BLKÖ:Reviczky Freiherr von Revisnye, Karl Emerich Graf

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reviczky, Anton von
Band: 25 (1873), ab Seite: 394. (Quelle)
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Reviczky Freiherr von Revisnye, Karl Emerich Graf (Diplomat, geb. zu Wien 4. November 1737, gest. ebenda 10. August 1793). Ein Sohn des Joseph Franz von R. aus dessen Ehe mit Anna Maria von Barthodeiszky. Erhielt eine sorgfältige Erziehung im Elternhause, und bei seiner großen Vorliebe für fremde Sprachen verlegte er sich mit besonderem Eifer auf Erlernung derselben, und eignete sich bald die Kenntniß der deutschen, slavischen, italienischen, französischen, englischen, griechischen, hebräischen, persischen und türkischen Sprache an, ein Umstand, der wohl wesentlich auf seinen Eintritt in die diplomatische Laufbahn mitgewirkt haben mochte. Die orientalischen Sprachen hatte er sich unmittelbar im Orient, wo er sich längere Zeit aufgehalten, angeeignet. Ueberdieß besaß er auch noch umfassende Kenntnisse in anderen Wissenszweigen. R. lebte lange Zeit am Hofe des Bischofs von Neutra. Später wurde er zu verschiedenen Gesandtschaften verwendet, u. z. als außerordentlicher Gesandter zuerst zu Warschau, dann 1782 in gleicher Eigenschaft zu Berlin und seit 1786 zu London. An letzterem Orte lebte er auch längere Zeit als Privatmann und kehrte zuletzt nach Wien zurück. Der Graf, ein großer Freund und Verehrer der Wissenschaften und in denselben in mannigfacher Weise schriftstellerisch thätig, besaß eine reiche und kostbare Bibliothek, welche er im Jahre 1789 dem Lord Spencer in London für eine jährliche Leibrente von 500 Pfund Sterling überließ. Er genoß dieselbe nur vier Jahre. Der Graf hat folgende Schriften im Drucke herausgegeben: „Specimen poeseos Persicae [395] s. Muhamedis Schemseddini notioris agnomine Haphyzi Ghazelae sive Odae sexdecim ex initio Diwani depromptae nunc primum latinitate donatae cum metaphrasi ligata et soluta, paraphrasi item et notis“ (Vindobonae 1771, 8°.), davon erschien eine deutsche und eine englische Uebersetzung, erstere von Johann Friedel unter dem Titel: „Fragmente über die Literaturgeschichte der Perser, nach dem Lateinischen[WS 1] des Barons R. v. R. u. s. w.“ (Wien 1782, 8°.), letztere von J. Richardson unter dem Titel: „Specimen, of Persian poetry or Odes of Hafes with an English translation and paraphrase ...“ (London 1774, 4°.); – „Traité de tactique ou methode artificielle pour l’ordonnance des troupes, traduit du turc d’Ibrahim Effendi“ (Vienne 1769, 8°.; wieder gedruckt im nämlichen Jahre in Frankreich, 12°.); – „Bibliotheca graeca et latina, complectens auctores fere omnes Graeciae et Latii veteris, quorum opera vel fragmenta aetatem tulerunt, exceptis tantum asceticis et theologis patrum nuncupatorum scriptis; cum delectu editionum tam primariarum, principum et rarissimarum, quam etiam optimarum, splendidissimarum atque nitidissimarum, quas usus meo paravi“ (Berolini 1784, 8°.), auch mit französischem Titel: „Catalogue de mes livres. Première partie contenant les auteurs classiques grecs et latins“. Dieser mit ungemeiner Sorgfalt und Genauigkeit gearbeitete Katalog, den Graf Reviczky unter dem Pseudonym Periergus Deltophilus herausgegeben und wovon er nur eine ganz kleine, blos zum Verschenken bestimmte Auflage veranstaltet hatte, begründete den Ruf des Grafen in gelehrten Kreisen. Zehn Jahre später erschien eine „Editio altera cum emendationibus auctoris“ (Berolini 1794, 8°.), ungeachtet aber diese Ausgabe vermehrt ist. wird doch die erste von Bücherfreunden ihrer Seltenheit wegen sehr gesucht; – „Titi Petronii Arbitri satyricon et fragmenta“ (Berolini 1785, 8°.). Wie aus Vorstehendem ersichtlich, gehörte der Graf zu der dünngesäeten Zahl der gelehrten Diplomaten Oesterreichs. So stark er aber mit der Gabe der Gelehrsamkeit bedacht war, so wenig war er es, wie erzählt wird, mit der Gabe des Muthes. Als man die Absicht hatte, bei den Friedensverhandlungen zwischen der Pforte und Rußland vor dem Abschlusse zu Kudschuk Kainardschi ihn dem nachmaligen Staatskanzler Thugut als Collegen mitzugeben, lehnte Thugut dieses Ansinnen mit der Bemerkung ab: „Reviczky ist ebenso geschickt als furchtsam: er erblaßt schon beim bloßen Namen der Pest und wird Anstand nehmen, bei scharfem Winde die Meerenge von Constantinopel zu befahren“. Der Graf war Commandeur des St. Stephan-Ordens und Malteserritter, wurde im Jahre 1773 in den Freiherrn-, 1787 in den Grafenstand erhoben und war somit der erste Graf seines Geschlechtes. Er war unvermält geblieben. Sein Bruder ist der Jesuit Anton [s. d. S. 393].

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern,, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 51 [nach diesem geb. zu Wien 4. November 1737]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 382. – Horányi (Alexius), Memoria Hungarorum et Provincialium scriptis editis notorum (Viennae 1776, A. Loewe, 8°.) Tomus III, p. 176. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Fantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] [396] 1785, u. s. w.) I. (u. einziger) Theil, S. 155. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1811, Gerh. Fleischer d. J., 8°.) Bd. XI, S. 243. – Denina, La Prusse litteraire, tome III et Supplem. p. 147. – Vehse (Eduard Dr.), Geschichte des österreichischen Hofs und Adels und der österreichischen Diplomatie (Hamburg, Hoffmann u. Campe, 8°.) Bd. VIII, S. 87. – Wallaszky (Paulus), Conspectus reipublicae literariae in Hungaria ab initiis regni ad nostra usque tempora (Posonii et Lipsiae 1785, Ant. Loewe, 8°.) p. 243 [nach diesem zu Rewicz in Ungarn im Jahre 1736 geboren].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Lateininischen.