BLKÖ:Scherzer, Karl Ritter von

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Scherzer, Andreas
Band: 29 (1875), ab Seite: 227. (Quelle)
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Scherzer, Karl Ritter von (Reisender und Naturforscher, geb. zu Wien am 1. Mai 1821). Sohn bürgerlicher Eltern. Sein Vater, der zu Ende des vorigen Jahrhunderts aus Nürnberg nach Wien eingewandert und erst vor einigen Jahren im hohen Alter als einer der geachtetsten Wiener Bürger, der sich namentlich um die beiden dortigen protestantischen Gemeinden große Verdienste erworben hatte, gestorben ist, ließ ihm zeitig den Segen einer sorgfältigen Erziehung angedeihen. Den größten Theil seiner Jugend brachte S. in einem Privat-Erziehungsinstitute in Wien zu, welches in jener Zeit unter der Leitung des bekannten Pädagogen Franz Kudlich in großem Rufe stand. Dort sollte Scherzer bis nach vollendeten juridischen Studien verbleiben und für den Beamtenstand herangebildet werden. Allein er zeigte wenig Lust für diesen Beruf, und selbst der väterliche Rath eines alten Freundes der Familie, des damaligen Directors der Staatsdruckerei, Edlen von Wohlfahrt, vermochte Scherzer nicht zu bewegen, die bureaukratische Laufbahn einzuschlagen. Wohl aber bestimmte zuletzt der wohlwollende Einfluß des genannten Directors den jungen Mann, in der genannten Anstalt die Laufbahn eines Typographen zu betreten, und dieß um so mehr, als ihm seine eigenen Mittel die Aussicht gewährten, in der Folge selbstthätig und an der Spitze einer ähnlichen Anstalt unabhängig und energisch zu wirken. In der That gründete er auch bald eine Musteranstalt für Typographie und die verwandten Fächer und gab sich seiner Aufgabe mit Ernst und Begeisterung hin. Scherzer fühlte, daß die Kenntniß fremder Länder und Institutionen seinem Berufe die letzte Weihe und Vollendung zu geben habe. Er unternahm daher nach einander und schon während seiner Studien (1838 und 1839) größere Reisen, die erste in’s lombardisch-venetianische Königreich und nach Südtirol, die zweite, mit der er drei Jahre ausfüllte, nach Deutschland, wo [228] er, namentlich in Leipzig, die wichtigsten Fachstudien machte. Bei einem Ausfluge nach Berlin machte er die Bekanntschaft der englischen Humanistin und Quäkerin Mrs. Elisabeth Fry, der Schwester Samuel Gurney’s, welche eben die preußischen Gefängnisse besuchte, um deren Einrichtungen kennen zu lernen. Den freundschaftlichen Verkehr mit dieser Frau setzte S. bei seinem späteren Aufenthalte in London fort. Sie war es auch, die ihn während seiner Bereisung Englands mit den wohlwollendsten Empfehlungsbriefen versah. Im Sommer 1840 machte S. eine Reise durch das südliche Deutschland, Belgien und Holland, und ging hierauf nach Paris, wo er den Winter zubrachte. In der nächsten Zeit bereiste er Frankreich, England, Irland und Schottland, machte sich mit allen Geheimnissen der Typographie vertraut und knüpfte interessante Verbindungen in höheren Kreisen und mit Notabilitäten der Wissenschaft an. Als er im Jahre 1842 sich in Liverpool auf dem Dampfschiffe „Great Western“ nach New-York einschiffen wollte, riefen ihn schwere Unglücksfälle in seiner Familie nach Wien zurück. Es bedurfte längerer Zeit, bis er sich zu sammeln vermochte, dann aber war er zunächst bedacht, seine auf jenen Reisen gesammelten Erfahrungen zu verwerthen, und er bereitete sich vor, eine großartige Buchdruckerei in seiner Vaterstadt zu errichten. Als aber dieser Plan an der Ungunst äußerlicher Verhältnisse scheiterte, zog er sich von 1843 bis 1846 in Abgeschiedenheit zurück und betrieb während dieser Zeit national-ökonomische und philologische Studien. Später übernahm er die Leitung eines Wiener Handlungshauses, der er sich eine Zeit lang hingab; aber bald faßte er, im Unmuthe über so viele gescheiterte Hoffnungen, den Entschluß, Wien für immer zu verlassen und in England sich anzusiedeln. Indessen kam das ereignißreiche Jahr 1848 heran, das ihm neue Gelegenheit gab, seine humanistischen Zwecke zu verfolgen. Er gründete nämlich den Gutenberg-Verein. dessen Aufgabe es war, die Verhältnisse der in den Buchdruckereien beschäftigten Arbeiter zu verbessern. Er bot sein Streben nicht vergebens auf, denn ihm verdankt das Gremium die Regulirung der besseren Arbeitspreise, sowie die Einhaltung des Sonn- und Feiertages als eines Ruhetages in den Druckereien. Zu gleicher Zeit war er auch für die moralische Bildung und Veredlung seiner Fachgenossen bedacht; er legte für dieselben eine rasch anwachsende Bibliothek an und vereinigte sie zu wiederholten Besprechungen im Interesse der Kunst und Wissenschaft, um sie mehr und mehr vom Gemeinen abzuziehen und mit dem Bewußtsein ihrer schönen Aufgabe zu erfüllen. Leider ward der Wirksamkeit dieses Vereins