BLKÖ:Peyer, meistens Payer, Julius

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Peyer, Johann Wilhelm
Nächster>>>
Peyer, Heinrich
Band: 22 (1870), ab Seite: 155. (Quelle)
Julius von Payer bei Wikisource
Julius von Payer in der Wikipedia
Julius von Payer in Wikidata
GND-Eintrag: 119296055, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Peyer, meistens Payer, Julius|22|155|}}

Peyer, meistens Payer, Julius (Naturforscher, geb. zu Teplitz in Böhmen, Geburtsjahr unbekannt).[BN 1] Zeitgenoß. Ich habe für die obige Schreibung seines Namens, nämlich mit e (Peyer), mich entschieden, weil er mit derselben seit Jahren im „Militär-Schematismus“, der auf Grund der officiellen Eingaben der einzelnen Regimenter und übrigen Truppenkörper redigirt wird, gedruckt erscheint. Ueber die Jugendgeschichte und den Bildungsgang dieses durch seine Bergersteigungen, Messungen und wissenschaftlichen Arbeiten in dieser Richtung bald so berühmt gewordenen Officiers ist Näheres nicht bekannt. Er dient in der kaiserlichen Armee, und zwar im Infanterie-Regimente Graf Degenfeld Nr. 36, in welchem er gegenwärtig Oberlieutenant, aber dem k. k. militär-geographischen Institute in Wien zugetheilt ist. Zu Anbeginn der Sechziger-Jahre kamen die ersten Mittheilungen dieses rüstigen Bergsteigers, der überdieß von seinen großartigen Touren in die unwegsamsten Gebirge und Alpen höchst instructive Mittheilungen gibt, durch die Presse in das Publicum und seit dieser Zeit steht sein Name bei den meisten wichtigeren Ersteigungen obenan. Eine kurze Uebersicht der von ihm in den Jahren 1863, 1864, 1865 und 1866 vorgenommenen Ersteigungen kann beiläufig einen Begriff geben von der Unermüdlichkeit und dem rastlosen Forschungseifer dieses noch jungen Kriegsmannes. Im Sommer 1863 war er in der Tauerngruppe (Großglockner und Venediger). Im Sommer 1864 bestieg er die vielen, mitunter noch jungfräulichen Gletscherspitzen der schauerlichen Adamello- und Presanellagruppen. 1865 erstieg er von Sulden aus die Ortlesspitze mit 12.356 Fuß Höhe, die Verteinspitze mit 11.204 Fuß, die Suldenspitze mit 10.711 Fuß, die Schontaufspitze mit 10.504 Fuß, die Königsspitze mit 12.194 Fuß, beide Cividalspitzen, eine 11.800 Fuß, die andere 12.000 Fuß. In Zeit von vier Wochen des Herbstes 1866 bestieg er von Trafoi aus den Monte Scorluzzo mit 6900 Fuß Höhe, das Stilfser Joch mit 8600 Fuß, den Hochleiten mit 8790 Fuß, den Monte Zebru mit 11.815 Fuß, den Ortlerpaß mit 10.500 Fuß, die Schneeglocke mit 10.700 Fuß, die vordere Mandatschspitze mit 10.200 Fuß, die mittlere Mandatschspitze mit 10.600 Fuß, die Tucketspitze mit 10.800 Fuß, die [156] Geisterspitze mit 11.000 Fuß, beide Krystallspitzen mit 11.000 Fuß, beide Naglerspitzen mit 10.300, die Korspitze mit 9200 Fuß, die Röthelsspitze mit 9600 Fuß, den großen Eiskogel mit 11.200 Fuß. Im Jahre 1868 erging an P. von dem Unternehmer der deutschen Nordpol-Expedition, Dr. August Petermann in Gotha, die ehrenvolle Aufforderung zur Theilnahme an der im Jahre 1869 zum Abgange bestimmten Nordpol-Expedition, für welche er die Aufnahme des landschaftlichen Theiles und die Beschreibung alles dessen, was in das Gebiet der Gletscherbildung in den Polargegenden gehört, übernahm. Von Sr. Majestät dem Kaiser erhielt P. auch zu diesem Zwecke einen zweijährigen Urlaub, worauf er sich Mitte Mai 1869 nach Bremen begab, von wo die Expedition am 7. Juni abging. Für den „Wanderer“ übernahm P. die Mittheilung von Originalberichten über die Expedition und eröffnete dieselbe im Feuilleton der Nr. 249 des Jahres 1869. Von seinen bisher durch den Druck veröffentlichten Arbeiten sind anzuführen: in Dr. A. Petermann’s „Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie“, Jahrgang 1864, S. 321: „Eine Besteigung des Großglockner von Kals aus im September 1863“, dazu eine Skizzenblatt mit der Durchschnittsansicht des Großglockner und Ansichten desselben von verschiedenen Seiten; – im Jahrg. 1865, S. 352: „Payer’s Gletscher- und Alpenfahrten 1865“; – im Jahrg. 1866, S. 388: „Payer’s Durchforschung der Trafoier Alpen“. Separat erschienen sind als Beilagen zu obigen „Mittheilungen“ Erg. Heft Nr. 17 (1865): „Die Adamello-Presonella-Alpen, nach den Forschungen und Aufnahmen von …“ (36 S., 4°.), mit Karte, Ansicht in Farbendruck und sechs chemitypirten Profilen; – als Ergänzungsheft Nr. 18: „Die Ortler-Alpen (Suldengebiet und Monte Cevedale), nach den Forschungen und Aufnahmen von …“ (15 S., 4°.), mit Karte in Kupfer und Ansicht in Farbendruck (1867); – als Ergänzungsheft Nr. 23: „Die westlichen Ortler-Alpen“ (Trafoier Gebiet), nach den Forschungen und Aufnahmen von …“ (30 S., 4°.), mit Karte und Ansicht in Farbendruck (1868); – als Ergänzungsheft Nr. 27: „Die südlichen Ortler-Alpen, nach den Forschungen und Aufnahmen von …“ (30 S., 4°.), mit einer Karte, einer Ansicht in Farbendruck und drei Profilen (1869); – im Jahrbuche des österreichischen Alpenvereins (Wien, 8°.), Bd. III, (1867), S. 350: „Ersteigung des Madatschberges; – S. 354: „Besteigung des Monte Zebru“; – Bd. IV (1868), S. 380: „Der monte Vios“; – Bd. V (1869), S. 133: „Die bocca di Trento“. Aber auch als Officier hat sich P. ausgezeichnet und ist für sein tapferes Verhalten in der Schlacht bei Custozza mit dem Verdienstkreuze mit der Kriegsdecoration geschmückt worden.

