Ueber den mimischen Tanz
1. Lycinus. Weil du denn, Freund Crato, deine schwere, und wie es scheint, schon lange her vorbereitete Anklage gegen die Tänze und die Tanzkunst selbst, und oben drein auch gegen mich angebracht hast, dem du zum Vorwurf machst, daß ich einer so leichtfertigen und unmännlichen Art von Unterhaltung mit so vieler Liebhaberei meine Aufmerksamkeit schenke: – so laß dir sagen, wie irrig du daran bist, wenn du auf eine Sache losziehst, von der du wissen solltest, daß sie zu dem Vortrefflichsten gehört, was das Menschenleben besitzt; eine Unwissenheit, die sich nur mit der abgeschlossenen und strengen Lebensweise entschuldigen läßt, welcher du zugethan bist, und welche dir blos das Strenge und Herbe als gut, alles Uebrige aber nur darum als tadelnswerth erscheinen macht, weil du es nicht kennst.
2. Crato. Ich weiß nicht, mein bester Lycinus, was ich von dir denken soll, einem wissenschaftlich gebildeten Manne, der sich doch so ziemlich mit der Philosophie vertraut gemacht hat, und dessen ungeachtet allen edleren Studien und den alten Weisen abtrünnig werden, und sich hinsetzen kann, um sich die Ohren voll dudeln zu lassen und einem zwitterhaften Weichling zuzusehen, wie er in seinem weibischen Aufzuge und unter wollüstigen Liedern sich geckenhaft zierend die verbuhlten Rollen einer Phädra, Parthenope, Rhodope, und [864] wie die verrufensten H… des Alterthums alle heißen, darstellt: sage mir, schickt es sich für einen ehrbaren Mann, wie du bist, solchem Getändel und solchem Getriller, solch lächerlichen Narrentheidungen anzuwohnen? In der That, als man mir sagte, daß du deine Zeit mit solchen Schauspielen verderbest, so schämte ich mich in deine Seele und ward recht ernstlich böse, daß du eines Plato, Chrysippus und Aristoteles vergessend so dasitzen kannst wie ein Mensch, der sich mit einer Feder in den Ohren kitzelt. Gibt es ja doch andere und schicklichere Augen- und Ohrenbelustigungen zu Tausenden, wenn man je dergleichen haben muß, als da sind die Flötenspieler, die man hin und wieder in öffentlichen Gesellschaften zu hören bekommt, die Citherspieler, welche ihr Spiel mit einem wohlgesetzten Texte begleiten, vor Allem aber die ernste Tragödie und das heitere Lustspiel, die man sogar für würdig gehalten hat, einen Platz unter den öffentlichen Wettkämpfen einzunehmen.
3. Du bedarfst wahrlich einer langen Schutzrede vor den Gelehrten, wenn du nicht Gefahr laufen willst, aus dem Kreise dieser Ehrwürdigen ausgestoßen zu werden. Das Beste wird am Ende seyn, du suchst dir mit Läugnen zu helfen und hast es durchaus nicht Wort, je auf diese Art dich vergessen zu haben. Für die Zukunft übrigens sey auf deiner Hut, daß du nicht, ohne es selbst gewahr zu werden, aus dem Manne, der du warst, in eine Lydische Flötenspielerin oder in eine Bacchantin dich umwandeln lassest, was man nicht blos dir, sondern auch uns zum Vorwurfe machen würde, indem es hieße, wir hätten dich, wie dort Ulysses seinen Gefährten [865] gethan,[1] von dem gefährlichen Lotus mit Gewalt abziehen und dich zu deinen gewohnten Studien bei Zeiten zurückführen sollen, ehe dich jene Sirenen des Theaters ganz und gar gefangen genommen hätten. Zudem sind Letztere noch weit gefährlicher als jene Homerischen, welche ja nur den Ohren Fallen legten, so daß man diese blos mit Wachs zu verkleben brauchte, um an ihnen vorbei zu kommen, während jene sich auch deiner Augen bedienen, um dich gänzlich zu ihrem Sclaven zu machen.
4. Lycinus. Ei! Ei! mein Crato, was hast du da für einen beißigen Hund[2] gegen mich losgelassen. Und dennoch, dünkt mich, ist deine Vergleichung meines Falles mit dem der Lotusesser oder des Sirenengesanges eine sehr unpassende. Denn Wer den Lotus kostete, oder den Sirenen zuhörte, hatte für seine Leckerei oder für seinen Ohrenschmaus das Verderben zum Lohn. Mir hingegen ist jene Unterhaltung, außerdem daß sie mir einen sehr hohen Genuß gewährt hat, auch sonst noch wohl bekommen. Denn weit entfernt, meiner selbst und alles Dessen, was mich angeht, darüber zu vergessen, bin ich vielmehr – die Wahrheit offen zu gestehen, – jedesmal weit kluger, erfahrungsreicher und einsichtsvoller in Allem, was zum Leben gehört, aus dem Theater zurückgekommen: ja ich darf die Worte Homer’s[3] hier geltend machen, und behaupten: Wer jene Schauspiele gesehen,
– – kehrt fröhlich zurück und Mehreres wissend.
[866] Crato. Hilf Himmel! Wie weit ist es mit dir gekommen, Lycinus, daß du mit einer Sache noch groß thust, deren du dich billig schämen solltest. Wenn du so schmählige und verabscheuenswürdige Dinge sogar zu loben im Stande bist, so lässest du uns wahrlich keine Hoffnung übrig, dich noch retten zu können.
5. Lycinus. So sage mir doch, mein Crato, sprichst du, indem du dem Tanze und ähnlichen scenischen Spielen so harte Vorwürfe machst, wirklich als mehrmaliger Augenzeuge derselben, oder hältst du sie für schandbar und verabscheuenswerth, ohne sie je aus eigener Ansicht kennen gelernt zu haben? Im erstern Falle wärest du mit mir in gleicher Schuld: ist aber das Letztere, so bist du in Gefahr, für einen eben so unbesonnenen als anmaßenden Tadler angesehen zu werden, da du über Dinge absprechen willst, die du nicht einmal kennst.
Crato. Nun wahrlich, das fehlte mir noch, daß ich grauer Alter mit diesem meinem ehrwürdigen Philosophenbarte mich unter einen Haufen Weiber und närrisch gewordener Männer setzen, und unter Händeklatschen und unanständigem Beifalljauchzen einem lüderlichen Burschen zusehen sollte, wie er auf’s üppigste und unschicklichste seine Glieder verdreht!
Lycinus. Man muß dir das zu Gute halten, Freund Crato. Wolltest du dich von mir bewegen lassen, und nur einmal zur Probe deine Augen diesem Schauspiele leihen, ich weiß gewiß, du würdest ein andermal nicht ruhen, bis du einen recht vortheilhaften Sitz aufgefunden hättest, um Alles so genau als möglich zu sehen und zu hören.
[867] Crato. Ich will auf der Stelle des Todes seyn, wenn ich mich jemals so weit vergessen soll, solange ich noch Haare an den Beinen und ein unberupftes Kinn behalte. Ich kann nichts, als dich bedauern, mein Freund, daß dich die Bacchantenwuth schon so gänzlich ergriffen hat.
6. Lycinus. Höre auf, dich zu ereifern, mein Freund, und laß dir nur etwas Weniges von dem mimischen Tanze [der Pantomimik] und seinen hohen Vorzügen sagen: ich werde dir zeigen, daß er nicht blos ein sehr unterhaltendes, sondern auch ein nützliches, bildendes und belehrendes Schauspiel gewähre, welches, indem es uns an das Beschauen der schönsten Formen gewöhnt und zugleich in einer Welt voll herrlicher Töne einheimisch macht, all das Schöne, was nur immer dem innern und äußern Sinne geboten werden kann, harmonisch vereinigt und so den Geschmack des Zuschauers bildet und regelt. Daß übrigens diese Wirkungen in Begleitung der Musik und des Rhythmus hervorgebracht werden, darin sehe ich eher ein Lob, als einen Vorwurf der pantomimischen Kunst.
Crato. Ich habe wahrlich nicht so viele überflüssige Zeit, um einem toll gewordenen Menschen zuzuhören, der seiner Krankheit eine Lobrede hält. Jedoch – weil du nun einmal so große Lust hast, deine Narrheit über mich auszugießen, so will ich dir den Freundschaftsdienst erweisen, und dir geduldig meine Ohren leihen, da ich wohl auch, ohne sie mit Wachs zu verstopfen, faules Geschwätz an mir vorbei gehen lassen kann. Ich werde dir also in aller Stille zuhören; sprich, als ob du ganz ohne Zeugen wärest.
[868] 7. Lycinus. Schön, mein Crato, Das ist’s eben, um was ich dich bitten wollte. Du wirst nun bald sehen, ob du Narrheit nennen kannst, was ich dir sagen werde. – Vor allen Dingen muß ich dir bemerken, daß du mir noch gar nicht zu wissen scheinst, wie der Tanz nicht eine Sache von gestern her, und nicht etwa eine Erfindung unserer Großväter oder Uranherren ist. Im Gegentheile werden dich Diejenigen, welche die Geschichte desselben bis zu seinem Ursprung erforscht haben, belehren, daß zugleich mit der ersten Entstehung des Weltalls auch der Tanz hervorgegangen, und in jenem uralten Amor (der Einigung der Elemente) zugleich gegeben sey. Jener Reigen der Gestirne, die Stellungen der Wandel- gegen die Fixsterne, die schöne Ordnung und harmonische Eintracht in allen ihren Bewegungen – was ist das Alles anders, als das Bild jenes Urtanzes? Allmälig bildete sich der Tanz auch unter den Sterblichen aus und vervollkommnete sich immer mehr, so daß er jetzt, mannigfaltig, wie er ist, und von Harmonie durchdrungen, auf die höchste Stufe seiner Vollendung gebracht und die reichste Gabe zu seyn scheint, welche die Musen unserem Geschlechte verliehen.
