Die Herrlichkeit der Schöpfung

Textdaten
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Autor: Friedrich Schiller[1]
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Titel: Die Herrlichkeit der Schöpfung
Untertitel: Eine Fantasie
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 22 – 25
Herausgeber: Friedrich Schiller
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originalsubtitel:
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Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[22]
Die Herrlichkeit der Schöpfung.
Eine Fantasie.


Vorüber war der Sturm, der Donner Rollen
     Das hallende Gebirg hinein verschollen,
          Geflohn die Dunkelheit;
     In junger Schöne lächelten die Himmel wieder

5
     Auf ihre Schwester, Gottes Erde, nieder

          Voll Zärtlichkeit.
Es lagen lustig da, die Auen und die Thale,
Aus Maigewölken von der Sonnen Strahle
     Holdseelig angelacht:

10
Die Ströme schimmerten, die Büsch’ und Wäldchen alle

Bewegten freudig sich im thauigen Crystalle
     In funkelndlichter Pracht.
Und sieh! da hebt von Berg zu Berg sich prächtig ausgespannt
     Ein Regenbogen über’s Land. –

[23]
15
In dieser Ansicht schwamm vom Broken oben

Mein Auge trunken, als ich aufgehoben
     Mich plözlich fühlte . . . . Heilig heil’ge Lüfte kamen
Und webten zärtlich mich, indessen über mir
Stolztragend über’s All den Ewigen daher

20
     Die innre Himmel majestätisch schwamen.


          Und izt trieb ein Wind
Fort die Wolken, mich auf ihrem Zuge,
Unter mir wichen im Fluge
     Schimmernde Königesstädte zurük,

25
          Schnell wie ein Blik,

     Länderbeschattende Berge zurük,
Und das schönste Gemisch von blühenden Feldern,
Goldenen Saaten und grünenden Wäldern,
     Himmel und Erde im lachenden Glanz

30
     Wiegten sich um mich im sanftesten Tanz.
[24]

     Da schweb ich nun in den saphirnen Höhen
Bald über’m unabsehlich weiten Meer;
Bald seh’ ich unter mir ein langes Klippenheer,
Izt grausenvolle Felsenwüsten stehen,

35
Und dort den Frühling mir entgegenwehen;

Und hier die Lichtesköniginn,
Auf rosichtgoldnen Wolken hingetragen,
Zu ihrer Himmelsruhe ziehn.

     O welch Gesicht! Mein Lied! wie könntest du es sagen

40
Was dieses Auge trank vom weltumwandelnden Wagen?

Der Schöpfung ganze Pracht, die Herrlichkeit,
Die in dem Einsamen der dunkeln Ewigkeit
     Der Allerhöchste ausgedacht,
Und sich zur Augenlust, und euch, o Menschen!

45
     Zur Wohnung hat gemacht,
[25]

Lag vor mir da! . . . Und welche Melodien
Dringen herauf? welch unaussprechlicher Klang
Schlägt mein entzüktes Ohr? . . Der grose Lobgesang
Tönt auf der Laute der Natur! . . In Harmonien,

50
     Wie einen süsen Tod verlohren, preißt

     Den Herrn des Alls mein Geist!

W.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Die Autorschaft des Textes ist nicht zu hundert Prozent geklärt. Eduard Bülow ordnet die Chiffre W. einem nicht genannten Freund Schillers zu, mit der Begründung, die Texte unter diesem Kürzel haben weder Uebung in der Form, noch poetische Anschauung und sie stammen wahrscheinlich insgesammt von einem jungen erregbaren Freunde Schillers her, der sich von dem Schwunge des Dichters mit in die Höhe reißen ließ und nur oben nicht auf eignen Füßen stehen konnte, sondern platt hinfiel.
    Auch Eduard Boas schließt Schiller aus, da die Texte dieser Chiffre zwar wortreich[e], aber gedankenarm[e] seien. Er vermutet eher Petersen als Verfasser dieser Oden.
    Allerdings lässt sich ein anderes Gedicht (An die Sonne), welches auch die Chiffre W. trägt, Schiller zuordnen, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass er auch von diesem Text der Verfasser ist.
    Genaueres in:
    • Edmund Goetze: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen von Karl Goedeke. Zweite ganz neu bearbeitete Auflage. Fünfter Band - Vom siebenjährigen bis zum Weltkriege. Zweite Abteilung. Dresden: Verlag von L. Ehlermann, 1893, Seite 166f.
    • Eduard Boas; Wendelin von Maltzahn (Hrsg.): Schiller’s Jugendjahre. – Zweiter Band. Hannover: Carl Rümpler, 1856. Seite 198 f.
    • Friedrich Schiller; Eduard Bülow (Hrsg.): Anthologie auf das Jahr 1782 von Friedrich Schiller — Mit einer einleitenden Abhandlung über das Dämonische und einem Anhange neu herausgegeben von Eduard Bülow. Heidelberg: Verlag von Bangel & Schmitt; Hoffmeister’sche Univ.-Buchhandlung, 1850. Seite XXXIX.