Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche/30. Kapitel

« 29. Kapitel Nikolaus Hunnius
Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche
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Das dreißigste Kapitel.
Obwohl Gott seine Gläubigen, angezeigtermaßen, in seiner Kirche begnadiget, so ist doch dasselbe Alles eine nur angefangene und unvollkommene Seligkeit, die er ihnen völlig widerfahren läßt, wenn er die Seele durch den zeitlichen Tod von dieser Welt abfordert, den Leib an dem jüngsten Tage mit der Seele vereinigen, und also den ganzen Menschen in eine ewige, unaussprechliche Seligkeit versetzen wird.
 866. Dieß ist der vierte und letzte Zustand des Menschen, nämlich der der vollkommenen Seligkeit, in welchem Gottes Gnadenwerke, die er uns erzeigt, vollkommen werden, unser Glaube aber damit| seine Endschaft erreicht, wenn er sein Ende, dahin er eigentlich gerichtet ist, erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit, 1 Petri 1, 9. Um hievon recht unterrichtet zu werden, sind folgende zwei Stücke zu betrachten: Was in diesem Stande die Gerechten mit den Gottlosen, die Gläubigen mit den Ungläubigen gemein haben, und worinnen sie von einander gänzlich verschieden sein werden.

 867. a) Was in diesem Stande die Gerechten mit den Gottlosen, die Gläubigen mit den Ungläubigen gemein haben? Wenn es dazu kommt, daß die Menschen diese Welt verlassen und aus dem irdischen Leben scheiden sollen, so stehen ihnen viererlei Dinge bevor, die ohne Unterschied alle betreffen, sie seien gut oder böse, daß die Seele von dem Leibe geschieden, bis an den jüngsten Tag enthalten, hernach der Leib wieder erweckt, mit der Seele vereinigt, alsdann gerichtet und dahin gewiesen wird, wo Leib und Seele ewig sein sollen. Demnach ist

 868. das Erste der Tod. Dieser ist unter uns Menschen sehr wohl bekannt, doch müssen davon diese fünf Punkte betrachtet werden:

 α) was der Tod sei? Er ist nicht ein gänzlicher Untergang des Sterbenden, von dem er nimmer wieder kommt, wie die irdisch-gesinnten Menschen dafür halten, deren Gedanken im Buch der Weisheit Cap. 2, 1. ff. also beschrieben sind: „Es ist ein kurz und mühselig Ding um unser Leben, und wenn ein Mensch dahin ist, so ist’s gar aus mit ihm. Das Schnauben in unserer Nase ist ein Rauch, und unsere Rede ist ein Fünklein, das sich aus unserm Herzen regt, wenn dasselbe verloschen ist, ist der Leib| dahin, wie eine Loderasche, und der Geist zerflattert, wie eine dünne Luft. Wenn wir weg sind, ist kein Wiederkehren, denn es ist fest versiegelt, daß Niemand wiederkommt.“ Aber dieser Gedanke wird allein damit genugsam widerlegt, daß die Seele unsterblich ist, was nun bewiesen werden soll.
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 869. Auch ist der Tod nicht ein solcher Untergang der Seele, von dem sie am jüngsten Tage wiederbracht werden sollte. Denn für’s Erste kann solches aus Gottes Wort nicht bewiesen werden, und eben so wenig aus der Natur, weil Niemand aus eigener Offenbarung und Erfahrung Beweis dafür hat, weshalb es ein vergebliches Gedichte bleibt. Für’s Andere bezeugt die Schrift klar, daß die Seelen nach dem leiblichen Tode übrig sind, 1 Sam. 25, 29. „Wenn ein Mensch sich erheben wird, dich zu verfolgen und nach deiner Seele stehen, so wird die Seele meines Herrn eingebunden sein im Bündlein der Lebendigen, bei dem Herrn deinem Gott.“ Weisheit 3, 1. „Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rühret sie an.“ Matth. 10, 28. „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten und die Seele nicht mögen tödten.“ Matth. 8, 11. bezeugt der Herr Christus, daß die heil. Erzväter nach ihrem Tode leben. Für’s Dritte beweis’t es die Parabel vom reichen Mann und armen Lazarus, darinnen gelehrt wird, daß sie Beide nach ihrem Absterben gelebet haben, Luc. 16, 22. 23. 24. Für’s Vierte bezeigen es die unfehlbaren Exempel der Seelen, die nach dem Tode gelebt haben,als: des Herrn Christi, die er in seines Vaters Hand befahl, Luc. 23, 46.; des Schächers, dem der| Herr verheißen hat: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein,“ Luc. 23, 43., die Seelen derer, welche St. Johannes um Rache wider ihre Verfolger anhalten hört, Offenb. 6, 9., und derjenigen, welchen Christus im Gefängniß gepredigt hat, 1 Petri 3, 19. Für’s Fünfte beweiset es der Wunsch und die Hoffnung heiliger Menschen: des Stephanus: „Herr Jesu, nimm meinen Geist auf,“ Apostelgesch.7, 58.; des Paulus: „Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christo zu sein,“ Phil. 1, 23. Dieses Alles wird aufgehoben, wenn man vorgibt, die Seelen gehen durch den Tod so lange unter, bis sie am jüngsten Tage wieder hervorgebracht werden.

 870. Vielmehr ist der Tod eine Trennung Leibes und der Seele, daß die Seele vom Leibe entweicht, ihn nicht mehr erhält, noch durch ihn wirket, sondern aus diesem bisher geführten Stande tritt in einen ganz andern, in dem sie so lange verharrt, bis sie mit dem Leibe wieder vereinigt werde.

 871. β) Was die Ursache des Todes sei? Diese weitläufig auszuführen, ist nicht nöthig, nachdem droben dargethan worden ist, daß der Tod nicht aus der Erschaffung vorhanden, sondern von der Sünde hergekommen sei, und darum der Sünden Sold ist und bleibt, Röm. 6, 23.

 872. γ) Sein allgemeines Regiment, das über Gute und Böse geht, und durch tägliche Erfahrung genug bekannt ist und Niemand läugnen kann, daß er in dem alten Bund begriffen sei, welcher heißt: Du mußt sterben, Sirach 14, 18.

 873. δ) Sein Ziel, das bei dem Einen kurz, bei Andern lang, indem Einer zeitlich und im Anfang seines Lebens, ein Anderer in der Hälfte seiner Tage,| Etliche im hohen Alter dahin sterben. Weil solches nicht der Natur gemäß zu sein scheint, so entstehen bei den Menschen mancherlei Gedanken, wo der Unterschied dieses Zieles des Todes herkomme. Hievon ist aber zu wissen, daß Gott einem Jeden sein Ziel gesteckt hat, das Niemand überschreiten kann. Hiob 14, 5. „Der Mensch hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bei dir, du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht übergehen.“

 874. Ob nun gleich Gott hier allein Alles nach seinem Rath und Wohlgefallen geordnet hat, so hat er doch der Menschen Leben und Wandel zugleich angesehen. Es verspricht Gott langes Leben als eine Belohnung der Gottseligkeit, 2 Mos. 20, 12. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir’s wohlgehe, und du lange lebest.“ Ps. 128, 6. „Der Herr wird dich segnen, daß du sehest deiner Kinder Kinder.“ Ps. 91, 16. „Ich will dich sättigen mit langem Leben.“

 875. Dagegen kann das Leben verkürzt werden; indem entweder Gott selbst dem Menschen das Leben verkürzt, oder der Mensch sich selbst.

