Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section/H26

Heft 25 des Voigtländischen Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 26 der Section Voigtländischer Kreis
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Reichenbach
  2. Lengenfeld
  3. Rössnitz
  4. Grün
  5. Wildenau
  6. Mühlberg
  7. Zobes
  8. Haselbrunn
  9. Strassberg
  10. Rodersdorf obern Theils
  11. Grobau
  12. Mislareuth
  13. Papstleithen
  14. Marieney
  15. Salig
  16. Gunzen
  17. Eichigt
  18. Bergen
  19. Brambach
  20. Kleinzöbern
  21. Eulenstein
  22. Steinsdorf
  23. Limbach
  24. Cunsdorf
  25. Jocketa


[201]
Reichenbach[1]


5 Stunden von Plauen an der Sächsisch-Bairischen Eisenbahn, welches seinen Namen vom alten Mannesnamen Reiche oder Ricco entlehnt hat.

Wir finden Reichenbach zuerst als ein sehr ansehnliches Dorf im Jahre 1140 erwähnt, wo der Naumburger Bischof Udo oder Otto, ein Sohn des berühmten Thüringischen Grafen Ludwigs des Springers, die von seinem Vorgänger Wole oder Wolfram von Schwarzenberg massiv gebaute Kirche neu weihte. Udo schenkte dieser Kirche 2 Mühlen an der Gölzsch, übergab das Patronat dem Zeitzer Domprobst und bestimmte, dass die in der Reichenbacher Parochie eben neu entstehenden Kirchen Filiale von dieser Parochie wurden.

Seit dem Jahre 1213 erscheint Reichenbach mit Mylau als eine Pflege, in welcher Mylau die Hauptburg war. Reichenbach als Vasallengut entstand aus einem Vorwerke der Herrschaft Mylau und später entstand das andere aus der hiesigen Deutschordenscommune.

Denn im Jahre 1222 entstand hier ein Comthurhof des Deutschordens als ein Filial des Thüringischen Landcomthur, und für einen Rest desselben konnte man den früheren alterthümlichen und auffallenden Bau in der westlichen Nähe des Gasthauses zum Lamme halten, jedenfalls ist aber der Hof da gewesen, wo jetzt die Wohnung des Oberpfarrers sich befindet.

Dieser Commende wurde sogleich damals die Petri-Paulikirche, in welcher der Zeitzer Domherr Werner amtirte, untergeben. Ferner erhielt sie die Collatur zu Mylau und Plohn, ein Vorwerk nebst Schäferei, die Nutzung an der Flösse auf der Gölzsch, starke Holzung, 3 Teiche etc. Auch kaufte sie 1324 das bis dahin Schönburgische Gut Ceradissawa (jedenfalls Netzschkau) und unterhielt ausser den kämpfenden Rittern auch 4 Priester. Unter den Comthuren sind Rudolph von Mylau 1317, der 1326 verstorbene Sebald Rosenbach als der letzte katholische – und Georg von Röder als letzter Comthur überhaupt aufgezeichnet.

Röder konnte trotz aller Prozesse die Einziehung der Ordensgüter nicht verhindern. Die Gutsherrschaft kaufte später nach Resignation des Comthurs 1532 die Ordensgüter an sich, welche aus dem Heinsdorfer Vorwerk, aus dem Dörfchen Kleinweisensand, einem Theil der Stadt selbst und vielen Censiten in den nahen Dörfern bestanden. Für dieses Zubehör hat das Ordensgericht bis auf die neuesten Zeiten fortbestanden. Es übte die Gerichtsbarkeit über die Ordensleute oder Censiten zu Reichenbach und Oberreichenbach, Unterheinsdorf, Waldkirchen, Pechtelsgrün, Netzschkau und Schneidenbach, auch über Kleinweisensand und 2 Häuser in Netzschkau.

Den Voigten Plauens gehörte Reichenbach mit Mylau 1270 schon und Heinrich der Oberhofrichter des Pleissnerlandes hat sogar in der kleinen Burg zu Reichenbach gewohnt, welche auf dem noch jetzt sogenannten Burgberge gestanden hat, aber schon frühzeitig eingegangen ist.

Die Böhmen eroberten Reichenbach 1336 und 1354 nahm deren König, Kaiser Karl IV. Mylau und Reichenbach dem Voigt Heinrich dem Strengen ab, benutzte ersteres als Jagdschloss, verlieh es nachher Heinrich Reuss von Greiz, kaufte es aber 1367 wieder zurück, bestätigte für Reichenbach den Stadtbrief und legte die fränkisch-meissnische Heerstrasse, die eine Zeit lang durch Hartmannsgrün führte, wieder durch Reichenbach. Es ist dies Hartmannsgrün bei Treuen gewesen, so [202] dass der Hauptzug über Lengenfeld und Hauptmannsgrün nach Greiz gegangen ist.

Im Jahre 1422 wurde Reichenbach mit an Friedrich den Streitbaren verpfändet und der Egersche Vertrag von 1459 sicherte dem Kurhause den Besitz der Pflege, welche jedoch bis 1779 böhmisches Hauptlehn geblieben ist.

Nach der Mühlberger Schlacht 1547 belieh Kaiser Ferdinand seinen berühmten Kanzler, den meisnischen Burggrafen Heinrich V., damaligen Fürsten von Plauen, mit Reichenbach. Doch kam der Ort von dessen erblosen Sohn Heinrich VII. vertragsmässig 1569 wieder an die Wettiner, jedoch Albertinische Linie: Alles dies gilt natürlich bloss bezüglich der Hoheitsrechte.

Den Gutsbesitz von Mylau mit Reichenbach behaupteten schon damals die Herren von Metzsch, die man zuerst als Pächter und Amtshauptleute der Pflege Mylau mit Reichenbach findet. Sie sollen aus Graubündten stammen, wo sie eine Herrschaft besassen, deren Burg der Metzscenberg bei Chur gekrönt.

Ein Arnold von Metzsch ist 1209 bis 1221 wörtlich Bischof von Chur gewesen; und dieses Geschlecht hat das Truchsessenamt bei dem bischöflichen Hofe erblich bekleidet.

Hans von Metzsch, welcher 1454 Amtmann von Mylau war, soll Reichenbach schon besessen haben. Konrad von Metzsch war Kurfürstlicher Rath und Ritter, auch Amtshauptmann 1458 zu Mylau und 1466 zu Voigtsberg; die Brüder Konrad und Hans und Petzoldt erhielten 1466 das vom Meissnischen Burggrafen Heinrich verwirkte Lehn Grässlitz in Böhmen.

Hans wurde 1478 der erste Hofrichter zu Wittenberg und Kaspar diente 1495 dem Kurfürsten als Hofmarschall und als Gesandter am Kaiserhofe. Berühmt ist der burggräflich Meisnische Rath Joseph Levinus geworden, welcher von 1508 bis 1571 lebte und der eifrigste Beförderer der Reformation im Voigtlande war. Ein zweiter Konrad starb 1526. Von Bedeutung ist der dritte, Doctor und Geheimerath beim Baireuther Markgrafen, den er 1442 auf dem Reichstage vertrat.

Der Kurfürstl. Geheimerath Friedrich war 1635 unter den Commissarien zur Uebernahme der Lausitzen, übernahm 1636 die Güter, die zuvor ein Heinrich besessen, war des H. R. R. Pfennigmeister, in Sachsen von mächtigem Einflusse und starb 1655 als Oberconsistorialpräsident. Von den oben gedachten Joseph Levinus erhielt dessen ältester Sohn Abraham Reichenbach und Friesen. Ihm folgte 1590 unter seinen 3 Söhnen ein 2ter Abraham, diesem 1610 sein jüngster Bruder Hans Dietrich, welcher 1633 von den Kaiserlichen verjagt starb.

Nun erhielt unter dessen 4 Söhnen die Hauptgüter Friedrich, welcher 1687 als Obersteuereinnehmer und Kirchenvisitator starb. Dessen Sohn Adam Friedrich lebte 1654 bis 1702 und 1729 war der Kammer- und Assistenzrath Karl der Gutsherr. Die späteren Besitzer bis auf die neueste Zeit sind schon in diesem Album bei der Beschreibung von Friesen erwähnt.

Seit der Besitzzeit der Herren von Metzsch ist Friesen mit Reichenbach combinirt gewesen, hatte aber stets sein besonderes Gerichtshaus.

Für die schriftsässigen Orte des Voigtlandes wurde 1682 das Amt und 1697 die geistliche Inspection von Zwickau nach Reichenbach verlegt, wo nun diese bis 1720, jenes bis 1742 bestand.

Das heutige Gerichtsamt zum Zwickauer Bezirksgericht resortirend wurde am 2. Juni 1855, eröffnet, nachdem die Herrschaft zuvor ihre vierfache Gerichtsbarkeit aufgegeben hatte.

Eine Superintendentur hat auch wieder von 1837 bis 1847 hier bestanden. Jetzt ist Reichenbach Sitz einer Königl. Eisenbahnverwaltung, eines Ober-Steuer-Controleurs, eines Unter-Steueramts, eines Postamts mit Posthalterei und eines öconomischen Specialvereins. Für den Amtsbezirk sind der jetzige Gutsherr und Herr Franz Ludwig Golle auf Mylau die Friedensrichter.

Ausserdem besteht hier ein städtisches Aichamt, ein Waisenhaus (1743 von Siegfried Ackermann errichtet), eine Sonntagsschule, ein Verein für Naturkunde, ein Frauenverein mit Strick- und Nähschule, Kinderbeschäftigungs- und Kleinkinderbewahranstalt, seit 1847 eine Sparcasse, ein Männergesangverein. Einige Zeit bestand seit 1849 eine besondere Realschule, die aber dadurch überflüssig wurde, dass man in die Bürgerschule zugleich Realclassen aufnahm.

An der Collatur der Geistlichen und Schulstellen hat neben dem Gutsherrn schon längst (wenigstens 140 Jahre) der Stadtrath Antheil, wie er denn auch früher die freiwillige Gerichtsbarkeit übte.

Der Oberpfarrer gilt gewissermassen noch als Inhaber der Comthurrechte [203] und vergiebt als solcher die Pfarr- und Schulstellen zu Plohn, wogegen ihm das Patronatrecht zu Netzschkau, Waldkirchen zu Mylau an dasige Grundherrn im 30jährigen Kriege entkommen sein soll.

