Abdrücke an die Anwesenden vertheilt wurden, ist seinem Wortlaute nach im Wiener „Neuen Fremdenblatt“. 1866, Nr. 240, mitgetheilt. – Als dann gegen Ende 1866 aus Gründen, welche wir bereits [siehe S. 203: „IX. Tegetthoff in Ungnade“] erörtert haben, der Admiral seine Reise nach Amerika antrat, brachte die „Constitutionelle Vorstadt-Zeitung“ vom 15. November 1866, Nr. 314, das Gedicht: „Ritter Tegetthoff“. von L. A. Frankl, welches auch im Separatabdruck (kl. Fol.) mit beigefügter hebräischer Uebersetzung von M. E. Stern als Heft unter dem Titel: „Ritter Tegetthoff. Abschiedsgruß an den Helden von Lissa bei dessen Abreise nach Amerika. Separatabdruck aus Stern’s: Kochbe Jizchak, Heft 34“ (Wien, bei Stockholzer von Hirschfeld, 8 S. , 8°., mit gegenüberstehendem israelitischen Texte) ausgegeben wurde. – Als aber der Held wenige Jahre danach im schönsten Mannesalter starb, widmete ihm Eduard Mautner am 8. April 1871 ein Trauergedicht, betitelt: „Tegetthoff“, das mit den Worten schloß: „Doch bist du zu beneiden: Nur wer den Göttern werth, | Dem ist’s, wie dir, zu scheiden | In Kraft und Ruhm bescheert“, und das in der „Neuen Freien Presse“, 1871, Nr. 2378, im „Feuilleton“ abgedruckt steht.
XIII. Tegetthoff als Dichter. Heinrich Littrow erzählt in den in Wien von Penn herausgegebenen „Dichterstimmen aus Oesterreich-Ungarn“, 1877, Nr. 2, S. 26 [nachgedruckt in der „Presse“ vom 5. August 1877, Nr. 213], daß er seinem einstigen Schüler Tegetthoff – dieser war von 1846 bis 1848 Zögling des k. k. Marine-Collegiums in Venedig und Littrow trug zu dieser Zeit daselbst deutsche Sprache, Militärstyl und Literatur vor – nach dem Seegefechte bei[WS 4] Helgoland (9. Mai 1864) von Ragusa aus, wo er damals in der Eigenschaft eines Central-Hafencapitäns bedienstet war, nach Cuxhaven, wohin sich der Sieger nach jenem Gefechte begeben, vier Verse telegraphirt habe, in welchen er dem „tapferen Manne von Helgoland“ zu dessen Erfolge Glück wünschte. Erst nach Wochen – im Juni 1864 – antwortete Tegetthoff in einem sechzehnzeiligen Gedichte, wohl dem ersten und letzten, welches er geschrieben, seinem einstigen Lehrer in innigster Dankbarkeit. Die Verse, herzlich gemeint, sind gereimte Prosa, hatte doch Tegetthoff nicht nöthig. nach Dichterruhm zu geizen, da er ja selbst Stoff zum schönsten Gedichte darbietet. Das Gedicht, das Littrow als kostbares Autograph sorgfältig aufbewahrte, gerieth in Verlust, d. h. er lieh es einer Dame, und als diese es zurückstellen sollte, erklärte sie lakonisch: „sie habe es verloren“, eine Ausrede, gegen welche einer Dame gegenüber es keine Appellation gibt. Nur der Umstand, daß er eine Abschrift der Verse besaß, ermöglichte ihm die Mittheilung des Gedichtes. Littrow besitzt auch noch das Tintenfaß Tegetthoff’s; ein Handfernrohr desselben, das in seinen Besitz gelangte, hat er, wie er schreibt, „würdigeren, schöneren Händen abgetreten“. Sollte es vielleicht jenes Doppelperspectiv sein, welches er auf der Kaiserfahrt nach Suez, wo es ihm bei der Probe der verschiedensten Fernrohre wegen der guten Gläser ganz besonders gefiel, von Sr. Majestät zum Geschenke erhielt, und das seitdem sein Lieblingsglas blieb?