 Gott hat denn zweierlei Ursachen, eine, wegen seiner Gütigkeit, daß er mit den Frommen aus diesem bösen Leben hinwegeilt, Weish. 4, 10. 11. „Der Gerechte gefällt Gott und ist ihm lieb, und wird weggenommen aus dem Leben unter den Sündern, und wird hingerückt, daß die Bosheit seinen Verstand nicht verkehre, noch falsche Lehre seine Seele betrüge.“

 Die Andere wegen seiner ernsten Gerechtigkeit, daß er die Bosheit mit Verkürzung des Lebens strafe. Weil Absalon ein böser, ungehorsamer Sohn war, wurde ihm seines Lebens Ziel geschwind und gleichsam| unversehens abgeschnitten, 2 Sam. 18, 14. Ger, des Juda Sohn, war böse vor dem Herrn, darum tödtete ihn der Herr, 1 Mos. 38, 7. Ebenso verhält es sich mit andern Sünden. Ps. 55, 24.: „Die Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht zur Hälfte bringen.“

 Der Mensch verkürzt sich selbst das Leben, wenn er sich an seinem Leibe einen Schaden thut, wodurch er stirbt, da er ohne dieses noch länger hätte leben können, wie an Saul zu sehen, 1 Sam. 31, 4., oder wenn er auf andere Weise seiner Natur Leid anthut, Sirach 37, 33. 34. „Viel Fressen macht krank, und ein unersättlicher Fraß bringt das Grimmen, Viele haben sich zu todt gefressen, wer aber mäßig lebt, lebt desto länger.“

 876. Dieß Alles hat nicht den Verstand, als wäre Gott dießfalls in seinem Vorsatze wandelbar, sondern ist also zu verstehen: Wenn Gott von Ewigkeit einem Jeden sein Ziel verordnet, so hat er es nicht gethan nach seinem bloßen Rath und Willen, nach welchem er dem Einen ein längeres, dem Andern ein kürzeres Leben zugetheilt haben wollte, weil er aber der Menschen Wandel daneben angesehen und befunden hat, wie sie theils sich selbst das Leben nehmen, theils ihm, dem Herrn, in seine Gerichte fallen werden, so hat er auch ihr Lebensziel entweder länger oder kürzer gesetzt, als er gethan haben würde, wenn dergleichen nicht vorgekommen wäre, und er allein nach seinem Rath und Wohlgefallen das Ziel geordnet hätte. So war Hiskiä Tod vorhanden, wenn nicht Gott sein Gebet angesehen und das Ziel um 15 Jahre weiter hinausgesetzt hätte, 2 Könige 20, 6. Absalons, Achans, und anderer Uebelthäter Leben hätte Gott länger sein lassen, als es gewesen ist, weil er aber vorhergesehen| hat, wie sich’s mit ihnen begeben werde, so hat er ihnen das Ziel kürzer gesteckt, wie der Ausgang erwiesen hat.

 877. ε) Die mancherlei Art des Todes. Diese ist vielerlei, welche doch alle in drei begriffen werden mögen.

 Es ist ein ganz natürlicher Tod, wenn im Menschen die natürlichen Kräfte nach und nach abgenommen haben, und ihn, wenn er das gewöhnliche Alter, als 70 oder 80 Jahre, erreicht hat, verlassen, daß er endlich verlöschet, wie ein Licht, das seine Nahrung und Fettigkeit verzehrt hat.

 Es ist ein halb natürlicher Tod, wenn dem Menschen, der noch bei ziemlichen Leibeskräften ist, eine Krankheit (obgleich aus natürlichen Ursachen) zustößt, die ihn überwältigt und vom Leben bringt.

 Es ist ein unnatürlicher und gewaltsamer Tod, wenn ein Mensch, der allem Ansehen und dem Laufe der Natur nach, länger leben könnte, entweder sich selbst ein Leid anthut, oder von Jemanden anders durch Gewehr, Waffen, Stein, Gift und dgl. gewaltthätiger Weise zum Tode befördert wird. Dahin sind auch zu rechnen die unversehenen Fälle, da man im Wasser, Feuer, von Gebäuden herabfällt und verdirbt. Hier fallen zwei Fragen vor:

 878. Einmal: Wie es komme, daß dieser eines natürlichen, der andere eines gewaltsamen Todes sterbe? Dabei ist theils auf des Menschen Wandel zu sehen, denn es heißt hier: „Wornach du ringest, darnach dir gelingt, und wer sich gern in Gefahr begibt, der verdirbt darinnen.“ Solches geschah dem Saul und Judas, und widerfährt denen,| welche grobe Uebelthaten verrichten und sich damit in deren Strafe stürzen. Hieher wird gezählt die Unvorsichtigkeit, da man sich in Gefahr nicht in Acht nimmt, wie wohl geschehen könnte, die Unachtsamkeiten in Speise und Trank, im Gebrauch der Arzneien und andern Dingen, die unzählig sind. Theils ist zu sehen auf Gottes Gericht, der die Sünde auch mit einem abscheulichen Tode straft, als an Absalon, 2 Sam. 18, 14. Herodes, Apost. Gesch. 12, 23. Antiochus, 2 Maccab. 9, 9., zu sehen ist, und Mancher wird damit gestraft, womit er gesündigt hat, wie die Exempel Agags, 1 Sam. 15, 33., Ahabs, 1 Könige 21, 19., 22, 38., Jorams, 2 Könige 9, 25. 26., und Isebel, 1 Könige 21, 23., 2 Könige 9, 36., klar geben.
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 879. Ferner: Ob Diejenigen, welche eines gewaltsamen Todes sterben (wie denen geschieht, welche die Obrigkeit vom Leben bringen läßt), von Gottes Gnade verstoßen seien, daß sie nicht rechtschaffene Buße thun und ewig selig werden? Antwort: Nein! weil a) Gott niemals und nirgends sich erklärt hat, daß er solche verstoßen wolle, so können wir ein solches auch nicht sagen, aus Gottes geheimen Gerichten, die uns nicht geoffenbart sind; b) weil Gott sich ausdrücklich erklärt hat, er wolle Niemanden von seiner Gnade verstoßen, so man sich nur zu ihm bekehrt, Joh. 6, 37. „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ Matth. 14, 28. „Kommt zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid u. s. w.“ Hesek. 18, 31. 32. „Warum willst du also sterben, du Haus Israel? Denn ich habe kein Gefallen am Tode des Sterbenden, spricht der Herr, darum kehret euch, so werdet ihr leben.“ c) weil mit einem klaren Exempel| erwiesen wird, Gott verstoße die armen Sünder nicht, wenn sie nur wahre Buße thun, nämlich des Schächers, der neben dem Herrn Christo gekreuzigt wurde, und bekannte, er hätte solche Strafe mit seinen Uebelthaten verdient, Luc. 23, 41., als er aber zum Herrn Christo seine Zuflucht nahm, tröstete ihn derselbe: „Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein“ V. 43.

 880. Was alle Menschen gemein haben, ist der Zustand der Seelen, nachdem sie vom Leibe abgeschieden sind. Davon sind sechs Punkte zu merken:

 a) Die Unsterblichkeit und das Verbleiben der Seelen nach diesem Leben. Diese wird also bewiesen:

 α) weil Gottes Wort solche vielfältig bezeugt, und wenn die Seele nicht unsterblich sein sollte, so würde damit Alles umgestoßen, was die ganze heilige Schrift lehrt;

 β) weil der Menschen Natur und Gewissen von der Seelen Unsterblichkeit zeugt, welches ihn in seinen Werken, sie seien gut oder böse, überzeugt, es sei ein Gericht auch nach diesem Leben, da es Frommen wohl, den Bösen übel gehen werde. Das hat St. Paulus bekräftigt Röm. 2, 15. „Die Heiden beweisen, des Gesetzes Werk sei beschrieben in ihren Herzen, sintemal ihr Gewissen sie bezeuget, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen und entschuldigen, auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird.“ Daher haben auch die Heiden allzeit dafür gehalten, daß des Menschen Seele unsterblich sei, und deßhalb sich einen Himmel und eine Hölle gedichtet, wo einem Jeden seine Werke vergolten werden sollen;

|  γ) weil das göttliche Gericht der Seelen Unsterblichkeit erfordert. Denn Gott, als ein gerechter Richter der ganzen Welt, will die Gottseligkeit nicht unbelohnt und die Bosheit nicht unbestraft lassen, 2 Thess. 1, 6. 7. „Es ist Recht bei Gott, zu vergelten Trübsal denen, die euch Trübsal anlegen, euch aber, die ihr Trübsal leidet, Ruhe mit uns.“ Wenn aber der Mensch im Tode mit Leib und Seele ganz verginge, gleich dem unvernünftigen Thiere, so würde vielen Frommen, denen es auf der Welt sehr übel geht, ihre Gottseligkeit, und vielen Bösen, denen es in der Welt nach Lust wohl geht, ihre Bosheit nicht belohnt. Denn „es sind Gerechte, denen es geht, als hätten sie Werke der Gottlosen, und sind Gottlose, denen es geht, als hätten sie Werke der Gerechten.“ Pred. Sal 8, 14. Soll aber Gott dieses alles gleich machen, so muß nach diesem Leben ein anderes sein, darinnen solches geschehe.

