Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 2, 3)

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 321–353
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
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VII.
Miscellaneen.


1.
(An einen der Herausgeber.)
Ich habe in Ihrem Journal den Brief gelesen, worin ein Bernhardiner Ordensgeistlicher| zu Schönthal, mit Namen Raphael, einen der Augspurgischen Confession verwandten Pfarrer zu Anspach auffordert, ihm in dem Bekehrungsvorhaben seiner Tochter beyzuwirken.
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Eine Erscheinung von dieser Art in unsern Tagen mußte freylich keine gemeine Sensation erregen, und ich konnte es dem Publicum keineswegs verargen, daß es die heilige Einfalt des guten P. Raphaels deswegen in Anspruch nahm. Ob aber nicht mancher mehr daraus folgert, als gefolgert werden kann: ob nicht Schönthal und seine Conventualen deswegen ungerechterweise verschrieen worden: ob nicht mancher Protestant deswegen jeden Mönch für so bekehrungslustig hält, und ob es nicht auch manchen protestantischen Eiferer gebe, der dem P. Raphael – es versteht sich in seiner Art – nicht viel nachgebe, das will ich hier nicht entscheiden. So viel ist ausgemacht: der Schluß von einem auf alle gilt nicht. Vermöge Ihrer Gerechtigkeitsliebe erwarte ich also, daß Sie mir meine Bitte nicht versagen, auch folgende der strengsten Wahrheit gemäße Schilderung verschiedener Männer in Schönthal ihrem Journal einzuverleiben; durch sie wird Schatten und Licht in dem Gemählde vom| Kloster Schönthal gehörig vertheilt werden, und der Unparteyische wird wissen, wie er die Männer dieses Gotteshauses zu rangiren hat.

Dabey muß ich mich zum voraus verwahren, daß ich den Verfasser des nach Anspach geschickten Briefes gar nicht vertheidigen, sondern nur dem allenfalls auf eine widrige Meinung geführten Leser zeigen werde, daß diese Begebenheit keine Folge eines in der Abtey Schönthal angenommenen Systems, sondern die ganz eigene Geburt des erwähnten Briefschreibers sey.

Wahrheit im strengsten Verstande haben Sie sich von mir zu versprechen, da ich in dem Kloster Schönthal die meisten Ordensglieder persönlich kenne, da ich über dieses, wie Sie wissen, von allem Verdacht der Parteylichkeit oder des Interesse hier frey zu sprechen bin, und mir auch durch meine Reisen sowohl, als durch meine seither gemachten Geschäffte so viel Zutrauen erworben habe, daß ich den Charakter eines und des andern Menschen, auch wohl den einer ganzen Gemeinde (esprit de corps) gehörig zu beurtheilen im Stande bin.

| Ein Wunder wäre es freylich nicht, wenn Schönthal noch im tiefen Abgrunde der Finsterniß vergraben läge. Es ist am Rhein, in Franken und Schwaben bekannt, welcher traurige Proceß seit mehr als 20 Jahren zwischen den Gliedern dieser Abtey und ihren ehemahligen Vorstehern bey den höchsten Reichsgerichten und ihren geistlichen Obern geführt worden. Die Jahre des Processirens, zumahl zwischen Haupt und Gliedern, sind keine günstige Zeit, wo das wohlthätige Licht der Aufklärung und des guten Geschmacks eindringen kann. Parteysucht und Erbitterung der Gemüther gegen einander verhindern da alles Gute. Hierin ist der Grund zu suchen, warum im Kloster Schönthal noch der eine und andere sich nicht empor arbeiten konnte und im Dunkeln blieb. Nichts desto weniger getraue ich mir zu erweisen, daß trotz dieses offenherzigen Geständnisses der Vorrath unaufgeklärter Mitglieder nicht größer und zahlreicher, als in andern Instituten dieser Art ist.
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Unter diese Classe gehört freylich unser lieber Briefsteller P. Raphael. Das wird man ihm aber auch alsdenn nicht so sehr verübeln, wenn man zugibt, daß er von ungemein| eingeschränktem Verstand ist, und daß vielleicht seine nach Italien unternommene Reise den meisten Antheil an dem hat, wozu ihn ein sehr übel angebrachter, wiewohl (der einfältigen Herzensgüte des P. Raphaels sey es zum Besten gesagt) mit keiner Beleidigungs-Absicht begleiteter Bekehrungseifer verleitete. Dabey vergaß oder übersah er eben, was heutiges Tags wenig Schulknaben mehr unbekannt ist.
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Neben diesem P. Raphael stehen aber auch zu Schönthal manche weit heller sehende Männer, deren Anlage sich bey der berüchtigten Kloster-Revolution nicht hat ersticken lassen. Unter ihnen zeichnet sich vorzüglich aus der Abt Maurus, dem niemand das Lob großer Kenntnisse, einer toleranten Denkungsart, und einer unerschütterlichen Rechtschaffenheit, kurz aller schönen Eigenschaften, die man von einem Vorsteher erwartet, absprechen kann. Ich kenne noch den rühmlich bekannten P. Heinrich, der mit seinen gründlichen Kenntnissen alle Tugenden eines braven Weltmanns verbindet, und eben deßwegen durch die kluge Auswahl des Abts auf die ansehnliche Probstey zu Mergentheim gerufen worden ist. Weiter einen P. Hugo, dermahligen Prior, der zu diesem| wichtigen Amt ganz geschaffen ist. Einen P. Constantin, Vice-Präses auf der Canzley, von dessen reifen Einsichten in verschiedene Theile der Gelehrsamkeit und wahrhaft durch gute Lectüre gebildeten Geschmack ich überzeugt bin, daß er dem Aufsatz des P. Raphaels das Imprimatur nicht ertheilet habe. Ferner den P. Gabriel, demahligen Pfarrer zu Ober-Kessach, welcher seine Gottesgelehrsamkeit auf eine veste Philosophie gegründet, und sich durch Lectüre von ausgesuchten neuen Werken einen erhabenen Schwung zu geben gewußt hat. Nicht weniger einen P. Lambert, jetzt Pfarrer zu Wimmenthal, ehemahls Pfarrer zu Bieringen, wo derselbe den sehr wichtigen Beyfall des erleuchteten Bischoffs Franz Ludwig zu Wirzburg bey Gelegenheit der Visitation in Rücksicht seiner schönen Kenntnisse und einer nachahmungswürdigen Pastoralklugheit errungen hat.
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Diese allen Beyfall verdienende Männer scheinen die Urbilder zu seyn, die der verehrungswürdige Abt der eingerichteten Pflanzschule junger Leute zur Nacheiferung aufgestellt hat: denn es ist bewundernswürdig, was die jungen Geistlichen, auf die der| Abt das verdiente Loos geworfen, für Anlagen besitzen, welche Vorschritte sie in den Wissenschaften, jeder in seiner Art, machen, und wie herrlich sie sich ausbilden. Wenn unter der wachsamen Aufsicht des verehrungswürdigen Prälaten unausgesetzt fortgefahren wird, wie man angefangen hat: so steht ganz sicherlich zu erwarten, daß Schönthal sich in dem Fache der Aufklärung fast jedem andern Kloster recht bald werde zur Seite stellen dürfen.


