Textdaten
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Autor: Lukian von Samosata
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Titel: Die Götterversammlung
Untertitel:
aus: Lucian’s Werke, übersetzt von August Friedrich Pauly, Fünfzehntes Bändchen, Seite 1789–1799
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 2. Jahrhundert
Erscheinungsdatum: 1832
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer: August Friedrich Pauly
Originaltitel: Θεῶν Ἐκκλησία
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[1789]
Die Götterversammlung.
Jupiter. Merkur. Momus.

1. Jupiter. Was soll das, ihr Götter? Was murmelt ihr da zwischen den Zähnen? Was steckt ihr in allen Ecken beisammen, und flüstert einander in die Ohren? Ich weiß, ihr seyd ungehalten, daß so Viele sich an unsere Tafel setzen, denen dieses Recht nicht zusteht. Nun eben deßwegen habe ich diese Versammlung veranstaltet, damit Jeder offen seine Beschwerde vorbringen und sagen solle, was seine Meinung ist. Also, Merkur, lass’ in gesetzlicher Form den Aufruf ergehen!

Merkur. Stille! Hört! Wer von den ordentlichen Göttern, denen es zusteht, hat Lust, das Wort zu nehmen? Die Berathung betrifft die Beisaßen und Fremden.

Momus. Ich, Momus, will reden, wenn Du mir es erlauben willst, Jupiter.

Jupiter. Der Aufruf hat Dir bereits Erlaubniß gegeben: du brauchst also nicht mich zu bitten.

2. Momus. So behaupte ich denn, daß Einige von uns sehr unrecht thun, daß sie, nicht zufrieden damit, selbst Götter [1790] geworden zu seyn, da sie früher bloße Menschen gewesen, nun in ihrem Uebermuthe sich einbilden, nichts Großes gethan zu haben, wenn sie nicht auch ihr Gefolge und ihre ganze Dienerschaft zu gleicher Würde mit uns erheben. Ich bitte, mir zu gestatten, Jupiter, daß ich mit aller Freimüthigkeit von der Sache spreche. Wie könnte ich anders? Ich bin ja schon dafür bekannt, daß ich meiner Zunge keinen Zwang anthue, und zu keiner Sache schweige, die mir mißfällt. Ich stelle Alles in sein wahres Licht, und sage meine Ansicht unverholen, ohne irgend Jemand zu fürchten, oder aus Blödigkeit mit meiner Meinung hinter dem Berge zu halten. Und so kommt es, daß mich die Meisten sehr lästig finden und mich einen Sykophanten heißen, der seine Freude daran finde, alle Welt zu chikaniren. Weil aber jetzt, zufolge öffentlichen Ausrufs, das Wort frei gegeben ist, und du selbst, Jupiter, mir die Erlaubniß ertheilt hast, mich zu äußern, so will ich ohne allen Rückhalt sprechen.

3. Es gibt also, behaupte ich, Mehrere, welche sich nicht genügen lassen, daß sie, obwohl zur Hälfte Sterbliche, gleicher Ehre mit uns theilhaftig sind, und mit uns zu Tische sitzen, sondern auch ihre Diener und Gesellschafter mit in den Himmel heraufgebracht und in die Liste der Götter eingeschwärzt haben. Und jetzt empfangen diese von Allem den gleichen Antheil, wie wir, und genießen die Opfer mit, ohne auch nur die Steuer der Beisitzer zu entrichten.

Jupiter. Sprich nicht so räthselhaft, Momus, sondern sage klar, deutlich und namentlich heraus, Wen Du meinst. Diese so ins Allgemeine hingeworfenen Aeußerungen sucht man sich verschiedentlich zu deuten: der Eine räth auf Diesen, [1791] der Andere auf Jenen. Ein Mann, der so freimüthig seyn will, wie Du, sollte doch wohl nicht so bedenklich seyn.

