« Kapitel A 7 Beschreibung des Oberamts Sulz Kapitel B 2 »
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B.


Ortsbeschreibung,


in alphabetischer Reihe der den Oberamtsbezirk bildenden 29 politischen Gemeinden oder Schultheißereien; jedoch unter Vorausstellung der Oberamtsstadt.

Die am Schluß beigefügten Tabellen gewähren übersichtliche Zusammenstellungen: I. der Bevölkerung, der Gebäude und des Viehstandes; II. des Flächenmaßes nach den verschiedenen Bestandtheilen, und III. des Steuer-Katasters, des Gemeinde- und Stiftungshaushaltes.

Die Oberamtskarte zeigt die geographische Lage der Orte.


Sulz,

Gemeinde II. Klasse mit 2108 ortsangehörigen Einw., a) Sulz, Stadt, 2065 Einw., wor. 45 Kath., b) Geroldseck, Hof, mit Alpeck, Haus, 17 Einw., c) Schnaithof, Hof, 6 Einw., d) Viehhaus, Hof, 9 Einw., e) Weilerhaus, Haus, 11 Einw. – Evangelische Pfarrei; die Katholiken sind nach Leinstetten eingepfarrt.

Die Stadt Sulz[1], welche von der hiesigen Sulz, d. i. Salzsoole, den Namen erhielt, zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten „Sulz am Neckar” genannt, liegt 18 geometrische Stunden südwestlich von Stuttgart unterm 26° 17’ 41,97” östlicher Länge und 48° 21’ 41,47” nördlicher Breite (Kirchthurm). Die Erhebung über dem Mittelmeer beträgt unter der Brücke (Niveau des Neckars) 1481,4 württ. Fuß = 1306 par. Fuß. Als Oberamtsstadt ist sie der Sitz der Bezirksbehörden (siehe hier. den allgemeinen Theil); überdieß befinden sich in der Stadt ein Salinenamt, eine Postverwaltung und eine Revierförsterei; auch bestehen daselbst zwei Apotheken; die erste Apotheke in der Stadt wurde im Jahre 1691 errichtet.

| Die Stadt hat eine freundliche Lage in dem wiesenreichen Neckar-Thale, dessen Sohle hier gegen 1200' breit ist, während die steilen theils für den Feldbau und die Waldkultur benützten, theils öden, unangebauten Thalwände 350–450' hoch sind; die Entfernung von dem oberen Rande des rechten Thalabhanges, bis zu dem des linken beträgt in der Nähe der Stadt etwa 2450'.

Die Stadt zerfällt in zwei Hauptpartien, in die eigentliche, ummauerte Stadt und in die alte Vorstadt, welche durch den Neckar von einander getrennt, und mittelst zwei Brücken, einer hölzernen und einer steinernen, auf drei Pfeilern ruhenden, in Verbindung gesetzt sind. Überdieß bestehen noch zwei weitere Vorstädte, die eine an der südwestlichen Seite der eigentlichen Stadt (obere Vorstadt), die andere neueren Ursprungs an der östlichen Seite derselben gelegen (untere Vorstadt). Früher war die eigentliche Stadt ein wohl verwahrter, auf zwei Seiten natürlich fester Ort, indem sie in einen Bogen, den hier der Neckar beschreibt, hineingebaut ist und von demselben an der westlichen und nördlichen Seite umflossen wird. An der südlichen Seite ist die Stadt den Berg hinan gebaut und war dort neben der allgemeinen Befestigung, noch durch die Burg, welche oberhalb der Lergenhalde (jetzt Lägenhalde) stand, gedeckt[2]. Zur weiteren Sicherheit lief um die Stadt eine starke 30' hohe Mauer mit Zwinger und einer 10' hohen Vormauer, die an einzelnen Stellen noch einen Graben vor sich hatte. Die innere Mauer war bis an die Brüstung 6' dick und mit einem bedeckten Umgang versehen.

Im Jahre 1794 den 15. Juli brannte die Stadt innerhalb der Mauren, mit Ausnahme der Kirche, des Decanathauses, des Pfleghofs, des Schulgebäudes, der Mühle und zweier Bürgerhäuser, ganz ab. Die 193 Gebäude, welche damals ein Raub der Flammen wurden, waren mit 227.150 fl. versichert.

Bei dem Wiederaufbau erhielt die früher enge und winkelig gebaute Stadt eine ganz veränderte Physiognomie; sie wurde regelmäßig angelegt, mit geraden gepflasterten Straßen versehen, von denen die Hauptstraße 40' breit ist, während die Seitenstraßen eine Breite von je 32' haben (s. den der Oberamtskarte beigefügten Stadtplan). In neuerer Zeit sind die Ortsstraßen macadamisirt und zum Theil mit gepflasterten Kandeln versehen worden. Beinahe in der Mitte der| Stadt wurde ein 5/8 Morgen 36 Ruthen großer Marktplatz angelegt, der ein Quadrat bildet, von dessen Ecken Straßen ausgehen. An die Stelle der alten, meist unansehnlichen, zum Theil sehr baufälligen Häuser, sind besser eingerichtete Gebäude getreten, die an der Hauptstraße auf dem Markt und zum Theil in den Seitenstraßen aus drei Stockwerken bestehen. Mit Ausnahme der Kirche und einiger anderen Gebäude, sind sämmtliche Häuser aus Holz erbaut und mit steinernen Unterstöcken versehen. Bei dem Brande ging auch der Dachstuhl der mit einem Umgang versehenen Stadtmauer zu Grunde und die überhaupt beschädigte Mauer, die in der Folge nicht mehr unterhalten, sondern theilweise abgehoben wurde, stürzte an einzelnen Stellen ein, so daß dieselbe die Stadt als Ruine umschließt.[3] Nur von dem Mühlkanal bis zu der unteren Brücke wird die Stadtmauer unterhalten, indem sie hier einen Schutz gegen den Neckar, wenn derselbe austritt, bietet.

Die Stadt hatte ehemals drei Thore und zwar: das obere Thor an der Südwestseite, das Brückthor an der hölzernen Brücke, die zur Vorstadt führt, und das untere Thor an der Ostseite der Stadt. Die Thore hatten Fallgatter und zu ihnen führten über den Zwinger Zugbrücken. Über den Thoren erhoben sich Thürme, von denen die des oberen und des Brückthors im Brande von 1794 zu Grunde gingen, während der viereckige massive Thurm des unteren Thors im Jahr 1815 abgebrochen wurde. Das neue Thor, vormals nur ein enges Pförtchen, das Specialthörle genannt, an der alten Vöhringer Steige, wurde bei der Wiedererbauung der Stadt erweitert, im Jahre 1829 aber wieder abgetragen. Auch die alte Vorstadt war mit zwei Thoren verwahrt, dem Grimminges-Thörle an der Westseite und dem Spitalthor an der Ostseite derselben. Gegenwärtig bestehen sämmtliche Thore nur noch dem Namen nach.

Von öffentlichen Gebäuden gehören der Gemeinde:

1. Die Pfarrkirche, welche Eigenthum der örtlichen Stiftung ist, liegt erhöht am südlichen Ende der Stadt auf einem freien, gepflasterten, theilweise mit einer Mauer umgebenen Platze, zu dem zwei steinerne Treppen führen. Das ansehnliche, den Märtyrern Fabian und Sebastian geweihte Gebäude, wurde 1513–1515 im spät germanischen| Styl, an der Stelle der früheren Kirche, neu erbaut und den 5. December d. J. von dem Weihbischof Balthasar von Constanz eingeweiht. Die germanische Bauweise der Kirche hat sich nur an dem mit einem halben Achteck schließenden, mit Streben versehenen Chor noch unverdorben erhalten, während an dem Langhause dasselbe durch Veränderungen, besonders durch eine im Jahr 1817 vorgenommene Erneuerung wesentlich gelitten hat und durch das Entfernen der Füllungen in den spitzen Bogentheilen der Fenster, wie durch Umwandlung einzelner in Rundbogenfenster entstellt wurde. Der viereckige aus fünf Stockwerken bestehende Thurm, der ein sehr spitzes Zeltdach trägt, enthält im unteren Stockwerk einen spitzbogigen Durchgang, der zur Kirche führt, und im obersten spitzbogige germanisch gefüllte Fenster. An dem Fries des zweiten Stockwerks sind zwei interessante Drachen und ein Fratzengesicht angebracht. Auf dem Thurme hängen vier Glocken, deren Umschriften jedoch wegen Unzugänglichkeit nicht vollständig gelesen werden können; die größte derselben stammt aus neuerer Zeit, die zweite trägt die Umschrift: O rex glorie Christe veni cum pace etc., die dritte ist im Jahr 1666 gegossen worden und die Umschrift der vierten kann nicht gelesen werden. Das flach gedeckte Innere der Kirche, welche im Jahr 1817 ihre Wandmalereien durch Übertünchung verloren hat, enthält einen achteckigen, im spät germanischen Styl gehaltenen Taufstein; im gleichen Styl ist auch das Geländer an der Kanzeltreppe gehalten, während die Kanzel selbst im Rococogeschmack ausgeführt ist. Von dem Langhaus führt ein spitzer Triumphbogen zu dem um drei Stufen höher gelegten Chor, welcher mit einem schön construirten Netzgewölbe gedeckt ist, dessen Gurten von gut gearbeiteten Consolen ausgehen. Die Gewölbeschlußsteine enthalten in der Richtung von Westen nach Osten folgende Darstellungen: 1) die heilige Catharina, 2) die Mutter Gottes mit dem Jesuskinde, 3) den heiligen Fabian und 4) den heiligen Sebastian. An den Kreuzungspunkten des Gewölbes sind mehrere Wappenschilde angebracht, die den Stiftern der Kirche angehören sollen. In der Kirche hängt das Bildniß einer Jungfer Maria Magdalena Geist, welche nach der unten angebrachten Inschrift im Jahr 1742 zur Verfertigung einer Orgel und Reparirung der Kirche 2000 fl. stiftete; ihr Vater Johann Georg Geist, gewesener Gerichtsverwandter, und dessen Ehefrau, stifteten der Armuth zum Besten 1050 fl. neben 115 Schffl. Dinkel und 160 Schffl. Hafer. Von den in der Kirche vorhandenen Grabmälern nennen wir: 1) eine eherne Grabplatte mit den Wappen der Herren von Geroldseck und der Grafen von Lindau mit der| Unterschrift: Als man zalt nach Christi Geburt 1528 Jahr auf Sontag vor Sant Johanns des Täufers Tag starb die Wohlgeborne und Edle Fraw Anna Fraw zu Hohn Gerolzeck geb. Graft von Lindaw; dasselbig Jahr starb Walther ir Sun d. 13. Tag Mayi etc. 2) Ein Wappen mit der Unterschrift: A. dom. 1590 etc., Philip Zwyffel von Tübingen etc. 3) Das Grabdenkmal eines Untervogts Zacharias Hesch † 1594 und dessen Frau Cathar. geb. Moserin † 1610. 4) Das Grabdenkmal eines Daniel von Anweil Obervogt zu Sulz † 1598 und dessen Hausfrau war Margarethe geb. von Braiten-Landenberg. An dem Triumphbogen hängt eine hölzerne Gedächtnißtafel mit der Umschrift: den 14. Aprill anno 1596 starb der Edel und Veste Junker Hans Erlacher von Uerbach etc. Über einem Eingang in die Kirche ist ein steinernes Wappen mit der Umschrift: Hans von Wirtingen, Obervogt etc., angebracht. Ein Glasgemälde im Chor stellt den knieenden Abt Alexius von Alpirsbach vor, zu dessen Füßen das Wappen des Klosters Alpirsbach mit der Jahrszahl 1513 angebracht ist.

2. Eine weitere Kirche, ursprünglich Liebfrauenkapelle, später die untere Kirche, gegenwärtig das Kirchle genannt, derer schon 1436 erwähnt wird, dient nun als Magazin für städtisches Holz u. s. w. (s. hierüber unten).

3. Das in der Nähe der Pfarrkirche gelegene Decanathaus, ein sehr altes Gebäude, welches bei dem Brand von 1794 verschont blieb, und Eigenthum des städtischen Spitals ist; das Gebäude ist im Jahr 1859–60 namhaft verbessert worden.

4. Das Schulhaus, die Ecke von der Kirchstraße und neuen Bergstraße bildend, ist, nachdem das frühere Schulhaus hinter der Kirche im Jahr 1842 verlassen und 1852 auf den Abbruch verkauft wurde, von einem Privatmann erkauft worden; es enthält im unteren steinernen Stockwerke die Elementarschule, ein öffentliches Wasch- und Backhaus, wie auch die Räume für die Löschgeräthschaften, im zweiten Stockwerke vier Lehrzimmer für die Volksschule, die Industrieschule und ein Zimmer für den Unterlehrer, im dritten Stockwerk die geräumige Wohnung des Präceptors, zwei Lehrzimmer für die lateinische und die Realschule. Der Reallehrer und die drei Schulmeister wohnen gegen Entschädigung der Hausmiethe in Privatwohnungen.

5. Der Spital, in einem Kaufbrief von 1546 der St. Catharinen-Hospital genannt, ein 62′ langes und 42′ breites Gebäude, das auf der Stelle des im Jahr 1830 abgebrochenen Spitals erbaut| wurde, in der alten Vorstadt, außerhalb des ehemaligen Spitalthors gelegen; es enthält die Wohnung des Spitalverwalters, 1 Wohnzimmer und 11 Schlafzimmer für die Spitaliten, 6 Kranken- und 2 Irrenzimmer. Die Spitaliten theilen sich in solche, welche nur in Dach und Fach und in solche, welche auch in Kost und Verpflegung aufgenommen sind. Das frühere Spitalgebäude ist ohne Zweifel zu Ende des 15. Jahrhunderts neu erbaut worden, denn im J. 1498 wurde eine Kapelle im neuen Spital zu Sulz eingeweiht (s. Cleß, Landes- und Culturgeschichte 3, 665).

6. Das ansehnliche Schafhaus liegt in der alten Vorstadt auf der sog. Kapelle (St. Nicolauscapelle).

Der Amtskorporation gehört seit 1823 das auf dem Marktplatz stehende, sehr ansehnliche, 70′ lange Rathhaus[4] mit einem Thürmchen auf dem First und einem Balkon an der Vorderseite; im unteren Stockwerk desselben befindet sich Raum für die bedeutende Fruchtschranne, im mittleren die Gelasse für die Gemeindebehörden nebst einem schönen Bürgersaal und im dritten Stockwerke der Amtsversammlungssaal etc. In einem mit einem Handgriff bezeichneten Eckstein, auf der Seite gegen das Gasthaus zum Ochsen, ist die Nachricht vom letzten Brande, nebst Angabe der damaligen Beamten und Gemeindevorsteher und der Preise der Lebensmittel aufbewahrt.