mit einem Stande von 800 Mitgliedern und einem Fonde von 3000 fl. durch Aufhebung des Vereinsgesetzes vom Jahre 1848 auf immer der Todesstoß versetzt. Die Bestrebungen S.’s zu Gunsten dieses Vereins zogen ihm, der überdieß der liberalen Partei angehörte, Mitglied des juridischen Lesevereins und des Sicherheitsausschusses war, sogar kriegsgerichtliche Verfolgung zu. Obwohl S. mit den Führern der Bewegung des Jahres 1848 befreundet war und die Solidarität dieser Gesinnungen in seiner Weise kundzugeben nicht unterließ, so war doch nicht er, sondern sein Bruder Deputirter, Ordner des Reichstages und Obercommandant der Nationalgarde (6. October). Es ist dieß ein Irrthum, der sich in mehreren Werken aus jener Epoche, namentlich auch in Reschauer’s, [229] Schütte’s Geschichte des Jahres 1848 eingeschlichen hat und niemals berichtigt worden ist. In diesem Jahre erschien auch die bereits 1847 verfaßte Schrift: „Ueber das Armthum“, worin S. eine Reihe von Vorschlägen macht, um das Ueberhandnehmen des Pauperismus zu verhindern. Wie ich aus dem Munde Scherzer’s selbst weiß, haben die damaligen Censoren Demel und Umlauft die im Ganzen harmlose und gutgemeinte Schrift über sechs Monate zurückbehalten und erst nach erheblichen Censurstrichen den Druck derselben gestattet. In den Jahren 1850 und 1851 bereiste S. neuerdings Deutschland, England, Frankreich, Italien und die Schweiz und wurde bei seiner Rückkehr vor das Martialgericht geladen und angeblich wegen seiner – ganz unbegründeten – Theilnahme an der Arbeiterbewegung zur Rechenschaft gezogen. Auf der vorbeschriebenen Reise, auf welcher er Meran besucht, lernte er den bekannten Naturforscher Moriz Wagner kennen. Dieser wissenschaftliche Forscher beredete S. zu einer gemeinsamen Reise nach Amerika, auf welcher sie die Arbeiten zu theilen hätten. Wagner sollte die Parthie der naturwissenschaftlichen Erscheinungen, Scherzer die der geographischen und staatlichen übernehmen. Dieser Plan ward auch, nachdem S. noch das Seebad Blankenberghe bei Brügge, Ostende und London besucht hatte, im Monate Mai 1852 in’s Werk gesetzt, denn an diesem Tage schifften die Reisenden sich nach New-York ein. Von da an begann eine Reihe wissenschaftlicher Forschungen und Leistungen, wozu ihnen Land und Leute der neuen Welt reichlichen Stoff boten. Am 7. Juni desselben Jahres dort angekommen, besuchte Scherzer zuerst die östlichen und Mittelstaaten der Union, das britische Amerika, den Lake superior, das größte Süßwasserbecken der Welt, das wichtige Gebiet Minnesota und den Staat Iowa. Dr. Wagner ging nach Canada, hielt sich einige Zeit an den Ufern des St. Lorenzostromes, später am Niagara und an den westlichen Seen und dann länger im Staate Wisconsin auf. Nach der gemeinschaftlichen Bereisung der Staaten Illinois und Missouri, und nachdem S. die berühmten Eisenwerke Iron Mountain und Pilot Knob besucht hatte, sowie den Ohiofluß aufwärts nach Louisville, von da zu Lande durch die Staaten Kentucky, Tennessee, Georgien und Alabama gegangen war, während Wagner den gewöhnlichen Wasserweg nach Louisiana auf dem unteren Mississippi wählte, überwinterten die Reisenden in den südlichen Staaten von Louisiana, Mississippi und benützten diese Rast, um ihre reichen Erlebnisse zu Papier zu bringen. Sie hatten auf dieser Tour überall die freundlichste Aufnahme gefunden und die ersten Größen der Union beeiferten sich, ihnen mit Rath und That beizustehen. Aus diese Art ward es ihnen möglich, eine seltene Sammlung urkundlicher, ganz neuer Materialien über statistische und nationalökonomische Fragen zu Stande zu bringen. Im Frühlinge 1853 begaben sich die Forscher nach New-Orleans, nach Greytown oder San Juan del Norte im Staate Nicaragua, befuhren, von Eingebornen geführt, den Sarapiquifluß bis zu seinem schiffbaren Ende und schlugen dann den Landweg von Costa-Rica und der Hauptstadt San José ein. In den letzten anderthalb Jahren der Reise verfolgten die beiden Wanderer getrennt ihre wissenschaftlichen Zwecke, und zwar bereiste Scherzer die fünf Staaten Mittelamerika’s: Costa Rica, Nicaragua, Honduras, San Salvador [230] und Guatemala nach allen Richtungen, oft unter den gefährlichsten Umständen, bestieg Vulcane, um Höhen un d Vegetationsgrenzen kennen zu lernen, legte naturwissenschaftliche Sammlungen an, machte sich mit den Sitten und der Sprache halbwilder Stämme vertraut, suchte die Reste indianischer Denkmäler in den Wildnissen von Honduras auf und beutete während der Regenzeit die Archive und Bibliotheken der Hauptstadt aus. Während seines Aufenthaltes im letzteren Staate ward S. die ehrenvolle Mission, die Ruinenstätten von Guirigna am Montaguaflusse von Petea (Provinz Vera Paz) auf Kosten des britischen Museums in London zu besuchen und so viel möglich tragbare Theile dieser classischen Ueberreste für das genannte Institut zu erwerben. In Guatemala trafen die Reisenden auch wieder zusammen und schifften sich hierauf nach Westindien ein. Sie besuchten Jamaica, Haiti, San Thomas und Cuba, gingen dann auf kurze Zeit noch einmal in die Vereinigten Staaten und kehrten endlich im Frühlinge 1855 nach Europa zurück. Sie hatten einen Flächenraum von etwa 30.000 englischen Meilen – Land und Wasser – vom 50.