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an den kaiserlichen Hof sandte mit der Vollmacht, das Geld nicht zu sparen.

Aber die Kaiserlichen und der Markgraf erlitten inzwischen die schweren Niederlagen bei Seckenheim wider den Pfalzgrafen (30. Juni 1462) und bei Giengen wider Herzog Ludwig von Bayern (19. Juli 1462), und diese Schlachten halfen der Sache Basels mehr als alle Rechtsgründe oder Geschenke.

Am 25. August hatte der Rat seinen guten Tag. Zur gleichen Stunde, kurz vor Mittag, brachte Dr. Johann Helmich, den der Rat an Papst Pius gesandt hatte, von diesem ein Breve und kehrte Künlin vom Kaiser zurück. Papst Pius annullierte den vor wenigen Monaten den Baslern erteilten Befehl, in der Mainzer Bistumsfehde dem Adolf von Nassau beizustehen; und Künlin meldete, daß der Kaiser zugesagt habe, den ganzen Handel liegen lassen zu wollen bis zu Ausgang des nach Nürnberg berufenen Friedenskongresses. Aber als Künlin dies dem Rate rapportierte, hatte die Angelegenheit durch den Waffenstillstand schon ein Ende gefunden, der am 22. August 1462 geboten worden war.

Basel war durch seinen Streit mit dem Kaiser auch den deutschen Städten wieder näher gebracht worden. Namentlich an Straßburg hatte es sich dabei angeschlossen, und im Frühjahr 1462 wurde geredet von einem Bündnis mit Straßburg Speyer und Worms. Sodann im Oktober 1462 der Fall von Mainz gab allen Reichsstädten zu denken; die Erwähnung dieses Ereignisses im Basler Ratsbuch und wiederholt in der Chronik Appenwilers zeigt, wie schmerzlich der die mächtige Stadt treffende Schlag auch in Basel empfunden, wie viel hier davon geredet wurde.


Durch alle Äußerungen hindurch ergreift uns die merkwürdige Unruhe, die dieser Zeit eigen war. Die Pestilenz von 1463, Unglücksfälle wie der große Schiffbruch auf dem Rhein 1462, Meteore und Himmelszeichen brachten die Menschen in Erregung; sie erschienen wie Vorboten noch größerer und gewaltsamerer Dinge. Als wollte man dem Drucke dieser Ahnungen entfliehen, warf man sich in das heftigste Leben. Alles erscheint uns gedrängt leidenschaftlich bewegt. Auch im Politischen. Akten Protokolle Missiven Rechnungsbücher zeigen das Nebeneinander, die Gleichzeitigkeit, das Getrenntsein und Aufeinanderwirken dieser Hunderte von Vorfällen, wobei Mächtiges und Kleines, Öffentliches und Privates, Weitausreichendes und Momentanes sich staut und häuft. Ein Gewirre, das unbeschreiblich und undarstellbar ist.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)