Folgende Gebäude sind Eigenthum des Staats, welchem auch die Unterhaltung derselben obliegt:

1. Das Oberamtsgerichtsgebäude steht an der südwestlichen Ecke des Marktplatzes mit der Vorderseite gegen die Hauptstraße gekehrt; es ist das größte Haus in der Stadt und wurde von dem früheren Besitzer Kaufmann Gottlieb Vaihinger, im Jahr 1816 um 6000 fl. verkauft und im Jahr 1819 für das Oberamtsgericht benützt. Im Jahr 1825 kaufte dasselbe der Staat und ließ das obere Stockwerk ausbauen, welches jetzt die Wohnung des Oberförsters ist. Ein Theil dieses großartigen Gebäudes befindet sich in Privathänden und ist gegenwärtig Gasthof zum Schwanen.

2. Das Oberamteigebäude liegt auf der Sommerseite des Marktplatzes dem Rathhaus gegenüber und gehört zu den angenehmsten und freundlichsten Wohnungen der Stadt.

3. Das Kameralamt, früher Rathhaus, ein ansehnliches Gebäude,| das in der Hauptstraße, der Post gegenüber, eine angenehme Lage hat. Es wurde nach dem Brande von Kaufmann Hartenstein erbaut und zeitweilig besessen.

4. Die Wohnung des Revierförsters in der Thorstraße gelegen, ist an das Kameralamtsgebäude angebaut.

5. Das Diaconathaus, welches 1796 erbaut wurde, liegt unfern der Kirche und bildet die Ecke von der neuen Berg- und der Kirchstraße.

6. Die Salinengebäude, bestehend in einem Gebäude für die Beamtenwohnungen, einem Siedhaus nebst Salzmagazin, einer Schmiede, einem Reservoir, einem Hallerdemagazin, drei Hallerdepochen, einer Zimmer- und Torfhütte, liegen auf dem Wöhrd außerhalb der Stadt auf der linken Seite des Neckars.

Ein Huthaus befindet sich neben dem alten Hallerdebau im sog. Unterwasser vor dem oberen Thor.

Das Bohrhaus liegt 1/4 Stunde unterhalb Bergfelden am Mühlbach.

7. Der Gefängnißbau wurde nach dem letzten Brande an einer der höchsten Stellen der Stadt erbaut und in demselben die Wohnung für den Stadtknecht und die Gefängnisse eingerichtet.

Außer diesen öffentlichen Gebäuden nennen wir noch folgende Privatgebäude:

Die Post, welche zugleich Gasthof zur Traube ist; der ehemalige Pfleghof, ein 3stockiges, massives Gebäude, das an der Abendseite des unteren Thors steht; ursprünglich war er Eigenthum des Klosters Alpirsbach, nach der Reformation besetzte ihn Württemberg mit einem Pfleger, im Jahr 1807 wurde er den reisigen Förstern zur Wohnung eingeräumt und endlich im Jahr 1814 an einen Bürger verkauft. Das ehemalige, nun in Privathände übergegangene Amthaus, das in der Nähe der Kirche steht, war bis zum J. 1600 die Wohnung der Vögte; das alte, baufällige Gebäude, welches nach einer über dem Eingang angebrachten Jahrszahl 1759 vermuthlich erneuert wurde, enthält in seinem unteren Stockwerke noch alte Kreuzgewölbe. Der dazu gehörige Brunnen wurde im Jahr 1644 in den Hof des Decanathauses geleitet.

Die Mühle innerhalb der Stadtmauer mit fünf Mahlgängen und einem Gerbgang; bei großer Kälte wird die gewölbte Radstube durch Feuer erwärmt. Sie war eine Bannmühle, in welcher nicht nur die Bewohner der Stadt, sondern auch die der Orte Holzhausen und Sigmarswangen mahlen lassen mußten. Die Mühle wurde von| frühester Zeit in Pacht gegeben und im Jahr 1573 verkaufte sie Herzog Ludwig von Württemberg an die Stadtgemeinde, welche im Jahr 1828 sämmtliche der Stadt gehörige Mühlwerke um 25.000 fl. an einen Bürger abtrat, wobei auch das Bannrecht aufgehoben wurde. Eine mit Turbineneinrichtung versehene Kunstmühle mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang wurde im Jahr 1833 außerhalb der Stadt erbaut.

Früher hatte die Stadt drei Kapellen. Die St. Bernhardscapelle stand noch im Jahr 1632 außerhalb der Stadt unweit des untersten Gradirhauses. Die St. Nicolauscapelle, welche noch 1696 vorhanden war, stand oberhalb der Vorstadt in der Nähe des Gasthauses zu den drei Königen; die zu ihr gehörigen Güter bekam der Spital. Die St. Wendelinscapelle war oben an der Vöhringer Steige gelegen und bestand schon im Jahr 1402 und war 1576 noch vorhanden; sie hatte zwei besondere Pfleger und 1545 verkaufte Herzog Ulrich von Württemberg die Feldkirche zu St. Wendel mit dem Kaplaneihaus und der Scheune sammt aller Zugehör um 40 fl. an die Stadt. Aus den Gefällen der Kapelle wurde die St. Wendelinspflege gebildet. (Vergl. Köhler 91.)

Die Stadt erhält ihr Trinkwasser aus 9 laufenden und einem Pumpbrunnen; unter denselben ist der aus Eisen gegossene, vierröhrige Marktbrunnen der bedeutendste. Früher hatten die Brunnen der Stadt ihre Hauptquelle am östlichen Ende derselben unterhalb der Vöhringer Steige, da aber das Wasser bei starken Regengüssen und beim Schneeabgang sich trübte und überdieß untaugliche Bestandtheile aufnahm, so ließ die Stadtgemeinde im Jahr 1820 etwa 3/8 Stunden von der Stadt, am Anfang der langen Steige, eine starke Quelle tiefer fassen und mit einem Kostenaufwand von 1300 fl. über den Neckar nach der Stadt leiten. Im Jahr 1857 aber nahm die Stadt wieder die Quelle des Brunnenbachs auf, ließ diese zweckmäßig mit einem Kostenaufwand von 5000 fl. fassen und zur Stadt in hölzernen Teicheln führen. Diese Wasserleitung versieht nun die meisten Brunnen mit gutem Trinkwasser, während einzelne ihr Wasser aus den Weiherwiesen und aus der reichhaltigen Quelle der Vorstadt erhalten. In den Weiherwiesen bestand früher ein Fischweiher und ein weiterer im Ried am obern Thor.

Die Stadt hatte früher zwei Bäder, von denen noch eines im sog. Briel, unweit der Mühle, vorhanden ist; das abgegangene stand in der Vorstadt. Das noch bestehende Bad, welches schon im Jahr 1457 genannt wird, erhält gegen geringen Preis Soole von der| K. Saline; außer dieser hat dasselbe nur gewöhnliches Wasser. Es enthält 8 Badwannen, worunter ein Douchebad und wird auch von Auswärtigen besucht.

Von dem durch die Stadt fließenden Neckar wird 1/2 Stunde oberhalb derselben mittelst eines Wehrs ein Arm (der Mühlkanal) der Stadt zugeleitet, durch die er – zu beiden Seiten mit Mauren eingefaßt – 200 Schritte lang fließt, bis er oberhalb der hölzernen Brücke wieder in den Neckar mündet. Ehe der Kanal die Stadt erreicht, wird in der Nähe des sog. oberen Thors ein Arm von demselben abgeleitet, der zwischen dem Neckar und der westlichen Stadtmauer fließend an der Nordwestecke der Stadt in den Neckar geht. Überdieß führt unter der Hauptstraße von dem oberen bis zu dem unteren Thore ein gewölbter Kanal, welcher bei der steinernen Brücke in den Neckar fließt. Zwischen der hölzernen und der steinernen Brücke geht mittelst eines Wehrs ein zweiter Kanal, der sog. Salinenkanal, von dem Neckar ab, welcher an den Salinengebäuden vorbei geleitet wird, und unterhalb derselben wieder in den Neckar mündet. Der Neckar hat schon öfters in der Stadt und ihrer Nähe Verwüstungen angerichtet, wie in den Jahren 1593, 1652, 1663, 1739, 1744, 1824 und 1849.

Außer mehreren kleinen Brücken über die Kanäle sind zwei Brücken, eine hölzerne und eine steinerne, über den Neckar angelegt. Die aus Holz erbaute führt bei dem ehemaligen Brückenthor über den Fluß und verbindet die Stadt mit der Vorstadt; über dieselbe geht auch die Hauptstraße von Sulz nach Rottweil.

Die steinerne, auf drei Pfeilern ruhende Brücke führt von der unteren Vorstadt zu den Salinengebäuden; an ihrer Stelle bestand früher eine hölzerne Brücke, welche bei einer Überschwemmung, vom 29. Juli 1739, weggerissen wurde, worauf im Jahr 1740 die gegenwärtige, nach ihrer pomphaften lateinischen Inschrift ewig dauernde, an ihre Stelle trat. (Die Inschrift ist abgedruckt bei Rösler, Beitr. zur Naturgesch. 1, 67. 68.) Über diese Brücke wurde früher die Soole aus dem Schachte in die Gradirhäuser geleitet; gegenwärtig führt die neue Staatsstraße nach Horb über dieselbe.

Der ummauerte, geräumige Begräbnißplatz liegt an der ehemaligen Landstraße nur einige hundert Schritte von der unteren Vorstadt entfernt; er wurde im Jahr 1818 erweitert und nach einer über dem ehemaligen Eingang angebrachten Inschrift im Jahr 1556 gegründet. (Der frühere war in der Stadt an der Kirche.) An der Innenseite der Mauer befinden sich 27 gewölbte Nischen, die zum| Theil gut gearbeitete Grabdenkmale enthalten, überhaupt ist der Gottesacker mit Zierbäumen und schönen Grabmälern ausgestattet.

An der gegen die Stadt gekehrten Seite des Begräbnißplatzes steht die massiv erbaute untere Kirche, Siechenkirche, über deren ehemaligem Haupteingange die Jahrszahl 1581 angebracht ist; in ihr wurden früher die Leichenreden gehalten, später aber diente sie profanen Zwecken und im Jahr 1794 nach dem großen Brande benützte sie der damalige Todtengräber, welcher zugleich Schreiner war, als Wohnung und Werkstätte. Die Kirche wurde theils aus Stiftungsmitteln, theils durch freiwillige Beiträge der Gemeindegenossen im Jahr 1862/63 im romanischen Styl wieder hergestellt und mit einem Thürmchen nebst Glocke versehen. An die Kirche war angebaut das sog. Feldsiechenhaus, welches schon 1402 stand; es wurde im Jahr 1854 auf den Abbruch verkauft und der Platz ist nun in einen Garten umgewandelt, der noch ein Eigenthum der Stadt ist.

Außerhalb der Stadt liegt die Kleemeisterei. Schon 1539 gehörten die Städte und Ämter Sulz, Alpirsbach, Dornhan, Rosenfeld und die Orte Bettenhausen, Glatt und Marschalkenzimmern in den Bezirk des Wasenmeisters.

Durch die Stadt führt die Poststraße von Stuttgart nach Oberndorf und weiter nach Rottweil und Schramberg; von dieser Straße geht etwa eine halbe Stunde oberhalb der Stadt eine im Jahr 1809 angelegte und im Jahr 1852/53 wesentlich verbesserte Vicinalstraße ab, welche über Weiden, Marschalkenzimmern nach Dornhan und von da einerseits nach Freudenstadt, anderseits nach Alpirsbach und in das Kinzigthal führt.

Die in den letzten Jahren ganz neu erbaute Vöhringer Steige, welche die Mühlbachorte mit der Stadt verbindet, führt als Vicinalstraße weiter nach Balingen. Eine im Jahr 1852/53 angelegte und im Jahr 1860 vollends ausgeführte Staatsstraße führt nun dem Neckarthal entlang nach Horb. Übrigens sind folgende Steigen angelegt: die Ziegelsteige nach Geroldseck, die lange Steige gegen Weiden etc., die Vöhringer Steige, die Wintersteige nach Hopfau und die Horber oder Glatter Steige, welche mit Ausnahme der Ziegel-Steige in den Jahren 1847/57 mit bedeutenden Geldopfern von Seiten der Stadt und Staatsbeiträgen ausgeführt wurden.

Die ortsangehörige Bevölkerung der Stadt Sulz belief sich im Jahre|
M. W.
1811 auf 0997. 1004 zusammen 2001.
1821 1001. 1098 2099.
1831 auf 1012. 1103 2115.
1841 1094. 1137 2231.
1851 1090. 1171 2261.
1862 1067. 1127 2194.

Im Jahre 1858, wo eine detaillirtere zwölfjährige Aufnahme stattfand, zählte Sulz

  M. W.
Verheirathete 315 312
Verwittwete 33 92
Geschiedene 3
Unverheirathete 660 693
  1011 1097
2108

und zwar

  M. W.
Evangelische 992 1071
Katholiken 19 26
  1011 1097
2108

beziehungsweise

  M. W.
unter 1 Jahr 28 18
1–6 Jahre 98 100
7–13 Jahre 154 151
14–24 Jahre 169 201
25–39 Jahre 247 264
40–59 Jahre 225 272
60–79 Jahre 84 91
80 und mehr Jahre 6
  1011 1097

Die ortsanwesende Bevölkerung belief sich im Jahr 1861, der neuesten zu Zollvereinszwecken vorgenommenen Zählung zufolge mit Einschluß von 6 männlichen und 10 weiblichen Ausländern auf

Evangelische M. W. Zus.
905 998 1903

worunter

Evangelische 865 956 1821
Katholische 40 42 82
beziehungsweise|
M. W.
Verheirathete 312 308
Verwittwete 40 87
Geschiedene 2 1
Unverheirathete
   unter 14 Jahren 430 436
   über 14 Jahre 121 166

Die Einwohner sind im Allgemeinen körperlich nicht besonders ansehnlich und unter der ärmeren Klasse findet man selten ein frisches blühendes Aussehen; auch der Kropf und Spuren des Kretinismus kommen vor und waren früher noch häufiger.

In sittlicher Beziehung sind die Einwohner, mit Ausnahme einzelner, geordnet und fleißig; ihre Vermögensumstände gehören zu den mittelmäßigen. Die Hauptnahrungsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und Gewerbe, namentlich sichert die Saline Minderbemittelten Arbeit und Verdienst (s. hierüber unten). Vielen Verkehr und Verdienst bringt auch die Holzflößerei; es bestehen an der Stadt zwei Einbindstätten und eine Floßgasse, die am 21. August 1829 feierlich eröffnet wurde. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt etwa 90 Mrg. Feld und 15 Morgen Wald, der mittlere von 12 bis 25 Morgen Feld, der geringste 1–4 Morgen.

