ADB:Rapp, Gottlob Heinrich von

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Artikel „Rapp, Gottlob Heinrich (v.)“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 290–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rapp,_Gottlob_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 19:00 Uhr UTC)
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Rapp: Gottlob (nicht Gottlieb) Heinrich (v.) R., Kaufmann, Kunstfreund und Schriftsteller, geb. zu Stuttgart am 6. Februar 1761, † das. am 9. März 1832, neigte sich frühe der Malerei zu; aber ohne darauf zu achten, bestimmten ihn seine Eltern, welche ein gutes Tuchausschnittgeschäft besaßen, zur Kaufmannschaft. In der strengen Lehrzeit mußte er auf alles Zeichnen verzichten, doch gab ihm der Vater, der aus einer Pfarrfamilie stammte, auf jährlichen Reisen zur Frankfurter Messe gerne Gelegenheit, seinen Sinn für landschaftliche Schönheit auszubilden und sich in Kirchen, Schlössern und reichen Kaufmannshäusern nach Kunstwerken umzusehen. Noch erhaltene Tagebücher zeigen überraschend glückliche Versuche des Jünglings, solche Eindrücke in Worte zu fassen und durch kurze Aufzeichnungen festzuhalten. Nach Beendigung der Lehrjahre blieb R. im elterlichen Geschäfte, hatte aber jetzt doch freieren Spielraum. Schon im J. 1777 legte er ein Bändchen mit Auszügen aus kunstgeschichtlichen Werken an und nahm – wir wissen nicht bei wem – einen regelmäßigen Unterricht im Figurenzeichnen, der bis zu Act-Aufnahmen fortging. Zu seiner geschäftlichen Weiterbildung ließ ihn der Vater im J. 1783 vom April bis zum August eine Reise durch die Rheinlande, Belgien, Holland und Frankreich machen. Nach dem darüber geführten Tagebuche sammelte R. mindestens mit dem gleichen Eifer Kunst- wie Geschäftskenntnisse; aber auch für die natürlichen, politischen, kirchlichen und socialen Verhältnisse der durchreisten Länder hielt er die Augen mit einer Lebhaftigkeit offen, welche vielfach an Goethe’s Reisekunst erinnert. Der Vater war mit dem Erfolge dieser Fahrt so zufrieden, daß er dem Sohne für das nächste Jahr eine zweite nach Italien in Aussicht stellte; aber sein noch in demselben Jahre erfolgter Tod nöthigte den jungen Mann, unter Verzicht auf dieses Glück, mit der Mutter die Führung des Geschäfts zu übernehmen. R. benützte die frühe Selbständigkeit schon im J. 1785 zur Gründung eines eigenen Hausstandes mit der Tochter eines Stuttgarter Apothekers, Friederike Eberhardine Walz, welche dem Gatten eine Reihe von Söhnen und Töchtern schenkte und dem bald durch große Gastlichkeit ausgezeichneten Hause mit frommem und klugem Sinne vorstand. Ohne seine Tuchhandlung zu vernachlässigen, fuhr R., dem trotz seiner zarten Constitution eine große Arbeitskraft zu Gebot stand, jetzt fort, seine Kunstübungen besonders im Fache der Landschaft eifrig zu treiben, so daß er über die Grenzen des gewöhnlichen Dilettantismus hinauskam. Naturstudien mit Bleistift, Feder und Pinsel und ausgeführte landschaftliche Compositionen in Tusche, Sepia und Wasserfarben, vom Jahre 1782 bis 1819 gehend, lassen, von pietätvollen Nachkommen treu behütet, noch heute erkennen, daß die große Meinung, welche die Zeitgenossen von seiner Kunstbegabung hegten, vollkommen gerechtfertigt war. – Seine Gedanken über Natur- und Kunstschönheit suchte R. im Umgange mit Künstlern zu läutern. Mit dem Maler Hetsch, einem um drei Jahre älteren Freunde, war er schon bei seinem Aufenthalte in Paris viel umgegangen; auch dessen Collegen an der Karlsschule, den Landschafter Harper und den Kupferstecher J. G. Müller finden wir unter seinen nächsten Bekannten. Von allergrößester Bedeutung aber wurde für R. die Verbindung mit dem Bildhauer-Professor Dannecker, welche sich nach dessen Zurückkunft aus Italien im J. 1790 entspann und bald zur engsten Verwandtschaft wurde, indem Dannecker noch am 14. November desselben Jahres Rapp’s jüngere Schwester, Heinrike Charlotte, als Gattin heimführte. (Hiernach ist der unrichtige Zusammenhang, in welchen Dannecker’s Heirath und Hausbau [291] auf S. 742 von Bd. IV der A. D. B. gebracht sind, aufzulösen.) Dem Kunstfreund R., in dem auch etwas vom Kunstphilosophen steckte, mußte der Umgang mit einem Künstler von so aufgeschlossenem Gemüthe und mittheilsamem Munde, wie Dannecker, die genußreichsten Einblicke in die Geheimnisse des ästhetischen Schaffens gewähren. Dannecker dagegen fand an dem wohlunterrichteten und phantasievollen R. mancherlei Anregung bei der Wahl seiner Stoffe und für die Ausführung seiner Werke einen feinfühligen Berather. Seinen Schüler, Th. Wagner, hörten wir einmal sagen: „Ohne seinen R. hätte Dannecker weder eine Ariadne, noch eine (Stuttgarter) Nymphengruppe geschaffen.“ Außerdem stand noch der gewiegte Kaufmann dem Freunde zur günstigen Verwerthung seiner Arbeiten bei, und wurde, wie wir sehen werden, als Kunstschriftsteller der Herold seines Künstlerruhmes. Die beiden Schwäger theilten mit einander Leid und Freud in der Familie und den freundschaftlichen Umgang mit Stuttgarter Gelehrten, Künstlern und Staatsmännern, welche sich in der „Danneckerei“ (Dannecker’s Atelier) und bei rappischen Haus- und Gartenfesten, sowie in geselligen Vereinigungen verschiedener Art zusammenfanden; auch alle Fremden von Bedeutung, welche zahlreich Dannecker zu lieb nach Stuttgart kamen, fanden jederzeit Rapp’s Haus und Herz offen.

