Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil/5. Streitigkeiten

Inhaltsübersicht Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil
von Rudolf Wackernagel
Der Kampf mit Burgund
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Fünftes Buch.
Streitigkeiten.


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[3] Nach der Zeit leidenschaftlichster Anstrengungen und Kämpfe ward es zunächst eine Weile hindurch stille in der politischen Geschichte Basels.

Der Krieg hatte alle Kräfte in Bewegung gesetzt, und sein Ausgang schuf schwere Lasten; das Konzil ließ hinter sich weite Formen, die nichts mehr zu fassen hatten, Gewöhnungen und Ansprüche, denen nichts mehr entgegenkam. Das Zusammentreffen all dieser Schwierigkeiten bedeutete eine ungeheure Krisis für die Stadt, durch die hindurch der Weg zu finden war.

Aber dies geschah durch eine Bürgerschaft, die sich als Siegerin fühlen konnte. Mit der Kraft solchen Hochgefühls vollzog sich nicht nur die Abrechnung mit dem Geschehenen, deren sichtbarstes Zeugnis die wiederholten Steuererhebungen dieser Jahre sind, sondern wurde auch das Neue begrüßt, das sich schon wieder regte und eine Zukunft voll Unruhe verhieß. Alles was Basel in diesen Jahren an erledigender wiederherstellender aufbauender Arbeit vollbrachte, tat es mit der Hand am Schwerte.

Um Großes handelt es sich dabei freilich nicht. Die Welt ringsum war in diesen Jahren noch mit der Wiedereinrichtung ihres eigenen in Verwirrung geratenen Wesens beschäftigt. Aber gerade weil die großen Aktionen fehlen, treten uns die zahllosen kleinen Anfechtungen um so geräuschvoller entgegen. Im Einzelnen unerheblich und nichtswürdig, gaben sie doch der Stadt zu tun genug, und jedenfalls sind sie in ihrer Gesamtheit von geschichtlicher Bedeutung.

Wir greifen aus der wimmelnden Fülle nur wenige Gestalten und Ereignisse heraus.

Zunächst den vielgenannten Ritter Adam von Ansolzheim. Schon 1445 war er auf der Liste der von Basel verbannten Edeln gewesen; in der Folge trat aber diese Feindschaft zurück, und er gab Basel erst wieder zu schaffen, als er wegen eines Zwistes mit Graf Hans von Freiburg Fehde gegen Bern führte, dessen Bürger der Freiburger war, und hiebei die oberrheinischen Lande mit Raub und Gewalttat heimsuchte. Da machte Basel mit bemerkenswerter Entschiedenheit seinen Beruf eines Wächters des Landfriedens geltend; um die Straßen ungefährdet zu halten, [4] den feilen Kauf zu schirmen, warf es sich in diese Ansolzheimer Fehde, trat dem Störenfried entgegen, rief auch die andern Mächte des Landes gegen ihn auf. Die Jahre 1450—1454 sind voll hievon; Bern und Solothurn, die Elsässer Städte, die Herrschaft Oesterreich, der Bischof von Straßburg, ja selbst das Reich sind Feinde des Ansolzheimers, und an der Spitze der ganzen Jagd steht Basel. Für uns von Bedeutung ist nur der Krieg, der nun zwischen unsrer Stadt und dem Ritter geführt wird; er schädigt sie und die Ihren auf alle Weise, verbrennt den Hof Schönenbuch, nimmt reisende Basler gefangen und schleppt sie nach Schloß Ortenberg, versucht mit Hans von Rechberg zusammen einen nächtlichen Handstreich gegen Kleinbasel. Der Rat seinerseits tut das Mögliche; er verlangt Zuzug von Bern und Solothurn, da er ja um ihretwillen in die Fehde gekommen sei; er will einen Preis auf des Ritters Kopf setzen; dessen Helfer, die ihm in die Hände fallen, richtet er hin als Räuber. Daneben seine Unermüdlichkeit in Klagen und Rechtbieten; bis nach Westfalen geht er und erwirkt ein Achturteil der Fehme. Zuletzt doch läuft der ganze Hader ermüdet aus in Verhandlungen, und 1454 kommt es zu einem gütlichen Vergleiche zwischen Adam und der Stadt.

Sodann Ott Griff genannt Lüdi, der Typus des Kriegsknechts, der jedem feil ist. Er hat der Stadt Schaffhausen gedient, dann den Baslern. Hier reitet er in den Streifwachten und bringt Feinde ein; bei der Ersteigung der Blochmonter Vorburg ist er der Erste auf der Leiter. Aber der Friede, der dann geschlossen wird, nimmt ihm Arbeit und Verdienst und macht ihn seinem Brotherrn lästig. So bricht Streit zwischen ihnen aus; die Stadt wirft ihm vor, auf ihrem Gebiet ohne Recht und Form die Österreicher befehdet und ihr damit Schaden gebracht zu haben; Lüdi verlangt die Bezahlung, die ihm für seine Dienste verheißen, aber nicht gegeben worden sei. Mit Gefängnis und Urfehdeschwüren, in stets neuen Unterhandlungen, in Schreiben und Konferenzen geht nun der Streit weiter. Bern Solothurn Luzern Österreich, der von Grünenberg haben auch ihren Teil an der Sache, und inzwischen hält sich Lüdi schadlos durch Räuberei aller Art auf den Straßen; in den Bädern zu Oberbaden singt er Lieder „zu Schand und Laster“ der Stadt Basel. Das Ende ist, daß ihm in Zofingen das Haupt abgeschlagen wird.

Wieder anderer Art war die Sache der Brüder Andreas und Lienhard von Rotenburg genannt Goldschmied. Andreas lag im Prozeß mit dem Basler Hartman Miltenberg und bot ihm auswärts Recht, das aber der Rat namens seines Bürgers ablehnte. Die Antwort war, daß [5] Andreas im Herbst 1450 der Stadt Feindschaft ansagte und die Basler Peter Schilling und Burchard Besserer auf dem Heimritte von Freiburg unweit Krotzingens überfiel und gefangen nahm. Die hieran sich knüpfende Fehde, auf übliche Weise geführt, zog sich einige Jahre hin, bis Andreas Goldschmied selbst in die Gewalt der Basler geriet und von ihnen getötet wurde. Nun trat sein Bruder Lienhard in den Streit ein. Er war früher im Adelskriege Basels Söldner gewesen; jetzt saß er zu Genf und hieß Diener des Herzogs Ludwig von Savoyen. Er nahm nicht nur die Sache seines Bruders auf, sondern auch eigene alte Soldforderungen, fand Unterstützung bei seinem Herzog wie beim Rate von Genf und belästigte nun, wenn nicht Basel selbst, so doch die zur Genfer Messe reisenden Basler Kaufleute. Rechtsangebote Basels lehnte er ab, der Rat hinwieder wollte nichts von savoyischen Schiedsleuten wissen, und so dauerte der Zank, indes der Rat wortreiche Korrespondenzen mit Herzog Ludwig darüber wechselte. Bis endlich der alte Henman Offenburg sich der Sache annahm; er reiste zum Herzog, und sein vielbewährtes Geschick versagte auch diesmal nicht. Die Streitenden einigten sich auf ein Schiedsgericht aus der Mitte des Berner Rates; im Herbste 1456 tat dieses seinen Spruch, völlig zu Gunsten Basels.

Diese wenigen Beispiele genügen zur Charakterisierung. Ihnen und zahlreichen andern Zerwürfnissen war gemeinsam, daß jedes sofort Regierungen und Herrschaften in weitem Umkreise beschäftigte. Das bei diesen allen vorhandene Interesse an der Sicherheit der Straßen, die Bündnisse, die Geleitszustände, die vielgestaltigen Herrschafts- und Lehnsverhältnisse konnten auch dem nichtigsten Einzelfall umfassende Bedeutung geben.

Neben diesem Neuen hatte der Rat immerfort noch zu tun mit alten Geschäften, die von Rechts wegen als abgetan gelten konnten. Trotz der Breisacher Richtung regten sich rechts und links unabtreibliche Widersacher. Der alte Rudolf von Neuenstein erhob Klagen über Schädigungen im letzten Rheinfelderkrieg; Basel antwortete mit Gegenklagen über die aus Schloß Illzich usw. verübten Untaten, und erst im Sommer 1453 fanden sich die Beiden in einem Vergleiche. Hans Münch von Landskron und Hans Meyer von Hüningen kamen mit ähnlichen Forderungen; sie wurden unwillig vom Rate zurückgewiesen. Entschlossener zugreifend als Alle war auch jetzt wieder Hans von Rechberg; auf seinen Antrieb geschah es, daß im Dezember 1451 eine Schar Basler, gegen vierzig, die den Schopfheimer Markt besuchen wollten, bei Brombach überfallen und beraubt wurden. Und wenige Tage zuvor hatten Hans von First und der Bastard Wilhelm von Eberstein [6] eine nach Breisach reitende Ratsgesandtschaft Basels bei Grießen niedergeworfen; einer der Basler war getötet, Heinrich Iselin und Peter zum Blech waren gefangen nach Schloß Schauenburg gebracht worden, und erst im Februar erhielten sie, gleich den durch Rechberg gefangen genommenen Baslern, die Freiheit.


Bei diesem ganzen Treiben handelt es sich in der Hauptsache nur um den Landfrieden, um die Sicherheit des Verkehrs, keineswegs um politische Fragen. Die alten Gegensätze scheinen noch zu ruhen, und Basel kann sich daneben mit Ordnung und Erneuerung innerer Verhältnisse befassen.

Aber mit Ausgang der 1450er Jahre beginnt unverkennbar eine allgemeine Verdüsterung des Horizontes. Ueberall regt es sich wieder. Auch in Basel, und hier gehört zu solcher Rüstung vor allem der Erwerb von Territorien.

Seit dem großen Kauf der Ämter Liestal Waldenburg Homburg 1400 hatte Basel Vereinzeltes im Sisgau an sich gebracht: 1439 die Herrschaft Frenkendorf-Füllinsdorf, 1447 und 1450 das Geleite zu Diepflingen, 1457 die Gemeinderschaft am Augster Zoll. Was außerdem an solchen Geschäften unternommen wurde, geschah deutlich in Befolgung eines bestimmten Plans.

Zunächst kommt die Farnsburg in Betracht. Zwei Tatsachen mußten Basel zum Erwerb dieser Feste treiben: ihre Lage an der Grenze der Herrschaft Rheinfelden, die sie zu einem Vorposten und Stützpunkt Oesterreichs machte; dann ihre Verbindung mit der Landgrafschaft im Sisgau, die ihr Annex war. 1418 war das Schloß vom Grafen Otto von Tierstein an Hans von Falkenstein, später an dessen Enkel Thomas und Hans gefallen; 1443 übernahm Hans die Farnsburg und war ihr Herr in den Kriegsjahren, bis er sie 1450 an Herzog Albrecht von Oesterreich verpfändete. Als herzoglichen Vogt auf dem Schlosse finden wir den Junker Wilhelm von Runs, der seinen Namen geschändet hat durch die scheußliche, mit Anwendung aller gerichtlichen Formen vollzogene Hinmordung zweier Söldner unter der Anklage, Farnsburg den Baslern verraten zu haben, im Jahre 1453. Ohne Erfolg wahrten die Gesandten Basels bei den Gerichtsverhandlungen die Ehre ihrer Stadt, wiesen die Anschuldigung als falsch zurück. Der Rat hatte schon einige Monate vorher, als dieselbe Rede im Lande herumgeboten wurde, sich in eindringlichen Schreiben an den Herzog, die Beamten und alle Städte der Vorlande darüber beschwert; er erzielte keine Wirkung. Das Gericht nahm seinen Verlauf, und die Beklagten erlitten [7] zur Schmach Basels einen qualvollen Tod. Was daneben steht, ist geringfügig; aber auch in ihm zeigt sich der Farnsburger Vogt als Verächter aller Abmachungen und Grenzen. Er ließ den Galgen zu Nunningen umhauen; er nahm dem Basler Vogt von Homburg die angebundenen Jagdseile, mißhandelte seine Knechte und warf sie in den Turm zu Farnsburg; er bestritt Basel Wunn und Weide des Wiesenberges usw. Alles unter der Prätension landgräflichen Rechtes im ganzen Sisgau, auch in den Basler Herrschaften, obgleich Basel hier dieses Recht schon 1416 an sich gebracht hatte.

1455 erwarb Thomas von Falkenstein von seinem Bruder Hans das ausschließliche Recht zur Lösung der Farnsburg, und 1459 brachte er diese Lösung zu Stande. Daß ihm die Stadt Basel einen Teil der Lösungssumme verschaffte durch Pfandnahme des landgräflichen Rechtes in ihren Herrschaften, das doch seit 1416 ihr schon zustand und von ihr schon wiederholt, auch unter Rechtbieten, behauptet worden war, scheint deutlich darzutun, wie sehr sie bei diesem Uebergang der Farnsburg an den Falkensteiner im Stillen beteiligt war. Und nach wenig mehr als einem Jahre fiel das Schloß in der Tat an Basel. Vom 13. August 1461 ist der hochwichtige Brief datiert, durch den Thomas von Falkenstein Schloß und Herrschaft Farnsburg samt der Landgrafschaft im Sisgau an Basel verkaufte; am 18. August ward der Kauf vollzogen. Basel trat den Besitz an und nahm die Leute der Herrschaft in Eid.

Bern und Solothurn wurden durch den Rat von dem Geschehenen sofort in Kenntnis gesetzt. „Soviel Unruh und Kummer sei ihm in vergangenen Zeiten aus dem Schlosse geschehen, daß er sich zu dem ihm angetragenen Kauf entschlossen habe“, schrieb der Rat und bat um gute Nachbarschaft. Die Antworten, die hierauf einliefen, kennen wir nicht, wissen jedoch aus spätern Äußerungen, wie ungern jedenfalls Solothurn diesen Erwerb Basels sah, Luzern dagegen schrieb gelegentlich, daß es des Kaufes froh sei, da man nun hin und her sicher werde wandeln können.

Der Kauf Farnsburgs durch Basel war ein bedeutungsvoller Schritt. Er erweiterte das städtische Territorium an einer wichtigen Stelle und um ein beträchtliches Gebiet; er klärte die Frage der sisgauischen Landgrafschaftsrechte; er machte Basel zum unmittelbaren Nachbar der Herrschaft Rheinfelden. Und nach Kurzem überschritt Basel auch diese Grenze.

Die Frage der Abtretung von Rheinfelden an Basel wurde durch Oesterreich selbst auf die Bahn gebracht. Seit dem großen Vertrage von 1449 war Herzog Albrecht Basels Schuldner für die Summe von sechsundzwanzigtausend Gulden; bis 1462 waren viertausend Gulden zurückbezahlt; [8] zu weitern Leistungen aber mangelte das Geld, sodaß Basel berechtigt war, die für seine Sicherstellung und Befriedigung vorgesehenen Bestimmungen des Vertrages geltend zu machen. Da bot der Herzog am 9. November 1462 dem Rate die Herrschaft Rheinfelden als Pfand für den noch ausstehenden Betrag an. Zunächst lehnte der Rat ab, aber die Sache wurde weiter verhandelt, und hiebei kam eine viel umfassendere Verpfändung zur Sprache. Am 18. Dezember 1462 gab der Basler Rat seinen Gesandten Vollmacht, und die Pfandbriefe wurden redigiert. Als Pfandsumme bezeichnen sie die ausstehenden zweiundzwanzigtausend Gulden aus der Breisacher Richtung und die zu Gunsten Marquards von Baldegg auf der Herrschaft Rheinfelden stehenden zwölftausendzweihundertachtunddreißig Gulden; als Pfand aber werden genannt die Städte Schlösser und Herrschaften Rheinfelden Laufenburg Säckingen Waldshut Hauenstein Schwarzwald und die Kastvogteien Säckingen und St. Blasien.

Dies die Abrede. Sie zeigt uns, daß damals im Basler Rat Männer waren, deren Sinn hoch ging. Einer Opposition gegenüber, die sich mit der Pfandnahme Rheinfeldens begnügen wollte, machten sie geltend, daß nur, wenn Basel auch die obern Schlösser in der Hand habe, Rheinfelden und Farnsburg befriedet seien; besitze Basel nur Rheinfelden, so sei es selbst nicht so geschirmt und „den Rhein herab ohne Sorge“, wie wenn es mit den obern Plätzen den Rhein schließe; als Herr all dieser Schlösser und Gebiete werde Basel Macht und Ansehen genießen und bei den Nachbarn viel mehr gelten.