XIV. Einzelnes. 1. Ein Handschreiben des Kaisers von Mexiko. Ein solches theilt das „Fremden-Blatt“, 1866, Nr. 282, mit. Dasselbe, ddo. Chapultepec 24. August 1866, war von dem Großkreuze des Guadeloupe-Ordens begleitet. „Zur Erinnerung an Ihren Admiral und Freund und als Beweis meiner [207] Bewunderung“, lautet darin die Stelle, mit welcher der Kaiser den Helden ebenso ehrt als durch die Auszeichnung, die er ihm verleiht. – 2. Tegetthoff und die Wissenschaft. Dies die Ueberschrift eines Artikels von A.(rnold) H.(illberg) im „Neuen Wiener Tagblatt“ vom 13. April 1871, Beilage zu Nr. 101. Der Autor weist darin nach, daß es Tegetthoff gelungen, drei physikalische und mechanische Fragen zu lösen: 1. jene Wurf- oder Fluglinie aufzufinden, und jene Fluggeschwindigkeit zu ermitteln, die ein Körper einhalten und haben muß, um den Widerstand des Wassers zu bewältigen; 2. das gegenseitige Verhältniß von Kraft und Wirkung mehrerer kleiner fallender Körper zu jener eines großen zu ermitteln; 3. jenes kleinste Zeitmaß zu finden, innerhalb dessen die Wirkung der Trägheit auf die Körper unbesiegbar ist. Von dieser Seite betrachtet, ist Tegetthoff’s Sieg bei Lissa nicht blos ein Sieg über das Schiff „Rè d’Italia“, sondern ein nicht minder wichtiger in der Wissenschaft. – 3. Tegetthoff in Mexiko. Der Sieger von Lissa erhielt den schmerzlichen Auftrag, die Leiche Kaiser Maximilians, seines ehemaligen Admirals von Mexiko nach Oesterreich zu überbringen. Die Durchführung dieser Mission, die keineswegs officiell, sondern dem Admiral von der Mutter des Erzherzogs und dem Bruder Sr. Majestät des Kaisers privat ertheilt war, erwies sich als überaus schwierig. Die Sache gestaltete sich zu einer politisch wichtigen, da die mexikanische Regierung sich weigerte, ohne eine Bevollmächtigung der österreichischen Regierung die Leiche auszuliefern. Die Erörterung der Angelegenheit fällt nicht in den Rahmen dieses Lexikons. Dr. Basch, des Kaisers Maximilian Leibarzt, gibt in der unten angeführten „Presse“ ein klares Bild der ganzen diplomatisch complicirten Frage und ihrer Lösung wie des unqualificirbaren Verhaltens des damaligen österreichischen Gesandten Baron Lago in Mexiko. Tegetthoff machte sich wie ein ganzer Mann an seine Aufgabe: sowohl die Leiche des Kaisers zu erlangen, als auch Alles zu thun, daß der Name des Kaisers in Mexiko makellos erhalten bleibe. „Und Tegetthoff handelte“, wie Dr. Basch treffend berichtet, „für einen Fürsten und handelte fürstlich“. Ein ah. Handschreiben des Kaisers ddo. Wien 15. Jänner 1868 anerkannte die Umsicht und persönliche Aufopferung des Admirals in dieser Angelegenheit und würdigte sie durch Verleihung des Großkreuzes des Leopoldordens. [Neue Freie Presse, 11. October 1867: „Correspondenz über die Leiche des Kaisers Maximilian“. – Presse, 1871, Nr. 107, im Feuilleton: „Tegetthoff in Mexiko“. Von Dr. Basch.] – 4. Tegetthoff’s Tapferkeitszeugniß. Die Bewerber um den Maria Theresien-Orden benöthigen in der Regel ein Tapferkeitszeugniß, das jene Officiere, welche Augenzeugen der Waffenthat des Ordensbewerbers waren, demselben ausstellen. Und so stellten auch die Waffenkameraden Tegetthoff’s demselben ein Tapferkeitszeugniß „Von der k. k. österreichischen Flotte im Canal von Fasana am 24. Juli 1866“ aus, ihm