2.
Sie haben im 3ten Stück Ihres Journals den Tod unsers verewigten Hofpredigers, J. Georg Pfranger angekündiget. Hier ist noch einiges zu seinem Leben und von dem, was der regierende Herzog und seine allgemein geschätzte Gemahlin – die Fälle sind in der That selten; darum übergehen Sies ja nicht mit Stillschweigen; – zum Erweis ihrer Achtung gegen den verstorbenen Religionslehrer an ihrem Hofe gethan haben. Pfranger war zu Hildburghausen geboren. Sein Vater war ein Lohgerber daselbst. Den Grund seiner Studien legte er in den Schulen seiner Vaterstadt. Zu Jena bauete er auf diesem Grund weiter fort. Nach seiner| Zurückkunft in sein Vaterland wurde er Informator in dem Hause seines nachherigen Schwiegervaters, des damahligen Regierungsraths, jetzigen Geheimen Legationsrats Hieronymi. Dem guten Rath und den treuen Lehren dieses würdigen geprüften Greisen und seiner Gattin verdankte Pfranger viel bey seinem eigentlichen Eintritt in die Welt. Auf der Candidatenbank saß er nicht lange. Er wurde zuerst Substitut zu Streßenhausen ohnweit seiner Vaterstadt, und ein Jahr darauf Pfarrer. Seine Gelegenheitsschrift auf den Tod der Frau Erbprinzessin von Coburg-Saalfeld, einer gebornen Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, die unter dem Titel: Trostgründe für den Durchlauchtigsten Herrn Herzog etc etc. gedruckt ist, gab die erste Veranlassung, daß er auch ausser seinem Vaterlande bekannt wurde. Im Jahr 1777 rief ihn Herzog Carl von Meiningen an seine Schloßkirche als Hofprediger. In den letztern Jahren wurde er auch Beysitzer des herzogl. Consistoriums. So wie das ganze, obgleich kurze Leben dieses, bey dem reinsten Gefühl für alles Schöne, bey der richtigsten Aufklärung, bey vielfachen Kenntnissen, durchaus rechtschaffenen Mannes war, so war auch sein Tod und sein Begräbniß; eines wie das| andern Belohnung für seine Tugend und Frömmigkeit und Lehre und Beyspiel für seine jüngern und ältern Mitbrüder. Von seinem Fürsten und dem ganzen Hofe, von dem Gelehrten und dem Bürger in gleichem Grade geschätzt, geliebt und betrauert, wurde seine Beerdigung, ohne Prunk und laute Feyerlichkeit, durch die allgemeine Theilnehmung eine der rührendsten, die wir hier gesehen haben. Der fromme Mann, in seinem ganzen Leben ein Freund der Stille und ein Feind aller Täuschung, hatte es selbst vor seinem Tode befohlen: daß seine Beerdigung in der Stille vollzogen und nur bey seiner Einsenkung ein von ihm selbst verfertigtes Grablied, eines der letztern und schönsten Producte seines für die Religion und die Erbauung stets arbeitenden Geistes, abgesungen werden sollte. Was Pfranger verordnet hatte, geschah den 13 Jul. frühe um 7 Uhr auf eine wirklich feyerliche und für das Herz rührende Weise. Der allgemeine Schmerz über seinen frühen Hintritt legte sich in einem Zeugnisse dar, das mehr als aller Lobspruch ist, den wir ihm nur immer geben können. Alles, die herzogl. Dienerschaft sowohl, als die Bürgerschaft, eilte zu seinem Sarge, um ihn zu seiner Ruhestätte zu begleiten,| und bey dieser erwartete ihn unser bester Herzog, der ihn in seinem Leben so sehr geschätzt und geliebt hatte, von seiner Gemahlin begleitet, um seinen Gebeinen das letzte Denkmahl seiner Fürstenhuld und Liebe zu setzen. Der Anblick war erhebend, den Fürsten bey einer solchen Feyerlichkeit mitten unter seinem Volke und ihn mit diesem den Tod eines frommen geliebten Mannes beweinen zu sehen. Erhebend war die Theilnehmung, mit welcher er die ganze Handlung noch feyerlicher und rührender und dem Seligen das Grab zur Belohnung zu machen suchte. Der Verstorbene wurde unter der Abwechslung des Gesangs des von ihm selbst verfertigten Grabliedes und einer auf Befehl des Herzogs von dem Cabinets-Secretär Fleischmann, dem würdigen Schüler Voglers, bloß für blasende Instrumente verfertigten Trauermusik, welche die Hof-Capelle aufführte, eingesenkt. Beydes Gesang und Musik waren so durchaus rührend, wirkten so stark auf das Herz, daß es bis zum Gefühl der innigsten Trauer, bis zu allen den Empfindungen hingerissen wurde, deren es bey dem Tod und Begräbniß eines wirklich guten Mannes empfänglich seyn kann und muß. Jeder segnete die Gebeine des| Verklärten in ihrer Ruhestatte; – segnete aber auch den Fürsten, der sie noch in ihrer Ruhestätte zu ehren wußte. Sogleich nach vollendeter Beerdigung wurde auf dieser Stätte ein Grabmahl errichtet, schön und ohne Pracht, ganz so, wie es der für die Schönheiten der Natur gefühlvolle Mann selbst gewünscht haben würde; ein rundes erhöhetes Grabmahl, die untern Stufen desselben mit grünen Rasen belegt, die obere Fläche mit blühenden Rosenstöcken bepflanzt, und der ganze Umfang in junge Pappelbäume eingeschlossen, um welche ein Blumenkranz gezogen ist. Auf diese Art wurde der eigne in einem Grabliede dargelegte Gedanke des sel. Mannes:
Kämpfer Gottes! sanft sey dir
 Nun dein Ruhebette! –
Und noch heute pflanzen wir
 Rosen auf die Stätte;