° bis 9.° nördlicher Breite berührt. Die Frucht ihrer Fahrten war die zum ersten Male unternommene wissenschaftliche Durchforschung vieler Puncte des centralamerikanischen Isthmuslandes und die Verbreitung neuen Lichtes über die Natur- und Volkszustände dieser Gegenden. Sie hatten gegen 40.000 Exemplare wirbelloser Thiere, viele Pflanzen, Mineralien und Fossilien von Nordamerika gesammelt, und Scherzer bedachte seinerseits die wissenschaftlichen Anstalten seines Vaterlandes. Es kann hier nicht übergangen werden, daß Scherzer diese Reisen ohne Unterstützung von irgend einer Seite, blos in Begeisterung für die Wissenschaft und ganz auf eigene Kosten machte. Bei seiner im Juni 1855 erfolgten Rückkehr nach Wien wurde S. neuerdings vom Kriegsgerichte wegen „unbefugter Abwesenheit“ zur Verantwortung gezogen! Daß S. diese „unbefugte Abwesenheit“ dazu benützt, um auf seine Kosten und unter den größten Anstrengungen und Entbehrungen noch wenig bekannte Länder der Erde zu durchforschen und eine ihm und seinem Vaterlande zur Ehre gereichende wissenschaftliche Thätigkeit entfaltete, darum kümmerte sich das Kriegsgericht nicht. S. wurde zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt, ein Urtheil, das im Wege der Gnade durch den Gouverneur Freiherrn von Welden[WS 1] auf acht Tage Hausarrest, welche S. in der gemeinschaftlichen Behausung seiner Schwester in der Praterstraße absaß, abgeändert wurde. Die Jahre 1855–1857 brachte S. mit der Ausarbeitung des reichen, von ihm mitgebrachten wissenschaftlichen Materials zu, das er theils in selbstständigen Werken, theils in kleineren Abhandlungen [das chronologische Verzeichniß von S.’s Schriften siehe auf S. 235 u. f.] niederlegte. Während dieser Zeit entwickelte S. auch eine große Thätigkeit als Mitarbeiter der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ und von Peschl’s „Ausland“. Mehrere Correspondenzen, die er im Jahre 1856 über die damals zwischen Katholiken und Protestanten entbrannte Begräbnißfrage in der „Allgemeinen Zeitung“ veröffentlichte, machten so großes Aufsehen und einen solchen Eindruck, daß dieselben auf Einschreiten der österreichischen Gesandtschaft in München eine polizeiliche Hausdurchsuchung im Redactions-Bureau der „Allgemeinen Zeitung“ in Augsburg zur Folge hatten, um nach den Manuscripten [231] und dem Namen des Autors zu fahnden. Der dem Verfasser befreundete Baron Cotta warnte Scherzer brieflich, vorsichtig zu sein, forderte ihn aber gleichzeitig auf, nur recht fleißig mit seinen interessanten Mittheilungen fortzufahren. Die von S. in jener Zeit in den Sitzungsberichten der mathem.-naturw. Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften veröffentlichten Arbeiten hatten die Aufmerksamkeit des damaligen Finanzministers Freiherrn von Bruck auf den Verfasser gerichtet. Dieser, noch immer unter den Eindrücken des Kriegsgerichtes lebend, war nicht wenig erstaunt, als er im Jahre 1856 eines Tages die Einladung zum Finanzminister erhielt. S., in der Meinung, es sei ein Irrthum, ließ nochmals anfragen, ob nicht eine Personenverwechslung stattfinde und vielleicht sein Bruder, der Kaufmann, gemeint sei. Baron Bruck empfing S. auf das Wohlwollendste, Auszeichnendste und frug ihn: ob er nicht geneigt wäre, die Fregatte „Novara“ auf ihrer bevorstehenden Reise um die Erde zu wissenschaftlichen Zwecken zu begleiten, sowie, auf welche Puncte im Interesse der Wissenschaft und des Handels der Besuch der Fregatte ausgedehnt werden solle? Baron Bruck hatte eine Weltkarte vor sich und begann eine längere Unterredung. Als S. im Verlaufe derselben meinte, es wäre wohl am zweckmäßigsten, wenn er seine Ansichten in einem Memoire zusammenfaßte und dem Minister überreichte, willigte Baron Bruck ein und drei Tage später hatte S. seine Denkschrift übergeben. Baron Bruck schickte dieselbe an Se. kais. Hoheit Erzherzog Ferdinand Max, damaligen Marine-Obercommandanten, nach Dresden, wo sich eben der Erzherzog anläßlich der Vermälungsfeierlichkeiten seines Bruders des Erzherzogs Karl Ludwig, befand. Eine Woche später erhielt S. die Aufforderung, sich zu Erzherzog Ferdinand Max nach Triest zu begeben. Der Prinz empfing S. mit den Worten: „Sie werden nun eine interessante Reise machen“. – „Das hängt ganz von der Gnade Euer kais. Hoheit ab, ob die von