8. Rhea war, wie die Sage lehrt, in den ältesten Zeiten die Erste, welche an dieser Kunst Wohlgefallen fand, und ihre Corybanten in Phrygien und die Cureten in Creta Tänze aufführen ließ; und wirklich brachte ihr die Sache keinen geringen Vortheil. Denn ihrem neu gebornen Jupiter ward das Leben nur dadurch gerettet, daß die Cureten ihn tanzend umgaben, und Jupiter wird es ohne Zweifel selbst bekennen, daß er es nur diesem Tanze zu danken habe, den Zähnen seines Vaters Saturn entronnen zu seyn. Es war eine Art [869] Waffentanz, wobei die Tänzer mit ihren Schwertern auf die Schilde schlugen und ihre kriegerische Begeisterung in wilden Sprüngen ausdrückten. Auch in der Folge war es in Creta die ernste Beschäftigung aller Tapfern nicht blos aus dem Volke, sondern auch aus den edelsten Familien, im Tanze es zu einer gewissen Vollkommenheit zu bringen. So nennt Homer den (Cretenser) Meriones, nicht um ihn zu beschimpfen, sondern zu seinem Lobe, einen großen Tänzer; und wirklich hatte er sich durch diese Kunst so ausgezeichnet und allgemein berühmt gemacht, daß er nicht nur bei den Griechen, sondern auch bei den Feinden, den Trojanern, von dieser Seite rühmlichst bekannt war. Unstreitig war es die durch den Tanz gewonnene Gewandtheit im Kampf, und Angemessenheit aller Bewegungen, was ihnen an ihm auffallen mußte. Wiewohl daher Aeneas zu ihm sagte:[4]
Bald, o Meriones, hätte dich leichtgewendeten Tänzer
Meine Lanz’ auf immer beruhiget –
so vermochte er’s doch nicht: denn geübt in der Kunst geschickter Wendungen, wußte er ohne Zweifel den auf ihn abgesendeten Wurfgeschoßen mit Leichtigkeit auszuweichen.
9. Ich könnte noch mehrere Andere aus der Heroënwelt anführen, die hierin sehr geübt waren, und das Tanzen recht eigentlich kunstmäßig betrieben: doch genügt es, denke ich, des Sohnes von Achilles, Neoptolemus, zu erwähnen, der ein ausgezeichneter Meister in dieser Kunst war, und dieselbe mit einer sehr schönen neuen Art bereicherte, welche (nach seinem [870] Beinamen Pyrrhus) Pyrrhichia heißt. Ich bin überzeugt, daß Achilles, sein Vater, wie er von dieser Erfindung seines Sohnes hörte, eine größere Freude daran hatte, als an seiner Schönheit und seinen kriegerischen Anlagen. Und am Ende war es auch nur dieser gewandte Springer, der das so lange unbezwungene Ilium einnahm und der Erde gleich machte.
10. Die Lacedämonier, die ja immer für die besten Krieger Griechenlands galten, haben von Castor und Pollux den Tanz von Caryä gelernt (einem Dorfe im Laconischen Gebiete, wo diese Gattung von Tanz gelehrt wird). Die Musik begleitet dieses Volk in allen seinen Bewegungen: mit fest geregeltem Schritte rückt es dem Feind entgegen, und im Kampfe selbst, nachdem die Flöte das Zeichen zum Angriff gegeben, bestimmen Takt und Töne die Bewegungen des Kriegers: und wirklich haben sie es, durch diese musikalische Wohlordnung geleitet, dahin gebracht, daß sie immer über alle Uebrigen die Oberhand behielten. Noch jetzt sehen wir, wie ihre Jünglinge der Tanzkunst nicht minder eifrig als den Waffenübungen obliegen. Wenn sie sich von ihren Ring- und Faustkämpfen erholen wollen, so lösen sich diese Anstrengungen in einen friedlichen Tanz auf; ein Flötenspieler sitzt mitten unter ihnen und begleitet sein Spiel mit Taktschlägen: die Jünglinge schlingen einen Reigen und führen, nach dem Takte sich bewegend, die mannigfaltigsten Figuren aus, die bald kriegerische Bilder, bald tändelnde Scherze, wie Bacchus und Venus sie lieben, darstellen.
11. Von den zwei Liedergattungen, womit sie ihre Tänze begleiten, enthält die eine eine Anrufung der Venus und der [871] Amoren, an ihrem frohen Reigen Theil zu nehmen: die andere enthält Aufmunterungen und Regeln, wie sie tanzen sollen, z. B. „Vorwärts, ihr Jünglinge, wacker ausgeschritten! Schön den Reigen verschlungen u. s. w.“ Aehnlich ist auch eine andere Gattung von Tanz, welchen sie Hormos oder die Halskette nennen.
12. Dieser wird von Jünglingen und Mädchen gemeinschaftlich in einem bunten Reihen getanzt, und hat in der That viele Aehnlichkeit mit einer Kette. Den Reigen führt ein Jüngling mit männlichem Tanzschritt und unter Bewegungen, wie er sie einst im Kriege zu machen hat; sein Mädchen bewegt sich mit dem sittsam-zierlichen Schritte ihres Geschlechts (diesem vortanzenden Paar folgt das zweite u. s. f.), so daß das Ganze die männliche Kraft und die jungfräuliche Bescheidenheit, in eine gefällige Kette gewunden, darstellt. Eine andere Gattung von Tanz ist bei ihnen der (blos kriegerische), den sie Gymnopädien nennen.
13. Die dichterische Schilderung Homer’s von dem Tanze, den Vulkan auf dem Schilde des Achilles angebracht (ähnlich jenem, welchen einst Dädalus der Ariadne angegeben), hast du wohl selbst gelesen, und kann ich daher hier übergehen:[5] ebenso die zwei Solotänzer, die der Dichter dort Kybistetéren nennt, so wie die Stelle ebendaselbst:
Tanzende Jünglinge drehten behende sich, unter dem Klange,
Der von Flöten und Harfen ertönete –.
[872] Und diese Darstellungen werden unter dem Schönsten genannt, womit Vulkan jenen Schild ausschmückte. Daß auch die Phäaken, jenes üppige, in lauter Wohlleben seine Tage zubringende Volk, große Freunde vom Tanzen waren, versteht sich von selbst, und so läßt denn auch Homer seinen Ulysses dort im Pallaste des Alcinous
– das rasche Geflimmer der Füß’ anstaunen im Geiste.[6]
14. In Thessalien stand die Tanzkunst in so hohem Ansehen, daß man sogar die ersten Männer im Staate und die Vorkämpfer in den Schlachten Vortänzer nannte, wie sich dieß aus den Ueberschriften der Bildsäulen ergibt, welche den verdienten Männern vom Staate gesetzt wurden. Z. B. „den N. N. erwählte die Bürgerschaft zum Vortänzer.“ Auf einer andern steht: „Ilation, dem trefflichen Vortänzer der Schlacht, errichtet dieses Standbild die Bürgerschaft.“
15. Ich übergehe hier die Tänze, welche sich bei der Feier von jedem der alten Mysterien finden, und welche ein Orpheus, Musäus und andere große Tänzer des Alterthums eingeführt haben, indem sie die Weihen durch die Verordnung zu verherrlichen glaubten, daß die neu zu Weihenden unter Rhythmus und Tanz in dieselben aufgenommen werden sollten. Daß es sich so verhält – doch ich schweige, wie billig, von den Mysterien, der Ungeweihten wegen. Nur Das füge ich noch hinzu, was ja allgemein bekannt ist, daß man von Denen, welche die Geheimnisse der Weihen gemein machen, zu sagen pflegt, „sie verrathen die heiligen Tänze.“
[873] 16. In Delos werden sogar auch alle Opferhandlungen unter Musik und Tanz verrichtet. Chöre von Jünglingen führen unter Flöten- und Citherspiel und Gesängen Tänze auf, während die Auserlesensten und Angesehensten unter ihnen den Chor mit Pantomimen begleiten. Die zu diesem Zwecke gedichteten Lieder heißen Hyporchémen [Tanzlieder], an welcher Gattung die Lyrik der Griechen einen sehr großen Reichthum hat.
17. Doch wofür brauche ich hier der Griechen zu erwähnen, da ja sogar die Indier, wenn sie des Morgens, sobald sie sich erhoben haben, der Sonne ihre Verehrung darbringen wollen, sich nicht blos, wie wir, die Hand küssen und die Sache damit abgethan zu haben glauben, sondern gegen Morgen gewendet die Sonne unter ehrfurchtsvollem Stillschweigen mit einem Tanze begrüßen, der die regelmäßige Bewegung dieses Gottes nachahmen soll. Diese Sitte vertritt bei ihnen die Stelle aller Gebete, Chöre und Opfer; daher wird sie auch von ihnen des Tages zweimal, bei Sonnenauf- und Untergang, in der Absicht beobachtet, die Gnade dieser Gottheit sich zuzuwenden.
18. Die Aethiopier gehen nicht anders als tanzend in die Schlacht; und kein Aethiopier wird einen Pfeil von seinem Kopfe nehmen (denn statt eines Köchers sich zu bedienen, binden sie sich die Pfeile strahlenförmig um den Kopf) und auf den Feind absenden, ohne zuvor durch einen kriegerischen Tanz und drohende Geberden den Gegner in Furcht gesetzt zu haben.