 881. b) Die Orte, dahin die Seelen nach diesem Leben gebracht werden. Alle Seelen bekommen ihre gewisse Stelle und Orte, die ihnen durch’s göttliche Gericht zugewiesen werden; jedoch ist darin eine sehr große Ungleichheit, indem die Seelen in verschiedene Stellen gerathen. Es sind zwei Haufen der Seelen, Gläubige, Gerechte, und Ungläubige, Ungerechte; demnach kommen sie nicht alle an eine, sondern verschiedene Stellen, und da der Haufen nicht mehr als zwei sind, so folgt, daß auch nicht mehr Orte sind, als zwei.

 882. Die Gerechten und Gläubigen betreffend, meldet die Schrift, daß sie in das Haus des Vaters kommen, Joh. 14, 2., in das Haus, das nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel, 2 Corinth.| 5, 1., in die Behausung, die vom Himmel ist, V. 2., in das himmlische Jerusalem, Hebr. 12, 22., in Gottes Hand, Weish. 3, 1., in den Schooß Abrahams, Luc. 16, 22., in das Paradies, Luc. 23, 43., in den Himmel, oder in den dritten Himmel, 2 Corinth. 12, 2. 4.

 883. Hier ist die Frage: ob es ein erschaffener Ort sei, in dem Gott seine auserwählten Seelen aufbewahrt, oder ein unerschaffener Raum außer dieser Welt, und wo derselbe anzutreffen sei? Darauf ist leicht zu antworten. Die Schrift beschreibt uns einen solchen Zustand, sie benennt uns aber keinen Raum und keine Stelle, darum wär’s lauter vergebliche Arbeit, wenn wir von einem feurigen, lichten Himmel, der über die erschaffenen anzutreffen sei, viel Dichtens machen wollten; weil es Niemand aus gewissem Grund erfahren kann, darum lassen wir’s gern anstehen, bis uns Gott dahin verhilft, und wollen die Zeit über lieber unwissend hierin bleiben, als nach unserm Vorwitze unnütz grübeln, wollen uns aber mehr bekümmern und bemühen, daß wir dahin kommen, als von verborgenen Sachen vergeblich discuriten.

 884. Von den Ungläubigen wird uns angezeigt, sie kommen an den Ort der Qual, Luc. 16, 23., in die Hölle, Offenb. 1, 18., in die dunkle Finsterniß, 2 Petri 2, 17., in die Finsterniß, da Heulen und Zähnklappen ist, Matth. 22, 13., in das ewige Feuer, Matth. 25, 41., in das höllische Feuer, Marc. 9, 47., in den Pfuhl, der von Schwefel und Pech brennt, Offenb. 21, 8. Mancher bekümmert sich auch darüber, wo doch die Hölle sei, und viele meinen, sie sei zu unterst in der Erde. Aber darüber wollen wir mit Niemanden streiten, weil wir dafür halten, daß man| dergleichen aus der h. Schrift nicht beweisen könne; auch ist hieran wenig gelegen; man forsche, wie man wolle, so bleibt doch dieß in stetem Zweifel, weil uns nichts davon geoffenbaret ist. Vielmehr aber müssen wir uns fleißig hüten, daß wir nicht an denselben Ort kommen und mit ewigem Schaden erfahren, wo er sei.

 885. Im Papstthume sind neben diesen Orten noch andere drei Vorburgen der Hölle gedichtet worden, nämlich eine Stelle für die Kinder, welche ohne Taufe absterben, eine andere für die h. Väter, die vor Christi Auferstehung gestorben sind, und das Fegfeuer.

 In den ersten beiden Orten sollen die Seelen keine Qual leiden, aber doch zu dem Anschauen der göttlichen Majestät nicht gelangen. Weil aber dieses in Gottes Wort nicht zu finden ist, auch durch keine unfehlbare Nachricht erkundet werden kann, und diese Verstorbenen entweder im seligmachenden Glauben abgeschieden und in den Schooß Abrahams aufgenommen sind und da getröstet werden, Luc. 16, 25., oder ohne Glauben gestorben und also verdammt werden, Marc. 15, 16., endlich die vor Christi Leiden selig Abgeschiedenen der himmlischen Seligkeit ohne solchen Verzug theilhaftig gewesen sind, wie die Exempel Mosis und Elias beweisen, Matth. 17, 3., ihr bleibt gewiß, daß solches ein lauteres nichtiges Gedicht sei.

 886. Vom Fegfeuer wird im Papstthume also gelehrt: Die Menschen, welche im Glauben abgestorben sind, jedoch ihre begangenen Sünden in diesem Leben noch nicht alle ausgebüßet haben, müssen in ein Feuer kommen, das dem höllischen gleich sei, und darinnen so lange gequält werden, bis sie, von allen Sünden rein, in das ewige Leben aufgenommen werden. Ein solches| Fegfeuer kann aber nicht bewiesen werden, vielmehr wird es aus folgenden Gründen widerlegt:

 887. weil es dem hohenpriesterlichen Amte des Herrn Christi zuwider ist. Von ihm steht geschrieben, allein durch ihn ist Vergebung der Sünden, Apostelgesch. 4, 12. „Es ist in keinem Andern Heil, ist auch u. s. w.“, durch ihn haben wir Vergebung aller Sünden, 1 Joh. 1, 7. „das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von allen Sünden.“ Durch ihn haben wir völlige Vergebung der Schuld und der Strafe, Jes. 53, 6. „Die Strafe liegt auf ihm, auf daß wir Friede hätten.“ Daß vor Gottes Gericht keine Verdammniß zu befürchten sei, Röm. 8, 1. „Es ist nichts Verdammliches an denen, die in Christo Jesu sind.“ In Christo Jesu aber sind alle Gläubigen, Ephes. 3, 17. „Christus wohnet durch den Glauben in eurem Herzen,“ also kann kein Gläubiger nach seinem Abscheiden wegen einiger Sünden vor Gottes Gericht gestellt werden;

 888. weil es dem glückseligen Zustande der im Glauben Verstorbenen zuwiderlauft. Röm. 6, 7. „Wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde.“ Weisheit 3, 1. „Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rührt sie an.“ Offenb. 14, 23. „Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben von nun an, ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit, und ihre Werke folgen ihnen nach.“ Hieraus folgt: Wer von Sünden gerechtfertigt ist, von nun an selig von seiner Arbeit ruht, und den keine Qual anrührt, der kann nicht im Fegfeuer gequält werden.

 889. weil auch Diejenigen in die himmlische Seligkeit gehen, welche, ob sie schon| ihre Sünden nicht gebüßt haben, gleichwohl in kein Fegfeuer gerathen. Denn Lazarus ward, sobald er starb, von den Engeln in Abrahams Schooß getragen, Luc. 16, 22. Dem Schächer versprach der Herr Jesus: heute wirst du mit mir im Paradiese sein, Luc. 23, 43. Eben so alle die, welche der jüngste Tag lebendig ergreifen wird, und doch von Sünden durch ihre Ausbüßung nicht werden rein geworden sein; denn, wenn das Fegfeuer alsdann verzehren soll, wie können diese ihrer Sünden los werden? Wenn aber diese, ohne im Fegfeuer gebüßt zu haben, in’s ewige Leben eingehen können, warum hatten es denn andere nöthig?

 890. weil es zuwiderläuft der eigentlichen Art, von Sünden los zu werden, die nicht durch unser eigenes Leiden oder unsre eignen guten Werke geschieht, sondern allein durch den Glauben an Christum. Joh. 3, 18. „Wer an den Sohn glaubt, der wird nicht gerichtet.“ Röm. 3, 24. „Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, so durch Jesum Christum geschehen ist.“ V. 28. „So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Wer nun allein durch den Glauben, ohne eigene Werke und Leiden von Sünden los kommt, der kann durch’s Fegfeuer nicht davon gereinigt werden; alle Gläubigen kommen allein durch den Glauben an Christum von Sünden los, darum kann kein Gläubiger durch’s Fegfeuer von Sünden gereinigt werden.

