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Stimmung kommt in solchen Reden zum Ausdruck; aber daß diesen der gemeine Mann zu Basel auf eine ihm geläufige Weise zu antworten wußte, zeigen die Beschwerden eidgenössischer Orte über Spottverse und Hohnlieder, die zu Basel gesungen wurden, vom schweizerischen Kuhhirt und ähnlichem.

Die Lage Basels war unter solchen Umständen schwer beunruhigt. Es sah verdächtige Kerle bewaffnet um seine Mauern streichen; ganz in der Nähe lagerten reisige Züge. Dazu trug es schon frühe die Last der Flüchtlinge aus dem geängsteten Sundgau; in den ersten Tagen des September 1467 waren über zweitausend Karren, mit Gut aller Art beladen, durch das Spalentor hereingekommen, und im Frühjahr 1468 wiederholten sich diese Szenen.

Wie dann der heiße Sommer heraufstieg, wuchs auch die Gefahr. Im Mai 1468 schickten Bern und Solothurn Zuzüger nach Mülhausen; am 18. Juni sagten sie Österreich die Fehde an, rasch ergriff die Bewegung die ganze Eidgenossenschaft.

Basel stand gerüstet, als dieser Sturm losbrach, und hierauf vertrauend stellte der Rat unumwunden die Neutralität der Stadt fest. Er schrieb dem Landvogt und den Eidgenossen, ließ auch durch öffentlichen Ruf verkünden, daß Basel des Krieges müßig gehen und sich darin gegen beide Seiten gleich halten wolle; keiner der Kriegführenden, er sei edel oder unedel, werde in Basel oder in Liestal eingelassen werden; der feile Kauf werde beiden Teilen gleichmäßig versagt, die Ausfuhr von Korn aus der Stadt verboten; aber das aus dem Sundgau nach altem Herkommen hinter die Mauern Basels geflüchtete Gut solle geschirmt und den Eidgenossen, falls sie es als Feindesgut begehren würden, verweigert werden.

Bern Freiburg Solothurn waren die Ersten des eidgenössischen Heeres. Um Johanni lagerten sie, über achttausend Mann stark, in den Feldern bei Pratteln und Muttenz; am 25. Juni stürmten sie an Basel vorbei in den Sundgau. Was mochten sie empfinden, als sie nun über das Schlachtfeld von Sankt Jakob zogen? Wenig später, am 28. und 29. Juni und in den ersten Tagen des Juli, folgten ihnen andere Tausend von Zürich, Schwyz Luzern Glarus usw.

Es war wie eine gewaltige Woge, die über das erschreckte Land ging. Selbst Basels Zuversicht mochte wankend werden im Anblick dieser Scharen, die da vorüberzogen, drohend, ihrer Kraft bewußt, aller Schonung absagend;

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/63&oldid=- (Version vom 5.7.2016)