Die meisten Handwerker treiben neben ihrem eigentlichen Gewerbe auch Feldbau, ohne welchen sie sich ihr Auskommen nicht hinreichend sichern könnten.

Mechanische Künstler und Handwerker, sowie Handelsleute.

Nach der neuesten Aufnahme befinden sich in der Stadt:

Meist. Geh. Meist. Geh.
Bäcker 12 3            Kornmesser 2
Barbiere 1 1 Küfer und Kübler 5 5
Buchbinder 2 2 Kupferschmiede 2 2
Bürstenbinder 1 1 Maurer und Steinhauer 10 18
Dreher 2 Metzger 11 8
Färber 3 5 Messerschmiede 2 1
Fischer 1 Musikanten 1
Flaschner 2 Pflästerer 1 2
Gärtner 1 Roth- und Weißgerber 2 3
Glaser 2 1 Sattler 3 3
Hafner 4 3 Schlosser 8 6
Kaminfeger 1 3 Schmiede 3 3
|
Meist. Geh. Meist. Geh.
Schneider 8 6            Seiler 3 2
Schreiner 8 10 Uhrmacher 2 1
Schuster 21 10 Wagner 2 6
Seckler 1 2 Weber 17 14
Seifensieder 3 Zimmerleute 2 10

Handelsgewerbe.
Kaufleute 7 8 Krämer und Kleinhändler 1
     Ferner
Apotheker 1 1 Speise- u. Gartenwirthschaften 1 2
Schildwirthschaften 15 9 Fuhrleute 2 2
In Sulz angesessen waren mehrere edle Geschlechter. Das bekannteste sind die Gut von Sulz (Tob. Wagner Memoria rediviva Guthiorum a Sulz in Durchhausen. Stuttg. 1657. Fol., im Auszug in Clemmii Amoenit. liter. 1, 21–41) Dieselben hatten einen vorzüglichen Antheil an der hiesigen Saline und sonst schöne Einkünfte. Bei der Ebbe, welche zwischenhinein ihr Wohlstand erlitt, stund es jedoch einmal (1496) sehr in Frage, ob man nicht einen Sohn ein Handwerk lernen lassen wolle. Die ältesten überlieferten Glieder dieser Familie, am Ende des 13. und im Anfang des 14. Jahrhunderts, heißen Hermann, Friedrich, Johann; spätere Namen sind Konrad (1397), Benzo (15. Jahrh., Anfang). Im 14. Jahrhundert theilten sie sich in zwei Linien, die Guten von Sulz und von Egelstall. Heinrich Gut, für Graf Ulrich den Vielgeliebten von Württemberg gegen Churpfalz kämpfend, wurde den 30. Juni 1462 bei Seckenheim gefangen. Jakob Gut, Obervogt in Sulz (1470), besaß das Dorf Gniebel (OA. Tübingen), welches er an den Grafen Jost Nikolaus von Zollern († 1488) veräußerte. Ein jüngerer Jakob erkaufte 1529 das Schloß in Balgheim mit Zugehör von Martin Klein von Ringelstein, verkaufte es aber bereits 1540 an die Stadt Rottweil. Einzelne Besitzungen des Hauses kamen an die Klöster Alpirsbach und Kirchberg. Manche Glieder erscheinen als Richter in Sulz, Horb, Oberndorf und Rottweil und in württembergischen Hof-, Civil- und Militärdiensten. Johann Berthold († 1545) erwarb Durchhausen und nannte sich hievon, wie auch seine Nachkommen thaten. Sein Sohn Johann Jakob, geb. 1543, war seit 1576 ein sehr verdienter Oberrath, seit 1578 Kammermeister Herzog Ludwigs von Württemberg und starb 1615; er sammelte ein Museum von Büchern, Alterthümern, Kunst- und Naturmerkwürdigkeiten,| welches nach seinem Willen in dem Fall des kinderlosen Ablebens seines einzigen Sohnes Ludwig unter Bedingungen, unter welchen eine Stiftung für arme Tübinger Stipendiaten war, an das württembergische Herzogshaus fallen sollte, und da der Sohn 1653 als württembergischer Oberhofmeister unbeerbt starb, wirklich fiel (Württ. Jahrb. 1837, 336 ff.).

Ein zweites in Sulz angesessenes Adelsgeschlecht waren die Ungericht von Sulz, welche den Ungerichtshof bei Ober-Ifflingen zunächst von den Herren von Neuneck zu Lehen trugen. Bertholdus dictus Ungericht de Sulze überließ 1228 all seine Zehnten in Rexingen dem dortigen Johanniterhaus (Schmid, Mon. Hohenb. 13). Heinrich Ungericht wurde 1434 zum Abt von St. Georgen gewählt (resignirte 1457). Einen Theil des Sulzer Zehnten trug die Familie schon im 14. Jahrhundert von Württemberg zu Lehen (Sattler, Grafen, 4. Beil. Nr. 61). Frühe siedelte ein Zweig nach Stuttgart über. Hans Ungericht war 1399 allda Bürgermeister (Pfaff, Gesch. von Stuttg. 1, 420).

Ein angesehenes Geschlecht waren auch die Faulhaber, welche bereits 1278 vorkommen.

Bedeutend war ferner die Familie Schwigger (Schweigher), welche seit dem Ende des 14. Jahrhunderts sich bemerklich macht. Johann Schwigger war von 1457 bis zu seinem Ableben 1467 Abt vom Kloster St. Georgen. Salomo Schweigger, 1551 in Sulz geboren und in der Klosterschule zu Alpirsbach und im theologischen Stift zu Tübingen gebildet, kam 1577 mit dem kaiserlichen Gesandten Joachim von Sinzendorf als Gesandtschaftsprediger nach Konstantinopel, besuchte von da aus 1581 Palästina, von wo er noch in demselben Jahre nach Tübingen zurückkam. In seiner Heimath wurde er 1583 Stadtpfarrer zu Grötzingen; von hier kam er 1589 als Prediger nach Franken, wo er, zuletzt an der Marienkirche zu Nürnberg angestellt, im Jahr 1622 verstarb. Seine merkwürdige Reisebeschreibung erschien unter dem Titel: Eine newe Reyßbeschreibung auß Teutschland nach Constantinopel und Jerusalem. Nürnberg 1608. 4. Dritte Ausg. 1619.

Ausgezeichnete Sulzer aus dem vorigen und jetzigen Jahrhundert sind:

Immanuel Gottlob Brastberger, geb. den 10. April 1716, Sohn des Dekans, in den württembergischen theologischen Seminarien gebildet, 1738 Garnisonsprediger in Ludwigsburg, 1745 Pfarrer in Ober-Eßlingen, 1758 Dekan in Nürtingen, wo er den 13. Juli 1764| verschied. Ein frommer, durch seine immer wieder neu aufgelegten Predigten über die Ordnung des Heils noch heut zu Tag segensreich fortwirkender Prediger.

Magnus Friedr. Roos, geb. den 6. Sept. 1727, gleich dem Vorhergehenden gebildet, 1766 Decan in Lustnau, 1784 Prälat in Anhausen, 1788 Assessor des größeren landschaftlichen Ausschusses, gestorben zu Anhausen den 19. März 1803. Er war ein tüchtiger Lehrer der Religion, unter den Pietisten als Schriftsteller berühmt; sein Lieblingsfach war eine dem Mysticismus nicht abgeneigte Ascetik.

Joseph Gottlieb Kölreuter, geb. den 27. April 1733, Sohn des Apothekers, studirte in Tübingen Medicin, wurde badischer Oberhofrath, Professor der Naturgeschichte und Oberaufseher des botanischen Gartens in Carlsruhe, wo er am 11. Nov. 1806 starb. In der Geschichte der Botanik ist er namentlich durch seine Versuche über die Bastarderzeugung im Pflanzenreiche epochemachend.

Joh. Mich. Armbruster, geb. den 1. Nov. 1761, Sohn des Rosenwirths, erhielt seine höhere Bildung in der Carlsakademie zu Stuttgart, war 1782 u. ff. Secretär bei Lavater in Zürich und privatisirte 1786–99 kümmerlich in Constanz. Als Dichter, Herausgeber des Schwäbischen Museums und als Volksschriftsteller, welcher gegen die französischen Revolutionsideen zu wirken suchte, machte er sich bekannt. Im Jahr 1801 wurde er in Wien als Polizei-Commissär angestellt, 1805 allda als Hofsecretär bei der obersten Polizeistelle. Er redigirte sofort Zeitungen, namentlich den „Wanderer“. Den 14. Jan. 1814 starb er durch Selbstmord.

Karl Ferd. Heinr. Ludwig, geb. den 6. Oktober 1784, Sohn des geistlichen Verwalters, lernte die Apothekerkunst in Kirchheim, wurde Gehilfe in einer Apotheke in Amsterdam, seit 1806 in der Capstadt, darauf allda Besitzer einer Tabaksfabrik und eines Bankgeschäfts. Ungemein verdient machte er sich durch eine Stiftung an seine Vaterstadt (s. unten) und durch wiederholte Schenkungen mit größten Zeit- und Geldopfern angelegter Naturaliensammlungen und außereuropäischer Geräthschaften und Waffen an das K. Naturalienkabinet und die K. Kunst- und Alterthümersammlung in Stuttgart und an verwandte Institute seines Heimathlandes. Er wurde deßhalb von dem König von Württemberg 1837 in den Freiherrnstand erhoben. In der Capstadt durch die nützlichen und wohlthätigen Anstalten, welche er ins Leben rief oder doch unterstützte, großer Ehre genießend, starb er daselbst den 27. Dec. 1847. (S. schw. Chron. v. 25. Febr. 1849.)

| Erwähnung könnte – wenigstens als unternehmender Gewerbsmann – auch verdienen Bartholomaeus Guldinbeck de Sulz, welcher in den Jahren 1475–1482 in Rom druckte, wäre die Deutung seines Heimathortes gerade auf unser Sulz so sicher.

Die Stadt hatte früher auch Fabriken, welche jedoch sämmtlich wieder abgegangen sind und zwar: die Indienne-Fabrik, welche 1749 ihren Anfang nahm und die im Jahr 1753 gegründete Baumwollenmanufaktur von Mebold, Hartenstein und Comp.; letztere lieferte jährlich gegen 1000 Stücke Cottons und etliche 100 Stücke Siamois. Im Ganzen beschäftigte sie gegen 300 Personen; im Jahre 1802 wurde die Fabrik nach Heidenheim verlegt, wodurch Sulz und die Umgegend einen nicht unbedeutenden Erwerbszweig verlor. Mit der Zitzfabrik hörte auch die Weiß- und Cotton-Bleiche auf. In dem Gebäude der aufgehobenen Fabrik wurde im Jahr 1803 eine Barchetweberei von Zahn errichtet, welche jedoch nach kaum zweijähriger Dauer nach Calw gezogen wurde. In dem gleichen Jahre errichteten Zahn und Mebold eine Löffelfabrik in Sulz, die übrigens nur ein Filial von einer größeren derartigen Fabrik in Hirschau war und nur kurz dauerte. Im Jahr 1812 wurde von Hartenstein u. Comp. eine Tuchmanufaktur gegründet, die aber nach wenigen Jahren mit Verlust wieder aufgegeben werden mußte. In dem Jahr 1835 wurde eine Seidefabrik von einer Actiengesellschaft errichtet, die im Jahr 1841 wieder einging.

Die sehr ausgedehnte von Südwest nach Nordost in die Länge gezogene Markung, auf der übrigens auch die Einwohner von Hopfau, Glatt, Fischingen, Holzhausen, Weiden, Aistaig, Wittershausen, Vöhringen, Sigmarswangen etc. viele Güter besitzen, grenzt nördlich an das Fürstenthum Sigmaringen, östlich an die Markungen Holzhausen und Vöhringen, südlich an die Markungen Wittershausen, Sigmarswangen, Aistaig und Weiden und westlich an die Markungen Weiden, Dornhan, Hopfau und Neunthausen. Die Markung ist mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen das Neckarthal und einiger Seitenthälchen ziemlich eben und bildet einen Theil der zu beiden Seiten des Neckarthals hinziehenden, welligen Hochebenen.

Der Boden ist im Allgemeinen fruchtbar und besteht neben einer Beimengung von Lehm, theils aus den Verwitterungen des Hauptmuschelkalks und des Muschelkalkdolomits, theils aus dem des Lettenkohlensandsteins und des Lettenkohlenmergels. In der Thalebene hat sich ein meist schwarzer Alluvialboden abgelagert, der sich vorzüglich zu Wiesen- und Gartenbau eignet.

| Die Steilgehänge gegen das Neckarthal sind entweder felsig oder doch sehr humusarm, daher meist kulturunfähig.

Steinbrüche sind mehrere im Muschelkalk und Muschelkalkdolomit angelegt und überdieß werden die beiliegenden Muschelkalktrümmer zu Straßenmaterial benüzt; Lettenkohlen-Sandsteinbrüche, die taugliche Werksteine liefern, bestehen oben an der Wintersteige und ob der Vöhringer Steige. Hallerde wird in der Nähe der Stadt in namhafter Ausdehnung bergmännisch abgebaut.

Das Klima ist ziemlich mild und Obst, Gurken, Bohnen etc. gedeihen noch, sogar die Traube reift an Kammerzen in guten Jahrgängen. Indessen schaden kalte Nebel und Frühlingsfröste nicht selten der Obstblüthe. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, weil sich die Gewitter an der Burg Albeck brechen und theils dem Schwarzwald, theils der Alp zuziehen.

Die Landwirthschaft wird im Dreifeldersystem und unter Anwendung verbesserter Ackergeräthe mit vielem Fleiß betrieben; derselben steht jedoch der Umstand entgegen, daß sämmtliche Äcker auf der Höhe liegen und daher der Dünger mühsam dahin zu bringen und überhaupt der Bau derselben beschwerlich ist. Von Cerealien baut man Dinkel, Roggen, vorzugsweise Weizen, Haber, Sommerweizen und in neuerer Zeit mehr Gerste als früher; überdieß kommen Ackerbohnen, Erbsen und Linsen zum Anbau. In der beinahe ganz eingeblümten Brache wird vorzugsweise dreiblättriger Klee, Kartoffeln und Reps, wie auch Hanf, Flachs, Wicken, Mohn etc. gebaut. Der Hopfenbau gewinnt immer mehr Ausdehnung und erlaubt schon gegenwärtig über den eigenen Bedarf einen Verkauf von 80 Cent. Bei einer Aussaat von 8–9 Sri. Dinkel, 4 Sri. Roggen, 4 Sri. Weizen, 6 Sri. Haber, 4 Sri. Sommerweizen und 3–4 Sri. Gerste, wird der durchschnittliche Ertrag zu 8, ausnahmsweise 10–12 Schffl. Dinkel, 4 Schffl. Roggen, 5–6 Schffl. Weizen, 5–6 Schffl. Haber, 4–5 Schffl. Sommerweizen und 5–6 Schffl. Gerste per Morgen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 180–450 fl. und die eines Morgens Wiese von 200–500 fl. Von den Felderzeugnissen werden über den eigenen Bedarf etwa 800 Schffl. Weizen, 500 Schffl. Gerste, 200 Schffl. Haber und 200 Schffl. Reps nach Außen verkauft.

