Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 2, 1)

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 2, S. 111–120
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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XI.
Miscellaneen.


1.
Schreiben aus dem Anspachischen vom 1. Januar 1791.
Mit Vergnügen las ich die kleine Charakteristik des Herrn Geheimenoberfinanzsraths von Bärnsprung, durch den der regierende Herr Marggraf zu Anspach und Bayreut in dem verflossenen Jahr eine Finanzoperation in den beyden Fürstenthümern ober- und unterhalb Gebirgs vornehmen lassen, und der nun zum Zeichen der vollen Zufriedenheit mir der von ihm geschehenen Besorgung des ihm übertragenen Geschäfftes, fürstlich beschenkt, wieder nach Berlin zurückgereist ist, in dem 6. Heft des ersten Bandes des Journals von und für Franken, S. 748. u. f. So kurz sie ist, so macht sie doch ihrem Verfasser Ehre, da er so glücklich| und geschickt gewesen ist, die moralischen Hauptzüge dieses verehrungswürdigen Mannes darin in Abriß zu bringen, zum Beweis, daß er Gelegenheit gehabt haben müsse, ihn mehr als oberflächlich kennen zu lernen.
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Ganz der Wahrheit gemäß ist die Schilderung der Uneigennützigkeit, Geradheit und Prunklosigkeit in Worten, wie in der Kleidung, dieses sein Fach mit beyspielloser Leichtigkeit und Scharfblick übersehenden Mannes. Auch im Fürstenthum Anspach hat er nicht zum Unglück irgend eines Menschen gewirkt, ob er gleich der abgesagteste Feind von Lüderlichkeit ist, und die strengste Ordnung und Pünctlichkeit im Arbeiten heischt. Auch in diesem Fürstenthum hat er von dem Zutrauen, das der Fürst ihm so unbegränzt geschenkt hat, nicht den geringsten nachtheiligen Gebrauch für Jemand gemacht, obgleich Gelegenheiten dazu vorhanden gewesen seyn mögen. Der ehrliche Mann hatte leichten Zutritt bey ihm, und der Bedrängte und Gedrückte erhielt Unterstützung und Hülfe von ihm, ohne erst in submissester Stellung lang darum bitten zu müssen. Der Beamte, der Pflicht und Ehre kennt, und auf Frau und Kinder denkt, seegnet die Einrichtungen, die| durch ihn in Ansehung der Verwaltung und Besorgung der herrschaftlichen Gelder und der Landescassen gemacht worden sind, denn er hofft, daß er, nach der Versicherung, die in dem dieserhalben ergangenen Ausschreiben gemacht worden sind, auch werde ausgezeichnet werden, welches, wenn es nicht geschieht, wenigstens die Schuld unsers Reformators des Finanzzustandes in hiesigen Landen nicht ist.

Gut wäre es, wenn ein Mann, wie dieser, auch eine Reforme in dem Justizfach im Lande vornähme, und dabey sich nicht bloß auf die untern Instanzen einschränkte, sondern auch die obern Stellen durchläuterte. Vielleicht bleibt dieses kein frommer Wunsch, nachdem wir an dem Herrn von Hardenberg einen so vortrefflichen als äusserst thätigen Minister erhalten haben.


2.

Der Abt des Benedictiner-Klosters zu Neustadt am Main hat, mit Einwilligung seines Capitels, das Recht, den Pfarrer auf die Pfarrey Rothenfels zu präsentiren, an den Bischoff zu Wirzburg gegen das onus fabricae des Pfarrhauses, welches nun die Fürstl. Kammer übernimmt, auf ewig abgetreten.


3.
Bekanntlich haben die Fränkischen Kreisstände dem verderbl. Unfug des Lotto-Wesens durch| ihren merkwürdigen Entschluß vom 18ten Dec. 1787. zu steuern gesucht. Die General-Directeurs der benachbarten Lotterien sorgen aber treulich dafür, daß gegen diesen heilsamen Entschluß gehandelt werde. So sucht die gräflich Alt-Leiningische privilegirte Lotterie im untern Theil Frankens besonders sich Handlanger zu werben, die im Stillen wirken sollen. Sie entblödet sich nicht, an Leute aller Stände, an ledige Personen, an Frauenzimmer sich zu wenden, um sich für ihre Juwelen- Gold- Silber- und Waaren-Lotterie Collecteurs aufzustellen. Sie läßt sich auch dadurch nicht abhalten, daß manche Ortsobrigkeiten in öffentl. Zeitungen haben erklären lassen: sie würden Schuldforderungen von dieser Art, wenn sie gegen ihre Bürger und Unterthanen eingeklagt werden wollten, geradezu abweisen; weil sie keine Lotterien gestatteten. Damit auch auf den Postämtern nicht auskomme, wer sich noch im Dunkeln damit abgibt, ihren Einladungen Gehör zu geben: so sollen, wie ich aus einem von der General-Direction unterzeichneten Briefe d. d. 7. Dec. 1790. hier abschreibe, dieselben ihre Briefe nur par Couvert

an S. T. Herrn geheimden Commissions-Rath
Wiechenhagen Wohlgebohrnen in Worms

der General-Direction senden. O der elenden Erfindungskunst!