19. Nachdem ich aber der Indier und Aethiopier Erwähnung gethan, ist es nicht mehr als billig, auch ihrer [874] Nachbarn, der Aegyptier, mit einem Worte zu gedenken; und so möchte ich denn behaupten, jene alte Fabel von dem ägyptischen Proteus spreche von nichts Anderem, als von einem geschickten Pantomimen, einem Meister in der Kunst der Nachahmung, der sich alle mögliche Stellungen und Figuren geben, und durch die Art seiner Bewegungen bald den weichen Fluß des Wassers, bald die Heftigkeit des flammenden Feuers, bald wieder den wilden Ungestüm eines Löwen, oder den Grimm eines Panthers, bald einen vom Winde bewegten Baum, kurz Alles darstellen konnte, was er nur immer wollte. Die Fabel aber, um das Wunderbare dieses Talentes zu erhöhen, erzählt diese Erscheinungen so, als ob er das Alles wirklich gewesen, was er durch Nachahmung darstellte. In der That steht dieselbe Kunst der Täuschung auch unsern heutigen Pantomimen zu Gebot: ist es doch oft, als ob sie sich in Einem Momente in ganz andere Wesen umwandelten, und den Proteus selbst zu spielen wüßten. Auch möchte ich vermuthen, daß jene Empusa eine ähnliche Künstlerin war, welche uns die Fabel zu einer Hexe machte, die sich in mehr denn tausend Gestalten habe verwandeln können.
20. Hier darf ich die Art von Tanz nicht übergehen, welche bei den Römern von einem eigenen Priestercollegium, das aus den angesehensten Bürgern besteht und Collegium der Salier heißt, dem Kriegsgott Mars zu Ehren aufgeführt wird, und für eine der ehrwürdigsten und heiligsten Ceremonien gilt.
21. In einiger Verwandtschaft mit diesem Römischen Institute scheint mir die Bithynische Sage zu stehen, daß Priápus, als kriegerischer Dämon, der Titanen oder Idäischen [875] Dactylen Einer, deren vorzüglichstes Geschäft war, den Waffentanz zu lehren, von der Juno den Auftrag erhalten habe, ihren zwar noch sehr jungen, aber wilden und über die Maßen manneskräftigen Sohn Mars in der Kriegskunst zu unterrichten, was ihm nicht früher gelungen wäre, bis er einen vollkommenen Tänzer aus ihm gemacht hätte. Zur Belohnung für diesen Dienst wäre ihm von der Juno der zehente Theil der Beute angewiesen worden, die Mars in jedem Kriege machen würde.
22. Du erwartest wohl nicht, erst von mir zu hören, wie im Dionysischen oder Bacchischen Dienste der Tanz die Hauptsache war, und daß die drei Hauptgattungen desselben, der Cordax, die Sicinnis, und die Emmelía, diese ihre Benennungen von drei Satyrn aus dem Gefolge des Bacchus, ihren Erfindern, erhalten haben. Blos mit Hülfe dieser Kunst hat Bacchus die Tyrrhener, Indier und Lydier bezwungen; und diesen so streitbaren Menschenschlag haben die Sprünge schwärmender Mänaden zu Boden getanzt.
23. Hüte dich also wohl, mein Freund, daß du dich nicht durch die Lästerung einer Kunst versündigest, welche göttlichen Ursprungs ist, den heiligen Weihen angehört, von so vielen Gottheiten mit Liebe gepflegt und ihnen zu Ehren ausgeübt wird, und nicht nur eine sehr angenehme, sondern auch nützliche Unterhaltung gewährt. Es wäre doch wohl seltsam, wenn du, den ich als einen Verehrer des Homer und Hesiod – um wieder zu den Dichtern zurückzukehren – kenne, in Widerspruch mit den großen Lobsprüchen treten wolltest, welche sie der Tanzkunst vor allem Uebrigen ertheilen. Homer, wenn er das Beste und Angenehmste aufzählt, was die Sterblichen [876] kennen, nennt den Schlaf, die Liebe, den Gesang und den Tanz; aber nur den Letztern nennt er den untadligen.[7] Und da er dem Gesang das Beiwort süß zutheilt, der Gesang hingegen ein Begleiter des Tanzes ist, so kommt nach diesem Zeugniß Homer’s auch dieses Beiwort der untadligen Kunst zu, die du gleichwohl zu schelten dir beigehen lässest. An einem andern Orte sagt er:
Anderen ja gewährte der Gott Arbeiten bei Krieges,
Anderen wieder den Tanz und die reizende Kunst des Gesanges.[8]
Denn reizend ist in Wahrheit ein Gesang, von tanzenden Reigen begleitet, und eines der schönsten Geschenke, welche die Götter uns machen konnten. Und indem Homer hier, wie es scheint, die menschlichen Dinge in die zwei Hauptclassen, Krieg und Frieden, theilte, wollte er den Künsten des Krieges nur diese beiden, als die schönsten, entgegenstellen.
24. Und Hesiod, der die Morgentänze der Musen nicht etwa blos vom Hörensagen kennt, sondern mit eigenen Augen gesehen hat, singt von diesen Göttinnen, indem er ihnen das höchste Lob zollen will, gleich im Anfange seiner Theogonie:[9]
Ihre zierlichen Füße umschweben in flüchtigem Tanze
Helicon’s bläulichen Quell und Zeus, des Erhabenen, Altar.
[877] Ist es demnach nicht, mein Bester, als zögest du gegen die Götter selbst zu Felde, wenn du auf die Tanzkunst schimpfest?
25. Socrates selbst, der Weiseste unter den Weisen – wenn wir anders diesem Zeugniß des pythischen Gottes glauben wollen – war nicht nur ein Lobredner der Orchestik, sondern hielt sie sogar der Ehre werth, sie selbst zu erlernen, indem er einen hohen Werth auf Gleichmaß, Harmonie, Anstand und Gefälligkeit in allen Bewegungen legte; und er schämte sich noch in seinem höhern Alter nicht, auch diese Kunst für eine sehr wichtige zu erklären. Es war also wohl natürlich, daß er ihrer Erlernung besondere Aufmerksamkeit widmete, da er es ja nicht verschmähte, noch weit geringfügigere Dinge zu lernen, ja sogar um dieses Zweckes willen die Schulen der Flötenspielerinnen besuchte, und es nicht unter seiner Würde hielt, von einer Hetäre, wie Aspasia, etwas Kluges zu vernehmen. Und gleichwohl waren es nur erst die Anfänge dieser Kunst, welche Socrates in jenen Zeiten kennen lernen konnte: noch hatte sie sich nicht zu ihrer jetzigen vollkommenen Schönheit ausgebildet. Könnte er unsere heutigen Meister sehen, von welchen die Orchestik auf ihren Gipfel gebracht worden, ich bin gewiß, er würde, unbekümmert um alles Uebrige, nur diesem Schauspiel seine Aufmerksamkeit schenken, und auch seine Jünglinge vor allen Dingen in der Tanzkunst unterrichtet werden lassen.
26. Wenn du (wie du vorhin gethan) allein der Comödie und Tragödie deinen Beifall schenkst, so scheinst du vergessen zu haben, daß der einen wie der andern eine Gattung des Tanzes eigenthümlich zukommt, und zwar der Tragödie die Emmelía, der Comödie der Cordax, bisweilen auch die Sicinnis. [878] Da du aber nun einmal dem Drama und den Flötenspielern und Cithersängern, die sich öffentlich hören lassen den Vorzug vor dem mimischen Tanze zuerkennest, und, weil sie ihren Platz bei festlichen Wettspielen einnehmen, sie deßwegen für achtbar erklärst, so wollen wir einmal eine Prüfung derselben, im Vergleiche mit dem mimischen Tanze, vornehmen, wiewohl wir dabei das Flöten- und Citherspiel füglich übergehen können, da ja Beides zugleich auch im Dienste der Orchestik steht.
27. Betrachten wir, um die Tragödie kennen zu lernen, nun gleich ihren äußern Aufzug: welch ein fürchterlicher, abscheulicher Anblick! Menschen, zur äußersten Unförmlichkeit aufgestutzt, auf hohen Absätzen wie auf Stelzen einherwankend, mit ungeheuern Masken, die weit über den Kopf hinausragen, und aufgerissenen Mäulern, als ob sie die Zuschauer verschlingen wollten! Nicht zu gedenken der dicken Wattirungen, womit Brust und Bauch umgeben sind, um eine verhältnißmäßige Wohlbeleibtheit zu bewerkstelligen, damit die übermäßige Länge nicht durch die schmächtige Breite zu Schanden werde. Aus jener Larve nun singt oder brüllt vielmehr der Mensch aus Leibeskräften, und steigt bald über Vermögen, bald sinkt er mit seiner Stimme, dehnt und schleppt bisweilen seine Jamben auf’s unausstehlichste, und erzählt uns, was das Ungereimteste ist, seine tragischen Erlittenheiten singend unter Trillern, wobei er übrigens nur für seine Stimme verantwortlich ist, indem für das Uebrige längst schon der Dichter gesorgt hat. Gleichwohl, so lange es nur eine Andromache oder Hecuba ist, die er darstellt, mag man den Singsang so hinnehmen; aber wenn Herkules selbst auftritt, [879] und seiner selbst und seiner Löwenhaut und seiner Keule vergessend, sich nicht schämt, ein Solo abzusingen, so wird wohl jeder Vernünftige Dieß eine Versündigung gegen den guten Geschmack nennen.
28. Der Vorwurf, welchen du dem mimischen Tanze machtest, daß Männer sich zu Weiberrollen hergeben, würde mit demselben Rechte auch der Tragödie und Comödie gemacht: ja in diesen sind die weiblichen Rollen sogar noch zahlreicher, als die männlichen.
