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Ausser einer Bachmühle ist hier auch eine der höchsten Windmühlen, deren Besitzer immer kein rechtes Glück machten.

Das erst im Jahre 1749 den 12ten Juli schriftsässig gewordene Allodialrittergut hat nur im Dorfe seine Unterthanen gehabt und der berühmte Jurist, Herr Doctor Steinhäuser in Plauen und nach dessen Ableben Herr Carl Steinhäuser waren hier Gerichtsdirectoren. Im stärksten Winter, wo kein Mensch sich gern in die hier fallenden Windwehen heraustraute, wurden doch in Mislareuth die Gerichtstage abgehalten und öfter gingen die Advocaten aus Plauen, wenn kein Kutscher fahren wollte, hieher zu Fuss.

Das Gut war lange Zeit hindurch in der Familie von der Heiden, worauf es durch Verwandtschaft, an den Oberst-Lieutenant Philipp Heinrich Wilhelm Lazarus von Feilitzsch kam, welcher 1855 als langjähriger Besitzer hier starb, und seine Besitzung seiner Tochter Pauline verehel. von Biedefeld hinterlies, während seine jüngste Tochter an Herrn von Waltenfels auf Gumpertsreuth vermählt ist.

Auf dem hiesigen Begräbnissplatze fällt ein Hügel von 20 Ellen auf, unter dem Namen Pesthügel bekannt, in welchem die Ueberreste vieler an der Pest Verstorbenen, die im Jahre 1575 bis 1601 in der Umgegend wüthete, liegen.

Unter den Gräbern ist ein altes, sehr eingesunkenes, mit einen darauf angebrachten Flügelkreuze von einiger Wichtigkeit, indem darinnen die Ueberreste des sogenannten gelehrten Bauers Nicolaus Schmidt, auch Küntzel genannt, aus Rothenacker, ruhen. In der Mitte des Schildes an diesem Kreutze erblickt man einen Greis in schwarzem priesterlichem Gewande mit weissem Ueberschlage und gefalteten Händen, knieend vor einem Kruzifixe, den Blick gen Himmel gerichtet. Auf der Nebenseite der Kapsel ist folgende nicht mehr lesbare Inschrift:

Hier ruhet Nicolaus Schmidt, sonst Künzel genannt, war geboren zu Rothenacker a. O. 1606. Er ist gestorben 1671 am 26. Juni.

Im 16. Lebensjahre konnte dieser Künzel noch nicht lesen. Ein Knabe, der bei dem Besuche der Winterschule nothdürftig lesen gelernt hatte und als Viehhirt bei seinem Vater diente, wurde sein Lehrer. Künzel, der seiner grossen Unwissenheit sich schämte, lernte von dem Knaben die Buchstaben und bald auch das Lesen. Bald hierauf übte er sich auch im Schreiben.

Späterhin legte er sich auf gelehrte Sprachen, verband damit auch das Studium der Natur- und Sternkunde und Geographie und brachte es nach und nach durch blosses Selbststudium zu einer grossen und bewundernswürdigen Gelehrsamkeit. Nachdem er 10 Jahre lang den Wissenschaften gelebt hatte, kam er durch die Fülle seiner Sprachkenntnisse nahe und weit in einen grossen Ruf und ob er gleich als begüterter Einwohner in seinem Geburtsorte wohnhaft blieb, fand er doch an mehreren Höfen Zutritt, z. B. in Weimar und Dresden. Und unter dem Namen „Gelehrter Bauer“ war er allenthalben bekannt.

Im Jahre 1645 machte er eine Reise nach Dresden, woselbst jeder seiner gelehrten Gönner ihn mit einem werthvollen Andenken erfreute. Auch trugen dieselben ihre Namen in sein Stammbuch ein, welches noch in hiesiger Schule aufbewahrt wird.

Er selbst erzählt davon also:

„Darnach bin ich auf Dresden begehret worden, habe allda Dero Churfürstliche Durchlaucht zu Sachsen ein Buch in Folio auf die Dritthalbhundert Sprachen und Schriften geschrieben in ihre Bibliothek.“

Nach Vollendung seines Werkes liess ihm der edle Kurfürst ein ansehnliches Ehrengeschenk an Gold nebst einer kostbaren Bibelausgabe in 10 Quartbänden zustellen.

in seinem Stammbuche finden sich viele merkwürdige Namen aus Dresden eingeschrieben, wie z. B. der Geheimerath Tunzel, Kirchenrath Tunzel, Hofrath Hass, M. Zimmermann, Rector Böhm u. a.




Papstleithen,


21/2 Stunden südwestlich von Oelsnitz an der Grenze Böhmens und Bayerns ist erst ein im vorigen Jahrhundert angebautes Dorf, welches eigentlich kein Rittergut im eigentlichen Sinne des Wortes hat, aber zwei Ritterlehen bildet mit der Qualität amtsässiger Waldgüter, die man als Papstleithen obern oder Hohenberger Antheils und Papstleithen untern oder Nentzschauer Antheils von einander unterscheidet. Sie sind nämlich im Besitze nothwendig mit den beiden Rittergütern Hohenberg und Nentzschau verbunden.

Das Dorf hatte 1802 erst 16, gegen 1859 69 Häusern mit 520 Seelen, welche nach Posseck gepfarrt sind.

Die nächste Stadt ist Rehau im Königreich Bayern, für welche hier Fabrikarbeit getrieben wird.

Eine Schule ist seit dem Jahre 1839 erbaut, in welche die Kinder von Tiefenbrunn mit gewiesen sind.

Das hohe Ministerium des Cultus hat die Collatur.

Die Gerichtsbarkeit war schon 1836 an den Staat abgetreten und so kam der Ort zunächst an das Amt Voigtsberg bei Einführung der neuen Gerichtsorganisation an das Gerichtsamt Oelsnitz.

In der Nähe von Papstleithen liegen einige von Sachsen umgebene dorflose bayersche Landparzellen.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/313&oldid=- (Version vom 24.2.2017)