Als die schönsten Früchte, die auf dem Boden dieses Verhältnisses reiften, durften die Beiden ihre gemeinsamen Freundschaften mit Schiller und Goethe rühmen. Dannecker war schon von der Karlsschule her mit Schiller eng befreundet; bei dessen Aufenthalt in der schwäbischen Heimath im J. 1793–94 fanden sich durch ihn auch R. und Schiller, sowie deren Frauen in herzlichem Wohlwollen zusammen. Nach der Abreise der Familie Schiller trug ein gemeinsamer Freund, der Buchhändler J. F. Cotta, schriftlich und mündlich Grüße herüber und hinüber (s. Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta, S. 461, 486, 487, 539). Die Verbindung der beiden Häuser überdauerte Schiller’s Tod. Noch bis zum Jahre 1825 können wir nachweisen, daß Schiller’s Wittwe und Kinder bei Besuchen in Stuttgart liebevolle Aufnahme im Rapp’schen Hause fanden. Charlotte (s. ebds. S. 21) schildert in einem Briefe vom Jahre 1810 an Cotta den Freund mit den artigen Worten: „Er vereinigt so viel feine Bildung mit einem thätigen Leben und weiß so viel Geist und Genuß in sein Leben zu legen. Und dabei die große Güte und Zartheit des Gemüths, die so selten ist und sein Talent. Er ist reich von Natur begabt!“ R. war auch ein thätiges Mitglied des im J. 1827 gegründeten Stuttgarter Vereines für das Denkmal Schiller’s, freilich ohne die Aufstellung der Schiller-Statue (im J. 1839) zu erleben. Cotta (s. a. a. O. S. 21) war der Meinung, er wäre der geeignetste Mann, eine Biographie Schiller’s zu schreiben, wenn ihm sein Beruf Zeit zu litterarischer Thätigkeit ließe. Mag das zuviel gesagt sein, so müssen wir doch immer bedauern, daß R. über seinen persönlichen Verkehr mit dem großen Freunde keine Aufzeichnungen gemacht zu haben scheint. Nur eine einzige Spur führt darauf, in welcher Richtung sich die Gedanken der beiden Männer mit Vorliebe getroffen und befruchtet haben. G. Schwab in seinem Leben Schiller’s (1. Aufl. S. 476 ff.) erzählt unter Berufung auf K. Ph. Conz und auf R. selbst, dessen ältere Schwester Schwab’s Mutter war, die Ansichten über malerische Poesie in Schiller’s Recension von Matthisson’s Gedichten hätten ihre Entstehung einer Unterredung mit R. verdankt. Palleske (Schiller’s Leben und Werke, 12. Aufl., S. 169) hat die Sache mit Unrecht verdreht und bemängelt.

