Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Unger, Johann Karl
Band: 49 (1884), ab Seite: 44. (Quelle)
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Unger, Franz (Naturforscher, vornehmlich Botaniker, geb. auf dem Gute Amthof bei Leutschach in Süd-Steiermark am 30. November 1800, wurde Morgens am 13. Februar 1870 todt in seinem Bette gefunden). Sein Vater, Beamter bei der Josephinischen Steuerregulirungs-Commission, lernte auf einer seiner Commissionsreisen die Witwe Knabel geborene Wreger, Gutsbesitzerin von Amthof und Meletin im Marburger Kreise der Steiermark, kennen und nahm sie später zur Frau. In ihrer ersten Ehe hatte sie bereits sieben Kinder, dem zweiten Gatten gebar sie noch neun und starb in Folge ihrer letzten Entbindung 1814. Das erste Kind aus zweiter Ehe war unser nachmals so berühmt gewordener Botaniker und Naturforscher Franz. Die sieben ersten Lebensjahre verbrachte er auf dem Lande, im Kreise seiner zahlreichen Geschwister, sich der besonderen Bevorzugung seiner Mutter und auch des Vaters erfreuend. Dann kam er zu einem Freunde des Letzteren, dem Pfarrer Storer in Ehrenhausen, bei welchem er drei Jahre verblieb. Hierauf bezog er das Gymnasium in Gratz, wo er sich mit Karl Gottfried von Leitner [Bd. XIV, S. 344] befreundete. Im Herbst 1814 wurde er von seinem Vater in das von den Benedictinern des Stiftes Admont geleitete k. k. Convict gebracht. Während seines zweijährigen Aufenthaltes daselbst pflegte er sein ursprüngliches poetisches Talent, welches ja auch in den streng wissenschaftlichen Werken des gereiften Mannes [45] immer wieder durchbricht, im Verkehre mit Leitner und dem bereits 1819 verstorbenen Schröckinger [Bd. XXXI, S. 316]; sonst übten noch nachhaltigen Einfluß auf den Studiosus sein Lehrer Professor Schneller [Band XXXI, B. 44], dessen Geschichtsvorträge den Zuhörern wahres Manna waren, und sein Studiengenosse Anton Sauter [Band XXVIII, S. 288], der ihm bei Anlegung des ersten Herbariums hilfreiche Hand lieh. Dem Wunsche seines Vaters folgend, begann er nach Abschluß der philosophischen Jahrgänge das Studium der Rechtswissenschaft, obwohl ihn sein eigenes Verlangen zu jenem der Medicin hinzog. Nebenbei besuchte er die botanischen Vorträge L. Ch. von Vest’s, durch welchen er mit anderen Naturforschern bekannt wurde, von denen der Mineralog Anker [Bd. I, S. 42] und der Secretär des Erzherzogs Johann, der als Botaniker bekannte Zahlbruckner, genannt seien. Schon hatte er ein Jahr Jurisprudenz gehört, als es ihm während des Besuches des Elternhauses in den Ferien gelang, seinem Vater die Erlaubniß abzuringen, das Studium der Rechte mit jenem der Arzneiwissenschaft zu vertauschen, zu welchem durch fleißiges in den letzten Jahren getriebenes Sammeln von Pflanzen, Steinen und Thieren der ursprüngliche Hang nur noch mehr genährt worden war. Und so machte er denn im Herbst 1821 in Gemeinschaft mit Leitner und einem anderen Freunde die Reise nach Wien. Da er vom Vater nur kärglich unterstützt werden konnte, so mußte er sich durch Lectionengeben meist selbst forthelfen. Nun spielte dem jungen Naturforscher die Begeisterung für die damals im Kampfe mit den Türken begriffenen Griechen, welche er mit ihren classischen Ahnen identificirte, einen schlimmen Streich. Um an ihrer Befreiung mitzuwirken, ging er eines schönen Tages nach Triest, wo er sich der deutschen hellenophilen Freischaar als Feldarzt anschließen wollte. Als er aber das zur Fahrt bestimmte Schiff näher in Augenschein nahm, trug er doch Bedenken, sich diesem Wrack von Fahrzeuge anzuvertrauen; um jedoch mit einem anderen Schiffe die Ueberfahrt zu machen, brauchte er Geld. In seiner Noth wendete er sich an den alten Pfarrer Storer. Demselben gelang es denn auch, durch eindringliche Vorstellungen und Verweigerung des erbetenen Geldes den jungen Feldscherer zur Umkehr zu bewegen. In Wien aber setzte Unger seine Studien nicht fort, sondern er ging im Herbst 1822 nach Prag, wo er zunächst Physiologie und Chemie hörte. Dort befreundete er sich auch mit einem Siebenbürger Sachsen, dem 1835 als praktischer Arzt in Wien gestorbenen Johann Ferdinand Draut, und unternahm mit ihm 1823 seine erste große Reise durch Deutschland, ohne sich jedoch die damals zu einer solchen unerläßlichen Beglaubigungspapiere zu verschaffen. Die Wanderung nahm eine ungeahnte Ausdehnung: über Leipzig, Halle, Jena, Hamburg, Berlin, Rostock, Stralsund bis auf die Insel Rügen, und unterwegs wurde Unger mit Carus, Flörke, Hornschuh, Luden, Oken, Rudolphi und anderen bedeutenden Männern bekannt. Als er aber im Spätherbst 1823 nach Wien zurückgekehrt, in der damals verfehmten Burschentracht, mit langen fliegenden Haaren, im Vollbart und mit einem stattlichen Ziegenhainer in der Hand die Straßen durchschritt, da forderte er denn doch die Wiener Polizei förmlich in die Schranken, und als man von der Reise des angehenden Arztes durch Deutschland [46] ohne österreichischen Paß erfuhr, wurde er festgenommen und hatte nun sieben Monate Zeit, im Gefängnisse des Polizeihauses über die Vergangenheit nachzudenken. Endlich erfolgte im Juli 1824 wegen Mangels an Thatbestand seine Befreiung aus der Haft, und nun erhielt er auch die Erlaubniß, weiter zu studiren. Während seiner letzten Universitätsjahre in Wien trat er mit Eble [Bd. III, S. 416], dessen Werk „über Haare“ er mit Tafeln versah, denn er war ein sehr gewandter Zeichner, dann mit Jacquin [Bd. X, S. 23}, Diesing [Bd. III, S. 289] und Endlicher [Bd. IV, S. 44] in Verbindung. Nach Beendigung seiner medicinischen Studien wirkte er zwei Jahre als Erzieher im Hause des Grafen Colloredo-Mannsfeld. Im Schlosse, in welchem er wohnte, errichtete er eine Turnanstalt und gab selbst Turnunterricht, nebenbei bereitete er sich für die Rigorosen vor und arbeitete an seiner Inaugural-Dissertation, welche die anatomisch-physiologische Untersuchung der Teichmuschel behandelte. [Die wissenschaftlichen Veröffentlichungen Unger’s folgen auf Seite 53 bis 59]. Dort auch gelang ihm die erste Beobachtung der Schwärmsporen von Vaucheria (Ectosperma) clavata, welche Süßwasseralge für seine späteren botanischen Forschungen von so großer Bedeutung wurde. Am 6. December 1827 erlangte er die medicinische Doctorwürde. Kurz vorher war sein Vater in ziemlich zerrütteten Vermögensverhältnissen gestorben. Anfangs October 1828 verließ Unger das Haus Colloredo und ging nach Stockerau, wo er bis Mai 1830 die medicinische Praxis ausübte, zu welcher Zeit er durch Verwendung seines einstigen Collegen Sauter an dessen Stelle nach Kitzbühel in Tirol als Landgerichtsarzt berufen wurde. In dieser herrlichen Alpennatur mit der reichen Flora und dem vielgegliederten Boden bot sich dem Naturforscher Alles, was er brauchte. Wohl fehlten ihm Bibliotheken und der Umgang mit Gelehrten, dagegen ließ ihm die Muße seines nicht zu angestrengten Berufes Zeit für seine wissenschaftlichen Zwecke. In seinem Gärtchen legte er ein phytologisches Clinicum an, in welchem er Tag für Tag die an den erkrankten Pflanzen vorgehenden Veränderungen überwachte. Seine Schwester Johanna führte ihm das Hauswesen, und so lebte er ein stilles anheimelndes Forscherleben, bis ihm der Tod Ende 1834 die Pflegerin entriß. Doch nun sollten sich auch bald seine Verhältnisse ändern. Nach dem am 31. Juli 1835 erfolgten Hinscheiden Heyne’s, des Professors am Joanneum zu Gratz, mußte die Lehrkanzel für Botanik daselbst wieder besetzt werden. Und neuerlich spielte Karl Gottfried Leitner, wie schon einmal bei Maler Tunner [Bd. XLVIII, S. 115], ein bischen Vorsehung, indem er Unger sofort von der Erledigung der Stelle in Kenntniß setzte. Aber dieser that nichts dergleichen, schon bewarben sich verdienstvolle Botaniker, Fenzl, Malý, um den Posten, und schon stand die Angelegenheit so, daß denselben einer der Vorgenannten würde erhalten haben, wenn nicht durch Unger’s persönliches Erscheinen im Augenblicke der Entscheidung dieselbe zu seinen Gunsten ausgefallen wäre. Er ließ nämlich seinen ehemaligen Collegen Thinnfeld, welcher eben bei der Berathung über Verleihung dieses Postens im Joanneum sich befand, aus dem Amtslocale rufen und brachte ihm mündlich seine Bewerbung vor; und ohne Gesuch und sonst