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Die Stadt hat eine freundliche Lage in dem wiesenreichen Neckar-Thale, dessen Sohle hier gegen 1200' breit ist, während die steilen theils für den Feldbau und die Waldkultur benützten, theils öden, unangebauten Thalwände 350–450' hoch sind; die Entfernung von dem oberen Rande des rechten Thalabhanges, bis zu dem des linken beträgt in der Nähe der Stadt etwa 2450'.

Die Stadt zerfällt in zwei Hauptpartien, in die eigentliche, ummauerte Stadt und in die alte Vorstadt, welche durch den Neckar von einander getrennt, und mittelst zwei Brücken, einer hölzernen und einer steinernen, auf drei Pfeilern ruhenden, in Verbindung gesetzt sind. Überdieß bestehen noch zwei weitere Vorstädte, die eine an der südwestlichen Seite der eigentlichen Stadt (obere Vorstadt), die andere neueren Ursprungs an der östlichen Seite derselben gelegen (untere Vorstadt). Früher war die eigentliche Stadt ein wohl verwahrter, auf zwei Seiten natürlich fester Ort, indem sie in einen Bogen, den hier der Neckar beschreibt, hineingebaut ist und von demselben an der westlichen und nördlichen Seite umflossen wird. An der südlichen Seite ist die Stadt den Berg hinan gebaut und war dort neben der allgemeinen Befestigung, noch durch die Burg, welche oberhalb der Lergenhalde (jetzt Lägenhalde) stand, gedeckt[1]. Zur weiteren Sicherheit lief um die Stadt eine starke 30' hohe Mauer mit Zwinger und einer 10' hohen Vormauer, die an einzelnen Stellen noch einen Graben vor sich hatte. Die innere Mauer war bis an die Brüstung 6' dick und mit einem bedeckten Umgang versehen.

Im Jahre 1794 den 15. Juli brannte die Stadt innerhalb der Mauren, mit Ausnahme der Kirche, des Decanathauses, des Pfleghofs, des Schulgebäudes, der Mühle und zweier Bürgerhäuser, ganz ab. Die 193 Gebäude, welche damals ein Raub der Flammen wurden, waren mit 227.150 fl. versichert.

Bei dem Wiederaufbau erhielt die früher enge und winkelig gebaute Stadt eine ganz veränderte Physiognomie; sie wurde regelmäßig angelegt, mit geraden gepflasterten Straßen versehen, von denen die Hauptstraße 40' breit ist, während die Seitenstraßen eine Breite von je 32' haben (s. den der Oberamtskarte beigefügten Stadtplan). In neuerer Zeit sind die Ortsstraßen macadamisirt und zum Theil mit gepflasterten Kandeln versehen worden. Beinahe in der Mitte der


  1. Ein castrum Sulze kommt 1222 vor (Stälin, Wirt. Geschichte 2, 424). Möglich freilich, daß hier schon Albeck gemeint ist, dessen besonderer Name erst spät auftaucht (s. unten).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Sulz. Karl Aue, Stuttgart 1863, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Sulz.djvu/094&oldid=- (Version vom 1.8.2018)