Reich ist der Ort an milden Stiftungen, wozu unter anderen auch 6 Aluminate im Leipziger Universitätsconvict gehören.

Uebrigens ruhen auf dem Orte und seinen bedeutenden, 1092 Acker, eines an sich mässig fruchtbaren, aber wohlangebauten Bodens begreifenden Flur 79383 Steuereinheiten.

Davon gehören an 290 Acker mit 3154 Steuereinheiten und einer starken Obstplantage der Commun; hiervon liegen an 36 Acker in der Oberreichenbacher, 101/3 in der Neumarker Flur.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so ist Reichenbach hart von Feuer und Schwert geprüft worden. So wurde der Ort 1430 durch die Hussiten eingeäschert, 1547 durch die Spanier, ferner zu Lectare 1613, im August 1632 durch Holk, dann am 19. April 1681, wo 135 und am 20. August 1720, wo 520 Häuser und 88 gefüllte Scheunen und am 20. Mai 1773, wo 173 Häuser abbrannten. Der Brand am 2. Juni 1833 endlich verzehrte 310 Häuser, machte noch über 30 unbewohnbar, brachte mindestens 70000 Thlr. Schaden, bewirkte aber auch die Verschönerung der Stadt.

Mehre Häuser, namentlich das Rathhaus, wo Concerte abgehalten werden, gleichen Palästen.

Reichenbach ist ausserdem noch der Geburtsort vieler berühmter Männer, wie z. B. des sächsischen Geschichtsschreiber Hofrath Glafei, des Archäologen Hofrath Böttiger, des trefflichen Homileten Dr. Kruse, Generalsuperintendenten zu Weimar, des Dresdner, jetzt Rostocker Musik-Director Hünerfürst, und des zu seiner Zeit vielversprechenden, aber zu früh verstorbenen Studenten Teichmann.

Um die Schauspielerin Neuber streiten sich Zwickau und Reichenbach.

Zum Schlusse können wir nicht umhin noch der höchst gelungenen, 1856 vollendeten Renovation der Hauptkirche und ihrer Silbermannschen Orgel zu gedenken, welche beide nun zu den ruhmwürdigsten im Lande gehören.

Diese Kirche besitzt noch eine Urkunde von 1271, worinnen dem Deutschorden das Patronat hier bestätigt wird und worinnen der noch jetzt blühenden Linie der Plauischen Voigte der Namen Reuss beigeschrieben ist.

M. G.     




Lengenfeld


früher auch Lengenfeld „im Voigtlande" zum Unterschiede von jenem „im Gebirge“ oder „bei Rauenstein“ genannt, ist allerdings auch ein Rittergut; aber es hat keine Gebäude und keine Oeconomie, indem die kleinen Vorwerksgüter, auf denen zuletzt die Wirthschaft ruhte, verkauft worden sind. Seitdem besitzt die Herrschaft, welche mit jener im nahen Grün ein und dieselbe ist, hier nur noch 642/3 Acker Holzung, die aber werden mit von Grün aus bewirthschaftet.

Man kann daher folglich sagen, das Gut Lengenfeld besteht nur noch aus Zinsen, todten Nutzungen und Rechten, wie denn der Besitzer z. B. die Pfarr-, Cantor-, Rector- und Organisten- und übrigen Lehrerstellen vergiebt.

Lengenfeld war in früherer Zeit bloss Dorf und besass 2 grosse Burgen, von der keine Spur mehr vorhanden ist, welche der Ober- und der Unterstein hiessen und rechts am Forellenbache auf dem Gehänge des linken Bergs standen.

Als die ersten Besitzer dieser Burg werden uns die Voigte von Plauen genannt, die sie dann an die von Weissenbach verliehen, von welchen es an die von Schönau und von der Familie von Schönau erst [204] 1415 an Petzoldt von Metzsch kam, welcher auch Herr von Mylau, Reichenbach, Friesen und Weissensand u. s. w. war.

1494 erbte Cunz von Metzsch, Conrad Metzschens Sohn, das Rittergut, von welchem es 1528 auf Joseph Levin von Metzsch überging. Dann 1573 besass es Ernst von Metzsch auf Weissensand und 1575 Abraham von Metzsch auf Mylau und Reichenbach. Schon 1577 war es nicht mehr in den Händen der Familie von Metzsch, sondern wir finden Nikol von Günter auf Weissensand und Mylau als Besitzer, der es 1612 Hans Dietrich von Schönberg überliess. Im Jahre 1623 wird Hans Burkhardt von Schönberg Erb-, Lehn- und Gerichtsherr, der es 1636 an Carl Bose I. abtrat, von welchem es wieder 1658 an Carl von Bose II. kam. Im 18ten Jahrhundert und zwar 1704 ist Carl Zdislau von Bose beliehener Besitzer von Lengenfeld, welcher es 1713 an Christian Ludwig, Edlen von der Planitz auf Auerbach, Mylau, Weissensand, Plohn und Grün verkaufte, worauf es 1746 auf dessen Söhne gemeinschaftlich überging.

Vor circa 78 Jahren kam Lengenfeld mit Grün an Kaufmann Lattermann in Leipzig. Dann im Jahre 1809 an Factor Bässler in Rodewisch und erst 1818 an die Familie Förster, die jetzt noch damit beliehen ist.

Das Gut versteuert zusammen mit Grün 15443/4 Steuereinheiten.

Im Jahre 1438 war Lengenfeld noch als Dorf aufgeführt, aber 1505 schon kommt 1 Richter und 1 Bürgermeister nebst 4 geschwornen Rathmännern vor.

Diese Stadt war gleich der ganzen alten Herrschaft Mylau zum Amte Plauen gewiesen.

Nach Abtretung der Gerichtsbarkeit an den Staat, welche schon im Jahre 1852 erfolgte, wurde ein Königl. Justitiariat errichtet und aus diesem entstand am 2. März 1855 das nicht unbeträchtliche gegenwärtige Gerichtsamt, welches unter das Bezirksgericht und die Staatsanwaltschaft zu Zwickau gehört.

Früher führte der herrschaftliche Gerichtsdirector den Titel eines Gerichtsinspectors. Mit dem Stadtrichter vereinigt constituirte er das Stadtgericht, dem auch der Stadtrath unterworfen war: Das Amt eines Stadtrichters fiel nach Vergleich vom 1. Juli 1847 dadurch hinweg, dass die Gerichtsbarkeit ausschliesslich dem herrschaftlichen Gerichte zufiel.

Die Stadt liegt 3 starke Meilen von Plauen, Zwickau und Schneeberg, 7/4 Stunden von Auerbach und 7/4 Stunden von Reichenbach, hinsichtlich der nordöstlichsten oder untersten Häuser nicht fern vom linken Ufer der Göltzsch und vom untersten Theile des Dorfs Grün, in angenehmer Hügelgegend.

Den die Stadt durchfliessenden Forellenbach empfängt die Göltzsch in ihrem breiten Thalgrunde, 1036 Fuss hoch, also gegen 107 Ellen unterhalb der Kirche: die mittlere Flurhöhe hat man zu 1384 Fuss gefunden, woraus eine überaus grosse Verschiedenheit der Flurhöhen sich ergibt.

Auf den 13234/5 Ackern dieser zwar weit umfassenden, aber keineswegs überall reichlich lohnenden Flur ruhen 56842 Steuereinheiten, namentlich auch 108 auf den 352/3 Ackern Communland.

Man fand 1802 in 319 Häusern 2104 Consumenten, 1834 in 363 Häusern 3432 und jetzt in 399 Häusern 4455 Seelen, deren Zahl sich demnach seit etwa 56 Jahren verdoppelt hat.

Hierzu wirkte wesentlich das bedeutende Fabriksgewerbe des Ortes.

Man liefert besonders Tuch, Brillantine und andere Wollwaren: Es bestehen viele Spinnereien hier für Kamm- und Streichgarn, Bleichen, Färbereien und Appreturanstalten; auch treibt man Buntweberei, Ausnäherei, ja selbst noch Musselinfertigung.

Es ist hier eine Postexpedition, eine Steuer- und Chaussegeldereinnahme, eine Sparkasse, eine Brodfabrik.

Die Kirche ist dem Schutzpatron St. Egidius geweiht. Bis zur Einführung der Reformation war Lengenfeld ein Filial von Plauen.

Eingepfarrt sind 2 Mahlmühlen, die Hoyersmühle und die Hammermühle, 2 Walkmühlen, 2 Bleichen, 1 Fabrikgebäude neben der Hoyersmühle.

Die Hoyersmühle gehörte von 1438 bis zur Reformation dem Marienaltar der Zwickauer Marienkirche und später bis 1552 dem dortigen Rathe, welchem der Müller jährlich einen Hasen zu Zinsen hatte.



[205]
Grün


auch Grün genannt, liegt 1/3 Stunde von Lengenfeld entfernt und zwar in westlicher Richtung. Unterwärts rücken beide Orte sehr enge zusammen.

Das Dorf hat eine anmuthige und auch schon mildere Lage, als Lengenfeld, indem der Unterschied der mittlern Seehöhe in beiden Fluren 156 Fuss beträgt: Denn diese fand man für Lengenfeld zu 1384, für Grün nur 1229 Fuss, und dem Rittergute lassen sich sogar 1160 Fuss beimessen.

Das Dorf, sonst dem Amte Plauen, jetzt dem Lengenfelder Gerichtsamte einbezirkt, erstreckt sich längst dem rechten Ufer der Göltzsch, 1/3 Stunde lang von Nordwest nach Südost hinauf, besitzt 464 Acker Landes mit 8574 Steuereinheiten und zählte 1802 erst 258 Consumenten, 1834 aber schön in 76 Häusern 508, 1858 in 86 Häusern 745 Bewohner, welche in Lengenfeld als Spinner, Kämmer und Weber reichlichen Unterhalt finden.

Das aus der Mylauer Herrschaft hervorgegangene, durch den Anbau der Unterthanen stark zusammengeschmolzene Gut hat 1428 als ein Vasall von den Voigten zu Plauen Hans Fassmann besessen, dann eine lange Zeit hindurch das Geschlecht der Edlen von der Planitz auf Auerbach.

