Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Form der Inschrift, literarische Form, auch im Testament und Strafverfahren
Band V,2 (1905) S. 24402452
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Elogium. Etymologie. Der Ursprung von ēlŏgium ist viel umstritten. Aus dem Lateinischen leiten es her Mommsen (CIL I1 p. 277:[1] zu eligere, wie fors zu fero, sors zu sero; die Elogien wären demnach eine ,Auslese‘, ein ,Auszug‘ aus den Aufzeichnungen der Familienarchive); Düntzer, der darin eine ältere Nebenform zu eloquium sieht; Fick, der das Wort zu einem Stamme rag ,sammeln, lesen‘ stellt und als ,Ausspruch, Sentenz‘ deutet; Vaniček, welcher es von einer Wurzel lag (zu legere) stammen läßt und als ,Ausspruch, Lobspruch, Denkspruch‘ erläutert. Dagegen wäre nach G. Curtius, dem neuerdings auch Teuffel-Schwabe5 § 81, 2, Mommsen und Hülsen (CIL I2 p. 186)[2] zustimmen, e. ein Lehnwort aus dem Griechischen (ἐλεγεῖον) und würde zunächst ein distichisches Epigramm bedeuten; es wird hervorgehoben, daß die ältesten Anwendungen des Wortes bei Plautus (mereat. 409 nach Turnebus und Ritschls Emendation: impleantur elogiorum meae fores carbonibus, wo allerdings die Hss. die von Fleckeisen Jahrb. XCIII 9 verteidigte Lesart elegeorum bieten) und bei Cato (über Leonidas; Gell. III 7, 19, s. u. S. 2441) auf griechische Vorlagen zurückgehen und von dichterischen Auf- und Inschriften verstanden werden können. Indessen macht hier die Quantität ēlǒgĭum Schwierigkeiten. Neuerdings hat Stowasser die schon in der häufigen hsl. Schreibung eulogium angedeutete Ableitung von εὐλογία wieder aufgenommen; sie widerspricht wenigstens nicht den lateinischen Lautgesetzen. Bedenken erregt aber auch da die Semasiologie des Wortes, welches nicht allein Lobspruch (franz. éloge), sondern auch jede knapp gefaßte Sentenz, insbesondere in der Kaiserzeit das strafrichterliche Urteil, die polizeiliche Tatbestandsaufnahme, die kurze Krankheitsbeschreibung (ein Verbum elogiare bei Cael. Aurel. chron. II 1, 16. V 4, 66) bedeutet. Von Interesse für die Bedeutungslehre sind die alten Glossen über e., zusammengestellt im Corp. gloss. lat. VI 1 p. 382.

Vgl. Mommsen CIL I1 p. 277.[3] G. Curtius Berichte der sächs. Gesellsch. der Wiss. 1864, 4ff. (= Kleine Schriften, Leipzig 1886, II 230ff.); Grundzüge der gr. Etymol.4 362. A. Fleckeisen Jahrb. f. Philol. XCIII (1866) 3ff. Düntzer Ztschr. f. vgl. Sprachforschung XVI (1867) 275ff. A. Fick Vgl. Wörterbuch d. indogerm. Sprachen2 489. A. Vaniček Griech.-lat. etymol. Wörterbuch II 775. 777, 29. H. Jordan Herm. XV 20; Vindiciae sermonis lat. antiquissimi (Königsberg 18S2) 19. G. A. Saalfeld Tensaurus Italo-graecus (Wien 1884) u. d. W. G. Lafaye, Daremberg-Saglio Dict. des ant. II 582f. Hülsen CIL I2 p. 186.[4] J. M. Stowasser Lat.-deutsch. Schulwörterbuch S. XI.

A. Elogium als Inschrift.

In der Bedeutung ,Inschrift‘ tritt uns das Wort e. schon in den ältesten Zeugnissen entgegen, bei Plaut. merc. 409 (s. o.), wo es kursive Kritzeleien mit Kohle bezeichnet, wie auch bei Cato (bei Gell. III 7, 19 = Peter Hist. Rom. frg. p. 56, 32), der es von den inschriftlichen [2441] Epigrammen zu Ehren des Leonidas zu brauchen scheint: propter eius virtutes omnis Graecia ... decoravere monumentis, signis, statuis; elogiis, historiis aliisque rebus gratissimum id eius factum habuere. In den Glossen wird e. wiederholt als titulus, einmal als titulus cuiuslibet rei definiert (Corp. gloss. lat. VI 1 p. 382). Wenngleich mitunter auch für andere epigraphische Gattungen gebraucht (so für eine Weihinschrift: Suet. Gaius 24), kommt e. dennoch hauptsächlich in Anwendung für einen geschlossenen Kreis von Inschriften, welche sich aus den Grabschriften der ältesten Familienbegräbnisse und den tituli der Ahnenbilder des Atriums entwickelt haben.

I. Elogien als Grabschriften.

Die Inschrift in saturnischen Versen mit dem Lobe der Tugenden des Verstorbenen, welche Cicero auf dem Grabe des A. Atilius Caiatinus (cos. 496 = 258) las, bezeichnet er als e. (Cic. Cat. m. 61; de fin. II 116; dazu F. Ritschl Rh. Mus. IX 7). Auch sonst braucht er e. im Sinne von ,Grabschrift‘ (Cat. m. 73; in Pis. 72). Auf das Grab der Mücke im ps.-vergilischen Culex schreibt der dankbare Hirt ein e. (v. 410). Zu Ehren des Drusus (gest. 9 v. Chr.) verfaßte Augustus als Grabschrift ein e. in Versen: elogium tumulo eius versibus a se compositis exsculpsit (Suet. Claud. 1; vgl. Calp. Flacc, declam. 17). Von den uns erhaltenen Denkmälern können zweifellos als e. benannt werden die Grabschriften auf den Sarkophagen der Scipionen (CIL II 29[5]-38. VI 1284-1291. Ritschl Prisc. lat. mon. epigr. Taf. XXXVII–XLII Wilmanns 537–543. Dessau 1–10. Bücheler Carm. epigr. p. 5ff. Teuffel § 83, 7. Schanz Gesch. der röm. Litt. I2 20). Zu den mit Minium aufgemalten Namen und curulischen Ämtern, die gleich den tituli der imagines maiorum (s. u.) im Nominativ stehen, der ältesten Form des E., treten mit zunehmendem Geschmack und Reichtum, wohl in Nachahmung griechischer Sitte, seit dem Ende des 5. Jhdts. d. St. poetische Epigramme mit rühmender Anführung der Würden und Siege, zuerst im saturnischen Maß (gleich dem oben erwähnten E. des Atilius Caiatinus, dessen Anfang mit dem der Scipionengrabschrift CIL I1 32[6] = VI 1287 übereinstimmt), später in Hexametern (CIL I1 38[7] = VI 12). So enthalten diese E. bereits die nämlichen zwei Bestandteile, wie sie z. B. für die Elogien des Augustus-Forums charakteristisch sind (u. S. 2445). Vom 6. Jhdt. an findet sich der gleiche Brauch – besonders in den Kreisen der halbgriechischen Plebs – weiter verbreitet; reiche Belege mit Verwendung der verschiedensten Metra bei Hübner Handh. I2 686; dazu E. Bormann Arch.-epigr. Mitt. XVII 227ff. Nach Mommsen (zu CIL I1 639)[8] waren die Elogien mit der Anführung der curulischen Magistraturen bis zum Ausgang der Republik im Grabinneren eingeschlossen. Seit dem Ende der Republik entfernt sich die Epigraphik der Grabstätten immer mehr von dem Vorbilde des alten e.; die Sepulcralinschriften, auch der vornehmen Kreise, erscheinen mehr und mehr als Weihungen an die Verstorbenen, so daß deren Namen im Dativ stehen (Hübner 687).