von seinem Fürsten selbst realisirt: denn die Anlage des Grabhügels ist ganz die eigene Idee desselben.

Pfrangers Brustbild in Gips ist nun in Meiningen um einen Laubthaler zu haben.| Ein junger Künstler, der in der Schule des Professors und Hofbildhauers Döll zu Gotha, auf Kosten des regierenden Herzogs zu S. Meiningen, unterrichtet worden, hat es verfertigt. Es ist recht gut getroffen.


3. Bayreut im März 1791.

Zu den Nachrichten von den Preußischen Räthen, welche im vorigen Jahre die Anspach-Bayreutischen Finanzgeschäffte untersucht und reformirt haben, welche im sechsten Stück des ersten Bandes und im ersten Stück des zweyten Bandes dieses Journals vorkommen, kann ich Ihnen noch einige Nachträge liefern.

Beyde Verfasser der angeführten Nachrichten haben den jedem Patrioten, überhaupt jedem rechtschaffenen Manne, unvergeßlichen und verehrungswürdigen geheimen Oberfinanzrath von Bärensprung aus Berlin gekannt. Und jeder, der Kenntnisse, Herzensgüte und Verdienste zu würdigen weiß, wird sich glücklich schätzen, wenn ihn ein günstiges Ohngefähr, ich will nicht einmahl sagen zu der Freundschaft, sondern nur zu der Bekanntschaft jenes in jeder Rücksicht vortrefflichen| Mannes geführt hat. Denn ich habe wenige Geschäfftsmänner kennen lernen, die bey ungemeinen Wissenschaften und Geistesanlagen, einen so unbefleckten und edeln Charakter besessen hätten als B. Daher konnte seine Seele nie von den schrecklichen Ungeheuern der Schikane, Rache, Verfolgung und Unterdrückung in irgend eine Versuchung geführt werden. Eben so wichtig als gefährlich war die Bahn, die er bey der an ihn geschehenen Aufforderung zu gehen hatte. Allein er beeidete sich gleichsam selbst, ehe er Berlin verließ, bey den mit so vieler Schwierigkeit verknüpften Geschäfften, die seiner in den Fränkischen Fürstenthümern warten würden, als gewissenhafter Mann und als Menschenfreund treu und gerade zu verfahren, und keinem, er sey wer er wolle, im Geringsten wehe zu thun. Daher floßen ihm auch, als er uns verließ, aus aller Augen Thränen entgegen, nicht wie sie der Unterdrückte, der seine Rache Gott befiehlt, im Stillen über den harten, mächtigern Verfolger weint, sondern wie sie die gerührte Wehmuth vergießt, die sich eines großen Gutes beraubt sehen soll. Denn der Edle hielt sowol hier, als in Anspach strenge über seinen Vorsatz. Wie oft hätte er, da der Marggraf das unumschränkteste| Vertrauen mit Recht in ihn setzte, manchen nachlässigen, oder schläfrigen oder vorwitzigen Geschäfftsman seinen Arm können fühlen lassen. Aber er that es nicht. Wo er Furcht, Reue und guten Willen zur Besserung sah, da strafte er zwar nachdrücklich, aber mit Würde in mündlichen oder schriftlichen Zurechtweisungen. Daher wird bey uns sein Andenken nicht durch ein: Das war ein harter Mann! erhalten, sondern sein Name belebt jeden Mund zum Lobe seines aufrichtigen, geraden und rechtschaffenen Betragens. Eben diese Gesinnung soll gegen ihn auch in Anspach herrschen, wo er sich noch länger, als bey uns, aufhielte, und wo man ihn also wohl auch noch besser kennen lernen konnte. Wir würden ihn vielleicht länger bey uns gehabt haben, denn wir dürfen uns schmeicheln, es gefiel ihm bey uns, hatte er nicht nach einigen Wochen wieder an die Seite unsers vortrefflichen Fürsten eilen müssen, der ihn mit vieler Sehnsucht erwartete.
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Der rastlose Fleiß, mit welchem Bärensprung während seines Aufenthalts in unsern Fürstenthümern arbeitete, geht über alle Beschreibung. Meistens von früh fünf, auch wohl vier, bis Abends um acht Uhr stand oder saß er zwischen Actenbergen, oder hielt Conferenzen,| oder hörte Vorschläge an, oder wog die Ideen, oder bildete sie weiter aus, die er zur Umänderung und Verbesserung der Finanzgeschäffte in Vorschlag bringen wollte. Das ungeheure Werk, das er in nicht gar sieben Monaten mit seinen beyden würdigen Gehülfen vollendete, wird gewiß in jeder Folgezeit auch der thätigste Fleiß mit Erstaunen betrachten. Und dieß that er alles mit der unbeschreiblichsten Leichtigkeit und Heiterkeit, mit eben der muntern Mine, mit welcher andere kaum in Musenalmanachen blättern, oder in der Karte spielen, oder Verse abschreiben. Daß sich freylich seine Stirne ziemlich verdunkelte, wenn ihm jemand, indeß er in den labyrinthischen Windungen der Geschäfte hin und her geführt wurde, in die Quere kommen und Störung verursachen wollte, ist leicht zu erachten.