Z. B. 1730 der Edle Christian Ludwig, ferner 1804 ein Lattermann, 1815 der Messingwerk-Factor Bässler zu Rodewisch, 1819 Carl Friedrich Förster auf Lengenfeld, mit welchem Gute Grün schon längst combinirt ist.

Der jetzige Besitzer, Wilhelm Förster, bewohnt selbst das Gut welches sehr häufig das Hammergut genannt wird.

Ob das Geschlecht derer von Grün, welches Hoffeck und Wiedersberg besessen hat, und aus welchem 1608 bis 1618 Arnold von Grün Bürgermeister zu Mühldorff, hervorgegangen ist, von hier stammte, ist nicht in völliger Gewissheit gesetzt.

Ausser dem Gute befinden sich noch namhafte Gebäude hier, wie die Mauersbergersche Papiermühle am obern Ende, am untern die Bechlersche und die starke Kesslersche Wollspinnerei, auch sind hier das Truppelsche und in der Mühle das Lobersche Wollkämmereigeschäft.

An der Flur, welche mit Lengenfeld, Rodewisch, Abhorn, Plohn und Waldkirchen reint, mag früher das Rittergut stark betheiligt gewesen sein, indem die Unterthanen im 17ten Jahrhundert nur 41/8 Hufen versteuert haben; jetzt aber besitzt es nur 227/20 Acker Feld 2083/100 Acker Wiese und 4573/100 Acker Holz; es versteuert daher unter Zuziehung des Restes von den Lengenfelder Herrschaftsgrundstücken, welche nur noch in 642/3 Ackern Holzes bestehen, nur 1544 Einheiten.

Im gemeinen Leben rechnet man hieher oft die weiter unten im Westen gelegenen Göltzschhäuser oder mindestens doch die nahe Hammermühle mit ihrer Spinnfabrik, aber sie gehören richtiger zu Waldkirchen.

Dagegen ist hieher die Finkenburg bei Rodewisch catastrirt.

Es giebt hier einen Thonschieferbruch und oberhalb des Dorfes enthält der Glimmerschiefer häufig Hornblende, deren Aussehen sich schon dem Serpentin nähert.

In der Gölzsch fand man sonst Almandinen; ob man aber darunter dunkelfarbige Topasen oder Granaten oder Hyacinthe versteht, ist ungewiss. Seltener finden sich auch Zirkone.

Die Einwohner von Grün sind nach Plohn gepfarrt, nachdem sie längst schon die Rodewischer Kirche verlassen haben.

Auch zur Schule hielten sie sich bis 1852 nach Plohn, bauten sich aber 1854 ein neues Schulhaus; die Collatur übt nicht die Herrschaft, sondern das Cultusministerium.



[206]
Wildenau


im Volksmunde (der hier nicht fein eben klingt) Willnütz, ist ein langes Dorf, welches unter dem Gerichtsamte Auerbach steht (sonst in das Amt Plauen gehörend), liegt 11/2 Stunde von Lengenfeld und Auerbach in rauher, feldarmer, mit zahllosen Granitstücken übersäten Gegend.

Der Bach theilt das Dorf in die zu dem obern Plohner Rittergute gehörige Frohnseite und in die Freiseite, welche die Eigenschaft, und officielle Benennung eines Rittergutes hat, das jedoch ausser einem Teiche kein Grundstück, daher auch kein Gehöft mehr hat und somit völlig dem Schörnburgischen Rittergute Ziegelheim an die Seite gestellt werden kann.

Beide Seiten aber, die nördliche (rechten Ufers) oder die Freiseite und die südliche oder die Frohnseite bilden zusammen nur eine Gemeinde, zu welcher auch Herlagrün sich hält, und da das Rittergut schon längst mit dem Rittergute Plohn untern Theils combinirt ist, so haben alle fast Einen Herrn gehabt: Man darf daher nicht wollen die Frohnseitler für fröhnende Monarchisten und die Freiseitler für ungebundene Republicaner halten.

Beide Seiden sind ziemlich gleich gross und 1802 gab die Freiseite, welche altschriftsässig und landtagsfähig war, 171 Consumenten an. Der Ort zählte 1834 in 85 Häusern 516 – 1858 521 Bewohner, die bei ihrer starken Gräserei zwar gute, nur aber weniger einträgliche Rindviehzucht, übrigens Waldarbeit, Russbrennerei, Russbuttenhandel, Klöppelei und Ausnäherei treiben, überhaupt aber sich kärglich nähren, aber zufriedene glückliche Menschen sind.

Die Flur reint mit Röthenbach, Plohn, Stangengrün und Obercrinitz, umfasst 3 Parcellen der Plohner Flur und ist meist flach abhängig. In Südosten gewähren der Steinberg und der Knock oder Knochen weite Fernsichten.

In Norden und Nordost verbreitet sich starke Waldung.

Nicht allzufern befindet sich der Kuhberg, auf welchem man Leipzig und den Petersberg bei Halle mit bewaffnetem Auge erblicken kann.

Die Frohnseite gehört zur Rodewischer, die Freiseite zur Stangengrüner Parochie, 1 Haus jedoch zur Röthenbacher Kirche. Die Schule, bei welcher beide Pfarrer gemeinsam die Collatur üben, steht auf der Freiseite, beide Seiten kamen 1856 unter das damalige K. Gericht zu Auerbach. Die Frohnseite am 10ten, die Freiseite am 17. April.

Letzre war noch 1629, wo sie dem Christoph Karl von Reitzenstein auf Geilsdorf u. s. w. gehörte, eine vollständige Hofröde; 1819 gehörte sie dem Christian Gottfried Adler und jetzt besitzt sie Richard Adler als ein Allodialgut, wogegen seit 1858 Franz Adler Specialbesitzer von Oberplohn und von dessen Hälfte der Frohnseite ist.

Unter den ganzen Bewohnern von Wildenau sind 6 halbe und 7 Viertelhöfe mit noch 27 Häusern, im Ganzen zählt man 40 Feuerstätte.




Mühlberg


gilt insgemein für ein Falkensteiner Vorwerk, in der That ist es aber ein besonderes Rittergut, welches uns seit langen Zeiten mit Falkenstein combinirt ist. Es hatte in früherer Zeit aber sein eigenes Schlösschen. Wenn auch dieses Schlösschen in Trümmer gesunken, so ist doch die Ritterguts-Qualität geblieben und das gesammte Ritterlehn wird „Falkenstein mit Mühlberg“ genannt.

Auf seiner Flur ist ein Dörfchen angebaut, dessen 80–100 Seelen unter Falkenstein, wohin sie gepfarrt sind, mitgezählt werden. Das Gütchen befindet sich meist östlich von der Stadt, jenseits der Göltzsch, zunächst bei Ellefeld, auf steilem Hügel. Wie es nun aus der alte Herrschaft Falkenstein hervorgegangen, so haben auch die Herren von Trützschler es weit über 300 Jahre im Besitz und erwarben ihm am 29. September 1741 eine Altschriftsässigkeit.

Zubehör sind Theile von Trieb, Ellefeld und Dorfstadt, so wie [207] von der Stadt Falkenstein selbst, die nun aus ihrer Asche wieder neu und schöner erstehen wird.

Hieher sind auch zu rechnen die Mühlberghäuser zu Werda und die Geigenmühle.

M. G.     




Zobes


Auf der Strasse von Mühlberg und Falkenstein nach Trieb, Zschokau und Mechelgrün gelangt man, wenn man sich von Mechelgrün aus rechts wendet, auf den alten sorbischen Ort Zobes, ein Name, der mit Sabitz in Schlesien mit Sabiz an der Seve in Serbien gleich sein muss.

Es liegt nicht weit von Thosfell und 7/4 Stunden von Plauen am linken Ufer der Trieb, übrigens mit Wasch und Butterleuthen, mit Zschokau und Schönau reinend, in coupirter waldiger, abwechslungsreicher und mässig fruchtbarer Gegend. Die nächste Stadt, Treuen, ist 11/4 Stunden nordöstlich gelegen.

Es enthielt 1834 in 58 Häusern 311, 1858 aber in 75 Häusern 486 nach Altensalz eingepfarrte Bewohner, deren Zahl durch das Betriebsgewerbe für die nahen Städte bald gewachsen ist. Abgesondert liegen die Häusergruppen Butterleuthen (im Osten) und Siebensitz, dessen Namen man für gleich bedeutend hält mit Sebnitz oder Sebenitsch, der Stätte eines Hochgerichts. Der ausserdem unerklärlich bleibende Name kommt im Voigtlande öfter vor.

In Zobes selbst unterlagen 1834 dem Amte schon 18 Häuser und 2 in Siebensitz. Ferner eines mit beiderlei Gerichten dem Rittergute Neuensalz, 3 Häuser in Butterleuthen und ein Theil von Zobes bloss erbgerichtlich dem Rittergute Thosfell, der Rest mit beiderlei Gerichten dem hiesigen Gute.

Seit dem Mai 1856 ist der ganze Ort zum Gerichtsamte Plauen gekommen.

Das Rittergut gab 1802 nur 87 Consumenten, es versteuert auch bei einer nur wenig bedeutenden Oeconomie nur 1406 Einheiten und ist längst allodificirt.

Es ist aus dem Hauptgute Thosfell hervorgegangen.

In des 17. Jahrhunderts erster Hälfte hatten es die von Bünau: 1664 verstarb als Besitzer Wolf Joachim von Schönfeld, dem Ruppertsgrün und Thosfell gehörten. Dann kam es an die Familie von Beust. Im Jahre 1844 nahmen es die Erben des Herrn Amtshauptmann von Beust in Lehn, verkauften es aber bald nebst Neuensalz an Herrn Wilhelm Otto Seiler, welcher 1851 Mitglied der 2ten Ständekammer, sowie Inspector der von Ostenschen Waisenstiftung zu Plauen, endlich 1859 auch Director der allgemeinen Voigtländischen Kreiscasse durch ritterschaftliche Wahl geworden ist.

