Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Lengenfeld

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Titel: Lengenfeld
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aus: Voigtländischer Kreis, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 5, Seite 203–204
Herausgeber: Gustav Adolf Poenicke
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Erscheinungsdatum: o. J. [1859]
Verlag: Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB DresdenCommons
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Lengenfeld


früher auch Lengenfeld „im Voigtlande" zum Unterschiede von jenem „im Gebirge“ oder „bei Rauenstein“ genannt, ist allerdings auch ein Rittergut; aber es hat keine Gebäude und keine Oeconomie, indem die kleinen Vorwerksgüter, auf denen zuletzt die Wirthschaft ruhte, verkauft worden sind. Seitdem besitzt die Herrschaft, welche mit jener im nahen Grün ein und dieselbe ist, hier nur noch 642/3 Acker Holzung, die aber werden mit von Grün aus bewirthschaftet.

Man kann daher folglich sagen, das Gut Lengenfeld besteht nur noch aus Zinsen, todten Nutzungen und Rechten, wie denn der Besitzer z. B. die Pfarr-, Cantor-, Rector- und Organisten- und übrigen Lehrerstellen vergiebt.

Lengenfeld war in früherer Zeit bloss Dorf und besass 2 grosse Burgen, von der keine Spur mehr vorhanden ist, welche der Ober- und der Unterstein hiessen und rechts am Forellenbache auf dem Gehänge des linken Bergs standen.

Als die ersten Besitzer dieser Burg werden uns die Voigte von Plauen genannt, die sie dann an die von Weissenbach verliehen, von welchen es an die von Schönau und von der Familie von Schönau erst [204] 1415 an Petzoldt von Metzsch kam, welcher auch Herr von Mylau, Reichenbach, Friesen und Weissensand u. s. w. war.

1494 erbte Cunz von Metzsch, Conrad Metzschens Sohn, das Rittergut, von welchem es 1528 auf Joseph Levin von Metzsch überging. Dann 1573 besass es Ernst von Metzsch auf Weissensand und 1575 Abraham von Metzsch auf Mylau und Reichenbach. Schon 1577 war es nicht mehr in den Händen der Familie von Metzsch, sondern wir finden Nikol von Günter auf Weissensand und Mylau als Besitzer, der es 1612 Hans Dietrich von Schönberg überliess. Im Jahre 1623 wird Hans Burkhardt von Schönberg Erb-, Lehn- und Gerichtsherr, der es 1636 an Carl Bose I. abtrat, von welchem es wieder 1658 an Carl von Bose II. kam. Im 18ten Jahrhundert und zwar 1704 ist Carl Zdislau von Bose beliehener Besitzer von Lengenfeld, welcher es 1713 an Christian Ludwig, Edlen von der Planitz auf Auerbach, Mylau, Weissensand, Plohn und Grün verkaufte, worauf es 1746 auf dessen Söhne gemeinschaftlich überging.

Vor circa 78 Jahren kam Lengenfeld mit Grün an Kaufmann Lattermann in Leipzig. Dann im Jahre 1809 an Factor Bässler in Rodewisch und erst 1818 an die Familie Förster, die jetzt noch damit beliehen ist.

Das Gut versteuert zusammen mit Grün 15443/4 Steuereinheiten.

Im Jahre 1438 war Lengenfeld noch als Dorf aufgeführt, aber 1505 schon kommt 1 Richter und 1 Bürgermeister nebst 4 geschwornen Rathmännern vor.

Diese Stadt war gleich der ganzen alten Herrschaft Mylau zum Amte Plauen gewiesen.

Nach Abtretung der Gerichtsbarkeit an den Staat, welche schon im Jahre 1852 erfolgte, wurde ein Königl. Justitiariat errichtet und aus diesem entstand am 2. März 1855 das nicht unbeträchtliche gegenwärtige Gerichtsamt, welches unter das Bezirksgericht und die Staatsanwaltschaft zu Zwickau gehört.

Früher führte der herrschaftliche Gerichtsdirector den Titel eines Gerichtsinspectors. Mit dem Stadtrichter vereinigt constituirte er das Stadtgericht, dem auch der Stadtrath unterworfen war: Das Amt eines Stadtrichters fiel nach Vergleich vom 1. Juli 1847 dadurch hinweg, dass die Gerichtsbarkeit ausschliesslich dem herrschaftlichen Gerichte zufiel.

Die Stadt liegt 3 starke Meilen von Plauen, Zwickau und Schneeberg, 7/4 Stunden von Auerbach und 7/4 Stunden von Reichenbach, hinsichtlich der nordöstlichsten oder untersten Häuser nicht fern vom linken Ufer der Göltzsch und vom untersten Theile des Dorfs Grün, in angenehmer Hügelgegend.

Den die Stadt durchfliessenden Forellenbach empfängt die Göltzsch in ihrem breiten Thalgrunde, 1036 Fuss hoch, also gegen 107 Ellen unterhalb der Kirche: die mittlere Flurhöhe hat man zu 1384 Fuss gefunden, woraus eine überaus grosse Verschiedenheit der Flurhöhen sich ergibt.

Auf den 13234/5 Ackern dieser zwar weit umfassenden, aber keineswegs überall reichlich lohnenden Flur ruhen 56842 Steuereinheiten, namentlich auch 108 auf den 352/3 Ackern Communland.

Man fand 1802 in 319 Häusern 2104 Consumenten, 1834 in 363 Häusern 3432 und jetzt in 399 Häusern 4455 Seelen, deren Zahl sich demnach seit etwa 56 Jahren verdoppelt hat.

Hierzu wirkte wesentlich das bedeutende Fabriksgewerbe des Ortes.

Man liefert besonders Tuch, Brillantine und andere Wollwaren: Es bestehen viele Spinnereien hier für Kamm- und Streichgarn, Bleichen, Färbereien und Appreturanstalten; auch treibt man Buntweberei, Ausnäherei, ja selbst noch Musselinfertigung.

Es ist hier eine Postexpedition, eine Steuer- und Chaussegeldereinnahme, eine Sparkasse, eine Brodfabrik.

Die Kirche ist dem Schutzpatron St. Egidius geweiht. Bis zur Einführung der Reformation war Lengenfeld ein Filial von Plauen.

Eingepfarrt sind 2 Mahlmühlen, die Hoyersmühle und die Hammermühle, 2 Walkmühlen, 2 Bleichen, 1 Fabrikgebäude neben der Hoyersmühle.

Die Hoyersmühle gehörte von 1438 bis zur Reformation dem Marienaltar der Zwickauer Marienkirche und später bis 1552 dem dortigen Rathe, welchem der Müller jährlich einen Hasen zu Zinsen hatte.