 891. c) Die Erscheinungen. Dadurch ist auch ein unnöthiger Streit entstanden, daß vor Zeiten vorgegeben worden ist, als ob die Seelen der Verstorbenen, sowohl aus der Hölle, als aus dem Fegfeuer,| zu den Lebenden auf diese Welt gekommen, ihren Zustand vermeldeten und sie lehrten u. s. w. Es wird solches ohne Grund und Bestand vorgegeben, ja es wird durch Folgendes widerlegt: St. Paulus hat den Satan abgemalt, daß er sich verstelle in einen Engel des Lichts, 2 Corinth. 11, 14., weßhalb dergleichen Erscheinungen nicht ohne Gefahr der Verführung Glauben geschenkt werden kann; ist von solcher Erscheinung kein Wort, kein Exempel, keine Nachricht in der heil. Schrift, auch keine Weissagung, viel weniger sind wir dahin gewiesen, daß wir von dergleichen Geistern etwas lernen sollten; bezeugen es die Lehren, welche von Geistern auf die Bahn gebracht werden, daß es lauter Verführung gewesen, die das Reich des Widerchrists erbauet und Gottes Wort in der Kirche unterdrückt haben. Lazarus sollte aus dem Schooße Abrahams nicht wieder in diese Welt geschickt werden, des reichen Mannes Brüder zu warnen, Luc. 16, 17. ff.; ist verboten, die Todten in solchen Fällen zu hören, Jes. 8, 19.: „Soll nicht ein Volk seinen Gott fragen? Oder soll man die Todten für die Lebendigen fragen?“ „In Israel sollte nicht gefunden werden, der die Todten frage.“ 5 Mos. 18, 11. Darum halten wir solche Geister nicht für Seelen der Menschen, sondern für lebendige Teufel, und wollen wir nicht erzählen, was für erschrecklicher Betrug bei diesen Erscheinungen vorgelaufen ist.
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 892. d) Ihre Wissenschaft oder Erkenntniß. Es ist nicht zu zweifeln, daß die Seelen, so bald sie von dem Leibe getrennt werden, einen weit größeren Verstand haben, als sie in dem Leibe hatten, insonderheit| die Seelen der Heiligen, nachdem sie von der Sünde gereinigt sind. Gleichwohl muß man ihnen nicht die Allwissenheit zuschreiben (welche eine göttliche Eigenschaft ist, die keiner Creatur zusteht, 1 Könige 8, 39.: „Du allein kennest das Herz aller Kinder der Menschen“), als wüßten die Heiligen im Himmel Alles, was die Menschen auf Erden thun und leiden, auch ihr Gebet höreten, als sollten sie Alles erfahren durch das Anschauen des göttlichen Wesens, in dem sie, wie in einem Spiegel, Alles sehen können.

 893. Aber kein Mensch kann wissen noch erfahren, was von dem Spiegel des göttlichen Wesens vorgegeben wird, es bleibt also bis zum Beweis ein nichtiges Gedichte. Auch haben wir keinen Bericht davon, daß die Heiligen der Menschen besonderes Anliegen, Werk und Leiden wissen. Daß sie es nicht wissen, bezeugt Jesaias 64, 16. klar: „Bist du (Herr) doch unser Vater, denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennet uns nicht,“ und insgemein wird von Todten gesagt: „Sie wissen nichts,“ Pred. Sal. 9, 5. und Hiob 14, 21. sind „seine (des Verstorbenen) Kinder in Ehren, das weiß er nicht, oder ob sie geringe sind, des wird er nicht gewahr.“

 894. e) Ihre Werke. Darüber entstehen zwei Fragen:

 Eine, ob die Seelen der Verstorbenen müßig seien, oder etwas thun und verrichten? Man kann nicht sagen, daß sie müßig seien, weil ihre Werke namhaft gemacht werden, als der Auserwählten: sie loben Gott, wie unter dem Bilde der| vier und zwanzig Aeltesten angezeigt wird, Offenb. 4, 10. 5, 8. ff.; sie klagen über ihre Verfolger, Offenb. 6, 9. 10. „Ich sahe unter dem Altare die Seelen derer, die erwürgt waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten, und sie schrieen mit großer Stimme über ihre Verfolger, und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du und rächest nicht unser Blut an denen, die auf Erden wohnen?“ sie bitten für die Heiligen auf Erden, weil ihnen insgemein bekannt ist, wie diese allzeit in trübseligem Zustande sind. Offenb. 5, 8. „Die vier und zwanzig Aeltesten fielen vor das Lamm und hatte ein jeglicher Harfen und güldene Schalen voll Rauchwerks, welches sind die Gebete der Heiligen.“
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 895. Die andere Frage ist: Ob auch die verstorbenen Heiligen für die Lebendigen, die ihnen ihre Noth klagen, bei Gott bitten? Es ist gewiß dafür zu halten, daß die verstorbenen Heiligen insgemein für den betrübten Zustand der Christenheit beten, weil ihnen des Teufels und der Welt Bosheit allerdings wohl bekannt ist und sie auch in ihrer Seligkeit zu den Christen hier auf Erden eine stete Zuneigung tragen, jedoch wird davon in der heil. Schrift keine Meldung gethan, als diese, daß allein Judas Maccabäus ein Gesicht gesehen hat, wie der Hohepriester Onias und der Prophet Jeremias (welche Beide damals gestorben waren), für das ganze Volk Israel beteten, 2 Maccab. 15, 12. 14. Daß aber die Heiligen insonderheit für eine jede Person und deren besonderes Anliegen beten sollen, das ist ganz und gar ungewiß, so daß man darüber nichts aus der heil.| Schrift erfahren kann, die davon still schweigt; nichts aus Offenbarungen, die betrüglich sind, nichts aus Erzählung eines, der von dannen auf Erden wieder gekommen sei, denn dergleichen geschieht nicht, Luc. 16, 27. ff. Darum, wer sich auf solche Fürbitte verläßt, der greift nach dem Schatten, betrügt sich selbst, und kann sein Gewissen daraus nicht zufrieden stellen.

 896. Die verdammten Seelen haben auch ihre Werke, die erschrecklich und erbärmlich sind. Sie beseufzen ihren bösen Wandel, Weish. 5, 2. ff. „Wenn dieselben dann solches (der Gerechten Seligkeit) sehen, werden sie grausam erschrecken vor solcher Seligkeit, der sie sich nicht versehen hatten, und werden unter einander reden mit Reue, und vor Angst des Geistes seufzen u. s. w.“ Sie beklagen ihre Schmerzen und den unerträglichen Zorn Gottes. Offenb. 6, 16. 17. „Sie sprachen zu den Bergen: fallet über uns, und zu den Hügeln: bedecket uns vor dem Angesichte des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes, denn es ist kommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?“ Sie lästern Gott den Höchsten, Offenb. 16, 10. 11. „Sie zerbissen ihre Zunge vor Schmerzen und lästerten Gott im Himmel über ihren Schmerzen und ihren Drüsen.“

 897. f) Ihre Seligkeit oder Unseligkeit. Weil das allgemeine Gericht noch nicht gehalten ist, meinen Etliche, die Seelen seien jetzt noch nicht weder in ihrer Seligkeit, noch in ihrer Verdammniß, sondern werden zum Gericht verwahret, daß allein der Gerechten Seelen in guter Hoffnung leben, sie werden durch’s Gericht zur ewigen Seligkeit gelangen, der Ungerechten Seelen aber in stetem und schrecklichem| Warten des Gerichts und der nachfolgenden ewigen Verdammniß. Ob nun gleich an dergleichen Fragen nicht viel gelegen ist, so ist doch der Schrift gemäßer, wenn man sagt, daß die Gerechten alsbald nach ihrem Tode in die Seligkeit, und die Ungerechten in die Verdammniß gerathen, weil es nicht allein des Herrn Christi Parabel Luc. 16, 22. 23. klar gibt, sondern auch andere Schriftzeugnisse es bekräftigen, Joh. 5, 24. „Wer mein Wort höret u. s. w., der hat das ewige Leben, und kommt nicht in das Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ Offenb. 14, 13. „Selig sind, die in dem Herrn sterben, von nun an.“ Dazu kommt das Exempel des Schächers, der am Tage seines Todes mit dem Herrn Christo im Paradiese war. Daß aber das Gericht noch nicht öffentlich gehalten ist, daran liegt nichts, weil wer nicht glaubet, schon gerichtet ist, Joh. 3, 18., und das Gericht nicht über die Seelen allein, sondern über den ganzen Menschen ergehen wird, auch das schreckliche Warten des Gerichts den Verdammten ihr Urtheil vorhalten und sie mit unaussprechlichen Schmerzen quälen würde. Indessen bleibt doch dabei, wenn der Baum fället, er falle gegen Mittag oder Mitternacht, auf welchen Ort er fällt, da wird er liegen. Pred. Sal. 11, 3.

 898. Das Dritte, welches nach diesem Leben alle Menschen gemein haben, ist die Auferstehung der Todten, von welchem Artikel folgende fünf Stücke zu behalten sind.