Die Wiesen liegen nicht allein in der Thalebene, sondern auch auf den Anhöhen und liefern im Durchschnitt 25 Centner Heu und 12 Cent. Öhmd per Morgen; die im Thal gelegenen leiden jedoch zuweilen durch Überschwemmungen.

| Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und beschäftigt sich vorzugsweise mit späten Mostsorten und Zwetschgen; der Obstertrag befriedigt übrigens das örtliche Bedürfniß nicht vollständig, so daß theilweise noch Obst von Außen zugekauft wird. Eine Gemeindebaumschule, aus der die Jungstämme bezogen werden, ist vorhanden. Die Gemeinde hat in neuerer Zeit nicht nur sämmtliche Straßen, sondern auch Allmanden mit Obstbäumen bepflanzen lassen. Die Obstzucht wurde schon frühe betrieben, indem im Jahr 1575 11/2 Jauchart Baumgüter um 56 fl. zum Verkauf kamen.

Sulz hatte früher auch Weinbau und noch heut zu Tage ranken einzelne verwilderte Reben an dem sog. Sommerberg. Nach einer Urkunde vom Jahr 1401 lagen mehrere Weingärten am Graben; aus einem derselben stiftete eine Bürgerin 10 Schillinge Häller zu einem Seelengeräthe, was nachweist, daß schon vor dem Jahr 1400 hier Weinbau getrieben wurde. Im Jahr 1648 war in Sulz noch ein Rebenknecht, im Jahr 1662 hingegen hatte der Ort keinen Weinbau mehr.

Der Gartenbau wird nur für den eigenen Bedarf betrieben.

Im Jahr 1757 machte Oberamtmann Müller den ersten Versuch in Württemberg auf Anbau des Krapps.

Was die Rindviehzucht betrifft, so ist dieselbe in sehr gutem Zustande und beschäftigt sich hauptsächlich mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Neckarschlag, welche durch 6 tüchtige Zuchtstiere (Abkömmlinge und Original-Simmenthaler) nachgezüchtet wird; die Zuchtstiere werden von der Gemeinde angeschafft und verpflegt.

Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist von Belang. Um die Verbesserung der Viehzucht machte sich schon der 1780 verstorbene Oberamtmann Müller sehr verdient, indem er in den 1760ger Jahren etwa 64 Morgen Feld, welche beisammen auf den Markungen Sulz, Wittershausen und Sigmarswangen lagen, kaufte, und daselbst ein Viehhaus mit eingerichteter Wohnung erbaute; daselbst hielt er weißes und scheckiges Schweizervieh, dessen Nachzucht theilweise noch vorhanden ist. Der Hof, welcher von seinem Erbauer den Namen Amthof erhielt, hieß auch der Strutenhof nach dem Feldgelände, auf dem er lag; schon im Jahr 1565 nennt ein altes Manuscript das Strutengäßle auf Sulzer Markung, bei der Eiche am Wittershauser Steig. Auf dem Hof wurden auch Futterkräuter, Zuckerrüben, Krapp und Maulbeeren gepflanzt, so daß er nicht allein hinsichtlich der Viehzucht, sondern auch des Feldbaus eine eigentliche| Musterwirthschaft für die ganze Umgegend von Sulz war. Nach Müllers Tod kaufte die Stadt den sehr in Aufnahme gebrachten Hof und gab denselben in Pacht, bis sie ihn nach dem großen Brande (1794) stückweise an Bürger verkaufte und die Gebäude, welche 1/2 Stunde südlich der Stadt auf der Hochfläche lagen, abbrechen ließ.

Die Pferdezucht ist nicht ganz unbedeutend und die Pferdehaltung von einigem Belang. Im Ort besteht eine Beschälplatte, an welcher drei Hengste aufgestellt sind.

Eigentliche Schweinezucht besteht nicht; die Ferkel werden meist auswärts aufgekauft und für den eigenen Bedarf gemästet.

Die Schafzucht, welche sich mit deutschen und Bastardschafen beschäftigt, ist sehr bedeutend. Die Ortsbürger halten gegen 1500 St., von denen etwa 1000 Stück auf der Markung laufen. Das Weidegeld trägt der Gemeinde gegen 1200 fl. und die Pferchnutzung 1000 fl. jährlich ein. Die Wolle wird größtentheils auf dem örtlichen Wollmarkt verkauft und der Abstoß der Schafe geht vorzugsweise nach Baden, Frankreich und der Schweiz.

Ziegen werden von Unbemittelten, der Milch wegen, ziemlich viele gehalten; auch die Bienenzucht ist von einiger Erheblichkeit.

Die Stadt hat das Recht, alljährlich 5 Roß-, Vieh- und Krämermärkte und seit 1828 3 Schafmärkte abzuhalten; der Vieh- und Krämermarkt am ersten Donnerstag des Monats Juni hatte schon lange vor 1692 den Namen Wollmarkt und war bis in die neuere Zeit der einzige in Württemberg. Überdieß bestehen zwei Wochenmärkte (Mittwoch und Samstag), welche zwar als Victualienmärkte von keiner Bedeutung sind, aber zugleich von den Bauern der Gäuorte als Fruchtmärkte benützt werden, auf denen die Kornhändler oder sog. Schäufler von Alpirsbach, Röthenberg und Weiden Früchte aufkaufen und sie alsdann entweder in Hornberg, Alpirsbach und Wolfach wieder absetzen oder in die Schweiz führen. Der jährliche Umsatz beträgt etwa 12–1300 Scheffel. Der Verkehr von Reisenden hat sich in neuerer Zeit vermehrt. Was die Verkehrsanstalten betrifft, so besteht im Ort eine Postexpedition mit Stall; täglich kommt ein Eilwagen von Stuttgart und einer geht Abends wieder dahin zurück, überdieß trifft täglich eine Cariol von Alpirsbach über Dornhan ein und geht wieder die gleiche Route zurück. Jeden Mittwoch fährt ein Frachtfahrer nach Stuttgart und kehrt Sonntag Abends wieder zurück; der gleiche Bote fährt auch wöchentlich einmal nach Schiltach. Ein Nagolder Frachtfahrer kommt jeden Dienstag Abend| im Ort an und kehrt am Mittwoch Mittag wieder zurück nach Nagold. Ein fahrender Bote kommt am Mittwoch von Oberndorf und geht wieder zurück. Fahrende Amtsboten kommen von Binsdorf und Rosenfeld und von den übrigen Bezirksorten fußgehende Amtsboten jeden Montag, Mittwoch und Samstag in die Stadt.

Kirchliche und Lehranstalten. An der Stadtpfarrkirche sind ein Stadtpfarrer, der zugleich das Decanatamt bekleidet, und ein Diakon angestellt. Zu der Kirchengemeinde gehört außer der Stadt noch Geroldseck, Schnaithof, Viehhaus und Weilerhaus. Der erste evangelische Stadtpfarrer war Alexius Berschein von 1536–1561. Sulz und das Amt erhielten unstreitig gleich anfänglich einen eigenen Superintendenten, im Jahr 1583 aber gab der damalige Superintendent und Stadtpfarrer David Michael die Superintendenz an den Abt zu St. Georgen ab. In der Folge vertrat der Abt zu Alpirsbach dieses Amt; als aber im Jahre 1617 M. Christoph Binder Stadtpfarrer zu Sulz wurde, ist ihm zugleich auch die Superintendenz wieder übertragen worden, welche seine Nachfolger bis jetzt beibehielten. Der erste Diacon war M. Martin Kappler von 1555 bis 1559.

Als Lehranstalten befinden sich in Sulz:

1. Eine lateinische Schule, an der ein Präceptor unterrichtet. Der erste Präceptor war M. Balth. Bästlin von 1568 bis 1572; früher war diese Stelle mit dem Diaconat verbunden. Schon im Jahr 1417 ist M. Adelhart als Schulrektor hier angestellt gewesen.

2. Eine im Jahr 1847 mit einem jährlichen Staatsbeitrag von 250 fl. errichtete Realschule, an der ein Reallehrer unterrichtet.

3. Die Volksschule, bestehend aus 4 Klassen, die Knaben, Mädchen, Mittel- und Elementarschule mit 3 Schulmeistern und 1 Unterlehrer, von welchem zugleich das Amt eines Organisten und Musikdirectors versehen wird.

4. Eine Sonntagsgewerbeschule zur Heranbildung der Lehrlinge und Gesellen.

5. Eine Industrieschule, an der 2 Lehrerinnen angestellt sind.

6. Eine Sonntagsschule.

Mit der lateinischen und Realschule ist eine Turnanstalt verbunden; auch besteht eine Zeichnenschule, an der jeden Mittwoch und Sonntag der Reallehrer Unterricht ertheilt.

Für literarische und gesellige Unterhaltung bestehen:

Eine Privat-Lesegesellschaft (Museum), die etwa 200 Bände besitzt und ein Liederkranz.

| Für Zwecke der Wohlthätigkeit bestehen:

1. Ein Verein unter der Leitung des dermaligen Decan Lang, welcher Armen und Kranken Kost reicht.

2. Ein Frauenverein, der für Kleidung unbemittelter Confirmanden und Weihnachtgeschenke für ärmere Kinder sorgt.

Auch ein Leichenverein ist vorhanden, an dem sich der größte Theil der Ortseinwohner betheiligt.

Der Gemeindehaushalt (vergl. Tabelle III) ist geordnet und die Gemeindeschadensumlage beträgt gegenwärtig etwa 2000 fl. jährlich. Das Gemeindevermögen besteht theils in Kapitalien, theils in Grundbesitz und zwar letzterer in 134/8 Morgen, 8,9 Ruthen Gärten und Länder, 416/8 Mrg. 2,1 Ruth. Äcker, 304/8 Mrg. 6,6 Ruth. Wiesen, 3807/8 Mrg. 6,8 Ruthen Weiden, Steinbrüche u. s. w. und etwa 800 Morgen Waldungen. Die Waldungen, meist aus Nadelhölzern bestehend, sind in gutem Zustande und ertragen jährlich 500 Klafter, welche theils als Langholz, theils als Brennholz verkauft werden, was der Gemeinde eine jährliche Rente von 6000 fl. sichert.

Überdieß bezieht die Gemeinde Stand- und Brettergeld an Märkten 100 fl.

Unter dem Vermögen der Stiftungspflege (s. Tab. III) befinden sich etwa 1200 fl., deren jährliche Zinse zur Unterstützung der Ortsarmen verwendet werden; von diesen Armenstiftungen nennen wir:

  1. Die Becherer’sche Stiftung mit 440 fl.
  2. Die Ammüller’sche Stiftung mit 200 fl.
  3. Die Hartmann’sche Stiftung mit 200 fl.
  4. Zwei Lang’sche Stiftungen à 100 fl.
  5. Die Schmoller’sche Stiftung mit 200 fl. etc.

Bedeutendere Stiftungen sind:

  1. Das Fleck’sche Stipendium, welches jährlich 3 Söhne von Bürgern zu Sulz genießen sollen, gestiftet von Dr. Fleck † 1613 in Tübingen, dessen Vater von 1560–1576 Untervogt in Sulz war. Vermöge der Stiftungsurkunde sollten es solche seyn, die in der sog. Fleck’schen Stube der Burse in Tübingen wohnten. Das Stipendium war für die damaligen Zeiten beträchtlich, denn schon im Jahr 1701 erhielten 4 Studirende jeder jährlich 55 fl. Das Stipendium wird von der Universität Tübingen verwaltet; doch hängt die Einsetzung zum Theil von dem Magistrat in Sulz ab, weil Bürgerssöhne der Stadt ein vorzügliches Recht daran haben. Gegenwärtig beträgt die Stiftung gegen 33.000 fl.
  2. Das Faber-Gräter’sche Stipendium von Bürgermeister Philipp| Friedrich Faber im Jahr 1755 im Betrag von 1200 fl. zur Unterstützung fähiger Bürgersöhne von Sulz, welche Theologie, die Rechte oder die Arzneikunst studiren, mit der Bedingung gestiftet, daß so lange keine Zinse ausgetheilt werden sollen, bis das Kapital zu 2000 fl. angewachsen ist und alsdann die Zinse aus den übrigen 800 fl. zur Unterstützung von Armen verwendet werden sollen. Gegenwärtig beträgt das Kapital 2600 fl. Die Verwaltung des Stipendiums hat der Kirchenconvent in Sulz.
  3. Die Erlach’sche Stiftung mit 3000 fl. für christliche Hausarme, Wittwen und Waisen der Stadt Sulz im Jahr 1595 gestiftet von Johann Erlacher von Nennbach, welcher bei seinem Vetter Oswald von Lichtenstein, in dessen Schloß zu Neckarhausen starb. Im Jahr 1817 war die Stiftung zu einer Summe von 17.380 fl. herangewachsen.
  4. Die Gaist’sche Stiftung für christliche Hausarme der Stadt. Im Jahr 1732 stifteten der Richter und Spitalmeister Johann Georg Gaist und seine Gattin Agnes Marie, eine Tochter des verstorbenen Dekans M. Lucas Osiander, 1050 fl. an Geld, 115 Schffl. Dinkel und 160 Schffl. Hafer. Die Tochter derselben, Magdalena Barbara, unter dem Volk als das Gaisten Madele noch wohl bekannt, stiftete im Jahr 1742 zu Anschaffung einer neuen Orgel und Ausbesserung der Kirche 2000 fl. Erstere Stiftung ist bis zum Jahr 1817 zu 7266 fl. angewachsen. Beide Stiftungen, die Erlach’sche und Gaist’sche wurden im Jahr 1817 vereinigt und als Armenstiftung bis zum Jahr 1832 besonders verwaltet und dann mit dem Spitalvermögen, das 44.000 fl. beträgt, zusammengeworfen.
  5. Die Bauder’sche Stiftung, im Jahr 1817 mit 3000 fl. von der Tochter des Dekans Bauder zur Erweiterung des Gottesackers, wie zur Verbesserung der Kirchenmusik und zur Errichtung einer Singschule gestiftet. Die Rechnung über diese Stiftung soll jährlich auf Martini bei dem Kirchenconvent geschehen. Gegenwärtig beträgt sie 2000 fl.
  6. Die Ludwig’sche Schulstiftung, von C. F. H. v. Ludwig, Banquier in der Capstadt auf dem Vorgebirg der guten Hoffnung, im Betrag von 1000 fl. mit der Bestimmung im Jahr 1828 gestiftet, die Hälfte der Zinse zu Prämien der lateinischen Schüler und die andere Hälfte zur Belohnung für verdiente Lehrer der Volksschulen in Sulz zu verwenden.
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Wappen der Stadt Sulz.
Wappen der Stadt Sulz.