erforderliche Documente [47] wurde er am 2. November 1835 zum Professor der Botanik und Zoologie und zum Director des botanischen Gartens am Joanneum zu Gratz ernannt. Im Jahre 1836 schenkte er dem Cabinete dieses Institutes seine Sammlung getrockneter Pflanzen und präparirter Thierschädel und behielt nur seine Collection fossiler Pflanzen- und Thierreste einstweilen noch für sich. Indessen arbeitete er neben kleineren botanischen Schriften an seinem Werke über den Einfluß des Bodens auf die Vertheilung der Gewächse und machte auch, im Jahre 1837, die erste Untersuchung der Badelhöhle bei Peggau, welche Thierknochenreste der Diluvialzeit enthielt. Von Endlicher brieflich ersucht um schleunige Einsendung von Versteinerungsschliffen für Kaiser Ferdinand, der zum Zeitvertreib auch mit Botanik sich beschäftigte, stellte er zur Gewinnung interessanter mikroskopischer Objecte den ersten Versuch an, Schliffe fossiler Hölzer zu fertigen, worin er es zur Meisterschaft brachte. Und so wurde er durch des Kaisers Liebhaberei zu einer für die Paläontologie so wichtig und erfolgreich gewordenen Präparirweise geführt. Als er sich dann zur Verbesserung seiner Lage im Herbst 1838 um die Professur der Forstnaturkunde an der Forstschule zu Mariabrunn bewarb, wollten die Stände Steiermarks ihn nicht ziehen lassen und erwirkten von der Regierung die Erhöhung seines Jahresgehaltes von 800 auf 1200 fl. So blieb er in Gratz und förderte an wissenschaftlichen Arbeiten in der nächsten Zeit, 1840, die von der Petersburger Akademie der Wissenschaften gekrönte Preisschrift: „Ueber den Bau des Dikotyledonenstammes“ zu Tage und begann gemeinschaftlich mit Endlicher das Lehrbuch der Botanik, welches 1843 fertig wurde. Auf einer in der Ferienzeit des Jahres 1845 durch Süddeutschland und die Schweiz und dann zur Naturforscherversammlung in Nürnberg in Gemeinschaft mit Director Göth unternommenen Reise lernte er in Zürich Professor Heer und Kölliker, in Basel den gelehrten Sonderling Merian, in Straßburg die beiden Naturforscher Karl und Wilhelm Schnaper und in Karlsruhe Alex. Braun kennen. In Nürnberg wollte es das Geschick, daß Ungar erkrankte und durch Schleiden, welcher sich über dessen „Thierwerdung der Pflanze“ in verletzender Weise ausgesprochen hatte, behandelt wurde, was beide Gegner näher brachte und Schleiden den Ausruf entlockte: „Ein solches Leben hat hohen Werth!“ In München traf Unger noch mit Martius zusammen. Als dann im Jahre 1847 der Kaiserstaat durch die Begründung einer Akademie der Wissenschaften überrascht wurde, befand sich selbstverständlich auch unser Gelehrter unter den ersternannten wirklichen Mitgliedern, denn seine bis dahin erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten gaben ihm ein Anrecht auf einen Platz neben Partsch, Zippe, Fenzl, Fitzinger, Diesing und Reuß, welche gleich ihm zu den Erstberufenen gehörten. Die nun heranbrausenden Wogen der Achtundvierziger-Bewegung ließen Unger im Ganzen unbeirrt, er setzte seine Arbeiten und Forschungen unausgesetzt fort. Einen Ruf an die Universität Gießen, zu welchem Liebig ihm verholfen, lehnte er ab, nachdem ihm die steirischen Stände eine jährliche Zulage von 250 fl. bewilligt hatten, und doch würde er in Gießen ein Gehalt von mehr denn 3000 fl. bezogen haben. Aber er mochte lieber in der Heimat bleiben, denn an dieser hing er mit ganzer Seele. Durch den im Jahre 1849 erfolgten Tod Endlicher’s [48] erledigte sich der Lehrstuhl der Botanik an der Wiener Hochschule. Aber der Unterricht in dieser Wissenschaft wurde nunmehr in die Morphologie und Direction des botanischen Gartens und in die Anatomie und Physiologie getheilt. Während die erstere Stelle Fenzl erhielt, berief man auf die Lehrkanzel für letztere Gegenstände Unger mit Decret vom 16. November 1849. Sein Abschied von Gratz, den die Freunde des Gelehrten mit einem Ehrenmahl, die Studenten mit einem Fackelzuge und Festgedichte verherrlichten, war ein schmerzlicher; nach vierzehnjähriger Thätigkeit, die eben seinen wissenschaftlichen Ruhm, seinen Ruf als Naturforscher begründet, den Ort zu verlassen, an welchem er in der Vollkraft seines Lebens gewirkt, so viel Freunde von fern und nah gewonnen, war nicht leicht und sein erster Aufenthalt in der Kaiserstadt kein erquicklicher; aber allmälig fand sich Unger in die neuen Verhältnisse, die ihm auch neue Ehren brachten, denn die Prager Universität schickte ihm das Diplom eines Ehrendoctors der Philosophie, die Münchener Akademie das eines correspondirenden Mitgliedes. Eine Ferienreise über Bayern, Tirol nach Oberitalien that das ihrige, um den im Anfange sehr verstimmten Gelehrten wieder aufzurichten. Nach dieser Erholungsreise ging er im Jahre 1851 an die Ausführung eines Gedankens, den er bereits seit 1845 im Kopfe trug und für den er auch den in Gratz lebenden Maler Kuwasseg gewann. Wir meinen die „Bilder der Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden“. Es sind vierzehn Blätter, von den starren Vegetationsformen, dem trüben Himmel und der Versumpfung (Bild 1) übergehend zur Steinkohlenzeit (Bild 2 und 3), zur Periode des Rothliegenden (Bild 4), des bunten Sandsteines (Bild 5), des Muschelkalkes (Bild 6), zur Uferbildung der Keuperzeit (Bild 7), zur Vegetation der Jurazeit (Bild 8), zum Ende der Jurazeit mit den beginnenden Farnformen, Cycadeen, Coniferen (Bild 9), zur Kreideperiode (Bild 10), zur älteren und mittleren Tertiärzeit [Eocen und Miocen] (Bild 11 und 12), zur Diluvialzeit mit dem Höhlenbären und Ur (Bild 13), endlich zur paradiesischen Landschaft unserer Zeit (Bild 14), in welcher der Mensch als „Fleisch gewordenes Wort“ erscheint. Der glückliche Gedanke in seiner ebenso originellen als instructiven Ausführung fand die freundlichste Aufnahme und die mannigfachste Verbreitung. Nicht nur, daß schon nach wenigen Jahren, 1857, eine neue Auflage nöthig wird, werden 1852 die „Bilder der Urwelt“ dem großen Publicum, das in Massen herbeiströmt, in Farben als dissolving views gezeigt und machen 1859 in Hydrogen-Oxygengas-Beleuchtung die Runde durch Europa. Um die Lücken der ältesten Zeit auszufüllen, fügte Unger 1862 zwei neue Bilder hinzu, deren eines die silurische, das andere die devonische Periode vorführt. 1852 unternahm er eine größere Reise und besuchte Dänemark, Norwegen und Schweden. Auf derselben befreundete er sich in Jena mit Oskar Schmidt [Bd. XXX, S. 309] und schlug den Rückweg über Berlin ein, wo er mit Alex. Braun, Caspary, Karl Koch und Hochstetter zusammentraf. Ungestört war Unger bis zu dieser Zeit auf den Pfaden des Gelehrten gewandelt, anders sollte es kommen, als er es versuchte, mit den „Bildern der Urwelt“ die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Forschungen zu popularisiren und er gleichfalls in dieser Richtung 1852 seine „Botanischen Briefe“ und seinen „Versuch der Geschichte der [49] Pflanzenwelt“ im Druck erscheinen ließ. In letzterer Arbeit spricht Unger, ohne Darwin’s Werke gekannt zu haben, die merkwürdige Ansicht aus: „Nur in dem tiefsten Grunde des allgemeinen Pflanzenlebens kann und muß der Grund jeder Veränderung, mag diese das Individuum oder die Einheit der Art, Gattung u. s. w. treffen, liegen“, und noch präciser drückt er diesen Gedanken in den „Botanischen Briefen“ mit den Worten aus: „So, schreitet die Idee der Pflanze, wie früher von Zelle zu Zelle, von Blatt zu Blatt, von Sproß zu Sproß, von Individuum zu Individuum, auch hier aus stetem Absterben und Neuerzeugen der Geschlechter in ununterbrochenem Wellenschlage der Verjüngung vorwärts, eine Schöpfungsperiode um die andere bedingend, jede neu, jede fremd, jede aber aus den früheren verwandten, aber durchaus veredelten Elementen hervorgehend“. Wir glauben nach diesen beiden Sätzen nicht zu viel zu behaupten, wenn wir Unger einen Vorläufer Darwin’s nennen. Die „Botanischen Briefe“ waren es zunächst, welche den Redacteur der „Wiener Kirchen-Zeitung“ Sebastian Brunner zur Denunciation hinrissen: daß auf den österreichischen Hochschulen das Heidenthum gelehrt und mit Pferdekraft am socialen Umsturze gearbeitet werde. Aber dabei blieb der genannte Angreifer nicht stehen. Obgleich der berühmte Prediger Emanuel Veith auf der Kanzel für Unger und