4.
Aus Bamberg, den 20 December.
Die neue Einrichtung unserer Universitätsbibliothek hat dieß Jahr guten Fortgang gehabt,| und wird im künftigen Jahre vielleicht vollendet werden. Unser Fürstbischoff hat für dieselbe auch bereits in Anspach ein Naturaliencabinet gekauft, welches mit derselben verbunden werden soll.


5.

Bey dem letzten Convent des Ritterorts Baunach, der zu Nürnberg gehalten wurde, wurden zum erstenmahl zwey Ausschüsse gewählt, dergleichen es bisher bey diesem Canton noch nicht gab. Der evangelische ist Herr von Köniz, herzoglich Sachsen-Weimarischer Cammerherr; und der katholische der Herr Domcapitular Groß von Trokau.


6.

Herr Erhard Schumm, bisheriger Cooperator bey der Pfarre Pretzfeld, Verfasser der gekrönten Preisschrift über die Pflichten des Geistlichen und Seelsorgers in Beziehung auf das zeitliche Wohl seiner Untergebenen, besonders der Armen, ist als Professor der Grammatik zu Bamberg angestellt worden.


7.

Herr Professer Seuffert zu Wirzburg ist im Monat November von seinem Fürstbischoff mit Beybehaltung seiner Professur als wirklicher Hof- und Regierungsrath mit dem gewöhnlichen Gehalt, und zugleich als Mitarbeiter im Hochfürstl. Cabinet angestellt worden.


8.
Herr D. Georg Christoph Siebold, der ältere Sohn des Herrn Hofraths Siebold zu| Wirzburg ist ebendaselbst zum ausserordentlichen Professor der Arzneywissenschaft mit Gehalt ernennt, und ihm die allgemeine Heilkunde, Diätetik und Geburtshülfe zu lehren übertragen, auch über andere Theile seiner Wissenschaft Privatvorlesungen zu halten erlaubt worden.


9.

Herr D. Paul Jacob Feuerlein, Procanzler der Altdorfischen Universität und Stadtgerichts-Consulent zu Nürnberg ist unter dem 21 Sept. von dem Rheinischen Reichsvicariat für sich und seine Descendenten in den Reichsadelstand mit dem Prädicat: Edler von Feuerlein auf und zu Neuenstatt, des H. R. Reichs Ritter, erhoben worden.


10.

Herr D. Schnitzlein, Dechant zu Weimersheim in Anspachischen, hat den Charakter und die Würde eines Consistorialraths in der Maaße erhalten, daß er bey seiner jedesmahligen Anwesenheit in Anspach Sitz und Stimme im dasigen hochfürstl. Consistorium haben soll.


11.

Herr M. Kirschner, bisheriger Pfarrer zu Hetzelsdorf in Bayreutischen, bekannt durch seine Unterhaltungen für Leidende und Kranke, Bayr. 1778, ist auf die Pfarre Untersteinach bey Culmbach versetzt worden.


12.

Herr Archivsecretär Henze zu Bayreut ist eben daselbst zum Assessor des Hofgerichts ernennt worden.


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13.

Vom Herrn Regierungsrath und Archivar Spies zu Bayreut haben die Fränkischen Geschichtforscher eine wichtige Arbeit zu erwarten, die Geschichte einiger Fränkischen Klöster, wovon noch keine gedruckten Abhandlungen vorhanden sind. In den auf künftige Ostermesse fertig werdenden Aufklärungen der Geschichte und Diplomatik, einer Fortsetzung der archivischen Nebenarbeiten eben dieses Gelehrten, werden die Klöster St. Jobst, Rietfeld und Neustadt am Culm beschrieben werden.


14.

An der Fürstenschule zu Neustadt an der Aisch sind ausser den in vorigen Jahr bereits angezeigten Veränderungen noch folgende Beförderungen vorgegangen: der bisherige Tertius Herr M. Gabriel ist zum Conrector, Herr Adjunct Raab zum Tertius, Herr Collaborator Oertel zum Adjunct und Herr Candidat Wernlein aus dem Bayreutischen zum Collaborator ernennt worden.


15.

Herr Johann Philipp Siebenkees, aus Nürnberg, welcher sich acht Jahre in Italien aufgehalten, ist zum Lehrer der neuern Sprachen mit dem Titel eines ausserordentlichen Professors der Philosophie auf der Nürnbergischen Universität zu Altdorf im Monat December 1790 angestellt worden.