mir gestellten Bedingungen auch bewilligt werden“, erwiederte Scherzer. Nach einer kurzen Unterredung sagte der Erzherzog zu S.: „Kehren Sie nun nach Wien zurück und sprechen Sie mit dem Finanzminister. Ihre Forderungen sind im Vorhinein bewilligt“. Sie waren eben sehr bescheiden, da Scherzer nur das wissenschaftliche Interesse im Auge hatte. Er erhielt einen jährlichen Gehalt von 3000 fl., freie Verköstigung an Bord und Consulsrang mit dem Rechte zum Tragen der entsprechenden Uniform. Vor seiner Abreise besuchte S. noch München und Berlin, um sich mit den hervorragendsten Gelehrten über die wichtigsten zu lösenden Aufgaben zu besprechen. Liebig, Martius, Karl Ritter, Alex. von Humboldt schenkten dem österreichischen Forscher die größte Theilnahme. Humboldt widmete S. mehrere Tage zu wissenschaftlichen Besprechungen und anerkannte dessen rühmliche Bestrebungen im „Kosmos“ (IV. Band) auf die ehrendste Weise. Am 30. April 1857 ging die Expedition unter Segel. Am 2. August 1859 kehrte sie wieder zurück. Sie hatte während dieser Zeit 298 Tage vor Anker und 551 Tage unter Segel zugebracht und im Ganzen einen Weg von 51.686 Seemeilen zurückgelegt. Die großartigen Leistungen und Erfolge der Expedition sind weltbekannt. Der von Scherzer bearbeitete, auch in englischer und italienischer Sprache erschienene beschreibende Theil der Expedition hatte einen in der Geschichte [232] des deutschen Buchhandels geradezu beispiellosen Erfolg. Justus Liebig bezeichnete in einem Schreiben an Scherzer dieses Werk „als eine Naturgeschichte der merkwürdigsten Art, als ein Monument für die Novara-Reise und für den deutschen Geist, denn nur ein Deutscher konnte es zu Stande bringen“. Eine gleich glänzende und ehrenvolle Aufnahme fand der ebenfalls von S. bearbeitete statistisch-commercielle Theil, zwei große Quartbände, welche später auch als Volksausgabe in einem Bande unter dem Titel: „Statistisch-commercielle Ergebnisse einer Reise um die Erde“ bei Brockhaus in Leipzig erschienen. Als Erzherzog Ferdinand Max den für ihn so unheilvollen Entschluß faßte, die ihm drängend angebotene mexikanische Kaiserkrone anzunehmen, erinnerte er sich auch des Dr. Scherzer und ließ ihn auf telegraphischem Wege zu sich nach Miramare rufen. Eine kurze Unterredung in dem berühmten, einer Schiffscabine nachgebildeten Arbeitscabinete zu Miramare genügte aber, um den Erzherzog zu überzeugen, daß S. das Unternehmen mit dem Auge des Verdachtes und des Mißtrauens betrachtete und sich viel zu rücksichtslos gegen Louis Napoleon und die schwarze Partei in Mexiko äußerte, um für die mexikanische Expedition gewonnen oder auch für dieselbe nützlich werden zu können. Scherzer hatte durch seinen zweijährigen Aufenthalt in Centralamerika genug Anlaß gehabt, auch die mexikanischen Verhältnisse zu studiren; er entwarf ein sehr abschreckendes Bild von den dortigen Zuständen, dem Barbarenthum, der Indolenz und Ignoranz der Bevölkerung, und hatte den Muth, mit aller Entschiedenheit von einem Unternehmen abzurathen, das die Theilnehmer nur in’s sichere Verderben führen könnte. Der Erzherzog ließ den Forscher wieder ziehen. Aber am Tage, wo er von Wien für immer schied, ließ er S. in die Hofburg bescheiden und ihm eröffnen, daß er ihn, für den er nun nichts mehr persönlich thun könne, dem Minister des Aeußern für eine Stelle im Staatsdienste, und zwar speciell in der Consularbranche, dringend empfohlen habe. Auch aus Mexiko erhielt S. wiederholt Briefe von seinem „wohlgewogenen“ kaiserlichen Gönner. Der letzte Brief war der Ausdruck der Freude darüber, eine österreichische Expedition in seinem Reiche empfangen und ihr daselbst die Honneurs machen zu können. Leider waren die Pelotonschüsse gefallen, welche dem edlen Leben gewaltsam ein Ende machten, noch ehe die ostasiatische Expedition die Gestade Mexiko’s am stillen Ocean erreichte. Scherzer aber sollte auf der Heimkehr von seiner letzten Weltreise, wo er in Acapulco einige Stunden landete, das traurige Schauspiel erleben, daß ihm von halbnackten Indianern in den Straßen der Hafenstadt kleine Statuetten del emperador Maximiliano aus Gypsthon zum Verkaufe angeboten wurden. – Außer der Bearbeitung des oberwähnten statistisch-commerciellen Theiles lieferte S. auch Material zum ethnographischen, linguistischen, anthropometrischen und kraniologischen Theile, welche von Fachgelehrten bearbeitet wurden, während S. neben dem Minister Freiherrn von Wüllerstorf-Urbair (1866, Mai), welcher als Befehlshaber der Novara-Expedition Scherzer’s Kenntnisse und Charakter kennen gelernt hatte, mit dem Titel und Range eines Ministerialrathes in’s Handelsministerium berufen und mit der Leitung des Departements für Handelsstatistik und volkswirthschaftlich-publicistische [233] Arbeiten