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Grün


auch Grün genannt, liegt 1/3 Stunde von Lengenfeld entfernt und zwar in westlicher Richtung. Unterwärts rücken beide Orte sehr enge zusammen.

Das Dorf hat eine anmuthige und auch schon mildere Lage, als Lengenfeld, indem der Unterschied der mittlern Seehöhe in beiden Fluren 156 Fuss beträgt: Denn diese fand man für Lengenfeld zu 1384, für Grün nur 1229 Fuss, und dem Rittergute lassen sich sogar 1160 Fuss beimessen.

Das Dorf, sonst dem Amte Plauen, jetzt dem Lengenfelder Gerichtsamte einbezirkt, erstreckt sich längst dem rechten Ufer der Göltzsch, 1/3 Stunde lang von Nordwest nach Südost hinauf, besitzt 464 Acker Landes mit 8574 Steuereinheiten und zählte 1802 erst 258 Consumenten, 1834 aber schön in 76 Häusern 508, 1858 in 86 Häusern 745 Bewohner, welche in Lengenfeld als Spinner, Kämmer und Weber reichlichen Unterhalt finden.

Das aus der Mylauer Herrschaft hervorgegangene, durch den Anbau der Unterthanen stark zusammengeschmolzene Gut hat 1428 als ein Vasall von den Voigten zu Plauen Hans Fassmann besessen, dann eine lange Zeit hindurch das Geschlecht der Edlen von der Planitz auf Auerbach.

Z. B. 1730 der Edle Christian Ludwig, ferner 1804 ein Lattermann, 1815 der Messingwerk-Factor Bässler zu Rodewisch, 1819 Carl Friedrich Förster auf Lengenfeld, mit welchem Gute Grün schon längst combinirt ist.

Der jetzige Besitzer, Wilhelm Förster, bewohnt selbst das Gut welches sehr häufig das Hammergut genannt wird.

Ob das Geschlecht derer von Grün, welches Hoffeck und Wiedersberg besessen hat, und aus welchem 1608 bis 1618 Arnold von Grün Bürgermeister zu Mühldorff, hervorgegangen ist, von hier stammte, ist nicht in völliger Gewissheit gesetzt.

Ausser dem Gute befinden sich noch namhafte Gebäude hier, wie die Mauersbergersche Papiermühle am obern Ende, am untern die Bechlersche und die starke Kesslersche Wollspinnerei, auch sind hier das Truppelsche und in der Mühle das Lobersche Wollkämmereigeschäft.

An der Flur, welche mit Lengenfeld, Rodewisch, Abhorn, Plohn und Waldkirchen reint, mag früher das Rittergut stark betheiligt gewesen sein, indem die Unterthanen im 17ten Jahrhundert nur 41/8 Hufen versteuert haben; jetzt aber besitzt es nur 227/20 Acker Feld 2083/100 Acker Wiese und 4573/100 Acker Holz; es versteuert daher unter Zuziehung des Restes von den Lengenfelder Herrschaftsgrundstücken, welche nur noch in 642/3 Ackern Holzes bestehen, nur 1544 Einheiten.

Im gemeinen Leben rechnet man hieher oft die weiter unten im Westen gelegenen Göltzschhäuser oder mindestens doch die nahe Hammermühle mit ihrer Spinnfabrik, aber sie gehören richtiger zu Waldkirchen.

Dagegen ist hieher die Finkenburg bei Rodewisch catastrirt.

Es giebt hier einen Thonschieferbruch und oberhalb des Dorfes enthält der Glimmerschiefer häufig Hornblende, deren Aussehen sich schon dem Serpentin nähert.

In der Gölzsch fand man sonst Almandinen; ob man aber darunter dunkelfarbige Topasen oder Granaten oder Hyacinthe versteht, ist ungewiss. Seltener finden sich auch Zirkone.

Die Einwohner von Grün sind nach Plohn gepfarrt, nachdem sie längst schon die Rodewischer Kirche verlassen haben.

Auch zur Schule hielten sie sich bis 1852 nach Plohn, bauten sich aber 1854 ein neues Schulhaus; die Collatur übt nicht die Herrschaft, sondern das Cultusministerium.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/307&oldid=- (Version vom 7.1.2017)