Textdaten
Autor: Verschiedene
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Titel: Anthologie auf das Jahr 1782
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Herausgeber: Friedrich Schiller
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Quelle: Scans auf Commons
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[I]
Anthologie
auf das Jahr
1782.



Gedruckt in der Buchdruckerei
zu Tobolsko.
[III]
Meinem Prinzipal
dem Tod
zugeschrieben.
[V]
Großmächtigster Czar alles Fleisches,
Allezeit Vermindrer des Reichs,
Unergründlicher Nimmersatt in der
ganzen Natur!


Mit unterthänigstem Hautschauern unterfange ich mich, deiner gefräßigen Majestät klappernde Phalanges zu küssen, und dieses Büchlein vor deinem dürren Kalkaneus in Demut niederzulegen. Meine Vorgänger haben immer die Weise gehabt ihre Sächlein und Päklein, dir gleichsam recht vorsezlich zum Aerger, hart an deiner Nase vorbei, ins Archiv der Ewigkeit transportiren zu lassen, und nicht gedacht, daß sie dir eben dadurch um so mehr das Maul darnach wässern machten, denn auch an dir wird das Sprüchwort nicht zum Lügner: Gestohlen Brod schmeckt gut. Nein! dediziren will ich dir’s lieber, so bin ich doch gewiß, daß du’s – weit weglegen werdest.

[VI] Doch Spaß beiseite! – Ich denke, wir zween kennen uns genauer, denn nur vom Hörensagen. Einverleibt dem äskulapischen Orden, dem Erstgebornen aus der Büchse der Pandora, der so alt ist als der Sündenfall, bin ich gestanden an deinem Altare, habe, wie der Sohn Hamilkars den sieben Hügeln, geschworen unsterbliche Fehde deiner Erbfeindin Natur, sie zu belagern mit Medikamenten Heereskraft, eine Wagenburg zu schlagen um die Stahlische Seele, aus dem Feld zu schlagen mit Sturm die Trozige die deine Sporteln schmälert, und deine Finanzen schwächt, und auf dem Wahlplaz des Archaeus hoch zu bäumen deine mitternächtliche Kreuzstandarte. – Dafür nun (denn eine Ehre ist werth der andern) wirst du mir auswürken den köstlichen Talisman, der mich mit heiler Haut und ganzer Wolle an Galgen und Rade vorübergeleitet –

Jusque datum sceleri

Ey ja doch! Thue das goldiger Maezenas; denn siehst du, ich möchte doch nicht [VII] gern, daß mirs gienge wie meinen tollkühnen Kollegen und Vettern, die mit Stilet und Sakpuffer bewaffnet in finstern Hohlwegen Hof halten, oder im unterirrdischen Laboratorium das Wunderpolychrest mischen, das, wenns hübsch fleißig genommen wird, unsere politische Nasen, über kurz oder lang, mit Thronvakaturen und Staatsfiebern kizelt. – D’amiens und Ravaillac! – Hu! hu! hu! – Es ist ein gut Ding um gerade Glieder!

Ob du auch deinen Zahn auf Ostern und Michaelis gewezt hast? – Die grose Bücherepidemie in Leipzig und Frankfurt! – Juch heisa Dürrer! – wird ein königlich Fressen geben. Deine fertigen Mäkler, Völlerey und Brunst liefern dir ganze Frachten aus dem Jahrmarkt des Lebens. – Selbst der Ehrgeiz dein Großpapa, Krieg, Hunger, Feuer und Pest deine gewaltigen Jäger haben dir schon so manche fette Menschenklopfjagd gehalten – Geiz und Golddurst, deine mächtigen Kellermeister trinken dir ganze schwimmende Städte im [VIII] sprudelnden Kelch des Weltmeers zu. – Ich weiß in Europa eine Küche, wo man dir die raresten Gerichte mit Festtagsgepränge auf die Tafel gesezt hat – Und doch – wer hat dich je satt gesehen, oder über Indigestionen klagen gehört? – Eisern ist deine Verdauung; grundlos deine Gedärme!

Puh – Ich hätte dir noch so manches zu sagen, aber ich tummle mich, daß ich wegkomme – Du bist ein garstiger Schwager – Geh – Du machst dir Rechnung, höre ich, eine Generalcollazion zu erleben, wo dir Groß und Klein, Weltkugeln und Lexika, Philosophieen und Puzwerk in Rachen fliegen sollen – Guten Appetit, wenns so weit kommt! – Doch, Hungerwolf der du bist! siehe zu, daß du dich da nicht überessest, und deinen ganzen Fraß haarklein wiedergeben müssest, wie dir’s ein gewisser Athenienser, der dir gar nicht wohl will, prophezeyt hat.

Y.

[IX]
Tobolsko, den 2. Februar.

Tum primum radiis gelidi incaluere Triones. –

Blumen in Sibirien? – Dahinter stekt eine Schelmerey, oder die Sonne muß Front gegen Mitternacht machen. – „Und doch – wenn ihr euch auf den Kopf stelltet! Es ist nicht anders; – Wir haben lange genug Zobel gefangen, laßt’s uns einmal auch mit Blumen versuchen. Sind nicht schon Europäer genug zu uns Stiefsöhnen der Sonne gekommen, und durch unsern hundertjährigen Schnee gewatet, irgend ein bescheidenes Blümchen zu pflücken? Schande unsern Ahnen – wir wollen sie selbst sammeln, und einen ganzen Korb [X] voll nach Europa frankiren. – Zertretet sie nicht, ihr Söhne des milderen Himmels!