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Daß B. grose Finanzkenntnisse hat, weiß jedermann. Aber er ist auch ausserdem ein Mann, der im eigentlichen Sinne viel weiß. Er hatte gegen vier Jahre in Göttingen studirt, kam aber gleich nach vollendeten akademischen Cursus, wo ich nicht irre, schon in seinem zwanzigsten Jahre in Dienste, (im vorigen Julius war er funfzig Jahre alt) ist seitdem von dem Strome| unablässiger Geschäffte bald dahin, bald dorthin getrieben worden und konnte sehr wenig sich und der Studirstube leben. Demohngeachtet ist er mit den Fortschritten, welche die Wissenschaften überhaupt seit dreißig Jahren gemacht haben, sehr wohl bekannt, besitzt eine ausgesuchte Bibliothek, wendet die wenigen von seinen Geschäfften abfallenden Stunden auf Lectür, und ist ein sehr warmer Freund von Gelehrsamkeit und besonders von Gelehrten. Daher sind unter seinen Berlinischen Freunden viele Gelehrte.
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Und bey den großen Vorzügen seines Geistes und seines Herzens ist der Mann so gut, so liebevoll, so von allem Dünkel weit entfernt, daß jeder, der ihn zum erstenmahle spricht, von seiner Herzlichkeit gerührt und begeistert werden muß. Von jener sklavischen Unterwürfigkeit, die alle Augenblicke, wie der Wurm, im Staube kriechen will, von Schmeicheleyen, von ausgedehnten und mit gothischen Schnitzwerk eingefaßten Komplimenten ist er ein abgesagter Feind, ob er gleich die Würde seines Standes und Amtes nie vergißt. Er sieht nicht mit der Wage des Addreßkalenders in der Hand auf Rang und Titel. Nur der Mann, nur Talente, Gedenkungsart und Verdienste kommen bey ihm| in Anschlag, er finde sie nun bey dem sogenannten Subalternen oder bey dem Vorgesetzten. Diesem sagt er in vorkommendem Falle seine Meinung so unverholen und ungekünstelt, als jenem, kennt aber übrigens nichts von jenem Betragen, wodurch die Abstufung des Subalternen vom Vorgesetzten bisweilen bezeichnet zu werden pflegt. Der Marggraf erkannte und schätzte in ihm den großen und verdienten Mann, und würdigte ihn eines Vertrauens, das den Namen der Freundschaft verdiente. Allein B. prangte nie damit; nur mit Rührung und Freude sprach er von dem hohen Glücke, mit einem Fürsten zu arbeiten, der an Thätigkeit und Willen, Gutes zu wirken, mit ihm wetteifere, und die ansehnliche Belohnung, womit ihm der Marggraf seine Dankbarkeit zu erkennen gab, war ihm nicht so schätzbar, als das überzeugte Bewußtseyn, daß er bey seiner Abreise den vollkommenen Beyfall und die ungeheuchelte Zufriedenheit dieses großen Fürsten mit seinen Bemühungen nebst den heißesten Segenswünschen aller Rechtschaffenen als ein edles Kleinod mit in sein Vaterland zurücknehmen konnte. Ohnlängst schmeichelte uns sogar in öffentlichen Blättern die Hoffnung, der verehrungswürdige Mann| würde nach einiger Zeit auf immer zu uns zurückkommen. Bald darauf schwieg dieselbe und hüllte sich in Dunkel. Möchte sie doch, wie man aufs neue zu bemerken glaubt, langsam oder schnell aus ihrer Wolke wieder hervorgehen und uns sagen, daß sie zum zweyten male unsere Wünsche erfüllen wolle!
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Aber nicht B. allein, auch seine beyden Gehülfen, der Kurmärkische Kammerassessor Herr Grothe und der Bergcommissär Herr Volkwin, verdienen als die rechtschaffensten und geschicktesten Männer neben ihm genannt zu werden. In jenem, einem jungen angenehmen Manne von 27 Jahren, blüht nicht nur ein vortrefflicher Finanzier, sondern überhaupt ein Geschäfftsmann, der jedem Posten, er sey noch so groß und wichtig, einst Ehre bringen wird. Seine Talente stralen, wie sein Herz, im reinsten Lichte. Durch Klugheit, Genauigkeit und Vorsichtigkeit in der Behandlung seiner Geschäffte, so wie durch Feinheit und Delicatesse im Umgang zeichnet er sich sehr vortheilhaft aus. Sein schriftlicher Vortrag ist gedrängt, bündig, gedacht und, wie seine Gesellschaft, äusserst angenehm. Kein Gegenstand in seinem Fache ist ihm zu groß und zu schwer, er weiß ihn auf allen Seiten zu fassen und schön und lichtvoll darzustellen.| Ohne ihn hätte B. unter den Bergen von Geschäfften erliegen müssen. Die unglaubliche Leichtigkeit, die er besitzt, einen nur mit einigen Linien des Umrisses angegebenen Plan so schnell bis zur Vollendung auszuarbeiten, wird man gewiß selten finden. Auch er ist, wie B. ein Mann ohne alle Selbstsucht und stolze Anmassung, und verachtet oder verlacht vielmehr alles, was nur einen schwachen Anstrich von Stolz oder Schmeicheley hat.