Diese Gründe siegten. Auch daß Bern aus den Sprüchen vom 5. Dezember 1443 und 3. August 1457 Rechte geltend machte, brachte das Projekt nicht mehr zu Falle, sondern Basel erklärte sich bereit, die entsprechenden Zahlungen, fünfzehnhundert und sechstausendsechshundertsechsundsechzig Gulden, zu leisten, und die Herrschaft gab ihren Willen dazu, daß diese Beträge zur Pfandsumme geschlagen würden. Wie durchaus entschlossen Basel in diese Sache hineinging, zeigt auch seine Absicht, den Stein Rheinfelden wieder aufzubauen; es erhielt zugestanden, hiefür vier- bis fünftausend Gulden zu verwenden und auf das Pfand zu legen.

So rundete sich alles zum Gelingen, auch der Große Rat hieß die Sache gut, und Basel hob schon die Hand, um diese Schlösser und Städte am Rhein samt dem weiten dunkeln Waldgebirge, das ganze mächtige Territorium an sich zu ziehen, das seinen bisherigen Besitz zwar nicht als Verkehrsstraßengebiet, sicherlich aber an Umfang und Gehalt weit übertraf. Es war ein spätes Sicherfüllen alter Pläne und Hoffnungen, ein herrlicher [9] Preis für die Mühen, die der Stadt im Kriege mit Österreich und dem Adel erwachsen waren, und die Freude an einer solchen großen Tat wird uns kaum verkümmert durch den Gedanken, daß der Zustand vielleicht nur wenige Jahre gedauert und Karl von Burgund auch bei solcher Lage der Dinge Mittel gefunden haben würde, um diese Gebiete an sich zu reißen.

Aber es kam überhaupt nicht dazu.

Während Thüring von Hallwil im Aufträge des Herzogs mit den Baslern verhandelte und der Abschluß des Geschäftes auf Anfang Mais 1463 verabredet wurde, erhob sich im Rücken des österreichischen Unterhändlers selbst die heftigste Opposition. Sie ging aus von den zur Verpfändung bestimmten Gebieten. Die Schultheißen und Räte der Städte und die Einungsmeister des Schwarzwaldes wendeten sich im Frühjahr 1463 an den Herzog mit dem dringenden Verlangen, sie beim Hause Oesterreich zu behalten und nicht an Basel zu geben. Durch Brief und Botschaft trugen sie ihre Sache vor. Am lautesten heftigsten jedenfalls die Stadt Rheinfelden, wo der natürliche Neid der kleinen Landstadt auf die nahe „unerreichbare Rivalin“ sich mit einem ganz spezifischen Hasse verband. Für die österreichische Opposition gegen Basel rings in den Landen war Rheinfelden seit jeher der Standplatz; dazu das beliebte Refugium von Baslern, die zu Hause unmöglich geworden waren, von der Sezession der Hohen Stube 1414 an bis zu dem ungetreuen Salzmeister Claus Hauenstein; gerade jetzt waren zwei solche Basler an der Spitze des Städtchens: der flüchtige Werner Ereman als Schultheiß und Walther Baumgarter als Stadtschreiber. Über solche lokale Stimmungen und Traditionen hinaus wirkte in all diesen Gebieten ein alter nachbarlicher Widerwille. Durch Grenz-, Zoll- und Schiffahrtstreitigkeiten, in Händeln und Neckereien hatte er sich bis dahin erwiesen. Jetzt sah er die Herrschaft Basels kommen, die den Waldstädten den Verlust ihrer Verkehrsrechte zu bringen drohte.

Basel erfuhr dies Alles. Und die Folge war eine völlige Änderung seiner Politik. Wir erfahren nichts von den Kämpfen, die um diese Sache in den Ratssälen gefochten wurden; aber die Demission des Bürgermeisters Hans von Flachsland im Mai 1463 ist wohl damit in Verbindung zu bringen. Was Basel von Anbeginn als Beigabe zur Beherrschung der Waldstädte voraussehen konnte, Unruhe und Kampf aller Art, stellte durch das Vorgehen der Untertanen sich schon jetzt so deutlich dar, daß im Rate die Bedächtigen wieder die ihnen nach Herkommen gebührende Oberhand gewannen. Wozu über die Bestimmungen des Schuldbriefs hinaus etwas wagen? Als am 5. Mai 1463 die Gesandten Österreichs vor den Rat [10] traten und das letzte Wort zu hören verlangten, wurde ihnen geantwortet, daß Basel an der Abrede nicht festhalte und des Pfandes müßig gehen wolle.

Um so ruhiger und unangefochtener vollzog die Stadt in der unmittelbar folgenden Zeit Gebietserwerbungen im Ergolztale, durch die sie ihre Farnsburger Herrschaft mit den alten Territorien verband. Schon 1463 begegnen uns Verhandlungen über Ankauf der eptingischen Herrschaft Sissach; nachdem dann Herzog Sigmund dieses Dorf, das Lehen seines Hauses war, dem Götzheinrich von Eptingen zu Eigen gegeben und dafür Ober- und Niederhagental zu Lehen aufgenommen hatte, kam am 15. Januar 1465 der Verkauf an Basel zustande. In denselben Jahren und ebenfalls mit den Herren von Eptingen traktierte Basel über den Kauf von Zunzgen; am 27. März 1464 wurde dieser Kauf abgeschlossen. Außer Zunzgen kamen dabei an Basel das Dorf Ifental, sowie ein Drittel des Burgstalls Althomburg im Fricktal mit Leuten und Gütern in Wittnau. Gleichfalls eptingisch war die kleine Herrschaft Itingen oberhalb Liestals, die im Februar 1467 an Basel verkauft wurde. Böckten endlich, das zwischen diesen neuen Erwerbungen und dem Farnsburgergebiete lag, ging am 2. Mai 1467 von Ritter Werner Truchseß von Rheinfelden kaufsweise an Basel über.

Für diese vier Käufe zahlte Basel insgesamt sechstausendfünfhundertsiebzig Gulden; der Kaufpreis für Farnsburg hatte elftausendzweihundert betragen.

In solcher Weise, ruhig und sicher, gewann die Stadt in wenigen Jahren eine ansehnliche Mehrung ihres Gebietes. Wenig später brachte sie auch Münchenstein und Muttenz in ihre Hand und gebot so über eine Landschaft, die von der Birs bis an die Hauensteine und die Schafmatt ging.

Welch mannigfaltiger Inhalt von Rechten, neuen Kräften, Interessen und Beziehungen dadurch der Stadt zugeführt wurde, ergibt sich ohne weiteres; das Wichtigste war wohl der Zuwachs an Kriegsmannschaft. Die Herrschaft Farnsburg zumal, die von nun an die erste Stelle einnahm, als das herrlichste Schloß und die volkreichste der Vogteien, bedeutete eine nicht gewöhnliche Steigerung der Macht. Diese Bedeutung wurde nun aufs vorteilhafteste gesichert und gehoben durch die Erwerbung der angrenzenden Herrschaften. In breiter Lagerung ruhte das von der Stadt regierte Gebiet zwischen Fluß und Gebirgskamm; jeder einzelne der letzten Käufe war eine Verdrängung Österreichs und des Adels gewesen; mit jedem gewann die Stadt freiere Gewalt über die großen, durch dies Land sich ziehenden Straßen.

[11] Dennoch hat dieser Vorgang nicht jenes Kühnentschlossene und Große, das den Kauf der Aemter von 1400 auszeichnet, ihm beinahe den Glanz einer Eroberung gibt. Was jetzt geschieht, ist Fortführung einer begonnenen Arbeit. Aber deutlich lebt darin der besonnene Wille, inmitten der allgemeinen Unruhe und Gefahr breiten, festen Fuß zu fassen.


In den ersten Jahren nach dem Frieden hatte Basel mit den Eidgenossen wenige Berührungen; höchstens an das Traktandum der vierzig Zentner Büchsenpulvers ist zu erinnern, die Basel 1444 den Eidgenossen beiden Belagerungen von Zürich Greifensee und Farnsburg geliehen hatte und deren Bezahlung es jetzt wiederholt, anscheinend ohne Erfolg, begehrte. Auch war Basel ab und zu in eidgenössischen Dingen als Vermittler hilfreich.

Aber mit Ausgang der 1450er Jahre meldeten sich Not und Sorge auch auf diesem Gebiete wieder. Vor allem im Verhältnisse zu Solothurn.

Es ist von Interesse, zu betrachten, wie diese Stadt, lebhaft und expansiv geartet, aus dem Zerfall der Häuser Kiburg Bechburg Froburg Falkenstein Tierstein ihr Dasein aufbaut. Hinter ihr steht Bern, an Macht und politischer Weisheit überlegen, gewaltig und gewalttätig, beständig auf Solothurn wirkend, aber jede Erweiterung nach Süden ihm wehrend. Heftig strebt nun dieses ins Rheingebiet, über das Gebirge, und trifft hier auf Basel, dessen unvergleichliche Lage, dessen Reichtum und Art seinen Neid erregen. Damit ist der Konflikt gegeben, und dieser äußert sich durch dauernde Beunruhigung, durch keckes rücksichtsloses Hineingreifen in die Bereiche Basels. Im Einzelnen ist es stets ein ärmlicher und kleiner Zank. Aber weil er Jahrzehnt um Jahrzehnt füllt und immer wiederkehrt, über alle Wandlungen der Grenzen, der Rechte, der Zeitverhältnisse hinweg, hat er historische Bedeutung. Nicht eine sich gleichbleibende zähe Entschlossenheit lebt in dieser Befeindung, sondern ein stets neu erregter, begehrlicher Wille, der für Solothurn so charakteristisch ist, wie die ihm begegnende Duldsamkeit für Basel.

Dieses Verhältnis war so sehr in sich selbst begründet, daß auch ein Bund, wie der im Jahre 1441 zwischen Basel und Solothurn geschlossene, es nicht wesentlich ändern konnte. Unter seiner Geltung kam es sogar zu einem Anschlage von Solothurnern auf das baslerische Waldenburg, allerdings in einer aufs höchste erregten Zeit, im August 1444; unerheblicher sind die Streitigkeiten der beiden Städte über Eigenleute oder die Einmischung Solothurns in die Rechte Beinwils und der dem Basler Peter [12] Schönkind zustehenden Kastvogtei dieses Klosters. Aber nach Ablauf des Bündnisses wird die Haltung Solothurns deutlich agressiver. Jetzt häufen sich im Ratsbuche Basels die Erwähnungen solcher Uebergriffe, geht Brief nach Brief mit Beschwerden an die Aare hinüber. Solothurn erhebt Steuern bei Eigenleuten und Bürgern Basels, die im Gäu sitzen; sein Meier von Seewen maßt sich Rechte auf dem Holzenberg an und maßregelt die Ziefner; der Solothurner Rat beansprucht namens der bei ihm verbürgerten Kinder des von Heidegg die Gerichte und Besserungen zu Oltingen. Daneben werden aber auch Vorwürfe laut wie der, Basel habe beim Streifzug der Solothurner gegen Pfirt im Dezember 1460 den Feinden Geschütz und Armbrüste geschickt, solothurnischen Knechten Nachts bei elendem Wetter den Eintritt in das Schloß Liestal verweigert, andere vor seinen Grendeln erstechen lassen usw. Wie gewalttätig wiederum ist das Benehmen Solothurns in der Diegter Sache, da es in die Verhandlungen Basels mit Anton von Wittenheim über den Kauf dieses Schlößleins hineinfährt und es zu eigenen Handen nimmt, im September 1462, oder da es die Blutgerichtsbarkeit zu Langenbruck beansprucht, im gleichen Jahre.

Deutlich zeigen die Akten, wie hüben und drüben die Stimmung immer gereizter wird. Es ist die Zeit größter politischer Tätigkeit Solothurns. Nach allen Seiten und mit allen Mitteln regt es sich. Seine Verbindung mit Graf Oswald von Tierstein, sein Krieg gegen Mömpelgard, der Streit mit Konrad Münch und Hans Bernhard von Eptingen, die Einnahme von Biedertal, der Bund mit Mülhausen zeigen diesen Geist aufs lebendigste. Nur eine einzelne Äußerung der über alle Hindernisse sich hinwegsetzenden Dreistigkeit ist das Verfahren gegen Basel.

Das offizielle Handeln der Regierung und das Benehmen Einzelner gehen nebeneinander her. Die Gesandten Basels bekommen zu Solothurn im Rate die herbsten Vorwürfe zu hören wegen Farnsburgs, welches Schloß wider alle Billigkeit den Solothurnern aus der Hand weggekauft worden sei, wegen des Thomas von Falkenstein, den man zu Basel wohnen lasse und berate, wegen der Erbtochter Küngold von Spiegelberg, die Basel gleichfalls bei sich aufgenommen habe, und dergleichen mehr. An den Wirtstischen in Olten, in Wietlisbach usw. werden die Basler verlästert als Feinde der Eidgenossen; drohende Reden werden geführt, und in nächster Nähe Basels treiben sich solothurnische Knechte herum, stören Verkehr und Wandel, spähen auf Feinde; mit ihren langen Schwertern kommen sie sogar in die Stadt herein, treiben Mutwillen und suchen Händel. Eine Freischar solcher Knechte ist es, die im Dezember 1465 das Schloß Rheineck [13] am Landskronhügel, den Baslern Hans und Konrad von Laufen gehörend, einnimmt; später erklärt der Solothurner Rat, diese Einnahme sei ohne sein Geheiß geschehen, und gibt die Burg wieder zurück.

Diesem ganzen Treiben gegenüber verhält sich Basel merkwürdig ruhig. Es begnügt sich damit, alles von Solothurn und Solothurnern Verübte zu protokollieren und pünktlich durch Beschwerden zu erwidern; es „mult“, aber zu Gegenmaßregeln greift es nie. Dies Verhalten ist wohl einfach Wirkung eines Stolzes, der alle die Plackereien ruhig abwehrt in der Ueberzeugung, daß ihr Geräusch größer sei als ihre tatsächliche Wirkung. Erst das Hervortreten des Grafen Oswald von Tierstein bringt, wie es das ganze Verhältnis verschärft, so auch Basel zu einer veränderten Haltung.


Die Zwietracht Tierstein-Basel war ein Erbe vom Grafen Hans. Dieser, der unversöhnlichste Gegner Basels, hatte seine Forderungen wegen der Einnahme des Schlosses Pfäffingen, wegen Beinwils usw. auch nach dem Spruche des Markgrafen Jakob aufrecht erhalten, dann freilich als österreichischer Hauptmann zu Ensisheim sich diesem Amte gemäß mit Basel vertragen müssen. Aber daß er daneben sein persönliches Empfinden nicht preisgab, zeigte er, als er am Ende des Lebens die unbefriedigten Forderungen und den alten Haß gegen Basel seinem Sohne Oswald feierlich zu Erbe übertrug.

Der nun anhebende Streit Oswalds ist nur eine Episode in dem langen Todeskampfe des Hauses Tierstein. So zahlreiche und deutliche Spuren er in den Akten hinterlassen hat, erhebt er sich doch nur insofern an Bedeutung über andere Händel, die Basel damals durchzufechten hatte, als er den Grafen in der Allianz mit Solothurn zeigt.

Aber diese Allianz war innerlich unwahr und dabei auch ihre Bedeutung für Basel nur vorübergehend. In dem großen Vergeltungskrieg, der nach der Armagnakenzeit über den vorderösterreichischen Adel erging, waren die Tiersteiner durch Basel um Schloß Pfäffingen, durch Solothurn um Schloß Tierstein gekommen. Sie hatten jeder Stadt gleichviel vorzuwerfen. Hätte Basel dem Grafen Oswald oder schon seinem Vater das verlangte Entschädigungsgeld gezahlt, so würde er Basels Verbündeter geworden sein, wie er jetzt Solothurns Verbündeter wurde; die Stellung Basels gegenüber Solothurn und die ganze territoriale Entwickelung im Birstal würden sich wohl geändert haben. Aber Basel zahlte nicht; es versteifte sich auf sein Recht und trieb den Grafen den Solothurnern zu.