darin bestätigend, daß er am 20. Juli g. J. der italienischen Flotte eine Niederlage mit namhaften Verlusten beigebracht und die hart bedrängte k. k. österreichische Festung und Insel Lissa entsetzt habe. Neunundzwanzig See-Officiere aller Grade sind auf diesem Tapferkeitszeugniß unterzeichnet, welches mit den Namen der Aussteller in der „Presse“ vom 23. Juli 1877, Nr. 200, in der „Kleinen Chronik“ zum Abdruck gelangte. Bald nach dem Hinscheiden Tegetthoff’s übersendete es dessen Mutter an den Vice-Admiral Bourguignon mit dem Wunsche, daß es im Marinemuseum des See-Arsenals zu Pola aufbewahrt werde, welchem Wunsche auch entsprochen wurde. Dieses Museum besitzt außerdem die Insignien des Vice-Admirals, die Gala-Uniform, die er als solcher trug, die von Fernkorn angefertigte silberne Ehrensäule, ein Geschenk des Officiers-Corps[WS 5] der österreichischen Marine an den Admiral. Auch diese Säule wurde von der Mutter Tegetthoff’s dem Museum gewidmet. – 5. Die Engländer über Tegetthoff. Als im Jahre 1866 Tegetthoff’s Ankunft in London bevorstand, schrieb, dieselbe den Londonern ankündigend, das weitverbreitete Journal „Daily Telegraph“ Folgendes: „Admiral Tegetthoff hat einen Urlaub erhalten und beabsichtigt in den nächsten Monaten England und Frankreich zu besuchen, um sich persönlich mit den neuesten Erfindungen in Bezug auf Ausrüstung und Armirung von Kriegsschiffen bekannt zu machen. Sollte der tapfere Admiral unsere (die britischen) Ufer besuchen, so hoffe ich, daß meine Landsleute ihm einen herzlichen Willkomm bereiten. Er [207] ist ein wahrer Gentleman und ein Seemann durch und durch; einer, auf den selbst Horacio Nelson stolz gewesen wäre! Er hat einen großen Seesieg gegen eine doppelt überlegene Macht errungen und sich ebenso sehr durch seine Menschlichkeit wie durch seinen Muth ausgezeichnet. Indem er die italienische Flotte vor Lissa angriff, riskirte er nicht blos einen furchtbaren Verlust, sondern die tiefste Ungnade; denn wäre sein Versuch, die Insel zu entsetzen, mißlungen oder wäre er geschlagen worden – was Beides nur zu wahrscheinlich schien – so würde die ganze schwere Verantwortung dafür auf seine Schultern gewälzt worden sein und er hätte für seine Raschheit und Kühnheit schwer zu büßen gehabt! Ja ich glaube nicht, daß Tegetthoff eine Niederlage überlebt hätte. Aber nachdem er gegen jede Erwartung siegreich war, sollten wir Engländer durch eine Bewillkommnung Tegetthoff’s der Unerschrockenheit, der Tüchtigkeit und dem Elan der österreichischen Marine einen Tribut der Bewunderung zollen! Ich fordere meine Landsleute auf, dem Admiral zu zeigen, daß die Sympathie für Tapferkeit in England nicht ausgestorben ist.“ – 6. Wie die Italiener sich Tegetthoff’s Sieg bei Lissa erklärten. Dieser glänzende Sieg, den unser Held mit seinem Geschwader über die doppelt so starke Flotte der Italiener davontrug, ging denselben doch etwas zu nahe. Es widerstrebte ihnen daher, offen einzugestehen, daß das Genie des Admirals mit der bewunderungswürdigen Aufopferung unserer Marine triumphirt habe. So erfanden sie denn zur Erklärung dieser ruhmvollen Waffenthat ein Märchen, welches die „Correspondance Générale Italienne“ zum Besten gibt: Wenige Tage vor der Schlacht bei Lissa sei Tegetthoff, als Matrose verkleidet, an Bord