Das Wappen der Stadt ist ein schwarzer Schild, in dessen Mitte das Geroldseck’sche Wappen (ein goldner Schild mit rothem Querbalken); zu beiden Seiten des Mittelschildes sind weiße Hacken angebracht, wie sie, um die Siedpfannen im Salzwerk zu halten, gebräuchlich waren. Später, im Jahre zu 1596 wurde auch ein württembergisches Hirschhorn in das Wappen aufgenommen und die beiden Hacken wurden mehr und mehr bloße Verzierungen.

Die Saline[5] ist, wie sich aus dem Namen der Stadt ergibt, wohl so alt oder noch älter als der Ort; sie war nahe daran wegen des geringen Gehalts ihrer Soole einzugehen, wenn nicht im Jahre 1840 bei Bergfelden, 1 Stunde südöstlich von Sulz, bei 451′ Tiefe ein Steinsalzlager von 40′ Mächtigkeit erbohrt worden wäre. Die im Jahr 1839 begonnenen Bohrversuche ergaben in dem 1618,6′ über der Meeresfläche gelegenen Bohrloch Nr. 1 folgende Gebirgsschichten: Muschelkalkdolomit 41,8′ mächtig, Hauptmuschelkalk 202,6′ mächtig, Mergel und Stinkkalk 76′ mächtig, Anhydrit und Salzthone 123,1′ mächtig und endlich das hierauf folgende Steinsalz, welches auf 40,2′ abgeteuft wurde ohne sein Ende zu erreichen. Die Tiefe des Bohrlochs beträgt somit, 20,5′ für den Bohrschacht zugerechnet, 504,2′. Im zweiten Bohrloch 61′ von dem ersten entfernt, fand sich unter gleichen geognostischen Verhältnissen das Steinsalz in einer Tiefe von 466′.

Die Soole wird durch ein vom Mühlbach getriebenes Rad gehoben und über eine Anhöhe theils in eisernen, theils in hölzernen Teicheln auf eine Erstreckung von 14.300′ zu den Siedeinrichtungen in Sulz geleitet. Der Gesammtaufwand für diese Einrichtungen, einschließlich des Ankaufs der erforderlichen Grundstücke und Wasserkräfte, wurde nach Abzug des Erlöses für entbehrlich gewordene Gebäulichkeiten, auf 44.000 fl. berechnet.

Auch zu Gewinnung von Hallerde wurde im Jahr 1847 thalaufwärts| vom alten Hallerdenbau, welcher baufällig geworden und 1849 einstürzte, ein neuer Stollen auf 71,76 Lachter getrieben.

Die Saline in Sulz, unter den württembergischen Salinen der Production nach die schwächste, lieferte in den Jahren

  1845–46 1861–62
Kochsalz 17.392 Centner 22.480 Centner
Haalbözig 496 Simri 2684 Kübel
Hallerde 43.547 Kübel[6] 76.923 Kübel
Mutterlauge 3000 Centner
Pfannenstein 200 Centner 620 Centner

Der Soolenverbrauch war im Jahr 1845–46 120.960 Kub. Fuß und 1 Kub. Fuß Soole ergab 14,37 Pfd. Salz; im J. 1861 bis 1862 war der Soolenverbrauch 184.953 Kub. Fuß und 1 Kub. Fuß Soole ergab 12,4 Pfd. Salz.

Dem Gehalt nach steht die Sulzer Soole gegen die volllöthigen Soolen der übrigen württ. Soolen zurück, da sie nur 24% Kochsalz enthält. Um bessere Soole zu gewinnen ist in neuester Zeit ein weiteres Bohrloch bei Bergfelden niedergeschlagen worden.

Das Kochsalz von Sulz ist weiß, von mittlerem Korn, trocken, die Lösung ist trübe, wird auf Zusatz von wenig Salzsäure langsam klar, bis auf einige Körnchen, die sich erst in mehr Salzsäure lösen. Der in Wasser unlösliche Rückstand enthält neben kohlensaurem Kalk auch Eisenrost. Die chemische Analyse ergibt[7]:

Kochsalz 96,2077
Schwefelsaurer Kalk 1,6322
Kohlensaurer Kalk 0,0343
Chlorcalcium 0,0252
Wasser 2,1006
  100,0000

Die Mutterlauge enthält in 100 Theilen folgende Bestandtheile:

Chlornatrium 25,271 = 15,3268 Chlor
Bromnatrium 0,017
Chlorcalcium 0,116 = 0,0745 Ch
Chlormagnesium 0,531 = 0,3951 Ch
15,7964 Chlor
Schwefelsaurer Kalk 0,468
Salze 26,403
Wasser 73,597
  100,000
| Auf 1 Pfd. Mutterlauge von 7680 Gran kommen daher:
Chlornatrium 1940,81 Gran
Bromnatrium 1,35 Gi
Chlorcalcium 8,91 Gi
Chlormagnesium 40,78 Gi
Schwefelsaurer Kalk 35,94 Gi
      Salze 2027,79 Gran
      Wasser 5652,21 Gi
  7680,00 Gran

Ein weiteres Hauptprodukt ist die Hallerde, ein Salz und Gyps haltender Thon, der mit Mutterlauge genezt ein vortreffliches, viel gesuchtes Düngungsmittel liefert. Die Hallerde wird seit dem Jahre 1630 im Neckarthale oberhalb Sulz bergmännisch abgebaut.

In 100 Theilen Hallerde wurde gefunden:

Thon 22,00
Eisenoxyd mit Thonerde 7,51
Schwefelsaurer Kalk 46,95
Kohlensaurer Kalk 9,04
Kohlensaure Bittererde 9,88
Chlornatrium 1,09
Wasser 4,25

Nach einer Analyse des Bergraths Xeller sind die Bestandtheile der benetzten Hallerde folgende:

Wasser 12,390
Kieselerde und kieselsaure Salze 18,525
Eisenoxyd und Thonerde 4,675
Chlornatrium 3,137
Schwefelsaure Kalkerde 49,257
Kohlensaure Kalkerde 5,758
Kohlensaure Bittererde 6,376
  100,118

Die Zahl der Arbeiter auf der Saline Sulz beträgt gegenwärtig 42, von denen etwa die Hälfte zum Abbau auf Hallerde verwendet wird.

An der Saline sind angestellt ein Salinen-Verwalter, der zugleich Kassier ist und ein Platzmeister mit der Funktion eines Controleurs.

| Der Absatz des gewonnenen Salzes geht in die Oberämter Sulz, Horb, Herrenberg, Tübingen, Oberndorf, Freudenstadt und Nagold.

Der hiesige Salzbrunnen stand im Hauptgenuß der Herren der Umgegend, also in dem der Grafen zu Sulz zur Zeit ihrer Blüthe. Graf Berthold von Sulz beschenkte um die Mitte des 13. Jahrhunderts das Nonnenkloster Frauenalb mit einer Salzhalle, welche letzteres 1252 für 35 Pf. Heller an die Nonnen zu Kirchberg verkaufte.[8] Die Rechtsnachfolger der Grafen von Sulz, die Herrn von Geroldseck theilten bei einer Erbtheilung im Jahre 1383 auch das Recht und die Einkünfte des Salzbrunnens unter sich. Unter diesen Herren stehend, hatten die Gut von Sulz einen bedeutenden Antheil an der Saline. Allmählig erscheinen auch Sulzer Stadtbürger u. A. im Besitz von Pfannen, wie denn schon 1382 Hanns der Kupfirsmit (Kupferschmied) ein Gesöd besaß. Im 15. Jahrhundert erwarben die Klöster Wittichen (Heidelb. Jahrb. 1856b, 741) und Alpirsbach Theile am hiesigen Gesöd. Die späteren 14 Hallen, von denen einige an die Kellerei Sulz Salz und Geld zinsten, hatten ihre besonderen, von ihren Besitzern herrührenden Namen, wie Lenzin Ruoffen-Halle, Bastian Höschen-Halle etc. Auch die geistliche Verwaltung, Namens der St. Wendelinscapelle, hatte einen Theil der Saline. Im Jahr 1735 kaufte die Herrschaft zu ihrem frühern bedeutenden Besitz vollends alle Salinentheile an sich. (S. auch unten.)

Die älteste, ursprünglich einzige Salzquelle befand sich auf dem Marktplatz in einem 40–50′ tiefen, ausgemauerten Schacht und um ihn herum standen bis zum Jahr 1570 auf der Stelle des damals daselbst erbauten Rathhauses 14 Hallen, in welchen die Soole gesotten wurde. Im Jahr 1571 wurden die Hallen abgebrochen und auf dem unteren Wöhrdt ein Siedhaus mit 4 Pfannen errichtet. Der jährliche Ertrag war damals 6000–6500 Cent. Salz. In den Jahren 1568 war die jährliche Ausbeute an Kochsalz 33.000 Simri, 1594 bei dreigradiger Soole 18–20.000 Simri, 1626 12.500 Sri., 1627 23.000 Sri., 1633 19.000 Sri. und 1726 18.000 Sri. Erst im Jahr 1735 wurde das erste eigentliche Gradirhaus von dem Baudirektor v. Herbort erbaut; 1751 errichtete man ein 2tes, 3tes und 4tes Gradirhaus. Nach Errichtung der Gradirhäuser war der jährliche Ertrag in den Jahren 1735 13.500 Sri.,| 1738 bei 31/2gradiger Soole 16.500 Sri., 1748 22.500 Simri und 1762 bei 3/8gradiger Soole nur noch 8000 Simri. Da die Soole allmählig viel schwächer geworden war, wurde der Dänische und Churpfälzische Geheimerath und General-Salinendirektor von Beust berufen und sodann unter seiner, später unter des Salzfaktors Heß und Salinen-Inspektors Schmid Leitung bergmännische Arbeiten zu Gewinnung gehaltreicherer Soole unternommen und in Folge derselben drei neue Quellen erbohrt, welche im Jahr 1823 ungefähr 7000 Cent. Kochsalz und 200 Cent. Viehsalz lieferten. In dem gleichen Jahre wurden auch 22.700 Kübel Hallerde abgegeben.

Im Jahre 1645 waren bei der Saline etliche hundert Personen beschäftigt. Die Arbeiten im Schacht gingen früher Tag und Nacht fort, wobei die Arbeiter in Rotten abgetheilt waren, welche sich ablösten; im Jahr 1809 arbeiteten noch 70–80 Personen und im Jahr 1835 nur noch 50.

Von Überresten aus der grauen Vorzeit sind anzuführen:

1. Eine ziemlich ausgedehnte römische Niederlassung, die südlich vom Ort, oberhalb der Vöhringer Steige, gerade an der Stelle lag, wo 2 Römerstraßen, die eine von Rottweil, die andere von Vöhringen herkommend, zusammentreffen; man fand daselbst in neuerer Zeit bei Anlage der neuen Straße die Reste eines Hypocaustums, viele Bruchstücke römischer Zügel, Amphoren, Gefäßen von Sigelerde, tubuli etc. Weitere Untersuchungen des Verfassers zeigten die ähnlichen Spuren auf einer Fläche von etwa 10 Morgen. In der Nähe dieser Stelle befindet sich der altgefaßte sog. Herrenbrunnen und ein abgegangener Weiher.

2. In der Stadt, am Fuß der neuen Hopfauer Steige, wurden im Jahr 1852 Reihengräber aufgedeckt, die neben den menschlichen Skeletten kurze einschneidige Schwerdte (Sachse), ein zweischneidiges langes Schwerdt, Bronceringe, Perlen von Thon und Glas, eine eiserne mit Silber eingelegte Gürtelschnalle etc. enthielten.

3. Auf dem sog. Kutschers Scheuerle (südlich vom Ort) stand die bereits erwähnte Burg; man findet daselbst noch viele Hohlziegel, Mauersteine etc.

4. Etwa 3/4 Stunden oberhalb der Stadt lag im Neckarthale der längst abgegangene Ort Bezenhausen.

Noch ist des sog. gähnenden Steins zu erwähnen, eine etwa 8′ breite Spalte, welche sich oben an einer östlich von der Stadt gelegenen Bergspitze in einem Muschelkalkfelsen befindet. Diesen Punkt, von dem man eine sehr schöne Aussicht genießt, ließ Oberförster Graf| v. Uxküll durch Wege, Anpflanzungen etc. verschönern und zugänglicher machen.

Unweit des in der Nähe des Sulzer Viehhauses gelegenen Steinbruchs wurde vor etwa 120 Jahren auf Quecksilber gebaut, jedoch wegen der geringen Ausbeute die Arbeit bald wieder eingestellt.

Zu der Gemeinde Sulz gehören:

1. Geroldseck[9], Hof mit Albeck, Schloßruine, liegt freundlich 1/2 Stunde südwestlich von Sulz oben an dem Rand des tiefeingeschnittenen Weiherbach-Thälchens, das bei Sigmarswangen beginnt und unterhalb Albeck in das Neckarthal eingeht. Den Hof erkaufte im Jahr 1836 Freiherr v. Hayn, welcher die heruntergekommenen Hofgebäude abbrechen, und an deren Stelle, nach dem Plan des Hofbaumeisters Zanth, ein im modernen Styl gehaltenes Wohngebäude, nebst ansehnlichen Öconomiegebäuden erbauen ließ. Gutes Trinkwasser liefern hinreichend zwei laufende Brunnen. Das mit wenig Ausnahmen eben gelegene Gut, welches aus dem ehemals zu dem Burghof gehörigen und einem weiteren, von dem gegenwärtigen Besitzer erkauften Areal besteht, hat einen Flächenraum von 5027/8 M. 44,7 Ruth., worunter 31/8 M. 39 Ruth. Gebäudeareal, 302 M. Ackerland, 18 M. Hopfenland, 724/8 M. Grasgärten und Wiesen, 11/8 M. Küchegarten, 6/8 Mrg. Weinberg, 664/8 Mrg. Weideland, 284/8 M. Waldungen, 7/8 Mrg. Weiher- und Bachbett, 94/8 Mrg. 3,5 Ruth. Wege. Die klimatischen und Bodenverhältnisse sind im Allgemeinen günstig, letztere bestehen aus einem fruchtbaren Diluviallehm, der in verschiedenen Tiefen theils von der Lettenkohlengruppe, theils von dem Hauptmuschelkalk unterlagert wird. An einzelnen Stellen treten die Unterlagen der Oberfläche so nahe, daß sie Einfluß auf den Boden äußern und alsdann entweder einen sandigen Lehm oder einen kalkreichen Boden liefern. Das Gut, welches früher ziemlich heruntergekommen war, hat sich in Folge der rastlosen und umsichtigen Bemühungen des gegenwärtigen Besitzers, Freiherrn v. Hayn, wesentlich gebessert und einträglicher gestaltet; es wird von demselben in folgenden 7 Schlägen rationell bewirthschaftet: 1) stark gedüngte Brache, 2) Kohlreps, 3) Winterwaizen mit Klee, 4) Klee, 5) Winterwaizen, 6) Senf, Gerste, Haber mit halber Düngung, 7) Luzerne. Überdieß werden Hopfen mit dem besten Erfolg gepflanzt. Der| durchschnittliche Ertrag eines Morgens beträgt 4–5 Schffl. Waizen, 4–5 Schffl. Gerste, 8–10 Schffl. Dinkel und 5–6 Schffl. Haber. Die Obstzucht, welche sich mit allen Sorten von feinerem Tafelobst wie auch mit Mostobst beschäftigt, ist ausgedehnt und hat sich in neuerer Zeit sehr gehoben. Der nur auf 6/8 Morgen an der südlich gelegenen Schloßhalde getriebene Weinbau (Klevner) liefert in günstigen Jahren ein angenehmes Gewächs (etwa 4 Eimer pr. Mrg.). Ein schöner Viehstand, aus etwa 50 St. bestehend (Schweizerrace mit Holländer Kreuzung) ist aufgestellt; der Milchertrag wird an eine Käserei verpachtet. Überdieß laufen auf dem Gut 556 Stück Bastardschafe, deren Wolle, wegen ihrer Feinheit zu 140–150 fl. per Centner verkauft wird.