Ehemals hat man hier Eisenstein gegraben: jetzt ist die Gegend für Mineralogen intressant durch den Kalait oder den mineralischen Türkis, den man beim Chaussebau zwischen Thosfell und Neuensalz entdeckt und den man nicht mit dem occidentalischen, nur durch Versteinerung gewisser Fisch- und anderer Zähne entstandenen Türkis verwechseln darf. Bisher war dieser orientalische Türkis Kalait oder Apephit nur aus Persien bekannt. Er wird sehr theuer bezahlt.

Bei hiesiger Schule steht die Collatur nicht dem Gerichtsherrn, sondere der Gemeinde zu. Erst seit 1841 hat Zobes ein eigenes Schulhaus, worinnen einige 70 Kinder unterrichtet werden.

Früher hatte Zobes einen Kinderlehrer mit einer sogenannten Wandelschule und mehrmals misslungene Versuche gemacht, sich mit der Schule in Neuensalz zu verbinden.



[208]
Haselbrunn.


Nicht weit von Plauen an der Sächsisch-Bayerschen Eisenbahn jenseits des Steinsberges, 1/3 Stunde von der Stadt entfernt, liegt der Ort, welcher mit Reissig und mit Heidenreich gleichsam einen Ort bildet.

In nördlicher Nähe verbreitet sich ein ansehnliches Rathsholz, die Rosengräben, worüber in den 30ger Jahren ein grosser Prozess des Besitzer von Reissig, des Rechtscandidaten Wehner mit dem Rathe geführt wurde; im Süden giebt es Ziegel- und Kalköfen. Die nur mässig fruchtbare Flur von 1265 Fuss mittler Seehöhe zeigt, trotz ihrer Mannichfaltigkeit und der hübschen Aussicht nach dem Möschwitzer Elsterthale nicht eben viele Reitze.

Die Eisenbahn fällt hier bis zu 1205 Fuss herab und zu ihrem Bau wurden hier für etwa 6000 Thlr. Boden erkauft, davon 743 Thlr. dem städtischen Hospital, 1806 Thlr. der Bürgerschaft zufielen.

Noch aber blieben der Stadt 324 Acker mit 2323 Steuereinheiten.

Der aus Nordost kommende schwache Pietzschbach scheint mit seinem slawischen Namen eine übrigens unbekannte Entstehung zu verrathen. Piez bedeutet nämlich einen Ort, zu welchem eine Schmiede den Anfang gemacht hat.

Nach der verschiedenen Lage unterscheidet man ein Vorder- und ein Hinter-Haselbrunn. Das Ganze hatte 1834 erst 113 Seelen in 19 Häusern, deren 9 denen mit Reissig verbundenen, 6 den ursprünglich Neundörfer Antheil bildeten.

Seit dem October 1855 gehört die Gerichtsbarkeit ungetheilt dem Amte.

Wie Reissig, so gehörte derjenige Theil, dem die Rittergutsqualität beiwohnt, 1834 dem Stadtrathe zu Plauen.

Ursprünglich sind in Haselbrunn 2 Rittergüter gewesen, woraus später aus dem einen die Neundörfer Schäferei entstand.

Auf alle Fälle war auch Heidenreich ein besonderes Ritterlehn. Doch schweigen die Urkunden darüber.

Das eine von diesen Rittergütern hatte 1428 Hans Röder, das andere ein Herr von Reibold, später acquirirte der Stadtrath zu Plauen diese Güter, welcher davon wieder Theile abtrennte und verkaufte.

Die Rathsantheile an Haselbrunn mit Reissig bilden vereint mit dem Schwarz- und dem Comthurholze ein Ritterlehn, welches 1834 im Namen des Stadtraths der Bürgermeister Gottschaldt zugleich mit dem Ritter- und Stiftungsgute Raschau in Lehn nahm: nach der sonstigen Verfassung war es neuschriftsässig und landtagsfähig.

Der in der Nähe von Haselbrunn wohnende Pfaffenbauer hatte sonst bis zur Ablösung die Verpflichtung: im Herbst mit 2 Wagen die Zinsen für den Deutschordenshof zu Plauen aus allen betreffenden Dörfern zu sammeln; dabei genoss er Freiheit an allen Abgaben und anderweiten Lasten.

Dieses Einsammeln, wie das Comthurholz zeigt deutlich auf des deutschen Ordens ehemaligen Gutsbesitz zurück.




Strassberg


1 Stunde von Plauen an der Elster gelegen, wohin ein angenehmer Wiesenweg von letzterer Stadt aus führt.

Strassberg war in den frühesten Zeiten ein sehr wichtiger Ort, und ein besonderes Rittergut, wogegen es jetzt bloss als Vorwerk von Neundorf betrachtet wird.

Strassberg hatte eine bedeutende Burg, von welcher sich eine [209] Linie der Plauischen Reichsvoigte die Strassberger nannte. Noch jetzt nennt man eine im Norden ansteigende Höhe die Burg oder den Burgstadel.

Wenn bei der Beschreibung von Neundorf eines Oberhofrichters von Plauen Erwähnung geschehen, so ist hierüber berichtigend noch Folgendes hinzuzufügen: Der dort erwähnte Voigt Heinrich der Aeltere von Plauen, durch seine Tochter Elisabeth Grossvater der schönen Elisabeth von Arnshaugh, war allerdings Oberhofrichter, doch nicht etwa zu Plauen, sondern im Pleissner Lande oder zu Altenburg.

Die Stifterin des Klosters Kronschwitz, Tutta, befiel die Lust zum Klosterleben zugleich mit ihrem Gemahl, wesshalb das Paar sich vor allen Dingen im Kloster Mildenhurth feierlichst scheiden liess.

Das mittelalterliche Geschlecht von Strassberg, aus welcher 1230 ein Heinrich und 1282 ein Arnold stammen und nachmals naumburgische Domherren waren, hat die Burg wohl schwerlich besessen, sondern nur erblich commendirt.

Vor denen von Reibold hatte der Lobdeburger Graf Otto auf Arnshaugh, welcher 1284 dem Deutschorden das Kirchenpatronat allhier verlieh, besessen. Nach diesem Geschlechte war Eckenbert von Goldenitz aus der Familie, deren Andenken das ehemalige Rittergut Güllnitzhof zu Goldnitz erhalten hat, Besitzer von Strassberg, und dann erst folgten die von Reibold.

Strassberg liegt am linken Ufer der Elster, unterhalb der Mündung des Rosenbachs, 1 Stunde oberhalb Plauen, zwischen Kröstau, Krauschwitz, Kobitzschwalde und Neundorf.

Sonst war das Gut, wie Neundorf altschriftsässig und wie dort, so übernahm auch hier das Amt Plauen die Gerichtsbarkeit im October 1855.

Der vereinigte Gerichtssprengel bestand 1802 aus 523 Consumenten.

Im Jahre 1858 zählte Unterneundorf in 28 Häusern 214, Oberneundorf in 32 Häusern 180, Strassberg in 24 Gütern und 10 andern Häusern 201 Seelen.

Für das Filial Strassberg und Oberlosa ist jetzt als Prediger Herr Friedrich Wilhelm Traugott Schöpff angestellt.

M. G.     




Rodersdorf obern Theils.


Wandern wir von Strassberg weiter hinauf, die Elster links lassend, zwischen den Feldern von Krössen und Kloschwitz dahin, so gelangen wir zu dem 13/4 Stunde entfernt gelegenen Orte Rodersdorf obern Theils, zunächst dem Goldbache, an der Chaussee, welche Plauen mit der Oelsnitz-Schleizer Chaussee vereinbart.

Die nur mässig fruchtbare Flur hat die mittlere Seehöhe von 1443 Fuss.

Die Gegend ist mehr hügelig, als bergig, und selbst der in Nordosten anstossende Luftberg nicht ausgezeichnet zu nennen.

Der Ort liegt grösstentheils in einer Seitenschlucht des Bachgrundes. Die früheren bedeutenden Porstischen Spinnereigebäude gehören zu Rodersdorf obern Theils.

Das Rittergut war früher amtssässig, während das untere Schriftsässigkeit besass.

Beide Orte gaben 1855 ihre Gerichtsbarkeit an den Staat ab und so wurden sie dem Gerichtsamte Plauen einverleibt.

Rodersdorf obern Theils hat Lehnunterthanen in Schloss, Reuth, Lauberg, Rosswitz, Zeschwitz, Kobitzschwalde und Thiergarten.

Gleichwohl ist das untere Gut viel mehr werth als das obere, indem jenes 4504, dieses nur 2269 Einheiten versteuert; man darf daher das untere schon den Mittelgütern beirechnen.

Beide Güter haben übrigens auch einigen Antheil am Besitze von Thossen.

Im Jahre 1470 gehörten beide Rittergüter dem Otto und Hanns von Röder.

Im 17ten Jahrhundert war Rodersdorf obern Theils dem Hanns Ernst von Seidewitz zugefallen, von welchem Geschlecht es im 18ten Jahrhundert Friedrich Hüttner erkaufte und dann war es bis 1785 im Besitze der Müllerschen Familie, von welcher es Erdmann Wilhelm von Falkenstein erwarb. Dann kam es 1789 an Joachim Paul Porst und Johann Gottfried Porst, dem die Wauersche Familie folgte, von welcher es in den 40ger Jahren der derzeitige Besitzer Herr Julius Schilbach aus Weissensand acquirirte.

Die Collatur über die Kirche, welche im Oberdorfe steht, übt der Superintendent zu Plauen als Oberpfarrer und demnach als Nachfolger in dem Rechte des Deutschordenscomthurs.

Auffallender Weise war der hiesige Pfarrer frei von Entrichtung der Absenz an den Comthur.



[210]
Grobau.


Weiter hinauf über Rodersdorf durch Thossen und Reuth gelangt man zu dem an der Sächsisch-Bayerschen Eisenbahn gelegenen Dorfe Grobau, welches 31/2 Stunde von Plauen, 11/4 Stunde östlich von der Stadt Gefell, 3 Stunden von Hof, unfern der Bayerschen und Schleitzer Grenze, in rauer, aber nicht unangenehmer Gegend liegt, daselbst die mittlere Seehöhe der Flur 1762 Fuss beträgt.

Die Flur raint mit Mislareuth, Kemnitz, Krebes, Stöckigt und Gutenfürst.