29. Die Comödie muß sich gewißer stehender Charaktere als Lustigmacher bedienen, um die beabsichtigte ergötzliche Wirkung hervorbringen zu helfen, wie z. B. die Tölpel-, Spitzbuben- und Possenreißer-Rollen.[10] Wie schicklich, geschmackvoll und gefällig dagegen Alles an dem mimischen Tänzer ist, brauche ich nicht erst zu sagen: nur dem Blinden kann es entgehen. Die Maske ist immer höchst wohlgeformt und schön, und dem Charakter der Handlung angemessen, nicht gähnend wie jene, sondern mit geschlossenen Lippen; denn es sind außer dem Tänzer Leute genug vorhanden, die an seiner Stelle ihre Stimmen ertönen lassen.
30. Ehmals hatten zwar die Tänzer ihre Bewegungen zugleich mit Gesang begleitet: weil aber das häufige Athemholen bei raschen Bewegungen im Singen hinderlich war, so hielt man für besser, den begleitenden Gesang andern Personen zu übertragen.
[880] 31. Uebrigens sind die Gegenstände der Darstellung bei beiden dieselben, und der mimische Tanz unterscheidet sich vom Drama nur in sofern, als jener noch mannichfaltiger und lehrreicher ist, und unzählige Veränderungen zuläßt.
32. Wenn aber der Tanz kein Theil der öffentlichen Wettspiele ist, so sehe ich davon keinen andern Grund, als daß die Vorsteher derselben die Sache für zu groß und ehrwürdig ansehen, um vor ein gewöhnliches Kampfgericht gezogen zu werden. Dessen ungeachtet könnte ich eine Italische Stadt nennen, die vornehmste unter den Chalcidischen Colonien,[11] welche unter ihre festlichen Spiele auch den Tanz, als eine besondere Zierde derselben, aufgenommen hat.
33. Da ich absichtlich Vieles, was noch hieher gezogen werden könnte, übergehe, so will ich mich hiemit gegen den Verdacht der Unkunde förmlich verwahrt haben. Ich weiß sehr wohl, daß Viele, die vor mir über diesen Gegenstand geschrieben, den größten Theil ihrer Abhandlungen dazu verwendeten, alle die verschiedenen Gattungen des Tanzes namentlich aufzuzählen, sie einzeln zu beschreiben, ihre Erfinder anzugeben u. dergl., Wunder meinend, welche Proben von Gelehrsamkeit sie damit abgelegt hätten. Allein ich halte es für geschmacklos und pedantisch, hierin eine Ehre zu suchen, und übergehe daher jene Dinge um so mehr, da sie mit meinem Gegenstande in keiner Verbindung stehen.
34. Denn ich bitte zu bedenken, daß meine Absicht nicht ist, eine vollständige Geschichte der Tanzkunst zu liefern: ich werde mich daher, nachdem ich gleich Anfangs einiges Wenige [881] über die Hauptgattungen von Tänzen gesagt hatte, in eine weitere Aufzählung der einzelnen Arten nicht einlassen. Der Hauptzweck der gegenwärtigen Rede ist blos, die Vorzüge des in unsern Tagen üblichen (mimischen) Tanzes in’s Licht zu stellen, und auf das viele Angenehme und Nützliche aufmerksam zu machen, was er in sich begreift. Es ist noch nicht so lange her, höchstens seit den Zeiten des Kaisers Augustus, daß dieser Tanz anfing, sich zu der Schönheit heranzubilden, in welcher er sich uns heute darstellt. Jene andern Gattungen waren nur die rohen Anfänge, und so zu sagen die Wurzeln dieser Kunst. Diese, in der Gestalt ihrer heutigen Vollkommenheit, ist die Blüthe, oder vielmehr die vollendete Frucht derselben, und diese ist es allein, wovon ich hier spreche. Ich übergehe also die Thermaystris,[12] den Kranichtanz[13] und andere dergleichen Gattungen, welche mit der unsrigen nichts gemein haben. Eben so wenig ist es Unkunde, wenn ich von dem Phrygischen Tanze schweige, der nur von betrunkenen Bauern bei wilden Gelagen zu dem Gedudel einer Pfeiferin mit den angestrengtesten Bockssprüngen getanzt wird, und noch jetzt auf den Dörfern stark im Schwange geht. Auch dieser geht die mimische Tanzkunst nicht das Mindeste an. Auch Plato, der in seinem Werke von den Gesetzen die Tänze in die blos ergötzlichen, und in die nützlichen eintheilt, gibt einigen Gattungen derselben seinen vollen Beifall, andere aber verwirft er gänzlich; und indem er diese als unanständig [882] aus seinem Staate verbannt, will er jene in allen Ehren gehalten wissen.
35. So viel vom Tanze überhaupt: es wäre abgeschmackt, wenn ich durch eine weitere Ausführung aller Einzelheiten meine Darstellung in die Länge dehnen wollte. Ich spreche also von dem mimischen Tänzer selbst, von den Erfordernissen zu einem solchen, von den Fertigkeiten und Kenntnissen, die dieser besitzen muß, um stark in seiner Kunst zu seyn; damit du dich überzeugen könnest, daß diese Kunst keine von denen sey, mit denen sich so leicht fertig werden läßt, sondern einen sehr hohen Grad der vielseitigsten Geistesbildung und die Bekanntschaft nicht blos mit Musik und Rhythmik, sondern sogar mit der Geometrie und ganz besonders auch mit eurer Philosophie, aber freilich nur der Physik und der Ethik, voraussetze; denn die Spitzfindigkeiten der Dialectik haben mit dieser Kunst nichts zu schaffen. Ja auch die Rhetorik darf ihr nicht fremd seyn, insoweit sie es mit der Darstellung der Seelenzustände zu thun hat, was ja die Aufgabe ist, nach deren Lösung auch die Redner trachten. Nicht minder ist sie mit der Malerei und Plastik verwandt, indem sie ähnlich, wie diese, bemüht ist, schöne Formen zu schaffen, so daß selbst ein Apelles und Phidias hierin nichts vor ihr voraus zu haben scheinen.
36. Vor Allem aber muß es dem mimischen Tänzer darum zu thun seyn, die Mnemosyne [Göttin des Gedächtnisses] und ihre Tochter Polyhymnia sich gewogen zu machen, und ein umfassendes Wissen in seinem Gedächtnisse zu bewahren. Er muß seyn, wie Calchas bei Homer,[14]
der erkannte, was ist, was seyn wird, oder zuvor war;
[883] so daß ihm nichts von Dem, was er einmal in sich aufgenommen, entfalle, sondern in jedem Augenblick die Erinnerung daran ihm zu Gebote stehe. Das Wesen seiner Kunst besteht in getreuem Ausprägen und Darstellen von Gedanken und Empfindungen und Offenbaren selbst des Geheimsten; und so wird, was Thucydides[15] zum Lobe des Perikles sagt, auch des Tänzers höchstes Lob ausmachen: „das Passende wissen und es gehörig aussprechen.“ Unter diesem Aussprechen aber verstehe ich hier eine ausdrucksvolle Geberdensprache.
37. Den Stoff für seine Leistungen bietet ihm die Fabelwelt und alte Geschichte dar: dieser Stoff muß seinem Gedächtnisse stets gegenwärtig seyn, und diesen hat er in geschmackvollen Darstellungen wiederzugeben. Mit allen Begebenheiten, von der Scheidung des Chaos und Bildung des Weltalls an bis auf die Zeiten der Aegypterin Cleopatra, soll er innig vertraut seyn. Diese Epoche nämlich begrenze den Umfang des gelehrten Wissens eines mimischen Tänzers, und so bewahre er denn eine genaue Kenntniß von Allem, was zwischen jenen beiden Endpunkten liegt. Hieher gehören z. B. die Verstümmelung des Uranus, das Werden der Venus, der Kampf der Titanen, die Geburt Jupiter’s, die List der Rhea, wie sie ihrem Gemahl einen Stein statt des Kindes in die Hände spielte, die Fesselung des Saturn, die Theilung der Welt unter die drei Götterbrüder;
38. ferner die Empörung der Giganten, des Prometheus Feuerdiebstahl, Menschenbildnerei und Bestrafung, die Macht des Eros und Anteros, die Irren der schwimmenden [884] Insel Delos, der Latona Niederkunft, die Erlegung des Drachen Pytho, der freche Anschlag des Tityus, die Entdeckung der Mitte der Erde durch den Flug zweier Adler;[16]
39. hierauf Deucalion, und der zu seiner Zeit erfolgte Untergang des Menschengeschlechts in der großen Fluth, der Kasten, der den kleinen Ueberrest der Sterblichen am Leben erhielt, und die Entstehung neuer Menschen aus Steinen; sofort die Zerreißung des Iacchus, die Arglist der Juno und Verbrennung der Semele, die zweimalige Geburt des Bacchus, und was Alles die Sagengeschichte von Minerva, Vulcan, Erichthonius, dem Streite um den Besitz von Attica, von Halirrhothius und dem ersten peinlichen Gerichte auf dem Areopag, und überhaupt von allen den ältesten Attischen Begebenheiten zu erzählen weiß;
40. ganz vorzüglich aber die Geschichte der Ceres, wie sie herumirrt, ihre Tochter Proserpino sucht und findet, von Celeus gastfreundlich aufgenommen wird, und den Triptolem den Ackerbau lehrt; die Erfindung des Weinbaus durch Icarius, das Unglück seiner Tochter Erigone, die Sagen von Boreas, Orithyia, Theseus und Aegeus, die Aufnahme der Medea, und ihre Flucht nach Persien, die Thaten und Erlittenheiten der Töchter des Erechtheus und Pandion in Thracien, sodann Akamas und Phyllis und die erste Entführung der Helena, nebst dem Kriegszug der Dioscuren gegen Athen, das unglückliche Schicksal des Hippolytus, und der Rückzug [885] der Heracliden; denn auch Letzteres dürfte mit Recht zu den Attischen Begebenheiten gerechnet werden. Dieses Wenige möge aus vielem Andern, das ich übergangen, als eine Probe von den Sagen der Athener dienen.