Eine nicht minder große Kenntniß, vorzüglich im Rechnungswesen, besitzt Herr Volkwin. Dieser biedere, gerade und rechtschaffene Mann kann Tage lang an seinem Tische über den schwersten Ausrechnungen sitzen, und weiß durch die dicksten Zahlenfolianten ohne die geringste Schwierigkeit zu kommen. Dieses Fach hatte er bey dem Untersuchungsgeschäffte fast ganz allein, weil B. wußte, daß er sich auf ihn verlassen durfte. Untereinandergeworfene Millionen weiß er mit eben der Leichtigkeit aus einander zu klauben und zu ordnen, als B. großen Finanzplanen die erste Entstehung und G. eine gründliche und zugleich angenehme Darstellung zu geben.


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4.

Durch die unermüdete Verwendung des Freyherrn Friedrich von und zu der Tann, Kurfürstl. Mainzisch. Geh. Raths, Fuldaischen Hofmarschalls und Rhön-Werraisch. Ritterraths, ist nun auch beschlossen auf dem seiner Familie zustehenden Rittergut Oberwallbehrungen ein neues Gesangbuch einzuführen. Man muß dabey das Benehmen des dasigen Pfarrers, Hn. Hofmanns, besonders rühmen, der sich alle ersinnliche Mühe gab, seine Gemeindsglieder von der Nothwendigkeit und dem Nutzen eines zweckmäßigern, den Bedürfnissen unserer Tage entsprechenden Gesangbuches zu überzeugen – allein auch hier thaten die besten Vorstellungen nicht durchgängig die gehörige Wirkung. Ungleich mehr wirkte der Einfall des Herrn Geh. Raths von der Tann, verschiedene alte Eichen der Gemeinde abzutreiben und zu verkaufen, damit von dem erlösten Gelde jeder Haushaltung des Orts einige Exemplare unentgeldlich zugestellt werden könnten. Als die Bauren hörten, sie bekämen die neuen Gesangbücher unentgeldlich, waren alle vorher vorgetragenen Einwendungen mit einemmahle gehoben. In dem Amte Tann selbst ist schon seit verschiedenen Jahren das Berliner Gesangbuch, nach der wohlfeilen Hildburghausischen Auflage, eingeführt, allein der Herr Geh. Rath hat über die Auswahl noch nicht entschieden. Vielleicht soll das neue Meiningische Gesangbuch abgewartet werden, das, allen hiezu getroffenen Anstalten nach, eines der ersten und vorzüglichsten in Franken werden wird.


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5.

Im Wirzburgischen sind die Capitalien der milden Stiftungen an die Hochstiftsämter vertheilt worden, um bey jedem daraus eine Nothcasse zu errichten, aus welcher die Unterthanen das Nöthige zum Viehankauf gegen landesübliche Zinsen erhalten, und in kleinen Summen wieder abtragen können, damit sie nicht genöthigt sind, durch Borgen bey den Juden, in deren Händen der Viehhandel ist, sich vervortheilen zu lassen.

In eben diesem Lande sind, besonders zum Besten des bedrängten Häckerstandes, 21/2 simpla vom Weggeld nachgelassen worden, welches fürs ganze Land 25000 fl. Frk. betragen soll.


6.

Warum die Scheidemünze im Hochstifte Wirzburg so sehr mangelt, glaube ich einigermassen beantworten zu können. Die Wirzburger Schillinger und Dreyer, besonders die doppelschlägigen, gelten in der Röhne und im Odenwalde 3 und 1 Kreuzer; ja die Dreyer gehen für Kreuzer in den meisten angränzenden fremden Herrschaften. Es ist also kein Wunder, daß im Hochstifte die eigenen Scheidemünzen fehlen. Die Schillinger sind 6 lot 3 gr. feinhältig, und die Dreyer größtentheils 4 lötig, übertreffen daher manche 3 und 1 Kreuzerstücke anderer Herrschaften, müssen ganz natürlich bey dermahligen höhern Silberpreis, die Kipperey und Wipperey unterhalten, und dem Hochstifte geringere Sorten zubringen.

| Die Lütticher, Brabantischen, und Französischen Unruhen, welche so viele reiche Einwohner aus den tumultuösen Ländern trieben, die Durchzüge der vielen K. K. Truppen mögen auch an dem Mangel der Scheidemünzen ihren guten Antheil haben. Die umlaufende Geldmasse wurde im erstern Falle überhaupt vermindert, und dadurch fremden Geldsorten, (wenn schon von geringerem Gehalte, oder Schrot und Korn) um des täglichen Bedürfnisses willen, der Eingang wo nicht eröffnet, doch gewiß sehr erleichtert. Im zweyten Falle mußten die Löhnungen der marschirenden Truppen, so wie andere kleine Ausgaben, größtentheils in Scheidemünze des einquartirenden Landes bezahlet werden, wodurch gewiß mehrere Tausend Gulden aus den Fürstenthümern des Fränkischen Kreises in andere Länder gebracht wurden: und wohl auch an den Rhein und die Maaß hinabgekommen seyn möchten. Bey dem dermahligen Geldmangel in Holland, ist es wohl so unwahrscheinlich nicht, daß der Wirzb. Schillinger als Stüver cursire; oder als 2 Sousstück im Elsaß und Lothringen: denn, wären unsere Schillinger nur in die Nachbarschaft gereist, so würden solche eher wieder zurück gekommen seyn; so aber sieht man, daß sich dieselben täglich mehr entfernen.
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Andere Ursachen des Mangels der Wirzb. Scheidemünzen wüßte ich nicht aufzufinden. Ich wünschte, daß das Hochstift Wirzburg für etwa 10000 fl. Schillinger und Dreyer münzen lassen| möchte, wenn in erstern auch zu 26 fl. und in letztern zu 29 und 30 fl. die feine cöllnische Mark Silber ausgebracht würde. Wir hätten dann doch die uns ganz unentbehrliche Scheidemünze zum täglichen Gebrauch, und die Gränzbewohner könnten so manche geringhaltigere fremde Scheidemünze zurückweisen, die sie jetzt aus Noth nehmen müssen. Noch mehr aber wünsche ich, daß die correspondirenden Münzkreise, Baiern, Schwaben und Franken, den Gehalt und die Ausstückelung der 3 2 und 1 kr. Stück, so wie der Dreyer und Schillinger einmahl bestimmen möchten, damit das Publicum nicht länger von Kippern und Wippern beeinträchtiget werde.


