Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reuß, Franz Ambros
Band: 25 (1873), ab Seite: 356. (Quelle)
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Reuß, Gustav (Arzt und Botaniker, geb. zu Groß-Röcze in der Gömörer Gespanschaft Ungarns 4. Jänner 1818, gest. ebenda 12. Jänner 1861). Sein Vater Samuel R. war protestantischer Prediger in Groß-Röcze, selbst ein großer Freund der Naturwissenschaften. der seinen Sohn in das Studium der Botanik einführte und für den ärztlichen Beruf vorbereitete. Nachdem dann Gustav die Vorbereitungsschule in seinem Geburtsorte besucht hatte, ging er nach Rosenau, später nach Preßburg, wo er die Humanitätsclassen beendete und darauf die Pesther Hochschule bezog, an welcher er die Medicin studirte. Während dieser Zeit aber betrieb er ununterbrochen das Studium der Pflanzenkunde. In Wien beendete er die medicinischen Studien und erlangte dort die Doctorwürde. Nun in’s Elternhaus zurückgekehrt, beschäftigte er sich vornehmlich mit dem Studium der Flora seiner Heimat und fand und beschrieb viele neue, dort aufgefundene Pflanzen. Im Jahre 1844 kam er als Arzt nach Miskoweć und beschäftigte sich neben seinem Berufe fleißig mit dem Studium der dortigen Flora und mit jenem der umliegenden Comitate. Die Revolutionsjahre 1848 und 1849 rissen ihn vollends aus der ihm liebgewordenen Beschäftigung, denn sein ärztlicher Beruf rief ihn zur Pflege und Behandlung der zahlreichen Verwundeten und Kranken, deren Zahl beim Ausbruche der Cholera eine ansehnliche war. Nachdem die Revolution bewältigt war, folgte er 1851 einem Rufe als Stadtarzt nach Groß-Röcze, wo er die letzten Tage seines schwer leidenden Vaters (gest. 22. December 1852) lindern konnte, nebenbei aber fleißig an seinem botanischen Wörterbuche in slovakischer Sprache arbeitete. Dasselbe erschien unter dem Titel: „Kveta slovenska“, d. i. Slovakische Flora (Schemnitz 1853), weil es die Aufzählung und Beschreibung der in der ungarischen Slovakei wild wachsenden [357] Pflanzen enthält. Er widmete es seinem verewigten Vater, als seinem „ersten Lehrer in der Botanik“. Das Werk, mit dessen Herausgabe R. mannigfache Hindernisse und Schwierigkeiten zu bekämpfen hatte, fand in Fachkreisen die beifälligste Aufnahme, und der berühmte Naturforscher Purkyně [Bd. XXIV, S. 94] begrüßte dasselbe als eine vorzügliche, namentlich in der Beschreibung der Kryptogamen gediegene Arbeit. Insbesondere ist es in Bezug auf die slavische botanische Terminologie ein höchst schätzbares Werk. Nachdem die Terminologie möglichst kurz abgehandelt wird, folgt das botanische Wörterbuch, dann die Anleitung zur Bestimmung der Pflanzen nach dem Linné’schen Systeme. Daran schließt sich die Beschreibung von mehr denn 2000 Species, welche auf folgendem Gebiete wachsen: nach West und Ost, von Preßburg angefangen längs dem Zuge der Karpathen bis an die Quellen der Theiß, östlich das Gebiet der Theiß bis nach Tokay, südlich die Donau bis Waitzen und von da in gerader Linie über Miskolcz nach Tokay. Neben diesem seinem Hauptwerke schrieb R. noch mehreres Andere, darunter einen Nomenclatur der Kryptogamen; – über den Nutzen der in der Slovakei wild wachsenden Pflanzen mit besonderer Rücksicht auf ihre Heilkräfte; – die Mutter Gottes von Coltov, ein historischer Roman über das Schloß Murany; – eine Topographie von Groß-Röcze, – eine Chronik der Gömörer Gespanschaft; – ein Elementarbuch über Astronomie; – über Pflanzen-Mikroscopie u. dgl. m. Was davon im Drucke erschienen, ist bei völligem Mangel an Katalogen über die in Ungarn erscheinenden Werke nicht anzugeben. Außerdem befanden sich in seinem Nachlasse zahlreiche Collectaneen zu einem etymologischen[WS 1] Wörterbuche und ein reiches Herbar. Ein früher Tod – denn er starb in der Vollkraft des Lebens, erst 43 Jahre alt – entriß ihn der Wissenschaft, für die er bei seinem Feuereifer und umfassenden Wissen noch Ersprießliches hätte leisten können.

Sokol. Časopis pro krasno umenie a literatúru, d. i. Der Falke. Zeitschrift für Belletristik und Literatur. Redigirt von Paul Dobšinsky (Štiavnica, 4°.). – Kanitz (Aug.), Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik. Aus dem 33. Bande der Linnaea besonders abgedruckt (Halle 1865, 8°.) S. 229. – (Frauenfeld) Bericht über die österreichische Literatur der Zoologie, Botanik und Paläontologie aus den Jahren 1850, 1851, 1852, 1853 (Wien 1855, Braumüller, 8°.) S. 93, 115, 177.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ethymologischen.