Eine literarische Nachbildung der alten sepulcralen Elogien nach Inhalt und Form waren [2442] – soweit dies die erhaltenen Reste erkennen lassen – die als epigrammata (Symmach. epist. I 2) oder elogia (ebd. I 4) bezeichneten poetischen Unterschriften der Bildnisse von 700 berühmten Persönlichkeiten aus allen Gebieten, Griechen sowohl als auch Römern, welche M. Terentius Varro um 39 v. Chr. als imagines oder hebdomades in 15 Büchern herausgab (Teuffel-Schwabe5 § 166, 5. Schanz Gesch. der röm. Litt. I2 368f.); vgl. besonders Bormann a. a. O. 229ff. Drei nach Bormanns Nachweis aus Varros Werke stammende Elogien berühmter Dichter, des Cn. Naevius, Plautus und Pacuvius (Teuffel-Schwabe5 § 115, 2) hat Gell. I 24, 1ff., der sie uns überliefert, für wirkliche Grabschriften gehalten. Über die annähernd gleichzeitigen, verwandten imagines des Atticus s. unten.

Vgl. Mommsen CIL II p. 11ff.[9] E. Hübner in Iwan v. Müllers Handbuch I2 686. G. Lafaye a. a. O. 583f. G. Schön (s. u. S. 2448) 6.

II. Elogien an den Ahnenbildern (imagines).

Schon frühzeitig kam in den hochadeligen Familien der Brauch auf, an den Wänden des Atriums die Bilder der mit curulischen Ämtern bekleideten Vorfahren (imagines) anzubringen und sie durch gemalte Linien untereinander zu Stammbäumen (stemmata) zu verbinden. Die Inschriften unter den einzelnen Bildnissen heißen meist tituli (s. d.). Daneben begegnet aber auch die Benennung e.; Suet. Galb. 3: imagines et elogia universi generis exequi longum est, familiae breviter attingam; Vitell. 1: extatque elogii (so M. Hertz; que elogii die Hss.; Q. Eulogii Casaubonus) ad Q. Vitellium ... libellus (Teuffel-Schwabe5 § 259, 10). Diese tituli oder elogia stimmten in der Form wohl mit den ältesten Grabschriften überein (vgl. die des L. Scipio cos. 495 = 259: L. Cornelio L. f. Scipio aidiles cosol cesor); doch fehlen natürlich die poetischen Beigaben. Sie enthielten demnach den Namen im Nominativ, die curulischen Ämter (zu denen später wohl auch andere Magistraturen kamen) und die hohen Priesterwürden, sowie allenfalls den Triumph (Liv. X 7, 11); vgl. Mommsen St.-R. I3 445, 2. Marquardt-Mau Privatl.2 353. Sonstige Angaben über Taten und Verdienste waren schon durch den beschränkten Raum ausgeschlossen; wer sich für sie interessierte, mochte sie aus den commentarii des Familienarchivs ersehen.

Diese Ausstattung der imagines mit tituli oder elogia, auf welche schließlich die öffentlich aufgestellten Bildnisse der Vorfahren vornehmer Geschlechter mit Elogien und die daraus entwickelte Ruhmesgalerie des Augustus-Forums zurückgehen, hat auch die Anregung zu einer literarischen Arbeit gegeben, zu den imagines des Pomponius Atticus, von welchen Nepos Att. 18, 5f. schreibt: versibus de iis, qui honore rerumque gestarum amplitudine ceteros Romani populi praestiterunt, exposuit ita, ut sub singulorum imaginibus facta magistratusque eorum non amplius quaternis quinisque tersibus descripserit: quod vix credendum sit tantas res tam breviter potuisse declarari (vgl. auch Plin. n. h. XXXV 2. Teuffel-Schwabe5 § 172, 2 d). Über die von Varros gleichnamiger Arbeit (s. o), die vor allem einen viel größeren Kreis von Berühmtheiten umfaßte, verschiedene Anlage vgl. E. Bormann Arch.-epigr. Mitt. [2443] XVII 236. G. Schön (u. S. 2448) 8ff. Bormann denkt a. a. O. 236 an ,Epigramme etwa in der Weise der bekannten Grabschriften der Scipionen in saturnischem Maß‘, doch ist gerade dieses Metrum für die Zeit des Atticus und nach den unmittelbar vorhergehenden Worten des Nepos (attigit quoque poeticen, credimus, ne eius expers esset suavitatis) kaum wahrscheinlich. Eine Vorstellung von der Anlage und dem Inhalt der Elogien des Atticus können uns etwa die allerdings weit späteren, aus je sechs Hexametern bestehenden carmina de viris illustribus Romanis (Anthol. lat. ed. Riese I 2 nr. 832–854; u. S. 2450) geben. Die Annahme Schöns, daß die imagines des Atticus die Quelle für die augustischen Elogien waren, wird unten (S. 2447) erörtert.

Vgl. Mommsen St.-R. I3 445, 2. Teuffel-Schwabe5 § 81, 2. G. Lafaye a. a. O. 585. Hülsen CIL I2 p. 186.[10] Schanz Gesch. der röm. Litt. I2 31f.