die Naturwissenschaften eintrat, verschärfte Brunner 1855 seine Angriffe gegen den Naturforscher, den er einen „Isispriester“ nannte, und die Sache ging so weit, daß Ministerium und Staatsanwaltschaft, freilich beide vergeblich, intervenirten, und Unger fand für dieses unwürdige Treiben nur in der allgemeinen Theilnahme der gebildeten Welt, die treu zu ihm stand, einigermaßen ein Entgelt. Vielleicht war dieser Zelotismus, der sich rücksichtslos geberdete und schlau genug Kirche und Krone bei seinen Angriffen ins Vordertreffen führte, mit Veranlassung zur Ernennung Unger’s zum correspondirenden Mitgliede der Berliner Akademie der Wissenschaften, welche ihm am 25. September 1855 ihr Diplom zusandte. So sehr ihn der Norden, den er, wie erwähnt, bereist hatte, interessirte, so hinderte ihn doch seine nicht zu starke Gesundheit, welche die Wärme leichter ertrug als die Kälte, diese Reise, wie er geplant, zu wiederholen, und so wendete er sich lieber dem Süden zu und richtete zu Beginn des Jahres 1858 seine Schritte nach Aegypten und Syrien. Am 28. Jänner 1858 verließ er Wien, dampfte am 11. Februar auf dem „Bombay“ von Triest ab und kehrte erst nach fünfmonatlicher Abwesenheit heim. Vornehmlich in den „Botanischen Streifzügen auf dem Gebiete der Cultur“, welche die Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe der Wiener Akademie der Wissenschaften brachten, legte er die interessanten Ergebnisse seiner Reise nieder. Auch im Jahre 1860 nahm er wieder den Süden zum Ausgangspunkte seines Ausfluges, indem er die ionischen Inseln und einen Theil Griechenlands durchforschte. Die wissenschaftliche Ausbeute veröffentlichte er in einem Reisewerke über die besuchten Gebiete, das 1862 erschien, wo er gemeinschaftlich mit Kotschy eine Reise nach Cypern unternahm, über welche beide Forscher drei Jahre später Bericht erstatteten. Bereits im Beginn dieser Darstellung wurde erwähnt, wie Unger zum Zwecke seiner Forschungen mit eigener Hand Schliffe fossiler Hölzer anfertigte. [50] Nun kam schon 1852 durch den Naturforscher Brogniart aus Paris an Unger die Anfrage: ob er geneigt sei, dem Museum in Paris eine Sammlung seiner Schliffe abzutreten? Später 1857 stellte Murchison die Frage: um welchen Preis Unger seine Schliffe der fossilen Hölzer des Thüringer Waldes dem britischen Museum überlassen würde. Dann schrieb 1863 Brogniart wieder, er wünsche Unger’s Sammlung von Schliffen zu erwerben. Dieser wollte nun der österreichischen Regierung den Vorrang lassen, stellte aber seinen Antrag vergeblich, und so gelangten 150 seiner unschätzbaren Schliffe um den armseligen Preis von 4000 Francs in den Besitz des Pariser Museums, welches dieselben so sorgfältig bewahrt, daß es den Fremden deren Benützung verweigert. Im Mai 1864 trat Unger seine erste Reise nach Dalmatien an, in Gemeinschaft Oskar Schmidt’s, der dort seine Versuche künstlicher Schwammzucht begann; im nächstfolgenden Jahre wiederholte er diesen Ausflug und machte ihn im April 1866 zum dritten Male; er studirte daselbst die fossile Flora von Monte Promina. Schon im März 1865 hatte der damals 65jährige Unger die Absicht, sich vom Lehramte zurückzuziehen, seine zunehmende Kränklichkeit zeitigte dieselbe vollends zum Entschluß, und entgegen allen Vorstellungen seiner Freunde kam er nach beendigtem Sommersemester 1866 um seine Entlassung ein. Seinen Plan, den Winter in Spanien zuzubringen, gab er auf, dagegen folgte er im Frühjahr 1867 einer Einladung von Lesina, auf dieser Insel seine Gesundheit zu kräftigen, und reiste im Mai zum vierten Male, wieder in Gemeinschaft mit Oskar Schmidt, nach Dalmatien. Eine genaue Untersuchung der Insel Lesina überzeugte ihn, daß sich dieselbe besonders zum Winterbesuche für Brustkranke und Schwächliche eigne, und seine Wirksamkeit ging nun darauf hin, die Bewohner der Insel zur Herstellung der für einen solchen Zweck erforderlichen Einrichtung zu überreden. Erst am 14. August 1868, also nach nahezu zweijähriger Frist, wurde Unger seines Lehramtes in Wien enthoben, und nun kehrte er wieder in sein geliebtes Gratz zurück, besuchte aber im Frühling 1869 neuerdings Lesina, wo er durch seine eigene finanzielle Betheiligung die Gründung einer Società igienica zu Stande brachte, welche am 22. September dieses Jahres von der Regierung bestätigt wurde. Indessen war er unausgesetzt wissenschaftlich thätig und veröffentlichte seine Arbeiten meist in den Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Die vorerwähnten Angriffe einer Partei, die mit unehrlichen Waffen gegen ihn kämpfte, bestimmten ihn endlich zu einer offenen und energischen Abwehr, und diese erfolgte in der feierlichen Schlußrede, welche er am 22. Mai 1869 zu Gratz im naturwissenschaftlichen Vereine von Steiermark als dessen Präsident hielt. „Wie könne die katholische Kirche“, fragt in dieser Rede der Forscher, „sich an die Spitze der Zeloten gegen die Errungenschaften des Menschengeistes stellen? Wie könne sie an geweihter Stelle mit Heftigkeit gegen die Naturwissenschaften und deren Lehrer zu Felde ziehen? ... Das starre Bestehen auf Anschauungen, die dem Kindesalter der Menschheit angehören, sei weder dem Berufe, noch der Würde der Kirche angemessen. Der Kirche gehöre das Gebiet des Gefühls, nicht das der Erkenntniß. Sie möge sich nicht anmaßen, die Geister zu bevormunden, die nur im Elemente der Freiheit gedeihen. [51] Durch christliche Liebe und Duldung mache sie ihre Eroberungen, und im Gebiete der Ethik gründe sie ihr Reich“. Unger’s Biograph schreibt: „Diese Rede ist die „„Thronrede der Wissenschaft““ genannt worden, und man erklärte es für ein verfehltes Beginnen, die Geisteseinfalt der bäuerlichen Kaste gegen die Bildung der Städter ins Treffen führen zu wollen, denn es wird sich nur zu bald zeigen, daß die Bauern über ihren wahren Vortheil früher aufzuklären, als die Städter zu ihrem entschiedenen Nachtheile zu verdummen sind“. In der That war die Wirkung dieser Rede eine überraschende: während ein kleiner Theil der Mitglieder, sich verletzt fühlend, aus dem Vereine schied, antwortete die Bevölkerung von Gratz mit einem Masseneintritt und gab Zeugniß dafür, daß sie den Protesten der Zeloten entgegen für die Freiheit der Wissenschaft stimme. Auch der Volksbildungsverein ernannte Unger in Würdigung der Verdienste desselben zu seinem Präsidenten. Leider sollte Unger’s Wirksamkeit als solcher nicht von Dauer sein. Nebenbei beschäftigte ihn sein Unternehmen, Lesina zu einem klimatischen Curort zu gestalten, während ihm die Neubesetzung der Lehrkanzel, welche er so viele Jahre ruhmvoll bekleidet hatte, mancherlei Verdruß bereitete, denn sein Nachfolger Karsten, den übrigens in nicht zu ferner Zeit die Nemesis ereilte, hatte nichts Angelegentlicheres zu thun, als in seinen Collegien Unger öffentlich in den Staub zu ziehen, obwohl dieser selbst, wenn auch viele seiner Collegen sich gegen Karsten’s Berufung energisch erhoben hatten, nie dessen Bewerbung feindlich entgegengetreten war. Was aber Unger’s wissenschaftliche Thätigkeit betrifft, so wendete dieselbe ebenso unerwartet, als überraschend sich einem neuen Gebiete zu, als er im Jahre 1869 mit Beihilfe seines Sohnes sich damit beschäftigte, die Münzen von Pharia zu bearbeiten, womit er nicht nur der Numismatik, sondern auch der älteren Culturgeschichte einen Dienst zu erweisen hoffte. Und noch eines Umstandes sei gedacht. In seinen alten Tagen begann Unger mit allem Eifer die Landschaftsmalerei zu üben. Er war von früher her ein geschickter Zeichner und hatte an Kuwasseg’s schon erwähnten Bildern, wenn auch nicht mit dem Pinsel, so doch mit dem Geiste einen nicht unwesentlichen Antheil. Nach Kuwasseg verstand er es auch den Maler Selleny [Band XXXIV, S. 58] für seine Idee zu gewinnen, welcher, von ihm angeregt, die zwei originellen Bilder: „Präadamitische Landschaft“ (Motiv von Euböa) und „Aus der Steinzeit. Todtenmal“ malte und beide ihm verehrte. Nun aber versuchte der damals 65jährige Gelehrte, der früher schon von seinen Reisen wohlgefüllte Zeichenmappen heimgebracht hatte, einige Skizzen in Aquarell auszuführen und verlegte sich zuletzt, als ihm dies nicht genügte, auf die Oelmalerei. Und tagelang saß er nun, Studien machend, in