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und dann auf Ortenberg selbst bei Heinrich Mey, woselbst wir die Barbara sogar persönlich kennen lernen als „ein kleines mageres Fräulein, das im Reden stottert“.

Allerdings hatte es nicht an Versuchen gefehlt, die Streitigkeiten beizulegen, namentlich durch Straßburg, und im August 1461 kam es wirklich zu einem Abkommen des Mey sowohl mit den Eidgenossen als mit Basel. Aber zwei Gewalttaten beseitigten rasch alle Friedensgedanken.

Die eine war, daß Mey einen in Sachen der Barbara abgesandten Boten des Erzbischofs von Köln (er war eigentlich ein Basler Läufer und hieß Oberlin, trug auf diesem Gang aber des Erzbischofs Büchse und Briefe) fing und in den Kerker auf Ortenberg legte; die andere, daß Johann zem Wiger mit dem auf Hohkönigsburg hausenden Reinhard Mey, einem Bruder Heinrichs, sieben Basler Kaufleute aufs Mal niederwarf und nach Ortenberg zur Haft brachte. Jetzt endlich erhoben sich die schon so lange durch die Räuber Gereizten. Allen voran Basel; dann der Bischof von Straßburg; auch die Herrschaft von Österreich rüstete Mannschaft und Sturmzeug; der Markgraf von Hochberg, die von Eptingen, Hans Bernhard von Gilgenberg zogen den Baslern zu. Am 21. September traf der Basler Haufe vor Ortenberg ein und fand hier die Belagerung durch die Straßburgischen schon im Gange. Aber zur Einnahme des Schlosses kam es nicht. Sondern am 24. September 1461 zu einem Friedensschlusse. Die Gefangenen wurden freigegeben; der Streit der Barbara mit Basel sollte durch ein Schiedsgericht beigelegt werden; die Angelegenheit der Argauer Städte fand am 28. Februar 1462 durch einen Vergleich mit den Müllheim und Konsorten ein Ende.

Aber Basel bekam nicht Ruhe. Was bisher Heinrich Mey getan, setzte nun sein Bruder Reinhard auf Hohkönigsburg fort.

Einen bestimmten Anlaß kennen wir nicht. Reinhard erscheint schon 1458 als Feind Basels; es ist die allgemeine Rauflust und Raublust, die ihn vorwärts treibt; dazu gewiß auch eine gute Verachtung dieser Städter, die mit so großem Aufgebot vor Schloß Ortenberg gezogen sind und dann so leichtweg auf Rache und Strafe verzichtet haben. Bald nach dem Frieden geht das alte wüste Leben wieder los; keine Straße ist mehr sicher, das ganze Land leidet aufs ärgste. Vom Anteil Basels und der Seinigen an diesem Leiden vernehmen wir natürlich nur Vereinzeltes, wie die Erlebnisse des Knechtes von Metzger Einfaltig, des Fuhrmanns Wetzel, des reichen Krämers Jakob von Wissenburg, des Arztes Albrecht Herzog von Villingen, des Hodenschneiders Heinrich von Laufenburg. Diese Unglücklichen werden auf Hohkönigsburg hart gehalten, gestreckt und gedäumelt; man legt sie in

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)