Die in Südost ansteigende Felskoppe erreicht 1843 – die Eisenbahn aber in hiesiger Flur 1757 Fuss, wenn man nämlich der Connewitzer Costritzer Brücke 330 Fuss beimisst. Demnach bleibt die Bahn hier wenig unter ihrem allerhöchsten Punkte bei Reuth zurück.

Das hiesige Rittergut war früher amtssässig, welches, nachdem es für 2066 Thlr. Landes an die Eisenbahn abgetreten hat, dennoch 1649 Steuereinheiten trägt.

Seine Erbgerichtsbarkeit hat es im October 1855 an die Regierung abgetreten.

Eines der Güter im Dorfe besitzt die Gutenfürster Herrschaft eigenthümlich, ein Gut gehörte früher unter das Amt Plauen, stärkere Antheile unter die Güter Gutenfürst und Geilsdorf, und nur der geringere Theil unter hiesiges Allodialgut.

Das Gut selbst scheint nicht gar alt zu sein, indem die früheren Besitzer so unbekannt sind, dass sich selbst an dem 1428 „auf Grobe“ vorkommenden Friedrich von Jössnitz zweifeln lässt, da damit auch Besengrube bei Altenburg gemeint sein kann.

Um das Jahr 1580 war mit Grobau die Familie von Grünrod beliehen, 1727 und 1742 besassen es die beiden Flossaufseher von der Heyden auf Kemnitz und Gutenfürst, und seit dem Anfang des 19ten Jahrhunderts ist es an die Adlersche Familie gekommen.

Der derzeitige Besitzer ist Herr Carl Christan Erdmann Adler.

Zum Rittergute gehörte auch das nahe liegende Dörfchen Stöckig. Grobau mit diesen Stöckighäusern zählte im Jahre 1857 in 47 Häusern 322 Seelen.

Der Ort hatte in sehr früher Zeit eine Kapelle, von welcher noch die Grundmauer sichtbar ist und einen eigenen Geistlichen, dem auch die Grundstücke zugehörten, welche gegenwärtig noch mit der Benennung „Pfarrgütlein“ bezeichnet werden.

Ausserdem zieren den Ort 2 schöne Buchenwäldchen und hat derselbe überhaupt durch die Eisenbahn sehr gewonnen.

Ueber die Schule, die seit 1840 hier errichtet ist, hat die Herrschaft nicht das Collaturrecht, sondern der hiesige Schulvorstand.

Grobau hält noch ein Areal von 989 Ackern, 199 Ruthen mit 10426 Steuereinheiten.




Mislareuth.


Von Grobau die Eisenbahn verlassend, durch dichtes Holz entlang gelangen wir nach dem 1 Stunde entfernten Pfarrkirchdorfe Mislareuth, um welches die 4 reussischen Ortschaften Rothenacker, Gebersreuth, Heidefeld und Strassenreuth in einer Entfernung von 1/4 Stunde bis zu einer ganzen herum liegen.

Ein Mann, dessen Name auf Misel ausging, hat hier zuerst eine Wohnstätte gereuthet oder gerodet und daher die Benennung Mislareuth: Jedenfalls war dieser Mann an rauhes, kaltes Klima gewöhnt: Denn der Ort liegt ziemlich hoch, hinsichtlich seiner weit sichtbaren Kirche 1027 Fuss überm Meere, wie denn auch die mittlere Flurhöhe zu 1942 Fuss gefunden worden.

Die Lage des Ortes hat aber dessenungeachtet viel interessante Puncte: Das Dorf raint mit Orten dreier Staatengebiete: nämlich in Osten mit Grobau in Sachsen, in Osten mit Preussen, und zwar mit den Fluren der Stadt Gefell, nördlich mit Schleitzer Gebiet und zwar mit Rothenacker und mit Gebersreuth. Auf Schleitzer Boden quillt auch die Wiesenthal, um zunächst Rothenacker, später Mühltroff und Schleitz zu netzen – bei Waldburg die Saale zu verstärken, während, in Osten die gleichfalls in der Nähe entsprungene Kemnitz der Elster zueilt: In Osten erhebt sich auch der Galgenpöhl unweit der Eisenbahn. In Nordwest endlich ist die hohe Rothenackersche Höhe.

Mit der rauhen Gegend steht vielleicht der Name der „Haberländer“ in Verbindung. So nennt man nämlich diejenigen 4 Güter nebst 3 neugebauten Häusern, welche bis Johannis 1856 hinsichtlich der Realjurisdiction abwechselnd dem reussischen Amte Saalburg und dem Bayerschen Rittergute Konradsreuth unterlagen, damals nebst dem zu Schmidts Gute gehörigen und auf eine kleine wüste Mark hinzielenden Poritzsch-Acker zu Sachsen und somit unter das Gerichtsamt Plauen kamen.

Mislareuth zählte 1802 erst 226 Consumenten, 1858 aber in 61 Häusern 414 Seelen. Die Collatur bei der dem Superintendenten zu Oelsnitz unterliegenden Pfarrkirche steht dem Cultusministerium zu, wogegen die Schulstelle die Gerichtsherrschaft vergiebt. Der Pfarrer hat hier Kinder in 3 Staatengebieten und gehörte die Pfarrei zu den Streitpfarreien, welche bis vor wenigen Jahren vom König von Bayern als dem Nachfolger der Markgrafen zu Brandenburg-Culmbach besetzt wurde.

Die Brauerei ruht auf dem hiesigen Gasthofe als auf einem Erbkretscham.

[211] Ausser einer Bachmühle ist hier auch eine der höchsten Windmühlen, deren Besitzer immer kein rechtes Glück machten.

Das erst im Jahre 1749 den 12ten Juli schriftsässig gewordene Allodialrittergut hat nur im Dorfe seine Unterthanen gehabt und der berühmte Jurist, Herr Doctor Steinhäuser in Plauen und nach dessen Ableben Herr Carl Steinhäuser waren hier Gerichtsdirectoren. Im stärksten Winter, wo kein Mensch sich gern in die hier fallenden Windwehen heraustraute, wurden doch in Mislareuth die Gerichtstage abgehalten und öfter gingen die Advocaten aus Plauen, wenn kein Kutscher fahren wollte, hieher zu Fuss.

Das Gut war lange Zeit hindurch in der Familie von der Heiden, worauf es durch Verwandtschaft, an den Oberst-Lieutenant Philipp Heinrich Wilhelm Lazarus von Feilitzsch kam, welcher 1855 als langjähriger Besitzer hier starb, und seine Besitzung seiner Tochter Pauline verehel. von Biedefeld hinterlies, während seine jüngste Tochter an Herrn von Waltenfels auf Gumpertsreuth vermählt ist.

Auf dem hiesigen Begräbnissplatze fällt ein Hügel von 20 Ellen auf, unter dem Namen Pesthügel bekannt, in welchem die Ueberreste vieler an der Pest Verstorbenen, die im Jahre 1575 bis 1601 in der Umgegend wüthete, liegen.

Unter den Gräbern ist ein altes, sehr eingesunkenes, mit einen darauf angebrachten Flügelkreuze von einiger Wichtigkeit, indem darinnen die Ueberreste des sogenannten gelehrten Bauers Nicolaus Schmidt, auch Küntzel genannt, aus Rothenacker, ruhen. In der Mitte des Schildes an diesem Kreutze erblickt man einen Greis in schwarzem priesterlichem Gewande mit weissem Ueberschlage und gefalteten Händen, knieend vor einem Kruzifixe, den Blick gen Himmel gerichtet. Auf der Nebenseite der Kapsel ist folgende nicht mehr lesbare Inschrift:

Hier ruhet Nicolaus Schmidt, sonst Künzel genannt, war geboren zu Rothenacker a. O. 1606. Er ist gestorben 1671 am 26. Juni.

Im 16. Lebensjahre konnte dieser Künzel noch nicht lesen. Ein Knabe, der bei dem Besuche der Winterschule nothdürftig lesen gelernt hatte und als Viehhirt bei seinem Vater diente, wurde sein Lehrer. Künzel, der seiner grossen Unwissenheit sich schämte, lernte von dem Knaben die Buchstaben und bald auch das Lesen. Bald hierauf übte er sich auch im Schreiben.

Späterhin legte er sich auf gelehrte Sprachen, verband damit auch das Studium der Natur- und Sternkunde und Geographie und brachte es nach und nach durch blosses Selbststudium zu einer grossen und bewundernswürdigen Gelehrsamkeit. Nachdem er 10 Jahre lang den Wissenschaften gelebt hatte, kam er durch die Fülle seiner Sprachkenntnisse nahe und weit in einen grossen Ruf und ob er gleich als begüterter Einwohner in seinem Geburtsorte wohnhaft blieb, fand er doch an mehreren Höfen Zutritt, z. B. in Weimar und Dresden. Und unter dem Namen „Gelehrter Bauer“ war er allenthalben bekannt.

Im Jahre 1645 machte er eine Reise nach Dresden, woselbst jeder seiner gelehrten Gönner ihn mit einem werthvollen Andenken erfreute. Auch trugen dieselben ihre Namen in sein Stammbuch ein, welches noch in hiesiger Schule aufbewahrt wird.

Er selbst erzählt davon also:

„Darnach bin ich auf Dresden begehret worden, habe allda Dero Churfürstliche Durchlaucht zu Sachsen ein Buch in Folio auf die Dritthalbhundert Sprachen und Schriften geschrieben in ihre Bibliothek.“

Nach Vollendung seines Werkes liess ihm der edle Kurfürst ein ansehnliches Ehrengeschenk an Gold nebst einer kostbaren Bibelausgabe in 10 Quartbänden zustellen.

in seinem Stammbuche finden sich viele merkwürdige Namen aus Dresden eingeschrieben, wie z. B. der Geheimerath Tunzel, Kirchenrath Tunzel, Hofrath Hass, M. Zimmermann, Rector Böhm u. a.




Papstleithen,


21/2 Stunden südwestlich von Oelsnitz an der Grenze Böhmens und Bayerns ist erst ein im vorigen Jahrhundert angebautes Dorf, welches eigentlich kein Rittergut im eigentlichen Sinne des Wortes hat, aber zwei Ritterlehen bildet mit der Qualität amtsässiger Waldgüter, die man als Papstleithen obern oder Hohenberger Antheils und Papstleithen untern oder Nentzschauer Antheils von einander unterscheidet. Sie sind nämlich im Besitze nothwendig mit den beiden Rittergütern Hohenberg und Nentzschau verbunden.