7.

Da ich so eben die Fürstl. Wirzburgische Feuer- Assecurations- Gesellschaftsrechnung erhalten habe, so theile ich davon folgenden Auszug mit:

Bis Ende Decembers 1789 beträgt die assecurirte Summe der Gebäude 27,046,990 fl. Rhein. mit Inbegriff der in den Jahren 1788 und 1789 sich ergebenen Mehrung von 2,355,3021/2 fl. Rhein.

Die Brandschäden haben in den Jahren 1788 und 1789 betragen 8768 fl. 18 kr. Rhein.

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Vom Jahr 1787 waren in der Casse geblieben 000498 fl. 073/8 kr. Rh.
auf jedes 100 fl. Fränk. versichertes Vermögen wurde 3 kr. Rhein. Beytrag ausgeschlagen, welches von 27,046,990 fl. Rh. oder 21,637,592 fl. beträgt 010818 fl.473/4
Summa der Einnahme 011316 fl. 551/8 kr.


   
Ausgabe.  
Die sämtlichen Brandschäden betragen, wie oben schon angezeiget ist 008768 fl. 1800 kr
Der 2 jährige Gehalt des Actuars der Gesellschaft 000500 fl. –
für 171/2 Riß Papier zu Ausschreiben und Aufnahms-Scheinen samt Druckerkosten 000124 fl. 3500 kr
für Porto und Botenlohn 000012 fl. 051/2 kr
für verschiedene nothwendige Auslagen 000091 fl. 491/2 kr
Summa der Ausgabe 09496 fl. 4800 kr

von der Einnahme abgezogen, ist baarer Vorrath in der Gesellschafts-Casse übrig 1820 fl. 71/8 kr. Rhein. welcher den Mitgliedern künftig zu gut gehet.


8.
In dem R. Ritterschaftl. zum Canton Rhön und Werre gehörigen Dorfe Oberwallbehrungen sollen nach einer Verordnung der Freyherrl. von Tannischen Familie, der dieses Gut zuständig ist, nicht mehr als 18 Juden-Haushaltungen seyn. Am 14 Febr. 1791 erließ der Herr Geh. Rath und| Fuldaische Hofmarschall Freyherr von und zu der Tann, da eben ein Jud um Schutz nachsuchte, folgende merkwürdige Verordnung:

„der dortigen Judenschaft ist für die Zukunft bekannt zu machen: die Anzahl der dortigen Handels-Juden wäre schon stark, und man würde deswegen eher auf die Verminderung als Vermehrung derselbigen bedacht seyn. Wenn sich jedoch junge Juden zum Schutz melden würden, welche sich mit einem andern nützlichen Gewerbe oder Handwerke ernähren zu können glaubten; so würde man ihrem Gesuche, auch unter Erleichterung des gewöhnlichen Schutzgeldes gerne willfahren, wornach sich also sämtliche junge Juden, welche sich sichere Hofnung zu diesseitigem Schutze machen wollen, zu richten hätten; damit weder den dort handelnden Juden, noch der Gemeinde Schaden und Nachtheil zugefügt, sondern vielmehr allerseitiger Vortheil und Wohlstand befördert werde.“


9.

An den Unruhen, die voriges Jahr im Oehringischen und Waldenburgischen ausgebrochen sind, hatte die Beschwerde über das zu sehr gehegte Wild großen Antheil. Die Beschwerde war allerdings gegründet; ich selbst kam auf einer kleinen Reise an einen Ort, und hörte eine Versammlung von Bauern laut klagen, daß ein gestern mit Erdbirnen bestecktes Feld die Nacht hindurch von wilden Schweinen gänzlich ruinirt worden sey.

| Indeß veranlaßte diese Unzufriedenheit (wie es fast immer der Fall zu seyn pflegt) die Waldenburgischen Unterthanen insbesondere zu verschiedenen Ausschweifungen. Sie schoßen eigenmächtig das Wild tod, wo sie es sahen; benachrichtigten alsdenn den Revier-Jäger davon, daß er es holen ließe; bezahlten ihm Schußgeld, und nahmen noch oben drauf das Stück selbst um den bestimmten (leidentlichen) Preis.

Beyde Fürsten thaten aber auch das ihrige, um diesen Klagen abzuhelfen. Der Fürst von Waldenburg besonders befahl, ohne Gnade und Barmherzigkeit das Wild tod zu schießen; ja er erlaubte jedem seiner Unterthanen, zu desto sicherer Beruhigung, selbst Antheil an dem Treibjagen zu nehmen, und zu schießen, was ihm kam.

Nun sind seit dem Herbst und Winter dieses Jahres schon weit über 200 Stück Rothwildpret erlegt worden. Eine für das Oberamt Waldenburg sehr beträchtliche Anzahl; und die Bauern sind, was den Wildstand anbetrifft, nun zufrieden.

