BLKÖ:Tautenhayn, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 43 (1881), ab Seite: 158. (Quelle) | |||
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Joh. Nep. Geiger, 1853 in der Modellirschule des Professors Karl Radnitzky und 1854–1858 als Zögling des Bildhauer-Vorbereitungscurses unter Franz Bauer’s Leitung nach der Natur [159] und Antike. Aus letzterer Zeit sind ein paar Arbeiten des Künstlers, der damals noch Bildhauer werden wollte, aus den Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste bei St. Anna bekannt, nämlich aus dem Jahre 1856: „Der verlorene Sohn“, eine Gruppe in Gyps, und aus 1859 eine den Freiherrn von Haynau vorstellende Gypsbüste, von welcher ein Abguß 50 fl. kostete. Mit dem Gedanken, sich der Bildhauerkunst zu widmen, ging er damals so ernsthaft um, daß er mit seinem Freunde Kundtmann Meister Hähnel in Dresden aufsuchte. Aber während Kundtmann in dessen Atelier verblieb, trat Joseph nach kurzer Zeit seinen Heimweg an, um zur Kunst des Gravirens verschiedener Metalle zurückzukehren, mit der er sich schon früher bei einem Siegel- und Wappen-Graveur beschäftigt hatte, nicht ohne zu den schönsten Hoffnungen zu berechtigen. So wurde er denn Kunsteleve an der Graveurakademie des k. k. Hauptmünzamtes in Wien und widmete sich nun ausschließlich dem Münz- und Medaillenfache. Da war es der um die Förderung der Kunst in Oesterreich so hochverdiente Oberstkämmerer Franz Graf Crenneville, der auch dieses hervorragende Talent ermuthigte und zur vollen Entwicklung zu bringen wußte. Der Initiative seines hohen Gönners verdankte er von Seite der kaiserlichen Regierung eine zweijährige Reisesubvention, durch welche ihm Italien erschlossen ward. In der Zwischenzeit, am 10. März 1862, bereits zum ersten Münzgraveur vorgerückt, sah er sich durch ah. Entschließung vom 23. December 1869 zum k. k. Kammer-Medailleur und am 17. Juni 1873 zum k. k. Münz- und Medaillengraveur ernannt. Die erste große Arbeit, welche er im ah. Auftrage anfertigte, waren die Medaillen und Jetons zur ungarischen Krönung. Auf die erste internationale Kunstausstellung in Wien im Jahre 1869 brachte er mehrere, zur Ausführung für Hof-Geschenksmedaillen bestimmte Wachsreliefs, welche das Bildniß Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph und die allegorischen Gestalten: Weisheit und Stärke, Kunst und Wissenschaft darstellten; dann folgte die Denkmünze zur Enthüllungsfeier des von seinem früheren Dresdener Meister Hähnel vollendeten Fürst Schwarzenberg-Denkmals. – Zur Erinnerung an die Orientreisen des Kaisers – zur Eröffnung des Suez-Canals und nach Jerusalem – hatte der Künstler zwei Medaillen anzufertigen. Beide zählen zu seinen vollendetsten Arbeiten, indem sie ebenso durch die poetische Conception wie die meisterhafte technische Ausführung sich auszeichnen. Die Aversseite beider zeigt das Bildniß des Kaisers, die Reversseite der Suez-Medaille die prächtige auf einer Sphinx sitzende Frauenfigur des Morgenlandes, links im Hintergrunde die Pyramiden, rechts ein Schiff mit vollen Segeln. Die Figur des Morgenlandes, über deren Haupt der Halbmond schwebt, ist eine Meisterleistung ersten Ranges, unvergleichlich schön im Faltenwurf, wie im übrigen Detail. Die Reversseite der Jerusalem-Medaille verewigt den 19. November 1869, au welchem Tage Kaiser Franz Joseph – wie die Inschrift auf der Münze besagt, der erste Kaiser aus dem Westen, welcher nach den Kreuzzügen solche Pilgerschaft vollbrachte – das