[14] Die erste Auseinandersetzung Oswalds mit Basel geschah 1459, da er als Söldnerhauptmann Augsburgs sich in Franken aufhielt. Er brachte seine Klagen wegen der Einnahme Pfäffingens und die Verletzung seiner Gerichtsbarkeit durch die Basler vor das kaiserliche Landgericht des Burggrafentums Nürnberg. Der Basler Rat wurde vorgeladen, erhob Protest und Appellation; aber der Prozeß in Ansbach ging weiter und schloß mit einem Urteil, durch das die Acht über Basel verhängt und alles irgendwo gelegene Basler Gut als dem Grafen verfallen erkannt wurde. Hiebei blieb es bis auf Weiteres. Die einzelnen Wirkungen dieses Spruches sind uns unbekannt; aber der Erwähnung wert ist, daß Basel, unter Berufung auf die Breisacher Richtung, die Herrschaft Oesterreich für die aus dieser Tiersteiner Sache erwachsenden Kosten und Schädigungen behaftete.

Der Forderung Oswalds verwandt war der Anspruch, den der Sohn seiner Base Susanne, Schenk Jörg von Limburg, in eben diesen Jahren gegen Basel geltend machte, gleichfalls wegen der Einnahme Pfäffingens. Schenk Jörg brachte seine Klage vor das pfalzgräfliche Hofgericht in Heidelberg, dann vor den Kaiser; hin und her wurde der Handel gezogen und fand erst 1471 durch einen Vergleich sein Ende.

Zu Beginn der 1460er Jahre kehrte Graf Oswald an die Birs zurück, und sofort sehen wir ihn in den Händen der Solothurner. 1461 verpfändete er ihnen Tierstein; 1464 erneuerte er bei ihnen sein Burgrecht und öffnete ihnen seine Schlösser Pfäffingen und Angenstein. Widerwillig jedenfalls und mit bittern Gefühlen; der stolze Mann war nicht mehr Herr im eigenen Hause. Um so gereizter trat er gegen Basel auf.

Zunächst mit Wiederholung der alten Begehren, denen gegenüber die Stadt sich neuerdings der Schadloshaltung durch Oesterreich versicherte. Daher nun auch der Herzog sich der Sache annahm und beim Kaiser vorstellig wurde, worauf dieser, mit Ignorierung der Ächtung Basels durch das Landgericht, den ungeberdigen Grafen vor sich lud.

In gehässigen Stichelreden über Titulaturen und Formen begann der Streit Oswalds mit Basel. Die Stadt bot dem Grafen Recht auf Den und Jenen. Endlich am 9. April 1465 kam es zum Spruch durch Bischof und Domkapitel von Basel und gemeine Eidgenossen. Bemerkenswert ist dabei die Haltung Solothurns. Seine Gesandten vertraten den Grafen vor den Schiedsrichtern, und als der österreichische Landvogt der Richtung gemäß anerkannte, daß Graf Oswalds Klage die Herrschaft angehe und nicht Basel, setzten die Solothurner Boten es durch, daß der Spruch doch gegen Basel erging. Er auferlegte diesem die Zahlung von viertausendeinhundert [15] Gulden an Graf Oswald gegen dessen Verzicht auf alle Forderungen und Herausgabe der Nürnberger Urteilsbriefe.

Damit war die Sache rechtlich erledigt. Aber während Graf Oswald die Zahlungen Basels einnahm, trieb er den Krieg auf seine Weise weiter, unter Verletzung des Baslergebietes, Schädigung Einzelner die zu Basel gehörten, Belästigung des Verkehrs. Und durchweg war Solothurn an diesem Treiben beteiligt. Wie es denen von Laufen das Schloß Rheineck wegnahm, so trieb es Willkür mit den Leuten des Peter Reich zu Leimen; solothurnische Knechte wurden bewaffnet in den Stadtgräben Basels festgenommen; der Solothurner Stadtschreiber ließ zu Liestal die Frage fallen, wann es wohl sein werde, daß er hier den Schultheißen setze?

Es war ein Zanken, unter dem natürlich nicht nur Basel litt, sondern der ganze Verkehr. Von Angenstein aus, wo der Solothurner Antoni Kratzer Hauptmann war, wurden Warenfuhren auf der Birsstraße angehalten und geplündert, der Sissacher Müller nahe bei Liestal gefangen genommen; wenn Kaufmannsgut nach Mömpelgard aus dem Basler Kaufhause fuhr, wurde Graf Oswald durch seine Späher benachrichtigt und überfiel draußen den Transport.

Daß der Krieg, den Graf Oswald und die Solothurner im Herbst 1465 wider Mömpelgard führten, beigelegt wurde, lag so durchaus in Basels Interesse. Bischof Johann nahm sich dieser Sache an und brachte, unter Assistenz zahlreicher Vermittler, auf einer Konferenz zu Basel am 7. Januar 1466 einen Frieden zustande. In denselben Tagen aber verbreitete sich hier das unheimliche Gerede, daß in der Haft der Stadt ein Knecht sitze, nach dessen Aussagen ein Anschlag wider Basel geplant gewesen sei. Im Wirtshaus zum Schnabel und im Ballenhof hätte am Neujahrstag Feuer angelegt, während der Verwirrung die Wache am Aeschentor überwältigt, die Stadt dem Grafen Oswald und den Solothurnern geöffnet werden sollen. Ganz unmittelbar zeigen uns die Chroniken die Aufregung, in die dies Gerücht die Stadt versetzte; heftig remonstrierte sofort der Solothurner Rat. Er erhob laute Beschwerde über die Verunglimpfung, die ihm durch solche Reden geschehe; zum Gerichtstage selbst, am 30. Januar, kam ein Gesandter Solothurns nach Basel und stellte den Verurteilten zur Rede, ehe man ihn zur Vierteilung führte; er hielt an seiner Aussage fest.

Aber gerade in diesen erregten Tagen tritt auch das Projekt eines Kaufs von Pfäffingen durch Basel auf. Es stand im Zusammenhang mit den Zollprätensionen des Tiersteiners.

[16] Dieser unternahm es, seinem Kampf gegen Basel rechtliche Formen zu geben. Eine „Grafschaft Pfäffingen“ wurde geltend gemacht, wonach dem Grafen die hohe Herrlichkeit im ganzen Bezirk zwischen Birs und Birsig vom Jurablauen bis hinab an den Rhein und die Basler Kreuzsteine zustehen sollte, und am 19. März 1466 legte Graf Oswald dem Rat einen Brief Kaiser Friedrichs vor, durch den er mit Zoll und Geleit in dieser Grafschaft begnadet worden war. Einen Monat später errichtete er, zuerst an der St. Jakobsstraße bei Gernlers Scheuer, dann an der Kreuzung des Walenwegs mit der Reinacherstraße unweit dem äußern Gundeldingen ein Zollhaus, setzte einen Zöllner hinein und erhob den Zoll.

Sofort verwahrte sich Basel gegen diese Neuerung, appellierte an den Kaiser, schrieb an den Bischof, den Herzog von Österreich, die Eidgenossen. Alle diese waren an der Sache beteiligt gleich ihm. Denn dieser neue Zoll unterbrach die freie Reichsstraße, drohte den „werbenden Mann“ von ihr zu scheuchen. Und in der Tat fand er Gegner auf allen Seiten. Unter allgemeiner Zustimmung nahmen die Eidgenossen die Sache in die Hand und erklärten, nach mehrfachen Vorverhandlungen, am 19. Juni 1466 zu Baden, daß sie solchen Zoll nicht dulden wollten; eher würden sie Pfäffingen „umkehren“ oder zu ihren Handen nehmen, als einen Zoll an dieser Stelle leiden. Dennoch dauerte er weiter und mit ihm das Gezänke, bis endlich Basel sich aus seiner Ruhe erhob und am 1. Dezember 1466 den Zöllner gefangen nahm und das Zollhaus verbrannte.

So erregt das Alles klingt, haben wir doch bei Graf Oswald kaum einen allzu beflissenen Betrieb dieser Dinge zu vermuten. Er hatte noch andere Interessen und war in den Basler Angelegenheiten zum Teil doch nur der durch Solothurn Geschobene. So finden wir ihn im August 1466 beim Heere Herzog Karls von Burgund vor Dinant, und während seiner Abwesenheit besorgte Solothurn die Geschäfte gegen Basel allein. Es hatte seinen Hauptmann auf Schloß Pfäffingen; es hielt Gericht und justifizierte Uebeltäter auf dem Felde neben der Reinacherstraße nahe der Kapelle. Erst das gewaltsame Einschreiten Basels gegen Zöllner und Zollhaus im Dezember 1466 — durch die seltene und unerwartete Energie doppelt wirksam — brachte auch den Grafen in Erregung, und eine leidenschaftliche Korrespondenz, auf der einen Seite durch ihn und die Solothurner, auf der andern Seite durch Basel und Herzog Sigmund geführt, schien schon in Tätlichkeiten überzugehen, als die Eidgenossen auf einer Konferenz am 18. Januar 1467 zu Zofingen sich wiederum für Basel aussprachen und Solothurn zur Ruhe wiesen.

[17] Aber Basel hatte ersehen können, daß keine Ruhe sein werde, solange nicht Tierstein und Solothurn aus dem Birstal entfernt seien. Daher schon im Januar 1466 das Projekt eines Kaufs von Pfäffingen und noch im Sommer desselben Jahres das viel größere Projekt eines Kaufs der drei Schlösser Pfäffingen Angenstein und Tierstein. Der Rat gab seinen Gesandten weite Instruktion; er wollte bis auf achttausend Gulden gehen und befahl, den Handel zu fördern. Die Herrschaft Österreich war bereit, auf Rechnung ihrer Schuld an Basel den Betrag zu erlegen. Der Bischof gab für Pfäffingen gleichfalls seinen Willen dazu, und auch die Eidgenossen wußten von der Sache. Die Boten ritten, Briefe über Briefe wurden geschrieben; aber es kam immer zu keinem Abschlusse. Erst die Einnahme der Landskron durch Solothurn im Januar 1468 brachte den Unterhandlungen wieder Leben. Die Beziehungen zwischen dieser Stadt und Graf Oswald waren seit geraumer Zeit gelockert, und an ihre Stelle ein annehmlicher Verkehr des Grafen mit Basel getreten; man unterhielt sich über einen Frieden, über Beseitigung der Zölle, über den Verkauf der Schlösser; bei einem kostbaren Bankett im Seufzen zu Basel fanden sich die alten Feinde gütlich beisammen, der Mömpelgarder Landvogt Hermann von Eptingen tat als Unterhändler das Übrige, und am 24. Februar 1468 wurde in der Tat eine Abrede getroffen. Sie enthielt eine Grenzbereinigung zwischen Basel und der Herrschaft Pfäffingen sowie die ausdrückliche Preisgabe der neuen tiersteinischen Zölle, gegen Zahlung von fünfzehnhundert Gulden durch Basel. Ein zweiter Vertrag regelte den Verkauf der Schlösser und Herrschaften Pfäffingen und Angenstein und die Verpfändung von Schloß und Herrschaft Tierstein durch die Grafen Oswald und Wilhelm an Basel, insgesamt um die Summe von elftausend Gulden.

Der ganze Handel ist charakteristisch. Seine Spitze geht gegen Solothurn. Er zeigt uns die Kaufmannsstadt gegenüber dem rücksichtslosen Draufgänger. Bei solchen Gegnern mochte ein Auskaufen in der Tat das wirksamste Mittel sein.

Aber der schöne Vertrag blieb leider Entwurf. Wir können nur vermuten, daß die Ausführung vor allem durch Solothurn vereitelt wurde; vielleicht ist auch an eine Opposition des Bischofs zu denken, der gerade zu jener Zeit mit der Stadt im Streite lag um die Rechtsame des Hochstiftes; möglicherweise machte auch Österreich Schwierigkeiten. Wir ersehen wieder, wie sehr Basel durch Rücksichten beengt war oder sich beengt sein ließ. Von außerordentlicher Regsamkeit erfüllt sind diese 1460er Jahre Basels auch im Bereiche der Territorialpolitik. Neben die Erwerbungen [18] im Sisgau treten die zwei mächtigen Projekte von Ausdehnung der Herrschaft über die Waldstädte und das Birstal. Die Schritte, die Basel hiefür tat, zeigen eine sonst nicht übliche Größe der politischen Gedanken und Ziele. Daß es aber in der Hauptsache bei den Projekten blieb und Basel im Birstale gar nichts, statt der Waldstädte aber nur Rheinfelden erhielt, war eine Folge üblicher Zaghaftigkeit und vielleicht nur zu rechtfertigen durch Hinweis auf die Handels- und Verkehrsinteressen, die allzeit die wichtigsten für Basel waren. Die Sisgauer Territorien lagen an der Hauptstraße, am großen Transitweg; daher wurden sie gerne genommen. Jene andern Gebiete hatten diese Bedeutung nicht, und der Antrieb fehlte somit, große Opfer zu bringen; freilich fehlte auch die nachdrückliche Entschlossenheit und der harte rücksichtslose Wille zur Niederschlagung aller Oppositionen und Bedenken. Basel verzichtete; die wilden Unruhen und Aufregungen der nächsten Monate verschlangen vollends diese Pläne.


Das Verhältnis zu Österreich gehörte zum Wichtigsten in der öffentlichen Existenz Basels; die Beschäftigung damit war ein Hauptstück der städtischen Politik.

Der große Vertrag von 1449 hatte zwischen den beiden Mächten Recht geschaffen, und die Aufgabe war zunächst, in der durch diese Richtung gegebenen Lage sich zu orientieren, in der neuen Ordnung der Dinge zu leben und sich zu vertragen.

Daß Zänkereien einzelner Angehöriger von hüben und drüben stattfanden, kommt nicht in Betracht. Auch das Benehmen einzelner Beamter ist für die allgemeine Auffassung ohne Belang. Das Verhältnis von Staat zu Staat galt offiziell als gutes und erschien so auch Dritten. Dies so sehr, daß man überm Hauenstein aufmerksam wurde und vom Abschluß eines ewigen Bundes zwischen Basel und der Herrschaft zu reden begann. Nicht offiziell. Aber der gemeine Mann konnte auf solche Gedanken kommen, wenn er sah, wie in den Tiersteiner Händeln die Herrschaft für Basel einstand, wie Basel bei jedem Zerwürfnis von Eidgenossen mit Österreich sich um den Frieden bemühte und bei Kriegsgefahr sich mit der Herrschaft verständigte über Neutralität und Aufnahme der Flüchtigen.

Aber das Verhältnis Basels zu Oesterreich, im allgemeinen geschaffen durch den Friedensschluß von 1449 und festgehalten in der alle anderen Erwägungen beseitigenden Sorge für Ruhe und Sicherheit der Lande, erhielt seinen ganz bestimmten Charakter durch das im Anschluß an den Frieden getroffene Geldabkommen. Österreich war Basels Schuldner für [19] eine hohe Summe, und dies nahm den Beziehungen der beiden Staaten zu einander von vornherein die Freiheit für solange, als das Schuldverhältnis bestand.

Mit dem Termin für den Beginn der Schuldrückzahlungen (1459) fiel auf Seiten Österreichs ein Wechsel im Regiment zeitlich nahe zusammen.

Die Beherrschung der Vorlande war seit Herbst 1444 in den Händen des Herzogs Albrecht, Bruders des Kaisers, gelegen. Herzog Sigmund, Sohn des 1439 gestorbenen Friedrich, hatte 1446 Tirol, 1450 den Thurgau, Freiburg i. Ü. und die Gebiete im östlichen Schwaben übernommen; am 10. Mai 1458 endlich erhielt er von Albrecht auch noch den Sundgau und den Breisgau. Von nun an bis in die 1480er Jahre — mit Ausnahme der Jahre 1461, 1462, 1463, während deren Herzog Albrecht auch die Vorlande wieder besaß, — war Sigmund der österreichische Herr, mit dem Basel zu tun hatte.

Im Spätherbst 1458 trat Sigmund das Regiment über seine neuen Lande an und begrüßte gleich zu Beginn, am 3. November, die große Nachbarstadt. Er kam zu Schiff den Rhein herab, mit seiner Gemahlin Eleanor von Schottland und stattlichem Gefolge; doch betrat er Basel nicht, sondern empfing im Schiffe die Besuche und Geschenke des Rates; dann fuhr er weiter bis Neuenburg. Als Basel solchergestalt den neuen Herrn der Vorlande zu sehen bekam, war er einunddreißig Jahre alt, und die bewegliche Art seines Wesens mochte sich mit Anmut geben. Wohlgefällig schildert der Chronist auch noch die späteren Besuche des lebenslustigen und gewandten Herrn in Basel, 1466 und 1467, mit den täglichen Bankettierungen und Tänzen, den Maskeraden Turnieren und Liebesscherzen. Erst allmählich nahm das Bild Sigmunds die übeln Züge eines törichten Gespielen von Weibern und Höflingen, eines nachlässigen Regenten an, und Basel sollte Gelegenheit erhalten, ihn auch als solchen kennen zu lernen.

