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Vogt zu Landskron wollte den Titel „liebe getreue Eidgenossen“, den man hier den Solothurnern gab, nicht ernst nehmen; des Teufels Eidgenossen seien die Basler und Solothurns Feinde.

Andres kam dazu, um die Erregung wach zu halten: langwierige Streitigkeiten mit Thomas von Falkenstein, die Reischacher Fehde u. dgl. m.; auch der Bundschuh der Sundgauer Bauern im Herbst 1468 ist zu erwähnen, bei dem das vom Krieg ruinierte Volk sich zusammenrottete, um irgendwo und irgendwie eine Erlösung aus seinem Elend zu finden. Endlich die nie ruhende Räuberei; größtes Aufsehen erregte der Streich, den der Basler Friedrich Kilchmann verübte. Unterhalb Basels, auf dem Rheine selbst, nahm er den Herrn Garcin Rethes, Gesandten des Ferrante von Neapel zum König vom England, in seinem Schiffe gefangen und führte ihn auf Schloß Angenstein in Haft. Von allen Seiten bekam der Basler Rat Vorwürfe, obwohl die Tat nicht auf seinem Gebiete geschehen und Kilchmann seit Jahren nicht mehr Bürger war; eilends schickte Karl von Burgund seine Gesandten her, Galeazzo Maria Sforza von Mailand die seinen, auch Österreich und der Markgraf ließen sich unliebsam vernehmen, und der Rat war froh, als er den gefangenen Botschafter wieder frei bekommen hatte.

Aber aufregender als alles dies waren die Gerüchte, die über Machinationen des Herzogs Sigmund verlauteten.

Merkwürdig wird in diesen Jahren das wälsche Wesen am Oberrhein wieder fühlbar. Wie schon 1467 Herzog Philipp von Burgund sich mit Bern und andern Orten verständigt, wie die Politik Solothurns auch von dieser Seite her berührt wird, wie Graf Oswald von Tierstein wiederholt drüben im Westen zu tun hat, wie Konrad Münch mit den Herren von Varambon in Fehde liegt, wie immer wieder Reden von Ansammlungen wälschen Kriegsvolkes durchs Land gehen, — Alles dies macht den Eindruck eines großen Einheitlichen. Eine neue politische Kraft tritt in die Bewegungen dieser Gebiete ein.

Und dieser gegenüber nun die Unmacht Sigmunds. Er selbst mußte nach dem Sundgauerkriege dem Kaiser gestehen, daß das Haus Österreich noch nie in solcher Verachtung gestanden sei. Den Eidgenossen war er zu einer Zahlung verpflichtet, die er nicht leisten konnte; der Verlust Waldshuts und des Schwarzwaldes stand bevor; große Teile der übrigen Vorlande waren verpfändet; der Sundgauer Adel murrte über den untauglichen Herrn.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/66&oldid=- (Version vom 5.7.2016)