Das Dorf hatte 1802 erst 16, gegen 1859 69 Häusern mit 520 Seelen, welche nach Posseck gepfarrt sind.

Die nächste Stadt ist Rehau im Königreich Bayern, für welche hier Fabrikarbeit getrieben wird.

Eine Schule ist seit dem Jahre 1839 erbaut, in welche die Kinder von Tiefenbrunn mit gewiesen sind.

Das hohe Ministerium des Cultus hat die Collatur.

Die Gerichtsbarkeit war schon 1836 an den Staat abgetreten und so kam der Ort zunächst an das Amt Voigtsberg bei Einführung der neuen Gerichtsorganisation an das Gerichtsamt Oelsnitz.

In der Nähe von Papstleithen liegen einige von Sachsen umgebene dorflose bayersche Landparzellen.



[212]
Marieney


2 Stunden von Oelsnitz, in einen flachen Thale gelegen, hat unstreitig von seiner Lage und dem wunderthätigen Marienbilde, das man hier besass und zu dem man ehedem wallfahrte, seine Benennung; daher es in früheren Zeiten Marienau genannt und geschrieben wurde.

Es liegt in dem, zur Zeit noch von Markneukirchen nur mit verwalteten Gerichtsamtsbezirke Schöneck, im früheren Amte Voigtsberg.

Die Flur hat wesentliche Verschiedenheit in Mittel 1672 Fuss betragende Seehöhe, fällt aber westwärts merklich ab.

Das Dorf hat jetzt 156 Häuser mit 770 Bewohnern, unter denen selbst Männer mit Weissnähen sich beschäftigen.

Im Orte sind mehre Gasthäuser und an der Würschnitz liegt die Mühle. Auf Ritterguts Grund und Boden stehen noch einige Häuser, wie z. B. der in Osten mehr hoch als tief gelegene Buttergrund mit 9 und die Harth oder das Grünholz mit 3 Häusern.

Das nicht allzustarke Rittergut, welches nur 2110 Steuereinheiten versteuert, gehörte von seiner Entstehung bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts dem alten edlen Geschlechte der Herren von Thoss, das von jeher im Voigtlande blühte und zu den reichsten Geschlechtern hiesiger Gegend zu zählen war.

Nach 1800 kam es an einen gewissen Seyfert, welcher es nicht lange besass, worauf es in die Hände der Familie Adler überging, die es jetzt noch besitzt.

Der ganze Gutsantheil, über welchen das Voigtsberger Amt die Obergerichtsbarkeit übte, begriff 1834 in 52 Häusern 282 Seelen, wogegen 364 Bewohner in 61 Häusern mit voller Gerichtsbarkeit dem Amte unterlagen.

Ueber einen Theil der Flur hat der Oelsnitzer Stadtrath die Lehn und 1542 haben 2 Ganz-, 3 Halb- und 1 Drittelhüfner dem Leonhards-, 1 Hof dem Johannisaltar, 2 Halbhüfner aber dem Pleban zu Oelsnitz gelehnt, daher erhielt der dortige Superintendent bis jetzt einen Jahrzins von 53/64 Scheffel Hafer und 3 Hühnern.

Am 12ten September 1756 hat das frühere K. Gericht zu Schönek die Amts-, am 16. Juli die Rittergutsunterthanen, 7 Tage darauf den Oelsnitzer Lehnantheil zur Gerichtspflege übernommen.

Marieney ist der Geburtsort zweier berühmter Männer, des Max Adam Friedrich Zürner, später Pfarrer zu Scassa bei Grossenhain, berühmt durch seine geographischen Messungen und als Urheber der Meilensteine, – und des Dichters Julius Mosen (eigentlich Moses), welcher seine Schulbildung in Plauen genoss, dann die Universitäten Jena und Leipzig bezog und 1843 als Hofrath und Dramaturg nach Oldenburg kam. Leider haben gichtische Leiden diesen Mann am Körper so gelähmt, dass er seiner dichterischen Wirksamkeit entsagen musste.

In den Marieneyer Bach, der Würschnitz gedeiht die junge Perlmuschelbrut besonders und es wird dieser Bach von der Elster bis über die Marieneyer Fluren hinaus, bis zur Erlmühle zur Perlmuschelzucht benutzt.

Marieney reint mit Würschnitz, Leubetha, Hermsgrün, Wohlbach und Salig.

Seit dem Jahre 1832 ist hier in Marieney eine neue Schule erbaut, in welcher 150 Kinder Unterricht finden.

Die Kirchengemeinde besteht aber eigentlich aus 3 Orten; Marieney, Salig und Hermsgrün. Beide letzren Orte haben ihre besonderen Schulen, wie wir dies bei der folgenden Beschreibung von Salig näher erwähnen werden.




Salig


ein Dorf mit 33 Häusern und 190 Bewohnern, welche früher zum Voigtsberger Amte, jetzt zum Gerichtsamte Schöneck gehören und nach Marieney in die Kirche gehen.

Der Ort selbst liegt 3/4 Meile von Markneukirchen zunächst bei Schöneck, am Wege nach Adorf in wilder Gegend, und reint mit Marieney, Wohlbach und Eschenbach.

Der Boden ist wenig ergiebig und nur mit dem grössten Fleisse kann der Erde die Frucht abgewonnen werden.

Ehemals war hier ein sehr starkes Rittergut, welches jetzt ganz getheilt und zerschlagen ist. Es gehörte solches in den frühesten Zeiten und mehre Jahrhunderte hindurch ebenfalls den Herren von Thoss, von welchen es der Stadtrath zu Adorf acquirirte, welcher bis auf die neuesten Zeiten die Rittergutsfähigkeit von Salig erhalten hat.

Die Erbgerichtsbarkeit hatte indess der Stadtrath schon 1840 an die Regierung abgetreten und zwar die Hälfte von Salig; denn die andere Hälfte war nebst Obergerichten über das Ganze von jeher dem Staate zugehörig.

Jedoch war auch der Rath zu Oelsnitz lehnbetheiligt.

Die Schule in Salig ist seit 1840 erbaut. Das Besetzungsrecht der Schulstelle steht der dortigen Gemeinde zu.

Die Bewohner nähren sich ebenfalls von Blattstichnähen, welche Arbeit selbst Knaben verrichten.



[213]
Gunzen


zwischen Schöneck und Markneukirchen an dem Eisenbächlein unterhalb des Hirschberges gelegen.

Der Name ist rein deutschen Ursprungs und heisst wohl soviel wie Günthersdorf. Der Ort besteht aus 39 Häusern mit 250 Seelen.

Die Flur ist nicht gross, auch nicht sehr ergiebig, wie schon die mittlere Seehöhe von 1868 Fuss mit sich bringt.

Ein eigentliches Rittergut existirt hier nicht mehr; und es mag in früherer Zeit eigentlich bloss ein Vorwerk von Schöneck, welches den Voigten von Plauen gehörte, gewesen sein.

Jetzt gehört es dem Stadtrathe zu Adorf als ein besonderes Canzleilehen, in der Eigenschaft als Rittergut, jedoch nur als Dingstuhl.

Eine Merkwürdigkeit von Gunzen ist es, dass die eine Hälfte des Dorfs nach Schöneck und die andere Hälfte nach Markneukirchen eingepfarrt ist.

Das neugebaute Schulhaus liegt jenseits des Baches; die Lokalinspection wird durch den Diakonus von Markneukirchen ausgeübt, sowie auch das ganze Dorf in Schulangelegenheiten der Superintendur zu Markneukirchen untergeben ist.

Vor 370 Jahren hatte Gunzen dem Schönecker Pfarrer die halbe Frohne zu leisten, d. i. vielleicht die Woche 3 Tage.

Im nahen Grünholze steht der Stadt Adorf die Mitteljagd zu.

Gunzen gehört jetzt zum Gerichtsamte Markneukirchen.




Eichigt


11/2 Stunde von Oelsnitz, 11/4 Stunde von Adorf, 3 Stunden von Asch; 4 Stunden von Hof und 4 Stunden von Plauen gelegen, zerfällt eigentlich in Untereichigt und Obereichigt.

Die Strasse von Asch nach Oelsnitz führt 1/4 Stunde oberhalb des Dorfes vorbei; eben so die Strasse von Adorf nach Hof.

Der Name wird gewöhnlich abgeleitet von den vielen Eichen, die früher hier gestanden haben sollen, jetzt aber verschwunden sind.

Ein eigentliches Rittergut ist jetzt nicht mehr im Orte, und es gehören 4 Häuser, von Obereichigt zu den Jugelsburgschen Gerichten bei Adorf und 10 Häuser von Untereichigt unter das frühere Amt Voigtsberg, das übrige Dorf erkennt die Gerichte von den sogenannten 7 Dorfschaften an, mit Ausnahme von 3 Häusern, deren Lehnsherr der pastor loci ist. Hieraus ergiebt sich, dass lange vor der Reformation das Pfarrgut und diese 3 Häuser ein kleines Rittergut bildeten, dessen letzter Besitzer zum geistlichen Stande übergetreten ist und die Kirche und die Pfarre gegründet hat.

Man kann dies sogar aus der Lage der Grundstücke deutlich erkennen.

Und das Geschlecht derer von Eichig oder Eichigt, welches ums Jahr 1300 den Reussen verschwägert war und aus welchem 1323 ein Berchter, 1445 ein Pilgrim in den Urkunden vorkommt, zeigt deutlich darauf hin, dass wirklich ein Rittergut hier existirte.

Die Collatur von der hiesigen Pfarrei hatte bis vor wenigen Jahren Se. Majestät der König von Bayern und Eichigt gehörte deshalb zu den sogenannten 7 Streitpfarreien.

Die Collatur von der Schule zu Eichigt hat der Pastor loci.

Der Ort besteht aus 73 Häusern mit 562 Bewohnern. Durch das Fabrikgewerbe in Oelsnitz und Plauen ist der Ort in den letzten Jahren sehr gewachsen.

Die Hauptbeschäftigung ist Baumwollenweberei, Näherei und Stickerei, nebenbei auch Ackerbau.