Wiener Zeitung 1865, Nr. 254, S. 365; Nr. 211, S. 735. – Gratzer Tagespost 1865, Nr. 213: „Ein fleißiger Bergsteiger“. – Neues Fremdenblatt (Wien, 4°.) 1867, Nr. 28. – Neue freie Presse 1867, Nr. 1110, in der „Kleinen Chronik“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1867, Nr. 65, im Feuilleton: „Eine Zimmerreise“. – Volks- und Schützen-Zeitung (Innsbruck, 4°.) 1868, Nr. 140. – Fremden-Blatt. Herausg. von Gustav Ritter von Heine (Wien, 4°.) 1869, Nr. 140. – Oberlieutenant Peyer, der auch Pair und Payr geschrieben erscheint, wurde öfter für einen Tiroler und den Sohn des ehemaligen Schützenhauptmanns aus den Jahren 1848 und 1849 Karl von Payr in Meran ausgegeben. [157] Dem ist nicht so; Payer ist zu Teplitz, in Böhmen geboren und mit der Tirolerfamilie – wie es den Anschein hat – gar nicht verwandt. Der erwähnte Karl von Payr in Meran ist Vater von fünf Söhnen, die Alle, und zwar der erste als Officier, der zweite als Cadet bei den Kaiserjägern, der dritte, Dr. der Chemie, als Officier bei der Wien-Tiroler Scharfschützen-Compagnie unter Hauptmann Dr. Andreas Hofer, ein vierter, Doctorand der Rechte bei der akademischen freiwilligen Compagnie, und der fünfte, absolvirter Pharmaceut, bei der Meraner Landesschützen-Compagnie, im Kriegsjahre 1866 dienten.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Payer, Julius [Bd. XXII, S. 155], Die Nordpol-Expedition und mit ihr Julius Payer ist im October 1874 glücklich wieder heimgekehrt. Die Literatur über dieselbe, lange noch nicht abgeschlossen, wird bei der Lebensskizze Weyprecht’s nachgetragen werden. Hier seien nur die Geburtsdaten von Julius Payer berichtigt. Payer, mit seinem ganzen Namen Julius Johann Ludwig, ist zu Schönau in Böhmen in dem zum Morgenstern beschildeten Hause Nr. 53 am 2. September 1841 geboren. Sein Vater Franz Anton Rudolph war Capitän-Lieutenant in Pension, aus Kriegern im Saazer Kreise Böhmens gebürtig (starb zu Teplitz, 64 Jahre alt, am 21. December 1855), die Mutter Franziska geborne John stammte aus Teplitz. Die Schönauer haben ihrem Mitbürger Julius Payer in der Sitzung vom 17. September 1874 das Ehrenbürgerrecht verliehen.
    Daheim. Herausg. von Dr. Robert Koenig (Leipzig, Velhagen und Klasing in Bielefeld, gr. 4°.) VIII. Jahrg. (1872), Nr. 40, S. 636: „Deutsche Reisende der Gegenwart. I. Julius Payer, der Alpensteiger und Nordpolfahrer“ [mit Holzschnittbildniß in ganzer Figur, nach einer Photographie von A. Toller]. [Band 28, S. 369]