der Akademie und brachte es auch in unglaublich kurzer Zeit dahin, an die Ausführung seiner Skizzen zu gehen. Sind seine Bilder auch keine Meisterwerke, so zeigen sie doch von eingehendem Studium der Natur und von dem tiefen Verständniß, mit dem er die charakteristischen Momente einer Landschaft herauszugreifen wußte. So verlebte er, theils selbst schaffend in Kunst und Wissenschaft theils anregend und fördernd, im Kreise seiner Familie ein im Ganzen ungetrübtes Alter. In den ersten Tagen des Februar 1870 zwang ihn eine Erkältung, mehrere Tage im Bette zu bleiben. Schon [52] fühlte er sich so weit wohl, daß er am 12. Februar dasselbe wieder verlassen konnte. Während des Tages empfing er den Besuch mehrerer seiner Freunde, des Abends unterhielt er sich bis zehn Uhr mit seiner Familie. Sonntag Morgens – es war der 13. Februar – wurde er todt in seinem Bette gefunden. Am Kopfe zeigten sich mehrere leichte Wunden, außerdem am Körper noch mehrfache Verletzungen; auch waren am Boden, weniger im Bette Blutspuren. Diese Umstände erweckten anfangs die Vermuthung, Unger könnte unter den Händen eines Mörders sein Leben ausgehaucht haben. Und nun folgte das widerlichste Nachspiel, das man sich denken kann. Er mußte gemordet sein, selbst Männer der Wissenschaft entblödeten sich nicht, Mord für die wahrscheinliche Todesursache zu halten. Nun suchte man nach dem Mörder, zog von Familienverhältnissen rücksichtslos den Schleier und klügelte und combinirte Alles so fein zusammen, daß man ohne Bedenken den Mörder schon mit Namen nannte. So ging es fort. Die Presse benützte das dankbare Thema, und es flogen die Nachrichten hin und wieder, Alles, was bei vorurtheilsloser Prüfung klar vor Augen lag, verwirrend, verdunkelnd. Die Gerichte schritten ein, das gerichtsärztliche Gutachten lautete auf Wahrscheinlichkeit eines natürlichen Todes, ohne die Möglichkeit gewaltsamer Todesursache auszuschließen, da sich an der Stirne und an der rechten Halsseite Quetschverletzungen vorgefunden hatten. Die Wiener Facultät gab endlich nach Einsicht sämmtlicher Gerichtsacten einstimmig das Superarbitrium auf natürlichen Tod. Unger war einem Stickflusse erlegen. Am 18. October 1836 hatte er seine Braut Josephine Sand zum Altäre geführt. Sein erprobter Freund und Jugendgenosse, der Dichter Karl Gottfried von Leitner war sein Brautführer. Unger’s Biograph bezeichnet dessen Gattin als einen Friedensengel, als ein Muster treuer Anhänglichkeit und verstandvollen Ausgleiches. Sie schenkte ihrem Gatten drei Kinder. Das älteste starb frühzeitig; der Sohn Theodor wurde 1840, die Tochter Pauline 1852 geboren. Das Familienleben Unger’s, kleine Dissonanzen, die es denn in jeder Familie ab und zu gibt, abgerechnet, war ein ungetrübtes. In Unger’s schriftstellerischer Thätigkeit, die in ihrer Gesammtheit eine großartige ist, unterscheidet dessen Biograph Dr. Reyer acht Gruppen: die naturphilosophische, die dem frühesten Mannesalter des Autors angehört und mit 1832 abschließt; die anatomisch-physiologische, welche in den Jahren 1832–1838 die ausschließliche Herrschaft gewinnt, sich aber neben der nächstfolgenden paläontologischen bis 1864 fortsetzt; die Schriften letzterer Gruppe stellen dar die Untersuchungen und Bestimmungen seiner Funde in den verschiedensten fossilen Lagerstätten Oesterreichs, Deutschlands, der Schweiz, Italiens, Griechenlands, Schwedens und Islands, des Taurus, Sibiriens, Kamtschatkas, Australiens, Texa’s, Chile’s und Neuseelands. Hunderte von Schliffen fossiler Hölzer fertigte er mit eigenen Händen. Die fossile Flora der Tertiärzeit hat an ihm ihren ersten und auch eingehendsten Bearbeiter gefunden. Zur geographisch-historischen Gruppe zählen seine Geschichte der Pflanzenwelt, die geologischen Vegetationsbilder und die Geologie der europäischen Waldbäume; in diesen Schriften finden sich schon 1852 Anschauungen und Lehren, welche Unger, wie in der vorstehenden [53] Lebensskizze bereits gezeigt wurde, als Vorläufer der Theorie Darwin’s erscheinen lassen. Die Gruppe der populären Vorträge, in denen der Gelehrte so recht in seiner ganzen Bedeutung hervortritt, indem er die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Studien für das große Publicum zurichtet, theils um sie demselben zu offenbaren, theils um es für höhere Disciplinen vorzubereiten; dann die Gruppe der Reisewerke, welche die Ergebnisse seiner Fahrten darstellt die Gruppe der kritischen Abhandlungen, und jene der Abhandlungen von blos localem Interesse, welche beiden letzteren in verschiedenen Journalen zerstreut abgedruckt sind. Einzelner der Ehren, welche die Wissenschaft dem Gelehrten erwies, ist bereits im Laufe der Lebensskizze gedacht worden. Das Genus und die Species lebender und fossiler Gewächse, welche seinen Namen tragen, werden S. 60 besonders aufgezählt. Außer den gelehrten Akademien von Wien, München und Berlin sendeten ihm noch 27 gelehrte Gesellschaften ihre Diplome zu. Die Stadt Lesina verehrte ihm das Ehrenbürgerrecht. Von seinem Kaiser wurde er unter dem freisinnigen deutschen Ministerium am Schlusse seines Lebens mit dem Orden der eisernen Krone dritter Classe geschmückt und ihm der Hofrathstitel verliehen. Seinem Wesen und politischen Charakter nach dachte und fühlte er als Deutscher, in seinen Anschauungen war er Fortschrittsmann, die Sache des Volkes war seine Sache, ihr durch Verbreitung der Aufklärung und Bekämpfung mittelalterlicher Ansichten zu dienen, sein Hauptbestreben, worin er sich auch durch den Unkenruf des Jesuitismus und der Hypokrisie nicht irre machen ließ. Warme Liebe zur Natur, glühende Begeisterung für alles Große und Erhabene, eine lebhafte Phantasie, scharfe Beobachtungsgabe, unermüdliche Arbeitskraft, feiner ästhetischer Sinn waren bezeichnende Momente seines Wesens. Was er geworden, wurde er durch sich selbst; jahrelang in beschränkten Verhältnissen lebend, ließ er diese nie Herr über sich werden und verstand es immer, sich nach der Decke zu strecken; was er aber war: ein Entdecker ewiger Wahrheiten, ein Lehrer der Menschheit, eine Leuchte der Wissenschaft, das Alles ist er durch sich selbst geworden. Auf dem St. Peter-Friedhofe zu Gratz wurde die Leiche des Gelehrten unter großer Theilnahme der Bevölkerung zur Ruhe bestattet.

I. Dr. Franz Unger’s herausgegebene Schriften. Selbständige Werke. „Anatomisch-physiologische Untersuchung über die Teichmuschel“ (Wien 1827, Heubner). [Inauguraldissertation, dem Grafen Colloredo-Mannsfeld gewidmet.] – „Die Exantheme der Pflanzen“ (Wien 1833, Gerold, mit Tafeln, 8°.). Diese dem Erzherzog Johann gewidmete Schrift ist A. R. von Kalchberg’s Inauguraldissertation: „De plantarum excrescentiis“, 1828, welche unter Unger’s Einflusse zu Stande gekommen, beigebunden. – „Ueber das Studium der Botanik. Eröffnungsrede der Vorlesungen, gehalten am 7. März 1836 im Joanneum“ (Gratz 1836, Tanzer, 8°.). – „Ueber den Einfluß des Bodens auf die Vertheilung der Gewächse“ (Wien 1836, Rohrmann, 8°.). [Das Buch ist dem Naturforscher Martius gewidmet und wurde von der naturwissenschaftlichen Gesellschaft in Regensburg mit einem Preise gekrönt.] – „Ueber die Schwierigkeiten und Annehmlichkeiten des Studiums der Botanik. Eröffnungsrede der Vorlesungen, gehalten am 8. März 1837“ (Gratz 1837, Tanzer). – „Aphorismen zur Anatomie und Physiologie der Pflanzen“ (Wien 1838, Beck). – „Ueber den Bau des Dikotyledonenstammes“ (Petersburg 1840, Akademie der Wissenschaften), eine gekrönte Preisschrift. – „Beiträge zur vergleichenden Pathologie. Ein Sendschreiben an Schönlein“ (Wien 1840, Beck). Dasselbe enthält sechs Abtheilungen: 1) „Der neue Fichtenpilz [54] Chrysomyxa abietis“; 2) „Unterschied der Bildung von Krankheitsorganismen und abnormer Zellbildung“; 3) „Die Natur der Lenticellen“; 4) „Ueber Bildung des Thallus bei den Schorfflechten der Bäume“; 5) „Die Natur der Muscardien bei den Insecten“; 6) „Originäre Bildung der Krankheitsorganismen“. – „Die Pflanze im Momente der Thierwerdung“ (Wien 1843, Beck, 8°.). Endlicher gewidmet. – „Grundzüge der Botanik“. Gemeinschaftlich mit Endlicher (Wien 1843, Gerold, 8°., mit in den Text gedruckten Holzschnitten), 1841 begonnen. Man vergleiche darüber die Monographie über Unger von