Zu den Annehmlichkeiten von Eichigt gehören ein gutes Wasser.

Eichigt gehört jetzt zum Gerichtsamte Adorf.




Bergen


eine Meile von Oelsnitz, 11/4 Stunde nordwestlich von Adorf, nicht weit von der Strasse von Oelsnitz nach Asch in rauher Gegend gelegen.

Die mit Rossbach, mit Ebmath, Eichigt, Freiberg und Gettengrün reinende Flur hat die mittlere Seehöhe von 1783 Fuss.

Der von Rosbach kommende Bach wird bald der Bergner, bald der todte oder Totter-Weinbach genannt und nimmt den kleinen Zinnbach auf, welcher durch Bergen fliesst, um zwischen Adorf und Leubetha die Elster zu verstärken.

Das dasige Rittergut war in früheren Zeiten bloss ein Vorwerk von Freiberg und gehörte sonach ebenfalls den Herren von Thoss, noch 1616 besass es Wolf Adam von Thoss auf Freiberg.

Bis jetzt ist schon seit einem halben Jahrhundert die Familie Rossbach damit beliehen.

Das Gut hat nur eine schwache Oeconomie, versteuert nur 8834/5 Steuereinheiten, hat aber nicht unbedeutende andere Einnahmen und zählte mit dem zugehörigen Obergettengrün 450 Unterthanen.

Seine Erbgerichtsbarkeit (die Obergerichte gehörten dem Amte Voigtsberg) trat es am 20. October 1855 an das Amt Adorf ab.

Ausserdem waren vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation noch verschiedene Gerichte hier: Ein Viertheil gehörte dem Staate unmittelbar: der Adorfer Stadtrath hatte 3, das Rittergut Jugelsburg 7, das untere Freiberger Rittergut 4 Häuser als Gerichtsuntergebene.

[214] Der Ort ist nach Eichigt gepfarrt und hatte früher eine eigene Schule, ist aber seit 1838 auch dahin geschult. In 39 Häusern leben 300 Seelen, die dem Gerichtsamt Adorf zugewiesen sind.

Bergen bietet eine Menge schöner Aussichten, vorzüglich nach dem Erzgebirge zu.




Brambach


2 Stunden südlich von Markneukirchen und 21/2 Stunden von Adorf, liegt an der von Adorf nach Franzensbad und Eger führenden Chaussee. Der Name wird entlehnt von Brombeeren, welche noch heute in der Volkssprache Bramen genannt werden.

Der Bach, welcher hier durchfliesst, wird oberhalb des Ortes Röthenbach, unterhalb desselben Fleissenbach genannt, welchen Namen er bis zur Mündung in die Eger behält.

Brambach grenzt mit seinen Fluren östlich und westlich an Böhmen und südlich an die des letzten sächsischen Dorfes Schönberg.

Es liegt in einem freundlichen Thale, das aber wieder in mehre kleinere Thäler sich theilt, ist von 3 Seiten mit ziemlich hohen Bergen umgehen, an der vierten öffnet sich ihre eine heitere Aussicht nach dem böhmischen Dorfe Fleissen und einem Theile des Egerlandes.

Die Zeit der Gründung Brambachs ist nicht genau ermittelt, doch steht soviel fest, dass das Rittergut in älteren Zeiten fast nördlicher in der sogenannten Wintersreuth nahe an Landwüst gelegen habe, da man heute noch deutliche Spuren eines Wallgrabens findet und welcher Ort noch heute das alte Schloss genannt wird.

Dieses soll im Hussitenkriege zerstört und dann ein neues da, wo es jetzt steht, erbaut worden sein.

Die uns zuerst genannten Besitzer sind die Herren von Zedwitz und erst im 16ten Jahrhundert kam es an die Familie von Schirnding, welche sich theilweise selbst nach dem Gute „von Brambach“ genannt haben. Aus diesem besass ein Hanns 1501 die nahe böhmische Burg Altenteich, zu welcher noch jetzt ein Theil von Fleissen gehört: auch soll dieser Linie die Herrschaft Wildstein gehört haben.

Im Jahre 1537 war Moritz von Schirnding Besitzer von Brambach, welcher Landwüst, Grundstücke von Eichigt, Triebel und Mühlhausen zu Brambach kaufte und daher 4 Ritterpferde stellte. Bis 1703 war Erb-, Lehn- und Gerichtsherr Hans Schirnding, den damals sein Schwager von Raab im Duell erstach; im Jahre 1727 der Lieutenant Philipp Karl, welcher Breitenfeld und Wohlhausen besass.

Der letzte Besitzer aus diesem Geschlechte war der Kammerjunker und Oberforstmeister August Karl Friedrich.

Am 24. November 1741 erlangte das Gut das Recht eines altschriftsässigen Guts.

Im Jahre 1819 wurde das Gut, nachdem noch der letzte von Schirnding dem Landtage 1820 beigewohnt hatte, subhastirt, und die nöthig gewordene Taxe ergab eine Summe von 273350 Thlr. Das Gut hatte damals sammt Vorwerk Schönlind zwar nur 231 Acker Feldes, aber 1131/2 Acker Wiesen, an 1624 Acker Holz, 6 Teiche, einen Gasthof, starke und wohleingerichtete Brauerei und Brennerei; endlich die Collatur der Pfarr- und Diakonenstelle allhier.

In dieser Subhastation im Jahre 1819 erstand es Herr Stiftskammerrath Flossmeister Graf Brühl aus Plauen, der es aber sogleich wieder an Herrn Obersteuerdirector von Watzdorf zu Dresden, Herrn Kreishauptmann von Planitz auf Sorge, Herrn Amtshauptmann von Beust auf Neuensalz und Herrn Kammerherrn von Beust auf Thosfell abtrat. Später acquirirte es der Obersteuerdirector von Watzdorf mit Herrn Amtshauptmann von Beust allein und nach dem Ableben des Ersteren, welches am 8. Januar 1830 erfolgte, übernahmen es gemeinsam dessen Wittwe, ein Fräulein von Watzdorf und Heinrich Leopold von Beust, und 1839 besassen es die Watzdorfschen Erben allein.

Im Jahre 1840 trat die Wittwe des Obersteuerdirector von Watzdorf ihre Gerichte an den Staat ab, und 1847 verkaufte sie das Gut an Johann Gottfried Opitz, welcher es nach etwa 5 Jahren, wo inzwischen viel Holz geschlagen worden ist, an den Pachten Ernst Wilhelm Helbig abtrat, der wegen Befreiung Mai-Gefangener 1855 steckbrieflich verfolgt und das Gut abermals suhhastirt wurde. Zu dieser Zeit ruhten nur noch 83291/2 Steuereinheiten darauf.

Denn die grossen Waldgründe hatte schon früher der Staat erkauft, vorzüglich den grossen Schirndinger Wald, welcher sich bis zur böhmischen und bayerischen Grenze erstreckt.

In der Subhastation erstand die Landesschule zu Meissen das Gut, welche eine starke Forderung hatte.

Zubehör des Guts sind noch jetzt: Oberbrambach, Frauengrün, Hennebach, ein Theil von Obertriebel mit Neubrambach und den Schirndinger Waldhäusern, Rohrbach mit der Wetterhütte, Wiedenleithen, das sächsische Schönlind, einige Häuser im Raungrunde, ein Theil von Röthenbach mit der Röthenmühle, endlich die Schaafhäuser.

Brambach gehört noch wegen seiner umfangreichen Waldungen zu den bedeutenderen Gütern Sachsens.

Die Schicksale des Orts anlangend, so haben im 30jährigen Kriege die Schweden einmal hier arg gehaust.

Im Jahre 1819 wurden 4 Häuser am Markte durch eine Feuersbrunst verheert. Ein harter Schlag traf den Ort im Jahre 1842, wo eine am 11. September Abends 9 Uhr ausgebrochene Feuersbrunst den grössten Theil des Oberdorfes und einen Theil des Markts ergriff, so dass 29 Häuser, grösstentheils Bauernhöfe, das Diakonat und die Kirche in Asche gelegt und die Unglücklichen ihrer ganzen Erndte beraubt wurden.

Der neuerbauten Kirche, über welche nebst der Schule die Herrschaft [215] die Collatur übt, gegenüber südwärts stellt am Markte das Rittergutsgehöfte mit dem Schlosse.

In diesem befindet sich seit 1858 eine Staats-Strafabtheilung oder ein Filial des Zwickau-Voigtsbergischen Zwangs-Arbeitshauses und man hofft zur Cultivirung des Bodens davon guten Nutzen.

Es giebt hier ferner eine Postexpedition seit 1834‚ ein Nebenzollamt erster Classe und ein Untersteueramt, seit 1858 ein kaiserliches Nebenzollamt zweiter Classe, welches jedoch nach Fleissen genannt wird. Die Erbkretschamsbrauerei kommt schon 1537 vor.

Der Ort zählt 191 Häuser mit 1547 Bewohnern und ist bei seinem regen Fabrikfleisse in Jahrzehnten um das Doppelte gestiegen.

Ausser mehreren Gasthäusern finden wir hier 1 Papierfabrik, 4 Mahlmühlen im Orte, zu denen isolirt noch eine zweite Papiermühle, die Schwarzteichmühle, die Lohnmühle und der Eisenhammer kommen.

Auch die Fleissner Papierfabrik ist nahe und überhaupt ist das südlichste Voigtland das rechte Papiermühlenland sächsischen Bodens.

Noch sind die salinischen Quellen der Säuerlinge zu erwähnen, welche jenen zu Elster und Franzensbad an die Seite gesetzt werden können, aber unbenutzt abfliessen.

Der Geschmack des Wassers erinnert an das Pyrmonter Wasser.

Wünschenswerth wäre es, wenn diese Quelle mit in das Gebiet der Cur-Anstalt von Elster gezogen werden könnte.




Kleinzöbern


3 Stunden von Plauen und in gleicher Entfernung von Hof an der Strasse von ersterer Stadt und letzterer gelegen. Kleinzöbern hatte früher die Qualität eines Rittergutes, hat aber längst keine Hofrede mehr.