Doch trat in normalen Zeiten und im täglichen Gange der städtischen wie der herrschaftlichen Verwaltung die Figur des Herzogs überhaupt zurück. Statt seiner war ein Regierungsorgan tätig, das aus Landvogt und Räten gebildete vorderösterreichische Regiment. Lauter bekannte Gestalten aus dem Adel dieser Lande begegnen uns da: Heinrich Reich, Werner von Staufen, Marquard von Baldegg u. A., auch solche, die vor kaum zwei Jahrzehnten die Stadt bekämpft haben, wie Hans von Münstrol, Konrad von Mörsperg, oder die einst selbst im Rate der Stadt gesessen, wie Heinrich von Ramstein; als Landvögte amten Basels ehemaliger Feind Peter von Mörsberg 1456—1463 und nach ihm Thüring von Hallwil.

[20] Durch Urkunde vom 10. September 1449 hatten Herzog Albrecht als Hauptschuldner, die Vögte Schaffner Räte und Bürger der Städte und Ämter Ensisheim Altkirch Thann Masmünster als Mitschuldner dem Bürgermeister Rat und gemeiner Stadt Basel den Empfang von sechsundzwanzigtausend Gulden bescheinigt und diese Summe auf die Ämter Pfirt und Landser geschlagen dergestalt, daß die jährlichen Rückzahlungen aus den Nutzungen dieser Ämter geleistet werden sollten. Basel erhielt das Recht, bei Ausbleiben der Zahlungen die Mitschuldner zur Giselschaftleistung zu mahnen, bei Erfolglosigkeit solcher Mahnungen aber Leute und Güter der Mitschuldner an sich zu ziehen. Die Rückzahlung sollte 1459 beginnen und jährlich auf Weihnacht zweitausend, das letztemal viertausend Gulden betragen, sodaß bei regelmäßiger Leistung die Tilgung der Schuld auf Weihnacht 1470 zu erwarten war.

Die erste Zahlung wurde pünktlich geleistet. Aber schon die zweite stockte. Wiederholt kamen herrschaftliche Gesandte vor Rat und erwirkten einen Aufschub. Der Zahlungstermin mußte stets aufs neue verlegt werden, und so häufig geschah dies, daß der Rat die Sache nicht mehr von sich aus bewilligen mochte, sondern die Sechser davon verständigte. Es ist ein kläglicher Anblick, wie die sonst so stolzen edeln Herren immer wieder in den Basler Ratssaal kommen vor die Kaufleute und um Stundung bitten. Bei solchem Anlasse war auch das Projekt der großen Verpfändung aller Waldstädte zur Sprache gekommen. Am 22. Februar 1464 waren an die sechsundzwanzigtausend Gulden erst viertausend abbezahlt, aber sechstausend verfallen und nicht bezahlt. Diese sechstausend sollten nun nach spezieller Abrede in zwei Raten, auf Johann Baptist 1464 und 1465, gezahlt werden, und die erste Rate wurde in der Tat geliefert; aber schon im folgenden Frühjahr verhandelte man wieder über eine Terminverlängerung. Zu den auf Weihnacht 1464 fälligen zweitausend kamen die rückständigen dreitausend und kamen ferner die viertausendeinhundert Gulden, die Basel gemäß dem Spruch vom 9. April 1461 an Tierstein zu zahlen, Herzog Sigmund aber der Stadt zu ersetzen hatte. Noch eine Teilzahlung erfolgte 1465, und dann begann die würdeloseste Bettelei. Alle paar Monate ritten die österreichischen Räte nach Basel, ihre Zahlungsunfähigkeit darzustellen und um Geduld zu bitten. Mitte Dezembers 1466 gewährte der Rat wieder eine Verlängerung, bis Lichtmeß 1467, und auch auf diesen Termin kam keine Zahlung. Statt ihrer aber stellte sich Herzog Sigmund selbst in Basel ein.

Der Chronist weiß nur zu erzählen von der Fastnachtfröhlichkeit des Herzogs; er hielt Turnier auf dem Münster Platz, er tafelte und tanzte, [21] strich maskiert hinter den Frauen durch die Stadt. Aber seine Räte hatten ihn begleitet, und auch Gesandte des Kaisers sowie des Herzogs von Burgund waren anwesend. Ein weiter politischer Horizont öffnet sich neben den Festen des Herzogs; es war wieder von einer burgundisch-österreichischen Heirat die Rede wie vor hundert Jahren, und vielleicht wurde auch schon der Gedanke einer Übergabe der Vorlande an Burgund berührt. Jedenfalls aber kam das Schuldgeschäft mit Basel zu einem Abschluß.

Gezahlt waren im ganzen neuntausend Gulden; zu den noch geschuldeten siebzehntausend kamen die viertausendeinhundert aus dem Tiersteiner Vertrag. Die Sache stand so, daß endlich einmal etwas geschehen mußte, und als das geeignetste[WS 1] Mittel für Befriedigung Basels bot sich neuerdings eine Verpfändung Rheinfeldens dar.

Basel hatte mit Farnsburg auch Leute und Rechte in Frick erworben, mit Zunzgen auch Leute und Rechte in Wittnau; dieser Besitz im Bereiche der Herrschaft Rheinfelden gab unaufhörlich Anlaß zu Streit. Hiezu traten die alten Farnsburger Grenzhändel wegen Anwils usw. In Betracht kam ferner, daß bei allen diesen Auseinandersetzungen Basel nie mit der Herrschaft Österreich selbst zu verhandeln bekam, sondern sich an die Rheinfelder Pfandherren zu wenden hatte, an Heinrich von Klingenberg, dann Marquard von Baldegg, dann Marquard von Schönenberg. Endlich das Vorhandensein der „freien laufenden Knechte“ in Rheinfelden. Sie waren von der Art jener damals allenthalben sich zeigenden, aus den Fehden übriggebliebenen und auf Werbung wartenden oder auch spontan neu zusammentretenden Freischaren. Diese gingen in merkwürdiger Weise der offiziellen Politik auf eigene Faust voran, wobei im Falle des Gelingens ihre Obrigkeit das, was sie bewirkt hatten, zu dem Ihren machte, im Falle des Mißlingens aber sie desavouierte. Eine solche Bande waren auch die Rheinfelderknechte, mit denen Basel damals oft zu tun bekam. Sie streiften in den Sisgau und belästigten hier den Verkehr, während sie in der Rheinfelder Herrschaft selbst das stets bewegliche Werkzeug der Opposition gegen Basel waren. Zu Zeiten traten ihnen bei Basel und bei den Eidgenossen Scharen gleicher Art gegenüber, und das Unternehmen einer solchen war der vielbesprochene Anschlag aus Rheinfelden am 15. Dezember 1464. Der Plan war, die Stadt vom Rheine her nachts zu überfallen; Berner und Basler hatten sich hiefür, offiziell ohne Willen der Räte, zusammengetan und einen Rheinfelder dazu gewonnen, daß er ihnen das Törlein öffne. Aber der Handstreich mißlang, aus Schuld der Basler, wie nachher die Berner behaupteten; als dann der Herzog und die Rheinfelder wegen dieses Friedensbruches [22] sich beklagten, vermochte man sich allerseits zu rechtfertigen, und eine große Konferenz, die deswegen am 18. Februar 1465 zu Basel abgehalten wurde, schloß unter möglichst aufrichtig klingenden Beteuerungen und Anerkennungen der Unschuld.

Bei solcher Lage der Dinge war schon 1466 im Basler Rate wieder die Rede von der Rheinfelder Pfandschaft. Auf das große, alle Waldstädte umfassende Projekt kam man nicht mehr zurück; aber der Besitz des Amtes Rheinfelden schien willkommener, als eine strikte Geltendmachung der im Schuldbrief 1449 dem Rate eingeräumten Rechte gegen den Sundgau. Man befürchtete, daß dies den Unwillen der dortigen Bevölkerung erregen und damit den feilen Kauf, die Gefälle, den ganzen Verkehr gefährden würde. Bei den Rheinfeldern galten solche Erwägungen nicht, und ihre Widerspenstigkeit schätzte man geringer als diejenige der obern Städte und des Schwarzwaldes, derenwegen man vor drei Jahren auf die Pfandnahme verzichtet hatte.

So ward denn schon im Herbst 1466, als Herzog Sigmund in Basel weilte, diese Angelegenheit zur Sprache gebracht. Der Rat redete davon, Rheinfelden zu nehmen um die siebzehntausend Gulden der alten Schuld und die zwölftausendzweihundertachtunddreißig, die Marquard von Baldegg auf der Herrschaft stehen hatte. Aber in der Folge wurde diese Aufstellung wieder geändert; statt der baldeggischen Schuld übernahm Basel die Forderungen der Sophie von Rotberg und des Werner Truchseß und ließ noch die an Tierstein gezahlten viertausendeinhundert Gulden zu der Pfandsumme rechnen. Auf dieser Grundlage, um die Pfandsumme von einundzwanzigtausendeinhundert Gulden, wurde am 13. Februar 1467 der Pfandbrief ausgefertigt. Herzog Sigmund übergab die Herrschaft Rheinfelden mit aller Herrlichkeit, mit Dörfern Leuten Steuern usw., sodaß Basel sie inhabe und nütze, unter ausdrücklichem Verzicht des Herzogs auf die Rechte des Kriegsaufgebots und der Besteuerung. In einer separaten Urkunde bewilligte er Basel, für Wiederaufbau des Schlosses viertausend Gulden zu verwenden und die Summe auf das Pfand zu schlagen.


Hinter diesen Provinzialhändeln weitet sich das große, schwer zu übersehende Gebiet der Weltpolitik. Während Basel mit Solothurn und Tierstein sich abmühte und seinem an Österreich geliehenen Gelde nachging, hatte es zugleich Forderungen von Kaiser und Papst zu erwägen, ihnen und den Fürsten Rede zu stehen, mit den Städten im Reich sich zu verständigen. Aus den Erschütterungen, die diese Zeit heimsuchten — von [23] dem Fall Konstantinopels 1453 bis zum Untergange der Reichsfreiheit von Mainz 1462 und zur Veräußerung der österreichischen Vorlande an Burgund 1469 — drang eine dauernde Unruhe in das Leben der Stadt und des Einzelnen.

Bemerkenswert ist zunächst, wie nun auch die Mächte des Westens immer stärker hereinzuwirken beginnen. Kaiser Friedrich selbst hatte dadurch, daß er 1444 die Armagnaken und den Dauphin herbeigerufen, auf verhängnisvolle Weise die Beziehungen dieses Fürsten zu den oberrheinischen und eidgenössischen Angelegenheiten angebahnt; seitdem war Frankreich ein nie mehr ausscheidendes Element in der schweizerischen Politik. Daß es gelegentlich jetzt schon auch mit Basel zu tun hatte, zeigen Erwähnungen königlicher Botschafter, die hier empfangen wurden. Aber von Bedeutung war hier zunächst Burgund.

Von der Wichtigkeit dieser wälschen Influenz ist schon wiederholt geredet worden; jetzt erscheint sie getragen durch die mächtige Erscheinung Philipps, „des großen Herzogs der Christenheit“, durch das Bild seiner langedauernden und ergebnisreichen Regierung, seines Hofes, den alle Fürsten aufsuchten, seiner von kriegerischer Kraft wie von Glanz und Kunst erfüllten Lande. Gerade in diesen Jahrzehnten steigerte sich der Handelsverkehr Basels mit Flandern in außerordentlicher Weise. Und jetzt sollte diese ganze märchenhafte und verführerische Herrlichkeit Burgunds den Baslern nahe kommen durch den Besuch, den ihnen Herzog Philipp für den Juli 1454 ankündigte. Er hatte sich im Mai zum Reichstage nach Regensburg begeben, wohin Kaiser Friedrich wie zu einem europäischen Kongreß, namentlich der Türkennot wegen, eingeladen hatte. Auf der Heimreise von dort, wo nichts zustande gekommen war, traf Philipp am 10. Juli in Basel ein. Da sahen die Basler neugierig den berühmten Herrscher, den Freund der Damen, aufrecht und schlank, von der fürstlichsten Haltung, mit dem hagern langen Gesichte, wie ihn Rogier van der Weyden gemalt und Chastellain geschildert haben. Er erhielt Wohnung im Hause der Sürlin auf dem Nadelberg (Nr. 6); die Stadt feierte ihn mit allem Aufwand; sogar das Rosenwasser fehlte nicht, mit dem der burgundische Hof seine Feste zu parfümieren pflegte, und der Freude des Herzogs am Turnieren zulieb wurde ein ritterliches Stechen veranstaltet. Am 12. Juli verreiste Philipp wieder über Liestal und den obern Hauenstein; Basel gab ihm ehrenvolles Geleite bis Solothurn.

Dieser Besuch Basels durch den Burgunder war nicht ohne bestimmte Absichten geschehen. Der Herzog hatte sich dem Oberrhein zeigen wollen; [24] weitherum redete man von seinen Aspirationen nach der römischen Königskrone, und hinter seiner glänzenden Erscheinung stand für Basel allezeit, auch jetzt wieder, das Gespenst politischer Pläne. Im Februar 1454 erst hatten Herzog Philipps Beamte mit ihren österreichischen Nachbarn im Sundgau einen Vertrag geschlossen, der doch im Grunde nichts anderes war, als ein Bezeugen der burgundischen Ansprüche an die Grafschaft Pfirt, und Ende Septembers erscholl schon wieder das Gerücht, daß in Burgund ein Heer sich sammle, um in das Elsaß einzufallen.


Sodann die Reichsangelegenheiten. Feierlich steht an der Schwelle dieser Dinge die Beteiligung Basels bei Friedrichs Kaiserkrönung. Diesmal hatte sich die Stadt zur tatsächlichen Leistung des Dienstes über Berg entschlossen, ihre herkömmliche Pflicht nicht wie in früheren Fällen abgekauft. Nicht, um bei dieser Gelegenheit als Freistadt des Reiches zu paradieren, sondern um nach all den Wirrungen der Konzilszeit ihr gutes Einvernehmen mit der Kurie in persönlicher Aussprache zu erwahren.

Basel rüstete vierunddreißig Reisige aus, deren Hauptmann des Bischofs Bruder, Ritter Bernhard von Rotberg, war; am 10. November 1451 ritten sie aus Basel, nachdem sie dem Rate versprochen hatten, allenthalben und in Allem, in Gespräch und Benehmen, sich der Stadt Ehre angelegen sein zu lassen; am 1. Juni 1452 kehrten sie wieder heim. Viele von ihnen, auch die Achtburger Bernhard Sürlin und Bernhard von Efringen, mit der neuen Ritterwürde, die sie am Tage der Krönung, 19. März, auf der Engelsbrücke zu Rom von Friedrich empfangen hatten. Auch brachten sie die kaiserliche Bestätigung der Stadtfreiheiten mit, und überdies konnte Rotberg die Audienz bei Papst Nikolaus schildern, der die Basler seiner Huld versichert und ihre Frömmigkeit gelobt hatte.

Aber was die Herren vom Kaiser zu erzählen wußten, lautete übel. Sie hatten allenthalben über ihn spotten hören; zaudernd kleinlich hatte er sich nirgends als Kaiser und Herrn gegeben. Auch jene Szene am Hochaltar zu St. Peter war ihnen unvergeßlich, da nach vollbrachter Krönung Papst Nikolaus den das Schwert nur langsam und träge ziehenden Friedrich zornig angeschrieen hatte: „Herr Kaiser, schüttelt das Schwert wider die Feinde der Kirche!“, aber der Kaiser hatte es nicht getan.

Dieser Vorfall war eine römische Wiederholung des Schauspiels gewesen, das zu Hause auf allen Reichstagen zu sehen war. Nicht daß es an gemeinsamen Interessen größter Art gefehlt hätte; aber neben dem stürmischen Gebahren des landesfürstlichen Partikularismus fanden sie keine [25] Beachtung, und eine starke, die Einzelkräfte in ihren Dienst zwingende Zentralgewalt bestand nicht. Die Kurfürsten konnten tatsächlich als die Herren des Reiches gelten neben dem nur um seine persönlichen Angelegenheiten besorgten Kaiser; aber auch sie brachten nichts zustande. Und wie bei solchem Verhalten der Mächtigen die Städte zu handeln für gut fanden, sehen wir an Basel.

