BLKÖ:Waldstein, Johann Nepomuk Graf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 52 (1885), ab Seite: 238. (Quelle) | |||
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Franz Stadion [Bd. XXXVII, S. 1] um die Hebung, den Aufschwung und die Verschönerung jener Hafenstadt. Als sich Kossuth im Reichstage 1847 und 1848 gegen den Adel Ungarns verletzende Aeußerungen erlaubte, forderte Graf Johann den Agitator zum Duell. Dieser lehnte die Annahme der Forderung vor Schluß des Reichstages ab, stellte sich aber auch nach demselben dem Gegner nicht. 1849 zog sich Graf Waldstein aus dem Staatsdienste zurück und widmete sein reiches Wissen und seine unermüdliche Thätigkeit theils der Kunst, theils den national-ökonomischen und industriellen Interessen seines engeren Vaterlandes Ungarn. Mit dem feinsten geläuterten Kunstsinne, einem ausgesprochenen Zeichen- und Maltalente begabt, leitete er viele Jahre als Präsident den Wiener Kunstverein mit dem besten Erfolge für dessen Aufblühen. Ebenso wirkte er bei allen landwirthschaftlichen und industriellen Unternehmungen Ungarns mit, so bei der Theißbahn, der ungarisch-galizischen Bahn, zur Hebung der Pferdezucht u. s. w., theils selbstthätig, theils durch Betheiligung mit namhaften Summen. Auch war er ein wahrhafter Mäcen für junge angehende Künstler und unterstützte mit Rath und That jedes aufstrebende Talent. Er selbst, trotz seiner sehr in Anspruch genommenen Zeit, beschäftigte sich viel mit Malerei, und mehrere gelungene Porträts und Genrebilder entstanden unter seiner kunstfertigen Hand, so auch eine Unzahl Hefte Crayonskizzen, enthaltend Porträts, Figuren, Landschaften u. s. w. Leider gelangten nur wenige durch lithographische[WS 1] Abdrücke an seine Freunde. Selbst Nagler in seinem Künstlerlexikon gedenkt des Grafen als „eines Kunstliebhabers zu Triest, der in [239] der Malerei Vorzügliches leistet“. Die vielen patriotischen Verdienste des Grafen Johann Waldstein und dessen thätige Mitwirkung zur Hebung der Kunst, Landwirthschaft und Industrie würdigte der Monarch 1856 durch Verleihung des königlich ungarischen St. Stephansordens, 1866 durch die geheime Rathswürde und 1873 durch das Großkreuz des Franz Josephordens aus Anlaß der Wiener Weltausstellung, bei welcher der Graf als einer der fungirenden Commissäre neuerdings seine ersprießliche Thätigkeit entwickelte. Im Jahre 1836 zum k. k. Kämmerer ernannt, wurde er einige Jahre später Ehrenritter des souveränen Johanniterordens und erhielt 1857 als Ehrencavalier bei den Feierlichkeiten, welche zur Vermälung des damaligen Erzherzogs Ferdinand Maximilian mit der Prinzessin Charlotte von Belgien in Brüssel stattfanden, das Commandeurkreuz des königlich belgischen Leopoldordens, sowie 1864 das Großofficierskreuz des kaiserlich mexicanischen Guadeloupeordens. Mit dem damaligen siebenbürgischen Hofkanzler Baron Samuel Józsika, dem vormärzlichem ungarischen Hofkanzler Grafen Georg Apponyi, den Grafen Emil Dessewffy, Stephan Széchény, Georg Andrássy und Barkóczy, den Herren von Szőgyényi und Zsedényi, dem ehemaligen Staatsminister Grafen [BLKÖ:Szécsen von Temerin, Anton Graf|Anton Szécsen]] und mehreren anderen ausgezeichneten Staatsmännern der altconservativen ungarischen Partei innig befreundet, war er Mitunterzeichner des im März 1859 Sr. Majestät dem Kaiser unterbreiteten denkwürdigen Memorandums der 24 Altconservativen Ungarns, welches in dem von Albert Hugo herausgegebenen „Pester Morgenblatt“ 1850, Nr. 68 als Beilage erschien, und hing der politischen Richtung jener Männer an, ohne jedoch seine Talente, seine Kenntnisse und sein klares Verständniß der Sachlage den Abnützungschancen der damals so oft versuchten Experimentalpolitik preiszugeben. Am 17. Februar 1844 mit Therese Gräfin Zichy von Vasonykő vermält, verlor der Graf diese durch Herzensgüte liebenswürdige Frau am 8. October 1868 durch den Tod. Er vermälte sich wieder am 18. November 1871 auf Schloß Lettowitz in Mähren mit der Sternkreuzordens- und Palastdame Gräfin Adele von Kálnoky (geb. 7. März 1843). Seit 1871 bekleidete Graf Johann Nepomuk die Würde eines Präsidenten der königlich ungarischen Landescommission für bildende Künste. Wiederholte Reisen und Aufenthalte in England (auch zur Krönung der Königin Victoria war er als Ehrencavalier der Botschaft zugetheilt) gaben noch den vielseitigen Kenntnissen des Grafen jene nutzbringende Anwendung und Objectivität, welche nur auf dem Wege eigener Anschauung durch tieferes Eingehen in die praktischen Institutionen Englands auf national ökonomischem und industriellem Gebiete geschöpft und geschärft werden können. Seine seltene durch Wort und That erhärtete Humanität machte ihn seinen zahlreichen Freunden werth und theuer, sein liebenswürdiger, wohlwollender Charakter, gepaart mit ausgezeichneter Herzens- und Geistesbildung, getragen von den angenehmsten Formen des feinsten Weltmannes, gestatteten aber für Jedermann den Verkehr mit ihm zu einem wohlthuend anregenden. Mit Erlaubniß des Grafen erschien die im Besitze desselben befindliche höchst interessante dänische Originalhandschrift: „Denkwürdigkeiten der Gräfin zu Schleswig-Holstein vermälten Gräfin Uhlefeld“ (Gemalin [240] des historisch bekannten Grafen Corfiz Uhlefeld) 1663–1683, von Johann Ziegler, Wien bei Gerold im Jahre 1871 herausgegeben, wozu er selbst mit voller Namensfertigung die Vorrede schrieb.
Waldstein, Johann Nepomuk Graf (Präsident der königlich ungarischen Landescommission für bildende Künste, geb. 21. August 1809, gest. 3. Juni 1876), von der Duxer Linie. Ein Sohn des im Februar 1829 verstorbenen Grafen Emanuel Waldstein aus dessen Ehe mit Therese Gräfin von Sztaray de Nagy-Mihály, erlangte er nach Beendigung, seiner Studien den Grad eines Doctors der Philosophie und der Rechte und widmete sich dem Staatsdienste. Nachdem er die unteren Rangsstufen rasch durchgemacht, wurde er Hofrath beim Gubernium zu Triest. Während seiner mehrjährigen Verwendung daselbst hatte er wesentlichen Antheil an den Verdiensten seines Chefs Grafen- Thürheim (Andreas Graf). Licht- und Schattenbilder aus dem Soldatenleben und der Gesellschaft. Tagebuch-Fragmente und Rückblicke eines ehemaligen Militärs (Prag und Teplitz 1876, Dominicus, 8°.) S. 41.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: litographische.