Die Obstzucht ist ziemlich ausgedehnt und beschäftigt sich vorzugsweise mit späten Mostsorten und Zwetschgen; der Obstertrag befriedigt übrigens das örtliche Bedürfniß nicht vollständig, so daß theilweise noch Obst von Außen zugekauft wird. Eine Gemeindebaumschule, aus der die Jungstämme bezogen werden, ist vorhanden. Die Gemeinde hat in neuerer Zeit nicht nur sämmtliche Straßen, sondern auch Allmanden mit Obstbäumen bepflanzen lassen. Die Obstzucht wurde schon frühe betrieben, indem im Jahr 1575 11/2 Jauchart Baumgüter um 56 fl. zum Verkauf kamen.
Sulz hatte früher auch Weinbau und noch heut zu Tage ranken einzelne verwilderte Reben an dem sog. Sommerberg. Nach einer Urkunde vom Jahr 1401 lagen mehrere Weingärten am Graben; aus einem derselben stiftete eine Bürgerin 10 Schillinge Häller zu einem Seelengeräthe, was nachweist, daß schon vor dem Jahr 1400 hier Weinbau getrieben wurde. Im Jahr 1648 war in Sulz noch ein Rebenknecht, im Jahr 1662 hingegen hatte der Ort keinen Weinbau mehr.
Der Gartenbau wird nur für den eigenen Bedarf betrieben.
Im Jahr 1757 machte Oberamtmann Müller den ersten Versuch in Württemberg auf Anbau des Krapps.
Was die Rindviehzucht betrifft, so ist dieselbe in sehr gutem Zustande und beschäftigt sich hauptsächlich mit einer Kreuzung von Simmenthaler und Neckarschlag, welche durch 6 tüchtige Zuchtstiere (Abkömmlinge und Original-Simmenthaler) nachgezüchtet wird; die Zuchtstiere werden von der Gemeinde angeschafft und verpflegt.
Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist von Belang. Um die Verbesserung der Viehzucht machte sich schon der 1780 verstorbene Oberamtmann Müller sehr verdient, indem er in den 1760ger Jahren etwa 64 Morgen Feld, welche beisammen auf den Markungen Sulz, Wittershausen und Sigmarswangen lagen, kaufte, und daselbst ein Viehhaus mit eingerichteter Wohnung erbaute; daselbst hielt er weißes und scheckiges Schweizervieh, dessen Nachzucht theilweise noch vorhanden ist. Der Hof, welcher von seinem Erbauer den Namen Amthof erhielt, hieß auch der Strutenhof nach dem Feldgelände, auf dem er lag; schon im Jahr 1565 nennt ein altes Manuscript das Strutengäßle auf Sulzer Markung, bei der Eiche am Wittershauser Steig. Auf dem Hof wurden auch Futterkräuter, Zuckerrüben, Krapp und Maulbeeren gepflanzt, so daß er nicht allein hinsichtlich der Viehzucht, sondern auch des Feldbaus eine eigentliche
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/110&oldid=- (Version vom 1.8.2018)