Basel hielt sich abseits. Auf den Reichstagen begegnen wir seinen Gesandten nur selten; auch zu den Städten hatten sich seine Beziehungen geändert. Noch immer freilich ging die Korrespondenz rege und wortreich hin und her; aber weder in ihr noch im persönlichen Verkehre der Ratsboten lebt mehr so spürbar wie früher das Bewußtsein, daß die Sache der einen Stadt auch die Sache anderer Städte sei. Die reservierte Haltung Basels war vielleicht bestimmt durch Erinnerungen an die Armagnakenzeit, in der es durch den Kaiser verraten, von den Städten verlassen worden war, und im allgemeinen bewirkten die charakteristische Ausbildung jeder einzelnen Stadt und der wirtschaftliche Konkurrenzkampf eine Isolierung.

Basels Verkehr mit dem Reiche ist in diesen Jahrzehnten fast nur ein Streiten um Recht und Freiheit der Stadt. Wachsam hatte der Rat auf dem Posten zu stehen gegen Angriffe und Eingriffe; jetzt kamen die Prokuratoren auf, die sich Basel am kaiserlichen Kammergericht und in Rotweil hielt, „der Stadt Sachen zu walten“. Das waren die Meister Arnold von Laa, Lienhart Ehrengroß, Berthold Happe, die ihr Wartgeld bezogen und stets bei der Hand sein mußten, um Basel zu vertreten; der Schreiber von Rotweil wurde bezahlt, damit er eine Abschrift der städtischen Freiheitsbriefe verwahrte, die bei jedem Versuch einer Verletzung des Basler Gerichtsprivilegs produziert werden konnte.

Aber es handelt sich weniger um diese rechtlichen Stadtfreiheiten, als um das politische Recht der Stadt.

Wie Kaiser Friedrich überhaupt erscheint, so zeigt er sich auch in den Verhandlungen hierüber mit Basel. Nirgends durchgreifend, Feind aller Neuerungen, ging er inmitten der heftigen Bewegungen, die sein Haus und das Reich ergriffen, mit unerschütterlicher Ruhe vorwärts; keineswegs gleichgültig, aber auch nicht tätig. Er begnügte sich mit der Wahrung der kaiserlichen Rechte, hielt an seiner dynastischen Politik und den Bemühungen für Vorteil und künftige Größe seines Hauses zähe fest, durch kein Mißgeschick aus der Bahn zu weisen; er hatte Zeit, zu warten.

Aufforderungen Friedrichs, zum gemeinen Heerzug wider die Türken Büchsenmeister zu schicken, 1456, erwiderte Basel ausweichend. Und als [26] der Kaiser 1458 mit einer Steuerforderung kam, berief sich der Rat auf das alte Recht der Stadt; sie sei eine freie Stadt und habe zu keiner Zeit in des Kaisers Kammer gesteuert.

Gegen Ende der 1450er Jahre häufte und verdichtete sich Alles. Gleichzeitig mit dem Kaiser ließ sich jetzt auch der Papst vernehmen. Seit den Tagen Ludwigs des Bayern hatte die Kurie nie mehr viel an die Stadt zu schreiben gehabt; jetzt sandte sie Erlaß nach Erlaß. Pius forderte Basel auf zur Beschickung des Kongresses in Mantua, zur Vermittlung zwischen Herzog Sigmund und den Eidgenossen, zur Parteinahme für Adolf von Nassau im Streit um das Bistum Mainz, zur Teilnahme an den Reichstagen in Nürnberg und Wiener Neustadt, zur Unterstützung der auf Rhodus bedrängten Johanniter. Es sind dieselben Jahre, in denen er mit der Stadt verhandelte wegen ihrer Universität.

Welche Fülle lebte in dieser Zeit und welche Aufgaben stellte sie dem städtischen Regimente!

Es waren die Jahre des Kampfes Kaiser Friedrichs mit Herzog Albrecht; während die Brüder stritten, verloren sie Ungarn und Böhmen an die dort auftretenden nationalen Herrscher; es waren die Jahre des fränkisch-bayrischen Kriegs, des Pfälzer Kriegs, der Mainzer Bistumsfehde. Aber Basel bestritt konsequent die Pflicht, Reichsaufgeboten zu folgen, die der Kaiser in diesen Nöten erließ. Schon 1459 hatte es abgelehnt, dem Reichshauptmann wider Herzog Ludwig zuzuziehen; im Sommer 1461 begannen die Verhandlungen von neuem. Friedrich erließ am 18. Juli die Mahnung an Basel, seinen Hauptleuten Markgraf Albrecht von Brandenburg und Ulrich von Württemberg Mannschaft zu schicken. Basel sandte den Heinrich Iselin nach Eßlingen zur Besprechung mit den Hauptleuten, und diese drangen nun auch mündlich auf Leistung der Reichshilfe. Aber zur gleichen Zeit gelangte man an Basel auch von der andern Seite: Herzog Ludwig von Bayern und Georg Podiebrad legten in langen Briefen den Handel dar, baten Nutz und Ehre des Reiches zu betrachten und dem Friedestörer Markgraf Albrecht nicht zu Willen zu sein. Es bedurfte dieser Mahnungen nicht. Beharrlich wiederholte der Rat dem Kaiser wie den Hauptleuten, daß Basel willig tun werde, was ihm als Freistadt des heiligen Reichs zu tun gebühre, nämlich den Dienst bei der Romfahrt zur Kaiserkrone; bei solcher Freiheit sei es stets gehandhabt worden und woll es bleiben. Kaiser und Reichshauptleute wiederholten dem gegenüber ihre Forderung; da erwiderte der Rat: er berufe sich zunächst auf das Recht der Freistadt; auch wenn Basel solche Freiheit nicht hätte, würde es dem [27] Angebot nicht folgen; denn es sei von Herzog Ludwig gar weit abgelegen, auch ringsum von Landen des Herzogs Albrecht umgeben, der mit Ludwig verbündet sei; zudem sei es mit allerhand Geschäften und Sorgen, auch wegen eines Einfalls von wälschen Volke, beladen. Als auch hierauf wieder nur die alte Aufforderung kam, begehrte Basel, daß man die Sache wenigstens ruhen lasse bis zum Ausgang des nach Konstanz auf 21. März 1462 zu gütlicher Schlichtung des Krieges angesetzten Tages; es werde seine Botschaft gleichfalls dorthin senden. Die Hauptleute traten hierauf nicht ein; sie anerkannten Basel nicht als Vermittler, sondern als Partei; es solle seine Pflicht tun und die Hilfe leisten.

Wie der Rat schon in frühern Momenten des Streites getan, sah er sich nun auch jetzt wieder nach Freunden um und verlangte ihren Rat. Bischof und Domkapitel rieten, sich mit den Pflichten gegen das Hochstift zu entschuldigen; die Universität empfahl Appellation an den Papst und nötigenfalls an ein allgemeines Konzil; die Eidgenossen hielten nochmalige Vorstellungen an den Kaiser für passend; sollte es zu Acht und Bann kommen, so möge Basel ein gutes Vertrauen haben; denn es sei manch frommer Mann in der Eidgenossenschaft, dem solches leid tun würde.

Da inzwischen auch aus dem Tage zu Konstanz nichts geworden war, entschloß sich Basel zu der empfohlenen Botschaft und sandte den Bürgermeister Bärenfels zu Markgraf Karl von Baden, der gleichfalls Reichshauptmann war. Dieser aber griff auf Basels Zusage, daß es an einem Heerzug wider die Ungläubigen teilnehmen wolle; er nannte als Ursache des Reichskrieges, daß versucht worden sei, einen Ketzer (Georg Podiebrad) an die Spitze des Reiches zu bringen, und somit habe Basel die Reichshilfe zu leisten. Als auch diese Darstellung ohne Erfolg und Basel bei seiner Weigerung blieb, erhob sich endlich nach so langem Zaudern Kaiser Friedrich. Am 20. Mai 1462 zitierte er Basel vor sein Gericht, um in die Strafe des Ungehorsams (Acht, Verlust aller Freiheiten, Zahlung von tausend Pfund Goldes) verfällt zu werden.

Diese Ladung machte Eindruck. Unaufgefordert rieten Bischof und Kapitel dem Rate, dem Kaiser jedenfalls nicht weiter entgegenzukommen, als sich mit des Stiftes Rechten vertrage; denn diesem schwöre die Stadt jährlich und nicht dem Kaiser. Aber auch Gesandte von Straßburg Speyer Worms Konstanz fanden sich in Basel ein, um mit dem Rate von diesen Dingen zu reden. Er hatte sogleich nach Empfang der Ladung die Appellation an den Papst und ein künftiges Konzil erklärt; wirksamer als diese Formalität mußte sein, daß er seinen gewandten Stadtschreiber Künlin [28] an den kaiserlichen Hof sandte mit der Vollmacht, das Geld nicht zu sparen.

Aber die Kaiserlichen und der Markgraf erlitten inzwischen die schweren Niederlagen bei Seckenheim wider den Pfalzgrafen (30. Juni 1462) und bei Giengen wider Herzog Ludwig von Bayern (19. Juli 1462), und diese Schlachten halfen der Sache Basels mehr als alle Rechtsgründe oder Geschenke.

Am 25. August hatte der Rat seinen guten Tag. Zur gleichen Stunde, kurz vor Mittag, brachte Dr. Johann Helmich, den der Rat an Papst Pius gesandt hatte, von diesem ein Breve und kehrte Künlin vom Kaiser zurück. Papst Pius annullierte den vor wenigen Monaten den Baslern erteilten Befehl, in der Mainzer Bistumsfehde dem Adolf von Nassau beizustehen; und Künlin meldete, daß der Kaiser zugesagt habe, den ganzen Handel liegen lassen zu wollen bis zu Ausgang des nach Nürnberg berufenen Friedenskongresses. Aber als Künlin dies dem Rate rapportierte, hatte die Angelegenheit durch den Waffenstillstand schon ein Ende gefunden, der am 22. August 1462 geboten worden war.

Basel war durch seinen Streit mit dem Kaiser auch den deutschen Städten wieder näher gebracht worden. Namentlich an Straßburg hatte es sich dabei angeschlossen, und im Frühjahr 1462 wurde geredet von einem Bündnis mit Straßburg Speyer und Worms. Sodann im Oktober 1462 der Fall von Mainz gab allen Reichsstädten zu denken; die Erwähnung dieses Ereignisses im Basler Ratsbuch und wiederholt in der Chronik Appenwilers zeigt, wie schmerzlich der die mächtige Stadt treffende Schlag auch in Basel empfunden, wie viel hier davon geredet wurde.


Durch alle Äußerungen hindurch ergreift uns die merkwürdige Unruhe, die dieser Zeit eigen war. Die Pestilenz von 1463, Unglücksfälle wie der große Schiffbruch auf dem Rhein 1462, Meteore und Himmelszeichen brachten die Menschen in Erregung; sie erschienen wie Vorboten noch größerer und gewaltsamerer Dinge. Als wollte man dem Drucke dieser Ahnungen entfliehen, warf man sich in das heftigste Leben. Alles erscheint uns gedrängt leidenschaftlich bewegt. Auch im Politischen. Akten Protokolle Missiven Rechnungsbücher zeigen das Nebeneinander, die Gleichzeitigkeit, das Getrenntsein und Aufeinanderwirken dieser Hunderte von Vorfällen, wobei Mächtiges und Kleines, Öffentliches und Privates, Weitausreichendes und Momentanes sich staut und häuft. Ein Gewirre, das unbeschreiblich und undarstellbar ist. [29] Doch ist die merkwürdige Bewegung zu nennen, die in diesen Jahren die städtischen Edeln ergreift, sie hinaus in die Kriege treibt, zu Parteigängern und Söldnern der Fürsten macht. Bei Seckenheim kämpft im Heere des Pfälzers neben zahlreichen Edeln des Oberrheins Jakob zu Rhein; in der Schlacht bei Giengen kämpft Peter von Eptingen für den Markgrafen; auch Herr Hermann von Eptingen, Konrad von Ramstein, Friedrich Kilchman u. A. ziehen „in der Fürsten Krieg“ und geben ihr Bürgerrecht auf.

Neben diesen Edeln zeigen sich Scharen von Reisläufern, die durch den Reichskrieg gelockt aus den Gebieten Basels und der Eidgenossenschaft nach Norden strömen.

Basel stand mitten in der Unruhe dieser Züge, in die nun die alte, jetzt neu sich belebende Feindschaft zwischen Österreich und der Eidgenossenschaft mit hineinwirkte. Für eine Stadt, die durchaus neutral bleiben wollte, war die Lage überaus schwierig. Daher die Edeln und Achtburger, die in die Kriege hinausritten, schwören mußten, während der drei ersten Tage nach ihrem Wegzug und der drei letzten vor ihrer Heimkehr gegen Niemanden etwas Feindseliges zu unternehmen; daher die Einrichtung einer strenger Fremdenkontrolle unter den Toren. Wir haben uns die Zeit so bewegt und drohend als möglich zu denken. Denn neben den Reisläufern, die dem Kriegslärm zueilten, verwilderter daraus zurückkehrten und in ihrem Ungestüm hin und wieder streifend das Land erregten, zeigten sich allenthalben die „laufenden Knaben“, jene Freischaren, von denen schon die Rede gewesen ist, die „Knechte von Rheinfelden“, die „Gesellen von Olten“ und dergleichen, die jede Ordnung durchbrachen. Von all diesem wilden Volke wimmelt das Land, und mitten im Gewühl regen sich auch wieder die altbekannten Gestalten der vereinzelten Freibeuter, der adligen und unadligen Wegelagerer und Räuber. Sie tun sich in Banden zusammen und machen Anschläge oder Auszüge wider Basel und die Seinen „zu Gewinn und Verlust“. Keine Reise ist mehr möglich, jede Straße unsicher. Die Ratsbücher zeigen sich uns angefüllt mit Klagen, daß die Fuhrleute um ihre Rosse und Wagen, die Krämer um ihre Ballen, die Metzger um ihr Vieh kommen; der Besuch der Jahrmärkte in der Umgegend kann nur mit einer Eskorte städtischer Söldner geschehen. Lebendiger noch die Äußerungen Peters von Andlau in seinem Buch von der kaiserlichen Monarchie, wo neben dem Schema, der Theorie, der staatsrechtlichen Lehre immer wieder und ganz persönlich die Entrüstung durchbricht über das Fehlen aller Gerechtigkeit, den verkommenen Adel, die Unsicherheit. [30] Der ganze Grimm des in seinem Rechtsgefühl tief verletzten Mannes lebt in diesen Sätzen.


Zur Kennzeichnung der Zeit würden die bunten Details all der Kämpfe dienen, in die Basel damals verstrickt war. Wir beschränken uns aber auf Behandlung eines einzigen Streites, des vielgestaltigen Handels, der Ortenberger und Hohkönigsburger Fehde heißt und in exemplarischer Weise alle Elemente vereinigt zeigt.

Diese Fehde erwuchs aus zwei, ursprünglich getrennten Angelegenheiten: dem Streite der Brigitta Balmoserin mit Basel und dem Streite der Edeln von Müllheim und ihrer Anhänger mit den Eidgenossen.

Brigitta Balmoserin war die Tochter des während des Konzils zu Basel lebenden Arztes Konrad von Meißen; wie die Sache später hier dargestellt wurde, brachte sie durch Torheit und üppiges Leben den Vater um sein Gut, ließ ihn aber samt dem unehelichen Kinde, das sie von dem Konzilsnotar Georg Frey hatte, in Basel im Elend sitzen und ging zu dem Frey nach Passau. Des Konrad von Meißen mußte nun die Stadt sich annehmen; man brachte ihn in das Spital, wo er in Armut starb. Jahre nachher, 1456, meldete sich die Brigitta wieder in Basel und verlangte ihr väterliches Erbe. Der Rat erwiderte, daß er den Alten aus Barmherzigkeit aufgenommen und gepflegt habe, ein Nachlaß sei nicht vorhanden; da Brigitta ihr Begehren jedoch wiederholte und Recht auf den Rat zu Frankfurt bot, nahm dies der Rat an. Sie aber ließ das Rechtgebot wieder fallen, ging nach Westfalen, und im November 1458 erhielt der Basler Rat vom Freigrafen zu Velgestein die Anzeige, daß er auf Klage der Balmoserin vor den Freistuhl geladen und, da er nicht erschienen, abwesend zur Zahlung von viertausendeinhundertundzehn Gulden an die Klägerin verfällt worden sei. Der Rat antwortete, ihm sei nie eine Ladung geworden, und verlangte Einstellung des Verfahrens; zugleich ordnete er seinen Unterschreiber Gerhard Mecking, der als geborner Westfale der tauglichste Gesandte war, an den Freistuhl ab und erlangte durch diesen in der Tat eine Aufhebung des Spruchs. Aber der Freigraf widerrief diese Aufhebung. Da ging Basel vor den Erzbischof von Köln und trug ihm den Handel vor, worauf der Erzbischof einen Kapitelstag ansetzte und auch den Freigrafen dazu lud mit dem Verbote, weiter in der Sache zu verfahren.