 α) Ob die Todten auferstehen werden und woher dieses zu erkennen sei? Die unvernünftigen Thiere, wenn sie sterben, kommen nimmermehr wieder zum Leben, der Mensch aber hat von den| Thieren den besondern Vorzug, daß er wieder aus der Erden hervor, auch Leib und Seele wieder zusammen kommen soll, daraus ein lebendiger Mensch werde, wie er zuvor gewesen ist, ehe er durch den Tod hinweggerissen ward. Dieß will dem epicurischen Sinn nicht in den Sinn, er läugnet sie, wo nicht mit Worten, jedoch mit Werken. So wollten auch Hymenäus und Alexander die Auferstehung der Todten allein geistlich verstehen, 2 Timoth. 2, 18.; daß aber alle Menschen mit dem Leibe wieder auferstehen sollen, ist zu beweisen:
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 899. aus der heil. Schrift, die diese Auferstehung vielfältig versprochen hat, und zwar mit klaren Worten, Hiob 19, 25. 26. „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erden auferwecken und werde darnach mit dieser meiner Haut umgeben sein, und werde in meinem Fleische Gott sehen.“ Ps. 34, 21. „Der Herr bewahret alle Gebeine der Gerechten, daß derer nicht eins zerbrochen wird.“ Jes. 25, 7. 8. „Der Herr wird auf diesem Berge das Hüllen wegthun, damit alle Völker verhüllt sind in die Decke, damit alle Heiden zugedeckt sind, denn er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Cap. 26, 19. „Deine Todten werden leben und mit dem Leichnam auferstehen, wachet auf und rühmet, die ihr unter der Erden lieget, denn dein Thau ist ein Thau des grünen Feldes, aber das Land der Todten wirst du stürzen.“ Daniel 12, 2. „Viele, so unter der Erden liegen, werden aufwachen, Etliche zum ewigen Leben, Etliche zur ewigen Schmach und Schande.“ Hoseas 6, 2. „Er macht uns lebendig nach zweien Tagen, er wird uns am dritten Tage aufrichten, daß wir vor ihm leben werden.“ 2 Maccab.| 7, 9. „Der Herr aller Welt wird uns, die wir um seines Gesetzes willen sterben, auferwecken zum ewigen Leben.“ Joh. 5, 28. 29. „Es kommt die Stunde, in welcher Alle, die in den Gräbern sind, werden seine (Jesu) Stimme hören und werden hervorgehen u. s. w.“ Cap. 6, 40.: „Das ist der Wille des, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und glaubet an ihn, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.“ St. Paulus hat davon weitläuftig gehandelt 1 Corinth. 15, 12. ff.

 900. Die Auferstehung wird aber auch mit schönen Vorbildern gelehrt. Hesek. 37, 1. ff. sieht der Prophet ein weites Feld, das voll Todtengebeine lag, welche alle durch des Herrn Geist zusammen kommen, mit Adern und Haut gefügt, und lebendig worden sind. Joh. 12, 24. 1 Corinth. 15, 37. 38. 43. Wie das Weizenkorn in die Erde fällt, verfault, hernach mit Herrlichkeit aufersteht, also wird der Mensch gesäet in Unehren und stehet auf in Herrlichkeit u. s. w. Dahin geht das Gesichte Offenb. 20, 13.: „Das Meer gab die Todten, die darinnen waren, und der Tod und die Hölle gaben, die darinnen waren, und sie wurden gerichtet.“

 901. Ferner wird sie bewiesen mit herrlichen Exempeln Derjenigen, die vom Todte auferweckt worden sind, der Sohn der Wittwe zu Zarpath, den Elias auferweckte, 1 Könige 17, 22.; der Sohn der Sunamitin, welchen Elisa erweckte, 2 Könige 4, 35., der Mensch, welcher in des Propheten Elisa Grab geworfen und wieder lebendig ward, da er des Propheten Gebeine anrührte, 2 Könige 13, 21. Dergleichen Exempel sind auch im Neuen Testamente| zu finden, da der Herr Jesus auferweckt hat Jairi Töchterlein, Matth. 9, 25., den Sohn der Wittwe zu Nain, Luc. 7, 15., Lazarus, Joh. 11, 44., da Petrus die Tabea, Apostelgesch. 9, 40., Paulus den Eutychus, Apostelgesch. 20, 10. 12., auferweckt hat. Zu diesen Auferweckten sind zu rechnen Henoch und Elias, die Gott lebendig zu sich genommen hat, 1 Mos. 5, 24. 2 Könige 2, 11. Sodann die Heiligen, die mit Christo auferstanden sind, Matth. 27, 52. 53. Welche alle zu dem Ende uns vorgestellt sind, daß sie uns eine gleiche Auferstehung zusagen sollen. Vor Allen aber ist der Herr Jesus Christus ein vortreffliches Exempel der Auferstehung, woraus St. Paulus unsere Auferstehung ausführlich beweis’t, 1 Corinth. 15, 12. ff.

 902. Die Auferstehung wird auch bewiesen aus nothwendigen Folgerungen, als, daß Gott sich erklärt hat, er sei Abrahams, Isaaks und Jacobs Gott, 2 Mos. 3, 6., dazu der Herr Christus setzt, „Gott sei nicht ein Gott der Todten, sondern der Lebendigen,“ und daraus schließt, daß diese Erzväter wieder auferstehen werden, Matth. 22, 32. Ebenso folgt daraus, daß, weil Gott den Menschen viel versprochen und gedrohet hat, das er ihnen in diesem Leben nicht widerfahren läßt, ein anderes Leben sein müsse, in welchem den Verheißungen und Drohungen Gottes genug geschehe.

 903. Die Auferstehung wird auch erwiesen aus der Natur, eigentlich aber des Menschen, welchem sein Gewissen von einer Vergeltung Gutes und Böses predigt, daher auch unter weisen Heiden etliche dafür gehalten haben, daß die Menschen auferstehen| würden; eigentlich aber ist es mehr eine Muthmassung, als eine gewisse Nachricht, darum wir auf dieselbe wenig zu geben haben.

 904. β) Welche Creaturen auferstehen werden? Hier sind vier Fragen zu beantworten:

 Ob die unvernünftigen Thiere auferstehen werden? Davon haben wir nichts in Gottes Wort, darum sollen wir uns dergleichen nicht selbst einbilden; vielmehr aber ist das Gegentheil aus dem zu schließen, daß allein der Menschen Auferstehung so vielfältig gedacht wird, von andern Creaturen aber kein einziges Wort enthält. Zudem sollen ausser dem Menschen zur Zeit seiner Auferstehung am Jüngsten Gerichte alle irdischen Geschöpfe vergehen (siehe davon weiter unten).

 905. Ob die seltsamen Geburten (Mißgeburten), welche entweder wunderbarliche Gliedmassen haben, oder in etlichen Stücken den unvernünftigen Thieren gleich sind, auferstehen werden? Sofern eine solche Creatur für einen rechten wahrhaftigen Menschen erkannt werden kann, ist auch nicht zu zweifeln, daß sie auferstehen werde, ob sie gleich den Gliedmassen nach unvollkommen ist. Wäre aber die Gestalt von der menschlichen so verschieden, daß man die Geburt für einen wahrhaftigen Menschen nicht halten könnte, so hat man kein Wort Gottes von dessen Auferstehung, und man läßt’s also in Gottes Willen beruhen, was er deßwegen zu seiner Zeit thun werde.