4. Momus. Nun, Jupiter, das ist in der That recht hochsinnig, recht königlich von Dir, daß Du selbst mich zur Aufrichtigkeit herausforderst. So will ich also den Namen nennen. Es ist Bacchus, der vortreffliche Bacchus, hälftig ein Mensch, und von der Mutter her nicht einmal ein Grieche, sondern der Tochtersohn eines syrophönicischen Kaufmannes, Namens Cadmus. Er ist nun einmal der Unsterblichkeit würdig geachtet worden, und so will ich von ihm selbst nichts sagen, nichts von seinem unmännlichen Kopfputze, seiner Trunkliebe, seinem taumelnden Gange. Ich denke, es ist Keiner unter euch, dem es nicht auffiele, wie weibisch und weichlich er ist, wie toll er schwärmt, und wie er schon am frühen Morgen von Wein duftet. Aber er hat uns auch noch seine ganze Sippschaft aufgedrungen, und Alles, was zu seinem schwärmenden Chor gehört, zu Göttern gemacht, den Pan, den Silenus, die Satyrn, meist plumpes Hirtenvolk, und abenteuerlich gestaltete Kapriolenmacher. Der Eine hat Hörner, und gleicht nach seinem langen Barte und nach der ganzen untern Hälfte seines Körpers völlig einem Ziegenbock; der Andere, dieser Lydier da, ein kahlköpfiger, stülpnasiger Alter, steht fast die ganze Zeit auf einem Esel; und vollends jene Satyrn, gemeine Kerls aus Phrygien, mit ihren spitzen Ohren und den kleinen Bockshörnchen an den kahlen Schädeln! Sogar geschwänzt ist die ganze Schaar. Solche Götter hat der Ehrenmann uns geliefert!

[1792] 5. Und wir können uns noch wundern, daß die Welt keinen Respekt mehr vor uns hat, da sie sieht, was ihre Götter für lächerliche und abenteuerliche Wesen sind? Nicht zu gedenken, daß er auch zwei Weiber mit heraufgebracht hat, die Ariadne, seine Geliebte, deren Kranz er sogar dem Chor der Sterne einverleibte, und Erigone, die Tochter des Bauers Ikarius. Und kann es etwas Tolleres geben, ihr Götter? Sogar den Hund der Erigone hat er mit hierher gebracht, damit das Mädchen nicht betrübt werden möchte, wenn es sein liebes Schooshündchen nicht auch im Himmel bei sich hätte. Findet ihr dieß nicht eben so lächerlich als übermüthig und unverschämt? Doch – höret weiter.

6. Jupiter Nur nichts gegen Aeskulap und Herkules! Denn ich sehe schon, auf Wen Du es sonst noch abgesehen hast. Aeskulap ist mehr werth als viele Andere zusammen: er ist Arzt und bringt die Kranken wieder auf die Beine. Und Herkules, mein Sohn, hat sich die Unsterblichkeit mit seinen Arbeiten theuer genug erkaufen müssen. Also diese laß mir unangefochten!

Momus. Ich schweige, Dir zu Gefallen, Jupiter: wiewohl ich viel zu sagen hätte. Wenn es auch sonst Nichts wäre, so sind doch gewisse Brandflecken an ihnen bemerklich.[1] Dürfte ich mich aber meiner Freimüthigkeit auch gegen Dich selbst bedienen, so wüßte ich noch Manches vorzubringen.

Jupiter. Ueber mich darfst Du sagen, was Dir beliebt. [1793] Du wirst doch nicht mir sogar das Bürgerrecht streitig machen wollen?

Momus. In Kreta wenigstens verlautet hierüber nichts Gutes: man sagt sich dort sogar noch schlimmere Dinge, und zeigt Dein Grab. Ich für meinen Theil glaube übrigens eben so wenig den Kretern, als den Achäern von Aegium, welche Dich für untergeschoben ausgeben.

