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Autor: Lukian von Samosata
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Titel: Lucian’s Werke
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Herausgeber:
Auflage: 1
Entstehungsdatum: 2. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1827–1832
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer: August Friedrich Pauly
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Digitalisat auf Commons
Kurzbeschreibung: Deutsche Gesamtausgabe der Werke des griechischen Satirikers und Sophisten Lukian.
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Im Vorwort führt der Übersetzer den Dichter in Hinsicht auf Biografie, Werk und Schaffen ein und gibt Auskunft über Stellung und Zweck seiner Übersetzung, die der ersten von Christoph Martin Wieland (1788/89) folgt. Die Ansichten des Übersetzers zur Echtheit einzelner Schriften und seine Deutungen der Positionen Lukians sind natürlich heute, 180 Jahre später, im Einzelnen überholt.

[1] [2] [3]

Lucian’s
Werke,
übersetzt
von
August Pauly,
Professor, Lehrer an der lateinischen und Real-Anstalt
zu Biberach.


Erstes Bändchen.


Stuttgart,
Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung.
Für Oestreich in Commission von Mörschner und Jasper
in Wien.
1827.


[4] [5]

Einleitung.

Bei dem auffallenden Stillschweigen gleichzeitiger und späterer Schriftsteller über Lucian beschränkt sich das Wenige, was wir von seinen Lebensumständen wissen, auf einige in seinen eigenen Werken zerstreute Nachrichten, und auf die Folgerungen, die mit Sicherheit aus denselben gezogen werden können.

Sein Geburtsort war Samosata, eine unfern des Euphrat’s an den äußersten Gränzen Griechischer Kultur gelegene Syrische Stadt, an deren Stelle heut zu Tage ein gänzlich unbedeutender Ort, Semisat, befindlich seyn soll. Das Jahr seiner Geburt läßt sich nicht mit Bestimmtheit angeben; doch vermuthet Wieland nicht unwahrscheinlich, daß er um das Jahr 117 n. Chr. (Trajan’s Todesjahr) geboren wurde. Wie wenig das Glück ihn durch die Vorzüge ansehnlicher Herkunft und glänzender Vermögensumstände [6] begünstigt hatte, erzählt er uns selbst in dem Aufsatze der Traum, der mit Recht an der Spitze seiner Werke steht, und womit er die Vorlesung derselben in seiner Vaterstadt eröffnete. Der Bestimmung zum Handwerker, welche ihm seine Eltern, als er ungefähr vierzehn Jahre alt war, geben wollte, widerstrebte sein Genius, und er wählte die Laufbahn eines gerichtlichen Redners, welche damals ausgezeichnete Talente auf einen ehrenvollen Schauplatz führte, so wie sie dem Sohne unbemittelter Eltern ein reichliches Auskommen versprach. Wirklich hatte er mehrere Jahre, wie es scheint, zuerst in der Hauptstadt Syriens, Antiochien, sodann in Griechenland, mit Ausübung der gerichtlichen Beredtsamkeit zugebracht, als die Unannehmlichkeiten dieses Berufs ihn bestimmten, sich auf den friedlicheren eines theoretischen Redners, oder Lehrers der Redekunst (Sophisten) zu beschränken, und sich dabei mit philosophischen und schönwissenschaftlichen Studien zu beschäftigen. In dieser Eigenschaft hielt er sich eine Reihe von Jahren in Gallien auf, wo er die Rhetorik als öffentlich angestellter Lehrer vortrug, und in der hohen Achtung, in welcher er dort stand, so wie in einem sehr reichlichen Einkommen die Früchte seines ausgebildeten Talentes ärntete. Er mochte fünf und dreißig bis [7] vierzig Jahre zählen, als er Gallien und zugleich das rhetorische Lehrgeschäft verließ, um nach Griechenland zurückzukehren, und, wie es scheint, die Jahre des mittleren Mannesalters, seine fruchtbarste Periode an literarischen Erzeugnissen, in Athen zu verleben. Daß er seine Vaterstadt zu einer Zeit wieder besuchte, wo er durch seine Schriften bereits zu einem hohen Grad von Berühmtheit gelangt war, ist nach dem oben angeführten Aufsatze eben so wenig zu bezweifeln, als es wahrscheinlich ist, daß er sich lange in jener halbbarbarischen Provinzialstadt werde aufgehalten haben. Wenigstens ließe sich dieß nicht wohl mit der Vorliebe zusammenreimen, welche er an mehreren Stellen seiner Werke für Athen an den Tag legte, welches auch in jenen späten Zeiten noch der Hauptsitz ächter Urbanität und feiner Bildung war. In seinem höhern Alter nahm er eine mit Ansehen und bedeutendem Gehalte verbundene Beamtenstelle bei der Präfektur von Egypten an, wobei ihm die Aussicht auf eine der höchsten Stellen im kaiserlichen Dienste, etwa das Gouvernement einer Provinz, eröffnet war. Ob diese Hoffnung in Erfüllung gegangen, wissen wir nicht: denn von jetzt an verlieren sich in seinen Schriften alle Spuren seiner weitern Lebensgeschichte. Daß er verehlicht gewesen, [8] und einen Sohn gehabt habe, schließt man aus einer Aeußerung in dem Dialog der Eunuch[1].