Im Jahre 1710 gab Herzog Eberhard Ludwig den Hof Burgösch mit Schloß Albeck zu einem Afterlehen dem Oberhofmarschall Graf Fried. Wilh. von Gräveniz, welcher jedoch 1733 diesen Besitz wieder herausgeben mußte (s. auch Marschalkenzimmern). Darauf wurde derselbe als Kammerschreibereigut mit der Schloßverwaltung Marschalkenzimmern verbunden, im Jahr 1807 jedoch hievon getrennt und zum Eigenthum der Finanzkammer gezogen. Früher verpachtet, wurde er 1832 an zwei Bauern für 53,100 fl. überlassen. (Das Weitere s. oben; über Burgösch überhaupt s. Köhler 179–184.)

Die etwa 1/8 Stunde vom Hof entfernten Ruinen der ehemaligen Burg Albeck[10] liegen malerisch auf der äußersten Spitze eines schmalen, auf 3 Seiten schroff und hochansteigenden Bergrückens, der sich zwischen dem Neckarthal und dem Weilerbach-Thälchen hinzieht. Die Burg war demnach auf drei Seiten von Natur unzugänglich, während sie auf der westlichen, zugänglichen Seite mittelst eines tiefen, in den Muschelkalk gehauenen, quer über den Bergrücken geführten Grabens befestigt wurde. Auf dieser durch den Burggraben abgeschnittenen Bergspitze stand nun die sehr namhafte wohl befestigte Burg, die aus drei Abtheilungen bestand und zwar aus dem Vorhof, an dessen Mauern drei viereckige Thürme sich befanden; unter einem derselben führte der vordere Eingang in den Vorhof und von diesem gelangte man durch ein zweites Thor in die eigentliche, auf der höchsten Stelle der Bergspitze gelegene Burg, die aus dem, mit einer besonderen Mauer umfriedigten Hauptgebäude (Schloß) und einigen Nebengebäuden bestand, und mittelst eines Grabens von der| sog. hinteren Burg getrennt war; letztere, welche auch den Schloßgarten einschloß, zerfiel wieder in zwei durch eine Mauer getrennte Abtheilungen, von denen sich die westliche an den tiefen Burggraben anlehnte. Das Ganze war mit einer starken Mauer umfriedigt. Von diesem großartigen Bergschloß schauen jetzt nur noch die Trümmer in das freundliche Neckarthal und auf die nahe gelegene Stadt Sulz, immer noch eine Zierde der Umgegend bildend.

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Die Burg, welche von jeher Besatzung hatte, und den Obervögten und Untervögten als Sitz, auch als Hochwache für die Stadt diente, hat im Lauf der Zeit durch Eroberung, Brand etc. öfters gelitten (eine Hauptzerstörung scheint durch die Franzosen 1688 verübt worden zu seyn. v. Martens 520, vgl. auch unten) und kam allmählig immer mehr herunter bis endlich im Jahr 1807 auch die auf derselben unterhaltenen, mit Wächtern besetzte Hochwache vollends abging. Nach dem großen Brande, der Sulz im Jahr 1794 heimsuchte, fiengen mehrere Bürger von Sulz an, das Material zum Wiederaufbau ihrer Wohnungen von den Ruinen des Schlosses zu beziehen und diese theilweise abzutragen. Dessenungeachtet ist dieselbe immer noch sehr namhaft und gehört zu den schönsten Ruinen des Königreichs. Von der Hauptburg stehen theilweise noch die vier massiven 10′ dicken Wände des ehemaligen Schlosses mit gepaarten und gedreiten Fenstern, von denen einzelne der Übergangsperiode angehören. Über dem Eingang an der Nordseite des Schlosses sind zwei sehr alte Wappen, von denen eines den Herren von Geroldseck, das andere den Herren von Urslingen angehörig, angebracht. Ein Konrad von Geroldseck hatte im Jahr 1361 eine Anna von Urselingen zur Gemahlin (Steinhofer 2, 423) und ohne Zweifel stammt auch der Eingang aus dieser Periode, indessen deuten noch manche Theile, namentlich die aus Bossagen erbauten Mauern auf ein noch höheres Alter der ursprünglichen Burg. Das Innere des Schloßgebäudes enthält außer einem Kammergewölbe noch die Überreste des ehemaligen Kamins, welches den Kaminen in den Thürmen zu Besigheim, Neipperg, Liebenstein und in dem Schleglerschloß zu Heimsheim ähnlich ist und das hohe Alter der Burg bekundet; ferner eine im früh germanischen Styl gehaltene Wandnische und tief in die Mauern eingehende Fensternischen, in welchen je zwei einander gegenüber stehende steinerne Bänke angebracht sind. In einer von diesen Fensternischen haben sich noch Reste der früheren Wandmalereien erhalten. Außer den Überresten des ehemaligen Schloßgebäudes stehen noch theilweise die Befestigungsmauern, welche das Schloßgebäude und| den innersten Hofraum umschlossen haben; in letzterem befindet sich ein verschütteter Ziehbrunnen und eine schön wüchsige Linde, welche sich hier ansiedelte, trägt zur malerischen Ansicht dieser Gruppe wesentlich bei. Auch die äußere Mauer, welche sämmtliche Burggebäude, wie überhaupt den ganzen Burgraum umfriedigte und befestigte, ist mehr oder weniger noch vorhanden und enthält theilweise noch den ehemaligen sog. Umgang.

2. Schnaithof, Hof, 1/2 Stunde nordöstlich von Sulz auf der Hochebene zwischen dem Neckar- und Glattthale frei gelegen.

Der Hof wurde im Jahr 1830 von Rechtskonsulent Dr. Pfäfflin neu erbaut und demselben der Name Pfäfflinshof beigelegt. Nachdem er im Jahr 1845 abgebrannt war, wurde er im folgenden Jahre wieder aufgebaut und besteht jetzt in einem zweistockigen Wohngebäude, einem Öconomiegebäude, einem Schopf und einer Ziegelhütte. Im Jahr 1856 erhielt der Hof den Namen Schnaithof von einem nahe gelegenen Wiesenbezirk „Schnait“ genannt.

Ein Pumpbrunnen liefert das nöthige Wasser.

3. Viehhaus, Hof, liegt 3/4 Stunden westlich von Sulz einsam im Walde auf der Hochfläche zwischen dem Neckar und dem Lochbrunnenbach. Das ursprüngliche Viehhaus gehörte der Stadt und diente nicht allein dem sog. Gusthirten zur Wohnung, sondern auch zu Übernachtung der Viehheerde, welche den Sommer über in den Stadtwaldungen weidete. Im Jahr 1827 wurde das Viehhaus nebst 10 Morgen Allmandfeld an Gottlieb Bippus von Hopfau verkauft, der zuvor schon Feldgüter in der Nähe besaß. Im Jahr 1834 wurde ein Wohnhaus nebst Scheune und Stallung unter einem Dach erbaut, das Johannes Bippus (Sohn) besitzt und im Jahr 1849 entstand endlich noch ein drittes Wohngebäude, welches im Besitz des Gottlieb Bippus (Sohn) ist. In trockenen Sommern entsteht Wassermangel, so daß die Einwohner genöthigt sind, ihr Wasser in Sulz zu holen.

4. Weilerhaus, ein einzeln stehendes Haus nebst einem Öconomiegebäude, das 1/2 Stunde südwestlich von Sulz, am Fuß des Albecker Schloßberges liegt; es wurde im Jahr 1786 von dem herrschaftlichen Waldmeister Greiner neu erbaut.

Die erstmalige Nennung des Ortes Sulz, als Sulza villa fällt ins Jahr 790[11], als ein gewisser Cozbert auf hiesiger Dingstätte das| Kloster St. Gallen mit seinem Besitzthum in der Bertholdsbaar beschenkte (Württ. Urk.-Buch 1, 39). Zur Stadt ist wohl Sulz nach der Mitte des 13. Jahrhunderts geworden. Ihr Wappen (siehe oben) erhielt die Stadt erst nach ihrer Ankunft an das Haus Geroldseck.

Am 26. October 1284 verlieh ihr K. Rudolf im Lager vor Waldeck die nämlichen Freiheiten, welche Freiburg im Breisgau hatte nebst dem Rechte, jeden Donnerstag einen Wochenmarkt zu halten. Solche Freiheiten galten übrigens hauptsächlich den privatrechtlichen Verhältnissen der Einwohner, so daß Freiburg Oberhof für Sulz wurde, keineswegs der Verfassung. Im Jahr 1285 ertheilte Heinrich Graf von Veldenz, Herr von Geroldseck seiner Stadt Sulz einen Freiheitsbrief, laut dessen sie in einem besonders umsteinten Bezirk ihrer Umgebung die Gerichtsbarkeit bekam und die Frevel 5 Schillinge Tübinger betragen sollten (Köhler 201). Am 25. Juli 1348 ertheilte K. Karl an Walther von Geroldseck das Privilegium: daß man ihn und seine Mannen, Burger und Bauern, sonderlich seine Bürger zu Sulz um keine Sache vor das Hofgericht in Rottweil laden möge; wer die Bürger verklagen wolle, solle das vor ihrem Schultheißen thun.

Im Jahr 1552 schickte die Stadt einen „Auszug über ihr Herkommen, Freiheit, Statuten und Satzungen“ ein (Fischer’s Erbfolge 2, 279 ff.) folgenden Hauptinhalts: die Stadt war gefreit nach der Stadt Freiburg, welche auch ihr Obergericht war, bis sie unter württembergische Herrschaft kam. Im Mitgenuß ihrer Freiheiten stand ein bestimmter Bezirk der Umgegend, in dem sie die Frevel und Bußen bis zu 5 Schilling einzog (vergl. oben); größere Frevel an 3, 5, 10 Pf. Hellern gehörten der Herrschaft, in der Stadt selbst durfte das Gericht bis zu 1 Pf. Heller strafen. Wenn Erbhuldigung gethan wurde, geschah es mit Vorbehalt „den armen Leuten, Stadt- und Amts-Zugehörigen ihre Rechte zu handhaben“. Wenn eine leibeigene Person beiderlei Geschlechts mit Willen des Landesherrn ins Bürgerrecht aufgenommen wurde, so war sie von Leibsteuern, Leibhennen und Todfall frei, bis sie das Bürgerrecht wieder aufgab. Bei der Ausnahme ins Bürgerrecht wie bei der Aufgebung desselben mußten jedesmal 5 Schillinge entrichtet werden[12].

Auch in Sulz galt das Verfangenschaftsrecht; das Überlebende von zwei Eheleuten hatte nur die Nutznießung und durfte „Haus| und Hof nur mit Kundschaft und Verwilligung des Schultheißen, Bürgermeisters und Gerichts angreifen, wenn Hungersnoth einfiel und es sonst nichts hatte, noch gewinnen konnte“. Wenn keine Kinder da waren, erbten die Geschwister der Eheleute oder ihre Kinder; Enkel beerbten ihre Großeltern nicht den Stämmen, sondern den Häuptern nach.

Die Appellation war gestattet bei Summen von 5 bis 20 Pf. Heller ans Obergericht; bei Summen über 20 Pf. Heller ans Hofgericht und der Appellant mußte schwören, daß er wegen redlicher Beschwerden appellire. In peinlichen und strafbaren Sachen aber durfte nicht appellirt werden. Lehenssachen mußten an das Lehensgericht, geistliche Sachen an die betreffenden Gerichte verwiesen werden.

Bei einem ausgebrochenen Gant hatten den Vorzug die Herrschaft, der Heilige oder Armenkasten, die älteste Verschreibung und der Liedlohn. Wenn Jemand ein Pfand verkaufen wollte, mußte er dem Amtmann 3 und dem Stadtknecht 2 Heller geben, worauf es dann öffentlich feilgeboten wurde.

Am 21. Febr. 1491 ertheilte Graf Eberhard im Bart der Stadt einen Freibrief, wodurch ihr gegen 40 fl. jährlich die herrschaftlichen Wiesen im Neckarthal auf ewige Zeiten verliehen und die Bürger von Frohnen im Burgösch befreit wurden. Doch sollten sie die jährlich auf dem Burgösch verfallenden Früchte dahin führen und barnen und den Obervögten ihre 10 Mannsmad Wiesen mähen und einheimsen (Köhler 79, 89, 90).

Neben dem Vogt war in Sulz, seit es württembergisch geworden, öfters auch ein Obervogt, der gewöhnlich über mehrere Ämter gesetzt war. Die Stelle eines Schultheißen als ersten Stadtvorstehers aber wurde 1535 mit der des Untervogts vereint. Der Schultheiß war Vorstand des Stadtgerichts, das schon von alten Zeiten her, der Gewohnheit nach, aus 12 Richtern bestand; der Vorstand des Raths war der Bürgermeister; bei wichtigeren Verhandlungen wurden auch vier ehrbare Männer aus der Gemeinde, die Vierer genannt, zu den Rathsversammlungen gezogen; Steuersetzer waren bald 1 Richter und 2 von der Gemeinde, bald 2 Richter und 3 von der Gemeinde, Untergänger waren es 5; der erste Stadtschreiber kommt 1519, der erste Forst- und Waldknecht 1548, der erste Spitalmeister 1568, der erste Amtspfleger 1701 vor.