7. Allein was ich Dir hauptsächlich vorhalten zu müssen glaube, ist dieß. Die Veranlassung zu diesen Mißbräuchen und zur Verunreinigung unserer Gesellschaft durch Bastarde hast Du selbst gegeben, Jupiter, indem Du bald in dieser, bald in jener Gestalt auf die Erde hinabkamst, um mit sterblichen Weibern Dich zu vermischen. Wir mußten wahrlich befürchten, Du möchtest einmal als Stier ergriffen und geschlachtet werden, oder als Gold irgend einem Goldschmied in die Hände gerathen, der alsdann eine Halskette, eine Armspange oder ein paar Ohrringe aus unserem Jupiter gemacht hätte. Du bists also, der uns den Himmel mit diesen Halbgöttern angefüllt hat: ich spreche so, und nicht anders. Ist es nicht lächerlich, wenn es auf einmal heißt, Herkules ist ein Gott geworden; Eurystheus aber, dem er unterworfen gewesen, ist gestorben, und neben dem Tempel des Sklaven Herkules ist das Grab des Eurystheus, seines Herrn? Und so ist zu Theben Bacchus ein Gott, seine Vettern Aktäon aber, Pentheus und Learchus sind Menschen, und die unglücklichsten unter allen.

8. Seitdem Du zu den sterblichen Weibern Dich gewendet, und diesen Gästen unsere Pforten geöffnet hast, thun Dir’s alle übrigen Götter nach, und nicht blos die männlichen, [1794] sondern, schamlos genug, auch die weiblichen. Wer hätte nichts von Anchises gehört, und Tithonus, und Endymion und Iasion und so manchen Andern? Es gäbe ein langes Verzeichniß, wenn ich sie alle herzählen wollte.

Jupiter. Aber gegen meinen Ganymed wenigstens kein Wort, Momus! Du würdest mich sehr aufbringen, wenn Du mir den lieben Jungen kränken und ihm seine Herkunft vorrücken wolltest.

Momus. Nun so will ich Nichts sagen: aber soll ich um seinetwillen auch nicht des Adlers erwähnen, der ebenfalls in den Himmel aufgenommen ist, der auf Deinem königlichen Scepter sitzt, und sein Nest vielleicht noch auf Deinem Kopf macht, um auch für einen Gott zu passiren?

9. Und wie kommt es denn, daß dieser Attis da, und Corybas und Sabazius, und dort der Medier Mithras in seinem Kaftan, mit der Tiara auf den Kopf, in unsere Mitte gekommen sind? Dieser Mithras versteht nicht einmal Griechisch, und weiß nicht, was man will, wenn man seine Gesundheit trinkt. Kein Wunder also, wenn die Scythen und Geten, ohne sich um uns zu bekümmern, für unsterblich erklären und zu Göttern machen, Wen sie immer wollen; wie denn auch ein gewisser Sklave, Namens Zamolxis, sich in die Götterschaft heimlich einzuschleichen wußte.

10. Und gleichwohl, ihr Götter, will all das Bisherige so viel noch nicht besagen. Aber Du, hundeköpfiger, mit Linnen umwickelter Aegyptier, wer bist denn Du, sauberer Geselle, und wie kommst Du dazu, ein Gott seyn zu wollen, Du Beller? Und was will der Memphitische Farre da, der buntgefleckte, daß er sich kniefällig verehren läßt, [1795] Orakel spricht, und seine eigenen Propheten hat? Ich schäme mich wahrlich, der übrigen noch viel abgeschmackteren Wesen aus Aegypten zu erwähnen, der Ibisse, Affen und Böcke, womit man unbegreiflicherweise den Himmel vollgepfropft hat. Wie ist es möglich, ihr Götter, daß ihr zusehen könnet, wie diese Bestien die gleiche, oder gar eine noch höhere Verehrung genießen, als ihr selbst? Und du, Jupiter, wie kannst Du Dirs gefallen lassen, daß man dir Widderhörner zum Kopfe herauswachsen läßt?

11. Jupiter. Das sind nun freilich häßliche Dinge, diese Aegyptischen. Allein Du mußt bedenken, Momus, daß sie größtentheils eine geheime Bedeutung haben, und daß es dem Ungeweihten keineswegs ziemt, darüber zu lachen.