Das Zeitalter, welches Lucian in seinen besten Jahren durchlebte, war also jenes glänzende unter Hadrian und den beiden Antoninen, wo unter der milden und friedlichen Regierung dieser weisen und [9] humanen Fürsten der Wohlstand der Provinzen blühte, und der lebhafte Verkehr der Städte und Völkerschaften einen äußerlich glücklichen Zustand herbeiführte, wie ihn die Geschichte des Alterthums sonst nirgends, wenigstens nicht von dieser Dauer, aufweist. Besonders war es Athen, welches sich von jenen Umständen, so wie von der Vorliebe begünstigt, die Hadrian für diese Wiege des Wahren und Schönen hegte, schnell wieder zu einer bedeutenden Höhe des Ansehens emporhob. Mehr als je war hier der Sammelplatz von Gelehrten und Künstlern aller Art, und nur der Grad der Geistesbildung bestimmte in dieser Musenstadt den Werth und die Achtung des Einzelnen, während bloser Rang und Reichthum nicht einmal vor jenem beißenden Spotte schützten, in welchem die Athener von jeher Meister waren. Der Aufenthalt in dieser Stadt, und daselbst der vertraute Umgang mit seinem väterlichen Freunde Demonax, dem veredelten Cyniker, dem er in einem seiner Aufsätze ein so schönes Denkmal setzt, war die wesentlichste Epoche in Lucian’s Bildungsgeschichte, und höchst einflußreich auf Zweck, Geist und Charakter, so wie auf die Form seiner schriftstellerischen Produktionen.


[10] So glücklich und blühend aber jenes Zeitalter in mancher Beziehung war, so litt es gleichwohl an eigenthümlichen und sehr wichtigen Gebrechen. Eben jene Gunst, welche gebildete Regenten, wie Hadrian und Mark-Aurel, den Wissenschaften und insbesondere der Philosophie schenkten, machte, daß sich viele Unwürdige herzudrängten, welche unter der Philosophenmaske die niedrigsten Absichten verbergend, die Wissenschaft zum blosen Erwerbsmittel herabwürdigten, und so ihren Verfall und ihre Verachtung herbeiführten. Es wimmelte ferner in jener Zeit von dem windichten Geschlechte der Sophisten oder Schönredner, welche mittelst dialektisch-rhetorischer Kunstgriffe in schimmernden Declamationen mit der Wahrheit ihr leichtfertiges Spiel trieben. Dazu kam, daß der religiöse Volksglaube gerade damals, als sich die alten Institute zum Untergange neigten, je ferner er jener Periode künstlerisch schaffender Phantasie stand, welche ihm das Daseyn gegeben, und je mehr durch die Vereinigung der verschiedensten Nationen in Einen Staatskörper, ein Gemengsel der mannigfaltigsten Vorstellungen, Sagen und Gebräuche entstanden war, desto mehr seine Inconsequenz und innere Unhaltbarkeit an den Tag legte. Zwar hieng die Masse des Volks noch an den alten Sagen und äußern götterdienstlichen [11] Einrichtungen; allein das Unbefriedigende derselben, das immer fühlbarer ward, scheint jenen Hang zum Wunderbaren und zur Schwärmerei herbeigeführt zu haben, welcher Lucian’s Zeitalter ganz besonders charakterisirt: der Orient mit seinen Mysterien, magischen Künsten und geheimen Wissenschaften beschäftigte die Einbildungskraft einer Generation, welche die sichersten Verwahrungsmittel gegen solche Verirrungen, nämlich frische Thatkraft und reges politisches Leben, längst verloren hatte; und so hatte denn eine Menge religiöser Gaukler in dem trüben Zwielicht jener Zeiten ein leichtes Spiel. Daß der äußerste Sittenverfall sich zu jenen krankhaften Erscheinungen gesellte, ist nichts weniger als befremdend: und in dieser Beziehung erscheint uns besonders die damalige Welthauptstadt, wo alle Schätze und Herrlichkeiten des kultivirten Theiles der Erde zusammenflossen, als der Schauplatz einer Verdorbenheit, die in den Annalen der Menschheit ohne Beispiel ist. Geldsucht und Sclavensinn paarten sich hier mit brutalem Machstolz und mit der üppigsten Verschwendung.