betraut wurde. Schon damals sollte S. als kaiserlicher Commissär eine zweite handelspolitische Expedition begleiten, welche unter Admiral Tegetthoff’s Führung nach Ostasien bestimmt war, um daselbst mit Siam, China, Japan Handelsverträge abzuschließen. Der Krieg vom Jahre 1866 verzögerte aber den Abgang der Expedition, welche erst zwei Jahre später (18. October 1868) von Triest aus unter Segel ging. Die Expedition war im Hinblicke auf orientalische Verhältnisse großartiger ausgeführt worden, als sie ursprünglich geplant war; zwei Kriegsschiffe: die Fregatte „Donau“ und die Corvette „Friedrich“, wurden ausgerüstet, unter Befehl des Contre-Admirals Baron Petz gestellt, welchem zugleich ein kleiner Stab von diplomatischen Consularbeamten beigegeben ward. Scherzer wurde zum ersten Beamten und Leiter des handelspolitischen Dienstes der Expedition ernannt und gleichzeitig mit der Leitung der auszuführenden wissenschaftlichen Aufgaben betraut. Ursprünglich war S. zum General-Consul in Shanghai designirt, Familienverhältnisse nöthigten ihn aber, auf die Ehre zu verzichten, der erste Repräsentant Oesterreich-Ungarns im fernen Osten zu sein, den seine Mitwirkung und Thätigkeit zuerst mit dem vaterländischen Handel in directen Contact brachten. Scherzer traf erst im März 1869 in Singapore mit der Expedition zusammen, indem er vorher noch im Auftrage der Regierung den Isthmus von Suez bereiste, um über die Arbeiten des großen Lesseps’schen Unternehmens, sowie über die praktische Bedeutung desselben von volkswirthschaftlichem Standpuncte zu berichten. S. wurde in Egypten von Lesseps auf das Auszeichnendste empfangen, von diesem persönlich nach den wichtigsten Puncten des Canals begleitet und mit allen Informationen und Details ausgerüstet, welche das Materiale zu jener umfangreichen Arbeit bildeten, die S., unterstützt von einem ausführlichen technischen Gutachten des Oberingenieurs A. Gentilli, an den Handelsminister erstattete. Von Suez ging S. nach Bombay, bereiste einen Theil von Britisch-Indien und erwartete auf der Insel Singapore die Ankunft der Expedition. Gemeinschaftlich mit dieser besuchte er dann Bangkok (Siam), Saigon (Cochinchina), Hongkong, Shanghai, Tientsin, Peking, Nagasaki, Yokahama, Yedo und betheiligte sich mit seinen Kenntnissen, Erfahrungen und persönlichen Beziehungen zu den einflußreichsten Persönlichkeiten in erster Linie an dem raschen und vortheilhaften Abschlusse von Handelsverträgen mit den Regierungen von Siam, China und Japan. In Yokahama trennte sich S. neuerdings von der Expedition, um an Bord der berühmten Pacific Mail Steam Packet Company den stillen Ocean in seiner ganzen Breite zu durchschneiden und landete nach einer 23tägigen stürmevollen Fahrt, während welcher 6000 Seemeilen zurückgelegt worden, Ende November 1869 in San Francisco. Hier machte derselbe Ausflüge nach der Siera Nevada, den Felsengebirgen bis zu den Mormonen, besuchte die interessantesten Gold-, Silber- und Quecksilberminen Californiens, schiffte sich dann nach Guatemala ein, wo er verabredetermaßen wieder mit der Expedition zusammentreffen sollte, um auch mit den wichtigsten Staaten Mittel- und Südamerika’s Handelsverträge abzuschließen. Ein furchtbarer Sturm, welchen die Fregatte „Donau“ auf der Fahrt von Japan nach Amerika auszustehen hatte, bei welchem [234] sie das Steuerruder verlor und auf den Sandwichinseln einen Nothhafen aufsuchen mußte, um ihre schweren Havarien auszubessern, vereitelte indessen dieses beabsichtigte Zusammentreffen. Der Admiral mit seinem Adjutanten und einigen Beamten kam erst vier Wochen später auf einem Postdampfer in Guatemala an. Hier wurde nun mit der Regierung ein Vertrag geschlossen und sodann die Reise nach Lima, Valparaiso fortgesetzt, in welch letzterem Hafen erst die restaurirte Fregatte die Mission wieder einholte. Scherzer verließ in Folge seiner durch vieljährige Strapazen und geistige Anstrengung angegriffenen Gesundheit in Panama die Expedition und kehrte über Westindien nach Europa zurück. Den Winter 1870 und das Jahr 1871 benützte S. zur Ausarbeitung des von seiner dritten Weltreise mitgebrachten volkswirthschaftlichen und wissenschaftlichen Materials. Ein starker Octavband mit fachmännischen Berichten über die österreichisch-ungarische Expedition nach Siam, China und Japan in den Jahren 1868–1871, in Stuttgart bei Julius Maier erschienen, ist das literarische Ergebniß seiner handelspolitischen Mission. Im Jänner 1872 reiste S. auf seinen Posten nach Smyrna ab, wo derselbe zum Leiter des dortigen General-Consulates ernannt wurde. Auch in dieser neuen Sphäre wußte S. bald nach allen Richtungen hin seine Fähigkeiten und seine humanen Strebungen zur Geltung zu bringen. Seinem energischen Auftreten bei der Localregierung