Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Max, Joseph
Band: 17 (1867), ab Seite: 165. (Quelle)
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Max, Gabriel (Maler, geb. zu Prag 23. August 1840). Ein Sohn des 1855 verstorbenen Bildhauers Joseph Max [s. d. Folg.] und ein Neffe des noch lebenden Bildhauers Emanuel Max [s. d. S. 160]. Den ersten Unterricht in der Kunst erhielt Gabriel von seinem Vater, und dann bezog er die [166] Prager Kunstakademie, an der er mehrere Jahre arbeitete, und im Jahre 1858 mit dem ersten Gemälde vor die Oeffentlichkeit trat. Es war das Oelbild: „Richard Löwenherz an der Leiche seines Vaters“ (100 fl.). In einigen Jahren, 1863, folgte eine „Madonna mit dem Kinde“ (200 fl.); aber eigentliche und verdiente Aufmerksamkeit erregte erst seine Folge „Phantasiebilder zu Tonstücken“, welche nach Original-Aquarellen von Gustav Jägermayer in Wien durch die Photographie vervielfältigt wurden. Mit Einschluß des Titelblattes sind es 13 Blätter in gr. Qu. Fol. (Preis 40 fl., das einzelne Blatt 3 fl. 20 kr.). Unter den Bildern befinden sich gleichsam als Commentar die betreffenden Noten der Composition mitphotographirt. Die Reihe dieser wundervoll originellen Phantasiebilder ist folgende: Liszt, „Illustrations du Prophète“, Nr. 3; – „Christus. Oratorium“, von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Op. 97, N. Choral: „Er nimmt auf seinen Rücken die Lasten“; – „Sonate pathetique“ (ut min. C-moll), par L. van Beethoven; – L. van Beethoven (G-dur), Oeuvre 14; – F. Mendelssohn-Bartholdy, „Lieder ohne Worte“. Heft III, Nr. 5; – „Die schönsten Augen“, Lied von Stigelli, pour piano par Ch. Voss, Op. 150, Nr. III; – „Grand Sonate“ (si b maj. B-dur), par L. von Beethoven; – Schumann, „Clavierstücke für die Jugend“, Op. 68, Winterszeit; – F. Mendelssohn-Bartholdy, Lieder ohne Worte“, 6. Heft; – „Grande Sonate“ (Fa min. F-moll), par L. von Beethoven; – L. v. Beethoven, „Sonate“ (Cis-moll), Oeuvre 27; – Leop. Mayer, „Russische Originallieder“, Nr. 3; – „Choralgesang aus dem 14. Jahrhundert“. Diese Bilder sind sämmtlich kühn gedacht, genial ausgeführt und von ergreifender Wirkung. Es ist eine Charakterisirung dieser Phantasiebilder mit Worten kaum möglich; schon der Gedanke, einzelne besonders bezeichnende Stellen eines berühmten Tonstückes in Bildern zu versinnlichen, ist originell. Was der Künstler wollte, versuchte er mit den Worten eines landsmännischen Poeten, Joseph Bayer, zu erklären, die als Motto auf dem ersten Blatte stehen und lauten:

Was sind Gedanken wohl? Besuche von Dämonen, Von Geistern, wie sie über Gräbern wohnen, Ein grauses und gestaltloses Gewühl, Ein milder Spuk, ein tolles Schattenspiel.

Lichtstrahlen und Schallwellen, beide durch den Spiegel der Seele dem Griffel des Künstlers dienstbar gemacht, als Wiederhall verklungener Melodien aus seltenen Tonwerken ein bildliches Echo gebend, so treten diese wunderbar ergreifenden, ernsten, ja düsteren Compositionen mit ihren Noten-Commentaren vor den Verehrer der classischen Musik und Kunst. Der junge Künstler wurde speciell für dieses Werk von Ernst, Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, mit der goldenen Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet.

Katalog der Kunstausstellung der Gesellschaft patriotischer Kunstfreunde in Prag (gr. 8°.) Jahrg. 1858, Nr. 329; 1863, Nr. 318. – Wiener Zeitung 1863, im Monat August, S. 410.