Reyer, der die Schwierigkeiten einer solchen Compagniearbeit bei so disparaten Charakteren wie Endlicher und Unger trefflich präcisirt. – „Gratz, ein naturhistorisch-statistisch-topographisches Gemälde nebst Karte“ (Gratz 1843, Ferstl, 8°.). Dem Erzherzog Johann gewidmet, im Verein mit Muchar, Weiglein und Schreiner herausgegeben; der naturhistorische Theil, die topographische Karte, das Joanneum und die besuchtesten Punkte der Umgebung sind von Unger bearbeitet. – „Ueber merismatische Zellbildung bei der Entwickelung des Pollens“ (Wien 1844). – „Synopsis plantarum fossilium“ (Leipzig 1845, Voß). Im Ganzen zählt Unger 1648 Species auf und bestimmt deren 249. – „Ueber fossile Palmen“ (1845). – „Grundzüge der Anatomie und Physiologie der Pflanzen“ (Wien 1846, Gerold). Eine weitere Ausführung der obenerwähnten 1838 erschienenen „Aphorismen“. Andersen in Upsala besorgte eine Uebersetzung ins Schwedische, welche 1852 zu Stockholm erschienen ist. – „Die Römerstadt Flavium Solvense auf dem Leibnitzfelde in Steiermark“ (1846). – „Chloris protogaea. Beiträge zur Flora der Vorwelt“ (Leipzig 1847, Engelmann, mit 15 illustrirten Steintafeln, 231/3 Thaler). Enthält die Skizzen einer Geschichte der Vegetation durch die verschiedenen Erdperioden mit Aufzählung der leitenden Thiere und Pflanzen; die systematische Aufzählung der fossilen Pflanzen nach Regionen, Sectionen, Classen, Ordnungen, Genera und Species mit Angabe des Autors und der Formation; die Aufzählung der fossilen Pflanzen nach ihrem Vorkommen in bestimmten Formationen und eine Beschreibung von 1648 Species fossiler Pflanzen nach dem Systeme. Mit diesem Werke, schreibt Unger’s Biograph Professor Reyer, hat sich der Autor der gesammten Welt als Paläontolog unentbehrlich gemacht. – „Bevorwortung der am 4. November 1850 an der Hochschule in Wien begonnenen Vorlesungen über Geschichte der Pflanzenwelt“ (Wien 1850, Beck). – „Genera et species plantarum fossilium“ (Vindobonae 1850, Braumüller, gr. 8°., XL und 628 S., 4 Thaler). Unger zählt darin bereits 2421 auf und bestimmt davon 645 Species. – „Die Gattung Glyptostrobus in der Tertiärformation“ (1850). – „Sendschreiben an das Curatorium des Joanneum zu Gratz“ (1850). Unger sichert sich darin das Recht, die durch ihn gesammelten und im Joanneum aufbewahrten Floren von Radoboj, Parschlug und Soczka so lange als seine Habe behandeln zu können, bis seine Werke über diese Floren, von welchen er schon 768 Originalzeichnungen entworfen und zahlreiche Holzschliffe angefertigt habe, im Druck zur Veröffentlichung gelangt seien. Es wurde ihm auch gewährt. – „Die Urwelt in ihren verschiedenen Bildungsperioden. 14 landschaftliche Darstellungen mit erläuterndem Texte. Le monde primitif à ses différentes époques de formation“ (München 1851, Franz, Imp.-4°., 42 S., mit 14 lithographirten Tafeln im Imp.-Fol., 16 Reichsthaler; 3. Auflage Leipzig 1864, T. O. Weigel, gr. Qu.-Fol., 4 Blätter, 16 lithographirte Tafeln und 16 Blätter Erklärung). Im Jahre 1845 gewann Unger den Gratzer Maler Jos. Kuwasseg, dessen dieses Lexikon im XIII Bande, S. 434, ausführlicher gedenkt, für sein Unternehmen, und er gab in Voraussicht ihres Erfolges die Urweltbilder auf eigene Kosten heraus. Das Werk machte – trotz aller Gegenrede – seinen Weg. Mohl nennt es ein Gedicht (lyrische Didaktik), geeignet, Unger’s Namen in die Welt zu tragen, weit mehr als alle möglichen strengwissenschaftlichen Arbeiten. Reyer bezeichnet den wissenschaftlichen Werth des Werkes als bedeutend, den volksbildenden als unermeßlich. – „Botanische Briefe“ (Wien 1832, Gerold, X und 156 S., mit eingedruckten Holzschnitten und 2 Holzschnitttafeln, gr. 8°., 21/3 Reichsthaler). Unger behandelt darin den anatomisch-physiologischen Theil der Botanik; er mag wohl durch den großen Erfolg der „Chemischen Briefe“ von Liebig zu ähnlicher Behandlung des botanischen Stoffes angeregt worden sein. – „Versuch einer Geschichte der Pflanzenwelt“ (Wien 1852, Braumüller, gr. 8°., XVI und 364 S., 2 Reichsthaler 28 Groschen). Wurde im Jahre 1859 [55] von James Kimball in Boston für das nordamerikanische Publicum ins Englische übersetzt. Unger erscheint darin als Vorläufer Darwin’s, dessen Schriften man damals in Deutschland noch gar nicht kannte. – „Jurassische Pflanzenreste. Sendschreiben an Hermann von Mayer“ (Wien 1853). – „Die Anatomie und Physiologie der Pflanzen“ (Wien 1855, Hartleben, 8°., 463 S.). – „Ueber die versunkene Insel Atlantis. – Ueber die physiologische Bedeutung der Pflanzencultur. Zwei Vorträge, gehalten im Ständehause im Winter des Jahres 1860“ (Wien 1860, Braumüller, Lex. 8°., 67 S.). – „Neu-Holland in Europa. Ein Vortrag, gehalten im Ständehause im Winter des Jahres 1861“ (Wien 1861, Braumüller, Lex.-8°., 72 S., mit Holzschnitten und Abbildungen im Naturselbstdruck). – „Wissenschaftliche Ergebnisse einer Reise in Griechenland und in den ionischen Inseln“ (Wien 1862, Braumüller, Lex.-8°., XII und 213 S., 45 Holzschnitte im Texte, 27 Abbildungen im Naturselbstdruck. 3 Holzschnitttafeln und 1 lithographirte Karte der Insel Corfu (in Fol.). Unger trat diese Reise im Frühling 1860 (Mitte März) in Gemeinschaft mit Oskar Schmidt an und blieb bis Ende Mai. – „Die Insel Cypern ihrer physischen und organischen Natur nach mit Rücksicht auf ihre frühere geschildert. Mit 1 (lithographirten) topographisch-geognostischen Karte (in Fol.), 42 Holzschnitten im Texte und 1 Radirung“ (Wien 1865, Braumüller, gr. 8°., XII und 598 S., 4 Thaler 20 Neugroschen). Gemeinschaftlich mit Th. Kotschy [Bd. XIII, S. 47]. – „Grundlinien der Anatomie und Physiologie der Pflanzen“ (Wien 1866, Braumüller, gr. 8°. V und 178 S., mit 116 Illustrationen in Zinkhochätzung, 1 Reichsthaler 10 Neugroschen). – „Das Bauerngärtchen in Oesterreich“ (1866). – „Steiermark zur Zeit der Braunkohlenbildung“ (Wien 1866, Braumüller, 8°.). Abdruck eines im Jahre 1866 im Rittersaale des Ständehauses zu Gratz gehaltenen Vortrages. – „Die Insel Cypern einst und jetzt. Ein Vortrag, gehalten im Interesse des archäologischen Museums zu Gratz im Winter 1866“ (Wien 1866, Braumüller, gr. 8°., 28 S.). – „Die Pflanze als Todtenschmuck und Grabeszier. Ein Vortrag, gehalten im Winter 1866“ (Wien 1867, Braumüller, gr. 8°., 27 S.). – „Der Mannaregen und die Mosesquelle“ (1869). – In Zeitschriften und gelehrten Sammelwerken erschienene Abhandlungen. In den „Denkschriften der (Wiener) kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch- naturwissenschaftliche Classe“: „Beiträge zu der Lehre von der Bodenstetigkeit gewisser Pflanzen“ [Bd. I, (1848)]; gemeinschaftlich mit F. Hruschauer, der von Unger veranlaßt wurde. Analysen von Kalkpflanzen zu machen; – „Ueber die Aufnahme von Farbestoffen bei Pflanzen“ [ebd.]; – „Rückblicke auf die verschiedenen Entwickelungsnormen belaubter Stämme“ [ebd.]; – „Pflanzenreste im Salzstocke von Wieliczka“ [ebd.]; – „Ueber Pflanzenmißbildungen“ [ebd.]; – *„Die fossile Flora von Soczka bei Cilli. Mit 47 (litho-chromographirten) Tafeln Abbildungen“ [Bd. II (1850)]; auch separat ausgegeben (Wien 1850, Braumüller, gr. Fol., 67 S, 162/3 Reichsthaler); Unger zählt 120 Species auf, von denen 111 neu und von ihm bestimmt sind; – *„Die Pflanzenwelt der Jetztzeit in ihrer historischen Bedeutung“ [Bd. III (1851)] (Wien 1851, Braumüller, Fol., 46 S.); – *„Iconographia plantarum fossilium. Abbildungen und Beschreibungen fossiler Pflanzen“ [Bd. IV] (Wien 1852, Braumüller, Fol., 46 S. und 22 litho-chromographirte Tafeln, 81/3 Reichsthaler); – „Ein fossiles Farnkraut aus den Osmundaceen von Ilia bei Chemnitz; nebst vergleichenden Skizzen über den Bau des Farnstammes“ [Bd. Vl (1853)]; – *„Die fossile Flora von Gleichenberg“ [Bd. VII] (Wien 1854, 4°., 28 S., 8 KK.) Unger führt 41 Species von Gleichenberg auf, darunter 33 neue, welche er auch bestimmt; – „Beiträge zur Kenntniß der niedersten Algenformen nebst Versuchen, ihre Entstehung betreffend, a) Versuche über generatio aequivoca. b) Algologische Beobachtungen“ [Bd. VII (1854)]; – „Beitrag zur Paläontologie des Thüringerwaldes“ [Bd. XI (1855), 4°]; – „Ueber fossile Pflanzen des Süßwasserkalkes und Quarzes“ [Bd. XIV (1856), 4°.]; – „Zur näheren Kenntniß des Leithakalkes und dessen vegetabilischer Einschlüsse“ [ebd.]; – „Das System der Milchsaftgänge in Alisma Plantago“ [Bd. XIII (1857), 4°.]; – „Ueber Wachsthum des Stammes und die Bildung der Bastzellen“ [Bd. XVI (1858), a, S. 19 u. f.]; – *„Sylloge plantarum fossilium. Sammlung fossiler Pflanzen besonders aus der Tertiär-Formation. Mit 21 (lithographirten) Tafeln“ [Bd. XIX (Wien 1860, gr. 4°., 48 S.); Bd. XXII, mit 12 (lithographirten) Tafeln [56] (Wien 1862, gr. 4°., 36 S.); Bd. XXV, mit 24 (lithographirten) Tafeln im Tondruck (Wien 1866, gr. 4°., 76 S.)]; – *„Die fossile Flora von Kumi auf der Insel Euböa“ [Bd. XXVII] (Wien 1867, gr. 4°., 66 S., mit 17 Steintafeln im Tondruck, in 4°. und Fol.); – *„Die fossile Flora von Radoboj in ihrer Gesammtheit und nach ihrem Verhältnisse zur Entwickelung der Vegetation der Tertiärzeit. Mit 5 (lithographirten) Tafeln im Tondruck“ [Bd. XXIX] (Wien 1869, Imp.