III. Elogien an öffentlichen Denkmälern der republikanischen Zeit.

Die in vornehmen Familien herrschende Sitte der imagines mit den zugehörigen tituli oder elogia fand bereits in früher Zeit den Weg aus dem Atrium des Privathauses in die Öffentlichkeit, indem die Stifter sakraler und staatlicher Bauten häufig die Bildnisse ihrer Vorfahren mit Beischriften an diesen Werken anbringen ließen. Zuerst tat dies Appius Claudius Caecus (cos. 447 = 307 und 458 = 296) an dem von ihm im J. 458 = 296 errichteten Tempel der Bellona: posuit enim in Bellonae aede maiores suos (auf clipei) plaeuitque in excelso spectari et titulos honorum legi (Plin. n. h. XXXV 12, wo irrtümlich der Appius Claudius cos. 259 = 495 genannt ist). Dieses Beispiel ahmte M. Aemilius Lepidus cos. 676 = 78 sowohl in der von seinen Vorfahren erbauten Basilica Aemilia, wie auch im eigenen Hause nach (Plin. a. a. O. 13); die in der Basilica Aemilia neuerdings gefundenen Elogia aus augustischer Zeit (u. S. 2449) sind wohl eine dem Zeitgeschmack angepaßte Erneuerung der tituli jener älteren clipei. Von den Statuen, die M. Claudius Marcellus (cos. 588. 599. 602) beim Tempel des Honos und der Virtus sich, seinem Vater und Großvater mit einer stolzen Inschrift (tres Marcelli novies consules. [‌Consul] avus quinquies, pater semel) setzen ließ, berichtet Ascon. in Pison, p. 12. Nach Cic. ad Att. VI 1, 17 ließ Q. Caecilius Metellus Pius Scipio (cos. 702 = 52) bei einem Bau auf dem Kapitol eine ganze Schar vergoldeter Reiterstatuen seiner Ahnen aufrichten, wobei ihm die Verwechslung passierte, daß er mit dem E. des P. Africanus maior (cos. cens.) das Bildnis des P. Scipio Nasica Sarapio (cos. 616 = 138) und mit jenem des Sarapio (cos.) die Statue des Africanus zusammenfügen ließ; bei diesem Anlasse werden auch zwei ältere Statuen des Sarapio bei Heiligtümern mit der Inschrift cos. erwähnt. Erhalten sind von solchen Elogien die Unterschriften von drei Statuen des sog. Arcus Fabianus an der Via Sacra, welche ein Q. Fabius Maximus um 56 v. Chr. aufstellte (CIL I2 p. 198[11] elog. XXIV–XXVI; VI 1304. Dessau 43); in einer derselben wird von L. Aemilius Paullus, der zweimal triumphiert hat, berichtet triumphavit ter, wofür Mommsen auf Liv. XXII 31, 11 [2444] (augentes titulum imaginis posteros) hinweist. Vielleicht gehören hierher auch die kurzen Aufschriften auf Statuenbasen des 6.–8. Jhdts. der Stadt, z. B. CIL I1 538[12] (= V 873). 539 (= XI 1339). 631 (= VI 1278). 640 (= VI 1323). VI 3825. III 7234. 7238. V 4305. 862 u. a. Charakteristisch ist für diese Denkmäler (insbesondere auch für die sogleich zu erörternden Elogien des Augustusforums), die sich von den Grab- und Ehreninschriften deutlich abheben, der Zusammenhang mit den imagines und den Aufzeichnungen der privaten und staatlichen Archive, das gruppenweise Auftreten, die den tituli der imagines entlehnte Nominativform des Namens des Abgebildeten (während in Ehreninschriften schon seit Sulla fast durchweg der Dativ steht, Hübner 693); vgl. die Definition bei Hülsen CIL I2 p. 185.[13] Zur Abgrenzung von verwandten Kategorien öffentlicher Inschriften (Duilius-Inschrift; tituli honorarii; tabulae triumphales) vgl. auch Schön 4ff. Beziehungen zwischen den Münzaufschriften und öffentlich aufgestellten Elogien sucht Lafaye 586 nachzuweisen.

Teuffel-Schwabe5 § 81, 2. G. Lafaye a. a. O. 585ff. Hübner a. a. O. 692f. Cagnat Cours d’épigr. lat.2 224f. Hülsen CIL I2 p. 185.[14] 186. H. Peter Die geschichtl. Literatur über die röm. Kaiserzeit I 264. G. Schön (s. u. S. 2448) 2f. 4ff.

IV. Die Elogien auf dem Augustusforum in Rom.

Den inschriftlichen Elogien, die wir bisher kennen lernten, ist gemeinsam die Nennung des Namens im Nominativ und die Aufzählung der Ämter; sie unterscheiden sich jedoch darin, daß die sepulcralen elogia außerdem die Taten anzuführen pflegen, die in den e. der imagines fehlen, und daß nur letztere regelmäßig an ein Bildnis anknüpfen. Beide Arten der e. treten meist in Gruppen auf, die jedoch niemals über den engeren Kreis der Vorfahren eines hochadeligen Geschlechtes hinausgehen. Erst in der Literatur der ausgehenden Republik, durch die imagines des Varro und Atticus, wurde, wie wir sahen, ein neues Genus der e. vorbereitet, welches alle drei Elemente: Anknüpfung an ein Bildnis, Angabe des Namens und der Ämter, Aufzählung der gesta vereinigt und, über den engen Rahmen der Familie hinausgreifend, ganze Reihen von Berühmtheiten aus verschiedenen Gebieten zusammenstellt. In Stein ausgeführt tritt uns diese Art von e. zuerst in der Zeit des Augustus entgegen. Auf sie paßt eine bisher übersehene antike Definition in den Glossae Placidi, welche allerdings hauptsächlich die rühmende Aufführung der gesta berücksichtigt, Corp. gloss. lat. V p. 19, 11 (= p. 64, 11): laudes electae summatimque collectae, ut puta si quis in basi statuae alicuius laudes scribat aut in titulo imaginis, elogia dicuntur.

