2 Brunnenmeister und 12 Richter, die Gesödeträger genannt, welche besondere geschriebene Statuten haben, die sie am Neujahr bei Empfahung des Salzgesöds mindern, mehren und verändern dürfen, nachdem es die Nothdurft erfordert; wenn in strittigen und rechtlichen Sachen vor ihnen an dem Gesödgericht ein Urtheil ergeht und einer vermeint, dadurch beschwert zu seyn, so darf er ans Stadtgericht und von diesem weiter appelliren (Fischer, a. a. O. 2, 284).
Aufzeichnungen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts berichten, wie folgt: In Sulz ist ein reicher Salzbrunnen und das ganze Salzwerk in 14 Hallen getheilt, deren jede beständig um 3200 fl. angeschlagen ist. Davon hat der Herzog 51/2 Hallen und 1/32 und 1/64 und ist des ganzen Gesöds rechter Eigenthumsherr. Das wird von ihm an jedem Jahrstag dem ältesten Gut von Sulz im Namen aller Theilhaber verliehen.
Was die älteren Verhältnisse des Handels und Gewerbs und deren Förderungsmittel betrifft, so schlossen am 27. August 1476 die Herrschaften Hohenberg, Württemberg und die Stadt Eßlingen wegen des Flößens auf dem Neckar von Sulz an abwärts einen Vertrag, welchen sie unter dem 20. Oct. 1484 erneuten. – Von früherem Vorhandenseyn von Juden zeugt das zuerst 1575 vorkommende Judengäßlein. Vor dem 30jährigen Kriege blühte die Weberei, Tuch- und Zeugmacherei; Herzog Friedrich errichtete eine Leineweberzunft (1600). Im Jahr 1627, als die Stadt bereits zwei Märkte hatte, bekam sie das Recht, den einen auf den Mittwoch zu verlegen. Der französische Krieg am Ende des 17. Jahrhunderts und der große Brand von 1720 schadete dem Wohlstande sehr, deßgleichen das allmälige Entfremden der Siedantheile, welche früher eine so ergiebige Erwerbsquelle gewesen waren, aus dem Besitz der Bürger.
Angesessene fremde Adeliche waren die von Anweil (s. Marschalkenzimmern), welche im 17. Jahrhundert auf hiesigem Marktplatz ein Haus mit Fruchtspeicher und Scheune besaßen.
Der älteste bekannte hiesige Geistliche ist Albertus decanus de Sulze, 1277 Febr. 24 Zeuge in einer Urkunde des Klosters Kirchberg. Eine Prädikatur an der Kirche wurde 1491 gestiftet (St. A.). Längst ehe Sulz selbst an die Herrschaft Württemberg kam, gehörte dieser der Pfarrsatz und der Zehnten. Graf Eberhard von Württemberg belehnte im Jahr 1393 mit der Kirche um der besonderen Dienste willen, welche ihm Konrad und Walther von Geroldseck geleistet hatte, den noch minderjährigen Sohn Konrads. Auf den
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)