BLKÖ:Revoltella, Pasquale Freiherr von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 396. (Quelle)
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Revoltella, Pasquale Freiherr von (Bankier und Humanist, geb. zu Venedig im Jahre 1799, gest. zu Triest im September 1869). Sein Vater übte in Venedig das Fleischergewerbe aus; der Sohn aber, an diesem blutigen Geschäfte wenig Gefallen findend, begab sich, mit den dürftigsten elementaren Kenntnissen ausgestattet, in jungen Jahren nach Triest, wo er eben keine humanistischen Studien machte, aber, von dem regen Leben auf Börse und Markt angezogen, bald Zwischenhändler an ersterer wurde. In dieser Zeit lernte er den damaligen Kaufmann, nachmaligen Minister Bruck, kennen, und die Verbindung zwischen beiden wurde eine sehr innige und blieb es auch, nachdem Bruck jene hohe Stufe erklommen, auf welcher ihn gemeine Intrigue und jene Niedertracht eigener Gesinnung, die alle Welt aus ihrer Brille betrachtet, zum Selbstmorde trieben. In dieser Verbindung Revoltella’s mit Bruck will man auch die Quelle des fast fabelhaften Reichthums finden, den Revoltella besaß, der in Triest für eine Art Monte Christo galt. Revoltella war ein glücklicheres Loos beschieden als seinem Freunde, auch war er eine stark angelegte Natur, die sich durch einen Gewaltstreich nicht sofort aus der Fassung bringen ließ. Die folgende, von Ohrenzeugen verbürgte Thatsache ist für Revoltella’s Denkweise und stählerne Natur bezeichnend. Als nämlich die in den Annalen Wiens, ja Oesterreichs denkwürdige Katastrophe im Jahre 1860 eintrat, daß sich der Feldmarschall-Lieutenant Eynatten im Garnisons-Arreste erhenkte, Baron Bruck zu Hause die Pulsadern durchschnitt, und der Director der Credit-Anstalt, Franz Richter, in Untersuchungshaft genommen wurde, welche er nur verließ, um zum Sterben sich niederzulegen, wurde auch Revoltella in Triest verhaftet; es war das im Jahre 1860, eine Jahreswoche vor seiner Baronisirung. Revoltella folgte willig den Gerichtspersonen, welche den Haftbefehl ausführten, und rief seiner sich um ihn drängenden weinenden und jammernden Familie die Worte zu. „Seid ruhig, Kinder, so reich ist kein Kaiser der Welt, daß er einen Revoltella verurtheilen lassen könnte“. Und in der That, der Fugger von Triest wurde schon wenige Tage nach seiner Haftnahme ob Mangel aller Inzichten wieder in Freiheit gesetzt. In der vorerwähnten Stellung als Zwischenhändler der Börse gewann R. nach und nach ansehnliche Summen, unternahm alsbald immer ausgedehntere Geschäfte, welche bei dem damals beginnenden Aufschwunge des österreichischen Importhandels immer lucrativer sich gestalteten. R. wurde Bankier und bald eine der angesehensten, einflußreichsten Personen auf dem Triester Platze, dessen Name auf allen Handelsplätzen der Erde für baare Münze galt. Wie viel er aber immer auch selbst verdiente, behielt er doch stets das Gemeinwesen, dem er zunächst angehörte, im Auge, und spendete [397] ungeheuere Summen zu gemeinnützigen, Kunst- und anderen Zwecken; immer blieb sein Scharfblick auf das große Ganze gerichtet, dem er als Staatsbürger angehörte und dessen Gedeihen ihm wie seine eigene Wohlfahrt am Herzen lag. So behielt er denn die Entwickelung und Förderung des österreichischen auswärtigen Seehandels unausgesetzt im Auge. Auf Grund seiner Denkschrift: „Oesterreichs Betheiligung am Welthandel“ wurde mit Allerh. Entschließung vom 9. Februar 1864 zur Prüfung dieses Gegenstandes eine Special-Commission in Triest eingesetzt, welche in der That auch den Anstoß gab zu der von der Regierung nach den ostasiatischen Gewässern beschlossenen Expedition, deren unmittelbare Ausführung nur durch die dazwischen getretenen politischen Complicationen verhindert wurde. Ein anderes großartiges und wichtiges Unternehmen, an dem R. wesentlichen Antheil hatte, war der Suez-Canal. Als Vice-Präsident der Suez-Canal-Gesellschaft war er für die Förderung dieses Riesenbaues ununterbrochen thätig und unterließ nichts, die Bedeutung desselben für den europäischen Welthandel und die Vortheile, die daraus dem Handel Oesterreichs zunächst zufließen würden, den Betheiligten klar zu machen. Seine Bestrebungen in dieser Richtung gingen zunächst dahin, eine periodische Dampfschifffahrtsverbindung im rothen Meere und mit den transegyptischen Ländern herzustellen, dadurch für Oesterreich den Welthandel zu erschließen und Mittel-Europa zum augenscheinlichen Vortheile der Monarchie von dem drückenden Uebergewichte der westlichen Seemächte zu befreien. – Ferner hat R. über die Triester Eisenbahn- und Hafenbauten ebenfalls eine Denkschrift