Auf seinem im J. 752 = 2 v. Chr. dedizierten Forum ließ Kaiser Augustus die Standbilder berühmter Römer der Vorzeit mit auf ihre Ämter und Taten bezüglichen Inschriften aufstellen, welch letztere zum Teil erhalten sind und in der neueren Epigraphik den technischen Namen elogia führen. Darüber Suet. Aug. 31: proximum a dis immortalibus honorem memoriae ducum praestitit, qui imperium populi Romani ex minimo maximum, [2445] reddidissent. Itaque ... statuas omnium triumphali effigie in utraque fori sui porticu dedicavit, professus edicto commentum id se, ut ad illorum velut exemplar et ipse dum viveret et insequentium aetatium principes exigerentur a civibus. Horaz c. IV 8, 13 (kurz vor J. 746 = 8 v. Chr., also wohl während des Baues des Forum Aug.): incisa notis marmora publicis, per quae spiritus et vita, redit bonis post mortem ducibus (vgl. IV 15, 29ff.). Hist. Aug. Sev. Alex. 28, 6: exemplo Augusti, qui summorum virorum statuas in foro suo e marmore (vielmehr wohl aus Erz) collocavit additis gestis. Die Bilder selbst standen in zum Teil noch vorhandenen Nischen der zwei halbrunden Exedren an der Ost- und Westseite des Forums (erstere abgebildet bei Hülsen Röm. Mitt. VI 96; CIL I2 p. 187.[15] O. Richter Topogr. der Stadt Rom2 111 Abb. 8). Die dazugehörigen Elogien zerfielen in zwei Teile; auf der Plinthe der Statue waren der Name und die Ämterlaufbahn angegeben; wenig tiefer las man in der Marmorbekleidung der Wand auf größeren, geränderten Tafeln einen kurzen Abriß der öffentlichen (zumeist der kriegerischen) Wirksamkeit (E. Bormann Bull. com. 1889, 481; vgl. die Abb. CIL I2 p. 188.[16] Gardthausen I 975; eine ähnliche Anordnung bei den Elogien der Basilica Aemilia u. S. 2449). Die Gesamtzahl der Statuen mit Elogien auf dem Forum läßt sich weder aus architektonischen Erwägungen noch anderweitig sicher erschließen (Vermutungen bei Hülsen Röm. Mitt. VI 101 A. G. Schön 44f.; vgl. aber Hülsen CIL I2 p. 187).[17] Aus Erwähnungen der Schriftsteller (Hülsen CIL I2 p. 187.[18] Gardthausen II 2, 520, 10) wissen wir, daß unter den Dargestellten Aeneas und die zahlreichen albanischen Könige als Vorfahren des julischen Hauses (Ovid. fast. V 563 hinc videt Aenean ... et tot Iuleae nobilitatis avos, hinc videt Iliaden umeris ducis arma ferentem claraque dispositis acta, subesse viris), ferner M. Valerius Corvus trib. mil. 405 = 349 (Gell. IX 11, 10), Scipio Aemilianus cos. 607 = 147 (Plin. n. h. XXII 13 mit Erwähnung der Inschrift, die statuae eius in foro suo divus Augustus subscripsit) sich befanden. Von den Originalinschriften des Augustusforums sind nur wenige sichere Reste erhalten; dazu kommen mehrere anderwärts gefundene Elogien, welche sich als mehr oder minder getreue Kopien jener vom Augustusforum erweisen. Sicher ist dies von einigen Stücken aus Rom selbst und einer Serie (sieben) aus Arretium; wahrscheinlich wenigstens von je zwei Elogien aus Lavinium (vgl. aber O. Hirschfeld Philol. XXXIV 85) und aus Pompeii, sowie Bruchstücken aus Karthago (CIL VIII 12 535.[19] 12538). Im ganzen kennen wir jetzt aus den Autoren und den Inschriften zwanzig von den durch Elogien ausgezeichneten Persönlichkeiten der römischen Geschichte: Aeneas, Lavinia, Silvius Aeneas, Romulus, M. Valerius Maximus Dictator 260 = 494, M. Furius Camillus trib. mil. 353 = 401, L. Albinius (?), M. Valerius Corvus cos. 406 = 348, L. Papirius Cursor dict. 429 = 325, Ap. Claudius Caecus cos. 447 = 307, C. Duilius cos. 494 = 260, Q. Fabius Maximus cos. 521 = 233, L. Cornelius Scipio Asiaticus cos. 564 = 190, L. Aemilius Paullus cos. 572 = 182, Ti. Sempronius Gracchus [2446] cos. 577 = 177, P. Scipio Aemilianus cos. 607 = 147, Q. Caecilius Metellus Numidicus cos. 645 = 109, C. Marius cos. 647 = 107, L. Cornelius Sulla Felix cos. 666 = 88, L. Licinius Lucullus cos. 680 = 74. Höchst wahrscheinlich (vgl. aber Hülsen CIL I2 p. 188,[20] 1) gehört auch das im CIL I2 an andrer Stelle (p. 198 nr. XXVII) eingereihte E. des C. Iulius Caesar Strabo (aed. cur. 664 = 90), welches sich im Mittelalter auf dem Augustusforum befand, hierher, zwar nicht unter die duces, wohl aber unter die Iuleae nobilitatis avos. Die erhaltenen Texte gesammelt und erschöpfend kommentiert von Mommsen CIL I1 p. 277ff.[21] Hülsen CIL I2 p. 186ff.[22] 341; dazu CIL VI 4[23] p. 3134ff. Wilmanns 622ff. Dessau I p. 15ff. nr. 50ff. Zur Charakteristik der Form (Namen im Nominativ usw.) s. o. S. 2444; vgl. auch Hirschfeld a. a. O. 85.