eines Lloyddampfers im Hafen von Ancona gewesen und, mit Muße die italienische Flotte beschauend, habe er sogleich die verfehlte Construction des „Rè d’Italia“, der überdies nur ein freistehendes hölzernes Steuerruder besaß, erkannt und darauf seinen bekannten so herrlich gelungenen Demolirungsplan entworfen. – 7. Schiffe mit dem Namen „Tegetthoff“. Drei Schiffe sind uns bekannt, welche den Namen „Tegetthoff“ führen. Das eine, zur k. k. Kriegsmarine gehörend, ist ein Casematt- und Panzerschiff von 1200 Pferdekräften, mit sechs schweren und ebensoviel leichten Geschützen; die Zahl seiner Gesammtbemannung beträgt 570. – Ein zweites ist ein auf der Triester Werfte San Marco des Ritters von Tonello erbauter Dreimaster von 1200 Tonnen, der am 19. Juni 1867 vom Stapel gelassen wurde. – Das dritte Schiff war der Nordpolar-Dampfer „Tegetthoff“, auf Tecklenborg’s Werft in Bremerhaven erbaut, 118 Bremer Fuß lang. 251/2 Fuß breit und 131/2 Fuß tief im Raum, und gegen 150 Bremer Lasten groß. Die Maschinen dampften mit etwa 95 Pferdekräften. Unter Weyprecht’s und Payer’s Führung verließ das Schiff am 13. Juni 1872 Bremerhaven, um die Nordpolexpedition anzutreten, welche nach den Namen dieser beiden See-Officiere getauft wurde. [Oesterreichisch-ungarische Wehrzeitung, 1872, Nr. 34.] – 8. Tegetthoff’s Mitschüler Mondini. Unter anderen Journalen brachte auch die „Neue Freie Presse“, 1866, Nr. 690, folgende Mittheilung von freundlicher Hand: „Als Tegetthoff in der Akademie zu Venedig studirte, hatte er in einem Jahrgange nur einen einzigen Mitschüler, den Dalmatiner Mondini. Dieser trat im Jahre 1848 in piemontesische Dienste und machte stets seine Carrière an der Seite Persano’s. In der Schlacht bei Lissa blieb er als Commandant des „Rè d’Italia“ zurück, nachdem Persano dieses Schiff verlassen hatte, um den „Affondatore“ zu besteigen. Der „Rè d’Italia“ ist bekanntlich in den Grund gebohrt worden; Mondini ging mit demselben unter. Sein einstiger Jugendfreund und Schulkamerad Tegetthoff hat ihm dieses Grab bereitet“. Nun erweckte der k. k. Fregattencapitän Heinrich von Littrow den mit dem „Rè d’Italia“ gesunkenen Mondini eilf Jahre später, 1877, wieder zum Leben, indem er über Tegetthoff’s Studienzeit im Marine-Collegium berichtend, wörtlich Folgendes schreibt: „Die Classe, in der sich Tegetthoff damals befand, zählte nur zwei Schüler, Tegetthoff und Maldini (sic). Letzterer war im Gefechte bei Lissa Escadre-Adjutant in der italienischen Flotte und hatte mit dem Admiral Persano das Flaggenschiff „Rè d’Italia“ wenige Stunden früher verlassen, als Tegetthoff es niederrannte und in den Grund bohrte, sonst märe der einstige Classencamerad ihm vielleicht als Geretteter und Gefangener in die [209] Hände gefallen, oder durch ihn zu Grunde gegangen“. – 9. Tegetthoff und Persano. Auch einer früheren Begegnung Tegetthoff’s mit Persano wird gedacht, welche zu einem epigrammatischen Abschluß führte. Die „Gazette de France“ berichtet nämlich, daß sich im Jahre 1863 oder 1864 drei Geschwader, ein französisches, ein österreichisches und ein italienisches, vereinigt in den Gewässern der Levante fanden. Außerhalb der officiellen Dienstbeziehungen trafen da die Admirale Tegetthoff und Persano dann und wann an Bord des französischen Admiralschiffes