-4°., 46 S., mit eingedruckten Holzschnitten); – „Die fossile Flora von Szántó in Ungarn. Mit 5 (lithographirten) Tafeln im Tondruck“ [Bd. XXX (1869), gr. 4°.] (Wien 1869, 20 S.). – In den „Sitzungsberichten der (Wiener) kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Mathematisch-naturwissenschaftliche Classe“: „Mikroskopische Untersuchungen des atmosphärischen Staubes von Gratz“ (mit 5 Tafeln) [Bd. III (1849), S. 230 u. f.]; – „Einige fossile Pflanzen aus dem lithographischen Schiefer von Solenhofen“ [Bd. I (1849)]; – „Commissionsbericht über die Erforschung Bayerns und Vorschläge zu ähnlicher Erforschung Oesterreichs“ [Bd. V (1850)] zugleich mit Fenzl erstattet; – „Eine Fischart aus den Tertiärablagerungen von Parschlug“ [Bd. VII (1852)]; – *„Die im Salzberge zu Hallstadt vorkommenden Pflanzentrümmer“ [ebd.]; gemeinschaftlich mit F. Hruschauer; mit eingedruckten Holzschnitten; – „Nehmen die Blätter dunstförmiges Wasser aus der Atmosphäre auf?“ [Bd. IX (1852)]; – „Ueber Saftbewegung in den Zellen von Vallisneria spiralis“ [Bd. VIII (1852)]; – „Einiges über Vaucheria clavata“ [Bd. VIII]; – „Linné’s Museum in Hammarbü“, mit 1 Tafel [Bd. IX]; – „Ueber versteinerte Holzstämme im Hafen von Sigri auf Lesbos“ [ebd.]; – „Nachträgliches zu den Versuchen über Aufsaugung von Farbestoffen durch lebende Pflanzen“ [Bd. X]; – „Versuche über Luftausscheidung lebender Pflanzen“ [ebd.]; – „Notiz über ein Lager von Tertiärpflanzen im Taurus“ [Bd. XI (1853)]; – „Welchen Ursprung hat das von den grünen Pflanzentheilen abgeschiedene Stickgas?“ [Bd. X (1853)]; – „Einiges über Organisation des Blattes der Victoria regia Lindl.“, mit 1 Tafel [Bd. XI (1853)]; – „Beiträge zur Physiologie der Pflanzen“: a) „Bestimmung der in den Intercellulargängen enthaltenen Luft“; b) „Einfluß der atmosphärischen Luft auf die mit ihr eingeschlossenen Pflanzentheile“; c) „Versuche über die Function der Luftwurzeln“ [Bd. XII, S. 367–396]; d) „Studien über sogenannte Frühlingssäfte der Pflanzen“, mit 1 Tafel; e) „Zur näheren Kenntniß des Honigthaues“; f) „Ueber Oeffnen und Schließen der Spaltöffnungen“, mit 2 Tafeln [Bd. XXV, S. 441–470; Bd. XXVIII, S. 111]; g) „Ueber die Allgemeinheit wässeriger Ausscheidungen und deren Bedeutung für das Leben der Pflanzen“ [Bd. XXVIII, S. 112]; h) „Ueber den anatomischen Bau des Moosstammes“, mit 4 Tafeln; i) „Ueber die kalkausscheidenden Organe der Saxifraga crustata Vest“; k) „Wachsausscheidungen aus einigen Pflanzentheilen“; l) „Honigthau in Afrika“ [Bd. XLIII, Abthlg. 2, S. 497 bis 530]; m) „Neue Untersuchungen über die Transpiration[WS 1] der Gewächse“ [Bd. XLIV, Abthlg. 2, S. 181–217 und S. 327–368]; n) „Studien zur Kenntniß des Saftlaufes der Pflanzen“, mit 1 Tafel [Bd. L, Abthlg. 1. S. 106–140]; o) „Ueber die Ausfüllung alternder und verletzter Spiralgefäße durch Zellgewebe“, mit 2 Tafeln [Bd. LVI, Abthlg. 1. S. 751–769]; p) „Weitere Untersuchung über die Bewegung der Pflanzensäfte“ [Bd. LVIII, Abthlg. 1, S. 392–418]; – „Zur Flora des Cypridinenschiefers“ [Bd. XII, S. 595]; – „Die organischen Einschlüsse des Cypridinenschiefers des Thüringerwaldes“ [Bd. XVIII, S. 392]; gemeinschaftlich mit Richter; – „Pflanzenreste im Thonmergel des Kohlenflötzes von Praevali in Kärnthen“, mit 1 Tafel [ebd., S. 28]; – „Botanische Streifzüge auf dem Gebiete der Culturgeschichte“: a) „Nahrungspflanzen der Menschen“, mit 1 Karte [Bd. XXIII (1857), S. 159–254; Bd. XXIV, S. 383–454]; b) „Die Pflanze als Erregungs- und Betäubungsmittel“ [ebd.]; c) „Die Pflanze als Zaubermittel“ [Band XXXIII (1858), S. 303–356]; d) „Die Pflanzen des alten Aegypten“, mit 9 Tafeln [Bd. XXXVII, S. 121; Bd. XXXVIII, S. 69–140]; e) „Inhalt eines altägyptischen Ziegels der Umfassungsmauer von El-Kab“, mit l Tafel [Bd. XLV, Abthlg. 2 (1862), S. 75–88]; f) „Der Waldstand von Dalmatien einst und jetzt“ [Bd. L, Abthlg. 1 (1864), S. 211–223]; g) „Ein Ziegel aus der Pyramide von Daschur in Aegypten“ [Bd. LIV, Abthlg. 1 (1866), S. 33–62] h) „Organische Einschlüsse eines Ziegels der alten Judenstadt Ramses in Aegypten“ [57] [Bd. LV, Abthlg. 1 (1867) S. 198–206]; i) „Der Rosmarin und seine Verwendung in Dalmatien“ [Bd. LVI, Abthlg. 1 (1868), S. 586–599]; – „Der Stock im Eisen der Stadt Wien“ [Bd. XXVI (1857)]; – „Der versteinerte Wald von Cairo“, mit 3 Tafeln [Bd. XXXIII (1858), S. 209–233]; – „Die Pflanzenreste der Lignitablagerung von Schönstein“, mit 2 Tafeln, Anhang zu Friedrich Rolle’s „Die Lignitablagerung des Beckens von Schönstein in Untersteiermark und ihre Fossilien“ [Bd. XLI (1860), S. 47 bis 52]; – „Ueber einen in der Tertiärformation sehr verbreiteten Farn“, mit 2 (lithographirten) Tafeln in 4°. [Bd. XLIX, Abthlg. 1 (1864), S. 289–297]; – „Bericht über die auf die Möglichkeit des Vorhandenseins von Pfahlbauten in den ungarischen Seen im Sommer 1864 unternommenen Untersuchungen“ [Bd. L, Abthlg. 1, S. 500 bis 508]; – „Ueber einige fossile Pflanzenreste aus Siebenbürgen und Ungarn“, mit 1 Tafel [Bd. LI, Abthlg. 1 (1865), S. 373 u. f.]; – „Ueber fossile Hölzer in Abyssinien“, mit eingedruckten Holzschnitten und 1 Steintafel in Qu.-4°. [Bd. LIV (1866)]; – „Kreidepflanzen aus Oesterreich“, mit 2 Tafeln, davon 1 colorirt. in Qu.-4°. [Bd. LV, Abtheilung 1 (1867), S. 642–654]; – „Ueber Geräthschaften aus der Steinzeit“, mit 1 Steintafel [Bd. LV (1867)]; – „Ueber Anthracitlager in Kärnthen“, mit 3 lithographirten Tafeln im Tondruck [Bd. LX, Abthlg. 1 (1869), S. 777–794]; – „Ueber Lieschkolben (Typha) der Urwelt“, mit 3 Steintafeln [Bd. LXI, Abthlg. 1 (1870), S. 94–116]. – In den „Nova acta Academ. Leopold. Carolinae“ zu Bonn: „Die Metamorphosen der Ectosperma (Vaucheria) clavata[vol. 13, pars 2, 1827]; – „Algologische Beobachtungen, a) Die Lebensgeschichte der Ulva terrestris. Rth. Hautalge, b) Ueber Palmella globosa Agdh. c) Ueber Fortpflanzung von Nostoc sphaericum[vol. 16, pars 2]; – „Mikroskopische Beobachtungen: a) Neuere Beobachtungen über die Moosanthere und ihre Samenthierchen. b) Ueber Oscillatoria labyrinthiformis Agdh. Eine Bewohnerin warmer Quellen, c) Beschreibung einer neuen Art von Gomphonema, einem Pflanzeninfusorium“ [vol. 18 (1837)]; – „Weitere Beobachtungen über die Samenthiere der Pflanzen“ [ebd.]; – „Ueber fossile Pflanzen und Insecten von Radoboj“ [vol. 19 (1842), p. 2]; – *„Beschreibung und Erklärung einiger Antholysen von Primula chinensis Lindl.