Bei der Auswahl der Personen (Gesichtspunkte bei Gardthausen I 2, 894f.) ging Augustus wohl aus von der doppelten Bedeutung des Mars Ultor, dessen Tempel auf dem Forum sich befand, als Stammvater des julischen Hauses und als Gott des Krieges und Triumphes (vgl. die Privilegien seines Tempels bei Suet. Aug. 29. Dio LV 10, 3f.; die Ausschmückung des Forums mit den Gemälden des Krieges, des Triumphes usw.: Plin. n. h. XXXV 27. 93f.). Demnach umgab er das neue Heiligtum einerseits mit den Bildern seiner Ahnen aus der mythischen (Aeneas, Albanerkönige, Romulus) und wohl auch der späteren Zeit (z. B. C. Iulius Caesar Strabo; Ovid. a. a. O.: tot Iuleae nobilitatis avos), unter ihnen vielleicht auch einer Frau (Lavinia), anderseits mit denen einer erlesenen Schar (nicht aller: Schön 45) der hervorragendsten Heerführer und Triumphatoren der republikanischen Zeit (vgl. bes. Horaz und Sueton a. a. O.), die durch diese Aufstellung wieder in nahe Beziehung zum Hause des Princeps gerückt wurden und deren Bilder auch bei der Leichenfeier für Augustus außer den imagines seiner Vorfahren und übrigen verstorbenen Verwandten vorgetragen wurden (Dio LVI 34, 2: τῶν ἄλλων Ῥωμαίων τῶν καθ' ὁτιοῦν πρωτευσάντων, ἀπ' αὐτοῦ τοῦ Ῥωμύλου ἀρξάμεναι; vgl. auch Horaz c. IV 15, 28ff.; dazu Schön 15). Diese Reihe sollte auch weiterhin fortgeführt werden, indem fortan die Triumphatoren und die mit den Triumphalornamenten Bekleideten hier eherne Statuen erhielten (Dio LV 10, 3: τοὺς πέμψαντας [τὰ νικητήρια] ... καὶ τοὺς ἄλλους τοὺς τὰς ἐπινικίους τιμὰς λαμβάνοντας ἐν τῇ ἀγορᾷ χαλκοῦς ἵστασθαι); zahlreiche Belege bei S. Peine De ornamentis triumph., Berliner Studien II 313ff., bes. 319ff.; über die beigegebenen Elogien und ihre Spuren in privaten, namentlich sepulcralen Inschriften vgl. A. v. Premerstein Österr. Jahreshefte VII 1904, 215ff. Andere als kriegerische Verdienste fanden wohl keinen Platz auf dem Forum Augusti; die Beziehung des fragmentierten E. CIL I2 nr. VI auf den Plebejer L. Albinius ist mehr als zweifelhaft (Hirschfeld a. a. O. 86. Hülsen p. 187, 3 und zu nr. VI). Augustus selbst ließ sich keine Statue setzen; doch wurden auch ihm als dem pater patriae hier auf Senatsbeschluß (wahrscheinlich zwei) Quadrigen errichtet, unter welchen vielleicht seine Taten in der Weise der Elogien inschriftlich verzeichnet waren (Vell. II 39, 2; [2447] dazu Hülsen p. 187, 2. Gardthausen I 2, 976. II 2, 590f., 87).

Den Grund der Aufstellung sucht H. Nissen (Rh. Mus. XLI 487) in dem Wunsche des Kaisers, den geschichtlichen Sinn des Volkes zu heben; doch hätte er dann doch wohl die Statuen der Staatsmänner kaum ausgeschlossen. Er verfolgte vielmehr auch hier, wie überhaupt in seiner Pflege der nationalen Traditionen, eine ethische Tendenz, die er in seinem Edikt (bei Suet. a. a. O.) offen aussprach, und daneben wieder die Verherrlichung seines eigenen Geschlechtes. Anknüpfend an die uralte Sitte der imagines mit ihren Elogien, welche die Atrien der vornehmen Häuser zierten, schuf er in der Ruhmeshalle des Augustusforums, in welcher seine Ahnen so zahlreich vertreten waren und er selbst als pater patriae die erste Stelle einnahm, gewissermaßen ein öffentliches Atrium seiner Dynastie und des Reiches (Schön 7. 14f.). Nach Schön 15f. wäre es die Absicht oder wenigstens der Erfolg seiner Maßregel gewesen, daß das alte ius imaginum der republikanischen Adelsfamilien lahm gelegt wurde; doch läßt sich diese Vermutung meines Erachtens nicht erweisen.

Den historischen Wert der Elogien stellt Mommsen (CIL I1 p. 282)[24] sehr hoch; sie seien aus trefflichen alten Annalen geschöpft und verträten daher eine gute Überlieferung, wenn auch die ungeschickte Fassung nur von einem Halbgebildeten herrühren könne. Weniger günstig urteilen über sie wohl mit Recht Hirschfeld a. a. O. 85ff. und Hülsen CIL I2 p. 189,[25] welche in den E. Spuren der Benützung der Annalisten des ausgehenden 7. Jhdts., besonders des Valerius Antias erkennen (vgl. auch Teuffel-Schwabe5 § 81, 2. Wachsmuth Einl. 671. Peter I 265). Ohne Zweifel ist auch die Überlieferung, aus der die Elogien geflossen nicht höher einzuschätzen als die literarischen sind, Quellen der gleichzeitig entstandenen Triumphal- und Consularfasten. Schön sucht nachzuweisen, daß der von Augustus bestellte Redaktor der Elogien (etwa der Prinzenlehrer Verrius Flaccus?) die schon oben erwähnte Schrift des T. Pomponius Atticus über berühmte römische Feldherren und Staatsmänner, die imagines, benützt habe, wie denn auch für die Consularfasten der liber annalis desselben Atticus herangezogen worden war. Danach müßten die Elogien des Augustusforums aus den poetischen Unterschriften der einzelnen Bildnisse bei Atticus, welche nach Nepos (o. S. 2442), der dies besonders bewundert, non amplius quaternis quinisque versibus bestanden, also aufs knappste gefaßt waren, in Prosa umgesetzt sein. Gegen eine solche Annahme spricht die durchaus präzise und technische Ausdrucksweise der augustischen Elogien, die nun und nimmer aus einer so vieles umschreibenden dichterischen Vorlage herübergenommen sein kann, und ihr bei prägnanter Zusammenfassung sehr zahlreicher Daten doch beträchtlicher Umfang; in Verse gesetzt, würden selbst die kürzesten Texte das Ausmaß von 4–5 Zeilen weit überschreiten. Dagegen glaubt Peter II 368 die Elogien im allgemeinen von der zeitgenössischen Schriftstellerei des Varro, Santra, Nepos, Iulius Hyginus über viri illustres beeinflußt. An und für sich wäre es sehr möglich, daß die augustischen Elogien eine Arbeit desjenigen sind, der [2448] damals durch seine amtliche Stellung, wie durch seine Schriftstellerei über die viri illustres der Nächstberufene gewesen wäre, nämlich des Grammatikers und Bibliothekars der Palatina C. Iulius Hyginus. Doch wissen wir über seine in Buchform erschienenen viri illustres so gut wie nichts Sicheres, können daher auch ihr Verhältnis zu den inschriftlichen Elogien nicht beurteilen. – Eine unverkennbare Übereinstimmung mit den augustischen Elogien sowohl in der Anordnung des Stoffes als auch im Ausdrucke zeigt der anonyme liber de viris illustribus urbis Romae (meist mit den Schriften des Aurelius Victor abgedruckt) in der etwa 47 Kapitel umfassenden Partie der berühmten Feldherren und Staatsmänner (vgl. die Zusammenstellungen bei Hildesheimer 36ff. Schön 39ff. Peter II 368f.). Borghesi (Oeuvres III 10; ebenso Enmann 485) erklärte die inschriftlichen Elogien schlechthin als Hauptquelle des ganzen Buches; dagegen Vinkesteyn 4. Hülsen Röm. Mitt. VI 101 A. Schön nimmt an, daß die viri illustres in den Feldherrenbiographien gleich den Elogien auf die imagines des Atticus zurückgehen, während die übrigen Teile mehr die Richtung Varros (in dessen imagines) verfolgen, daß aber diese beiden Quellen nicht direkt herangezogen seien. Peter a. a. O. hingegen erklärt die Verwandtschaft mit den Elogien aus gemeinsamer Benützung der biographischen Schriftstellerei des Varro, Santra, Nepos und Hyginus (an letzteren dachte schon Hildesheimer 39). Im übrigen sei für die noch immer schwebende Frage nach den Quellen des liber de viris ill. auf die Zusammenfassung bei Schanz Gesch. der röm. Litt. IV 1, 64f. verwiesen.