Als Goethe auf der Schweizerreise von 1797 über Stuttgart zurückkommen[1] wollte, gab ihm Schiller ein Empfehlungsschreiben an R. mit (Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta, S. 247 ff.). Goethe stellte sich mit demselben am [292] 30. August im Rapp’schen Comptoir vor und wurde gleich zu Dannecker geleitet, den er schon von Rom her kannte. An R. fand er (s. Briefwechsel des Großh. Carl August mit Goethe I, S. 230) einen „thätigen Handelsmann, gefälligen Wirth und wohlunterrichteten Kunstfreund, dem er „manchen Genuß und Belehrung schuldig geworden“. Aehnliche Aeußerungen über ihn finden sich in Goethe’s Tagebuche (s. Werke, Hempel’sche Ausg. S. 65 ff.) und in zwei Briefen an Schiller aus Stuttgart vom 30. August und 4. September (s. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe, 4. Aufl. I, S. 296 u. 299). In einem Briefe an Schiller aus Tübingen vom 14. September (s. ebds. S. 303) erzählt Goethe: „Als ich bemerken konnte, daß mein Verhältniß zu R. und Dannecker im Wachsen war und Beide manchen Grundsatz, an dem mir theoretisch so viel gelegen ist, aufzufassen nicht abgeneigt waren, auch von ihrer Seite sie mir manches Angenehme, Gute und Brauchbare mittheilten, so entschloß ich mich, ihnen den Hermann vorzulesen, das ich dann auch in einem Abende vollbrachte. Ich hatte alle Ursache, mich des Effects zu erfreuen, den er hervorbrachte und es sind uns Allen diese Stunden fruchtbar geworden.“ Die Vorlesung war unter Zuziehung der Frauen im Rapp’schen Hause erfolgt. Nachdem Goethe die sieben Tage seines stuttgarter Aufenthaltes in fast ausschließlichem Umgange mit den Beiden verbracht hatte, machte er beim Abschiede Dannecker ein Compliment, das dieser mit Recht für groß hielt, mit den Worten: „Nun habe ich Tage hier verlebt, wie ich sie in Rom lebte“ (s. Liter. Nachlaß der Frau Caroline v. Wolzogen I, S. 462 ff.). Schiller aber drückte Goethe (s. Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe I, S. 306) seine Freude darüber aus, daß die Personen, die er ihm empfohlen, ihn nicht zum Lügner gemacht haben. Ein von Goethe damals mit R. angeknüpfter Briefwechsel spann sich bis zum Jahre 1802 fort (s. Sulp. Boisserée II, S. 594); es scheint aber von Goethe’s Briefen nur der eine erhalten zu sein, der im Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta (S. 268) abgedruckt ist. Als den Sohn eines alten Bekannten empfahl S. Boissereé im J. 1827 den Dr. Moriz R., später Professor in Tübingen, an Goethe und erinnerte an das frühere Verhältniß; auch bei der Anzeige seiner Verlobung mit Rapp’s Tochter Mathilde (s. S. Boisserée II, S. 472 u. 508).

Der vertraute Verkehr mit Schriftstellern, wozu von den Stuttgartern besonders Stäudlin, Haug, Reinbeck und Matthisson gehörten, munterte R. auch zu litterarischen Versuchen auf. In Cotta’s „Taschenbuch auf das Jahr 1795 für Natur- und Gartenfreunde“ erschien von ihm eine „Beschreibung des Gartens in Hohenheim“, mit Fortsetzungen in den Jahrg. 1796–99 des „Taschen-Kalenders“, ferner: „Fragmentarische Beiträge zu ästhetischer Ausbildung des deutschen Gartengeschmacks“, fortgesetzt in den Jahrg. 1796 und 1797 des Taschen-Kalenders, endlich „Zeichnungen von schönen Gefäßen, kleinen Altären und Monumenten. Zum Gebrauch von Gartenverzierungen. Von Herrn Hofbildhauer Isopi“. Schiller gab seine Freude über die gedankenreichen und in einem schlicht vornehmen Stil geschriebenen Aufsätze in einem Briefe an Dannecker (s. Keller, Beiträge zur Schiller-Literatur, S. 53) und in einer Recension in Nr. 332 der Allgemeinen Litteraturzeitung, welche auch in seine Werke übergegangen ist, zu erkennen. Die Kupfer zu der Beschreibung des Hohenheimer Gartens sind nach Aquarellen von V. Heideloff in kleinerem Maßstabe (von Rapp?) umgezeichnet und von dem älteren Duttenhofer, d’Argent, Schöpflin u. A. gestochen. Heideloff selbst gab nach seinen Aquarellen zwei Werke mit colorirten (auch braungedruckten) Stichen heraus: Ansichten des herzogl. württb. Landsitzes Hohenheim. Nürnb. bey J. F. Frauenholz 1795. 6 Lief. Fol. und: Merkwürdigste innere Ansichten der Gebäude und Gartenpartieen in Hohenheim. 3 Hefte Fol. mit einem Kupfertitel, o. O. und J. Zu beiden hat R., anonym, [293] aber dem Stile nach für uns unzweifelhaft, einen kurzen, erläuternden Text geschrieben.