Während so Basel auf korrekte Weise vorging, sein Recht suchte und zu finden meinte, handelten seine Gegner ganz anders. Im Mai 1459 zeigt [31] sich als Gefährte der Barbara ein Johann zum Wiger und fordert von Bacharach aus den Basler Rat zur Auslieferung des Erbes auf. Basel will nun den Pfalzgrafen als Herrn Bacharachs gegen die Querulanten in Bewegung bringen; aber unterdessen erläßt der Velgesteiner Freigraf den Verruf gegen Basel. Frankfurt Worms Speyer Straßburg Schlettstadt Nürnberg Colmar usw. erhalten von ihm Briefe, in denen er die Basler als Verächter des Rechts erklärt und jedermann verbietet, ihnen und ihrem Gute Sicherheit zu geben, sie zu hausen, zu speisen usw. Alle diese Städte verständigen sofort Basel von dem Erlasse und bitten, auf der Hut zu sein. „Es wäre uns leid, wenn die Euern wegen dieser Sache bei uns angefallen oder bekümmert würden“, schreibt jede in der besten Absicht, wie sie beteuert. Aber nirgends regt sich ein Widerstand gegen die Macht der Fehme; jede Stadt kennt sie aus eigener Erfahrung, und so kommt der Freigraf zur gewünschten Wirkung.

Und nun kombiniert sich mit diesem Handel auf bemerkenswerte Weise ein andrer. Es ist der durch Luzern, namens einiger Städte im Aargau, mit straßburgischen Gläubigern geführte Streit, der zurückgeht auf die Verpfändung der Vogtsteuern jener Städte durch Herzog Leopold von Österreich an den Straßburger Heinrich von Müllheim 1315 und seine Ursache hat in der Säumigkeit der Schuldner bei Zahlung der Zinsen.

Schon frühe sehen wir Basel um die Beilegung dieser Streitigkeiten sich bemühen; seit Mitte der 1450er Jahre nimmt es sich der Sache von neuem an, aber ohne Erfolg. Die Straßburger Gläubiger schicken nach Luzern die Absage, und Luzern erklärt alle Straßburger als offene Feinde; der Streit läßt sich zu einem Landkrieg an. Im Vordergrund stehen hiebei für uns die Herren des am Eingang des Albrechtstales, westlich von Schlettstadt, gelegenen starken Schlosses Ortenberg, das den Baslern vor kurzem in der Ansolzheimer Fehde wieder bekannt geworden war. Das sind die „Gemeinder von Ortenberg“, Hans Burchard von Müllheim und Heinrich von Landsberg, ferner Dietrich von Ratsamhausen, Niclaus Zorn, Berthold von Wilsberg, namentlich aber Heinrich Mey von Lampsen. Der Letztere vertritt deutlich die Klasse, die damals die Plage des Landes war. Ein im Waffenhandwerk emporgekommener roher Abenteurer, vielleicht Sohn des Hans Mey, der 1448 den Baslern als Söldner gedient hatte, sitzt er jetzt auf Schloß Ortenberg und treibt von da aus seine dreisten Räubereien; mit den Hohensteinern auf der nahen Hohkönigsburg ist er versippt; zu den Gläubigern der Argauer Städte gehört er, da er von seiner Frau Barbara von Ratsamhausen her im Besitz einer solchen Forderung ist.

[32] Vor Ostern 1459 wurden zwei Basler Kahnbauer unweit Breisachs überfallen und zum Eide gezwungen, sich in Ortenberg zu stellen; auf Basels Klage erwiderten die Ortenberger, die Tat sei geschehen wegen der Aargauer Schuld, und als Basel hiegegen protestierte und jede Zugehörigkeit zur Eidgenossenschaft oder Verbindlichkeit für diese ablehnte, nahmen die Herren hiervon gar keine Notiz, sondern setzten ihr Treiben fort. Das Verrufungsedikt aus Westfalen, das gerade jetzt seine Runde in diesen Gebieten begann, bot hiezu den besten Behelf. Und seine Wirkung blieb auch nicht aus. Als im Mai 1459 Lienhard Grünenzweig in der Gegend von Rufach Wein einkaufte, wurde er gefangen genommen und nach Ortenberg geführt; einem Basler Spediteur wurden auf der Straße sieben Rosse ausgespannt, der Sohn ebenfalls in die Raubburg geschleppt. Wir vernehmen, wie hart hier diese Gefangenen geplagt wurden; man warf sie in die ärgsten Verließe und spannte sie in den Stock, um möglichst viel Geld aus ihnen zu pressen. Dem gegenüber blieb auch Basel nicht müßig. Wer von den Ortenberger Leuten ihm in die Hände fiel, wurde als Räuber abgetan, und im Dezember 1459 verkündete der Rat auf dem Markte zu Basel, daß, wer den Heinrich Mey töte fünfhundert Gulden erhalten solle, wer ihn aber lebend einliefere gar sechshundert. Durch Ausschreiben wurde dies im ganzen Oberelsaß bekannt gemacht. Aber Mey war nicht zu fangen, und die Sache ging ihren Gang weiter. Basel ließ später die großen Summen zusammenstellen, die in diesen Zeiten durch seine Kaufherren Fuhrleute Metzger Klosterschaffner usw. für Geleit im Sundgau hatten an die Herrschaft gezahlt werden müssen. Aber trotz Geleite fiel Der und Jener immer wieder in die Gewalt der Räuber. So Peter Hans Baltheymer, der Krämer Cristen, der Gremper Hans Ysenmann u. A. Basel hinwiederum hatte seine Söldner in der Nähe des Schlosses auf der Lauer liegen, und es gelang diesen, den Burgvogt Heinrich Heß, als er den Waldweg hinauf ritt, zu töten. Die Folge war, daß des Getöteten Bruder, Hans Heß von Rosheim, nun Basel wegen dieser Tat belangte. So hatte die Stadt einen neuen Handel zu dem alten, und daneben her ging noch stets der Schuldenstreit der Eidgenossen mit den Straßburger und Ortenberger Kreditoren und fuhr überdies in den alten Geleisen weiter die westfälische Sache der Barbara bis zu der schon erwähnten Einberufung eines Kapitelstages durch den Kölner Erzbischof „in den Baumgarten gen Arnsberg“. Jetzt hatte auch die Verbindung der beiden Gruppen, denen der Haß gegen Basel gemeinsam war, der Barbara mit ihrem Helfer Johann zem Wiger und der Ortenberger Herren, stattgefunden. Wir finden sie beisammen in Straßburg [33] und dann auf Ortenberg selbst bei Heinrich Mey, woselbst wir die Barbara sogar persönlich kennen lernen als „ein kleines mageres Fräulein, das im Reden stottert“.

Allerdings hatte es nicht an Versuchen gefehlt, die Streitigkeiten beizulegen, namentlich durch Straßburg, und im August 1461 kam es wirklich zu einem Abkommen des Mey sowohl mit den Eidgenossen als mit Basel. Aber zwei Gewalttaten beseitigten rasch alle Friedensgedanken.

Die eine war, daß Mey einen in Sachen der Barbara abgesandten Boten des Erzbischofs von Köln (er war eigentlich ein Basler Läufer und hieß Oberlin, trug auf diesem Gang aber des Erzbischofs Büchse und Briefe) fing und in den Kerker auf Ortenberg legte; die andere, daß Johann zem Wiger mit dem auf Hohkönigsburg hausenden Reinhard Mey, einem Bruder Heinrichs, sieben Basler Kaufleute aufs Mal niederwarf und nach Ortenberg zur Haft brachte. Jetzt endlich erhoben sich die schon so lange durch die Räuber Gereizten. Allen voran Basel; dann der Bischof von Straßburg; auch die Herrschaft von Österreich rüstete Mannschaft und Sturmzeug; der Markgraf von Hochberg, die von Eptingen, Hans Bernhard von Gilgenberg zogen den Baslern zu. Am 21. September traf der Basler Haufe vor Ortenberg ein und fand hier die Belagerung durch die Straßburgischen schon im Gange. Aber zur Einnahme des Schlosses kam es nicht. Sondern am 24. September 1461 zu einem Friedensschlusse. Die Gefangenen wurden freigegeben; der Streit der Barbara mit Basel sollte durch ein Schiedsgericht beigelegt werden; die Angelegenheit der Argauer Städte fand am 28. Februar 1462 durch einen Vergleich mit den Müllheim und Konsorten ein Ende.

Aber Basel bekam nicht Ruhe. Was bisher Heinrich Mey getan, setzte nun sein Bruder Reinhard auf Hohkönigsburg fort.

Einen bestimmten Anlaß kennen wir nicht. Reinhard erscheint schon 1458 als Feind Basels; es ist die allgemeine Rauflust und Raublust, die ihn vorwärts treibt; dazu gewiß auch eine gute Verachtung dieser Städter, die mit so großem Aufgebot vor Schloß Ortenberg gezogen sind und dann so leichtweg auf Rache und Strafe verzichtet haben. Bald nach dem Frieden geht das alte wüste Leben wieder los; keine Straße ist mehr sicher, das ganze Land leidet aufs ärgste. Vom Anteil Basels und der Seinigen an diesem Leiden vernehmen wir natürlich nur Vereinzeltes, wie die Erlebnisse des Knechtes von Metzger Einfaltig, des Fuhrmanns Wetzel, des reichen Krämers Jakob von Wissenburg, des Arztes Albrecht Herzog von Villingen, des Hodenschneiders Heinrich von Laufenburg. Diese Unglücklichen werden auf Hohkönigsburg hart gehalten, gestreckt und gedäumelt; man legt sie in [34] einen Kerker, in den es schneit und regnet; man droht, ihnen eine Ader nach der andern aus dem Leibe zu ziehen.

Von den Hohensteinern als Schloßherren hören wir bei dem Allem nichts. Reinhard Mey waltet da oben als Gebieter; er ist bei den Überfällen der Führer, der tätigste und gefürchtetste neben ihm Thennig Zeyß, und als dieser im Schlosse selbst bei einem Streite von den andern Raubgesellen niedergestochen wird, zahlt der Basler Rat dem Bringer dieser guten Botschaft ein ansehnliches Trinkgeld.

Doch handelte man auch selbst, und diesmal kräftiger als ein Jahr zuvor bei Ortenberg. Die Elsässer Herren und Städte verständigten sich, durch Basel zu einer gemeinsamen Aktion getrieben. Die letzte Abrede geschah zu Colmar am 15. Oktober 1462, und im Namen der Verbündeten sandte Basel am 20. Oktober dem Reinhard Mey den Absagebrief. Von allen Seiten sammelten sich jetzt die Truppen; am 23. Oktober marschierten die Basler aus mit sechs Hauptbüchsen. Und nun ging es rasch zu Ende mit der Burg. In der Nacht vom 28. zum 29. Oktober machte sich die Besatzung davon; folgenden Tags fiel Hohkönigsburg in die Gewalt der Belagerer, und sofort ward mit der Schleifung begonnen. Was dies Zerstörungswerk überdauert hat, sind jene Reste, die heute noch an die alte romanische Burganlage erinnern.

Die Ortenberger und Hohkönigsburger Fehde war die letzte große Räuberei in diesen Gebieten, die den Fürsten und Städten zu tun gab.


Aber dies Alles ist erbärmlich im Vergleich mit der mächtigen Bewegung, die als Sundgauerkrieg im Jahre 1468 losbrach und eine noch viel gewaltigere Erschütterung einzuleiten bestimmt war. Sie wurde Basel angekündigt durch Streitigkeiten um die Herrschaften Pratteln Münchenstein Landskron.

Herr von Pratteln, seit der Eptinger Bruderteilung von 1456 allein berechtigt, war Hans Bernhard von Eptingen. Derselbe, der durch seine Fahrt zum heiligen Grabe 1460 und namentlich durch seine Schilderung dieser Reise uns kenntlicher geworden ist als die meisten seiner damaligen Standesgenossen. Doch beschäftigt er uns hier nur als Urheber der Prattler Herrschaft.

Es ist beachtenswert, wie in diesen Jahrzehnten vielfach Konflikte im Sisgau zwischen Herrschaft und Landgrafschaft entstanden; wir nennen Eptingen Diegten Sissach. Gleiches begegnet auch bei Pratteln. Die hohe Jurisdiktion innerhalb des Etters sprach Hans Bernhard schon 1458 an, [35] und der Streit hierüber ging mit Basel weiter, nachdem dieses 1461 die Landgrafschaft erworben hatte. Aber auch der Umfang des Etters selbst war strittig; wiederholte Unterhandlungen und Sprüche suchten hier Ordnung zu schaffen.

In diese Beziehungen griff nun Solothurn. Seine früheren Versuche im Sisgau sich einzunisten — Onolzwiler Geleit, Farnsburg Diegten Langenbruck usw. — sind schon erwähnt worden; jetzt faßte es Fuß in Pratteln.

Es benützte dazu Streitigkeiten Bernhards mit seinen Untertanen über Taferne, Zwingtrotte, Wahl von Einungsmeistern und Geschworenen, Frühmesse und dergl. Die Gemeinde teilte sich. Als sie dem Eptinger den Eid leisten sollte, weigerten sich dessen achtunddreißig Bauern. Sie ließen sich in Solothurn beraten, und während Basel für friedliche Beilegung arbeitete, drang Solothurn auf rechtlichen Entscheid. Es wünschte den Streit auf die Spitze zu treiben und bewirkte dadurch, daß der Eptinger sich mit Basel verband; am 7. Dezember 1467 wurde er Basler Bürger.

Solothurn antwortete hierauf, indem es die widerspenstigen Prattler in sein Bürgerrecht aufnahm. Der alte Gegensatz von Stadt und ländlicher Grundherrschaft kam wieder zum Ausdruck; nur daß hier die Bauern nicht hinter die Mauer zogen und Städter wurden. Vielmehr blieben die Solothurnleute in Pratteln sitzen wie bisher, und im engen Bereich dieses Dorfetters waltete nun der seltsamste Streit. Wir haben diesen Streit nicht zu schildern; für uns wichtig ist nur die Haltung Basels.

Dieses hatte nun doch eine gütliche Besprechung zwischen Bernhard und seinen abtrünnig gewordenen Untertanen zu Stande gebracht, im Januar 1468; aber ohne Wirkung. Schon mehrten sich die heftigen Vorzeichen des Krieges. Basel sandte Büchsenmeister nach Pratteln, wohl zur Armierung des Schlosses, und die Häuser der Bernhardsleute im Dorf ließ es mit Baselstäben zeichnen, um sie bei kriegerischen Durchzügen zu sichern; für den selben Fall ordnete es an, daß Liestal den Bernhardsleuten geöffnet sein solle, den Solothurnleuten aber geschlossen. Im übrigen sorgte es nach Kräften für Ruhe und Frieden; den Ludwig von Eptingen, Bernhards Bruder, der über die Solothurnleute in Pratteln und über Muttenz herfallen wollte, mahnte es von solcher Gewalttat ab.

Auf Johann Baptist 1468, in den erregtesten Tagen des Sundgauer Krieges, gerade während die Eidgenossen hinabzogen, wurde Bernhard in den Rat zu Basel gewählt.