Auch im Hohenloh-Kirchbergischen ertönten Klagen: allein man achtete nicht sonderlich darauf, weil sie in der That, im Durchschnitt, zu übertrieben waren. Die Jäger machen es inzwischen hier, wie überall. Sie sind es, die alle Klagen über den Wildstand, als ganz übertrieben vorzustellen suchen. Sie können nie genug Wild auf ihren Wildbahnen haben. Ja auch bey dem größten Überfluß geben sie die Anzahl desselben in ihrem Bezirke immer überaus mäßig und klein an; und soll hie und da zur Abstellung der Beschwerden| ein eingestelltes Jagen gehalten werden, so wissen sie vorher gar weißlich das Wild aus derselben Gegend zu scheuchen, und dadurch den Fürsten so irre zu machen, daß er leicht verleitet wird, die Klagen über den Wildstand für übertrieben zu halten.


10.
Am 25ten Januar 1791 starb Herr Wilhelm der II. Prälat und Abt zu Ebrach im 77ten Jahr seines Alters, im 53ten seiner Priesterwürde, und im 18ten seiner abteylichen Würde, an einer langsamen Abzehrung. So sanft sein Hintritt war, und so gewiß das Alter selbst seinen baldigen Tod voraus verkündigte, so fühlten doch alle redlich-gesinnte, die das gute, zärtliche Vaterherz des Verklärten kannten, ihre Herzen mit kindlichem Schmerze durchdrungen, und noch manche stille Thräne floß aus dem innigsten Gefühle des Dankes und der Liebe auf das Grab Wilhelms hin, dessen sanfte Regierung Niemand Thränen erpreßt hatte. Vermög der mit dem Hochstift Wirzburg geschlossenen Verträge, wurde sogleich dieser Todesfall dem Herrn Fürstbischoff zu Wirzburg angezeiget, welcher auch diesen Verträgen gemäß eine vermischte Commission hieher zu dem Leichenbegängniß verordnete, die den 30ten Januar in der Abtey eintraf. Die Herren Commissarien waren Herr Weihbischoff Fahrmann, Herr Domcapitular Graf von Rotenhan, Herr geistliche Rath Sündermahler, Herr Hofrath Saurer und Herr Geistliche Regierungs-Secretarius und Hofkammerrath| Herzing. Sie wurden unter Zusammenläutung der Glocken unter dem äusseren Thor vom P. Prior und einigen Senioribus geziemend empfangen und ihnen, dem Herkommen gemäß, die Thorschlüssel überreichet.

Die durch Trauer zu allen sanften Empfindungen vorbereiteten Gemüther des Convents wurden durch die gnädigsten Äusserungen der Achtung und Huld des Hochwürdigsten Fürsten, und durch das billigkeitsvolle Betragen der Commisson auf das innigste gerühret, und athmeten Dank und Wünsche des Segens dem großen Franz Ludwig zu.

Am 31ten wurde der Leichnam des Seeligen nach Ordensgebrauch in der Kirche begraben. Die solennen Exequien hielt der von dem Convent dazu erbetene Herr Prälat zu Brombach, welche Herr Otto Weigand, Prior zu Münster-Schwarzach, mit einer männlichen Lobrede verherrlichte.

Am 1ten Febr. nachdem die Thorschlüssel dem Prior wieder eingehändigt waren, fuhr die fürstliche Commission nach Wirzburg zurück.

Am 6ten Februarii wurden abermahl, nach Vorschrift der Verträge, zwey Deputirte zu Ihro Hochfürstl. Gnaden nach Wirzburg wegen des künftigen Wahltags abgeschicket.

Da Ebrach in seinem Schoose mehrere Männer zählt, welche das Amt eines Vorstehers mit aller Würde bekleiden konnten, so fürchtete man anfangs eine langwierige Wahl. Allein die männliche Denkungsart der Herren Competenten verscheuchte bald diese Furcht. Ich könnte die Edeln| nennen, welche gleich Anfangs mit Hintansetzung ihres eigenen Interesse und nur mit Rücksicht auf das gemeine Wohl sich dahin erklärten: einem jeden von ihnen, der im Anfang die meisten Stimmen erhalten würde, mit den ihrigen beyzutreten; nur sollte es ein Mann von Verdienst und geprüfter Erfahrung seyn, dessen Herz ohne Falsch, der Abdruck jenes des Verstorbenen wäre.

Am 20ten Abends kam nach Maßgabe der Recesse abermahls die oben beschriebene fürstliche Commission zu Ebrach an und empfing die Thorschlüssel.

Am 21ten schritten die 57 Wählenden unter dem Vorsitz des vom Herrn Vicario Generali Ordinis dazu bevollmächtigten Herrn Prälaten von Brombach zur feyerlichen Wahl; und schon im ersten Scrutinio wurde mit 34 Stimmen der durch seine gelehrten Arbeiten berühmte, um die Abtey bestens verdiente, und wegen seines helldenkenden Verstandes und guten Herzens wahrhaft geliebte Eugenius Montag im 50ten Jahre seines Alters zur abteylichen Würde erhoben. Gleich bey der ersten Scene verrieth sich das gute Herz dieses Würdigen; wechselseitige Thränen der Liebe und der Freude quollen aus den Augen des Vaters und seiner Söhne, da er nach Ordensgebrauch ihre Gelübde in seine zitternden Hände aufnahm, und seine Mitbrüder sich ihm als Söhne mit Freude und Wonne unterwarfen.

Die vollendete Wahl wurde sogleich durch zwey Deputirte den fürstlichen Herren Commissarien angezeigt. Ein Husar mußte Ihro Hochfürstl. Gnaden| die Nachricht davon schriftlich überbringen. In dem Abteyzimmer wurden von der fürstl. Commission dem Neuerwählten die Thorschlüssel überreichet; worauf dieselbe am folgenden Tag nach Wirzburg zurück gereiset ist.