Momus. Ja wohl, Jupiter, wir haben gar sehr der Mysterien vonnöthen, um zu wissen, daß Götter Götter, und Hundeköpfe Hundeköpfe sind.

Jupiter. Genug jetzt von diesen Aegyptiern, sag’ ich: darüber wollen wir ein andermal, wenn wir Muße haben, zu Rathe gehen. Hast Du noch Andere zu nennen?

12. Momus. Allerdings, Jupiter: den Trophonius, und was mich am meisten verdrießt, den Amphilochus, den Sohn eines schuldbelasteten Muttermörders, der jetzt in Cilicien als gewaltiger Prophet sein Wesen treibt, und die Welt für zwei Obolen mit seinen Lügen und Gaukeleien zum Besten hat. Daher ist auch Dein großes Ansehen dahin, Apollo; und jeder Stein, jeder Altar thut Wunder und gibt Orakel von sich, wenn nur irgend Einer der vielen Pfaffen, die es jetzt gibt, sich seiner annimmt, und ihn mit Oehl begießt und mit Kränzen behängt. Die Bildsäule der Athleten [1796] Polydamas zu Olympia, und die des Theagenes auf Thasus curirt das kalte Fieber. Dem Hektor in Ilium, und gegenüber auf dem Chersonnes dem Protesilaus, werden Opfer gebracht. Seitdem unser so Viele geworden sind, hat auch Meineid und Tempelraub überhand genommen. Alle Welt verachtet uns, und thut Recht daran.

13. So viel also von den Unächten und Eingeschwärzten. Noch bekommen wir aber viele andere fremdartige Namen zu hören, die mir viel zu lachen geben, Namen von Wesen, die sich bei uns gar nicht finden, noch überhaupt existiren können. Oder wo wäre denn die so viel besprochene Tugend zu sehen, oder die Natur, das Verhängniß, das Glück? lauter leere, wesenlose Namen von Begriffen, welche von den albernen Menschen, den Philosophen, erfunden worden. Und dennoch ist das unverständige Volk von diesen Hirngespinsten so gänzlich eingenommen, daß kein Mensch mehr Lust hat, uns zu opfern, weil er nun wohl weiß, daß, auch wenn er Tausende von Hecatomben lieferte, das Glück doch nichts Anderes bringen würde, als was über ihn verhängt ist, und ihm von Anbeginn an zugekommen ist. Ich möchte Dich doch fragen, Jupiter: hast Du wohl jemals die Tugend, die Natur, das Verhängniß mit Augen gesehen? Denn daß Du von ihnen gehört hast, weiß ich gewiß; Du müßtest denn stocktaub seyn, um nicht zu vernehmen, wie laut sie darüber in ihren Schulen schreien. Ich hätte noch Vieles auf dem Herzen; doch will ich schließen. Denn ich sehe jetzt schon, wie sehr meine Worte den Meisten mißfallen, und wie sie zischen, zumal Diejenigen, die meine freie Rede zunächst getroffen hat.

[1797] 14. Zum Schlusse will ich also, wenn Du es genehmigest, Jupiter, einen Gesetzesentwurf hinsichtlich dieser Sache vorlesen, welchen ich bereits aufgesetzt habe.

Jupiter. Lies ihn immer. Deine Beschwerde ist nicht ganz ohne Grund. Man muß dem Uebel Einhalt thun, damit es nicht immer weiter um sich greife.


Gesetzesentwurf.
Mit gutem Glück!

