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Frieden mit der Herrschaft Österreich, der nicht nur diese band, sondern auch Basel hemmte. Die Stadt hatte jetzt einen großen Schuldner, der geschont sein wollte, und so geschah es, daß Mülhausen, von eben dieser Herrschaft Österreich bedrängt, seine Angelegenheiten zu ordnen unternahm ohne die nahe Freistadt, die mächtigste Stadt des Oberrheins, und daß Solothurn und Bern über Basel hinweg dem bedrohten Gemeinwesen die Hand reichten. Basel hatte nicht Unrecht, wenn es diese Allianz als eine Niederlage seiner Politik empfand.

Die seit Jahren betriebenen Rüstungen nahmen nun noch rascheren Gang. Mit Hast und Sorglichkeit rüstete der Rat, baute neue Grendel vor den Toren, legte Fußeisen aus. Von Nürnberg bezog er Hakenbüchsen, er bereitete Pulver, goß Bleikugeln und Eisenklötze. Daneben her aber ging die alte Arbeit für den Frieden. Zu den Sundgauer Streitigkeiten waren noch andere Zerwürfnisse gekommen, und ein allgemeiner Kriegsausbruch zwischen den Eidgenossen und der Herrschaft war zu befürchten. Als „Liebhaber des Friedens“ stand Basel immerfort „im Gewerbe, die Sache zu füllen“, schrieb unermüdlich nach allen Seiten, ließ seine Boten reiten, empfing Gesandte und rüstete bei sich zahlreiche Konferenzen. Die Schenkweinrechnungen der Stadt zeigen jetzt fast allwöchentlich die Anwesenheit solcher Gäste, oft in großer Zahl; neben den Boten der eidgenössischen Orte, neben dem Landvogt und den Räten Österreichs, neben dem stets sich beteiligenden Bischof Johann von Basel kamen und gingen die Ratsherren aus den Städten des Elsasses und des Breisgaus, Gesandte von Fürsten, adlige Herren dieser Lande. Man glaubt all dies unendliche Reden, all die Vorwürfe Klagen Anzeigen Ratschlagungen zu hören. Aber die Tatsachen trugen in sich selbst ihre unhemmbare Gewalt; während man debattierend in Basel beisammen saß, im April 1468, brach Mülhausen los und eröffnete durch einen nächtlichen Verheerungszug den Krieg.

Basel hatte mit aller seiner Arbeit nichts erzielt; und wie es nachher vom Kriege selbst und seiner gewaltigen Herrlichkeit nur das Lästige zu spüren bekommen sollte, so erhielt es auch jetzt nur Undank und Schmach von beiden Seiten. Überm Hauenstein wurde wieder die üble Rede von Mund zu Mund gegeben, daß die Basler Verräter seien, daß sie mit Österreich im Bunde stünden. Ihre Neutralität wollte man nicht verstehen und nicht achten. „Sie würden in kurzem bei uns Tuch ausmessen“ hieß es in Solothurn, „Fastnacht bei uns halten“ in Utzenstorf. „Es könne nicht mehr lange anstehen, so müssen die Basler entweder Eidgenossen oder Österreicher werden“ meinte ein Venner zu Freiburg. Eine jedenfalls verbreitete

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/62&oldid=- (Version vom 5.7.2016)