ist es zu danken, daß eine Ende März 1872 während des Passahfestes ausgebrochene Judenverfolgung ohne ernste blutige Folgen blieb und die Aufwiegler exemplarisch bestraft wurden. Auf seine Verwendung spendete der Baron Anselm Rothschild 1000 Pfund Sterling zur Herstellung eines neuen Hospizes für arme kranke Israeliten; bald darauf trat er, nicht ohne Gefahr für seine Stellung den Prätensionen des französischen Clerus entgegen und ließ auf der neuerbauten katholischen Kirche in Magnesia, als von den unter österreichischem Schutze stehenden Franziskanern administrirt, trotz der anfänglichen energischen Einsprache des Erzbischofs und katholischen Vicars von Kleinasien, die österreichisch-ungarische Flagge hissen; dem Mechitaristen-Collegium verschaffte er einen jährlichen Zuschuß von 500 fl. zu ihrer jährlichen Subsidie unter der Bedingung, daß in ihrer Schule dem Unterrichte in der deutschen Sprache besondere Sorgfalt zugewendet werde; er berief die Notablen der österreichisch-ungarischen Colonie zusammen, berieth mit ihnen die Mittel zur Hebung des vaterländischen Handels mit der Levante, und als die Wiener Weltausstellung zu einem Zusammenwirken aller patriotischen Kräfte herausforderte, da erschien Scherzer auf dem Kampfplatze wirthschaftlicher Thätigkeit mit einer Monographie der Provinz Smyrna, welche von der ganzen europäischen Presse einstimmig als mustergiltig bezeichnet wurde und von welcher ein berühmter National-Oekonom sagte: „daß man die ganze Erde wie sein eigenes Vaterland kennen würde, wenn man über die verschiedenen Länder gleich vorzügliche Monographien besäße“. In jüngster Zeit (Mitte Februar 1875) meldeten die Journale, daß S. von seinem Posten in Smyrna abberufen und nach dem noch wichtigeren in London versetzt worden sei. Es ist nur Weniges noch über S. zu sagen, dessen eingreifende Thätigkeit in die mannigfachsten Interessen Großösterreichs nur mit Anführung der Thatsachen selbst [235] geschildert wurde. Daß es einem solchen Manne an Auszeichnungen mannigfachster Art nicht fehlte, begreift sich wohl leicht. Die ihm von seinem Monarchen, von fremden Fürsten und corporativen Wissenschaftskreisen erwiesenen werden weiter unten S. 236 angeführt. Die „Revue des deux mondes“ widmet in ihrem Hefte vom 15. Jänner 1868 (S. 426) den Werken des Dr. Scherzer einen eingehenden Artikel aus der Feder des berühmten National-Oekonomen und Staatsmannes Emil de Laveleys, ebenso erwähnt der wissenschaftliche Jahresbericht über die morgenländischen Studien, 1862–1867, von Dr. Richard Gosche (Leipzig 1871, Brockhaus), S. 109, in der auszeichnendsten Weise der von Dr. S. über die Novara-Expedition publicirten Werke. Noch sei der Vollständigkeit halber bemerkt, daß nach Tegetthoff’s Tode es Hofrath Scherzer war, der einen Aufruf, den Helden durch Aufrichtung eines ehernen Denkmals zu ehren, erlassen hat. Um aber seinem Namen noch nach einer in der Wissenschaft üblichen Sitte ein dauerndes Andenken zu verschaffen, wurde eine tropische Wunderblume, welche S. von der Novarafahrt mitgebracht, ihm zu Ehren „Anthurium Scherzerianum“ getauft. In jüngster Zeit hieß es auch, Dr. Scherzer solle Handelsminister werden.

I. Uebersicht der selbstständig erschienenen oder in wissenschaftlichen und anderen periodischen Zeitschriften abgedruckten Werke und Abhandlungen Scherzer’s in chronologischer Folge. (Die selbstständig erschienenen sind mit einem Stern bezeichnet.) *„Ueber das Armthum“ (Wien 1848, Prandel u. Mayer, 8°.). – *„Reisen in Nordamerika in den Jahren 1852 und 1853 von Dr. Moriz Wagner und Dr. Carl Scherzer“, 3 Bände (Leipzig 1854, Arnold; 2. Aufl. 1857). – *„Die Republik Costa-Rica in Centralamerika mit besonderer Berücksichtigung der Naturverhältnisse und der Frage der deutschen Auswanderung. Reisestudien und Skizzen aus den Jahren 1853 und 1854 von Dr. M. Wagner und Dr. Carl Scherzer“ (Leipzig 1856, Arnold; 2. Aufl. 1857, 8°.). – *„Wanderungen durch die mittelamerikanischen Freistaaten Nicaragua, Hondoras und San Salvador. Mit Hinblick auf die deutsche Emigration und den deutschen Handel. Von Dr. C. Scherzer“ (Braunschweig 1857, Westermann, 8°.); davon erschien eine englische Uebersetzung unter dem Titel: *„Travels in the free States of Central America, Nicaragua etc.“, two vol. (London 1857, Longmans & Comp.). – „Bericht an die kaiserliche Akademie der Wissenschaften über eine Reise nach Amerika in den Jahren 1852 bis 1855 von Dr. C. Sch. Gelesen in der Sitzung der math.-naturw. Classe der kais. Akad. d. Wiss. am 6. März 1856“ (Bd. XX, S. 43 u. f. der Sitzungber. der math.-naturw. Cl. 1856). – „Mittheilungen über die handschriftlichen Werke des Padre Francisco Ximenez an der Universitäts-Bibliothek zu Guatemala, von Dr. C. Sch.