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und vergiebt als solcher die Pfarr- und Schulstellen zu Plohn, wogegen ihm das Patronatrecht zu Netzschkau, Waldkirchen zu Mylau an dasige Grundherrn im 30jährigen Kriege entkommen sein soll.

Reich ist der Ort an milden Stiftungen, wozu unter anderen auch 6 Aluminate im Leipziger Universitätsconvict gehören.

Uebrigens ruhen auf dem Orte und seinen bedeutenden, 1092 Acker, eines an sich mässig fruchtbaren, aber wohlangebauten Bodens begreifenden Flur 79383 Steuereinheiten.

Davon gehören an 290 Acker mit 3154 Steuereinheiten und einer starken Obstplantage der Commun; hiervon liegen an 36 Acker in der Oberreichenbacher, 101/3 in der Neumarker Flur.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so ist Reichenbach hart von Feuer und Schwert geprüft worden. So wurde der Ort 1430 durch die Hussiten eingeäschert, 1547 durch die Spanier, ferner zu Lectare 1613, im August 1632 durch Holk, dann am 19. April 1681, wo 135 und am 20. August 1720, wo 520 Häuser und 88 gefüllte Scheunen und am 20. Mai 1773, wo 173 Häuser abbrannten. Der Brand am 2. Juni 1833 endlich verzehrte 310 Häuser, machte noch über 30 unbewohnbar, brachte mindestens 70000 Thlr. Schaden, bewirkte aber auch die Verschönerung der Stadt.

Mehre Häuser, namentlich das Rathhaus, wo Concerte abgehalten werden, gleichen Palästen.

Reichenbach ist ausserdem noch der Geburtsort vieler berühmter Männer, wie z. B. des sächsischen Geschichtsschreiber Hofrath Glafei, des Archäologen Hofrath Böttiger, des trefflichen Homileten Dr. Kruse, Generalsuperintendenten zu Weimar, des Dresdner, jetzt Rostocker Musik-Director Hünerfürst, und des zu seiner Zeit vielversprechenden, aber zu früh verstorbenen Studenten Teichmann.

Um die Schauspielerin Neuber streiten sich Zwickau und Reichenbach.

Zum Schlusse können wir nicht umhin noch der höchst gelungenen, 1856 vollendeten Renovation der Hauptkirche und ihrer Silbermannschen Orgel zu gedenken, welche beide nun zu den ruhmwürdigsten im Lande gehören.

Diese Kirche besitzt noch eine Urkunde von 1271, worinnen dem Deutschorden das Patronat hier bestätigt wird und worinnen der noch jetzt blühenden Linie der Plauischen Voigte der Namen Reuss beigeschrieben ist.

M. G.     




Lengenfeld


früher auch Lengenfeld „im Voigtlande" zum Unterschiede von jenem „im Gebirge“ oder „bei Rauenstein“ genannt, ist allerdings auch ein Rittergut; aber es hat keine Gebäude und keine Oeconomie, indem die kleinen Vorwerksgüter, auf denen zuletzt die Wirthschaft ruhte, verkauft worden sind. Seitdem besitzt die Herrschaft, welche mit jener im nahen Grün ein und dieselbe ist, hier nur noch 642/3 Acker Holzung, die aber werden mit von Grün aus bewirthschaftet.

Man kann daher folglich sagen, das Gut Lengenfeld besteht nur noch aus Zinsen, todten Nutzungen und Rechten, wie denn der Besitzer z. B. die Pfarr-, Cantor-, Rector- und Organisten- und übrigen Lehrerstellen vergiebt.

Lengenfeld war in früherer Zeit bloss Dorf und besass 2 grosse Burgen, von der keine Spur mehr vorhanden ist, welche der Ober- und der Unterstein hiessen und rechts am Forellenbache auf dem Gehänge des linken Bergs standen.

Als die ersten Besitzer dieser Burg werden uns die Voigte von Plauen genannt, die sie dann an die von Weissenbach verliehen, von welchen es an die von Schönau und von der Familie von Schönau erst

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/305&oldid=- (Version vom 24.9.2018)