BLKÖ:Zippe, Franz Xaver Maximilian

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 60 (1891), ab Seite: 169. (Quelle)
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Zippe, Franz Xaver Maximilian (Mineralog, geb. zu Falkenau in Böhmen am 15. Februar 1791, gest. in Wien am 22. Februar 1863). Sohn eines kleinen Grundbesitzers, schlug er sich mit einigen Mühseligkeiten und Entbehrungen durch die Studien. Das Gymnasium und die philosophischen Wissenschaften beendete er in Prag, dann aber wendete er sich den technischen Disciplinen zu und studirte am technischen Institute daselbst 1814 und 1815 Chemie, zugleich unter Professor Karl August Neumann in der Mineralogie sich ausbildend. Im Jahre 1819 fand er als provisorischer und 1820 als zeitweiliger Adjunct der Chemie am genannten Institute zunächst für zwei Jahre Anstellung, welche nach abgelaufener Frist auf weitere zwei Jahre verlängert wurde. Ueberdies erhielt er von den böhmischen Ständen die Bewilligung zu außerordentlichen Vorlesungen über Mineralogie und Geognosie an derselben Lehranstalt. Als dann 1823 das vaterländische Museum ins Leben trat, wurde er Custos der Mineralien- und Petrefactensammlung an demselben, in welcher Eigenschaft er die mineralogischen und geognostischen Vorlesungen am technischen Institute fortsetzte, bis ihn 1835 Seine Majestät zum ordentlichen Professor der Naturgeschichte und Waarenkunde daselbst ernannte. Nach vierzehnjähriger Wirksamkeit als solcher ward er am 31. August 1849 zum Director der neu ins Leben gerufenen Lehranstalt zu Przibram befördert. Doch schon am 22. November desselben Jahres erfolgte seine Ernennung zum o. ö. Professor der Mineralogie an der Universität in Wien, jedoch mit der Verpflichtung, die Errichtung der Przibramer Montanlehranstalt und ihre Leitung im ersten Jahre ihres Bestandes zu übernehmen. 1850 trat er dann sein Lehramt in Wien an, das er bis an seinen Tod versah. Während dieser verschiedenen Anstellungen bekleidete er, als er noch Professor am ständischen Institute war, die Custosstelle am vaterländischen Museum mit Verzichtleistung auf das bezogene Gehalt, von 1842 bis zu seinem Abgange von Prag 1849 die Stelle des beständigen Secretärs der k. k. patriotischen ökonomischen Gesellschaft, und von 1854 leitete er als Director der Prüfungscommission die Lehramtsprüfungen der Candidaten für Realschulen. [170] Mit dieser lehramtlichen Berufsthätigkeit fällt aber eine nicht minder umfassende schriftstellerische in seinen Fachwissenschaften zusammen, von welcher weiter unten eine Uebersicht folgt. Auch wußte Zippe seine Kenntnisse ganz direct praktischen Zwecken nutzbar zu machen; die böhmische Industrie verdankt seinen geognostischen Erfahrungen höchst werthvolle Aufschlüsse über die reichen Steinkohlenlager Böhmens. Bekannt ist in den industriellen Kreisen dieses Kronlandes die Thatsache, daß einer der reichsten Industriellen desselben sich mit ihm über die Möglichkeit der Auffindung von Kohlenlagern in der Nähe seiner Fabriken besprach. Dies geschah in Wien in Zippe’s Wohnung auf der Landstraße. Da entfaltete der Gelehrte eine Karte Böhmens auf seinem Arbeitstische und bezeichnete auf derselben einen Punkt, wo mit Zuverlässigkeit auf Kohlen zu schürfen sei. Der Industrielle bot in seiner freudigen Ueberraschung tausend Ducaten an, wenn sich diese Angabe bestätigen würde. Die Kohlen wurden richtig gefunden, die Fabrik ward überreich damit versorgt, aber die Auszahlung der versprochenen tausend Ducaten hatte der Industrielle – wohl im Drange der Geschäfte – gänzlich vergessen. Zippe aber war nicht der Mann, den Vergeßlichen an dessen Zusage zu erinnern. Und namentlich seine große Kenntniß des Steinkohlengebirges führte wesentlich zum Aufschwunge dieses Zweiges volkswirthschaftlicher Arbeiten, nutzbar gemacht mehr für Andere als für sich selbst. Mit