Grab des Erlösers besuchte. Das Christenthum erscheint als hehre Frauengestalt mit dem Marterkreuz in der einen und dem heiligen Buch in der anderen Hand; ein Stern blinkt über dem Haupte der Figur, [160] zu deren Seite zwei Engel, der eine mit demüthig dargebrachter Kaiserkrone, knieen. Für diese beiden Werke wurde der Künstler mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens und durch die Ernennung zum Kammermedailleur ausgezeichnet. Nun folgte eine Reihe trefflicher Festmedaillen: so die Tegetthoff-Medaille, auf dem Avers mit dem einzig guten Bildnisse des unvergeßlichen Seehelden; und auf dem Revers die aus den Wellen auf einem Seepferde emportauchende, den Siegeskranz hoch emporschwingende Victoria mit der Inschrift: Helgoland 9. Mai 1864 und Lissa 20. Juli 1866; – die Erzherzog Albrecht-Medaille zur Jubelfeier des Helden von Novara, auf der Aversseite das treffend ähnliche Bildniß des Erzherzogs, auf der Reversseite eine Gruppe: die in der erhobenen Linken den Lorberkranz haltende Siegesgöttin, der vor ihr stehende Herold mit der Posaune und der österreichische Adler auf einem Stabe; links am Fuße eines Altars sitzt Klio, auf ihrer Tafel die Jahreszahlen 1830–1877 verzeichnend. Unter der Gruppe stehen die Namen: Mortara, Novara, Custozza; – die Kriegsmedaille; – die Medaille zum 25jährigen Regierungsjubiläum Seiner Majestät, mit der Klio, welche das Datum des 2. December 1873 auf die Erztafel eingräbt (das Kaiserporträt dieser Medaille ist von dem Medailleur Anton Scharff ausgeführt); – die Geschichtsmünze zur Erinnerung an die silberne Hochzeit Ihrer Majestäten, im Auftrage des k. k. Finanz-Ministeriums; – der Schild mit der Darstellung des Kampfes der Lapithen und Centauren, ausgeführt im Durchmesser von 80 Centimetern und von Klinkosch in Silber getrieben; für diese im Jahre 1878 auf der Pariser Ausstellung mit der Medaille zweiter Classe, in Wien mit der Karl Ludwig-Medaille, in München mit der Medaille in Gold zweiter Classe ausgezeichnete Arbeit wurde Tautenhayn auf Antrag des Professoren-Collegiums der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien der Titel eines k. k. Professors verliehen; – die Gisela-Medaille, anläßlich der Vermälung der Erzherzogin Gisela mit dem Prinzen Leopold von Bayern, auf der Aversseite das Doppelbildniß der Vermälten, auf dem Revers der Genius mit den Wappenschildern der beiden Herrscherhäuser; – die Medaille zur Eröffnung der Hochquellenleitung; – die fünf Weltausstellungs-Medaillen 1873: die für die Kunst und den Fortschritt zeigen beide auf der Reversseite figurenreiche Gruppen, auf dem Avers das Bildniß Seiner Majestät, die übrigen, für Verdienst, für guten Geschmack und dem Mitarbeiter, waren in dem Revers von Schwenzer, Cesar und Rud. Weyr ausgeführt, während man für die Aversseite den Kaiserkopf Tautenhayn’s beibehielt. Für die drei Entwürfe: Avers (Kaiserbildniß), für Kunst und für Fortschritt, mit denen sich unser Künstler an einer internationalen Concurrenz betheiligte, wurde er mit drei Preisen nebst der Uebertragung der Ausführung ausgezeichnet. Abbildungen dieser Entwürfe brachte die neue illustrirte Zeitung (Wien, Zamarski) 1873, Nr. 23; – die Schubert-Medaille zur Enthüllung des Schubert-Denkmals im Wiener Stadtparke; – die Preismedaille des k. k. Ackerbauministeriums für Musterwirthschaften; – Medaille für den Oberbaurath Friedr. Schmidt; – Medaille für Heinrich Laube; – Medaille für Heinrich Conze; – Medaille [161] zur