41. Nun folgen die Megarischen Mythen von Nisus, seiner Tochter Scylla und von der purpurnen Locke, so wie von des Minos Seezug und seiner Undankbarkeit gegen seine Wohlthäterin; ferner die Sagen vom Cithäron und von Theben, das Mißgeschick, das die Nachkommen des Labdacus verfolgte, die Wanderung des Cadmus, die Drachenzähne und das Entstehen der Sparter, des Cadmus Verwandlung in einen Drachen, und wie sich die Mauern von Theben unter den Lyratönen Amphion’s zusammenfügten, Amphion’s Wahnsinn, seiner Gemahlin Niobe Großsprecherei und wie sie ihr Jammergeschick schweigend betrauert, die Unfälle des Pentheus, Actäon und Oedipus, und Hercules mit allen seinen Arbeiten und der Ermordung seiner Kinder.
42. Weiterhin ist auch Corinth reich an mannigfaltigen Sagen: dorthin gehört Creon mit seiner Tochter Glauce, und aus frühern Zeiten Bellerophon, Stheneböa und der Kampf des Helios mit Neptun; hierauf die Raserei des Athamas, die Flucht der Kinder der Nephele durch die Luft auf einem Widder, und die Aufnahme der Ino und des Melicertes unter die Meergötter.
43. Sodann Mycenä mit seinen Mythen von Inachus, der Io und ihrem Wächter Argos, von den Pelopiden Atreus und Thyestes, von Aërope und dem goldenen Schaafe, von der Unglücksehe der Pelopéa, Agamemnon’s Ermordung und der an der Clytämnestra vollzogenen Rache; noch früher fällt [886] der Kriegszug der sieben Fürsten gegen Theben, und die Aufnahme, welche Polynices und Tydeus bei ihrem Schwiegervater Adrastus fanden, der Orakelspruch, der Theben’s Geschick verkündigte, das Verbot, die Gefallenen zu bestatten, und das tragische Ende der Antigone und des Menöceus.
44. Nicht minder nöthig ist es, daß der mimische Tänzer in sein Gedächtniß aufnehme die mythischen Begebenheiten von Nemea, die Geschichte der Hypsipyle und des Archemoros, und vor dieser noch die der Danaë, wie sie der strengen Bewachung ihrer Keuschheit ungeachtet die Mutter des Perseus geworden, und dessen Kampf mit den Gorgonen, womit die Aethiopische Sage von Cassiopeia, Andromeda und Cepheus in Verwandtschaft steht, die ein späterer Glaube unter die Gestirne versetzt hat. Außerdem ist ihm zu wissen Noth die alte Sage von Aegyptus und Danaus und von der meuchelmörderischen Hochzeitnacht (der Töchter des Letztern mit den Söhnen des Aegyptus).
45. Nicht Weniges dieser Art bietet auch Lacedämon dar, z. B. die Liebe Apollo’s zu Hyacinth und Zephyr’s Eifersucht, der unglückliche Discuswurf, der den Jüngling tödtete, darauf die Blume, die aus seinem Blute entsprossen, mit den Klagelauten, die sie zur Aufschrift trägt; ferner die Wiedererweckung des Tyndareus von den Todten, und daher Jupiter’s Zorn gegen Aesculap, endlich des Paris Besuch zu Sparta und die Entführung der Helena in Folge des Urtheils über den goldenen Apfel.
46. Nun sahst du, wie mit der Spartanischen Geschichte die von Troja zusammenhängt: und wie mannigfaltig und reich an Charakteren und Situationen ist diese! Jeder der [887] dort Gefallenen gibt einen Gegenstand für mimische Darstellung ab, und der Tänzer muß alle Auftritte von jener Entführung an bis zur Heimkehr der Griechischen Helden, die Irrfahrten des Aeneas und die Liebesgeschichte der Dido mit eingeschlossen, genau inne haben. In naher Berührung damit stehen die Thaten und Schicksale des Orestes und die Gefahren, welche dieser Heros in Taurien bestanden: ferner gehören hieher die zwar frühern, aber mit dem Trojischen Kriege verwandten Begebenheiten, des Achilles Aufenthalt aus Scyros in Mädchenkleidung, der verstellte Wahnsinn des Ulysses, Philoctet’s Aussetzung auf einer einsamen Insel, des Ulysses Irrfahrten, die Sagen von Circe und Telegonus, des Aeolus Regiment über die Winde, und die ganze Reihe von Scenen bis zur Ermordung der Freier: und aus den frühern Vorfällen die Tücke, welche dem Palamedes den Untergang bereitete, die Rache des Nauplius, die Raserei des Ajax Telamonius, und des Ajax Oïleus klägliches Ende.
47. Auch Elis bietet reichlichen Stoff für mimische Darstellungen dar, den Oenomáus, Myrtilus, und die ersten Ringkämpfer zu Olympia, Saturn und Jupiter.
48. Reich ist ferner die Arcadische Sagengeschichte; dahin gehört die Flucht der Daphne, die Verwandlung der Callisto in eine Bärin, das tolle Benehmen der betrunkenen Centauren, die Geburt des Pan, die Liebe des Alpheus zu der Arethusa, und seine Wanderung unter dem Meere.
49. Gehen wir von da nach Creta über, so kann auch hier die Tanzkunst einen großen Vorrath sammeln: sie findet hier die Europa, die Pasiphaë, die beiden Stiere, das Labyrinth, die Ariadne, die Phädra, den Androgeos, Dädalus, [888] Icarus, Glaucus, den Wahrsager Polyïdes, und den ehernen Talos, der täglich dreimal um die ganze Insel die Runde machte.
50. Aetolien liefert unter vielem Andern seine Atalante und Meleager, die Althäa mit dem verhängnißvollen Feuerbrande, den Kampf des Hercules mit dem Flußgotte Achelóus, die Entstehung der Sirenen und der Echinadischen Inseln und des Alcmäon Ansiedelung auf einer derselben und Befreiung von den Furien, endlich den Nessus und die Eifersucht der Dejanira, die den Holzstoß auf dem Oeta in Flammen setzte.
51. Eben so enthält Thracien sehr Vieles, was dem mimischen Tänzer bekannt seyn muß, die Geschichte des Orpheus, wie er von den Thracischen Weibern in Stücken zerrissen ward, und wie sein Kopf singend auf seiner Leier daherschwamm, und die Sagen von Hämus, der Rhodope und der Bestrafung des Lycurg.
52. Thessalien ist noch ergiebiger; es hat seinen Pelias, Iason, die Alcestis, die fünfzig Argonauten, Argo mit dem redenden Schiffskiel,
53. die Abentheuer dieser Helden zu Lemnos, Aeetes, die Medéa mit ihrem Traume, die Zerstückelung des Absyrtus, die Begebenheiten auf der Heimfahrt, und nachmals die Schicksale des Protesilaus und der Laodamía.
54. Von hier begeben wir uns nach Asien, und treffen auch dort dramatischen Stoff zur Genüge an. Zunächst bietet Samos das tragische Schauspiel des Polycrates dar, und die Wanderung seiner Tochter bis zu den Persern. Zu den [889] ältern Asiatischen Sagen aber gehört die von Tantalus, von den unglückseligen Folgen seiner Schwatzhaftigkeit, von dem Gastmahl, das er den Göttern gab, von seinem Sohne Pelops, den er schlachtete, und dessen elfenbeinerner Schulter.
55. In Italien begegnen uns der Eridanus und Phaëthon und seine klagenden Schwestern, die als Pappeln Bernstein weinen.
56. Auch gehören in diesen Kreis die Hesperiden und der Drache, der ihre goldenen Aepfel bewachte, und Atlas mit seiner gewaltigen Last, so wie Geryones zu Erythía und der Diebstahl seiner Rinder durch Hercules.
57. Ferner dürfen unserem Manne nicht unbekannt seyn alle jene mythischen Verwandlungen von Menschen in Bäume, in wilde Thiere, in Vögel, von Weibern in Männer, z. B. Cäneus, Tiresias u. A.
58. In Phönicien findet er die Geschichte der Myrrha und des Adonis, und der Assyrier periodische Trauer um diesen. Aber auch mit spätern Begebenheiten wird er sich bekannt machen, wie z. B. aus der Periode nach dem Untergange des großen Macedonischen Reiches, was da Antipater, und was Seleucus aus Liebe zur Stratoníce gethan.
59. Die mystischen Sagen der Aegyptier müßen ihm gleichfalls geläufig seyn; doch wird er darauf bedacht seyn, sie auf eine blos symbolisch andeutende Weise darzustellen; ich meine hier die Mythen von Epaphus, Osiris, und von den Verwandlungen der Götter in Thiere, vornehmlich aber ihre Liebesverbindungen, und die mannichfachen Gestalten, die um ihretwillen Jupiter annahm.
[890] 60. Endlich dürfen ihm alle die Jammerscenen der Unterwelt nicht fremde seyn, die mannigfaltigen Strafen, die dort erlitten werden, und ihre Ursachen, und die Freundestreue, mit welcher Theseus seinen Pirithous sogar bis in den Hades begleitete.
