Fantasie an Laura
Meine Laura! Nenne mir den Wirbel
Der an Körper Körper mächtig reißt,
Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.
Ewgen Ringgangs um die Sonne fliehn,
Und gleich Kindern um die Mutter hüpfend
Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn;
Durstig trinkt den goldnen Stralenregen
Trinkt aus ihrem Feuerkelch Erquikung
Wie die Glieder Geister vom Gehirn.
Sonnenstäubchen paart mit Sonnenstäubchen
Sich in trauter Harmonie,
Weltsysteme dauren nur durch sie.
Tilge sie vom Uhrwerk der Naturen –
Trümmernd auseinander springt das All,
In das Chaos donnern eure Welten,
Tilg die Göttinn aus der Geister Orden,
Sie erstarren in der Körper Tod,
Ohne Liebe kehrt kein Frühling wieder,
Ohne Liebe preißt kein Wesen Gott!
Purpurflammen auf die Wangen geußt,
Meinem Herzen raschern Schwung gebietet,
Fiebrisch wild mein Blut von hinnen reißt?
Aus den Schranken schwellen alle Sennen,
Körper will in Körper über stürzen,
Lodern Seelen in vereinter Glut;
Gleich allmächtig wie dort in der todten
Schöpfung ewgen Federtrieb,
Der empfindenden Natur die Lieb’.
Siehe Laura, Frölichkeit umarmet
Wilder Schmerzen Ueberschwung,
An der Hoffnung Liebesbrust erwarmet
Schwesterliche Wollust mildert
Düstrer Schwermuth Schauernacht,
Und entbunden von den goldnen Kindern,
Stralt das Auge Sonnenpracht.
Fürchterliche Sympathie?
Mit der Hölle bulen unsre Laster,
Mit dem Himmel grollen sie.
Um die Sünde flechten Schlangenwirbel
Um der Gröse Adlerflügel windet
Sich verräth’risch die Gefahr.
Mit dem Stolze pflegt der Sturz zu tändeln,
Um das Glük zu klammern sich der Neid,
Offnen Armes, Schwester Lüsternheit.
Mit der Liebe Flügel eilt die Zukunft
In die Arme der Vergangenheit,
Lange sucht der fliehende Saturnus
Einst – so hör ich das Orakel sprechen, –
Einsten hascht Saturn die Braut,
Weltenbrand wird Hochzeitfakel werden,
Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut.
Laura, dann auch unsrer Liebe sich,
Die so lang als jener Brautnacht dauert,
Laura! Laura! freue dich!