In ordentlicher Versammlung, den siebenten laufenden Monats, unter oberster Leitung des Jupiter, unter dem Vorsitze des Neptun, und unter Anordnung der Abstimmung durch Apollo, hat Momus, Sohn der Nacht, ein Gesetz, so Hypnos [Schlaf] begutachtete, vorgelesen: In Anbetracht, daß viele Fremde, nicht nur Griechen, sondern auch Barbaren, so keineswegs der Theilnahme an unserem Bürgerrecht für würdig zu erachten, verstohlener Weise in die Bürgerliste eingetragen worden, und, indem sie solchergestalt für Götter gelten, den Himmel dermaßen angefüllt haben, daß unsere Tafel mit einem lärmenden, zusammengelaufenen Pöbel von allerhand Sprachen belästiget ist, auch die Ambrosia und der Nektar so knapp zusammengeht, daß der Schoppen des Letzteren wegen der Menge der Trinker auf eine Mine zu stehen kommt; in Anbetracht ferner, daß diese Eindringlinge in ihrem Dünkel den Vorsitz gegen allen bestehenden [1798] Gebrauch sich anmaßen, und auch auf der Erde mehr denn wir respektirt zu werden begehren:

15. Als beliebe es dem Rath und der Gemeinde, daß mit nächster Sonnenwende eine allgemeine Versammlung auf dem Olympus gehalten, und aus den vollgültigen Göttern sieben Richter gewählt werden sollen, und zwar drei aus dem alten Rath des Saturnus, und vier aus den Zwölfen und unter diesen Jupiter. Diese sieben Richter haben sich, nachdem sie den gesetzlichen Eidschwur beim Styx geleistet, niederzusetzen, worauf Merkur mittelst öffentlichen Aufrufes alle Diejenigen vorzuladen hat, welche auf den Beisitz in der Götterschaft Anspruch machen. Wenn sie mit ihren geschworenen Zeugen und sonstigen Beweisen ihrer Herkunft versehen, erschienen, hat Einer nach dem Andern vorzutreten und sich der Prüfung der Richter zu unterwerfen, worauf denn dieselben Jeden nach Befund der Sache entweder für einen Gott erklären, oder in sein Grab oder seine väterliche Gruft zurückschicken werden. Wofern aber Einer der Unächten und von den Richtern einmal Ausgeschiedenen sich nachmals betreten lassen sollte, daß er den Himmel bestiegen hätte, der solle in den Tartarus gestürzt werden.

16. Auch hat Jeder bei dem ihm angewiesenen Geschäfte zu bleiben, und weder Minerva mit der Arzneikunst, noch Aeskulap mit dem Orakelwesen, noch auch Apollo mit so vielen Dingen zugleich sich abzugeben, sondern nur Einen Beruf sich auszuwählen, und entweder ein Prophet, oder ein Musiker oder ein Arzt zu seyn.

17. Die Philosophen aber sind ernstlich zu bedeuten, daß sie sich enthalten sollen, neue Namen zu fabriciren, und [1799] über Dinge zu schwatzen, von welchen sie keine Kenntniß haben.

18. Sollten aber die Unächten bereits eigener Tempel und Opferstätten gewürdiget worden seyn, so sollen ihre Bilder daselbst weggenommen, und dafür das Bild des Jupiter, der Juno, oder des Apollo, oder irgend eines andern Gottes daselbst aufgestellt werden. Die betreffende Stadt aber hat ihnen einen Grabhügel zu errichten, und statt des Altares eine Denksäule zu setzen. Falls Einer dem Aufrufe nicht Folge leisten und sich weigern wollte, vor den Richtern zu erscheinen, gegen selbigen hat das Gericht in contumaciam zu verfahren.

So lautet unser Gesetz.

19. Jupiter. Dein Vorschlag ist sehr gerecht, Momus. Wer ihm beistimmt, hebe die Hand auf! Doch nein! er soll auch ohne dieß gelten. Denn ich weiß, daß die Mehrzahl ihre freiwillige Zustimmung nicht geben würde. Also geht für jetzt! Und wenn Merkur euch vorladen wird, so erscheinet, Jeder mit hinreichenden Beweisen versehen, und mit der urkundlichen[WS 1] Angabe seines Vaters und seiner Mutter, seines Stammes und seiner Zunft, und wo er her ist, und wie er zum Gotte gemacht worden. Wenn er dieß nicht beizubringen vermag, so werden sich die Richter nicht darum bekümmern, ob er auf Erden einen noch so großen Tempel habe, und ob ihn die Menschen für einen Gott halten, oder nicht.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unkundlichen