 906. Ob die kleinen Kinder, die etwa bald nach der Empfängniß oder hernach im Mutterleibe, oder bald nach der Geburt, ehe als sie die Taufe erlangen, absterben, auferstehen| werden? Was ein wahrer Mensch ist, das ist alles der Auferstehung theilhaftig, wiewohl Etliche dafür halten, daß die Seele im vierzigsten Tage nach der Empfängniß in den Leib kommen, und alsdann erst ein rechter lebendiger Mensch werde, jedoch, weil die Seele alsbald nach der Empfängniß anfängt, ihren Leib zu bauen, und sie zu einem bequemen Werkzeuge zuzurichten, so ist allerdings glaublicher, daß die Seele alsbald in der Empfängniß vorhanden sei, daraus folgen würde, daß nicht allein die Gebornen oder im Mutterleibe formirten Kinder, sondern auch die, die nur erst empfangen worden sind und nicht weiter wachsen und gedeihen, am jüngsten Tage auferstehen werden.
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 907. Ob auch die Gottlosen auferstehen werden? Daran ist nicht zu zweifeln, ob schon Leute gefunden werden, die vorgeben, als ließe der ewige Tod, der den Gottlosen gedroht wird, die Auferstehung derselben nicht zu. Aber die Schrift sagt es klar, Daniel 12, 2.: „Viele, die unter Erden liegen, werden auferstehen, etliche zum ewigen Leben, etliche zur ewigen Schmach und Schande.“ Joh. 5, 29. „Es werden aus den Gräbern hervorgehen, die da Gutes gethan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber Uebels gethan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Solches bringt auch die Beschreibung des jüngsten Gerichtes mit sich, da alle Völker, Gerechte und Ungerechte ihr Urtheil empfangen werden. Matth. 25, 31 ff. So wird auch diese Handlung beschlossen, sie (die Gottlosen) werden in die ewige Pein gehen, aber die Gerechten in das ewige Leben. Weil denn das Gericht der Auferstehung nachfolgen wird, so ist gewiß, daß die Gottlosen, die| vor Gott stehen müssen, auch auferstehen werden. In Summa alles was Mensch heisset, groß und klein, jung und alt, reich und arm, Mann und Weib, Herr und Knecht, böß und fromm, soll auferstehen, welches Offenb. 20, 12. anzeigt: „Ich sahe die Todten, beide groß und klein, stehen vor Gott und die Bücher wurden aufgethan u. s. w.“

 908. γ) Was für einen Zustand der Menschen Leiber in der Auferstehung haben werden? Dieses zu erklären, müssen abermals vier Fragen erörtert werden:

 Ob eben dieselben Leiber, welche wir auf dieser Welt gehabt haben, wieder auferstehen werden? Es werden keine andern Leiber auferstehen, als die, die wir auf der Welt getragen haben, und zwar darum: Einmal, weil solches ausdrücklich gemeldet wird. Hiob 19, 25 ff. „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach u. s. w.“ Zweitens: weil unsere nichtigen (nicht aber andere, die Gott erschaffen werde) Leiber verklärt, und dem verklärten Leib Christi ähnlich werden, Philipp. 3, 21. Drittens, weil in den Exempeln derer, welche auferstanden sind, nach der Auferstehung keine andern Leiber gewesen sind, als die sie vor ihrem Tode gehabt haben. Das ist klar an Lazarus, Jairi Tochter, Tabea u. a. Insonderheit ist auf das Exempel Christi zu sehen, der einen verklärten Leib aus dem Grabe mit sich brachte, aber eben denselben, der mit den Nägeln und dem Speer durchschlagen und gestochen worden war. Joh. 20, 27. Wie nun mit diesen allen kein| anderer Leib auferstanden ist, als sie zuvor im Leben gehabt haben, also wird in der allgemeinen Auferstehung kein anderer Leib sein, als den ein Jeder in seiner Sterblichkeit getragen hat. Viertens: weil keine Schriftzeugnisse, noch andere Nachricht vorhanden sind, aus denen abzunehmen ist, daß andere Leiber auferstehen sollen; darum bleibt solches ein lauteres Gedicht, daran sich Niemand zu kehren hat.
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 909. Ob die Leiber eben in der Natur oder Größe, auch mit denselben Mängeln, die sie in diesem Leben an sich gehabt haben, auferstehen werden? Von der Natur und Größe, ingleichen von andern zufälligen Dingen, über die sich vorwitzige Leute bekümmern, kann nichts Gewisses gesagt werden, weil davon die Schrift schweigt, es ist auch nichts daran gelegen. Vermuthlich ist, daß die kleinen Kinder oder andere, die noch nicht erwachsen waren, in der Größe auferstehen werden, die sie erlangt haben würden, wenn sie erwachsen wären, und dieß darum, weil ihre Natur noch unvollkommen gewesen ist, alle Unvollkommenheit aber hinweg gekommen sein soll. Jedoch läßt man’s dahin gestellt sein, ob aus dem, daß Johannes vor Gottes Gericht Kleine und Große stehen, Offenb. 20, 12. ein And’res abzunehmen sei. Wer aber von Person klein geblieben ist, (wie Zachäus Luc. 19, 3.), von dem ist nicht anzunehmen, daß er eine andere Größe erlangen werde, welches man doch Gott anheim stellt. Was die Gebrechen betrifft, ist kein Zweifel, es werden dieselben alle hinweggenommen sein, weil unsre nichtigen Leiber verklärt werden sollen, Philip. 3, 21., und St. Paulus bezeugt: „es werde gesäet in Unehren, und werde auferstehen in Herrlichkeit,| es werde gesäet in Schwachheit, und werde auferstehen in Kraft,“ 1 Corinth. 15, 43.

 910. Was für einen besondern Zustand und Vorzug die Leiber der Gerechten vor denen der Gottlosen haben werden? Insgemein werden die Heiligen in der Auferstehung den Engeln Gottes gleich sein, Matth. 22, 30. „Der Herr Christus wird ihre nichtigen Leiber verklären, daß sie ähnlich u. s. w.“ Philip. 3, 21. Was dieses für Vorzüge seien, ist an der Natur der Engel, an dem Leibe des Herrn Christi und aus andern Schriftzeugnissen abzunehmen, nämlich

 911. die Geistlichkeit, 1 Corinth. 15, 44. „Es wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib.“ Nicht, daß der Leib seinem Wesen nach in einen Geist, der nicht Fleisch und Bein habe, verwandelt werden müsse, denn das ist zuvor widerlegt worden und an Christi geistlichem Leibe zu sehen, der gleichwohl Fleisch und Bein hatte, Luc. 24, 39., sondern wegen der Eigenschaften und Gaben, damit er einem Geist gleichet.

 912. Die Klarheit. Weish. 3, 7. „Zur Zeit, wenn Gott d’rein sehen wird, werden sie (die Menschen) helle scheinen.“ Daniel 12, 3. „Die Lehrer werden leuchten, wie des Himmels Glanz, und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Matth. 13, 43. „Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich.“ Eine solche Klarheit ließ sich sehen an dem Herrn Christo Matth. 17, 2. „Jesus ward verklärt von seinen Jüngern, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß, als ein| Licht,“ und Mosis Angesicht, als er bei dem Herrn auf dem Berge gewesen, konnten die Kinder Israel nicht ansehen, um der Klarheit willen, 2 Mos. 34, 30, 2 Corinth. 3, 7., wenn solche Klarheit an Etlichen gespürt worden ist, so wird sie an allen Leibern der Auferstehenden völlig sein.

 913. Die Unsichtbarkeit. Nicht, als sollten diese ganz und gar nicht gesehen werden können, sondern, daß sie nicht aus Nothwendigkeit sich sehen lassen müssen, allein aber gesehen werden, wenn es ihnen wohlgefällig ist. So erschien der Herr Christus seinen Jüngern, Marc. 16, 14. Er kam zu ihnen unversehens, daß sie meinten, sie sehen einen Geist, Luc. 24, 37. Er verschwand vor ihnen, Luc. 24, 31. Die Heiligen, die mit Christo auferstanden sind, wurden nicht von Jedermann gesehen, sondern sie erschienen vielen, Matth. 27, 53. Das Wort erscheinen deutet solche Unsichtbarkeit an, weil kein Mensch, der immerdar sichtbar ist, erscheint, sondern allein derjenige, der nur nach seinem Willen sich sehen läßt, wie Gott, 1 Mos. 12, 7. Die Engel, B. der Richter 13, 3. 21. Die Heiligen im Himmel, Matth. 17, 3. zu erscheinen pflegten.

 914. Die Kraft, auch dasjenige zu durchdringen, welches ein natürlicher Leib nicht durchdringen kann. Da der Engel zur Jungfrau Maria einging, bedurfte er nicht, die Thür zu öffnen, sondern er kam also, daß sie davor erschrack, Luc. 1, 29. Ebenso kam der Herr zu seinen Jüngern, da die Thür verschlossen war, daß sie ihn für einen Geist hielten, Luc. 24, 37. Joh. 20, 19. 26. Dergleichen etwas hat der Herr an seinem Leibe hervorblicken lassen, als er auf dem Wasser ging und nicht untersank, wie auch auf seinen| Befehl Petrus auf dem Meere wandelte, Matth. 24, 25. 29.

 915. Die Unsterblichkeit und Unverweslichkeit, 1 Corinth. 15, 42.: „Es wird gesäet verweslich, und wird auferstehen unverweslich.“ V. 53.: „Dieß Verwesliche muß anziehen das Unverwesliche, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.“ Denn wir sind berufen zu einem unvergänglichen und unverweslichen Erbe, das behalten wird im Himmel, 1 Petr. 1, 4. gleichwie Christus von den Todten auferwecket, hinfort nicht stirbt, und der Tod über ihn nicht herrschet, Röm. 6, 9., sind wir also mit Christo gestorben, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, Röm. 6, 8.