Lucian, ein heller Kopf und entschiedener Freund der Wahrheit, beschloß den Kampf gegen dieses Zeitalter des Trugs, Aberglaubens und Dünkels; und [12] wäre er weniger kaltblütiger Verstandesmensch gewesen, er hätte ihn nicht mit so glücklichen Waffen geführt. Wie er selbst in jener schönen Allegorie vom Ausstreuen der Samenkörner andeutet (S. Traum, 15), so hatte er sich zur Aufgabe seines Lebens gemacht, Wahrheit und ächte Lebensweisheit unter seinen Zeitgenossen zu verbreiten. Deklamationen, Strafpredigten und Ermahnungen hätten hier nichts verfangen: die ernste Absicht mußte unter dem Scheine des heitern, oft muthwilligen Scherzes verborgen, Thorheit und Laster mit der Geissel der Satyre gezüchtigt, dem Leser die bittere Arznei mit unterhaltender Ironie und Laune beigebracht werden. Dazu war unser Lucian durch seine Anlagen vor Allen berufen. Er besaß von Natur in hohem Grade die Gabe des Witzes und das Talent, von jeder Sache die lächerliche Seite aufzufinden und in’s Licht zu stellen, ein Talent, das sich durch den Umgang mit den besten Köpfen Athen’s nur um so glücklicher entwickelte und verfeinerte. Gesundes Urtheil, Geschmack, Reichthum an Ideen und Kenntnissen, eine seltene Leichtigkeit in Erfindung der mannichfaltigsten und jedesmal passendsten Formen, und, was das Genie charakterisirt, das glücklichste Gleichgewicht aller Geisteskräfte und die sicherste Harmonie in ihrer Zusammenwirkung [13] – diese Vorzüge waren es, die ihn Werke von bleibendem, ja in gewissen Zeiten sich wieder verstärkendem Interesse schaffen ließen, und ihm die Bewunderung jedes Gebildeten sichern.

Original ist Lucian schon dadurch, daß er sich das geschickteste Organ für seine Satyre in der neuen Art von Dialog schuf, worin er die sokratische Gesprächsform der Philosophen mit der dramatischen der alten Komödie glücklich paarte, und somit, indem er seine Charaktere gleichsam in Handlung setzte, um so lebhafter die Lichter seines Witzes wirken lassen konnte. Unstreitig sind seine satyrischen Schriften der vorzüglichste Theil seines Nachlasses, und in ihnen hat sich seine Eigenthümlichkeit am treusten ausgeprägt. Sie gelten zum Theil den gleisnerischen Afterphilosophen seiner Zeit (die vorzüglichsten hieher gehörigen sind Nigrinus, die Versteigerung, der Fischer, Hermotimus, die Entlaufenen, die neuen Lapithen, Icaromenipp); in andern ließ er den religiösen Volksglauben seine Geissel fühlen, indem er die Lächerlichkeit und Inconsequenz der Göttersagen in ihrer ganzen Blöße darstellte[2] (z. B. Prometheus, Götter- und [14] Meergötter-Gespräche, Jupiter Tragödus, der überwiesene Jupiter, die Götterversammlung, Icaromenipp, die Opfer); und da Pfafferei aller Art und in jeglicher Gestalt an ihm einen unerbittlichen Gegner fand, so empfanden besonders jene Gaukler, die unter religiöser Maske den Aberglauben des Volks sich zu Nutze machten, seine schärfsten Züchtigungen (z. B. der Lügenfreund, der falsche Prophet, Peregrinus). Endlich ergießt sich eine reiche Ader seiner Satyre über die Thorheiten der Menschen überhaupt, und insbesondere über ihr Trachten nach vergänglichen äußern Gütern, ihre Eitelkeit, ihren Hang zur Ueppigkeit und dergl. (z. B. Timon, Nigrin zum Theil, Todtengespräche, Charon, die Ueberfahrt, die saturnalischen Aufsätze u. a. m.). Noch ist ausser den genannten Classen eine reiche Anzahl vermischter Dialogen und Aufsätze von verschiedenem, [15] zum Theil vorzüglichem, Werth und Interesse auf uns gekommen, von denen jedoch einige Lucian’s Namen fälschlich tragen. Wir nennen von den ausgezeichnetern unter diesen Produkten: die gedungenen Gelehrten, die Abhandlung, wie man Geschichte schreiben soll, den Toxaris, den Anacharsis, den Demonax, die Panthea.

