Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Schiller
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die schlimmen Monarchen
Untertitel:
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 244 – 250
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Stuttgart
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[244]
Die schlimmen Monarchen.


Euren Preiß erklimme meine Leyer –
Erdengötter – die der süsen Feyer
     Anadyomenens sanft nur klang;
Leiser um das pompende Getöse,

5
Schüchtern um die Purpurflammen eurer Gröse

     Zittert der Gesang.

Redet! soll ich goldne Saiten schlagen,
Wenn vom Jubelruf empor getragen
     Euer Wagen durch den Wahlplaz rauscht?

10
Wenn ihr, schlapp vom eisernen Umarmen,

Schwere Panzer mit den weichen Rosenarmen
     Eurer Phrynen tauscht? –

[245]

Soll vielleicht im Schimmer goldner Raifen,
Götter, euch die kühne Hymne greifen

15
     Wo in mystisch Dunkel eingemummt

Euer Spleen mit Donnerkeilen tändelt,
Mit Verbrechen eine Menschlichkeit bemäntelt
     Bis – das Grab verstummt?

Sing ich Ruhe unter Diademen?

20
Soll ich, Fürsten, eure Träume rühmen? –

     Wenn der Wurm am Königsherzen zehrt
Weht der goldne Schlummer um den Mohren,
Der den Schatz bewacht an des Pallastes Thoren,
     Und – ihn nicht begehrt.

25
Zeig o Muse, wie mit Rudersklaven

Könige auf einem Polster schlafen,
     Die gelöschten Blize freundlich thun,
Wo nun nimmer ihre Launen foltern,
Nimmer die Theaterminotaure poltern,

30
     Und – die Löwen ruhn.
[246]

Auf! Betaste mit dem Zaubersiegel,
Hekate, des Gruftgewölbes Riegel!
     Horch! die Flügel donnern jach zurük!
Wo des Todes Odem dumpfig säuselt,

35
Schauerluft die starren Loken aufwärts kräuselt,

     Sing ich – Fürstenglük. – –

Hier das Ufer? – Hier in diesen Grotten
Stranden eurer Wünsche stolze Flotten?
     Hier – wo eurer Gröse Flut sich stößt?

40
Ewig nie dem Ruhme zu erwarmen,

Schmiedet hier die Nacht mit schwarzen Schauerarmen
     Potentaten fest.

Traurig funkelt auf dem Todenkasten
Eurer Kronen, der umperlten Lasten,

45
     Eurer Szepter undankbare Pracht.

Wie so schön man Moder übergoldet!
Doch nur Würmer werden mit dem Leib besoldet.
     Dem – die Welt gewacht.

[247]

Stolze Pflanzen in so niedern Beeten!

50
Seht doch! – wie mit welken Majestäten

     Garstig spaßt der unverschämte Tod!
Die durch Nord und Ost und West geboten –
Dulden sie des Unholds ekelhafte Zoten,
     Und – kein Sultan droht?

55
Springt doch auf, ihr störrige Verstummer,

Schüttelt ab den tausendpfundgen Schlummer,
     Siegespauken trommeln aus der Schlacht,
Höret doch, wie hell die Zinken schmettern!
Wie des Volkes wilde Vivat euch vergöttern!

60
     Könige erwacht!


Siebenschläfer! – o so hört die hellen
Hörner klingen und die Doggen bellen!
     Tausendrörigt knallt das Jagdenfeu’r:
Muntre Rosse wiehern nach dem Forste,

65
Blutig wälzt der Eber seine Stachelborste,

     Und – der Sieg ist eu’r!

[248]

Was ist das? – Auch Fürsten schweigen selber?
Neunfach durch die heulenden Gewölber
     Spottet mir ein schleifend Echo nach –

70
Hört doch nur den Kammerjunker düßeln:

Euch beehrt Madonna mit geheimen Schlüsseln
     In – ihr Schlafgemach.

Keine Antwort – Ernstlich ist die Stille –
Fällt denn auch auf Könige die Hülle,

75
     Die die Augen des Trabanten dekt? –

Und ihr fodert Anbetung in Asche,
Daß die blinde Meze Glük in eure Tasche
     Eine – Welt gestekt?

Und ihr rasselt, Gottes Riesenpuppen,

80
Hoch daher in kindischstolzen Gruppen,

     Gleich dem Gaukler in dem Opernhaus? –
Pöbelteufel klatschen dem Geklimper,
Aber weinend zischen den erhabnen Stümper
     Seine Engel aus.

[249]
85
Ins Gebiet der leiseren Gedanken,

Würden – überwänden sie die Schranken –
     Schlangenwirbel eure Mäkler drehn;
Lernt doch, daß die euren zu entfalten,
Blike, die auch Pharisäerlarven spalten,

90
     Von dem Himmel sehn.


Prägt ihr zwar – Hohn ihrem falschen Schalle! –
Euer Bild auf lügende Metalle,
     Schnödes Kupfer adelt ihr zu Gold –
Eure Juden schachern mit der Münze, –

95
Doch wie anders klingt sie über jener Gränze,

     Wo die Waage rollt!

Deken euch Seraile dann und Schlösser,
Wann des Himmels fürchterlicher Presser
     An des grosen Pfundes Zinsen mahnt?

100
Ihr bezahlt den Bankerott der Jugend

Mit Gelübden, und mit lächerlicher Tugend,
     Die – Hanswurst erfand.

[250]

Berget immer die erhabne Schande
Mit des Majestätsrechts Nachtgewande!

105
     Bübelt aus des Thrones Hinterhalt.

Aber zittert für des Liedes Sprache,
Kühnlich durch den Purpur bohrt der Pfeil der Rache
     Fürstenherzen kalt.

Y.