Textdaten
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Autor: Friedrich Wilhelm von Hoven
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Titel: Ossians Sonnengesang
Untertitel:
aus: Anthologie auf das Jahr 1782, S. 112 – 114
Herausgeber: Friedrich Schiller
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1782
Verlag: J. B. Metzler
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Erscheinungsort: Stuttgart
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[112]
Ossians Sonnengesang *
aus dem Gedichte Karthon.
(In Musik zu haben beim Herausgeber.)


O die du, rund wie meiner Väter Schild,
Wandelst, Sonne, dort oben!
Woher dein ewig Licht? Von wannen quillt
Dein Stralenstrom? Mit Majestät erhoben

5
Trittst du herfür! – Da zittern zurük

Die dunkeln Gestirne vom tagenden Himmel:
Frostig bleich fliehet der Mond ins Abendwellengewimmel
Finster vor deinem allherrschenden Blik!

     Einsam gehst du, angethan mit Lichte! –

10
Wer in deinem Lauf gibt dir Geleit?

Von den Bergen stürzt die stolze Fichte;
Berge selbst zerstäuben für der Zeit;
Gen Himmel steigt und niederfällt das Meer:
Aber du jauchzest unwandelbar herrlich daher.

[113]
15
     Wenn durchs Dunkel zuken die Blize;

Wenn Orkane heulen durch der Felsen Rize;
Hagel regnet, wenn der Donner kracht,
Und die Welt der Sturm begräbt in Nacht; –
Schauest du aus deiner Wolkenwiege,

20
Lächelst du der Elementen Kriege!


     Aber ach! für Ossian vergebens
Lächelst du, du Quelle alles Lebens,
Nimmer sieht er deinen goldnen Stral
Niederfliessen in das Morgenthal,

25
Nimmer dich, umrauscht vom Wellenschwarme,

Niederwiegen in des Abends Arme!

     Doch, o Sonne, wirst auch du vielleicht –
Sonne ach! wie Ossian verschwinden?
Daß auch deine Jugendkraft entweicht,

30
Daß auch einstens deine Tage enden,

Daß du schläfst in deiner Wolkengruft,
Hörest nimmer, wenn der Morgen ruft!

[114]

     O so freu’ dich deiner Jugendschöne!
Bleich und unhold ist des Alters Mine,

35
Düster, wie wenn Mondenlicht

Durch zerrißne Winterwolken bricht,
Wenn hinauf der Nebel strömt am Hügel,
Durch die Ebne rasselt Nordwinds Flügel,
Und in Mitte seiner Fahrt

40
Der Wanderer erstarrt!


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