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Linie der Plauischen Reichsvoigte die Strassberger nannte. Noch jetzt nennt man eine im Norden ansteigende Höhe die Burg oder den Burgstadel.

Wenn bei der Beschreibung von Neundorf eines Oberhofrichters von Plauen Erwähnung geschehen, so ist hierüber berichtigend noch Folgendes hinzuzufügen: Der dort erwähnte Voigt Heinrich der Aeltere von Plauen, durch seine Tochter Elisabeth Grossvater der schönen Elisabeth von Arnshaugh, war allerdings Oberhofrichter, doch nicht etwa zu Plauen, sondern im Pleissner Lande oder zu Altenburg.

Die Stifterin des Klosters Kronschwitz, Tutta, befiel die Lust zum Klosterleben zugleich mit ihrem Gemahl, wesshalb das Paar sich vor allen Dingen im Kloster Mildenhurth feierlichst scheiden liess.

Das mittelalterliche Geschlecht von Strassberg, aus welcher 1230 ein Heinrich und 1282 ein Arnold stammen und nachmals naumburgische Domherren waren, hat die Burg wohl schwerlich besessen, sondern nur erblich commendirt.

Vor denen von Reibold hatte der Lobdeburger Graf Otto auf Arnshaugh, welcher 1284 dem Deutschorden das Kirchenpatronat allhier verlieh, besessen. Nach diesem Geschlechte war Eckenbert von Goldenitz aus der Familie, deren Andenken das ehemalige Rittergut Güllnitzhof zu Goldnitz erhalten hat, Besitzer von Strassberg, und dann erst folgten die von Reibold.

Strassberg liegt am linken Ufer der Elster, unterhalb der Mündung des Rosenbachs, 1 Stunde oberhalb Plauen, zwischen Kröstau, Krauschwitz, Kobitzschwalde und Neundorf.

Sonst war das Gut, wie Neundorf altschriftsässig und wie dort, so übernahm auch hier das Amt Plauen die Gerichtsbarkeit im October 1855.

Der vereinigte Gerichtssprengel bestand 1802 aus 523 Consumenten.

Im Jahre 1858 zählte Unterneundorf in 28 Häusern 214, Oberneundorf in 32 Häusern 180, Strassberg in 24 Gütern und 10 andern Häusern 201 Seelen.

Für das Filial Strassberg und Oberlosa ist jetzt als Prediger Herr Friedrich Wilhelm Traugott Schöpff angestellt.

M. G.     




Rodersdorf obern Theils.


Wandern wir von Strassberg weiter hinauf, die Elster links lassend, zwischen den Feldern von Krössen und Kloschwitz dahin, so gelangen wir zu dem 13/4 Stunde entfernt gelegenen Orte Rodersdorf obern Theils, zunächst dem Goldbache, an der Chaussee, welche Plauen mit der Oelsnitz-Schleizer Chaussee vereinbart.

Die nur mässig fruchtbare Flur hat die mittlere Seehöhe von 1443 Fuss.

Die Gegend ist mehr hügelig, als bergig, und selbst der in Nordosten anstossende Luftberg nicht ausgezeichnet zu nennen.

Der Ort liegt grösstentheils in einer Seitenschlucht des Bachgrundes. Die früheren bedeutenden Porstischen Spinnereigebäude gehören zu Rodersdorf obern Theils.

Das Rittergut war früher amtssässig, während das untere Schriftsässigkeit besass.

Beide Orte gaben 1855 ihre Gerichtsbarkeit an den Staat ab und so wurden sie dem Gerichtsamte Plauen einverleibt.

Rodersdorf obern Theils hat Lehnunterthanen in Schloss, Reuth, Lauberg, Rosswitz, Zeschwitz, Kobitzschwalde und Thiergarten.

Gleichwohl ist das untere Gut viel mehr werth als das obere, indem jenes 4504, dieses nur 2269 Einheiten versteuert; man darf daher das untere schon den Mittelgütern beirechnen.

Beide Güter haben übrigens auch einigen Antheil am Besitze von Thossen.

Im Jahre 1470 gehörten beide Rittergüter dem Otto und Hanns von Röder.

Im 17ten Jahrhundert war Rodersdorf obern Theils dem Hanns Ernst von Seidewitz zugefallen, von welchem Geschlecht es im 18ten Jahrhundert Friedrich Hüttner erkaufte und dann war es bis 1785 im Besitze der Müllerschen Familie, von welcher es Erdmann Wilhelm von Falkenstein erwarb. Dann kam es 1789 an Joachim Paul Porst und Johann Gottfried Porst, dem die Wauersche Familie folgte, von welcher es in den 40ger Jahren der derzeitige Besitzer Herr Julius Schilbach aus Weissensand acquirirte.

Die Collatur über die Kirche, welche im Oberdorfe steht, übt der Superintendent zu Plauen als Oberpfarrer und demnach als Nachfolger in dem Rechte des Deutschordenscomthurs.

Auffallender Weise war der hiesige Pfarrer frei von Entrichtung der Absenz an den Comthur.



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/311&oldid=- (Version vom 24.2.2017)