Wenn man auch zuweilen über eine gewissen Kälte klagen möchte, die dem edleren Gefühle wehe thut, so ist unserem Schriftsteller gleichwohl Achtung für alles wahrhaft Große und Liebe zum sittlich Schönen[3] nicht abzusprechen. Als Philosoph machte er die praktische Weltweisheit zum Hauptgegenstande seines Studiums, und bewegte sich zwischen den verschiedenen Systemen mit der Freiheit eines Eklektikers. Am meisten jedoch scheint er dem wahren Geiste des Cynismus und Epicuräismus zugethan gewesen zu seyn.


[16] Was seine Werke fast durchaus bezeichnet, ist eine gewisse Glätte, Leichtigkeit und muntere Laune. Die Schreibart ist den attischen Mustern mit vielem Glücke nachgebildet, und erinnert nur selten an den Geschmack jenes späten Zeitalters. Dem letztern dürfte es zuzuschreiben seyn, wenn der Styl besonders in jenen Schriften, deren Abfassung in die rhetorisch-sophistische Periode unseres Autors oder wenigstens in die Nähe derselben fällt, bisweilen mit Blumen überladen, mit falschem Witze spielend erscheint, wenn Metaphern zu sehr gehäuft, Allegorien zu lange fortgesetzt werden u. dgl. Auch kann nicht geläugnet werden, daß der ihm besonders eigenthümliche Wortreichthum, der nicht selten vollkommene Tautologien erzeugt, nicht eben zu seinen Vorzügen gehört.

Eine Uebersetzung des Lucian, der sich durch eine so gefällige Leichtigkeit und Laune auszeichnet, muß sich, um eben diesen eigensten Reiz des Autors dem deutschen Leser zu bewahren, mit einiger Freiheit bewegen dürfen; und so konnte meine Aufgabe, gegenüber von einem Vorgänger wie Wieland, der gerade von dieser Seite ein Meisterwerk geliefert hat, nur diese seyn, zu versuchen, wie sich jene Freiheit der Bewegung mit der Treue gegen die Urschrift [17] noch näher möchte vereinigen lassen. Uebrigens fühle ich nur zu sehr, wie diese Arbeit nachsichtiger Beurtheilung bedarf, und wünschte mit größerer Zuversicht, als ich es kann, an die Worte Wieland’s zu erinnern: „die Gelehrten, die Lucian mit Geschmack in seiner eigenen Schrift lesen, können allein von den Schwierigkeiten einer Arbeit urtheilen, die oft da am schwersten ist, wo sie am leichtesten scheint; und sie sind es, von denen ich mir die meiste Billigkeit und Nachsicht verspreche.“ – Noch bin ich das Geständniß schuldig, daß ich mich einigemal (z. B. im Timon) nicht enthalten konnte, unnachahmlich gelungene Stellen der Wieland’schen Uebertragung, besonders im leichten und lebendigen Flusse des Dialogs, zu borgen. Warum hätte ich in solchen Fällen dem Leser etwas entschieden Mangelhafteres bieten sollen? Nur unterließ ich anfangs (was später nicht mehr geschehen soll) die ausdrückliche Nennung Wieland’s in der Note.