“ (ebd. Bd. XIX, S. 166). – „Die Indianer von Santa Catalina Istla’vacan. Ein Beitrag zur Culturgeschichte der Urbewohner Centralamerika’s“ (ebd. Bd. XVIII, S. 227). – *„Las historias del Origen de los Indios de esta provincia de Guatemala etc. por el R. P. J. Francisco Ximenez. Exactamente segun el texto español, del manuscrito original ... publicado per la primera vez y aumentado con una introducion y anotaciones por el Dr. C. Scherzer“ (Vienna 1857, Gerold). – „Ein Besuch der beiden Inseln St. Paul und Amsterdam im indischen Ocean von Dr. C. Scherzer“ (in den Mittheilungen der k. k. geogr. Gesellschaft, II. Jahrg. 2. Heft. S. 104, 1858). – „Die Eingebornen der Nicobaren. Ein Beitrag zur Kenntniß der Bewohner jener Inselgruppe“ (ebd. II. Jahrg. 3. Heft, S. 246, 1858). – „Mittheilungen aus Shanghai in der k. k. geographischen Gesellschaft“ (ebd. II. Jahrg. S. 295, 1858). – „Das erste Jahr der Erdumsegelung Sr. Ma]. Fregatte Novara“ (ebd. II. Jahrg. S. 305, 1858). – „Einige Beiträge zur Ethnographie China’s“ (Sitzungsberichte der math.-naturw. Cl. der kais. Akad. d. Wiss., Bd. XXX, S. 274, 1859). – „Ueber Körpermessungen als Behelf zur Diagnostik der Menschenrassen von Dr. Carl Scherzer und Dr. Eduard Schwarz. Entwurf eines Systems welches die Verfasser [236] der von ihnen während der Reise der österr. Fregatte Novara um die Erde an Individuen verschiedener Rassen angestellten Messungen zu Grunde gelegt haben“ (in den Mittheilungen der k. k. geogr. Ges., III. Jahrg. S. 11, 1859). – „Das zweite Jahr der Erdumsegelung S. M. Fregatte Novara von Dr. C. Sch.“ (Sitzungsber. d. math.-naturw. Cl. d. kais. Akad. d. Wiss., Bd. XXXVII, S. 5, 1859). – *„On measurements as a diagnostic means for distinguishing the human races by Dr. Karl Scherzer on Dr. Edward Schwarz“ (Port Jackson [Australia], November 1858). – „Heilwissenschaftliche Notizen, gesammelt während einer Reise um die Erde an Bord S. M. Fregatte Novara von Dr. C. Sch.“ [in der Zeitschrift der k. k. Ges. d. Aerzte in Wien, XIV. Jahrg. (1858), Nr. 3, 9, 10, 11, 36, 45, u. XV. Jahrg. (1859), Nr. 4]. – *„Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde in den Jahren 1857–1859. Beschreibender Theil“, 3 Bände (Wien 1861, Gerold’s Sohn; 2. Aufl. 1864; 4. Aufl. 1868); dasselbe in 2 Bänden, Volksausgabe (ebd. 1864); in englischer Uebersetzung: *„Narrative of the circumnavigation of the globe by the Austrian Fregate Novara 1857–1859“ (London 1861, Saunders); in italienischer Uebersetzung: *„Viaggio intorno al globo della fregatta austriaca Novara negli anni 1857–1859“, 3 tomi (Vienna 1863). – *„Reise der österreichischen Fregatte Novara um die Erde. Der statistisch-commercielle Theil“, 2 Bände (Wien 1865, Gerold’s Sohn, 4° ); dieselbe, Volksausgabe, 1 Band (Leipzig 1867, Brockhaus, gr. 8°.); außerdem aber hat Dr. Scherzer auch Materiale geliefert für den linguistischen, ethnographischen, anthropometrischen und kraniologischen Theil, welcher von Fachgelehrten bearbeitet wurde. – *„Die deutsche Arbeit in außereuropäischen Ländern. Vortrag, gehalten im niederösterreichischen Gewerbeverein am 5. März 1863“ (Wien 1863, Gerold’s Sohn, 8°.). – *„Aus dem Natur- und Volksleben im tropischen Amerika. Skizzenbuch ...“ (Leipzig 1864, Wigand, 8°), – „Mittheilungen über den Welthandel und die wichtigsten Weltverkehrsmittel“ (im II. Jahrg. des „Geographischen Jahrbuchs“, Gotha 1868, Just. Perthes). – „Handel und Schiffahrt“, in den „Statistisch-administrativen Vorträgen, auf Veranlassung der k. k. statistischen Central-Commission abgehalten im Winter-Semester 1866/67“ (Wien 1867, A. Prandel), S. 305–340. – *„Instruktionen für die fachmännischen Begleiter der k. u. k. Mission nach Australien und Südamerika“ (als Manuscript gedruckt) (Wien 1868). – *„Questions on agriculture and husbandry ...“ (als Manuscript gedruckt) (San Francisco 1870). – *„Der Handel Ostasiens. Ein Beitrag zur Entwickelung unseres commerciellen Verkehrs mit Indien, China und Japan“ (Wien 1871, Staatsdruckerei). – *„Fachmännische Berichte über die österreichisch-ungarische Expedition nach Siam, China und Japan (1868–1871). Im Auftrage des k. k. Handels-Ministeriums redigirt und herausgegeben von Dr. Karl v. Scherzer, ersten Beamten der Expedition“ (Stuttgart 1872, Julius Maier). – *„Smyrna. Mit besonderer Rücksicht auf die geographisch-wirthschaftlichen und intellectuellen Verhältnisse von Vorder-Kleinasien“ (Wien 1873, A Hölder, 8°.); dasselbe auch in französischer Sprache: *„La Province de Smyrna, considerée au point de vue geographique, economique et intellectuelle“ (ebd. 1873). – „Ueber die Hindernisse, welche der Entwickelung des österreichisch-ungarischen Verkehrs mit dem Orient sich entgegenstellen“, in der Oesterreichischen Monatschrift für den Orient (Wien 1875).