61. Mit Einem Worte, es darf ihm von allem Dem, was Homer und Hesiod und die Vorzüglichsten der übrigen Dichter, insbesondere aber die Tragiker, gesagt haben, auch nicht das Geringste entgehen. Was ich hier aufzählte, ist nur das Hauptsächlichste und ein sehr kleiner Theil des unendlich reichen Stoffes, den ich den Dichtern poëtisch auszuführen und den Tänzern darzustellen überlasse, und den Jeder nach Analogie des Angeführten aus eigener Erfindung erweitern mag. All Dieses bildet nun einen Vorrath, dessen Gebrauch dem mimischen Tänzer jeden Augenblick zu Gebote stehen soll.
62. Da ein solcher Tänzer sich anheischig macht, den Inhalt des Gesanges, der ihn begleitet, durch genau entsprechende Bewegungen und Gebärden auszudrücken, so ist, wie bei dem Redner, Deutlichkeit der Darstellung das Wichtigste, dessen er sich zu befleißigen hat, so daß jede einzelne seiner Stellungen und Pantomimen sogleich, auch ohne Ausleger, verstanden wird. Der Zuschauer muß, wie dort[17] das Orakel sagt,
Auch den Stummen verstehn, und Den, der nicht redet, vernehmen.
63. Davon hat der Cyniker Demetrius, wie man erzählt, eine merkwürdige Erfahrung gemacht. Dieser Philosoph [891] hatte einst der Tanzkunst dieselben Vorwürfe, wie du so eben, gemacht und unter Anderem gesagt, der Tänzer wäre eine bloße Nebenfigur, die Hauptsache dabei machten die Flöten, Pfeifen und der Gesang aus, und Jener trage zum ganzen Drama weiter nichts bei, indem er, wie sich’s eben treffe, allerhand alberne Gauckeleien mache, in welchen kein Sinn liege; was die Menschen so bezaubere, wäre das schimmernde Beiwerk, das Serische Gewand, die schöne Maske, die weichen Flötentöne, die Triller, die wohllautenden Stimmen der Sänger und alle die Sinnenreize, mit welchen sich das an und für sich nichtige Thun des Tänzers zu umgeben pflege. Ein damals, d. h. zu Nero’s Zeiten, sehr hochgeschätzter Tänzer, ein Mann von vielem Verstande, ausgezeichneter Bekanntschaft mit dem mythisch-geschichtlichen Stoffe und seltener Fertigkeit in den geschmackvollsten Bewegungen, ging nun diesen Demetrius mit der gewiß sehr verzeihlichen Bitte an, ihn vorerst einmal tanzen zu sehen und hernach zu verdammen; zugleich versprach er ihm, seine Darstellungen ohne Begleitung von Flöten und Gesang zu machen. Es geschah: die Mensurschläger, die Flötenspieler, die Chorsänger mußten schweigen, und der Künstler tanzte nun ganz allein die Scene, wie Venus von Mars heimlich besucht wird, wie Helios sie verräth, Vulcan ihnen auflauert, und die beiden Liebenden in einem Netze fängt, und wie die Götter zu diesem Schauspiele herbeikommen, wo er denn jeden Einzelnen derselben bemerklich machte und darauf die Beschämung und Verlegenheit der Venus, und das ängstliche und flehentliche Bitten des Kriegsgottes malte und nichts vergaß, was zur Darstellung dieser ganzen Geschichte gehörte: so daß endlich Demetrius, [892] vor Vergnügen außer sich, dem Tänzer den größten Lobspruch ertheilte, den er ihm ertheilen konnte, indem er ihm mit lauter Stimme zurief: „Wahrlich du bist ein Wundermensch! Ich sehe nicht bloß; ich höre, was du machst; es ist, als könntest du mit den Händen reden!“
64. Weil ich eben von den Zeiten Nero’s spreche, so will ich dir doch ein Geschichtchen erzählen, das einem Fremden mit eben diesem Tänzer begegnete, und welches das rühmlichste Zeugniß für seine Kunst abgeben kann. Ein Prinz aus einem der halb Griechischen, halb Barbarischen Königshäuser am Pontus war einst einer Angelegenheit wegen an den Hof des Nero gekommen und sah dort den erwähnten Tänzer in einer seiner Darstellungen, die er so vortrefflich ausführte, daß der Fremde, der kein Wort von dem Texte verstand, gleichwohl den Sinn aller seiner Bewegungen und Geberden begriff. Als er sich, ehe er wieder nach Hause reiste, bei Nero verabschiedete, und ihn dieser mit dem Versprechen der Gewährung aufforderte, sich von ihm zu erbitten, was er wollte, erwiederte er: „die größte Freude könntest du mir machen, wenn du mir den Tänzer schenken wolltest.“ – „Und was soll dir denn Der in deiner Heimath?“ fragte Nero. „Wir haben“, versetzte er, „wilde Völker zu Nachbarn, die unsere Sprache nicht verstehen, und es hält sehr schwer, Dollmetscher zu bekommen; wenn ich also mit ihnen zu verkehren nöthig hätte, könnte ihnen Dieser durch seine Geberden Alles verständlich machen, was ich sagen wollte.“ Einen so starken Eindruck hatte also die Deutlichkeit und Klarheit des mimischen Ausdrucks dieses Tänzers auf ihn gemacht.
[893] 65. Zweck und Aufgabe der Orchestik ist also, wie gesagt, getreu nachahmende Darstellung, eine Kunst, womit sich auch die Redner und besonders Diejenigen unter ihnen zu beschäftigen haben, welche die sogenannten Declamationen vortragen. Denn auch die Kunst der Letztern findet dann vornehmlich den größten Beifall, wann die vorzuführenden Charaktere gut getroffen sind, und die Worte mit den redenden Personen, seyen es nun Helden, Tyrannenmörder, Bauern oder Bettler, nicht im Widerspruche stehen, sondern an Jedem das Eigenthümliche und Auszeichnende hervorgehoben ist.
66. Noch will ich einer hieher gehörigen Aeußerung erwähnen, welche einst ein anderer Fremder, gleichfalls ein Halbbarbar, gethan. Dieser Mann bemerkte, daß fünf verschiedene Tänzermasken in Bereitschaft lagen; denn eben so viele Rollen hatte das Drama. Und da er nur Einen Tänzer sah, so war er begierig zu erfahren, wo denn die übrigen tanzenden und spielenden Personen wären? Wie man ihm aber sagte, dieser Einzige würde sämmtliche Rollen allein darstellen, rief er dem Künstler zu: „Wie, mein Freund, du hast also mehrere Seelen in diesem deinem Einen Leibe? Das habe ich freilich nicht gewußt.“
67. Nicht uneben nennt man daher in Italien einen solchen Tänzer einen Pantomimen [Einen der Alles nachzuahmen weiß], ein Ausdruck, der diese Leistungen so ziemlich bezeichnet. Der gute Rath, den dort der Dichter[18] seinem [894] jungen Freunde gibt: „nimm die Natur des Meerpolypen an, der sich jedesmal die Farbe des Felsen gibt, an welchen er sich schmiegt,“ ist auch dem mimischen Tänzer unentbehrlich. Er muß mit jedem Gegenstande, den er darzustellen hat, sich innigst vertraut machen, und mit ihm gleichsam Eins werden. Ausdruck und Darstellung der Seelenzustände, der ruhigern sowohl als der aufgeregtern, der Liebe, des Zornes, der Trauer, der Raserei, und dabei strenge Beobachtung des rechten Maßes – Das ist die Aufgabe dieser Tanzkunst. Und so kann uns, zu unserer Bewunderung, an Einem Tage Athamas in seiner Raserei, Ino in ihrer Todesangst, dann Atreus, und gleich darauf Thyest, sofort Aegisthus oder Aërope vor die Augen treten, und doch ist es nur Einer, der alle diese Rollen spielt.
68. Alle übrigen Unterhaltungen für Aug’ und Ohr bestehen jede nur aus den Leistungen Einzelner: entweder ist es die Flöte oder die Cither, oder Gesang, oder Tragödie, oder Lust- und Possenspiel. Der Pantomime aber vereinigt dieses Alles in sich allein, und ergötzt noch den Zuschauer durch den Reichthum und die Mannigfaltigkeit der Zurüstung, und des übrigen Beiwerkes, der Flöten, Syringen, Cymbeln und die melodischen Töne des Sängerchors.
69. Während in andern Dingen die Thätigkeit des Menschen entweder eine Thätigkeit seines Geistes oder seines Körpers ist, ist der mimische Tanz Beides zugleich: er producirt die Schöpfungen eines gebildeten Geistes, so wie seine durch Uebung gewonnene körperliche Kraft und Fertigkeit. Die Hauptsache dabei bleibt freilich immer, daß jede Bewegung das Ergebniß weiser Ueberlegung sey. Lesbónax aus Mitylene, [895] ein gebildeter Mann und Freund des Schönen, nannte daher die Pantomimen Cheirosophen [Geberdenweise], und besuchte ihre Vorstellungen, um, wie er sagte, gebessert aus denselben zurückzukommen. Und Timokrates, sein Lehrer, der einmal zufällig dazu gekommen war, als ein Pantomime eine Vorstellung gab, brach in die Worte aus: „Ach! um welch’ ein Schauspiel hat mich bisher die Rücksicht auf meine Philosophenwürde gebracht!“
70. Wenn Plato’s Lehre von der menschlichen Seele gegründet ist, so versteht es Niemand besser als der mimische Tänzer, die drei Elemente derselben uns sichtbar zu machen; einmal das Heftige, wenn er einen Zürnenden darstellt, sodann das Verlangende, wenn er die Rolle eines Liebenden spielt, und drittens das Vernünftige, indem er jeden der Affecte im Zaume zu halten weiß. Denn diese Mäßigung der Affecte muß sich eben so sehr über alle Theile des Tanzes, wie der Gefühlsinn über den ganzen Körper, verbreiten. Und wenn des Tänzers Trachten bei seinem ganzen Geschäfte auf das Schöne und auf das Hervorbringen gefälliger Formen gerichtet ist, huldigt er nicht eben damit dem Grundsatze des Aristoteles, der unter die drei Stücke, welche das höchste Gut ausmachen, auch das Schöne rechnet? Ich hörte sogar einmal Jemanden über das Schweigen der Pantomimen die, freilich etwas gewagte, Bemerkung machen, daß in demselben eine Andeutung auf die pythagorische Philosophie enthalten sey.