zusammen, dessen Commandant Beide mit gastfreundschaftlicher Höflichkeit aufnahm. Wiederholt beging jedoch hiebei der Italiener die Tactlosigkeit, im collegialen Gespräche über Oesterreichs Seemacht wenig artige Glossen zu machen. Einmal kam es nun aus einem solchen Anlasse zwischen Tegetthoff und Persano zu einem ernsten Wortwechsel, der zuletzt eine solche Wendung nahm, daß der französische Admiral vermittelnd einschreiten mußte. Es gelang ihm auch, die beiden streitenden Theile zu versöhnen, und man kam überein, diese glückliche Lösung durch ein Bankett an Bord des französischen Admiralschiffes zu feiern. Sonderbarer Weise aber begann Persano beim Dessert von Neuem seine Sticheleien. Da machte „Herr Tegetthoff, ein ziemlich derber Officier, obgleich ein Mann von Lebensart“, so berichtet die „Gazette de France“, der Discussion ein Ende, indem er Herrn Persano auf dessen Bemerkungen entgegnete: „Das ist eine Frage, die sich von einem auf den anderen Tag lösen wird“. – „Im adriatischen Meere!“, rief hastig Herr von Persano. – „Ich werde Ihnen die Gelegenheit darbieten, sie in letzter Instanz zu beurtheilen“, entgegnete Tegetthoff. – „Und ich werde sie nicht zurückweisen“, warf Jener zurück. Nun, das Zusammentreffen fand – ein paar Jahre später – statt, und wir denken: Herrn Persano ist die Lust, auf Oesterreichs Admiral und Marine ferner zu sticheln, ein für alle Male vergangen. – 10. Admiral Tegetthoff und die österreichische Kriegsmarine. Von einem Fachmanne (Meran 1867, S. Poetzelberger, 39 S. , gr. 8°.). [Der Verfasser tritt in dieser Schrift mit aller Entschiedenheit für die Vergrößerung der österreichischen Marine ein und weist auch darauf hin, das Recrutencontingent für Triest, Istrien und Dalmatien in erster Linie für den Marinedienst heranzuziehen.] – 11. Tegetthoff-Brücke und Gassen. In einer Sitzung Ende Juli 1871 beschloß die Commission zur Erbauung der Brücke über die Wien in der verlängerten Johannesgasse von Wien, dem Gemeinderathe daselbst zu empfehlen, daß diese Brücke, die bis dahin nach dieser Gasse genannt wurde, den Namen Tegetthoff’s erhalte, und so geschah es auch in der That. – Wenn wir nicht irren, führen in Gratz und Marburg Gassen den Namen des Helden, und in Lissa gibt es einen Tegetthoff-Platz. – 12. Tegetthoff auf der Bühne. Daß sich die dramatische Production der Gegenwart einen Vorwurf wie den Sieg von Lissa nicht würde entgehen lassen, war vorauszusehen. Ein Dramatiker Namens Jaritz brachte denn auch ein Lebensbild, betitelt: „Admiral Tegetthoff“, auf die Gratzer Bühne. Im Wiener Stadttheater wurde dies Stück im März 1875 gegeben. Schon die Pietät des Publicums sicherte der Novität eine günstige Aufnahme, und der Besuch war auch ein sehr großer. „Damit aber“, schreibt ein Berichterstatter der „Neuen Freien Presse“ [21. März 1875], „ist freilich Alles gesagt, was sich zu Gunsten des Stückes geltend machen läßt; wollte man seinen dramatischen Werth prüfen und fragen, ob der gute Wille wohl auch hinreicht, einen großen Mann zu feiern, so müßte die Antwort allerdings weniger befriedigend ausfallen“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Entschlossenhenheit.
  2. Friedrich von Pöck (Wikipedia).
  3. Vorlage: Marine-Enbleme.
  4. Vorlage: hei.
  5. Vorlage: Offfciers-Corps.