Von geringerer Bedeutung sind einige schüchterne Prosaversuche im Idyllenstil: „Die Grotte“, „Das Mädchen an den Quell“, „Der Abend“. sowie die Charakterstudien: „Die Mutter“ und „Beiträge zur Philosophie für die Welt“ im Jahrg. 1795 des Cotta’schen Taschenbuches Flora und die Erzählung „Die beiden Wittwen von Athen“ in dessen Jahrg. 1796. Dagegen entfaltete R. eine nachhaltigere Wirksamkeit, zumeist auf dem Felde der Kunstschriftstellerei, als Cotta unter seinem Beirathe im J. 1807 das Morgenblatt für gebildete Leser gründete, aus welchem seit 1816 als Beilage und von 1820 an in selbständiger Form das Kunstblatt hervorwuchs. Mit dem Epigrammatiker Haug, welcher zu den ersten Redacteuren des Morgenblattes gehörte, war R. schon in alter Zeit befreundet; L. Schorn, der Redacteur des Kunstblattes, gehörte mit den im J. 1818 nach Stuttgart übergesiedelten Brüdern Boisserée und ihrem Genossen Bertram bald zu seinen ständigen Hausfreunden. In beiden Blättern nun finden sich bis zum Jahre 1825 fast Jahrgang um Jahrgang Beiträge von R. Die Künstler seiner Heimath, voraus seinen Dannecker, aber auch die Müller, Scheffauer, Schick, Wächter, Steinkopf, Leybold u. A. förderte er im Leben durch Berichte über ihre Werke; gingen sie ihm im Tode voran, so ehrte er ihr Andenken durch Nekrologe. Aber auch auswärtige Kunsterscheinungen, archäologische Tagesfragen, neue Kunsttechniken fanden verständnißvolle Besprechungen. Wie dankbar ihrerseits die Künstler an R. hingen, zeigen u. A. die Briefe des Malers Schick (in Haakh’s Beiträgen aus Württemberg zur neueren deutschen Kunstgeschichte), von denen selten einer aus Rom nach Stuttgart ging, ohne die herzlichsten Versicherungen dankbarer Verehrung für R. und seine Familie mitzunehmen.

Ein großes Verdienst um die staatliche Pflege der Kunst in Württemberg erwarb sich R. durch seine Mitarbeiterschaft an den von Memminger gegründeten Württembergischen Jahrbüchern. In den Jahrg. 1818, 1819, 1821 suchte er durch Berichte über das stuttgarter Kunstleben, den Besuch Thorwaldsen’s in Stuttgart (1819), einen Aufenthalt Lord Elgin’s daselbst (1820–21), eine Entstehungsgeschichte der Boisserée’schen Sammlung u. A. den König Wilhelm, die Landstände, die höhere Beamtenschaft zur öffentlichen Förderung der Kunst aufzumuntern. Es finden sich in diesen Aufsätzen goldene Worte über den Werth der nationalen Kunstpflege niedergelegt. Er erlebte auch noch als Frucht dieser Bestrebungen die Errichtung der mit einer Real- und Gewerbeschule verbundenen württembergischen Kunstschule im J. 1829, für deren Organisation sein Rath gehört und in deren ersten Schulrath er aufgenommen wurde. Die Privatkunstpflege förderte R., der selbst eine Kupferstichsammlung und viele Gemälde besaß, durch seine Betheiligung an der Gründung des württembergischen Kunstvereins im J. 1827, dessen Leitung er in den ersten Jahren als Vorstand des Verwaltungsausschusses in die Hand nahm. Weniger glücklich dagegen schlugen ihm einige Versuche aus, seine Kunstkenntnisse auch kaufmännisch zu verwerthen. Ein von ihm im J. 1807 mit Cotta auf gemeinsame Rechnung errichtetes lithographisches Institut (s. darüber Vollmer im Briefwechsel zwischen Schiller und Cotta S. 21, Anm. 4) löste sich schon im J. 1810 wieder auf. Die Unternehmung hatte an dem von München dazu berufenen Lithographen Strohhofer nicht den richtigen Mann gefunden. Doch will uns auch scheinen, als ob R. von der neuen Technik etwas ungeduldig schon damals Erfolge verlangt habe, welche sie später weder in Stuttgart noch in München versagt hat. Die Geschichte seiner meist eigenhändig gemachten Versuche hat er in einer bei Cotta erschienenen Schrift dargelegt: „Das Geheimniß des Steindruckes in seinem ganzen [294] Umfange, praktisch und ohne Rückhalt nach eigenen Erfahrungen beschrieben von einem Liebhaber.“ Mit 12 Tafeln. Tübingen 1810. 4°. Auch eine im J. 1807 von Cotta und R. errichtete Kupferdruckerei (s. ebds. S. 210 Anm. 1) gewann keine größere Ausdehnung. Ein von ihnen unternommenes schönes Kupferstichwerk: „Geschichte der Mahlerei in Italien nach ihrer Entwickelung, Ausbildung und Vollendung. Aus den Werken der besseren Künstler anschaulich dargestellt und mit kurzen Erläuterungen und Lebensbeschreibungen begleitet von F. und J. Riepenhausen“, kam nicht über Heft 1 und 2 von Theil I, mit 2 Heften Abbildungen, erschienen im J. 1810, hinaus. Die schweren Kriegszeiten erschwerten damals alle Unternehmungen solcher Art.