In der Ordnung der einzelnen Stücke folge ich den Ausgaben. – Daß ich die vorzüglichsten Bearbeitungen des ganzen Schriftstellers sowohl als einzelner Theile desselben benutze, brauche ich nicht zu versichern. Der Text, dem ich folge, ist der Lehmann’sche; einzelne Abweichungen werden in den [18] Noten angezeigt. Nur im Traum, Anacharsis, Vaterlandslob, übersetzte ich nach dem Texte meiner Ausgabe (Tübingen 1825.).

Unter den Schriften Lucian’s finden sich drei: das Gericht der Vocale, Lexiphanes und der Solöcist, welche, da sie grammatisch-rhetorische Spiele des Witzes zum Gegenstande haben, nur dem gelehrten griechischen Leser verständlich und von Interesse seyn können. Ich wollte diese anfänglich ganz weglassen: weil sie jedoch von der Redaktion gewünscht werden, so sollen sie am Schlusse des letzten Bändchens nachträglich folgen. Nur von einer Uebersetzung der beiden Eroten, die Lucian’s Namen entehren würden, wenn er ihnen mit Recht vorgesetzt werden könnte, des fünften der Hetärengespräche, und des gleichfalls unächten, abgeschmackten Fragments Ocypus, bitte ich den geneigten Leser um Dispensation. Der Kundige wird sie mir nicht versagen.


[1896]

* * * * *

Ich hatte mich zwar am Schlusse der Vorrede zum ersten Bändchen (S. 18), dem Wunsche der Redaktion zu Folge, verbindlich gemacht, auch das Gericht der Vokale, den Lexiphanes und den Solöcist zu übertragen, wiewohl ich immer der Meinung war, daß dem deutschen Leser damit schwerlich ein Dienst geleistet würde. Ein angestellter Versuch hat mich nun aber aufs Neue überzeugt, daß es unmöglich ist, diese Aufsätze dem der Griechischen Sprache Unkundigen auch nur einigermaßen genießbar zu machen, indem die Griechischen Wörter, um welche sich der Witz dieser grammatischen Spiele dreht, doch sämmtlich beibehalten werden müßten. Weil demnach diese Zugabe nicht geeignet gewesen wäre, die deutschen Freunde Lucian’s mit einer noch höhere Meinung von dem Geiste und der unterhaltenden Laune dieses Schriftstellers, als sie bereits gewonnen haben möchten, von seiner Lektüre scheiden zu lassen, so wird in ihren Augen auch der Uebersetzer entschuldigt seyn, daß er jener Arbeit sich zu unterziehen nicht Lust hatte. [1897]


Alexander 819
Die Altgewordenen 1500
Anacharsis 1185
Der doppelt Angeklagte 1249
Apophras 1459
Von der Astrologie 919
Die Auferstandenen s. Fischer.
Bacchus 1395
Bad 1389
Ueber ein Versehen in der Begrüßung 497
Der Bernstein 1405
Die Bilder 950
Caukasus s. Prometheus.
Charidemus 1837
Charon 305
Cronosolon 1666
Der Cyniker 1800
Demonax 930
Lob des Demosthenes 1752
Die Dipsaden 1517
Der Eisvogel 97
Die Entlaufenen 1639

[1898]

Der Esel s. Lucius.
Der Eunuch 911
Der Fischer 367
Die Fliege 1409
Der Fremdling s. Scythe.
Die Freundschaft s. Toxaris.
Das Gastmahl 1692
Die gedungenen Gelehrten 438
Wie soll man Geschichte schreiben? 635
Göttergespräche 121
Die Götterversammlung 1789
Gymnastik s. Anacharsis.
Harmonides 615
Der Haushahn s. Traum.
Herkules 1401
Hermotimus 515
Herodot und Aëtion 598
Hesiod s. Streit.
Hetärengespräche 1565
Hippias s. Bad.
Icaromenippus 1219
An einen Ignoranten 1415
Der tragische Jupiter 1105
Der überwiesene Jupiter 1091
Die Lapithen s. Gastmahl.
Lucius 1045
Der Lügenfreund 1355
Der Lügenprophet s. Alexander.