Literatur: B. Borghesi Oeuvres III 10. Egger Examen crit. des historiens sur la vie d’Auguste 27. C. Zell Die röm. Elogien u. König Ludwigs Walhallagenossen (Stuttgart 1847); Elogiorum Rom. reliquiae (Stuttgart 1847). O. Hirschfeld Philol. XXXIV 85ff. H. Hildesheimer De libro qui inscribitur de viris ill. urbis Romae quaest. hist. (Berlin 1880) 6. 36ff. L. Borsari Memorie dell' acc. dei Lincei XIII (1884) 13f. Enmann Philol. Suppl. IV (1884) 485. 487. H. Jordan Topogr. d. Stadt Rom I 2, 442ff. C. J. Vinkesteyn De fontibus ex quibus scriptor libri de viris ill. u. R. hausisse videtur (Leiden 1886) 4. G. Lafaye a. a. O. 588f. A. Schäfer Abriß der Quellenkunde II2 12. O. Gilbert Gesch. und Topogr. Roms III 231 mit A. 2. H. Nissen Rh. Mus. XLI 487. E. Hübner in Iwan v. Müllers Handbuch I2 693. R. Cagnat Cours d'épigr. lat.2 225. C. Wachsmuth Einl. in das Studium der alten Gesch. 616, 3. 670f. G. Schön Die Elogien des Augustusforum und der liber de viris ill. u. R. (Progr. Staatsgymn. Cilli 1895) 1ff. (dazu Th. Opitz Bursians Jahresber. XCVII 117ff.). V. Gardthausen Augustus I 2. 894f. 972. 975. II 2, 519, 7ff. 589f., 83f. H. Peter Die geschichtl. Litteratur über die röm. Kaiserzeit I 82f. 263f. II 367ff. L. Homo Lexique de topogr. rom. (Paris 1900) 231ff. O. Richter Topogr. der Stadt Rom2 111. M. Schanz Gesch. der röm. Litt. IV 1, 64.

Über die Ergebnisse der neueren Ausgrabungen auf dem Augustusforum: Hülsen Röm. Mitt. IV 248. V 305ff. VI 94. 98ff. 366. R. Lanciani [2449] Bull. com. 1889, 26. 73ff. 1890, 102. E. Bormann Bull. com. 1889, 481. Gatti Bull. com. 1890, 251ff. mit tav. XIV. 1891, 165ff. Not. d. scavi 1889, 69ff. 1890, 318ff. Das ganze Material zusammen gestellt bei Hülsen CIL I2 p. 186ff.[26] 341.

V. Sonstige inschriftliche und literarische Elogien der Kaiserzeit.

Von den Kopien der augustischen Elogien, die in Privathäusern und Villen Roms und der Umgebung, sowie in mehreren italischen Munizipien zur Aufstellung kamen (Hülsen CIL I2 p. 188),[27] wurde oben gesprochen. Fortgesetzt wurde die von Augustus begonnene Serie in Rom auf dem Forum Augusti (s. o.), indem hier auch in der Kaiserzeit die Triumphatoren und mit ornamenta triumphalia Bekleideten Erzstatuen erhielten; doch entfernen sich die zugehörigen Inschriften, soweit wir sie kennen, erheblich von dem Typus des E., da sie nach Art der Weih- und Ehreninschriften (Hübner 693) den Dativ des Namens statt des Nominativs auwenden und nicht die Gesamtheit der gesta, sondern nur die für die Zuerkennung der Insignien des Triumphes bestimmenden Tatsachen und dessen Dekretierung durch den Senat anführen. In der Folgezeit nehmen auch die Inschriften unter den Statuen bedeutender Männer der Republik den Dativ der Weihinschriften an; die Belege bei Hübner 693. Weitere inschriftliche Elogien aus Rom und Umgebung, die wohl sämtlich der frühen Kaiserzeit entstammen, aber auf Berühmtheiten der Republik sich beziehen, stellt Hülsen CIL I2 p. 198ff.[28] nr. XXVII–XLVIII zusammen (dazu noch CIL XIV 2601).[29] Von diesen könnten nr. XXVII–XXX, welche Vorfahren des julischen Hauses betreffen, aus einem sacrarium domus Augustae stammen. XXXI–XL. XLII. XLIII. XLIV nennen andere hervorragende Staatsmänner und Feldherrn, sowie eine berühmte Frau (Cornelia, die Mutter der Gracchen: nr. XXXIX; dazu Plin n. h. XXXIV 31. H. Jordan Herm. XV 530ff. P. E. Visconti Dissertazioni della pontif. aecad. Rom. di archeol. II Ser., I [1878] 275ff. V. Gardthausen Augustus I 2, 896. II 2, 520, 14); sie mögen ursprünglich teils auf dem Marsfelde (so nr. XXXIX), wohin Augustus statuas virorum inlustrium mit ihren tituli vom Kapitol übertragen ließ (Suet. Gai. 34), teils in Ahnengalerien der betreffenden Familien oder in Porträtsammlungen von Liebhabern nach Art des Titinius Capito (s. u. S. 2450) ihren Platz gehabt haben. Die Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum, die schon M. Aemilius Lepidus, Consul 676 = 78, mit den Bildern seiner Vorfahren auf clupei und den zugehörigen tituli ausgestattet hatte (Plin. n. h. XXXV 13), wurde – wohl bei ihrer Herstellung durch Augustus – mit den Bildern (Büsten oder clupei) von Kriegshelden geschmückt, namentlich solchen, die in einer Familienbeziehung zu dem Gründer und Erneuerer des Monuments standen. Von den Elogien dieser Bildnisse, bei welchen wie auf jenen des Augustusforums (o. S. 2445) der Name und cursus honorum von den gesta getrennt waren, haben sich mehrere in Bruchstücken erhalten, darunter eines auf L. Aemilius Paulus, den Sieger von Pydna (in der Textierung kürzer als das entsprechende E. vom Augustusforum in der Kopie zu Arretium, CIL I2 elog. XV), ein anderes (nach Hülsens Vermutung) [2450] auf C. Fabricius Luscinus (Hülsen Beiträge zur alten Gesch. II 262ff. nr. 40–44). Auch Bibliotheken stattete man mit Bildnissen (Statuen, Büsten, Hermen, Medaillons) hervorragender Redner und Schriftsteller aus (vgl. K. Dziatzko o. Bd. III S. 421f.), welche elogia (meist nur den Namen im Nominativ) trugen (hierher etwa nr. XLVI–XLVIII); vielleicht rührt die auf dem Palatin gefundene kleine Säule mit dem E. des altitalischen Königs Fertor Resius, der preimus ius fetiale paravit (nr. XLI; Dessau 61; litt. saec. Aug.) aus einer Galerie von Gesetzgebern und Rechtsgelehrten her, wie sie für die bibliotheca iuris civilis et liberalium studiorum in templo Apollinis Palatini (Schol. Iuven. I 128) sehr wohl denkbar wäre. In dieselbe Kategorie darf vielleicht eine Serie von Basen aus Tusculum, etwa der augustischen Zeit angehörig, eingereiht werden: Elogien mythischer Helden des Epos und der Tragödie (CIL XIV 2647–2450:[30] Orestes, Pylades, Iason mit Telegonos, Telemachos), des Diphilos poetes (ebd. 2451) und eines Q. Caecilius Metellus cos. (ebd. 2600 = I2 elog. nr. XXXVI), wohl des namhaften Redners (cos. 548 = 206; Teuffel-Schwabe5 123, 2), die etwa die Bibliothek eines vornehmen Landsitzes geschmückt haben mögen. Doch wird auch in Inschriften von dieser oder ähnlicher Bestimmung frühzeitig der Nominativ des E. von dem Dativ der Ehreninschrift verdrängt; dies zeigt z. B. die wohl zu einem Bildnisse gehörige Inschrift des Schriftstellers über Haruspicin Tarquitius Priscus (CIL XI 3370;[31] dazu E. Bormann Arch.-epigr. Mitt. XI 94ff.; Österr. Jahresh. II 129ff.). Die zahlreichen modernen Fälschungen von Elogien auf antiken Porträts stellt Hülsen CIL I2 p. 186,[32] 4 zusammen.