[vol. 22 (1847), p. 2] (Breslau und Bonn 1850, Weber, gr. 4°., 18 S. u. 2 Steindrucktafeln [1 colorirt]); – In der Zeitschrift „Flora“: „Beiträge zur speciellen Pathologie der Pflanzen“ [1829, Nr. 19 und 20]; – „Ueber den unmittelbaren Uebergang des sprossenden vegetativen Lebens in das bewegte infusorielle und umgekehrt; zunächst über die Metamorphose von Ectosperma clavata“ [1830, Nr. 36]; – „Ueber Zahlenveränderung in den Blütentheilen von Chrysosplenium alternifolium“ [1832, Nr. 11]; – „Ueber das Dasein, die Form und den Zweck der sogenannten Poren (richtiger Tüpfel) in Zellgewebswandungen“ [ebd., Nr. 37]; – „Ueber Bewegung der Moleküle“ [ebd., Nr. 45]; – „Die Pflanze als Wirbelgebilde“ [ebd., Nr. 10]; – „Bridel’s Catoptridium smaragdinum“ [1834, Nr. 3]; – „Die Anthere von Sphagnum (capillifolium)“ [ebd., Nr. 10]; – „Ueber die Bedeutung der Lenticellen“ [1836, Nr. 37 und 38]; – „Weitere Beobachtungen über die Samenthiere der Pflanzen“ [1838, Nr. 40]; – „Zur Pflanzengeographie“ [ebd., Nr. 40]; ein Vortrag, den Unger 1837 in der Naturforscher-Versammlung in Prag gehalten: – „Ueber den Bau der Calamiten“ [1840, Nr. 41 und 42]; – „Versuche über Ernährung der Pflanzen“ [1842, Nr. 16]; – „Trifolium repens anomalum“ [ebd., Nr. 24]; – „Ueber Zuckerdrüsen der Blätter“ [1844, Nr. 41]; – „Ueber das Flimmerorgan der Vaucheria“ [1845, Nr. 40]. – In der „Allgemeinen Botanischen Zeitung“: „Besprechung von Meyen’s neuem System der Pflanzenphysiologie“ [1838, im Literaturbericht Nr. 1, und 1839]; – „Ueber Lanosa nivalis“ [1844, Nr. 33]; – „Botanische Beobachtungen“, und zwar: a) „Ueber einen in großer Verbreitung an Nadelhölzern beobachteten Fadenpilz (Graphium penicilloides Cord)“ [1847, Nr. 15]; b) „Ueber den Grund der Bildung von Jahreslagen dikotyler Holzpflanzen“ [ebd., Nr. 16]; c) „Die Intercellularsubstanz und ihr Verhältniß zur Zellmembran bei Pflanzen“ [ebd., Nr. 17]; d) „Beitrag zur Kenntniß der in der Kartoffelkrankheit vorkommenden Pilze und der Ursache ihres Entstehens“ [ebd., Nr. 18]; e) „Pflanzengeschichtliche Bemerkungen über den Kaiserwald bei Gratz“ [ebd., Nr. 17]; f) „Ueber Entwickelung des Embryo von Hippuris vulgaris“ [ebd., Nr. 18]; g) „Ueber einige interessante Pflanzenabdrücke aus der [58] Petrefactensammlung in München“ [ebd., Nr. 19]; – „Ueber Structur einiger reizbarer Pflanzentheile“ [1862, Nr. 15]; – „Die Bewegungserscheinungen an den Staubfäden von Centaureen“ [1863, Nr. 2]. – In der „Steiermärkischen Zeitschrift“: „Beiträge zur Flora Steiermarks“ [Jahrg. III (1836), Heft 2]; – „Ergebnisse eines naturhistorischen Ausfluges nach Untersteiermark“ [ebd.]; – „Betrachtungen über die Natur der Pflanzen, welche die Oberfläche der Erde in ihren verschiedenen Entwickelungs-Epochen bedeckten. Uebersetzung aus dem Französischen des Brogniart“ [Jahrg. IV (1837), Heft 2]; – „Geognostische Bemerkungen über die Badelhöhle bei Peggau“ [Jahrg. V (1838), Heft 2]; – „Reisenotizen über Rohitsch, Agram und Radoboj“ [ebd.]; – „Ueber ein Lager vorweltlicher Pflanzen auf der Stangalpe in Steiermark“ [Jahrg. VII, Heft 1]; – „Naturhistorische Bemerkungen über den Lindwurm zu Klagenfurt“ [ebd., Heft l]; – „Die Heuschreckenzüge in Steiermark“ [Jahrgang IX, Heft l]; sie fanden in den Jahren 1470, 1480, 1543, 1572 und 1782 statt; – „Die fossile Flora von Parschlug“ [ebd., Heft 1]; innerhalb fünf Jahre sammelte Unger daselbst 141 Arten, darunter vorherrschend nordamerikanische Typen. – In der Zeitschrift „Linnaea“: „Anatomische Untersuchung der Fortpflanzungstheile von Riccia“ [Bd. XIII (1839)]; – „Die Andritzquelle von Gratz in Bezug auf ihre Vegetation“ [ebd.]; – „Ueber die Genesis der Spiralgefäße“ [Bd. XV (1841)]; – „Einiges zur Lebensgeschichte der Achlya prolifera“ [Band XVII (1843)]. – In der „Stiria“: „Ueber Runengräber bei St. Andrä im Sausal“ [1846, Nr. 96]. – In den „Verhandlungen der zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien“: „Ueber eine fossile pinus Cembra“ [Bd. IV]. – Im „Neuen Jahrbuch für Mineralogie und Geognosie“: „Ueber die Untersuchung fossiler Stämme und holzartiger Gewächse“ [1842, S. 149]. – In den von Wilh. Haidinger herausgegebenen „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“: „Pflanzenabdrücke im Schwefelflötze von Swoszowice in Galizien“ [1849]; Unger fand im Pliocen 20 Species, darunter 14 neue, welche er bestimmt. – Im „Boten für Tirol“: „Ueber den rothen Schnee der Alpen und Polarländer“ [1831, im October]. – In den „Oekonomischen Neuigkeiten und Verhandlungen“: „Kritik dreier Werke (von Münter, Fitzhold und Tocke) über die Krankheit der Kartoffeln“ [1847, Nr. 94]. – Im „Almanach der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften für 1854“: „Die Pflanze und die Luft“. Rede, gehalten am 30. Mai 1854 bei der feierlichen Sitzung der kaiserlichen Akademie. – In der „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode“, 1832: „Die Felbertauern“ [Gebirge an der Grenze zwischen Salzburg und Tirol in der Nähe von Kitzbüchel]. – In dem Werke: „Reise der österreichischen Fregatte „Novara“ um die Erde in den Jahren 1857 bis 1859. Geologischer Theil“: „Fossile Pflanzenreste aus Neu-Seeland“ [Bd. I, Abthlg. 2 (1856),]; zählt 15 neue von Unger bestimmte Species auf. – In der „Gratzer Tagespost“: „Gegen Schmälerung des Joanneum-Gartens in Gratz“ [1861, Nummer vom 29. bis 31. Juli]; – „Die sinaitische Halbinsel“ [1869]. – Im „Gratzer Telegraph“: „Zur Reform der Naturaliensammlungen im Joanneum“ [26. December 1863 und 2. Jänner 1864]. – In der „Oesterreichischen Revue“: „Die Inseln Curzola und Lacroma“ [1866, 2. Heft], – In den „Mittheilungen des naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark“: „Ueber geologische Bilder“ [1868, Bd. I, Heft 5]; – „Geologie der europäischen Waldbäume. I. Laubhölzer. II. Nadelhölzer“, mit 3 Steintafeln; erschien auch im Sonderabdruck (Gratz 1869 und 1870, Leuschner und Lubensky, gr. 8°., 135 S.). – In den „Beiträgen zur Petrefactenkunde von G. Gf. zu Münster“: „Ueber einige neue noch wenig bekannte fossile Pflanzen“ [1842, 5. Heft]. – In der „Botanischen Zeitschrift“: „Ueber das Wachsthum der Internodien“ [1844, Nr. 28–30]; – „Ueber Calamiten und schachtelhalmähnliche Gewächse der Vorwelt“ [ebd., Nr. 11]. – Im „Jahrbuch für Mineralogie und Geognosie“: „Die Liasformation in den nördlichen Alpen von Oesterreich“ [1848]. – In der Zeitschrift „Isis“: „Ueber das Einwurzeln parasitischer Gewächse“ [1833]; es ist ein Vortrag, den Unger in der 1832 stattgehabten Naturforscher-Versammlung in Wien gehalten. – Im „Museum für Naturgeschichte“ [später „Annalen des Wiener Museums“] (Wien): „Beiträge zur Kenntniß (phanerogamer) parasitischer Pflanzen“ [59] [Bd. I, 1835; Bd. II, 1840]; – „Ueber Krystallbildung in den Pflanzenzellen“ [Bd. II, 1840].
II. Quellen zur Biographie. Reyer (Alex. Dr. und Prof.). Leben und Wirken des Naturhistorikers Dr. Franz Uriger. Professor der Pflanzenanatomie und Physiologie (Gratz 1871, Leuschner und Lubensky, 1 Blatt und 100 S., gr. 8°.) [im Auftrage des Vereines der Aerzte in Steiermark, eine vortreffliche Unger’s Leben und Werke chronologisch behandelnde Monographie, wohl das Beste, was über denselben geschrieben worden ist. Auch würde sie nichts an ihrem Werthe eingebüßt haben, wenn der Verfasser es hätte über sich bringen können, Abgeschmacktheiten, wie folgende, wegzulassen: „Seine Vorlesung aber schloß er mit den Worten: der Mensch, das Ebenbild des Schöpfers auf Erden, möge wie er, stets in Licht und Wahrheit einherwandeln! – Unger war gern mit einem heilenden biblischen Balsam zur Hand“]. – Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1870 (Wien, Hof- und Staatsdruckerei, 8°.) S. 117–145 im Vortrag des General-Secretärs v. Schrötter mit dem prächtigen Motto: „In lapidibus, herbis et verbis“, welches Unger selbst seinem Werke über Cypern vorangesetzt hat. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) 20. September 1856, Nr. 690, S. 184: „Franz Unger“. – Mittheilungen des naturhistorischen Vereines für Steiermark (Gratz, 8°.) Bd. II (1870), S. Heft, S. 270: „Gedächtnißrede“, gehalten (von H. Leitgeb) [auch im Separatabdruck erschienen]. – Neue Freie Presse (Wiener politisches Blatt) 1870, Nr. 2000 im Feuilleton: „Der Naturforscher Franz Unger, gestorben 13. Februar 1870“. Von Oskar Schmidt. – Dieselbe, 15. Februar 1870, Nr. 1963: „Franz Unger“. – Neues Tagblatt (Gratz) 1870, Nr. 55: „Franz Unger“. Von Karl Vogt. [Auch in der „Neuen Freien Presse“ 1870, Nr. 1973 und in der „Tagespresse“ (Wien) 1870, Nr. 55]. – Oesterreichische botanische Zeitschrift (Wien, 8°.) XIV. Jahrgang, Jänner 1864, Nr. 1: „Galerie österreichischer Botaniker VIII. Franz Unger“. Von August Neilreich. – Tagespost (Gratz) 1870, Nr. 45: im Feuilleton „Ein deutsches Forscherleben“. Von Dr. J. B. Holzinger. – Ratzeburg (J. T. C. Dr.). Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon (Berlin 1872, Fr. Nicolai, 4°.) [nur für Herrn Ratzeburg ist der anerkannte und große Naturforscher Unger noch nicht groß genug, und seinem Namen entsprechend, benagt dieser Lexikograph den Gelehrten an einer und der anderen Stelle der wissenschaftlichen Thätigkeit desselben].