71. Ueberdieß bieten andere Künste entweder nur das Angenehme, oder das Nützliche dar: die Tanzkunst allein vereinigt Beides. Das Nützliche aber ist um so wirksamer, [896] wenn es mit dem Angenehmen gepaart ist. Ist es nun nicht ein weit größerer Genuß, einem solchen Schauspiele, als Jünglingen zuzusehen, die sich mit den Fäusten blutrünstig schlagen oder sich im Staube herumbalgen, da ja die Tanzkunst diese jugendlichen Körper uns weit gefahrloser und in viel reizendern Gestaltungen vor die Augen führt? Diese angestrengten Bewegungen bei dem mimischen Tanze, die Wendungen, Drehungen, Beugungen sind, während sie dem Zuschauer das unterhaltendste Schauspiel gewähren, zugleich auch dem Tänzer selbst körperlich sehr heilsam. Ja, ich möchte behaupten, es gibt unter allen Uebungsmitteln des Körpers kein angemesseneres und zugleich schöneres, als dieses, da es den Körper geschmeidig und biegsam macht, ihm die größte Leichtigkeit und Gewandtheit verschafft, Formen aller Art anzunehmen, und dabei Kraft und Ausdauer in hohem Grade vermehrt.
72. So ist denn in der Tanzkunst alles Vortreffliche harmonisch vereinigt: sie schärft die Seelenkräfte, übt und stärkt den Körper, vergnügt die Zuschauer, belehrt sie durch Vergegenwärtigung längst vergangener Begebenheiten, und bezaubert, im Geleite von Flöten, Cymbeln und Gesängen, Augen und Ohren. Suchst du den Genuß, den eine schöne Stimme gewährt, wo anders, als hier, kannst du eine solche Fülle der wohlklingendsten Melodieen vernehmen? Oder liebst du die hellern Töne der Flöten und Syringen, so ist es die orchestische Vorstellung, welche dir auch dieses Vergnügen zur Genüge gewährt. Nicht zu gedenken, daß ein fleißiger Besuch dieser Schauspiele auch deinen Charakter bessern wird, wenn du siehst, wie Alles darauf abgesehen ist, [897] Haß gegen Schlechtigkeiten zu erregen, Thränen des Mitleides mit Unrechtleidenden zu erwecken, und überhaupt das sittliche Gefühl der Zuschauer zu bilden.
73. Was aber an der Kunst des mimischen Tanzes am meisten gerühmt werden muß, ist, daß sie darauf hinarbeitet, den Gliedern Stärke und Weichheit zugleich zu geben; und so seltsam es uns vorkäme, wenn man uns das Gewaltige eines Hercules und die weiche Zartheit einer Venus an einem und demselben Leibe zeigen wollte, so ist es gleichwohl der Eine Tänzer, der Beides darstellt.
74. Nun will ich dir sowohl die geistigen als die körperlichen Eigenschaften namhaft machen, mit welchen der vollkommene Tänzer ausgerüstet seyn muß, wiewohl ich der erstern größtentheils schon erwähnt habe. Ich behaupte nämlich, daß er glückliche Talente, ein treffliches Gedächtniß, seinen Verstand, Scharfsinn in der Erfindung, und vor Allem die Gabe besitzen müße, in Allem den rechten Moment zu treffen. Außerdem muß ihn ein richtiger Geschmack bei Beurtheilung der Dichtungen, der Gesangstücke und Melodieen leiten, so daß er immer das Beste herauszufinden und das Fehlerhafte zu rügen weiß.
75. Was aber seinen Körper betrifft, so dient uns, glaube ich, der Canon Polyclet’s hierin zum sichersten Maßstab. Er soll weder ungebührlich lang, noch klein und zwerghaft, sondern von einer wohl proportionirten Mittelgröße seyn: auch sey er eben so wenig dick und fett, als zu mager; denn während ihn Jenes für seine Kunst unbrauchbar machte, würde ihm Dieses das häßliche Ansehen eines Todtengerippes geben.
[898] 76. Bei dieser Gelegenheit will ich einiger lauten Aeußerungen eines Publikums erwähnen, das in solchen Dingen einen sehr richtigen Blick an den Tag zu legen pflegt. Die Bewohner von Antiochien, ein geistreiches Völkchen, das besonders die Pantomimik sehr in Ehren hält, sind gewohnt, Alles, was auf dem Schauplatze gesagt und gethan wird, so genau zu beobachten, daß auch nicht das Geringste ihrer Aufmerksamkeit entgeht. Einmal war ein ungewöhnlich kleiner Tänzer aufgetreten, um die Rolle des Hector zu tanzen, als ihm sämmtliche Zuschauer wie aus Einem Munde entgegen riefen: „Ach! siehe da, Astyanar! Wo aber bleibt Hector?“ Ein andermal wollte ein übermäßig langer Mensch den Capaneus darstellen, wie er einen Angriff auf die Mauern von Theben macht; da rief ihm das Publicum zu: „Schreite doch hinüber, du brauchst keine Sturmleiter!“ Einem sehr schweren und wohl beleibten Tänzer, der sich anstrengte, gewaltige Sprünge zu machen, ward zugerufen: „Schone doch, um’s Himmelswillen, die arme Breterbühne!“ Als aber einmal ein ganz schmächtiges Kerlchen auftrat, schrie ihm Alles entgegen: „Gute Besserung!“ als ob er krank wäre. Ich erzählte diese Anekdoten nicht, um dir blos Etwas zum Lachen zu geben, sondern um dir zu zeigen, wie sogar ganze Städte die Orchestik zu einer wichtigen Angelegenheit machen, und mit einem gewissen feinen Takte das Schöne, so wie das Unschickliche zu beurtheilen wissen.
77. Der Tänzer muß fähig seyn, alle Arten von Bewegungen mit der größten Leichtigkeit auszuführen: sein Körper sey also weich und gelenkig und zugleich fest und gedrungen, [899] um sich gefügig zu drehen, und wiederum derb und fest aufzutreten, je nachdem es die Rolle erfordert.
78. Daß aber in das Gebiet der Orchestik auch athletische Gesticulationen gehören, und daß der Tänzer die schönen Stellungen benützt, die ein kämpfender Mercur, Pollux oder Hercules darbietet, davon wirst du dich bei näherer Bekanntschaft mit dem ganzen Umfange der mimischen Darstellungen selbst überzeugen.
79. Herodot (I, 8.) ist der Meinung, daß Das, was durch den Sinn des Gesichtes vernommen werde, zuverläßiger sey, als was die Ohren uns überliefern. Die Pantomimik aber ist es, welche beide Sinne beschäftigt. Ihre Wirkung ist so bezaubernd, daß ein Verliebter das Theater als ein vernünftiger Mensch verläßt, wenn er gesehen hat, welch ein trauriges Ende die Raserei der Liebe zu nehmen pflegt; und daß ein Trauernder heiter nach Hause geht, als ob er einen lethäischen Trunk gethan hätte, der, wie der Dichter sagt, ein Mittel ist,
Kummer zu tilgen und Groll, und jeglicher Leiden Gedächtniß.[19]
Ein Beweis, wie sehr solche Darstellungen die Gemüther ansprechen, und wie verständlich sie sind für Jeden der Zuschauer, sind die Thränen, welche vergossen werden, so oft sich eine rührende oder klägliche Scene darbietet. Auch sogar der Bacchische Tanz, der zumal in Ionien und in Pontus so angelegentlich gepflegt wird, übt, wiewohl er nur satyrisch ist, [900] über die Bewohner jener Gegenden eine so gewaltige Herrschaft aus, daß sie, so oft die dazu bestimmte Zeit kommt, alles Andere liegen und stehen lassen und Tage lang in den Theatern sitzen, um die Titanen, Corybanten, Satyrn und Rinderhirten anzusehen. Und diese Rollen werden sogar von Männern aus den ersten Familien getanzt, welche die höchsten Würden in jeder Stadt bekleiden, und weit entfernt, sich Dessen zu schämen, sich auf dieses Talent noch mehr, als auf Adel, Amt und Würden einbilden.
80. Bis jetzt sprach ich von den Tugenden des Tänzers; nun laß dir aber auch Etwas von den Fehlern sagen, die sich an ihnen häufig finden. Der körperlichen ist bereits erwähnt worden: die geistigen aber will ich dir mit Folgendem bemerklich machen. Da es unmöglich ist, daß Alle gleich sehr gebildet seyen, so muß es wohl deren genug geben, die aus Unkunde des Schicklichen arge Verstöße im Tanzen begehen. Einige bewegen sich falsch und verstoßen gegen die Musik, so daß der Rhythmus etwas ganz Anderes angibt, als was ihr Fuß beschreibt. Andere beobachten zwar den Tact, kommen aber mit den Dingen selbst, die sie darstellen, bald zu früh, bald zu spät, was ich selbst einmal mit angesehen zu haben mich erinnere. Ein Tänzer nämlich, der die Geburt Jupiter’s und Saturn’s Kinderfraß vorstellen sollte, gerieth, durch die Aehnlichkeit des Gegenstandes verleitet, in die Jammergeschichte des Thyest. Ein Anderer, der die Semele tanzen wollte, wie sie vom Blitze getroffen wird, verwechselte sie mit der Glauce, welche in der Zeit weit später war als Jene. Solche Verstöße Einzelner berechtigen uns übrigens [901] keineswegs, ein Verdammungsurtheil über die Orchestik überhaupt auszusprechen, oder einen Haß auf ihre Leistungen zu werfen: sondern wir haben jene Menschen für Das, was sie sind, für Stümper zu halten, und dagegen Denen, welche streng nach den Regeln der Kunst alle ihre Bewegungen ausführen, unsern vollen Beifall zu schenken.