Den Gegensatz zu der kleinen Herrschaft Pratteln bildete das ihr benachbarte ausgedehnte Gebiet der Herrschaft Münchenstein-Muttenz. Es [36] war der Eingang zum Sisgau. Wenn ihm die Bergwelt der obern Aemter abging, so hatte es Anderes was dort fehlte: starke strömende Gewässer, die Nähe der mächtigen Stadt, eine erhöhte Kultur. An der Schwelle von Gebirg und Ebene gelegen war diese Herrschaft merkwürdig reich an Inhalt und Formen. Alles fand sich hier beisammen: Hänge und Täler bedeckende Waldung, Rebhalden und Gärten und sonnige Wiesenflächen, am Saume lichtes Weidengehölz, dann der weite Hardforst, das Fischerwesen von Rhein und Birs. In den Schlössern mit der großen Pracht der Aussicht; in den Dörfern, den Kirchen, dem Dinghof; in dem Lusthaus Fröscheneck, wo die Einsamkeit der Flußniederung genossen werden konnte; in dem zwischen Wald und Strom verborgenen Münchensteiner Familienkloster des Roten Hauses — überall erging sich das Leben aufs mannigfaltigste, und welch unaufhörliche, oft die weiteste Ferne heranbringende Bewegung flutete auf den Straßen, die hier durch zu den Hauensteinen und ins obere Birstal führten.

Aus zwei Teilen war die stattliche Herrschaft zusammengewachsen.

Der eine der Teile, Münchenstein, war schon im XIII. Jahrhundert an die edeln Münche von Basel gekommen. Sie trugen die Herrschaft zu Lehen vom Grafenhause Pfirt, nach dessen Aussterben von Österreich.

Die Herrschaft Wartenberg und Muttenz war altes Lehen der Kirche Straßburg, von der sie die Grafen von Homberg, dann die Herzoge von Österreich inne hatten. 1330 erhielt Graf Johann von Habsburg-Laufenburg das Lehen von den Herzogen, an die es dann nach dem Ausgang seines Hauses zurückfiel.

Schon zur Habsburgischen Zeit sehen wir Konrad Münch von Münchenstein in der Nachbarherrschaft Fuß fassen; sein Sohn Henman verpfändet sie wiederholt. Seit 1412 aber, und nunmehr dauernd, ist sie mit Münchenstein als österreichisches Lehen in der Hand des Hans Thüring Münch vereinigt, dem dann seine Gemahlin Fröwlin von Eptingen auch die Pfandrechte der Zibolle auf der Herrschaft in die Ehe brachte.

Die Gestalt dieses Hans Thüring Münch, voll Klugheit und Ruhe, hat ihre eigene Bedeutung. In den Jahren, da das einst so mächtig gewesene Haus der Münche klein wird, legt er sein Kirchenamt nieder, wird wieder Laie und vermählt sich; alle spätern Münche stammen von ihm. Seinem Oheim Hartmann hilft er auf den Bischofsstuhl; aber da er nichts taugt, läßt er ihn fallen und gewinnt dem Bistum den starken Johann von Fleckenstein. Während des St. Jakoberkrieges hält er sich von der Befehdung Basels fern, wahrt die Neutralität.

[37] Er ist auch der letzte Münchensteiner, der dieser schönen Herrschaft froh geworden ist. Nach seinem Tode kam rasch der Verfall. Die Söhne Hans und Konrad verstanden es nicht wie der Vater, einer von beständigem Wechsel und Streit bewegten Welt gegenüber sich still auf der Seite zu halten und so zu behaupten. Vielmehr entzweiten sie sich über dem Erbe, womit dieses natürlich jedem stärkeren Dritten als Beute dargeboten wurde.

Dieser Dritte schien nur Basel sein zu können. Der Besitz der Herrschaft war für die Stadt von größter Bedeutung. Vor anderthalb Jahrhunderten schon hatte sie versucht, die Wartenberger Herrschaft an sich zu bringen; die Streitigkeiten, die der Rat 1440 und 1441 mit Hans Thüring Münch führte, zeigten, um welche Interessen es ging. Dennoch geschah zunächst nichts. Aber Konrad Münch verhandelte sich selbst an die Stadt. Am 23. September 1454 nahm ihn der Rat als Hauptmann in Dienst, zunächst auf sechs Jahre. 1460 wurde der Kontrakt erneuert, wobei bedungen wurde, daß Konrad mit fünf Pferden zu dienen habe; von da an finden wir ihn als Basler Söldnerhauptmann bis in den Oktober 1465.

Streitigkeiten, die er 1463 mit dem Rate hatte über Grenzen und Rechte seiner Herrschaft, sowie sein Erlaß einer Gerichtsordnung 1464 zeigen, daß er auch als Söldner noch Herr der väterlichen Herrschaft war. Aber mit der Herrlichkeit war es gründlich vorbei. Konrad hatte nur die Wahl, entweder von einem Fürsten oder von Städtern abzuhängen.

Um so beachtenswerter ist, daß Basel sich nicht schon jetzt diese Lage zu nutze machte und mit dem Herrn zugleich die Herrschaft kaufte. Wir können nur annehmen, daß ihm neben all den andern Leistungen dieser Jahre der sofortige Erwerb von Münchenstein und Muttenz zu schwer fiel und daß es sich dabei beruhigte, dieses Objekt jederzeit unter den Augen und zur Hand zu haben.

Wiederum war es Solothurn, das nicht mit Geld, sondern mit den Waffen erwarb. Seit 1465 stand es in Feindschaft mit Konrad Münch; im Januar 1468 brachte es durch einen kecken Handstreich des Antoni Kratzer das Schloß Münchenstein in seine Gewalt.

Die unmittelbare Folge hiervon war der Konflikt mit Basel. Antoni Kratzer gebot auf Münchenstein als solothurnischer Vogt und rief sofort den heftigsten Klagen des Rates. Er schlug die Hand auf die Birsfischenz; er zog eine Landwehr mit Graben bei Münchenstein, griff in die Waldung des Siechenhauses, nahm den Baslern Vieh von der Weide und mißhandelte den Hirten; er zwang die nach Basel zuständigen Leute zu Muttenz, gleich den Herrschaftsleuten nun Solothurn zu dienen.

[38] Aber Basels Klagen bewirkten keine Besserung. Diese eine vereinzelte Gewalttätigkeit ging unter in dem großen, rasch Alles überflutenden Ungestüm des Krieges.


Endlich Landskron. Die Herrschaft stand dem Markgrafen von Hochberg zu, deren Vogt daselbst 1414 Ulrich Boner war. 1430 wurde die Herrschaft dem Hans von Flachsland zu Lehen gegeben, 1444 von dessen Sohn Hans an den Freiherrn Rudolf von Ramstein verkauft. Vom Ramsteiner Bastard Hans Bernhard von Gilgenberg ging 1461 das Schloß samt den Gerichten und dem Dinghof zu Leimen, der Mühle und dem Badhaus zu Flühen usw. kaufsweise an Peter Reich von Reichenstein über, unter Vorbehalt der Lehnsherrlichkeit des Markgrafen.

Im Verlaufe von Streitigkeiten dieses Peter Reich mit Solothurn geschah es, daß am 21. Januar 1468 der solothurnische Vogt auf Tierstein, Kunzmann Blost, Schloß Landskron einnahm, zur gleichen Zeit mit der Ueberrumpelung Münchensteins durch Kratzer. Sofort wendete sich Reich an den Basler Rat mit dem Begehren um Hilfe. Er selbst war nicht Basler Bürger; aber seine Knaben Christoph und Marx waren 1465 in das Bürgerrecht aufgenommen und mit Hans Bremenstein bevogtet worden. Der Rat verhielt sich demgemäß und unternahm nichts anderes, als daß er bei Solothurn ein gutes Wort für Peter Reich einlegte. Energischer nahm er sich der beiden Jungherren an; die ihnen zustehenden Leute im Leimental ließ er der Stadt schwören und verständigte hievon die Solothurner. Die Konferenzen, die nun Solothurn mit Peter Reich hielt, beschickte er; aber die Versuche Reichs, Basel und Solothurn auch in dieser Sache hintereinanderzuhetzen, lehnte er ab. Er ließ ihm sagen, man sei noch gar nicht bestimmt unterrichtet darüber, wer von den Streitenden am Andern zuerst friedbrüchig geworden sei; Basel werde in Briefen und Botschaften sein Möglichstes tun, sei aber nicht gewillt, weiter zu gehen.


Nach den Sprüchen und Verabredungen von 1450 war auch zwischen Österreich und den Eidgenossen während einiger Jahre Ruhe eingekehrt. Bis der alte Haß sich wieder zu regen begann.

Für uns ist dabei von Wichtigkeit, zu sehen, wie Basel mit größter Beflissenheit jedem Streit zu begegnen sucht. Es redet unaufhörlich zum Frieden, zunächst in den Händeln einzelner Orte, dann bei gemeineidgenössischen Unternehmungen. Nach der Einnahme Rapperwils 1458 bedurfte Basel keineswegs der Aufforderung des Papstes, daß es zwischen Herzog Sigmund [39] und den Eidgenossen vermitteln solle; der Waffenstillstand, der am 9. Juni 1459 zu Konstanz geschlossen wurde, war zum Teil sein Werk. Und so finden wir auch in den folgenden Monaten und nach der Eroberung des Thurgaus durch die Eidgenossen neben den fürstlichen Räten stets auch die Gesandten Basels, Bärenfels Flachsland Bremenstein Iselin, als kluge Unterhändler und Beschwichtiger tätig, zuletzt beim Abschluß des Friedens am 1. Juni 1461.

Von Interesse ist auch das Verhalten der beiden Parteien diesem Eingreifen Basels gegenüber. Auf der eidgenössischen Seite stehen da neben der Annahme der unbeteiligten Mediation abweichende Äußerungen einzelner Orte, wie Berns und Solothurns; diese verlangen für den Fall eines Kriegszugs in den Sundgau, daß der Rat ihnen die Stadt öffne und Belagerungszeug leihe. Auf der andern Seite bezeugt Österreich dem Rate seine Befriedigung darüber, daß es sich so ernstlich bemühe, und dringt auf fernere neutrale Haltung Basels. Beiden antwortet der Rat dasselbe: ihm sei all dieser Hader in Treuen leid; er sehe lieber Frieden als Unfriede; komme es gleichwohl zum Kriege, so möge man die Seinigen schonen.

In der Hauptsache war die Haltung Basels gegeben durch sein Verlangen nach Ruhe im Lande, aus wirtschaftlichen Rücksichten. Ein weiterer Grund dieser Politik mochte sein, daß Basel nicht die Eidgenossen am Oberrhein eine Stellung erringen lassen wollte. Entweder Beibehaltung der jetzigen Territorial- und Herrschaftsverhältnisse in diesen Gebieten oder aber Änderung nur zu Gunsten Basels. Mit den dieser Tendenz entgegenwirkenden Unternehmungen Solothurns hatte Basel seit Jahrzehnten zu schaffen; bald sollte es die ganze Eidgenossenschaft in derselben Richtung sich bewegen sehen.

Aber die Stellung des Vermittlers war unerfreulich, weil sie ihm gelegentlich vom einen wie vom andern Teil Vorwürfe und Verdächtigungen zuzog, und jedenfalls sehr schwierig. In vollem Maße hatte Basel, wie es die mächtigen Vorteile seiner Lage genoß und nützte, auch ihre Nachteile zu empfinden. Es war ein Prellstein nach jeder der beiden Seiten und bedurfte nicht nur der Klugheit und schärfster Wachsamkeit, sondern namentlich auch einer beständigen Sammlung aller Kräfte, um Stößen zu begegnen.

In diesen allgemeinen und dauernden Zuständen, zu denen dann die zahllosen Einzelhändel traten, war die Gebundenheit Basels begründet, sein Fernbleiben z. B. von Reichstagen, das Zögernde seiner Politik überhaupt.

Alles dies findet seinen Ausdruck in einer nie nachlassenden Arbeit der Regierenden und in steten Bemühungen um Kriegsbereitschaft.

[40] Seit dem Frühjahr 1459 mehren sich die Anzeichen hievon. Alle diese Jahre hindurch ist der Rat in steter erregter Sorge. Er zählt die Pferde in der Stadt, befiehlt Zünften und Stuben gerüstet zu sein, bestellt Hauptleute über des Krieges Sachen. Die Wachen werden vermehrt, die persönliche Wachtpflicht eingeschärft. Söldner werden geworben, die Stadtmauern besichtigt und ausgebessert, den Papiermühlen zu St. Alban der Betrieb bei Nachtzeit untersagt, damit nicht ihr Lärm einen feindlichen Überfall erleichtere. Nach Liestal wird eine Garnison gelegt.

Im Sommer 1460 glaubte man unmittelbar vor dem Kriege zu stehen, und beriet, wie man den Eidgenossen antworten wolle, wenn sie gegen den Sundgau ziehen und Einlaß in die Stadt begehren würden; auch zur Aufnahme von Flüchtigen aus den Dörfern rüstet man sich. Der Zug ging dann in den Thurgau, aber Basel blieb in der Unruhe, und seit dem Sommer 1466, seit dem Bündnis Berns und Solothurns mit Mülhausen, stieg die Spannung immer mehr.

Die Reichsstadt Mülhausen stand seit dem Abzug der Armagnaken in Streit mit den Adligen und Österreich. Diese hatten es auf die Unabhängigkeit der Stadt abgesehen. Lange Zeit schwer bedrängt, zuletzt im Frühjahr 1466 durch einen Angriff der Feinde in Not gebracht, suchte sich Mülhausen eine Hilfe und fand diese bei Bern und Solothurn; am 14. Juni 1466 ward zwischen ihnen ein Schutz- und Trutzbündnis auf fünfundzwanzig Jahre geschlossen.

Diese Allianz gab Mülhausen die gewünschte Stütze. Sie entsprach der in diesen Jahren namentlich durch Solothurn geübten Politik. Aber welche Bedeutung hatte sie für Basel?

Seit Jahrhunderten bestanden Berührungen zwischen Basel und Mülhausen. Aber sie galten nur privaten Verhältnissen. Mülhausen baute seine Äcker und Weingärten und hatte keinen Handel erheblicher Art; damit fehlte von vornherein eine Verwandschaft, die nähere und dauernde Beziehungen wirken konnte. Seit die beiden Städte zusammen 1246 die Burg Landser erstürmt hatten, bestand zwischen ihnen keine nennenswerte Gemeinsamkeit mehr. Wie die andern Elsässer Reichsstädte verband sich auch Mülhausen in Landfriedenseinungen u. dgl. gelegentlich mit Basel. Auch bei Münzkonventionen traf man sich. Aber überall hiebei trat Mülhausen hinter Colmar und Schlettstadt zurück, und trotz der geringen räumlichen Entfernung waren Basel und Mülhausen als Gemeinwesen sich beinahe fremd.

Auch die ihnen gemeinsamen Nöte der Armagnakenzeit und des Kampfs mit dem Adel brachten sie nicht zusammen. Dann schloß Basel 1449 seinen [41] Frieden mit der Herrschaft Österreich, der nicht nur diese band, sondern auch Basel hemmte. Die Stadt hatte jetzt einen großen Schuldner, der geschont sein wollte, und so geschah es, daß Mülhausen, von eben dieser Herrschaft Österreich bedrängt, seine Angelegenheiten zu ordnen unternahm ohne die nahe Freistadt, die mächtigste Stadt des Oberrheins, und daß Solothurn und Bern über Basel hinweg dem bedrohten Gemeinwesen die Hand reichten. Basel hatte nicht Unrecht, wenn es diese Allianz als eine Niederlage seiner Politik empfand.

Die seit Jahren betriebenen Rüstungen nahmen nun noch rascheren Gang. Mit Hast und Sorglichkeit rüstete der Rat, baute neue Grendel vor den Toren, legte Fußeisen aus. Von Nürnberg bezog er Hakenbüchsen, er bereitete Pulver, goß Bleikugeln und Eisenklötze. Daneben her aber ging die alte Arbeit für den Frieden. Zu den Sundgauer Streitigkeiten waren noch andere Zerwürfnisse gekommen, und ein allgemeiner Kriegsausbruch zwischen den Eidgenossen und der Herrschaft war zu befürchten. Als „Liebhaber des Friedens“ stand Basel immerfort „im Gewerbe, die Sache zu füllen“, schrieb unermüdlich nach allen Seiten, ließ seine Boten reiten, empfing Gesandte und rüstete bei sich zahlreiche Konferenzen. Die Schenkweinrechnungen der Stadt zeigen jetzt fast allwöchentlich die Anwesenheit solcher Gäste, oft in großer Zahl; neben den Boten der eidgenössischen Orte, neben dem Landvogt und den Räten Österreichs, neben dem stets sich beteiligenden Bischof Johann von Basel kamen und gingen die Ratsherren aus den Städten des Elsasses und des Breisgaus, Gesandte von Fürsten, adlige Herren dieser Lande. Man glaubt all dies unendliche Reden, all die Vorwürfe Klagen Anzeigen Ratschlagungen zu hören. Aber die Tatsachen trugen in sich selbst ihre unhemmbare Gewalt; während man debattierend in Basel beisammen saß, im April 1468, brach Mülhausen los und eröffnete durch einen nächtlichen Verheerungszug den Krieg.