III. Zum Tode des Professors Franz Unger. Sein Tod erfolgte so plötzlich und unter so eigenthümlichen Umständen, daß man im ersten Augenblicke dachte, es sei ein Verbrechen verübt worden. Bald durchzogen die sonderbarsten Gerüchte die Stadt, man scheute sich nicht, ehe noch die Leiche in die stille Erde gebettet war, die Geheimnisse des Familienlebens ans Tageslicht zu zerren, kurz zu alledem die Presse zu mißbrauchen, was mit der Freiheit, die ihr als heiliges unantastbares Gut zukommt, im traurigsten Gegensatze steht. Jedes Journal wußte Anderes zu berichten, die Geschichte verwickelte sich mir jeder Stunde mehr, und endlich sollten die Gerichte den Knoten lösen, den die von Rücksichtslosigkeit, Scandalsucht und Schadenfreude ausgestreuten Gerüchte geschürzt hatten. Wir theilen im Folgenden nun die von den besonderen Correspondenten der Hauptblätter denselben zugekommenen Berichte mit, welche im Ganzen das erschöpfende Material darbieten über ein Ereigniß, über welches sich schließlich das untersuchende Gericht doch nicht klar geworden ist, während die öffentliche Meinung zuletzt zur Überzeugung gelangte, daß man es hier mit einem plötzlichen Todesfälle zu thun habe, der jeden gewaltthätigen Act ausschließe, welchen allerdings die Situation, in die der hilflos Endende versetzt wurde, anfänglich vermuthen ließ. [Constitutionelle Vorstadt-Zeitung (Wien, Fol.) 1870, Nr. 55, im Feuilleton: „Ein räthselhafter Mord“. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1870, Nr. 45, Nr. 47 in den Tagesnotizen; Nr. 48: „Das räthselhafte Ende des Professors Franz Unger“; Nr. 49 in den Tagesnotizen; Nr. 50: „Das räthselhafte Ende u. s. w.“; Nr. 53: „Affaire Unger“; Nr. 56: „Mittheilung des Professors Oskar Schmidt; Nr. 57: „Zur Affaire Unger“; Nr. 69: „Der Tod des Professors Unger“ (Mittheilungen des Professors Oskar Schmidt); Nr. 96: in den Tagesnotizen (ein Brief Unger’s aus dem Jahre 1863, worin dieser über seine von Zeit zu Zeit eintretenden lähmenden Anfälle an [60] Dr. Schroff schreibt); Nr. 125: „Zum Abschlusse der Affaire Unger“. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1870, Nr. 1962 in der „kleinen Chronik“: „Hofrath Dr. Unger †“; Nr. 1965 ebenda; Nr. 1966 Morgenblatt in den Tagesnotizen; Abendblatt in der „kleinen Chronik“; Nr. 1967 Abendblatt ebenda; Nr. 1968 in den Tagesnotizen; Nr. 1969 im Abendblatt; Nr. 1971: „Affaire Unger“; Nr. 2012 Abendblatt in der „kleinen Chronik“. – Neues Tagblatt (Gratz, 40,) 22. Februar 1870, Nr. 50: „Ueber den Tod des Hofrathes Dr. Unger“. – Neues Wiener Tagblatt, 1870, Nr. 48: „Der Tod des Hofrathes Unger“; Nr. 69: „Ueber den Tod des Prof. Unger“; Nr. 140: „Zum Todesfall des Professors Unger“. – Tagespost (Gratzer polit. Blatt, kl. Fol.) 1870, Nr. 44: „Ueber die Todesart Unger’s Nr. 50: „Affaire Unger“; Nr. 51: „Affaire Unger“; Nr. 66: „Der Tod des Professors Unger“: Nr. 136: „Zur Affaire Unger“ [insofern wichtig, als wir hier zum ersten Male auf Spuren der „Verbrechenriecherei“ gerathen, indem Dr. Alexander Rollet in seinem Gutachten den Ausspruch that: „Die äußeren Verletzungen wurden sehr wahrscheinlich dem Dr. Unger von fremder Hand beigebracht“]. – Tagespresse (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1870, Nr. 49: „Hofrath Franz Unger“ Originalbericht [mit dem aufregenden, durch nichts gerechtfertigten Ausspruche: „Wahrscheinlicher freilich ist es, daß hier ein Mord vorliegt“]. – Triester Zeitung (Fol.) 1870, Nr. 43 im Feuilleton: „Gratzer Tagessplitter“; Nr. 61 im Feuilleton: „Aus Gratz“. – Wanderer (Wiener polit. Blatt, gr. Fol.) 7. Mai 1870, Nr. 125: „Einstellung des Strafverfahrens über den Todesfall Unger’s“ [ein in alle Einzelheiten gründlichst eingehender Act, der aller „Verbrechenriecherei“ auf Grundlage wohl erwogener Thatsachen und nach Prüfung aller Umstände ein Ende macht].
IV. Porträte. 1) Holzschnitt in der „Leipziger Illustrirten Zeitung“, ohne Angabe des Zeichners und Xylographen (ähnlich, aber ungemein idealisirt). – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „F. Unger“. Lithogr. von Kriehuber. Druck von Gerhart. Wien (8°.). – 3) Auf einem lihographirten Gruppenbilde von Wiener Aerzten und Professoren. – 4) Holzschnitt ohne Angabe des Zeichners und Xylographen in Joh. Nep. Vogl’s „Volkskalender für 1871.“ (8°,). – 5). Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „F. Unger“. Dauthage 1853, nach der Natur gezeichnet und lithographirt. Gedruckt bei J. Höfelich (Wien bei Joseph Bermann u. s. w., Fol.) [besonders bemerkenswerth dadurch daß im sogenannten Ordensknopfloch statt eines Ordens ein Pflanzenzweig hervorschaut). – 6) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „F. Unger“. Rud. Hoffmann 1856 (lith.). Nach einer Photographie von F. Küß in Wien. Druck von J. Haller (Eigenthum und Verlag von George André Lenoir. Aus der Galerie ausgezeichneter Naturforscher (Fol.). – 7. Lithographie von E. Kaiser in der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“, in der „Galerie österreichischer Botaniker“ (8°.).
V. Nach Unger benannte Pflanzenspecies und Pflanzengenus. Die beiden Botaniker Schott und Endlicher haben das Genus Ungeri nach unserem Gelehrten Franz Unger aufgestellt. Ungeria gehört den Sterculiaceen an und wird durch einen stattlichen Baum mit großen rothen malvenähnlichen Blüten, der auf der Insel Norfolk gedeiht, vertreten. Von Species versuchte Unger’s Biograph Dr. Alex. Reyer eine Zusammenstellung zu machen, welche die folgenden umfaßt: Pecopteris Ungeri aus dem Wealden; Psaronius Ungeri aus dem Todtliegenden; Phyllites Ungeri aus dem Muschelkalke; alle drei Filicesarten; Widdringtonia Ungeri (Cupressinee) von Parschlug; Pinus Ungeri Endl. (Conifere) von Radoboj; Banksia Ungeri (Proteacce) von Soczka; Stenonia Ungeri (Conifere); Quercus Ungeri (Cupulifere); beide aus der niederrheinischen Braunkohlenflora; Zelcova Ungeri Ettingsh.; Diyandra Ungeri (Proteacee); Typha Ungeri Star. (Typhacee, verkieselt vor Kumi); Sapindus Ungeri Ettingsh. (Sapindacee); Carya Ungeri (Rhamnee) Ettingsh.; beide aus Radoboj; Villarsites Ungeri (Gentianae) von Monte Bolca; alle bisher genannten Species sind fossil; Silene Ungeri Fenzl (Silenee); Grimmia Ungeri Juratzka (Laubmoos); Biatora Ungeri Kotschy (Flechte); Cladophora Ungeriana Grunow (Alge); Palmella Ungeriana (Alge); Fragilaria Ungeriana Grunow aus Griechenland und Cypern sind jetztlebende Pflanzen.
[61] VI. Unger’s katholische Botanik. Von diesem Specificum wurde viel nach Unger’s Tode gefabelt. Es hieß, daß der Gelehrte einen Vortrag, der obigen Titel führe, habe halten wollen, und daß das Manuscript, nach welchem man in seinem Nachlasse gesucht, „verschwunden sei“. Es handelt sich in diesem Vortrage wohl um eine Darstellung jener Pflanzen, deren sich der katholische Cultus zur Symbolisirung seiner Ceremonien und Bräuche vorzugsweise bedient. Eine gewisse Partei fürchtete nun eine Profanirung heiliger Bräuche, was aber gar nicht in Unger’s Absicht lag, der vielmehr, wie er dies bei anderen Pflanzen gethan, z. B. bei den Pflanzen des alten Aegypten, bei den Pflanzen als Zaubermittel, beim Rosmarin u. dgl., nur einen culturhistorischen Essay über verschiedene beim kirchlichen Cultus der Katholiken verwendete Pflanzen zu geben vorhatte. Die Sache aber wurde anders gedeutet, kam ins Publicum, worauf Unger’s Sohn Theodor die Erklärung veröffentlichte, daß bei der Durchsicht der hinterlassenen Manuscripte seines Vaters tatsächlich für diesen Vortrag wohl Material, sonst aber auch keine Spur einer Verarbeitung desselben sich vorgefunden habe. Der Vortrag sei also nicht verschwunden, sondern überhaupt nicht vorhanden gewesen.
VII. Dr. Franz Unger’s Denkmal. Bald nach dem geheimnißvollen Tode Unger’s wurde von Gelehrten und Freunden der Wissenschaft der Gedanke angeregt, dem Verewigten im Weichbilde der Stadt Gratz, in welcher er so viele Jahre gelebt und gewirkt, ein Denkmal zu setzen. Die Ausführung des Monuments ward dem Wiener Bildhauer Kundtmann übertragen. Von dem ursprünglichen Gedanken, dasselbe im botanischen Garten, wo es nur wenig gesehen würde, zu errichten, ging man bald zu dem Plane über, die Aufstellung an einem geeigneten Platze des Stadtparkes vorzunehmen. Die Marmorbüste, von Kundtmann bereits 1872 in 11/2 natürlicher Grüße beendet, wurde bis zu definitiver Entscheidung provisorisch in einem Saale des Joanneums aufgestellt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Transspiration.