II. Würdigung der Verdienste des Dr. Karl von Scherzer. Die vorstehende biographische Skizze mit der Uebersicht von S.’s literarischen Leistungen machen es erklärlich, daß seine reichen und mannigfaltigen Verdienste sowohl höchsten Ortes wie in den wissenschaftlichen Kreisen des In- und Auslandes vielfache verdiente Würdigung fanden. Se. Majestät der Kaiser verliehen S. das Comthurkreuz des österreichischen Franz Joseph- und das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, ferner den Orden der eisernen Krone dritter Classe; II. MM. der König von Preußen den Kronen-Orden, der König von Bayern den Verdienst-Orden des h. Michael, der Kaiser von Brasilien das Commandeurkreuz des Rosen-Ordens, der König von Belgien das Officierskreuz des Leopold-, jener von Italien das des italienischen Kronen-Ordens, der Sultan den Medjidie-Orden zweiter Classe und der König von Siam den Kronen-Orden zweiter Classe; auch der verewigte Kaiser Maximilian von Mexiko vergaß bei Stiftung des Guadeloupe-Ordens des Novara-Reisenden nicht und schmückte ihn mit dem Officierskreuze dieses Ehrenzeichens. Nicht minder aber haben die [227] wissenschaftlichen Kreise aller Orten sich angelegen sein lassen, S.’s Verdienste um die Wissenschaft im weitesten Umfange zu würdigen; die philosophische Facultät der Hochschule zu Gießen verlieh S. das Ehrendoctor-Diplom; der n. ö. Gewerbeverein in Wien, der Handels- und Gewerbeverein in Sechshaus, der mährische Gewerbeverein in Brünn, der allgemeine österreichische Apotheker-Verein in Wien; die Royal-Geographical Society und die Ethnological Society, beide in London, und die Royal-Asiatic Society in Bombay ernannten S. zum Ehrenmitgliede; die kais. statistische Central-Commission in Wien zum außerordentlichen Mitgliede; die kön. bayerische Akademie der Wissenschaften in München zum auswärtigen Mitgliede; die wissenschaftliche Gesellschaft „El Chark“ in Constantinopel zum Ehren-Präsidenten; die Leopoldinisch-Karolinische Akademie der Naturforscher zum Mitgliede und das freie deutsche Hochstift zu Frankfurt a. M. zum Meister. Von nachstehenden Gesellschaften und Vereinen aber ist Dr. S. correspondirendes Mitglied: von der k. k. Gesellschaft der Aerzte; von dem k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie; von der k. k. geologischen Reichsanstalt; k. k. Landwirthschafts-Gesellschaft und von der Handels- und Gewerbekammer, sämmtlich in Wien; von dem siebenbürgischen Verein für Naturwissenschaften in Hermannstadt; von der Handels- und Gewerbekammer in Triest; von der kais. russischen Gesellschaft der Naturforscher in Moskau; königl. Gesellschaft der Erdkunde in Berlin; des Museums der Völkerkunde in Leipzig; von der Anthropologicae Society in London; der natuurkundige Vereeniging in neederlendsch India; der Bataviansch Genoschaft van Kunsten en Wetenschaften; der Vereeniging tot Befordering det Wetenschaften in neederlendsch India; von der Gesellschaft der math.-physik. Wissenschaften an der Universität zu Santiago in Chili; der Palaestra scientifica in Rio Janeiro und der American Society of arts and sciences in Boston.
III. Zur Biographie. Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, kl. Fol.) 1857, Nr. 710 vom 7. Februar: „Dr. Karl Heinrich Scherzer“ [mit Porträt im Holzschnitt; die Biographie ist von dem Herausgeber dieses Lexikons verfaßt]. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 10. Mai 1862, Nr. 19, S. 218 [mit Porträt im Holzschnitt, zugleich mit jenem des Vice-Admirals v. Wüllerstorf, nach Photographien]. – Allgemeine illustrirte Zeitung (Redaction, Druck und Verlag von A. H. Payne in Leipzig, kl. Fol.) I. Jahrg. (1865), S. 365: „Carl v. Scherzer“ [mit sprechend ähnlichem, von John geschnittenem Holzschnittbildniß]. – Westermann’s Monathefte (Braunschweig, gr. 8°.) XXII. Bd. (1867), S. 511: „Biographische Skizze“ [mit Holzschnittbildniß]. – Mußestunden (Wiener Unterhaltungsblatt, Waldheim, 4°.) 1862, S. 216 u. 227: „Scherzer und Wüllerstorf“. – Faust. Polygraphische Zeitschrift (Wien, M. Auer, gr. 4°.) IV. Bd. (1857), S. 155: „Dr. Karl Scherzer“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 23. März 1856, Beilage Nr. 83: „Die Republik Costa-Rica“ [mit Nachrichten über Dr. Scherzer und Moriz Wagner]. – Oesterreichischer Volksfreund (Wiener polit. Blatt) 1856, Nr. 220 u. 221, im Feuilleton: „Dr. Scherzer und die „Rothhäute“. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1856, Nr. 145: „Die bisherigen Resultate von K. Scherzer’s und M. Wagner’s dreijährigen Reisen in beiden Amerika’s“. – National-Kalender. Von Medau und Cserwenka (Leitmeritz, 4°.) XX. Jahrg. (1859), S. 96: „Dr. K. H. Scherzer“ [mit lith. Porträt].
IV. Porträte. Außer den schon in den Quellen angeführten Bildnissen Scherzer’s ist noch eines sehr schönen, im Holzschnitt ausgeführten und ziemlich ähnlichen zu gedenken, welches sich im 2. Bande, S. 125, des bei Ritter v. Waldheim im Jahre 1872 erschienenen Werkes: „Das Jahr 1848. Geschichte der Wiener Revolution“ befindet – und Dauthage hat im Jahre 1857 Scherzer lithographirt; dieses mit S.’s Facsimile versehene, bei Jos. Stoufs in Wien in gr. 4°. und Fol. gedruckte Blatt gehört zu den besseren von Dauthage, dessen derbreelle Auffassung der Personen nicht immer künstlerisch wirkt.
V. Wappen. Von Silber über Blau quergetheilter Schild, in welchem ein aufgerichteter Greif in gewechselten Tincturen, mit ausgeschlagener rother Zunge, in den Klauen zwei natürliche Buchdruckerballen pfahlweise gegengepreßt hält. Auf dem Schilde erheben sich zwei gegeneinander gekehrte gekrönte Turnierhelme. Aus der Helmkrone zur Rechten wächst ein dem im Schilde ersichtlichen ähnlicher Greif, mit den Druckerballen einwärts gekehrt, hervor; aus jener zur Linken erschwingen sich drei wallende Straußenfedern, eine [238] silberne zwischen blauen. Die Helmdecken sind blau, mit Silber unterlegt. Devise. Auf blauem, unter dem Schilde sich schlängelnden Bande in silberner Lapidarschrift: Prodesse mundo.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. † 7. August 1853.