einer Uneigennützigkeit ohne Gleichen förderte er die Arbeiten Anderer, so z. B. die von J. G. Sommer herausgegebenen 16 Bände der Topographie des Königreichs Böhmen. Mit einer ganz geringen Subvention bereiste er nacheinander die 16 Kreise, und dies war es, was ihm Veranlassung gab, die bekannten Kreybich’schen Kreiskarten nach seinen Untersuchungen und Erfahrungen geologisch zu coloriren, welche, wie Haidinger ausdrücklich bemerkt, den Forschungen der geologischen Reichsanstalt sehr zugute kamen. Für das Werk selbst lieferte er in jedem der 16 Bände, zu dem darin beschriebenen Kreise die allgemeine Uebersicht der physicalischen und statistischen Verhältnisse desselben, ferner die in der Topographie der einzelnen Dominien angegebenen orographischen und geognostischen Verhältnisse und endlich die vollständige größtentheils auf eigene Anschauung gegründete Topographie von 135 größeren und kleineren Dominien. Daß dem so verdienstvollen Manne von Seite der Wissenschaft reichliche Ehren zutheil wurden, versteht sich von selbst, naturwissenschaftliche Vereine Böhmens und anderer Kronländer Oesterreichs, sowie Deutschlands schickten ihm ihre Diplome, er war Ehrendoctor der Philosophie und Medicin der Universität Prag und bei Gründung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften fand sich sein Name unter der ersten Ernennung der Mitglieder, welche am 14. Mai 1847 erfolgte. Außerdem zeichnete ihn der Monarch durch Verleihung des Regierungsrathstitels und das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens aus.

Uebersicht der selbständig erschienenen und in Fachzeitschriften gedruckten Werke und Abhandlungen des Franz Zippe. I. Selbständige Werke.Physiographie des Mineralreiches (Wien 1839), bildet den zweiten Theil der „Leichtfaßlichen Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mineralreichs“ von Friedrich Mohs. – „Lehrbuch der Naturgeschichte und Geognosie für [171] Realschulen in den k. k. österr. Provinzen“ (ebd. 1841, 8°.). – „Anleitung zur Gestein- und Bodenkunde für Landwirthe, Forstmänner und Bautechniker“ (Prag 1846, 8°.). – „Lehrbuch der Naturgeschichte für Unterrealschulen“ (Wien 1853, 8°.). – „Geschichte der Metalle“ (Wien 1855). – „Charakteristik des naturhistorischen Mineralsystems” (ebd. 1858). – „Lehrbuch der Mineralogie” (ebenda 1859). II. In periodischen Fachschriften und gelehrten Zeitschriften: 1) in den von der Gesellschaft des vaterländischen Museums in Böhmen herausgegebenen Verhandlungen und Zeitschriften: „Beiträge zur Kenntniß des böhmischen Mineralreichs“ 1824. – „Charakteristik und Analyse des bei Žebrák im Berauner Kreise gefallenen Meteorsteines“ 1825. – „Ueber den Einfluß der mineralogischen Wissenschaften auf Künste und Gewerbe und ihren früheren und gegenwärtigen Zustand in Böhmen“ 1828. – „Chemische Untersuchung des Sternbergites“ 1828. – „Nachträge zu den Beiträgen zur Kenntniß des böhmischen Mineralreiches“ 1829. – „Beschreibung der Bohumilitzer Meteormasse“ 1830. – „Ueber das Vorhandensein der salzführenden Gebirgsformation in Böhmen“ 1830. – „Ueber einige in Böhmen vorkommende Pseudomorphosen“ 1832. – „Ueber den Steinmannit, eine neue Mineralspecies“ 1833. – „Ueber einige Krystallformen des Skapolites und des Gelbbleierzes“ 1834. – „Beiträge zur Geognosie einiger mittleren, östlichen und nordöstlichen Gegenden Böhmens“ 1835. – „Chemische Untersuchung des Comptonites vom Seeberge bei Kaaden“ 1836. – „Ueber den Hercinit, eine bisher unbekannt gebliebene Species des Mineralreiches“ 1839. – „Die Mineralien Böhmens nach ihren gemeinschaftlichen geognostischen Verhältnissen geordnet und beschrieben“, in sechs Abtheilungen in den Verhandlungen von den Jahren 1837–1842. – 2) in den Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: „Die Krystallgestalten der Kupferlasur“ 1830. – „Uebersicht der Gebirgsformationen