verfaßt, worin er die Vortheile für die commerzielle Stellung Triests mit Scharfblick und Sachkenntniß beleuchtet. Nicht geringe Thätigkeit entfaltete R. auch als Miteigenthümer des durch seine großartigen Maschinen- und Schiffsbauten, namentlich für die Kriegsmarine, rühmlichst bekannten Stabilimento tecnico triestino, als Director der großen und bedeutenden Triester Versicherungs-Gesellschaft: Assicurazioni generali, und im Jahre 1867 trug er sich mit dem Plane zur Errichtung einer Schifffahrts-Gesellschaft, die es sich vornehmlich zur Aufgabe gestellt hatte, den Triester Exporthandel zu heben. Wie erheblich aber auch Revoltella’s Verdienste in Leistungen auf dem Gebiete des öffentlichen Interesses sind, sie sind nicht geringer dort, wo er als Patriot und Humanist handelt. Im Jahre 1854 wirkte er auf das Thätigste, und durch eigene, sehr beträchtliche Betheiligung zur Förderung des National-Anlehens; im Jahre 1866 erklärte er sich zur Theilnahme bereit an der Credit-Operation behufs Bedeckung der Kriegskosten-Entschädigung an Preußen mit dem sehr bedeutenden Antheil von 300.000 fl., und immer, wenn das Vaterland in Bedrängniß war, bildete er entweder selbst Comité’s oder wirkte an solchen durch namhafte Beträge u. dgl. m., um die geschlagenen Wunden zu lindern oder für die Zukunft neuen Unfällen vorzubeugen; so bereitete er der vom Siege bei Lissa heimgekehrten Flotte einen festlichen Empfang einzig in seiner Art. Ueberdieß war er bei Lebzeiten ein hochsinniger Wohlthäter, der, wo es galt, zu fördern, zu helfen, zu unterstützen, ansehnliche Summen beisteuerte und diesen humanen Sinn in höchster Weise in seinen letztwilligen Anordnungen bethätigte, woraus hier [398] nur ein gedrängter Auszug folgen möge. Sein Palais hat er mit einer Dotation von 100.000 fl. zu einem Kunstmuseum der Stadt Triest als Eigenthum vermacht. Die prachtvolle Villa auf dem „Jäger“ widmete er zum Sommeraufenthalte dem jedesmaligen Podestà, den angrenzenden Garten zum öffentlichen Belustigungsorte und bestimmte zur Instandhaltung die Summe von 40.000 fl. Die daselbst befindliche Capelle dotirte er mit 20.000 fl. Den Armen in Venedig legirte er 20.000 fl., jenen in Triest eine ebensolche Summe, dem Kapuzinerkloster 10.000 fl., dem Taubstummen-Institute in Görz 5000 fl., dem Unterstützungs-Verein in Triest 10.000 fl., der Zeichnungsschule daselbst 5000 fl.; für die Revoltella-Stiftung, d. i. nämlich einen höheren, in Triest zu eröffnenden Cursus der Handlungsschule 240.000 fl., von deren Interessen jährlich 10.000 fl. für die Lehrer und 2000 fl. jährlich für Stipendien zu verwenden sind. Von der Summe, welche von den durch sein Vermächtniß verwendeten Beträgen noch übrig bleibt, fallen zwei Dritttheile zur Ausstattung armer Mädchen, ein Dritttheil dem Triester Municipium zu wohlthätigen Zwecken zu. Von Seiten der Regierung wurde diese verdienstvolle Wirksamkeit R.’s noch bei dessen Lebzeiten gewürdigt und R. von Sr. Majestät zu wiederholten Malen ausgezeichnet, und zwar durch die Ritterkreuze des Franz Joseph- und des Leopold-Ordens, und zuletzt mit Allerh. Cabinetschreiben vom 20. November 1866 durch den Orden der eisernen Krone 2. Classe, welchem statutengemäß im Jahre 1867 die Erhebung in den Freiherrnstand folgte.

Freiherrnstands-Diplom ddo. Wien 10. Mai 1807. – Ritratto ed il completo testamento di Pasquale Revoltella (Trieste 1869, G. Mayer, 8°.) [ein sehr ähnliches, aber ebenso schlechtes Holzschnitt-Bildniß Revoltella’s, und auf 14 Seiten dessen letzter Wille]. – Triester Zeitung 1869, Nr. 228, im Feuilleton. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1869, Nr. 1812, in der „Kleinen Chronik“. – Neues Wiener Tagblatt 1869, Nr. 255: „Aus Revoltella’s Testament“; dasselbe, Nr. 256, im Feuilleton: „Ein Triester Emporkömmling“. – Wanderer (Wiener Blatt) 1869, Nr. 253. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1869, Nr. 262. – Wappen. Von Roth und Silber gevierteter Schild mit Herzschild. 1 und 4: in Roth eine silberne Galeere alter Bauart mit aufrechtem Mastbaum, welcher am Schnabel und Stern mit Tauen befestigt ist; 2 und 3: in Silber eine frei abgeledigt stehende natürliche Seemöve. Herzschild. In Silber ein pfahlweise gestellter Mercurstab in natürlichen Farben. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone mit einem darauf in’s Visir gestellten gekrönten Turnierhelm. Die Krone des Helms trägt einen offenen, rechts von Roth über Silber, links abgewechselt quergetheilten Adlerflug, welchem der Mercurstab des Herzschildes eingestellt ist. Die Helmdecken sind beiderseits roth, mit Silber unterlegt.