Neben diesen mannigfaltigen Beschäftigungen hat R. noch seinen Landesfürsten in verschiedenen Stellungen nützliche Dienste geleistet. Schon im J. 1792 hatte ihn der Herzog Karl zum Wechselgerichts-Assessor ernannt; unter König Friedrich führte er vom Jahre 1808–16 die kaufmännische Direction der k. Tabaksregie; König Wilhelm übertrug ihm, nachdem er schon seit 1814 bei der Hofbank das Amt eines Controleurs versehen hatte, im J. 1818 mit dem Titel eines Geh. Hof- und Domänenraths die Direction derselben. Als R. – später auch mit dem Kronenorden und dadurch mit dem Personaladel ausgezeichnet – im J. 1830 sich von diesem und den anderen Aemtern zurückzog, ließ ihm König Wilhelm danken, daß er ihm nicht nur mit seinem Verstand, sondern auch mit seinem Herzen gedient habe. Sein Herz hatte der unermüdlich thätige Mann auch dem württembergischen Volke gezeigt, als er im J. 1818 an der Einrichtung der von der Königin Catharina ins Leben gerufenen „Württembergischen Sparkasse“ den eifrigsten Antheil nahm und das Ehrenamt eines ihrer „Vorsteher“ führte, bis ihn die Kräfte verließen. Der Politik, d. h. den württembergischen Verfassungskämpfen scheint er sich, trotz der Freundschaft mit Cotta, Wangenheim und andern Betheiligten ferne gehalten zu haben; aber als einen deutschen Patrioten lernen wir ihn aus Aufsätzen des Morgenblattes kennen (s. z. B. Jahrg. 1814 S. 665 über das von Dannecker entworfene Siegesdenkmal).

R. starb infolge wiederholter Schlaganfälle im 72. Lebensjahre. Sein Dannecker erwies ihm, wie eine Schwester an Mathilde Boisserée schrieb, den letzten Liebesdienst und schloß die verklärten schönen Augen für diese Welt. Hetsch hat das Bild des Freundes mit dem wunderbar vergeistigten Antlitze zuerst um die Zeit von dessen Verheirathung und noch einmal im späteren Alter dargestellt. Dannecker hat sich überraschender Weise den schönen Kopf für eine Büste entgehen lassen. Die Nachkommen besitzen von seiner Hand nur ein kleines Porträtmedaillon in Thon und einen Gipsabguß von demselben; es stellt R. in reiferen Jahren dar.

Vgl. „Dem Andenken des verst. Geh. Hof- und Domänen-Raths H. Rapp gewidmet von seinen Hinterbliebenen.“ Stuttgart o. J., enth.: die Rede am Grabe von Oberconsist.-Rath, Stadtdekan Köstlin und einen anonymen Lebensabriß; ferner: die Nekrologe von Dannecker im Schwäb. Merkur, Chronik, Jg. 1841, S. 1409 ff. und im Kunstblatt, 1842, S. 1 ff.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 291. Z. 3 v. u. l.: gehen (st. zurückkommen). [Bd. 29, S. 776]