In Betreff des hiesigen Salzwerks heißt es in den 1552 eingesandten Statuten der Stadt. Es sind hier 14 Hallen und Salzpfannen und in jeder Halle 2 Meister, davon zieht und wählt man| 2 Brunnenmeister und 12 Richter, die Gesödeträger genannt, welche besondere geschriebene Statuten haben, die sie am Neujahr bei Empfahung des Salzgesöds mindern, mehren und verändern dürfen, nachdem es die Nothdurft erfordert; wenn in strittigen und rechtlichen Sachen vor ihnen an dem Gesödgericht ein Urtheil ergeht und einer vermeint, dadurch beschwert zu seyn, so darf er ans Stadtgericht und von diesem weiter appelliren (Fischer, a. a. O. 2, 284).

Aufzeichnungen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts berichten, wie folgt: In Sulz ist ein reicher Salzbrunnen und das ganze Salzwerk in 14 Hallen getheilt, deren jede beständig um 3200 fl. angeschlagen ist. Davon hat der Herzog 51/2 Hallen und 1/32 und 1/64 und ist des ganzen Gesöds rechter Eigenthumsherr. Das wird von ihm an jedem Jahrstag dem ältesten Gut von Sulz im Namen aller Theilhaber verliehen.

Was die älteren Verhältnisse des Handels und Gewerbs und deren Förderungsmittel betrifft, so schlossen am 27. August 1476 die Herrschaften Hohenberg, Württemberg und die Stadt Eßlingen wegen des Flößens auf dem Neckar von Sulz an abwärts einen Vertrag, welchen sie unter dem 20. Oct. 1484 erneuten. – Von früherem Vorhandenseyn von Juden zeugt das zuerst 1575 vorkommende Judengäßlein. Vor dem 30jährigen Kriege blühte die Weberei, Tuch- und Zeugmacherei; Herzog Friedrich errichtete eine Leineweberzunft (1600). Im Jahr 1627, als die Stadt bereits zwei Märkte hatte, bekam sie das Recht, den einen auf den Mittwoch zu verlegen. Der französische Krieg am Ende des 17. Jahrhunderts und der große Brand von 1720 schadete dem Wohlstande sehr, deßgleichen das allmälige Entfremden der Siedantheile, welche früher eine so ergiebige Erwerbsquelle gewesen waren, aus dem Besitz der Bürger.

Angesessene fremde Adeliche waren die von Anweil (s. Marschalkenzimmern), welche im 17. Jahrhundert auf hiesigem Marktplatz ein Haus mit Fruchtspeicher und Scheune besaßen.

Der älteste bekannte hiesige Geistliche ist Albertus decanus de Sulze, 1277 Febr. 24 Zeuge in einer Urkunde des Klosters Kirchberg. Eine Prädikatur an der Kirche wurde 1491 gestiftet (St. A.). Längst ehe Sulz selbst an die Herrschaft Württemberg kam, gehörte dieser der Pfarrsatz und der Zehnten. Graf Eberhard von Württemberg belehnte im Jahr 1393 mit der Kirche um der besonderen Dienste willen, welche ihm Konrad und Walther von Geroldseck geleistet hatte, den noch minderjährigen Sohn Konrads. Auf den| St. Erhardi Altar der Pfarrkirche stiftete Eberhard im Bart von Württemberg noch als Graf im Jahr 1492 eine Caplanei.

Mit einem hiesigen Zehentantheil von Seiten Württembergs belehnt erscheinen z. B. die Ungericht bereits 1344 (Sattler, Gr. 4. Beil. S. 266, vgl. auch Köhler 91). Im 16. und 17. Jahrhundert trugen die von Neuneck Zehnten gleichfalls von Württemberg zu Lehen (Köhler 139).

Es bestunden allhier zwei weibliche Klöster, eines genannt die alte Sammlung, in der Vorstadt unweit des Spitals, und ein zweites genannt die Frauen in der Klosen, welches einen Marienaltar besaß. Letzteres, eine Beguinensammlung, welche um 1363 den Predigerorden annahm, stund im höchsten Stadttheile über der Kirche; als es durch die Reformation aufgehoben wurde, überließ Herzog Ulrich das Gebäude der Stadt zu einem Schulgebäude (Köhler 18. 19).

Von benachbarten Klöstern war das zu Alpirsbach schon um 1099 gleich nach seiner Stiftung mit hiesigem Gute bedacht worden (Wirt. Urk.-Buch 1, 316) und erwarb im 14., 15. Jahrhundert wiederholt Besitzungen. Sein Haus freite 1350 Walther von Geroldseck zu Sulz, deßgleichen seinen „Hof und Pfleghaus“ Eberhard im Bart von Württemberg noch als Graf den 25. Februar 1493 nebst aller Zubehör und mit Zustimmung vom Schultheißen und Gericht (Besold 284); dieses Gebäude stund – damals erbaut – vor dem untern Thore. Auch das Kl. St. Georgen erscheint 1369 allhier begütert.

Die Burg in Sulz und die Veste Albeck waren der Sitz der Grafen von Sulz, welche, wie die meisten Grafengeschlechter Schwabens, gegen Ende des 11. Jahrhunderts in die Geschichte eintreten, mit Graf Alwig, welcher 1095 das Kloster Alpirsbach mitstiftete. Sein Taufname blieb der vorherrschende bei der Familie, sonst kommen in der frühesten Zeit vor: Hermanne, Bertholde, Rudolfe. Ein Alwig macht sich bemerklich in dem Hoflager bei K. Konrad III. (1139. 1141. 1152), ein jüngerer dieses Namens bei Kaiser Heinrich VI. (1196), Hermann bei K. Otto IV. (1209) und K. Friedrich II. (1217), Berthold bei K. Heinrich VII. (1226)[13]. Ihre Hoheitsrechte und Besitzungen begriffen Theile der jetzigen Oberämter Sulz, Horb, Nagold, Freudenstadt. Einkünfte bezogen sie unter anderem aus der Sulzer Salzquelle. Eine (nicht näher nach ihren| Gränzen bezeichnete) Grafschaft in der Baar wurde nach der Mitte des 13. Jahrhunderts von dem Grafen Hermann von Sulz an Kaiser und Reich als hievon rührendes Lehen aufgesendet. Der am 4. Dec. 1282 zu Ehenheim vor K. Rudolf ergangene Rechtsspruch unterstellte die Wiederverleihung dieser Grafschaft dem K. Rudolf, welcher sie sofort an den Grafen Heinrich von Fürstenberg verlieh. Das Wappen der Sulzer Grafen war von Silber und Roth quergetheilt mit drei in das Silber gehenden Spitzen. In und um Sulz fast ganz baar ihres Stammbesitzes, aus dem sie übrigens doch noch im J. 1278 Hopfau und 1390 Holzhausen und Mühlheim zu veräußern hatten, hielten sie sich in den Schwarzwaldgegenden und anstoßenden Bezirken im Besitz von Ämtern; es erhielt Graf Rudolf von K. Karl IV. am 4. Nov. 1360 die Verwaltung des Hofgerichts in Rottweil (wie sich denn die Würde eines Erbhofrichters zu Rottweil als Reichslehen bei der Familie vererbte, Pfeffinger Vitriarius illustratus 4, 693) und wurde 1386 Vogt zu Hohenberg, Rottenburg, Horb, Haigerloch. Im Anfang des 15. Jahrhunderts hatte derselbe mit seinem gleichnamigen Sohn (gestorben als württembergischer Rath und Landhofmeister) die Veste Hohenberg sammt Zugehörungen inne, ihm „auf sein Lebtag in Vogt- und in Pflegweis verschrieben“ (Schmid, Mon. Hohenb. 821, über anderweitigen Pfandbesitz in dieser Gegend siehe eb. 809). Im 15. Jahrhundert war sein Bruderssohn Rudolf († vor 1433), welcher sich 1408 mit Ursula, Tochter des Grafen Hans von Habsburg-Lauffenburg verlobte, so glücklich durch diese Verbindung die Landgrafschaft im Klettgau zu erwerben, auf deren Burg Thiengen die Familie sofort ihren Hauptsitz hatte. Alwig († 1493), Sohn des ebengenannten Grafen Rudolf, erheirathete mit Verena von Brandis – Blumenegg, Vaduz und Schellenberg, welche Besitzungen sein Sohn Rudolf 1611 wieder veräußerte. Auch aus der Ferne war das Auge dieser Grafen auf Wiedererwerbung von Sulz gerichtet, namentlich 1459 u ff. das des Grafen Alwig von Sulz (s. unten). Im 30jährigen Krieg ließ sich Graf Karl Ludwig Ernst von Sulz diese Stadt und Amt von K. Ferdinand II. schenken, mußte aber, in die kaiserliche Ungnade gefallen, sie den 14. Oct. 1638 wieder an Herzog Eberhard III. herausgeben. Der Titel dieses Hauses in seinen spätesten Zeiten war: Graf zu Sulz, Landgraf im Klettgau, Herr zu Thiengen, Montelar, Münzburg und im Wiesenthal, des heiligen röm. Reichs Erbhofrichter. Auf der schwäbischen Grafenbank nahm es die 15. Stelle ein. Der Mannsstamm des in Kriegen und bei Friedenshandlungen oft genannten Geschlechts, erlosch den 21. Aug.| 1687 mit dem Sohn des zuletzt genannten, dem Grafen Johann Ludwig.

Die namengebende Stammburg dieser Grafen kam schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Ortenauer Familie der Herren von Geroldseck; neuere, wie Zeiller Topogr. Sueviae, nennen ohne Beleg das Jahr 1252 als Zeit dieses Übergangs. Wahrscheinlich, daß dem ersten Besitzer aus dieser Familie, Walther, Herr von Geroldseck, Lahr, Mahlberg, Schwanau († 1277), Heirat mit einer Sulzer Gräfin diese Erwerbung vermittelte; übrigens kennt man den Vater seiner Gemahlin Heilika nicht näher. Walthers Sohn Heinrich wurde 1270 durch Heirat Graf von Veldenz und erhielt 1277 in der Theilung der Herrschaften mit zwei Neffen unter anderem die Herrschaft Sulz. Dessen Sohn Walther von Geroldseck stiftete die geroldseck’sche Linie zu Sulz und starb 1289[14]. Unter diesen Geroldseckern ging bei Hanmann, Konrad, Heinrich und Walther (Söhnen Walthers) die Theilung vom Jahr 1383 gar ins Einzelne: Hanmann erhielt 1/4 der obern und der Vorburg, auch der Stadt Sulz (vom obern bis zum Brückenthor) und 2 Theile am Salzbrunnen, am Zoll, Umgeld und andern Einkünften, Konrad und Walther den übrigen Theil von Burg, Stadt und Saline, Heinrich aber wurde auf andere Güter verwiesen. Unter einem jüngeren Walther von G., als solcher 1347 mit andern schwäbischen Herren von K. Ludwig zu K. Karl IV. übergetreten war, erlitt Sulz im Anfang Herbst einen kurzen Anfall durch Herzog Stephan, Landvogt in Oberschwaben (Sohn K. Ludwigs); letzterer mußte unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil die Grafen Eberhard und Ulrich von Württemberg und mehrere Adelige den Geroldseckern zu Hülfe zogen (Stälin, Wirt. Gesch. 3, 232).

Das ganze Geroldsecker Geschlecht endete im Mannsstamm mit Jacob von Geroldseck († 26. Juni 1634).

Der Besitz der Grafschaft Sulz blieb den Geroldseckern über 200 Jahre. Freilich war vor dem wirklichen Verlust der ganzen der Besitz für sie bereits geschmälert worden. Konrad († 1416) und Walther von G. verpfändeten nach dem Tod ihres Bruders Hanmann im Jahr 1414 Sulz an Brandhoh, Konrad und Volz von Weitingen. Heinrich, Georg, Konrad und Johann, Konrads Söhne,| desgleichen Walther von G. geriethen 1420 in eine ernstliche Fehde, welche dadurch veranlaßt wurde, daß das Hofgericht in Rottweil den Wolf von Bubenhofen auf seine Klage wegen einer Schuldforderung, welche er an sie machte, auf Sulz anwies. Graf Friedrich von Zollern, der Öttinger, 61 Ritter und Adelige stunden den Geroldseckern, die württembergische Vormünderin Gräfin Henriette mit 97 Rittern und Adeligen, ferner 11 Reichsstädte dem von Bubenhofen bei. Im Anfang Septembers 1420 legte sich die Gräfin Henriette mit Heeresmacht vor Sulz und Albeck und nahm im November ersteres ein, während letzteres sich hielt und am Ende blos noch beobachtet wurde, so daß die Besatzung wiederholt Streifzüge machte. Der Waffenstillstand, welcher zwischen den Parteien geschlossen und mehrmals erneut wurde, wurde bei der wechselseitigen Erbitterung keineswegs aufrecht erhalten. Endlich am 26. Jan. 1423 kam durch die Bemühungen des Pfalzgrafen Ludwig (Henriettens Gegenschwäher) ein Friedensvertrag zu Stande. Hienach erhielt Württemberg von den Herren von G., welche gegen jährliche 300 fl. in württembergische Dienste zu treten versprachen, das Öffnungsrecht in dem Schloß Albeck und in der Stadt Sulz, den Besitz des vierten Theils an letzterer Stadt und den Vorkauf bei etwaiger Veräußerung der übrigen drei Viertheile, dagegen übernahm es die Entschädigung des von Bubenhofen mit 1000 fl.[15] Während dieses Streites war Graf Eitel Friedrich von Zollern, obigen Öttingers Bruder aber Gegner, durch das Rottweiler Hofgericht zeitweilig in die geroldseck’schen Besitzungen, welche im Einzelnen aufgeführt werden, eingeleitet worden.[16]

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Da die Geroldsecker je mehr und mehr in Schulden geriethen, so wurden sie von den Grafen von Württemberg, welche 1449 das Dienstgeld derselben erhöhten und ihnen 600 fl. vorstreckten, immer abhängiger. Gleichwohl kündigte Georg, welcher mit seiner Gemahlin Margarethe von Gundelfingen nach Eßlingen gezogen war, allwo er das Bürgerrecht erhalten hatte, im J. 1449 diesen Grafen seinen Dienst auf[17]. Bei Johann von Geroldseck in Sulz befand sich einst im Spätjahr 1454 der Städtefeind Johann v. Rechberg und überfiel von hier aus Rottweil, dessen Altstadt er abbrannte. Dieses rächten die Rottweiler und andere Städter, indem sie am 19. Nov.| d. J. vor Tagesanbruch Sulz theils im Sturm theils mittelst Einschleichens durch einen Schwibbogen des Neckarkanals eroberten, so daß beide Herren ihr Heil auf der Flucht suchten. Indeß gelang es diesen mit Hilfe der St. Georgsgesellschaft, deren Mitglied Johann von Geroldseck war, sich der Stadt wieder zu bemächtigen[18].