 916. Vollkommenheit der Kräfte, Jes. 40, 31. „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie auffahren mit Flügeln wie Adler, daß sie laufen und nicht matt werden, daß sie wandeln und nicht müde werden.“ Ganz besonders aber wird das Gesicht vollkommen sein, welches jetzt so unvollkommen ist, daß kein Mensch Gott sehen kann, 2 Mos. 32, 20. Hiob 19, 26. 27. 1 Corinth. 13, 12. „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel, in einem dunkeln Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht.“ Joh. 3, 2. „Wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Matth. 5, 8. „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“

 917. Vollkommenheit der Kräfte, daß sie keine Speise oder Trank bedürfen werden, Jes. 49, 10. „Sie werden weder hungern noch dürsten, sie wird keine Hitze noch Sonne stechen.“ Offenb. 7, 16. sie sind vor dem Stuhl Gottes, sie wird nicht| mehr hungern noch dürsten, es wird auch nicht auf sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze.

 Dieß sind die vornehmsten Eigenschaften, welche den Leibern der Heiligen nach der Auferstehung zugeschrieben werden.

 918. Ob ein Unterschied dieser Herrlichkeit sein und ein Leib vor dem andern mehr Klarheit haben werde? Allerdings, denn es ist verheißen, daß Gott in der Auferstehung gute Werke vergelten werde, Luc. 14, 13. 14. „Wenn du ein Mahl machest, so lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen, die Blinden, so bist du selig, denn sie haben’s dir nicht zu vergelten, es wird dir aber vergolten werden in der Auferstehung der Gerechten.“ Nun wird die Vergeltung nicht mit der ewigen Seligkeit geschehen, weil solche nicht nach Werken geschehen wird, Ephes. 2, 8. 9., darum geschieht sie in verschiedenen Gaben. St. Paulus schreibt 1 Cor. 15, 40. 41. „Eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen Körper, eine andere die irdischen, eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne, denn ein Stern übertrifft den andern an Klarheit, also auch die Auferstehung der Todten.“

 919. α) Was an den Leibern der Ungerechten besonderes sein werde? Sie sollen aller bisher erwähnten Herrlichkeit beraubt sein, nur, daß sie auch unsterblich sein werden, was ihnen aber zu keiner Herrlichkeit, sondern zum schweren Gericht gereichen wird. Jes. 66, 24. „Ihr Wurm wird nicht| sterben, und ihr Feuer wird nicht verlöschen.“ (S. weiter unten.)

 920. β) Wann die allgemeine Auferstehung der Todten geschehen wird? Manche Menschen meinen, der Herr Christus werde nach der Auferstehung der Todten, wenn alle Bösen aus dem Wege gethan sein werden, ein Reich aufrichten, das zwar geistlich sein solle, aber doch auf dieser Erden, das tausend Jahre währen solle, und nach welchem erst der Welt Untergang, die Verdammniß der Gottlosen, und der Gerechten Eingang in das ewige Leben erfolgen werde. Dieß wird aber damit widerlegt:

 weil eigentlich die Zeit der Auferstehung auf den jüngsten oder letzten Tag gesetzt wird, Joh. 6, 40. „Ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag.“ Cap. 11, 24. „Ich weiß wohl, daß er auferstehen wird in der Auferstehung am jüngsten Tage;“

 weil die Auserwählten in der Auferstehung nicht auf dieser Erde bleiben sollen, sondern dem Herrn entgegengerückt werden, in der Luft; daß sie bei ihm seien, nicht tausend Jahre, sondern immerdar. 1 Thess. 4, 16. 17. „Der Herr wird mit einem Feldgeschrei u. s. w. herniederkommen vom Himmel, und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst, darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden, in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit.“

 921. Wenn aber in der Offenbarung 20, 4. gemeldet wird, „die Seelen der Enthaupteten um des Zeugnisses Jesu willen werden mit Christo| regieren tausend Jahre,“ so redet diese Weissagung von der streitenden Kirche auf Erden und deren Verfolgung, daß sie aber nicht handle von einem tausendjährigen Reiche, ist a) mit dem bereits gesagten bewiesen, daß die Todten erst am jüngsten Tage auferstehen werden; erhellt dann b) daraus, daß die letzten Zeiten nicht gute, sondern gräuliche Zeiten sein werden, 2 Timoth. 3, 1. „Die Liebe wird in vielen Herzen erkalten,“ Matth. 24, 12. „Das Unkraut wird auf dem Acker stehen bis an der Welt Ende;“ Matth. 13, 39. ff. „Die Aerndte ist das Ende der Welt, gleichwie man nun das Unkraut ausgätet und mit Feuer verbrennt, so wirds auch am Ende dieser Welt gehen; des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reiche, alle Aergerniße u. s. w.“ Der Teufel wird am heftigsten wüthen, wenns ans Ende kommt. Offenbar. 12, 12. „Wehe denen, die auf Erden wohnen, und auf dem Meer, wenn der Teufel kommt zu euch hinab, und hat einen großen Zorn, und weiß, daß er wenig Zeit hat.“ c) Nach Ausgang der tausend Jahre wird Gog und Magog einen schweren Krieg wieder die Heiligen anfangen, neben vielerlei Verführungen, die der Satan verrichten wird, wie V. 9. verkündigt ist, was alles mit dem erdichteten Reiche Christi nicht übereinkommt.

 922. Das Vierte, was alle Menschen gemein haben, ist das jüngste Gericht. Hier ist zu handeln:

 a) ob ein allgemeines Gericht zu erwarten sei? Daran kann kein Christ zweifeln, weil solches so vielfältig angezeigt ist, auch kann daran kein vernünftiger Mensch zweifeln, weil es ihm in’s Herz und Gewissen geschrieben ist, Röm. 2, 15. 16. „Ihr| Gewissen bezeuget sie, dazu auch ihre Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen auf den Tag, da Gott das Verborgene der Menschen durch Jesum Christum richten wird.“
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 923. b) Wer der Richter sein werde? Die Schrift redet von unterschiedlichen Richtern a) von Gott, „Gott ist aller Welt Richter,“ Ps. 9, 8. 9. „Der Herr bleibet ewiglich, er hat seinen Stuhl bereitet zum Gericht und er wird den Erdboden recht richten,“ Jes 3, 13. 14. „Der Herr ist aufgetreten, die Völker zu richten, der Herr kommt zum Gericht mit den Aeltesten seines Volks.“ b) Von Jesu Christo, Joh. 5, 22. „Der Vater hat alles Gericht dem Sohne gegeben.“ Röm. 14, 10. „Wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi dargestellt werden.“ Nun sind in Christo zwei Naturen, die göttliche und menschliche. Auch nach dieser ist er ein allgemeiner Richter, Joh. 5, 27. „Der Vater hat dem Sohne Macht gegeben, das Gericht zu halten, darum, daß er des Menschen Sohn ist.“ Matth. 25, 31. „Wenn aber des Menschen Sohn kommen wird in seiner Herrlichkeit u. s. w.“ c) Die Heiligen 1 Corinth. 6, 2. „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden.“ Matth. 19, 28. „Da des Menschen Sohn sitzen wird auf dem Stuhl seiner Herrlichkeit, werdet ihr auch sitzen auf zwölf Stühlen, und richten die zwölf Geschlechter Israel.“ Jedoch mit dem Unterschied, daß Gott die heilige Dreieinigkeit, als der eigentliche vornehmste Richter, Christus der Herr, als die Person, welche es Amtswegen sichtbarlich verrichten soll. (Apostelgesch. 17, 31. hat Gott einen Tag gesetzt, auf welchen er richten will| den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit durch einen Mann, in welchem er es beschlossen hat). Die Heiligen, als Zeugen, daß Gott allen, die verdammt werden, Mittel der Seligkeit gegeben habe, sie diese aber von sich gestossen haben, Marc. 6, 11. Apostelgesch. 13, 46. 51.

 924. c) Wer gerichtet werden soll? Alle Menschen, die jemals gelebt haben, Matth. 25, 31. „Vor ihm werden alle Völker versammelt werden.“ Jes. 45, 23. Röm. 14, 11. „Mir sollen sich alle Kniee beugen, und alle Zungen sollen schwören.“ 2 Corinth. 5, 10. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi.“

 925. d) Wann das Gericht gehalten werden soll? Am Ende der Welt, Matth. 13, 40 ff. „So wird es gehen am Ende dieser Welt, des Menschen Sohn wird seine Engel senden, und sie werden sammeln aus seinem Reiche alle Aergernisse, und die da Unrecht thun, und werden sie in den Feuerofen werfen.“ Hier ist zu handeln von dem Untergange und Ende der Welt.