in Böhmen“ 1831. – „Böhmens Edelsteine“ 1836. – „Ueber einige geognostische Verhältnisse in den Gebirgszügen der Mitte Böhmens“ 1845. – „Ueber den Cornwallit, eine neue Species des Mineralreiches“. – 3) in dem von J. V. v. Krombholz herausgegebenen Topographischen Taschenbuch von Prag: „Uebersicht der geognostischen Verhältnisse der Gegend von Prag“ 1837. – 4) in den Amtlichen Berichten über die Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Prag 1838. „Ueber den verschlackten Wall bei Bukowetz“. – 5) in der encyklopädischen Zeitschrift des Vereins zur Ermunterung des Gewerbfleißes in Böhmen: „Die Steinkohlen, ihr Werth und ihre Verbreitung in Böhmen“ 1842. – „Die allgemeine deutsche Industrieausstellung in Mainz im Jahre 1842.“ – 6) in den von der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft im Königreiche Böhmen herausgegebenen Schriften und Wirthschaftskalendern: „Die Flötzgebirge Böhmens mit besonderer Hinsicht auf ihre Kohlenführung“ 1835. – „Ueber die artesischen Brunnen und die Möglichkeit ihrer Einführung in Böhmen“ 1834. – „Etwas über Fischerei und über künstliche Vermehrung der Forellen und Lachse“ 1844. – „Ueber den Mergel, dessen Vorkommen in Böhmen und seine Anwendung in der Landwirthschaft“ 1847. – „Ueber die Anwendung der Schwefelsäure in der Landwirthschaft“ 1847; – in den Wirthschaftskalendern, welche Zippe als Secretär der Gesellschaft von 1844–1850, und in den belehrenden Zeitschriften, welche er 1846–1848 redigirte, stammt der größte Theil der meteorologischen, naturwissenschaftlichen, technologischen und landwirtschaftlichen Aufsätze aus Zippe’s Feder. – 7) in den Schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: „Uebersicht der Krystallgestalten des rhomboedrischen Kalkhaloides“. [Denkschriften der math.-naturw. Classe] Bd. III. – „Ueber den Rittingerit, eine neue Species des Mineralreichs“ [Sitzungsberichte math.-naturw. Classe] Juliheft 1852. – „Gold, Kupfer, Eisen“ Almanach 1851. – „Die Kupfererzliegerstätten im Rothliegenden Böhmens“ S. B. XXVIII, 1858.
Zur Erinnerung an Franz Zippe. Von W. Haidinger (Staatsdruckerei in Wien, schm. 4°) [Separatabdruck aus dem Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, XIII. Bd., Jahrgang 1863. 1. Heft]. – Feierliche Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissenschaften (Wien, 8°.) 1864, S. 88 – Jelinek (Karl Dr.). Das ständisch-polytechnische [172] Institut, Prag.... (Prag 1856, G. Haase’s Söhne, 8°.) S. 215 u. f. – Poggendorff (J. C.). Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1863, Joh. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Sp. 1416. – Waldheim’s Illustrirte Zeitung (Wien, kl. Fol.) 21. März 1863: „Dr. Franz Zippe“. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladisl. Rieger und J. Malý (Prag 1873, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. X, S. 363. – Ziva (naturhistor. Zeitschrift in čechischer Sprache in Prag herausgegeben, schm. 4°.) 1863, S. 139.
Porträts. 1) Holzschnitt nach einer Photographie von Fr. Schultz in Waldheim’s „Illustrirter Zeitung“ 1863, S. 766. – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges: „F. X. M. Zippe“. Nach einer Photographie von F. Kuß in Wien. R. Hoffmann 1856 (lith.) [auch in G. A. Lenoir’s „Galerie ausgezeichneter Naturforscher“ in gr. Fol.]. 3) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges. Dauthage (lith.) 1860. Gedruckt bei Jos. Stoufs in Wien (Verlag von Jos. Bermann, Fol.). – Marmorbüste. Die Aufstellung einer Marmorbüste des berühmten Mineralogen im mineralogischen Saale des k. böhmischen Museums wurde von der naturhistorischen Section im Jahre 1863 beschlossen und mit der Ausführung Bildhauer Gabriel Max[WS 1] betraut.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Gabriel Max, geb. 1840, war Historienmaler. Sein Onkel Emanuel Max war Bildhauer.