Den Übergang zu den literarischen Elogien der Kaiserzeit mag die Notiz des Plin. epist. I 17, 3 über Titinius Capito bilden; est omnino Capitoni in usu claros viros colere. Mirum est, qua religione, quo studio imagines Brutorum, Cassiorum, Catonum domi, ubi potest, habeat. Idem clarissimi cuiusque vitam egregiis carminibus exornat. Die hier erwähnten Verse – wohl in der Weise des Atticus – können als Unterschriften der imagines in der Privatsammlung des Capito, aber auch in Buchform gedacht werden. In jüngeren Hss. ist eine Reihe von 24 aus je sechs Zeilen bestehenden Elogien als carmina de viris illustribus Romanis überliefert (Anthol. lat. ed. Riese I 2 p. 282ff. nr. 831–855. Poetae lat. min. ed. Baehrens V p. 396ff. nr. 81), nach den einleitenden Versen (nr. 831) eine poetische Erläuterung zu einer in einem Prachtbau untergebrachten historischen Porträtgalerie, in der auch ein Freiheitsheld, wie Cato Uticensis, und der cäsarianische Centurio Cassius Scaeva ihren Piatz hatten; der antike Ursprung dieser Reihe, deren vielfach zutage tretende Berührungen mit den Elogien des Augustusforums und dem anonymen liber de viris illustribus vielleicht eine genauere Untersuchung lohnten, wird wohl mit Unrecht in Zweifel gezogen. Berechtigter scheint ein solcher bei weiteren acht Elogien (Anthol. a. a. O. p. 291f. nr. 856–863. Poet. lat. min. a. a. O. p. 402 nr. 82), welche nur durch alte Ausgaben auf uns gekommen sind. Schließlich gehören hierher [2451] noch die Verse des älteren Symmachus (praef. urb. 364/5) auf angesehene Zeitgenossen, nach dem Muster der elogia, in den varronischen Hebdomades (Symmach. epist. I 2. 4, vgl. Teuffel-Schwabe5 § 425, 1. E. Bormann Arch.-epigr. Mitt. XVII 233. Schanz Gesch. der röm. Litt. IV 1, 111).

Vgl. Hülsen CIL I2 p. 198ff.[33] Dessau I p. 14ff. nr. 44–49. 68. R. Lanciani Bull. com. 1889, 73ff. Teuffel-Schwabe5 § 81, 2. Hübner a. a. O. 693. Lafaye a. a. O. 587f. 589f. Schön a. a. O. 3.

B. Elogium in der Rechtssprache.

I. Elogium im Testamente.

Das Wort bezeichnet hier eine Klausel der letztwilligen Verfügung, die häufig in Form eines Zusatzes auftritt (CIL V 4445.[34] Quintil. decl. II 15 Anf. Dig. XXVIII 2, 14, 2 usw.) und verschiedenen Inhalt haben kann. Bald ist es eine für die erwähnte Person ehrende Äußerung (Senec. exc. controv. II 7 p. 239, 3. 240, 6. 7 K.), z. B. eine Empfehlung an den Erben (so das berühmte e. im Testamente des Maecenas an Augustus: Horati Flacci, ut mei, memor esto, Suet. vit. Hor. p. 45, 10 Reiff.), bald ein Vorbehalt (z. B. Umwandlung der Erbschaft in ein Fideikommiß: Quintil. decl. 325 Anf.). Ganz besonders häufig aber wird e. gebraucht von der Angabe des (meist abträglichen) Grundes der Enterbung (exheredare cum elogio); vgl. Cic. pro Cluent. 135. Petron. sat. 53, 4. Quintil. inst. VII 4, 20; decl. II 15. Apul. apol. 99. Digest. XXVIII 2, 14, 2. XXXII 37, 2. XXXVII 10, 1, 9. Cod. Iust. VI 55, 9, 1 usw.; Glossen: Corp. gloss. lat. VI 1 p. 382. Im späten juristischen Sprachgebrauch findet sich ultimum elogium, ultima elogia in der erweiterten Bedeutung ,letztwillige Disposition (bes. Testament)‘: Cod. Iust. III 28, 33 pr. 35, 3. 37, 1. VI 21, 18. 22, 9. 29, 3. 30, 20. 51, 1, 14. Glossen a. a. O. Vgl. H. G. Heumann Handlexikon zu d. Quellen des röm. Rechts7 165. G. Lafaye a. a. O. 590. Die Bedeutung ,Testament‘ noch im Mittelalter: Ducange Glossarium med. et inf. lat., u. d. W.