Basel hatte mit aller seiner Arbeit nichts erzielt; und wie es nachher vom Kriege selbst und seiner gewaltigen Herrlichkeit nur das Lästige zu spüren bekommen sollte, so erhielt es auch jetzt nur Undank und Schmach von beiden Seiten. Überm Hauenstein wurde wieder die üble Rede von Mund zu Mund gegeben, daß die Basler Verräter seien, daß sie mit Österreich im Bunde stünden. Ihre Neutralität wollte man nicht verstehen und nicht achten. „Sie würden in kurzem bei uns Tuch ausmessen“ hieß es in Solothurn, „Fastnacht bei uns halten“ in Utzenstorf. „Es könne nicht mehr lange anstehen, so müssen die Basler entweder Eidgenossen oder Österreicher werden“ meinte ein Venner zu Freiburg. Eine jedenfalls verbreitete [42] Stimmung kommt in solchen Reden zum Ausdruck; aber daß diesen der gemeine Mann zu Basel auf eine ihm geläufige Weise zu antworten wußte, zeigen die Beschwerden eidgenössischer Orte über Spottverse und Hohnlieder, die zu Basel gesungen wurden, vom schweizerischen Kuhhirt und ähnlichem.

Die Lage Basels war unter solchen Umständen schwer beunruhigt. Es sah verdächtige Kerle bewaffnet um seine Mauern streichen; ganz in der Nähe lagerten reisige Züge. Dazu trug es schon frühe die Last der Flüchtlinge aus dem geängsteten Sundgau; in den ersten Tagen des September 1467 waren über zweitausend Karren, mit Gut aller Art beladen, durch das Spalentor hereingekommen, und im Frühjahr 1468 wiederholten sich diese Szenen.

Wie dann der heiße Sommer heraufstieg, wuchs auch die Gefahr. Im Mai 1468 schickten Bern und Solothurn Zuzüger nach Mülhausen; am 18. Juni sagten sie Österreich die Fehde an, rasch ergriff die Bewegung die ganze Eidgenossenschaft.

Basel stand gerüstet, als dieser Sturm losbrach, und hierauf vertrauend stellte der Rat unumwunden die Neutralität der Stadt fest. Er schrieb dem Landvogt und den Eidgenossen, ließ auch durch öffentlichen Ruf verkünden, daß Basel des Krieges müßig gehen und sich darin gegen beide Seiten gleich halten wolle; keiner der Kriegführenden, er sei edel oder unedel, werde in Basel oder in Liestal eingelassen werden; der feile Kauf werde beiden Teilen gleichmäßig versagt, die Ausfuhr von Korn aus der Stadt verboten; aber das aus dem Sundgau nach altem Herkommen hinter die Mauern Basels geflüchtete Gut solle geschirmt und den Eidgenossen, falls sie es als Feindesgut begehren würden, verweigert werden.

Bern Freiburg Solothurn waren die Ersten des eidgenössischen Heeres. Um Johanni lagerten sie, über achttausend Mann stark, in den Feldern bei Pratteln und Muttenz; am 25. Juni stürmten sie an Basel vorbei in den Sundgau. Was mochten sie empfinden, als sie nun über das Schlachtfeld von Sankt Jakob zogen? Wenig später, am 28. und 29. Juni und in den ersten Tagen des Juli, folgten ihnen andere Tausend von Zürich, Schwyz Luzern Glarus usw.

Es war wie eine gewaltige Woge, die über das erschreckte Land ging. Selbst Basels Zuversicht mochte wankend werden im Anblick dieser Scharen, die da vorüberzogen, drohend, ihrer Kraft bewußt, aller Schonung absagend; [43] wie eine Beschwichtigung erscheint es, daß der Rat beschloß, den Proviant, den sie von der Stadt zu kaufen begehrten, ihnen zu schenken. Zahlreiche gefüllte Brotkarren und Weinfässer ließ er ihnen hinausführen und der Neutralität zuliebe dann der Herrschaft Österreich dieselben Gaben zukommen.

Appenwilers Chronik hält die Empfindungen fest, mit denen Basel die Nachrichten aufnahm von der entsetzlichen Verwüstung des Sundgaus durch die Eidgenossen. Wie sie Gebiet um Gebiet ausbrannten „on alle erbermde, beslichen, schamlich“. Und zum Schlusse dann jene grandiose Szene auf dem Ochsenfeld, da sie in Schlachtordnung ihren Feind erwarteten und dieser sich nicht zu zeigen wagte.

Jedenfalls befand sich Basel während dieser Tage in der größten Aufregung und der Rat hatte vollauf zu tun. Der alte Oberstzunftmeister Kaspar von Regisheim befehligte in Liestal an verantwortungsvoller Stelle; Peter Schönkind und Bernhard Schilling hatten die nicht leichte Aufgabe des Verhandelns mit den Eidgenossen; Hans Irmi war unaufhörlich nach allen Seiten unterwegs. In Basel selbst hatten sich Gesandte der Breisgauer und Elsässer Städte eingefunden; sie beredeten sich mit dem Rate, wie dem Kriege ein Ende zu geben sei, und waren wohl auch beauftragt, das Benehmen Basels aus der Nähe zu prüfen.

Am 10. Juli, einem Sonntag, erschienen die eidgenössischen Scharen wieder, auf dem Rückmarsch, noch wilder roher gewalttätiger als sie beim Auszuge gewesen, stolz auf das Geschehene und vom Kriege keineswegs gesättigt. Nach dem Sundgau sollte jetzt das rechtsrheinische Gebiet sie zu spüren bekommen; sie verlangten den Paß über die Brücke zu Basel, forderten ungestüm die Öffnung der Tore. Drohend rotteten sich die Knechte vor den geschlossenen Eingängen, am ungeberdigsten die Solothurner, die erfahren hatten, daß Tags zuvor einer der ihren, Hans Deck, durch Hans Bernhard von Eptingen in Basel war getötet worden, und die nun den ihnen seit langem verhaßten Täter zu greifen gedachten. Aber Basel behauptete sich. Die Bürgerschaft nahm die Waffen, rasch war der weite Mauerring mit Mannschaft besetzt, dazwischen standen schußbereit die Büchsen, „Da die Schelmen sahen, daß sie gefehlt hatten, liefen sie zornig um die Stadt her durch die Gärten und Reben und verwüsteten, was sie konnten“, meldet Appenwiler. Und mit einem hörbaren Atemzug der Erleichterung: „An Zinstag früh zogen sie hinweg“.

Die größte Gefahr war vorüber, und Basel nahm unverdrossen die Vermittlerarbeit wieder auf. Schon während die Eidgenossen im Sundgau [44] hausten, hatte der Rat die Straßburger Colmarer Schlettstadter aufgerufen, um gemeinsam mit ihnen eine Stillung des Krieges zu versuchen.

Wie weh solcher Krieg tat, erfuhr Basel zur Genüge. Seiner Neutralität hatte sich das offene Land im Sisgau nicht erfreuen können, und unzählige Klagen liefen beim Rat ein über Beraubung seiner Leute, Wegtreiben von Vieh, Niederbrennen von Häusern usw. Neben die Gewalttaten der Eidgenossen, die aus Höllstein Bennwil Augst Eptingen Olsberg usw. gemeldet wurden, traten die frechen Plackereien der solothurnischen Besatzung auf Münchenstein. Was Basel an Zinsfrüchten im Elsaß hatte reifen sehen, lag jetzt zur Erntezeit verwüstet und zerstampft. Dazu Mißtrauen und Feindschaft aller Art auch von der andern Seite. Basler Kaufmannsware wurde auf der Breisgauer Straße als Feindesgut erklärt und weggenommen. Hans Irmi und Hans Bär verloren so ihre Wollenballen; Basler Metzger fielen in Haft bei Neuenburg; Ähnliches geschah bei Rheinfelden, bei Thann usw.

Ende Julis hatten sich die Eidgenossen vor das feste Waldshut gelegt; aber der rasche Erfolg, den sie erwartet, blieb aus. Die Belagerung zog sich wochenlang hin, und wenn auch die Eidgenossen den starken Verlust an Mannschaft, den der Basler Chronist mit offener Befriedigung dem Gerede entnahm und buchte, tatsächlich nicht erlitten, so war doch die Lage so, daß Vermittler nicht abgewiesen wurden.

Neben Basel halfen der Bischof und namentlich Herzog Ludwig von Bayern bei diesem Vermittlungswerk. Die Bürgermeister Hans von Bärenfels und Peter Rot, die Ratsherren Heinrich Iselin, Heinrich Zeigler, Hans Irmi, Peter Schönkind waren Basels Vertreter; sie handelten mit Herzog Sigmund in Villingen, mit den Gesandten des Bayernherzogs, mit den Eidgenossen. Am 27. August 1468 kam als Frucht dieser Bemühungen der Waldshuter Friede zwischen der Herrschaft und den Eidgenossen zu Stande.

Aber er konnte nur für den Augenblick Ruhe bringen. Seine Sätze über Zahlung einer Geldsumme durch Sigmund und über Erwerb Waldshuts und des Schwarzwaldes durch die Eidgenossen im Falle des Ausbleibens jener Summe riefen ohne weiteres neuem Streit.

Wie man in Basel über die Eidgenossen urteilte, zeigen Appenwilers bittere Äußerungen deutlich; von drüben antwortete der gleiche Widerwille. Ein Solothurner drohte, daß, wenn es jetzt nach dem Frieden den Mülhausern schlecht ergehen sollte, die von Basel es entgelten müßten; und der [45] Vogt zu Landskron wollte den Titel „liebe getreue Eidgenossen“, den man hier den Solothurnern gab, nicht ernst nehmen; des Teufels Eidgenossen seien die Basler und Solothurns Feinde.

Andres kam dazu, um die Erregung wach zu halten: langwierige Streitigkeiten mit Thomas von Falkenstein, die Reischacher Fehde u. dgl. m.; auch der Bundschuh der Sundgauer Bauern im Herbst 1468 ist zu erwähnen, bei dem das vom Krieg ruinierte Volk sich zusammenrottete, um irgendwo und irgendwie eine Erlösung aus seinem Elend zu finden. Endlich die nie ruhende Räuberei; größtes Aufsehen erregte der Streich, den der Basler Friedrich Kilchmann verübte. Unterhalb Basels, auf dem Rheine selbst, nahm er den Herrn Garcin Rethes, Gesandten des Ferrante von Neapel zum König vom England, in seinem Schiffe gefangen und führte ihn auf Schloß Angenstein in Haft. Von allen Seiten bekam der Basler Rat Vorwürfe, obwohl die Tat nicht auf seinem Gebiete geschehen und Kilchmann seit Jahren nicht mehr Bürger war; eilends schickte Karl von Burgund seine Gesandten her, Galeazzo Maria Sforza von Mailand die seinen, auch Österreich und der Markgraf ließen sich unliebsam vernehmen, und der Rat war froh, als er den gefangenen Botschafter wieder frei bekommen hatte.

Aber aufregender als alles dies waren die Gerüchte, die über Machinationen des Herzogs Sigmund verlauteten.

Merkwürdig wird in diesen Jahren das wälsche Wesen am Oberrhein wieder fühlbar. Wie schon 1467 Herzog Philipp von Burgund sich mit Bern und andern Orten verständigt, wie die Politik Solothurns auch von dieser Seite her berührt wird, wie Graf Oswald von Tierstein wiederholt drüben im Westen zu tun hat, wie Konrad Münch mit den Herren von Varambon in Fehde liegt, wie immer wieder Reden von Ansammlungen wälschen Kriegsvolkes durchs Land gehen, — Alles dies macht den Eindruck eines großen Einheitlichen. Eine neue politische Kraft tritt in die Bewegungen dieser Gebiete ein.

Und dieser gegenüber nun die Unmacht Sigmunds. Er selbst mußte nach dem Sundgauerkriege dem Kaiser gestehen, daß das Haus Österreich noch nie in solcher Verachtung gestanden sei. Den Eidgenossen war er zu einer Zahlung verpflichtet, die er nicht leisten konnte; der Verlust Waldshuts und des Schwarzwaldes stand bevor; große Teile der übrigen Vorlande waren verpfändet; der Sundgauer Adel murrte über den untauglichen Herrn.

[46] Was war natürlicher, als daß Burgund sich diesen Zustand zu Nutze machte. Vielleicht war schon an der Fastnacht 1467, als Sigmund in Basel mit burgundischen Gesandten zusammentraf, von einer Verbindung die Rede gewesen; jedenfalls hatte er im Sommer 1468, unmittelbar vor dem Ausbruche des Krieges, die feste Absicht, den Herzog Karl um Hilfe anzugehen. Dem Rate von Basel mochte hievon allerhand bekannt geworden sein; als er im September 1468 seine Gesandten bei Sigmund in Freiburg hatte, ließ er wohl auch nach diesen Dingen horchen. Dann kamen, auffallend häufig, Gerüchte nach Basel über Abmachungen des Königs Ludwig und des burgundischen Herzogs; sogar von einer Zusammenkunft dieser beiden Fürsten mit Herzog Sigmund in Besançon war die Rede, dann von einer Reise Sigmunds, um wälsches Volk wider die Eidgenossen zu werben. Bis zuletzt eine bestimmte und gewaltige Nachricht kam: am 9. Mai 1469 hatte Sigmund zu St. Omer den Vertrag geschlossen, durch den er seine gesamten Vorlande am Oberrhein dem Burgunder übergab.

Als Wirkung dieses Ereignisses haben wir zunächst festzustellen, daß die zahlreichen und kleinen Streitigkeiten, mit denen Basel zu dieser Zeit geplagt war, rasch stille werden, gleichsam abgelöst durch eine Sache ganz andern Zuschnittes. Diese unerhörte Verschiebung von Machtverhältnissen bringt alles Andere zur Ruhe; man muß sich frei machen für die neue schwere Aufgabe.

So nimmt die Hungersteiner Streitigkeit eine Wendung zum Frieden, Friedrich zu Rhein versöhnt sich mit Köln, die Reischacher Fehde wird beigelegt usw. Namentlich aber finden nun die Solothurner Händel ein Ende.

Schloß Landskron war schon im Januar 1469 an die Reich von Reichenstein zurückgegeben worden. Münchenstein, wo dem Antoni Kratzer als solothurnischer Vogt Hans Ochsenbein folgte, bot noch eine Weile Anlaß zu Klagen Basels; aber im Mai 1469 kam es auch hier zu einer Aenderung. Markgraf Karl von Niederbaden, in diesen Jahren als Pazifikator vielfach hervortretend, brachte zustande, daß Solothurn den Besitz aufgab. Konrad Münch erhielt sein altes Schloß wieder. Freilich folgte dieser Rückgabe eine heftige Fehde des Münch wider Solothurn; sie verflocht sich mit dem uns schon bekannten Kriege des Hans Bernhard von Eptingen, an dem auch andere Edle beteiligt waren, wie Antoni von Wessenberg und Hans Friedrich vom Haus, der Letztere wegen der Zerstörung seines Schlosses Pfaffstatt im Sundgauerkrieg. Die Befehdung Solothurns wurde zu einer Fehde mit gemeiner Eidgenossenschaft, und ihr Schauplatz [47] war das Gebiet rings um Basel her. Wir können sie hier nicht schildern; aber zu erwähnen ist, daß der Basler Rat sich bei Zeiten aus diesen Komplikationen löste, indem er im Januar 1469 dem Hans Bernhard von Eptingen das Bürgerrecht aufsagte. Um so freier konnte er dann für den Frieden wirken. Gleichzeitig mit der Erledigung der Münchensteiner Frage, und wie dort unter Teilnahme Basels, kam es zu Abreden wegen des Eptingers. Im Herbst 1469 sodann tat Solothurn einen Schritt vorwärts, indem es die Prattler Bauern aus dem Eide entließ, und im Mai 1470 endlich ward Friede. Unter der Linde zu Pratteln schworen die Bauern ihrem alten Herrn Hans Bernhard wieder Treue, und Basel half ihm beim Bau seines in diesen Kriegen zerstörten Schlosses.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: geeigneste