81. Um nun Alles zusammen zu fassen, so muß der mimische Tänzer ein Mann von einer nach allen Seiten vollendeten Bildung seyn, so daß sein ganzes Spiel schön, harmonisch, wie aus Einem Gusse, ein fleckenloses, in allen seinen Theilen vortreffliches Ganze sey, an welchem auch der böswilligste Krittler nichts zu tadeln finde. Zu dem Ende sind eine lebhafte Einbildungskraft, umfassendes Wissen, und ein ächt menschliches Gefühl die wesentlichsten Erfordernisse. Und den vollständigsten Triumph wird der Pantomime nur dann feiern, wann Jeder der Zuschauer in den dargestellten Charakteren sich selbst wieder findet, wann er in ihnen, wie in einem Spiegel, sein eigenes Ich, und wie er zu empfinden und zu handeln pflegt, anzuschauen glaubt. Dann ergreift das Vergnügen, die Bilder ihres eigenen innern Lebens zu erblicken, die Zuschauer so mächtig, daß sie nicht mehr an sich zu halten wissen, sondern insgesammt in die lebhaftesten Beifallsbezeugungen sich ergießen. Und so wird ihnen durch dieses Schauspiel recht eigentlich jenes Delphische Erkenne dich selbst zu Theil: sie verlassen das Theater unterrichtet über Das, was sie zu wählen und zu vermeiden haben, und belehrt über Vieles, was sie zuvor nicht wußten.
[902] 82. Freilich gibt es auch Tänzer, wie es Redner dieses Schlages gibt, die in ungeschicktem Eifer das wahre Maß der Nachahmung überschreiten, Alles bis zur Ungebühr übertreiben, und z. B. das Große in’s Ungeheure, das Zarte in weibische Weichlichkeit, das Männliche in thierische Wildheit ausarten lassen.
83. Ich selbst erinnere mich, dergleichen einmal von einem Tänzer gesehen zu haben, der sonst als ein verständiger Künstler in großem Ansehen gestanden hatte, und in der That alle Achtung verdiente. Allein ich weiß nicht, welches Verhängniß ihn eines Tages auf den Abweg führte, sein Spiel durch die unziemlichsten Uebertreibungen zu entstellen. Er hatte die Rolle des Ajax zu tanzen, wie er, sogleich nachdem er in dem Streite um die Waffen des Achilles den Kürzern gezogen, in Raserei geräth; und fiel so gänzlich aus dem Kreise des Schicklichen, daß er nicht einen Rasenden darzustellen, sondern selbst rasend geworden zu seyn schien. Einem der Tactschläger riß er die Kleider vom Leibe, und einem Flötenspieler nahm er die Flöte vom Munde, und versetzte damit dem neben ihm stehenden Ulysses, der über seinen Sieg triumphirte, einen so heftigen Schlag auf den Kopf, daß, wenn nicht sein Hut den Streich zum größten Theile aufgefangen hätte, der arme Ulysses den Zufall, an einen toll gewordenen Tänzer gerathen zu seyn, mit dem Leben hätte bezahlen müßen. Aber auch das Publikum schien den Wahnsinn des Ajax zu theilen; Viele sprangen auf, schrieen wie besessen, warfen ihre Kleider von sich: solche Menschen, Leute vom gemeinsten Pöbel, die keinen Sinn [903] für das Passende hatten, und Gut und Schlecht nicht zu unterscheiden wußten, glaubten darin das Höchste zu erblicken, was die mimische Kunst in Darstellung der Leidenschaft zu leisten vermöge. Die feiner Gebildeten und Verständigern aber, denen es keineswegs entging, daß hier nicht Ajax, sondern der Tänzer selbst rase, schämten sich zwar des tollen Zeugs, das sie mit ansehen mußten, wagten aber gleichwohl nicht, ihr Mißfallen durch Stillschweigen auszudrücken, sondern suchten die Tobsucht des Menschen durch Beifallsbezeugungen zu dämpfen. Dieser Kraftmann aber ließ es dabei nicht bewenden, sondern machte einen noch weit lächerlicheren Streich, indem er von der Bühne herabsprang und sich auf die Senatorenbank mitten zwischen zwei Consularen setzte, die in die größte Angst geriethen, er mochte Einen von ihnen für den fatalen Schaafbock ansehen und durchpeitschen. Von den Zuschauern staunten die Einen, Andere lachten: nicht Wenige aber hegten die bange Besorgniß, der arme Tänzer möchte, aus übertriebenem Eifer, den Rasenden recht natürlich zu spielen, in allem Ernste von Sinnen gekommen seyn.
84. Er selbst aber soll, nachdem er wieder zu sich selbst gekommen war, dieses sein Benehmen sich so sehr zu Herzen genommen haben, daß er vor lauter Kummer darüber, daß man ihn für wirklich toll halten mußte, in eine ernstliche Krankheit verfiel. Auch äußerte er sich nachmals darüber deutlich genug, indem er, da seine Partei von ihm verlangte, den Ajax noch einmal zu tanzen, vor dem versammelten Publikum erklärte, „er hätte genug daran, Einmal geraset zu [904] haben,“ und einen anderen Tänzer für diese Rolle empfahl. Uebrigens war es eben dieser andere Tänzer, sein Nebenbuhler, der ihm den größten Verdruß bereitete. Dieser spielte nämlich das neue Drama, das über denselben Gegenstand für ihn geschrieben worden war, mit so vielem Geschmack, und stellte den rasenden Ajax mit solcher Besonnenheit dar, daß er mit dem größten Beifalle für das Verdienst belohnt ward, sich innerhalb der Grenzen des mimischen Spieles gehalten und seine Rolle nicht durch tolle Uebertreibungen gemißhandelt zu haben.
85. Dieses Wenige also, mein Freund, wollte ich dir aus dem Vielen, was über die Leistungen des mimischen Tanzes und über die Studien, die er erfordert, zu sagen ist, in der Absicht vortragen, damit du über meine Liebhaberei für dergleichen Schauspiele minder ungehalten seyn möchtest. Wolltest du dich aber entschließen, selbst einmal an diesem Vergnügen Theil zu nehmen, so bin ich gewiß, daß du bald genug sein Gefangener werden, und dich bis zum Rasen in die Pantomimik verlieben wirst. Da werde ich denn nicht nöthig haben, die Worte der Circe dir zuzurufen:[20]
Wunder ist mir’s, daß nicht der Zaubertrank dich verwandelt!
Denn du wirst allerdings verwandelt werden, aber freilich nicht, um den Kopf eines Esels oder das Herz eines Schweines zu bekommen: sondern im Gegentheil, dein Verstand wird noch vollkommener werden, und du wirst im Vollgefühle deines Vergnügens auch Andern lange Züge von diesem deinem [905] Zaubertranke zu nehmen rathen. Und was bei Homer der goldene Stab Mercur’s,[21]
– – – womit er der Sterblichen Augen
Zuschließt, welcher er will, und die Schlummernden wieder erwecket,
eben Das wirkt auch der mimische Tanz. Er macht, daß wir die Augen vor Vergnügen schließen, aber er nöthigt uns auch, sie sogleich wieder zu öffnen, und hält stets unsere Aufmerksamkeit auf Alles rege, was die Scene uns darbietet.
Crato. Glaube mir, mein Lycinus, du hast mich jetzt schon ganz auf deine Seite gebracht: ich habe bereits Augen und Ohren offen. Vergiß also nicht, mein Lieber, auch mir, sobald du wieder das Theater besuchen wirst, einen Platz neben dir zu verschaffen, damit du mir nicht den Vortheil allein habest, weiser von dort nach Hause zu kommen.
- ↑ S. S. 38.
- ↑ Crato ist der Name eines Cynikers.
- ↑ Odyss. XII, 188. Voß.
- ↑ Iliade XVI, 615. Voß.
- ↑ Diese und die folgende Stelle beziehen sich auf die Iliade XVIII, 592. 605. 494.
- ↑ Odyss. VIII, 265.
- ↑ Iliade XIII, 636 f.
Alles wird man ja satt, des Schlummers selbst und der Liebe,
Auch des süßen Gesangs und untadligen Reigentanzes. - ↑ Der erstere dieser Verse ist Il. XIII, 730.; der andere, mit einer kleinen Veränderung, Odyss. I, 421 oder XVIII, 303.
- ↑ B. 3. 4.
- ↑ Im Original: „die Rollen der Davusse, Tibiusse und der Köche.“
- ↑ Neapel ohne Zweifel.
- ↑ Ein gewißer wilder Tanz mit Entrechats.
- ↑ Darstellend die Windungen des Labyrinths.
- ↑ Iliade I, 70.
- ↑ II, 60.
- ↑ Jupiter ließ, um die Mitte der Erde zu wissen, zwei Adler, den einen von Abend, den andern von Morgen her gegen einander fliegen, welche auf dem Punkte zusammen trafen, wo nachmals der Delphische Tempel erbaut ward.
- ↑ Herodot I, 47.
- ↑ Theognis v. 216. Im Original sind übrigens die Worte des Theognis mit einer ähnlichen Stelle des Pindar (Fragm. ap. Plut.) vermengt.
- ↑ Odyss. IV, 221.
- ↑ Odyss. X, 326. Voß.
- ↑ Ebendas. V, 47. 48. Voß.