Johann von Geroldseck starb den 17. Juli 1451 kinderlos auf dem Schloß Albeck. Nach seinem Tode verlangten seine Brüder von seiner Wittwe Anna, geb. v. Zimmern, die Öffnung darin und als diese sie ihnen abschlug, belagerten sie mit württembergischen Hilfstruppen acht Tage lang das Schloß; da konnte der Markgraf von Baden noch vermitteln. Heinrich hinterließ eine Tochter Anastasia, welche den Barthold Hiltger von Villingen heiratete und den 20. Febr. 1472 mit ihrem Gatten ihre Ansprüche an Sulz an den Grafen Eberhard von Württemberg abtrat.

Konrads Sohn Hans bot großer Schulden wegen 1456 und wiederholt 1459 den Grafen von Württemberg die Herrschaft Sulz an, nahm jedoch dieses Anerbieten wieder zurück. Deßhalb mit einer Fehde bedroht, war er genöthigt, die württembergische Pfandsumme von 1000 auf 4000 fl. zu erhöhen. Im Jahr 1459 verklagte ihn Oberlin Schneider von Hornberg wegen einer von Heinrich von G. herrührenden Schuld von 107 fl. beim Hofgericht in Rottweil und dieses ächtete ihn, da er auf die an ihn ergangene Vorladung nicht erschien. Graf Alwig von Sulz erkaufte die Schuldforderung und erhielt den 11. Dec. 1459 eine Anweisung auf die sämmtlichen Besitzungen des Hans. Zwar konnte letzterer eine Cassation dieser Anweisung durchsetzen, dagegen aber erwirkte Graf Alwig bei dem Bischof von Constanz einen Bannspruch gegen Hans und die Stadt Sulz, und 1465 auch beim Kaiser einen Befehl an den Grafen Eberhard von Württemberg, die Execution gegen Hans zu vollstrecken. Dieser aber, der selbst Absichten auf Sulz hatte, entschuldigte sich, weil ihm schon 1/4 der Stadt verpfändet sey, und bot dafür seine Vermittlung an. Als aber Hans unkluger Weise ihm und dem Grafen Ulrich von Württemberg seine Lehens- und Dienstpflicht aufkündete und mit seinen beiden ältesten Söhnen Hans und Heinrich in die Dienste des Herzogs Sigmund von Österreich trat und diesem und dem Markgrafen Karl von Baden 8 Jahre lang Stadt und Schloß Sulz offen zu halten versprach (25. Mai 1459. Lichnowsky| 7 Nr. 1357), so entschlossen sich beide württembergische Grafen zu einem Kriegszuge wider ihn. Am 17. Juli 1469 eröffneten sie mit 200 Reitern und 3000 Fußgängern, auch mehreren Stücken Geschütz den Feldzug. Weil aber Herzog Sigmund sich für die Geroldsecker erklärte, hielten sie inne, um noch größere Rüstungen zu machen. Diese Frist benützte Pfalzgraf Friedrich um zu vermitteln; er brachte 1470 einen Vergleich zu Stande, wonach sich die Stadt Sulz verpflichtete, sämmtliche Schulden des Hans von G. im Betrag von 5150 fl. zu verzinsen, ferner eine Vermittlung zwischen den Grafen von Württemberg, dem Herzog Sigmund und Hans von Geroldseck, wonach den Grafen ihr Antheil und ihr Recht an Sulz neu bestätigt und zugleich ein neuer Burgfrieden gemacht wurde (Lichnowsky 7 Nr. 1461). Im Jahr 1471 aber kaufte Graf Eberhard dem Grafen Alwig von Sulz seine auf 5000 fl. gestiegene Forderung ab, was den 27. August der Kaiser bestätigte, und rüstete sich aufs neue zum Zuge nach Sulz, welche Stadt, nachdem Hans von G. erklärt hatte, er könne und wisse ihr nicht zu helfen, sich wiederholt mit der Bitte an den Württemberger Grafen wandte, sie von der für sie so schweren und verderblichen Last des Interdikts zu befreien. Vergebens bot ihm Hans unter Bedingungen die Übergabe der Herrschaft an. Im Spätjahr 1471 erschien der Graf, auch von einigen Reichsstädten unterstützt, mit 400 Reitern, 4000 Fußgängern und mit Geschütz vor Sulz, das sich sogleich ergab, eroberte am 3. Oct. durch nächtlichen Überfall das Schloß Albeck, nahm hier den Hans mit seinen 3 jüngsten Söhnen Konrad, Georg und Bartholomäus gefangen und ließ alle vier nach Hohenurach bringen. Dann erließ er am 12. Nov. ein Ausschreiben an die Fürsten und Stände des Reichs, um sein Unternehmen zu rechtfertigen (Sattler, Grafen 3, Beil. Nr. 51), vornemlich weil die beiden ältesten Söhne, welche entkommen waren, beim Kaiser und bei mehreren Fürsten ihn wegen Landfriedensbruch verklagten. Auch ließ er schon im nächsten Jahre die 3 gefangenen Söhne des Hans gegen Verschreibung frei, den Vater selbst aber erst, nachdem derselbe am 11. Dec. 1473 auf Burg und Stadt Sulz mit aller Zugehör verzichtet, all seine geistlichen und weltlichen Lehen übergeben und versprochen hatte, daß er sich nicht rächen wolle; dafür bekam Hans 1000 fl. und 200 fl. jährliches Leibgeding. An demselben Tage entließ dann Hans auch seine Lehensleute ihrer Pflichten. Graf Ulrich trat im Uracher Vertrag den 12. Juli 1473 seinen Antheil an Sulz dem Grafen Eberhard ab. Letzterer bezahlte am 30. Jan. 1474 dem Grafen Alwig von| Sulz für sein Anrecht obige 5000 fl. und schloß den 28. Juli 1477 mit Gangolf von Geroldseck wegen seiner Ansprüche an Sulz einen Vertrag; den 10. Mai 1479 belehnte er die Sulzischen Vasallen[19] und nachdem Hans von Geroldseck 1485 gestorben war, brachte er es dahin, daß des Verstorbenen Söhne mit ihrer Schwester Magdalena für 200 fl. jährlichen Leibgedings all ihren Ansprüchen auf die Herrschaft Sulz entsagten. Im Jahr 1493 übergab Graf Eberhard seinem natürlichen Sohn Dr. jur. Ludwig Württemberger die Herrschaft Sulz als Mannlehen, doch sollte er bloß geistliche Lehen verleihen dürfen und Sulz für Württemberg offenes Haus bleiben; dieß geschah mit Zustimmung des Grafen Eberhard des jüngeren (Steinhofer 3, 534, Sattler, G. 4, 23) war übrigens blos vorübergehend.

Als 1519 Herzog Ulrich vom schwäbischen Bund vertrieben wurde, erschien zu Sulz Gangolf von Geroldseck, österreichischer Statthalter in Horb und oberster reisiger Hauptmann des Bundes und nahm die Herrschaft in Besitz (16. April). Als nun Ulrich am 16. August die Stadt aufforderte, ihm wieder zu huldigen, wurde ihm geantwortet (19. Aug.), bei seiner Vertreibung sey die Bürgerschaft von ihren Amtleuten verlassen worden und auf ihre Bitte, sie gegen den Geroldsecker zu schützen, habe man geantwortet: man wisse weder zu rathen noch zu helfen, weßwegen sie, da viele ihrer wehrhaften Mitglieder auswärts in Tübingen und anderswo gewesen seyen, gezwungen worden, sich zu ergeben. Daher bitten sie, ehe sie vom alten Gelübde entbunden seyen, sie kein neues thun zu lassen. Erzherzog Ferdinand unterhandelte zwar, auf dringendes Bitten der württembergischen Landstände, mit Gangolf wegen Wiederherausgabe der Herrschaft, mußte aber am 17. April 1526 sich mit demselben dahin vergleichen, daß er die Herrschaft als württembergisches Mannslehen, mit den von Albeck herrührenden, innerhalb des Amtsbezirks gelegenen Lehen behalten dürfe, unter Vorbehalt der Öffnung in Burg und Stadt, der Landsteuern und anderer Abgaben für Württemberg, der Beschickung der Landtage und des freien Zugs für die Stadt (Reinhard, Geschichte von Geroldseck 270). Er nahm seinen Sitz auf dem Schloß Albeck, seine Herrschaft dauerte aber nicht lange (vgl. Heyd, Ulrich 1, 565. 2, 74. 295. 3, 33).

Im Jahr 1534 nämlich eroberte Herzog Ulrich sein Erbfürstenthum| wieder und auch Sulz wurde aufgefordert, sich seinem rechtmäßigen Fürsten wieder zu unterwerfen. Die Stadt erklärte hierauf (18. Mai 1534), da ihr das Schloß Albeck so nahe liege, könne sie dem Herzog nicht sogleich huldigen, da von diesem Schlosse aus man nicht nur sie beschießen, sondern auch das Holz zum Salzsieden, das ihre Nahrung sey, verderben könne; sie habe jedoch bereits deßhalb sich an den von Geroldseck gewendet. Gleich am nächsten Tage (19. Mai) aber schickten Stadt und Amt Abgeordnete zur Huldigung ab.

Hartnäckig dagegen hielt sich die geroldseck’sche Besatzung auf Albeck. Nachdem alle Aufforderungen zur Übergabe – zum Theil mit Schimpf – zurückgewiesen worden waren, mußte Herzog Ulrich im Juli selbst vor diese Veste rücken, konnte aber dann alsbald durch scharfe Drohung die Übergabe durchsetzen (v. Martens 248).

Unter den Unglücksfällen der Stadt sind zu nennen die Pest und Seuche, welche sie im Oct. 1564, 1610, 1611, 1806 verheerten. Besonders heimgesucht war Sulz durch Feuersbrünste, wie zum Theil oben schon erwähnt: 1581 Sept. 14. (die ganze Stadt bis auf die Kirche, das Amthaus und 10 geringe Wohnungen abgebrannt), 1646 April 27. 1720 Sept. 11. (73 Gebäude in Flammen aufgegangen) 1731. 1794 Juli 15. (fast die ganze Stadt). 1819 Aug. 8. 1836 April 21. Überschwemmungen dagegen verwüsteten die Stadt: 1634, 1652 Juli 3. 1663 Sept. 30. 1739 Juli 29. 1774 Juli 19. 1778 Oct. 25.

Viel Aufsehen machte seiner Zeit die am 17. Juli 1787 erfolgte Hinrichtung Hannikels und dreier Genossen durch den Strang; es waren dieß Mitglieder einer 30 Köpfe starken Zigeunerbande, welche allhier eingekerkert worden war (Köhler 335).


  1. Literatur, außer dem, A. I. angeführten Köhler: Wunderlich, Versuch einer medicinischen Topographie der Stadt Sulz. Tübingen 1809. 8.
  2. Ein castrum Sulze kommt 1222 vor (Stälin, Wirt. Geschichte 2, 424). Möglich freilich, daß hier schon Albeck gemeint ist, dessen besonderer Name erst spät auftaucht (s. unten).
  3. Im Jahre 1499 wurde die Stadtmauer größtentheils neu erbaut, nachdem die frühere 225 Jahre gestanden hatte; im Baurenkriege (1525) ist sie bedeutend beschädigt und hierauf im Jahr 1540 wieder ganz neu hergestellt worden.
  4. Die früheren Rathhäuser wurden 1572 und 1581–83 erbaut, das erstgebaute 1581, das zweite 1794 ein Raub der Flammen.
  5. Literatur: Chn. Gtlo. Gmelin, Historia et examen chemicum fontium muriaticorum Sulzensium nec non experimenta et cogitata circa magnesiam Erlangae. 1785. 8°. Gottlieb Friedr. Rösler, naturhistorische und technologische Nachrichten von der Saline zu Sulz. Tübingen 1788. 8. (Besonderer Abdruck aus dessen Beiträgen zur Naturgesch. des Herzogth. Wirtemberg. Heft 1.). Car. Theophil. Wagenmann Diss. exhibens examen salis culinaris Sulzensis et Suevo-Hallensis. Tubing. 1814. 4. Viele kurze Nachrichten in mehreren Jahrgängen der Württ. Jahrbücher.
  6. Der Kübel zu 11/2 Simri oder 11/4 Kub. Fuß.
  7. Chemische Untersuchung der Soolen, des Stein- und Kochsalzes, sowie der Mutterlaugen der Württ. Salinen, von Prof. Hermann v. Fehling.
  8. Erst unter diesem Jahr tritt die Saline in die beurkundete Geschichte ein. Die Salzquelle im benachbarten Fischingen dagegen bereits 1005. Wirt. Urk.-Buch 1, 241 (freilich, wie es scheint, eine unterschobene Urkunde).
  9. Unter dieser Benennung wurde 1836 die von dem K. Kammerherrn und Oberförster (a. D.) Fried. Heinr. Elias Christian Freih. v. Hayn erkaufte vormalige Staatsdomäne Burgösch mit Albeck zum adelichen Gute erhoben, jedoch ohne alle Ausflüsse der Hoheit. Reg.-Bl. 1836. S. 262.
  10. Wie alt diese ursprünglich gräflich sulzische Burg auch seyn mag, unter dem Namen Albeck tritt sie in die geschriebene Geschichte erst seit dem Jahr 1420 ein s. (Reinhard) Gesch. von Geroldseck, Urk. 13 und unten.
  11. Noch im J. 1252 heißt er villa. Stälin, Württ. Gesch. 2, 425. Bei Pfister, Schwaben 2b, 275 sollte 1452 stehen statt 1252.
  12. Wie diese Summe sich nach und nach steigerte, siehe Köhler 77 ff.
  13. Die Stammtafel dieser Grafen, noch herunter über die Zeit, da sie in Sulz selbst ansäßig waren, bei Stälin, Württ. Gesch. 2, 421. 3, 694.
  14. Über die Geroldsecker s. (Reinhard) Pragmatische Geschichte des Hauses Geroldseck. Frankfurt und Leipzig 1766. 4°. Acta acad. Theod. Palat. T. 4. pars hist. S. 272–401. Sattler, Topogr. Gesch. 411.
  15. S. Stälin, Wirt. Gesch. 8, 420.
  16. Reiner, Genealogie des Hauses Hohenzollern 47.
  17. Wegen seiner Schulden an die Reichsstadt Ulm, siehe Stälin, Wirt. Gesch. 3, 483.
  18. Stälin, a. a. O. 3, 490. Schönhuth, Guttenbergs-Archiv 1840, Nr. 1, wo 1454 statt 1404 stehen sollte.
  19. Als damalige Vasallen der Herrschaft Sulz werden aufgeführt mehrere von Ow, von Rosenfeld, Gut u. a. S. Reichsständische Archival-Urk. 1, 15.
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