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Schönkind zustehenden Kastvogtei dieses Klosters. Aber nach Ablauf des Bündnisses wird die Haltung Solothurns deutlich agressiver. Jetzt häufen sich im Ratsbuche Basels die Erwähnungen solcher Uebergriffe, geht Brief nach Brief mit Beschwerden an die Aare hinüber. Solothurn erhebt Steuern bei Eigenleuten und Bürgern Basels, die im Gäu sitzen; sein Meier von Seewen maßt sich Rechte auf dem Holzenberg an und maßregelt die Ziefner; der Solothurner Rat beansprucht namens der bei ihm verbürgerten Kinder des von Heidegg die Gerichte und Besserungen zu Oltingen. Daneben werden aber auch Vorwürfe laut wie der, Basel habe beim Streifzug der Solothurner gegen Pfirt im Dezember 1460 den Feinden Geschütz und Armbrüste geschickt, solothurnischen Knechten Nachts bei elendem Wetter den Eintritt in das Schloß Liestal verweigert, andere vor seinen Grendeln erstechen lassen usw. Wie gewalttätig wiederum ist das Benehmen Solothurns in der Diegter Sache, da es in die Verhandlungen Basels mit Anton von Wittenheim über den Kauf dieses Schlößleins hineinfährt und es zu eigenen Handen nimmt, im September 1462, oder da es die Blutgerichtsbarkeit zu Langenbruck beansprucht, im gleichen Jahre.

Deutlich zeigen die Akten, wie hüben und drüben die Stimmung immer gereizter wird. Es ist die Zeit größter politischer Tätigkeit Solothurns. Nach allen Seiten und mit allen Mitteln regt es sich. Seine Verbindung mit Graf Oswald von Tierstein, sein Krieg gegen Mömpelgard, der Streit mit Konrad Münch und Hans Bernhard von Eptingen, die Einnahme von Biedertal, der Bund mit Mülhausen zeigen diesen Geist aufs lebendigste. Nur eine einzelne Äußerung der über alle Hindernisse sich hinwegsetzenden Dreistigkeit ist das Verfahren gegen Basel.

Das offizielle Handeln der Regierung und das Benehmen Einzelner gehen nebeneinander her. Die Gesandten Basels bekommen zu Solothurn im Rate die herbsten Vorwürfe zu hören wegen Farnsburgs, welches Schloß wider alle Billigkeit den Solothurnern aus der Hand weggekauft worden sei, wegen des Thomas von Falkenstein, den man zu Basel wohnen lasse und berate, wegen der Erbtochter Küngold von Spiegelberg, die Basel gleichfalls bei sich aufgenommen habe, und dergleichen mehr. An den Wirtstischen in Olten, in Wietlisbach usw. werden die Basler verlästert als Feinde der Eidgenossen; drohende Reden werden geführt, und in nächster Nähe Basels treiben sich solothurnische Knechte herum, stören Verkehr und Wandel, spähen auf Feinde; mit ihren langen Schwertern kommen sie sogar in die Stadt herein, treiben Mutwillen und suchen Händel. Eine Freischar solcher Knechte ist es, die im Dezember 1465 das Schloß Rheineck

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)