BLKÖ:Scherzenlechner (Staatsrath)

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 226. (Quelle)
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Scherzenlechner, ... (kaiserlich mexikanischer Staatsrath, Geburtsort und Jahr unbekannt). Zeitgenoß. Stand seit vielen Jahren – die „Presse“ meldete im Jahre 1865: daß seit 26 Jahren – in verschiedenen Eigenschaften dem Erzherzoge Ferdinand Max, nachmaligen Kaiser Maximilian I. von Mexiko, nahe und befand sich auch unter jenen Vertrauenspersonen des unglücklichen Prinzen, welche demselben das Geleite auf seinem Zuge nach Mexiko gaben. Doch schon nach kurzer Zeit – der Erzherzog hatte am 10. April 1864 nach angeblicher Wahl durch das Volk die mexikanische Kaiserkrone angenommen und am 12. Juni d. J. den Einzug in die Hauptstadt des Reiches gehalten – nämlich nach Jahresfrist, im April 1865, war Scherzenlechner aus dem Dienste des Kaisers von Mexiko ausgeschieden und nach Europa zurückgekehrt, wo er, wie die Journale berichteten, die Absicht hatte, in der Schweiz oder in Italien seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Ueber die Ursache seines Ausscheidens aus dem kaiserlichen Dienste [227] gingen verschiedene Versionen. Nach Einigen konnte er sich mit dem Kaiser nicht über dessen liberale Auffassung der religiösen Fragen einigen; nach Anderen war es der überwiegende Einfluß eines Belgiers (Bloin, Eloise und Eloine genannt), den König Leopold von Belgien seinem Schwiegersöhne empfohlen, den des Erzherzogs (Kaisers) Gemalin Charlotte protegirte und der als Cabinetschef des Kaisers Herrn Scherzenlechner’s Einfluß bei demselben wesentlich beeinträchtigte, wodurch S. veranlaßt worden, seinen Platz zu räumen. Nach S.’s mündlichen Aeußerungen, die er bei seiner Ankunft in Europa hie und da gethan, hätten die Journale Manches über ihn veröffentlicht, was nicht richtig sei, und nur Gesundheitsrücksichten ihn dazu bestimmt, Mexiko zu verlassen. Jedenfalls aber dürfte S. der Mann sein, der über die erste Epoche des mexikanischen Kaiserthums und über den Beginn jener Conflicte, welche einen so tragischen Ausgang nahmen, authentische und interessante Aufschlüsse zu geben im Stande wäre. Sein Bildniß erschien in der Pariser „Illustration“ und in der „Leipziger Illustrirten“ im Jahre 1864 in einer Gruppe, auf welcher die dem Kaiser Maximilian zunächststehende Umgebung – so zu sagen sein Privatcabinet – dargestellt war.

Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 95, 105, 114, in der „Kleinen Chronik“ unter den Personal-Nachrichten. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1865, Nr. 218, an gleicher Stelle.