[1899]

Die Luftreise s. Ikaromenippus.
Meergöttergespräche 181
Menippus 287
Nero 1857
Nigrinus 35
Die Opfer 331
Orden s. Versteigerung.
Der Parasit 1283
Der Tod des Peregrinus 1613
Phalaris I 801
Phalaris II 813
Philopatris 1813
Prometheus 29
Prometheus od. der Cauk. 103
Die Rednerschule 1335
Rechtfertigung des Aufs. „die Bilder“ 968
Der Saal 1482
Saturnalien 1659
Saturnalische Briefe 1677
Das Schiff 1528
Schutzschrift für die gedung. Gel. 483
Die Schwäne am Po s. Bernstein.
Der Scythe 618
Sekten s. Hermotimus.
Sinngedichte 1879
Ein kleiner Streit mit Hesiod 1523
Die syrische Göttin 1719
Ueber den mimischen Tanz 863

[1900]

Timon 60
Todtengespräche 207
Das Todtenorakel s. Menippus.
Toxaris 989
Tragopodagra 1865
Ueber das Trauern um die Verst. 1323
Der Traum 19
Der Traum oder der Haushahn 1146
Der Tyrann s. Ueberfahrt.
Der Tyrannenmörder 749
Die Ueberfahrt 413
Der Ungläubige s. Lügenfreund.
Lob der Vaterstadt 1512
Die Verläumdung 1441
Die Versteigerung der philos. O. 340
Der verstoßene Sohn 771
Die wahre Geschichte 684
Die Weltbeschauer s. Charon.
Zeuxis und Antiochus 603

Verbesserungen.

S. 845 L. 1 v. u. lies Profanen st. Personen.

854 – 19 – o. – geschiehet, st. geschieht, und das folgende nun ist zu streichen.

1090 – 6 – o. tilge das erste nur.

1417 – 21 – o. l. Myrten st. Myrthen.

1431 – 5 – o. – glich st. gleich.


Anmerkungen des Originals

  1. Ueber die Art seines Todes findet sich eine Angabe bei dem Lexikographen Suidas (um’s Jahr 1000), die ein Beispiel abgeben mag, wie unser Satyriker von einer gewissen Classe von Menschen beurtheilt wurde. Er sagt: „Lucian, mit dem Beinamen der Lästerer…, wurde, wie erzählt wird, von Hunden zerrissen, weil er in seinem Wahnsinn nicht einmal die Wahrheit verschont hatte. Denn in seinem Leben des Peregrin hatte der Verfluchte auch das Christenthum und die Person Christi selbst mit seinen Schmähungen angegriffen. Darum hat er schon in diesem Leben die gerechte Strafe für seine frevelhafte Raserei erlitten, in dem künftigen aber wird er in Gemeinschaft mit Satanas des ewigen höllischen Feuers Erbe seyn.“ – Der unparteiische Leser unseres Schriftstellers überzeugt sich bald, wie dieser das Christenthum nur durch den Auswurf seiner Anhänger kennen gelernt, oder vielmehr eben dadurch so wenig kennen gelernt hatte, daß er sogar den gewöhnlichen Irrthum seiner Zeit, als ob Christenthum und Judenthum Eins wären, getheilt zu haben scheint.
  2. Dieses Streben war indessen rein negativ. Wenigstens läßt sich wohl nirgends die Absicht nachweisen, einem [14] geläuterten religiösen Vernunftglauben den Weg zu bahnen, und eben so wenig, dem Christenthum in die Hände zu arbeiten, wie Kestner annimmt (S. dessen Agape S. 500 ff). Dazu aber half er, ohne es zu wollen, mitwirken, daß die Anhänger des alten Glaubens durch mystische Deutungen das Ansehen desselben zu retten suchten.
  3. Was das letztere betrifft, so denke ich nicht, daß man dagegen gewisse Derbheiten und Natürlichkeiten anführen werde, die sich in einigen Schriften Lucian’s häufig genug finden. Nirgends wird man darthun können, daß er das Obscöne als solches aufgesucht, oder absichtlich festgehalten hätte. Und überdieß, wie ganz anders, als wir, dachten und empfanden über diesen Punkt die Griechen?


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