16.
Herr Abraham Jacob von Oertel von Güntersbühl, Buschschwobach und Haubinda,| Sachsen-Hildburghausischer wirklicher geheimer Rath, starb zu Nürnberg den 29 Jan. 1790. Von s. Schriften s. Meusels gel. Teutschlands.


17.

Im Monat November starb zu Frankfurt an der Oder Herr D. Joh. Ludwig Uhl Professer der Rechte, und Hochfürstl. Brandenburg Hofrath. Er war 1713 zu Mainbernheim geboren.


18.

Am 26 Nov. starb Herr M. Johann Heinrich Billing, Senior und Archidiakonus zu Culmbach, wo er seit 1755 Subdiakonus und Schloßprediger, seit 1766 Syndiakonus, und seit 1779 Archidiakonus und Senior war, im 61sten Jahr seines Alters. Er war zu Trautskirchen geboren, und hatte zu Erlangen studirt. In Meusels gelehrten Teutschl. werden ihm verschiedene Übersetzungen zugeschrieben.


19.

Am 28 Nov. starb zu Nürnberg der Fürstl. Bambergische erste Directorial-Gesandte bey dem Fränkischen Kreise, Herr geheime Rath Leygeber, in einem Alter von 70 Jahren.


20.

Franken erhielt im vorigen Jahre drey neue Gesangbücher:

Sammlung geistlicher Lieder zum öffentlichen Gebrauch in den Reichsgräflich von Sodenschen Kirchen. Nürnberg. 1790. in 8.

| Neues Gesangbuch zur öffentlichen und häuslichen Gottesverehrung für die Hochfreyherrlichen von Seckendorfischen Pfarrgemeinden. Marktbreit. 1790. 8. Der Verf. Herr Pfarrer Bartels in Egenhausen hat das Castellische Gesangbuch zum Grund gelegt, und das Anspachische mitbenutzt.

Neues Gesangbuch zur öffentlichen Erbauung und Privatandacht auf Befehl eines hochlöbl. Raths unter der Aufsicht und Prüfung der vordersten Theologen Nürnbergs den Reichsstadt Nürnbergischen Gemeinden in der Stadt und auf dem Lande gewidmet. Nürnberg 1791. (1790) in 8.


21.
In dem Fürstenthum Bayreut ist schon unterm 12ten Dec. 1786. das um die Weihnachtszeit gewöhnliche Herumziehen allerhand faulen lüderlichen Gesindels, unter dem Namen der heiligen drey Könige oder Stern- dann Sommer- und Winter-Sänger, ingleichen das so genannte Fitzeln oder Pfeffern am unschuldigen Kindleins- und Neujahrstag, verboten worden, mit angehängter Verwarnung, daß alles dennoch auf dergleichen Betteley betreten werdende Gesindel, als muthwillige Bettler, mit Leibesstrafe belegt werden soll. Diese nützliche Verordnung wurde im J. 1787 und 1789. auf das geschärfteste erneuert. – Noch heilsamer würde es seyn, wenn durch einen allgemeinen Schluß des Fränkischen Kreises so wohl diese Betteley, als insonderheit die Einlassung der Bärenführer und ähnlichen Gesindels| über die Gränzen des Kreises verboten würde.


22.

In dem 47sten Hefte von Schlözers Staatsanzeigen Seite 374. wird aus einem Briefe aus Bayreut erwähnt, „daß schon im Jahr 1783. der Herr geheime Rath von Weitershausen (der nunmehr Gouverneur zu Bayreut ist) als Landeshauptmann von Hof, eine Volks-Tabelle über die Landeshauptmannschaft Hof verfertigt habe, welche gewiß die erste im Lande, wahrscheinlich die erste im ganzen Fränkischen Kreis war.“ Dem Herrn Einsender dient daher zur gründlichen Nachricht, daß man schon im Jahr 1753. da am 26. Januar Abends das erst ganz neu ausgebaute Residenzschloß zu Bayreut durch ein unvermuthetes Feuer in die Asche gelegt wurde, eine möglichst genaue Volks-Tabelle von dem ganzen Fürstenthum Bayreut aufgenommen hat, um dadurch die Anzahl der Seelen genau zu bestimmen, und das richtige Verhältniß zur Kopfsteuer, die damahls nöthig war, angeben zu können. Diese Volks-Tabelle unter der Regierung Marggraf Friedrichs zu Bayreut möchte wohl die erste in Franken gewesen seyn. Suum cuique!


Druckfehler im I. Band.

S. 703. Z. 14. ist statt seitwärts zu lesen, südwärts.

S. 710. Z. 7. für Bibelbuch lese man Bilderbuch.