11.

Am 28 Jan. starb zu Oldenburg Herr Georg Christian von Oeder Doctor der Arzneygelehrsamkeit, Stiftsamtmann und Landvogt daselbst, der durch seine statistischen, cameralistischen und botanischen Schriften sich in der gelehrten Welt berühmt gemacht hat. Er war zu Anspach 1728 geboren.


12.
Am 22 Febr. verlor Nürnberg seinen vordersten Geistlichen, Herrn Johann Sigmund Mörl, Prediger an der Sebalder Kirche, Professor der Theologie am Egydianischen Auditorium, und Bibliothekar der öffentlichen Stadtbibliothek. Er war den 3 März 1710 zu Nürnberg geboren. Die Titel seiner Schriften nehmen im gelehrten Teutschland keinen großen Raum ein, sind aber doch wichtiger, als die zahlreichen Producte manches Polygraphen. Die Scholia philologica ad selecta S. Codicis loca, welche er 1737 herausgab, machen in der Geschichte der Teutschen Exegese der Bibel Epoche, und sind von manchem neuern Gelehrten benützt worden, ohne immer die Quelle zu nennen. Die Verketzerung, welche sie ihm damahls zuzogen, schreckte ihn ab, in diesem Fache ferner für das Publicum zu arbeiten, und durch Profanlitteratur| die Bibel aufzuklären. Die von ihm 1764 gehaltenen Predigten über die Erziehung der Jugend, welche Herr Schaffer Panzer für den Druck bearbeitete, erschienen zu einer Zeit, wo man erst in Teutschland anfing, auf diesen Gegenstand aufmerksam zu werden, und verdienen noch jetzt einen Platz in einer pädagogischen Bibliothek. Seine Büchersammlung, deren Verzeichniß künftig im Druck erscheinen wird, um versteigert zu werden, wird seinen Geschmack an Lectüre überhaupt, und besonders an alter Litteratur noch mehr ins Licht setzen, wenn man zumahl weiß, daß er seine Bücher nicht als Tapeten brauchte. Sie enthält vornämlich einen beträchtlichen Vorrath von Landkarten und geographischen Büchern, eine wichtige Sammlung zur biblischen Litteratur, und eine Reihe der besten Ausgaben Griechischer und Lateinischer Classiker, dergleichen im Fränkischen Kreise wohl keine mehr in einer Privatbibliothek existirt. – Er ist 55 Jahre im geistlichen Amte gestanden, und hat noch im 51sten Jahre desselben gepredigt. Eine seiner spätern merkwürdigsten Predigten über die kirchliche Reformation ist dem Hauptinhalt nach im Journal von und für Teutschland 1785. VII Stücke S. 51 eingerückt, ohne daß sein Name genennt ist. Er hat auch noch in seinen spätern Jahren zu manchen unserer kirchlichen Reformen mitgewirkt, und es ist zu wünschen, daß einige seiner Vorschläge, wo nicht in diesem, doch im künftigen Jahrhunderte noch ausgeführt werden.


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13.

Am 4ten März starb zu Altdorf Herr Bernhard Friedrich Hummel, Rector der dortigen Stadtschule. Er war den 14 Dec. 1725 zu Reusch in Franken geboren. Seit 1763 stand er in seinem Amte. Seine unbegränzte Thätigkeit als Schriftsteller setzte er bis in die letzten Tage seines Lebens fort, wovon noch einige Arbeiten Beweise sind, die er im vorigen Jahre herausgab, und die erst nach seinem Tod erscheinen werden. An einem Supplementband der Bibliothek der Teutschen Alterthümer wird bereits gedruckt, Ein kleines Werk über die ältesten Denkmahle Deutschlandes ist zum Druck fertig. Und ein Beytrag zur Geschichte des Schwäbischen Bundes, des Bauernkriegs und dem Leben Götzens von Berlichingen, welcher aus einigen 40 Urkunden und Briefen besteht, wird erscheinen, so bald sich ein Verleger findet, welcher der Familie des Verstorbenen für diese Handschrift ein billiges Honorar anbietet. Der zeitige Rector der Universität, Herr Prof. Jäger, lud zu dem akademischen Leichenbegängniß in einem gedruckten lateinischen Anschlag ein, welcher die vornehmsten Lebensumstände und eine treffende Schilderung des guten Charakters des Verstorbenen enthält, dem auch ein Verzeichniß seiner Schriften beygefügt ist.


14.
Eine im 1sten Band dieses Journals S. 250 stehende Behauptung scheint dem ersten Anblick nach ein historischer Irrthum zu seyn, der aber bey genauerer Zusammenhaltung des Ganzen nur| in einem unbequemen Ausdruck verschwindet. Die Jahrzahl 1614 in der Verbindung: eben wurden sie Hennebergische Unterthanen, wäre freylich ein gewaltiger Verstoß, da die Grafen von Henneberg schon 1583 erloschen sind. Allein man sieht, wenn man einige Seiten vorher den Zusammenhang beobachtet, daß der Herr Verf. von den Hennebergischen Unterthanen spricht, die bey der Theilung an das Haus Sachsen-Eisenach gekommen waren. Zur Vermeidung alles Mißverständnisses hätte er also sagen sollen: Eben 1614 waren sie in der Theilung der Grafschaft Henneberg Sachsen-Eisenachische Unterthanen geworden.


15.

Zur S. 711. des sechsten Hefts im ersten Bande ist zu bemerken, daß Fischbach zwar nicht weit von Kronach liegt, aber Reizensteinisch ist und zum Canton Gebirg gehört.


16.

In dem Aufsatze über den unglücklichen P. Anian ist zu verbessern, daß er nicht zu Bamberg, sondern zu Wirzburg lebte, und aus Carlstadt gebürtig war.