Enthüllungsfeier des Maximilian-Denkmals in Triest, ein originelles Werk, indem auf der Bildseite das auf dem Revers dargestellte Monument rings um den Kaiserkopf gruppirt erscheint; diese Idee, welche auch den Rundfries des Mittelsockels auflöst und zwischen die vier allegorischen Darstellungen der Himmelsgegenden einfügt, soll der Künstler nach der Angabe des Bildhauers Schilling ausgeführt haben; – der Revers zur Gußmedaille, welche die Stadt Wien aus Anlaß der silbernen Hochzeit Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin anfertigen ließ (die Aversseite mit dem Bildnisse der Majestäten arbeitete Scharff); die Reversseite stellt eine figurenreiche Allegorie auf die Huldigung der Stadt Wien dar; diese Medaille, von welcher die „Neue illustrirte Zeitung“ (Wien, Zamarski) 1879, Bd. II, Nr. 33, S. 516 eine Abbildung brachte, ist ein Ereigniß im Gebiete der modernen Medailleurkunst; ihr Durchmesser beträgt 61/2 Zoll; den Guß besorgte E. Hohmann, die Ciselirung Stephan Schwarz, Lehrer an der Ciselirschule der k. k. Kunstgewerbeschule; die von Dr. Heinrich Kábdebo herausgegebene „Oesterreichische Kunst-Chronik“ gibt (Bd. II, 1879, Nr. 3, S. 39) eine ausführliche Beschreibung dieser Medaille, eines Kunstwerkes, wie es in ähnlicher Weise seit etwa zweihundert Jahren – die auf Kaiser Leopold I. 1683 gegossene Medaille, war die letzte dieser Art – nicht wieder ausgeführt worden; – die Tapferkeitsmedaille für das Fürstenthum Montenegro, im Avers mit dem Bildniß des Fürsten Nikita; – die Medaille für den Orientalisten Ritter von Schwegel; – die Medaille für den aus dem Theresianum ausscheidenden Director Ritter von Pawlowsky, im Avers mit dem Brustbilde des Gefeierten, im Revers mit der Ansicht des Portals des Theresianums. Im Vorstehenden ist kein bedeutendes Werk des Künstlers übergangen. In Arbeit hat er: Modelle für Gruppen zu den neuen im Bau begriffenen Hofmuseen; – die Medaille zur Vermälungsfeier Seiner kaiserlichen Hoheit des Erzherzogs Kronprinzen Rudolph und im ah. Auftrage eine Fruchtschale, ein Gegenstück zu dem obenerwähnten Schild; die figurenreiche Composition stellt „Raub und Rückkehr der Persephone“ dar. Tautenhayn zählt zu den Koryphäen seiner Kunst, er ist ebenso tüchtig als Bildgraber wie als Figuralbildhauer. Seinen Arbeiten sieht man das ernste Studium nach der Natur und der Antike an, in seinen Modellirungen zeigt sich die seltene Fertigkeit, aus dem Großen plastisch zu reduciren; er ist nicht blos Techniker, er hat Ideen und versteht es, sie zu gestalten. Die Bedeutenheit des Künstlers ließ sich am besten in der 1877 anläßlich der Eröffnung der neuen Kunstakademie in Wien stattgefundenen historischen Kunstausstellung ermessen, in welcher er durch 23 verschiedene Medaillen und Wachsmodellirungen vertreten war.
Tautenhayn, Joseph (k. k. Münz- und Kammer-Medailleur, geb. in Wien am 5. Mai 1837). Nachdem er die vier Classen der Normal-Hauptschule, dann den ersten und zweiten Jahrgang der Unterrealschule bei St. Anna in Wien besucht hatte, betrieb er seine Studien an der Akademie der bildenden Künste in Wien, und zwar 1852 in den Elementargegenständen unter Professor- Allgemeine Zeitung (Augsburg[WS 1], 4°.) 1875, Nr. 96, Beilage: „Wiener Briefe“. Von V.(incenti). – Oesterreichische Kunst-Chronik. Herausgegeben von Dr. Heinrich Kábdedo (Wien, 4°.); Bd. I (1879), S. 104, 135 und 169; Bd. II, S. 26 und 39; Bd. III, S. 187.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Ausgburg.