II. Elogium im Strafverfahren.

Seit Beginn des 2. Jhdts. der Kaiserzeit (zuerst bei Suet. Gai. 27) wird e. auf diesem Gebiete in ausgedehnter Bedeutung verwendet.

1. Elogium als Tatbestandsaufnahme.

Alte Glossen definieren e. als textum malorum gestorum, quod notoriam dicunt u. ä. (Corp. gloss. lat. VI 1 p. 382). Man versteht darunter das Register der Vergehen eines anrüchigen Individuums in den polizeilichen Listen (öffentliche Verlesung des e. der Prostituierten an den Floralia in Rom: Tertull. de testimon. anim. 4), dann besonders den aus solchen Registern ausgezogenen Bericht des Polizeibeamten, mit dem ein ergriffener und vorläufig verhörter Übeltäter der kompetenten Behörde eingeliefert wurde. So geht das e. der Gemeindebehörde über die von den Eirenarchen verhafteten Verbrecher zugleich mit dem Inkulpaten an den Provinzstatthalter (Digest. XLVIII 3, 6, 1; dazu O. Hirschfeld S.-Ber. Akad. Berl. 1891, 872. Mommsen Röm. Strafrecht 309, 6); mit einem solchen E. schickt der Provinzstatthalter, wo er nicht zu richten kompetent ist, den Angeschuldigten an den ordentlichen Richter [2452] (Digest. XLVIII 3, 11, 1. XLIX 16, 3 pr.). Die Abfassung und Eingabe eines derartigen e. durch die städtischen Polizeibeamten war – selbst bei Geständigkeit des Angeschuldigten (Tertull. ad nat. I 2; apolog. 2) – bei Mord, Sittenverbrechen, Majestätsbeleidigung, Sacrilegium, Diebstahl vorgeschrieben (Tertull. ad Scapul. 4; de idol. 1; apol. 2. 44) und wird insbesondere in den Christenprozessen regelmäßig erwähnt (Tertull. a. a. O.; dazu K. J. Neumann Der röm. Staat u. die allg. Kirche I 33, 1. O. Hirschfeld a. a. O. 872, 133). Die in dem kurz gefaßten e. zu berücksichtigenden Fragepunkte waren schon im vorhinein festgesetzt (das bei Mord auszufüllende Formular bei Tertull. ad nat. I 2, vgl. de idol. 1; apolog. 2); doch waren natürlich auch nicht vorgesehene zweckdienliche Angaben in Form von Zusätzen zulässig (Tertull. apolog. 44). Nach wiederholt eingeschärften Verordnungen der Kaiser Hadrian und Antoninus sollte der judizierende Magistrat nicht allein nach dem e. richten, sondern sich durch ein erneutes Verhör von dessen Richtigkeit überzeugen (Digest. XLVIII 3, 6). Vgl. Heumann a. a. O. Lafaye a. a. O. 590f.

2. Elogium als strafrichterliche Entscheidung.

Im Strafprozesse der späteren Kaiserzeit werden richterliche Entscheidungen verschiedenen Inhaltes als e. bezeichnet, sodaß das Wort fast gleichbedeutend mit sententia erscheint. Durch ein elogium principis ergeht die Bewilligung zur Folterung von Rangpersonen (Ammian. XIX 12, 9; dazu Mommsen Röm. Strafrecht 407, 4); subscriptionis elogio leni begnadigt der Kaiser die zum Tode Verurteilten (Ammian. XXX 8, 3. Mommsen a. a. O. 285, 4). Insbesondere aber wird e. von dem Endurteile im Strafprozesse (sonst iudicium oder sententia) gebraucht, welches, wo er Richter ist, der Kaiser selbst (Hist. Aug. Avid. Cass. 14, 6; Sev. Alex. 34, 3. Ammian. XV 5, 26. XIV 7, 2), sonst ein andrer rechtsprechender Magistrat fällt (der Legat des Statthalters: Hist. Aug. Sever. 2, 6 mit Mommsens Verbesserung Ephem. epigr. V p. 633, 3). So heißt e. auch das mit dem Endurteil abgeschlossene Protokoll der Strafverhandlung (oder ein Auszug daraus), wie es in bestimmten Fällen dem Kaiser zur Überprüfung (allenfalls zur Ausübung seines Begnadigungsrechtes) vorgelegt wurde (Suet. Gai. 27. Ammian. XIV 5, 5: oblato de more elogio; in diesem Sinne auch als Lehnwort im Hebräischen: J. Ziegler Die Königsgleichnisse des Midrasch 109f. CLXXXIX). Beim Strafvollzug wird das e. des Verurteilten durch Ausruf des Praeco (Hist. Aug. Sever. 2. 6) oder durch ein über seinem Haupte befestigtes Täfelchen (Acta S. Theclae bei Grabe Spicil. I 108: erat elogium [Hss. eulogium] eius scriptum ,sacrilegium‘) öffentlich bekanntgemacht. Vgl. im allgemeinen Lafaye a. a. O. 591f.


Anmerkungen (Wikisource) Bearbeiten

  1. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 277.
  2. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186.
  3. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 277.
  4. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186.
  5. Corpus Inscriptionum Latinarum II, 29.
  6. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 32.
  7. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 38.
  8. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 639.
  9. Corpus Inscriptionum Latinarum II, llff.
  10. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186.
  11. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 198.
  12. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 538.
  13. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 185.
  14. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 185.
  15. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 187.
  16. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 188.
  17. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 187.
  18. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 187.
  19. Corpus Inscriptionum Latinarum VIII, 12535.
  20. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 188.
  21. Corpus Inscriptionum Latinarum II, 277ff.
  22. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186ff.
  23. Corpus Inscriptionum Latinarum VI, 4.
  24. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 282.
  25. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 189.
  26. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186ff.
  27. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 188.
  28. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 198ff.
  29. Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 2601.
  30. Corpus Inscriptionum Latinarum XIV, 2647.
  31. Corpus Inscriptionum Latinarum XI, 3370.
  32. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 186.
  33. Corpus Inscriptionum Latinarum I, 198.
  34. Corpus Inscriptionum Latinarum V, 4445.