Aber im Ernst zu reden – Das eiserne Gewicht des widrigen Vorurtheils, das schwer über dem Norden brütet, von der Stelle zu räumen, foderte einen stärkeren Hebel als den Enthusiasmus einiger wenigen, und auch ein festeres Hypomochlion als die Schultern von zween oder drey Patrioten. Doch wenn schon auch diese Anthologie euch lekerhafte Europäer, so wenig, als – wenn ich den Fall seze – unser Musenalmanach, den wir – wenn ich ja den Fall sezen wollte – hätten können geschrieben haben, mit uns Schneemännern versöhnen wird, so bleibt ihr doch mindestens das Verdienst, Hand in Hand mit ihren Kamerädinnen im weitentlegenen Teutschland dem ausröchelnden Geschmack den G’nikfang geben [XI] zu helfen, wie wir Tobolskianer zu sprechen belieben.

Wenn eure Homere im Schlaf reden, und eure Herkules Müken mit ihren Keulen erschlagen – Wenn jeder, der seinen bezahlten Schmerz in Leichenalexandriner auszutropfen versteht, das für eine Vokazion auf den Helikon auslegt – wird man uns Nordländern verdenken mitunter auch in den Leyerklang der Musen zu klimpern? – Eure Matadore wollen Silbergeld gemünzt haben, wenn sie ihr Brustbild auf elendes Meßing prägten; – und zu Tobolsko werden die Falschmünzer aufgehangen. Zwar möcht ihr oft auch bei uns Papiergeld statt rußischen Rubels finden, aber Krieg und theure Zeit entschuldigen alles.

So geh dann hin, Sibirische Anthologie – Geh – du wirst manchen Süßling beseeligen, [XII] wirst von ihm auf den Nachttisch seiner Herzeinzigen gelegt werden, und zum Dank ihre alabasterne Lilienschneehand seinem zärtlichen Kuß verrathen. – Geh – du wirst in den Assembleen und Stadtvisiten manchen gähnenden Schlund der Langenweile ausfüllen, und vielleicht eine Circassienne ablösen, die sich im Plazregen der Lästerung müde gestanden hat. – Geh – du wirst die Küche mancher Kritiker berathen; sie werden dein Licht fliehen, und sich gleich den Käuzlein in deinen Schatten zurükziehen. – Hu hu hu! – Schon hör ich das ohrzerfezende Geheule im unwirthbaren Forst, und hülle mich angstvoll in meinen Zobel.

[XIII]
Innhalt.
Die Journalisten und Minos 1781. Seite 1
Fantasie an Laura 7
Bacchus im Triller 12
An die Sonne 16
Laura am Klavier 19
Die Herrlichkeit der Schöpfung, eine Fantasie 22
Elegie auf den Tod eines Jünglings 26
Der wirthschaftliche Tod 32
Roußeau 33
An den Galgen zu schreiben 37
Die seeligen Augenblike an Laura 38
Spinoza 41
Die Kindsmörderin 42
Aufschrift einer Fürstengruft 48
In einer Bataille von einem Offizier 49
Grabschrift 53

[XIV]

An die Parzen Seite 54
Der Triumf der Liebe, eine Hymne 58
Klopstock und Wieland (als ihre Silhouetten neben einander hiengen) 68
Gespräch 69
Vergleichung 70
Die Rache der Musen, eine Anekdote vom Helikon 72
Das Glück und die Weisheit 76
Räzel 77
An einen Moralisten, Fragment 78
Grabschrift eines gewissen - Physiognomen 81
Eine Leichenfantasie 1780 (in Musik zu haben beim Herausgeber) 82
Aeschylus 87
Der hypochondrische Pluto, Romanze 88
Die Buße 99
Aktäon 100
Zuversicht der Unsterblichkeit 100
Vorwurf an Laura 101
Die Alten und Neuen 105
Der einfältige Bauer 106
Edgar an Psyche 107
Sitten und Zeiten 109
Ein Vater an seinen Sohn 110
Die Meßiade 111
Oßians Sonnengesang * aus dem Gedichte Karthon (in Musik zu haben beym Herausgeber) 112

[XV]

In Fulda’s Wurzellexikon Seite 114
Kastraten und Männer 115
Doktor Pandolff 122
An den Frühling 123
Polizeyordnung 124
Die alten und neuen Helden 125
Unterschied der Zeiten 125
Hymne an den Unendlichen 126
Auf den Herrn R * 127
Die Gröse der Welt 128
Gegründete Furcht 130
Passantenzettel am Thor der Höllen 131
Meine Blumen 132
Fluch eines Eifersüchtigen 134
Das Geheimniß der Reminiszenz, an Laura 137
Gruppe aus dem Tartarus 147
Die Freundschaft, (aus den Briefen Julius an Raphael; einem noch ungedrukten Roman) 148
An Fanny 152
Gefühl am ersten Oktober 1781 156
Peter 162
Der Wirtemberger 162
An mein Täubchen 163
Melancholie an Laura 166
Die Pest, eine Fantasie 173
Das Muttermahl 174

[XVI]

Die Spinne und der Seidenwurm Seite 175
Monument Moors des Räubers 177
Auf Chloes Geburtstag den 4. Januar 181
Morgenfantasie 184
Lied eines abwesenden Bräutigams 187
An Minna Gehe zur gesprochenen Version 190
Der Unterschied 193
Elisium, eine Kantate 196
Quirl 198
Semele, eine lyrische Operette von zwey Scenen 199
Die Büchse der Pandora 243
Die schlimmen Monarchen 244
Graf Eberhard der Greiner von Wirtemberg 251
Alte Jungfern 257
An Gott 258
Baurenständchen 260
Der Satyr und meine Muse 263
Die Winternacht 268