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eine hohe Summe, und dies nahm den Beziehungen der beiden Staaten zu einander von vornherein die Freiheit für solange, als das Schuldverhältnis bestand.

Mit dem Termin für den Beginn der Schuldrückzahlungen (1459) fiel auf Seiten Österreichs ein Wechsel im Regiment zeitlich nahe zusammen.

Die Beherrschung der Vorlande war seit Herbst 1444 in den Händen des Herzogs Albrecht, Bruders des Kaisers, gelegen. Herzog Sigmund, Sohn des 1439 gestorbenen Friedrich, hatte 1446 Tirol, 1450 den Thurgau, Freiburg i. Ü. und die Gebiete im östlichen Schwaben übernommen; am 10. Mai 1458 endlich erhielt er von Albrecht auch noch den Sundgau und den Breisgau. Von nun an bis in die 1480er Jahre — mit Ausnahme der Jahre 1461, 1462, 1463, während deren Herzog Albrecht auch die Vorlande wieder besaß, — war Sigmund der österreichische Herr, mit dem Basel zu tun hatte.

Im Spätherbst 1458 trat Sigmund das Regiment über seine neuen Lande an und begrüßte gleich zu Beginn, am 3. November, die große Nachbarstadt. Er kam zu Schiff den Rhein herab, mit seiner Gemahlin Eleanor von Schottland und stattlichem Gefolge; doch betrat er Basel nicht, sondern empfing im Schiffe die Besuche und Geschenke des Rates; dann fuhr er weiter bis Neuenburg. Als Basel solchergestalt den neuen Herrn der Vorlande zu sehen bekam, war er einunddreißig Jahre alt, und die bewegliche Art seines Wesens mochte sich mit Anmut geben. Wohlgefällig schildert der Chronist auch noch die späteren Besuche des lebenslustigen und gewandten Herrn in Basel, 1466 und 1467, mit den täglichen Bankettierungen und Tänzen, den Maskeraden Turnieren und Liebesscherzen. Erst allmählich nahm das Bild Sigmunds die übeln Züge eines törichten Gespielen von Weibern und Höflingen, eines nachlässigen Regenten an, und Basel sollte Gelegenheit erhalten, ihn auch als solchen kennen zu lernen.

Doch trat in normalen Zeiten und im täglichen Gange der städtischen wie der herrschaftlichen Verwaltung die Figur des Herzogs überhaupt zurück. Statt seiner war ein Regierungsorgan tätig, das aus Landvogt und Räten gebildete vorderösterreichische Regiment. Lauter bekannte Gestalten aus dem Adel dieser Lande begegnen uns da: Heinrich Reich, Werner von Staufen, Marquard von Baldegg u. A., auch solche, die vor kaum zwei Jahrzehnten die Stadt bekämpft haben, wie Hans von Münstrol, Konrad von Mörsperg, oder die einst selbst im Rate der Stadt gesessen, wie Heinrich von Ramstein; als Landvögte amten Basels ehemaliger Feind Peter von Mörsberg 1456—1463 und nach ihm Thüring von Hallwil.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)