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im Sisgau treten die zwei mächtigen Projekte von Ausdehnung der Herrschaft über die Waldstädte und das Birstal. Die Schritte, die Basel hiefür tat, zeigen eine sonst nicht übliche Größe der politischen Gedanken und Ziele. Daß es aber in der Hauptsache bei den Projekten blieb und Basel im Birstale gar nichts, statt der Waldstädte aber nur Rheinfelden erhielt, war eine Folge üblicher Zaghaftigkeit und vielleicht nur zu rechtfertigen durch Hinweis auf die Handels- und Verkehrsinteressen, die allzeit die wichtigsten für Basel waren. Die Sisgauer Territorien lagen an der Hauptstraße, am großen Transitweg; daher wurden sie gerne genommen. Jene andern Gebiete hatten diese Bedeutung nicht, und der Antrieb fehlte somit, große Opfer zu bringen; freilich fehlte auch die nachdrückliche Entschlossenheit und der harte rücksichtslose Wille zur Niederschlagung aller Oppositionen und Bedenken. Basel verzichtete; die wilden Unruhen und Aufregungen der nächsten Monate verschlangen vollends diese Pläne.


Das Verhältnis zu Österreich gehörte zum Wichtigsten in der öffentlichen Existenz Basels; die Beschäftigung damit war ein Hauptstück der städtischen Politik.

Der große Vertrag von 1449 hatte zwischen den beiden Mächten Recht geschaffen, und die Aufgabe war zunächst, in der durch diese Richtung gegebenen Lage sich zu orientieren, in der neuen Ordnung der Dinge zu leben und sich zu vertragen.

Daß Zänkereien einzelner Angehöriger von hüben und drüben stattfanden, kommt nicht in Betracht. Auch das Benehmen einzelner Beamter ist für die allgemeine Auffassung ohne Belang. Das Verhältnis von Staat zu Staat galt offiziell als gutes und erschien so auch Dritten. Dies so sehr, daß man überm Hauenstein aufmerksam wurde und vom Abschluß eines ewigen Bundes zwischen Basel und der Herrschaft zu reden begann. Nicht offiziell. Aber der gemeine Mann konnte auf solche Gedanken kommen, wenn er sah, wie in den Tiersteiner Händeln die Herrschaft für Basel einstand, wie Basel bei jedem Zerwürfnis von Eidgenossen mit Österreich sich um den Frieden bemühte und bei Kriegsgefahr sich mit der Herrschaft verständigte über Neutralität und Aufnahme der Flüchtigen.

Aber das Verhältnis Basels zu Oesterreich, im allgemeinen geschaffen durch den Friedensschluß von 1449 und festgehalten in der alle anderen Erwägungen beseitigenden Sorge für Ruhe und Sicherheit der Lande, erhielt seinen ganz bestimmten Charakter durch das im Anschluß an den Frieden getroffene Geldabkommen. Österreich war Basels Schuldner für

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)