Das Rittergut besass 1524 Hans Sack auf Mühltroff, welcher deshalb mit einem Ritterpferd belegt war. Ehemals gehörten 9 Güter in Grosszöbern dazu, welche später unter die Gerichte zu Pirk kamen.

in späterer Zeit hatte der Stadtrath zu Oelsniz das Rittergut acquirirt oder vielmehr als ein Beygut von Schönbrunn besessen: Im 30jährigen Kriege ging es für besagten Rath verloren und wegen Schulden war derselbe gezwungen es an Philipp und Hans Groh zu verkaufen, einer Familie, die heute noch in Kleinzöbern in guten Verhältnissen lebt.




Eulenstein


auch Eilenstein ist eigentlich nur als Vorwerk, von Dobeneck, welches 2 Stunden von Plauen an der Elster entfernt liegt, zu betrachten. Es hat aber am 26. Febr. 1762 die Schriftsässigkeit erworben und wurde als Rittergut stets besonders aufgeführt.

Im Ortsverzeichnisse von Sachsen wird es als das ehemalige Rittergut Eulenstein aufgeführt und zu Dobeneck gerechnet.

Uebrigens erklärt sich dies einfach daraus, das dies Rittergut nicht mehr bewohnt wird und in Ruinen liegt.

Uebrigens ruhen nur 401/6 Steuereinheiten darauf, besitzt aber einen Antheil (6 Häuser) von Taltiz.

Das Uebrige was in historischer Hinsicht über Eulenstein bezüglich der Besitzer und der Vererbungen zu sagen wäre, gehörte unter der Beschreibung von Dobeneck, mit welchem die Geschichte von Eulenstein genau zusammenhängt. Nach Abgabe der Gerichte von Dobeneck an den Staat, welche am 25. April 1856 erfolgte, wurde Eulenstein wie Dobeneck zum Gerichtsamte Oelsniz gewiesen.




Steinsdorf

13/4 Stunden von Plauen an der neuen Chausse von letzterer Stadt nach Elsterberg, in fruchtbarer Hügelgegend gelegen.

Dies Dorf gehörte als Rittergut zur gräflichen Lobdaburgischen Herrschaft Elsterberg und war lange Zeit mit Elsterberg combiniert, weshalb es noch im 16. und 17. Jahrhundert den Herrn von Bünau gehörte.

Vor 170 Jahren war Erb- Lehn- und Gerichtsherr ein Herr von Raab und vor 120 Jahren der Kammerjunker von Brandenstein, von dessen Nachkommen es noch bis zu Ende des 18. Jahrhunderts fortbesessen wurde.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts kam es an die Familie Dietze und der gegenwärtige Besitzer ist Herr Christoph Friedrich Wilhelm Dietze.

Auf dem Gute ruhen nur 8661/2 Steuereinheiten und raint mit Trieb.

Die Collaturrecht gehört nicht der Herrschaft, sondern die als Prediger angestellten Diakonen zu Elsterberg werden von der Hühnefeldschen Stiftung zu Elsterberg ernannt. Schon 1854 trat die Herrschaft von Steinsdorf ihre Gerichte an den Staat ab und im May 1856 erwarb dieses auch alle Rechte des Dorfes, nämlich die 4 Nummern des Amts Plauen, 1/2 Hufe unter dieser Amts-Ober- und der Stadt Plauen Erbgerichtsbarkeit, 8 Nummern unter dem Pöhler Nebengute Helmsgrün, 1 Nummer unter Kauschwitz, 4 Halbhufen und 3 Häusler unterm Rittergut Liebau, 13 Nummern unter Syrau, endlich den Raths-Antheil.

Zwölf Nummern gehörten dem Rittergute Steinsdorf selbst.

Trieb an der Elster liegt erhöht über das linke Ufer. 2 Stunden nördlich von Plauen unweit der Landesgränze, in der sogenannten voigtländischen Schweiz.



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Limbach


liegt eine Stunde südlich von Netzschkau und Mylau, 11/2 Stunde von Reichenbach, Treuen und Elsterberg, wo es sich 1/3 Stunde lang parallel[WS 1] der in Norden nahen Eisenbahn längs der alten Plauen Reichenbacher Strasse hinzieht.

Die Häuser bilden zwei Reihen, durch deren Mitte sich diese ehemalige Poststrasse durchzog, welche in den Kriegsjahren auch die Militairstrasse war wodurch es kam, dass die Einwohner viele Drangsale zu bestehen hatten.

Der Ort raint mit Pfaffen- Christ- Herlas- und Reinhardsgrün, mit Foschenrode und Buchwald, auch gehört dazu eine Parzelle innerhalb der Flur von Herlasgrün und Lehnantheil hat an demselben das Rittergut Helmsgrün.

Der Ort besteht aus 139 Häusern mit 1280 Seelen, wozu aber Mühlwand an der Chaussee von Plauen nach Reichenbach unmittelbar bei dem Reichenbacher Alaunwerk gerechnet ist.

Eingerechnet sind hierbei auch die an der Gölzsch jenseits des Ortes Buchwald gelegene Bünausche Mühle und das Oertchen Lauschgrün von einem gewissen Lausch so genannt.

Limbach zerfällt eigentlich in Ober-Limbach und Unter-Limbach.

Jenes gehört dem Rittergute Cristgrün wie dies schon bei der Beschreibung von Christgrün Alles näher zu finden ist.

Unter-Limbach ist aber eigentlich ein besonderes schriftsässig gewesenes Rittergut, welches aber seit undenklichen Zeiten als Vorwerk von Netzschkau benutzt worden ist und jetzt trotz der grossen Hofröde nur schwache Oekonomie hat. Aber unter den 334 Ackern Landes sind nur gegen 53 Ackerfeld, das Uebrige besteht in Holz.

Das Gehöft steht am östlichem Ende des Ortes da, wo die sich begegnenden Bäche vereinigt ihren Lauf zur Gölzsch nehmen.

Da der Besitz des Rittergutes mehrere Jahrhunderte hindurch kein anderer gewesen ist, als jener aus Netzschkaus, so ist nur zur Seite 13 des Hauptwerkes noch einiges hinzuzufügen. Das Rittergut oder Vorwerk ist auf alle Fälle aus der grossen Herrschaft Mylau hervorgegangen und hat wohl nie zur Elsterberger Herrschaft gehört.

Von Johann Gottfried Opitz kaufte 1858 den ganzen noch übrigen Gütercomplex von Netzschkau mit Limbach (sehr viel Holzboden ist als abgetrennt) die Fürstin Maria Clementine von Schönburg, Gemahlin des Grafen Heinrich Erl. Herrn von Schönburg-Hinterglauchau und Rochsburg, Schwester des jüngst verstorbenen Fürsten Otto Victor Waldenburg und Mitbesitzerin des Gusow’schen Gütercomplexes bei Berlin.

Ausserhalb des Dorfs gehören zu Limbach die Sehoten- und die Bünausche-Mühle, ingleichen Buchwald zur Hälfte.




Cunsdorf


auch Kunsdorf, Consdorf d. i. Konradsdorf genannt, ist wohl zu unterscheiden von Consdorf bei Reichenbach. Unser Cunsdorf liegt bei Elsterberg, dessen Schicksale es von jeher mit getheilt hat.

Der Ort besitzt Rittergutsqualität, jedoch ohne Hofröde und Flur. Das Ritterlehn war in früheren Zeiten mit Elsterberg verbunden, nur wenige Jahre war es davon abgetrennt und gehörte dem Herrn Kreishauptmann, späteren Minister von Wietersheim. Letzterer überliess es der Hühnefeldschen Familienstuftung und so ist es wieder zu Elsterberg gekommen.

Das Dorf liegt 3/4 Stunde vom Elsterberg, wo es sein Gerichtsamt hat; westlich von der Strasse nach Plauen, welche davon die vom Rumpelsbach getriebene obere Nixenmühle sondert. In Nordwest bildet der Steinmühlbach die Flur und Landesgrenze und im Westen steigt der Steinpöhl an, den das Voigtsmühlbächlein von den Greizer Landen scheidet.

Minder hoch ist im Norden der Wachthübel.

Die grosse Flur hat eine mittlere Seehöhe von 1223 Fuss und enthält im Osten abgebaute Schieferbrüche.

Cunsdorf ist in das reussische Dorf Schönbach gepfarrt, also nicht, wie man hier und da lesen muss, nach Elsterberg.




Jocketa


auch Jockta, wird seit Jahrhunderten als ein Vorwerk von Liebau betrachtet, ist aber eigentlich ein wirkliches selbstständiges Rittergut.

Es hat ein sehr schönes wohnliches Gebäude, in welchem die Familien Eichhorn und Keller oft gerne verweilten und bei ihrem Wanderungen in die Voigtländische Schweiz einen Imbiss mit Freunden und Bekannten nahmen.

Das etwas zerstreut gelegene Dörfchen geht nach Pöhl in die Kirche und Schule und besteht aus 27 Häusern mit 174 Seelen.

An die in Westen nahe, aber durch einen ansehnlichen Berg verdeckte Eisenbahn hat es für etwa 2700 Thlr. Landes verkauft. Wie Liebau selbst für etwa 4300 Thlr., wovon die Herrschaft, 2916 Thlr. erhielt.

Die nordöstlich von Jocketa ansteigende umfassende Waldhöhe, der Dobers genannt, ist eine Dorfwüstung aus den Zeiten des Hussitenkrieges.

Unter der Flur von Jocketa ist die schöne von Keil in Leipzig ganz neu hergestellte Restauration am Elsterthale mitbegriffen.

Vom Kaufmann Keller nahm Liebau mit Jocketa dessen jüngster Sohn 1847 in Lehn, welcher die Güter 1851 an Herrn Ernst Ferdinand Gühne verkaufte.

Der jetzige Besitzer ist Herr Heinrich Kurt von Welk.





  1. Zur Vervollständigung des Werkes gehören auch diejenigen Güter, die kein Gebäude oder nur sehr geringe haben, und es werden daher diese Orte, welche Rittergutsqualität ohne Wohnungen haben, erscheinen, jedoch nur mit dem geschichtlichen Text ohne Bilder und so wird dann ein ganz complettes Exemplar vom Voigtlande vorliegen und mit dem noch hinzuzugebenden Supplement-Band vollendet sein.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: parellel
Heft 25 des Voigtländischen Kreises Nach oben
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