 926. α) Ob die Welt immerdar währen oder einmal vergehen werde? Daß die Welt vergehen werde, wird vielfältig bezeugt, Ps. 102, 26. 27. „Die Himmel sind deiner Hände Werk, sie werden vergehen, du aber bleibest, sie werden veralten wie ein Gewand, sie werden verwandelt wie ein Kleid.“ Luc. 21, 33. „Himmel und Erde werden vergehen,“ aber meine Worte vergehen nicht.“ 2 Petri 3, 10. „Des Herrn Tag wird kommen als ein Dieb in der Nacht, in welchem die Himmel zergehen werden mit großem| Krachen, die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die drinnen sind, werden verbrennen.“

 927. β) Ob die Welt mit ihrer Substanz vergehen und zu nichte gemacht, oder nur erneuert werden wird? Wie die Welt aus nichts gemacht ist, also wird sie zu nichts werden, was aus den bisher angeführten Zeugnissen klar ist, und womit auch Offenb. 21, 1. übereinstimmt: „Ich sahe einen neuen Himmel und eine neue Erde, denn der erste Himmel und die erste Erde verging, und das Meer ist nicht mehr.“ Jes. 65, 17. „Ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, daß man der vorigen nicht mehr gedenken wird, noch zu Herzen nehmen.“

 928. γ) Wann die Welt vergehen werde? Fragt man nach Monat, Tag oder Stunde, so ist es unbekannt, Marc. 13, 32. „Den Tag und die Stunde weiß Niemand, auch die Engel nicht im Himmel, auch der Sohn nicht (im Stande seiner Erniedrigung), sondern allein der Vater.“ Wird aber auf der Weltläufte insgemein gesehen, so ist der Welt Ende alsdann gewiß zu vermachen, wenn die Zeichen, welche vorher gehen sollen, erfüllt sein werden, als da sind Unruh und Krieg hin und wieder, Matth. 24, 6. Verlöschung der christlichen Liebe, V. 12. Sicherheit, Luc. 17, 26. ff. 1 Thess. 5, 3. Ketzerei, Matth. 24, 23. ff. Entdeckung des Widerchrists, 2 Thess. 2, 2. 3. Zeichen an himmlischen Creaturen, Luc. 21, 25. Angst und Zagen der Menschen, V. 25. 26. Allgemeine Bekehrung der Juden,| welche Paulus verkündigt. Röm. 11, 25. 26. „Ich will euch nicht verhalten dieses Geheimniß, Blindheit ist eines Theils Israel widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei, und also das ganze Israel selig werde.“ Moses hat davon geweissagt 5 Mos. 4, 30. „Wenn du geängstet sein wirst, und dich treffen werden alle diese Dinge in den letzten Tagen, so wirst du dich bekehren zu dem Herrn, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchen.“ Dieß kann wohl nicht anders verstanden werden, als daß vor dem jüngsten Tage das jüdische Volk mit großen Haufen sich zu Christo bekehren werde. Das Zeichen des Menschen Sohnes, Matth. 24, 30. Ob dieses Zeichen am Himmel stehen, oder etwas anderes sein werde, ist ungewiß; sind es die bisher erzählten Zeichen, so sind ihrer genug gesehen worden, ist’s aber etwas Anderes, so werden wir’s erfahren, wenn es erscheinen wird. Indessen hat Niemand darauf zu warten noch zu denken, der Welt Ende werde nicht eher kommen, als bis sich ein sonderbares Zeichen hätte sehen lassen. Die Predigt des Evangeliums in der ganzen Welt, Matth. 24, 14. ist ebenfalls ein Zeichen. Diese Predigt deutet entweder eine solche Predigt in der ganzen Welt an, wie vormals die Apostel verrichtet haben, oder geht auf die Offenbarung des Widerchrists, in welcher das Evangelium gepredigt ist durch die Welt hin und wieder kund gemacht worden ist.
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 Diese Zeichen alle, nachdem sie bemerkbar erfüllt worden sind, (es wäre denn auf der Juden Bekehrung und die allgemeine Predigt des Evangeliums zu warten), sind gewisse Arten des Untergangs der Welt,| wiewohl sie weder Jahr, noch Monat, Tag oder Stunde benennen, gleichwie das Alles gewiß verkündigt, der Tod sei noch weit, ob es schon weder dessen Tag noch Stunde festsetzet.

 929. δ) Was für Sachen vor dem Gerichte gehandelt werden sollen? Alles muß vor das Gericht kommen, was die Menschen jemals Böses unterlassen und Gutes gethan, und Böses gethan und Gutes unterlassen haben, 2 Corinth. 5, 10. „Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfahe, nachdem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sei gut oder böse.“ Predig. 12, 14. „Gott wird alle Werke vor das Gericht bringen, es sei gut oder böse.“ Nichts ist also verborgen, was in diesem Gerichte nicht vorkäme. Pred. 12, 14. „Gott wird alle Werke vor das Gericht bringen, das verborgen ist.“ Röm. 2, 16. „Gott wird das Verborgene der Menschen richten.“ 1 Corinth. 4, 5. „Der Herr wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist;“ die Werke, Matth. 25, 35. 42. Die Werke, Matth. 12, 36. 37. „Die Menschen müssen Rechenschaft geben am jüngsten Gerichte von einem jeglichen unnützen Worte, das sie geredet haben. Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden.“ 1 Corinth. 4, 5. Die Gedanken, „der Herr wird den Rath der Herzen offenbaren.“

 930. ε) Was für ein Urtheil gesprochen werden soll? Insgemein wird ein solches Urtheil über alle gehen, das nimmermehr widerrufen wird, sondern welches man ewig fühlen muß; denn entweder werden die Verurtheilten zur ewigen Seligkeit, oder| zur ewigen Verdammniß verwiesen. Demnach hat der Herr Christus beide Urtheile gefaßt, Matth. 25, 34. „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn,“ V. 41. „Gehet hin von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“

 931. ζ) Die Vollziehung dieses Urtheils. Diese wird mit dem Urtheile geschehen, Matth. 25, 46. „Sie (die Verdammten), werden gehen in die ewige Pein, aber die Gerechten in das ewige Leben.“

 So viel von dem, was nach diesem Leben Böse und Gute (obwohl mit ungleichem Glück) mit einander gemein haben.

 932. Worinnen nach diesem Leben die Gerechten von den Gottlosen, die Gläubigen von den Ungläubigen gänzlich geschieden werden? Worinnen sie gänzlich von einander unterschieden sein werden, ist die ewige Seligkeit und die ewige Verdammniß. Wie solchen Zustand die vom Leibe geschiedenen Seelen, auch vor dem Gerichte empfinden, und wie dem ganzen Menschen entweder Leben oder Tod ewig zugesprochen wird, ist bereits erwogen. Nun ist noch übrig, daß wir sehen, wo Gott den Menschen endlich und nach der Welt Untergang lassen werde. Von beiderlei Zustand ist nun zu handeln.

 933. a) Das ewige Leben. Wie Gott den Menschen in Sünden finde, durch was für Mittel und Wege er ihn von Sünden aufrichte, führe und erhalte, das ist bisher ausgeführt worden. Ob Gott zwar den Menschen in seiner Kirche mit seinen Gaben begnadigt,| so ist doch diese Glückseligkeit unvollkommen und mit vielen Trübsalen vermengt; wie er aber getröstet wird, es werde alles besser werden, so will es ihm Gott auch halten in der zukünftigen Seligkeit, von der drei Punkte zu merken sind.
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 934. α) Daß in der Seligkeit alles Böse wird hinweg sein, das Jemanden jemals hat betrüben können. Jes. 25, 8. „Der Herr Herr wird die Thränen von allen Angesichten abwischen.“ Offenb. 21, 4. „Kein Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen wird mehr sein.“ Insonderheit des Teufels List und Bosheit, welche unter unsre Füße gänzlich getreten sein wird, Röm. 16, 20. der Tod, Jes. 25, 8. „Der Herr Herr wird den Tod verschlingen ewiglich;“ 1 Corinth. 15, 26. „Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod;“ Offenb. 21, 4. „Der Tod wird nicht mehr sein;“ der Gewaltigen Uebermuth und daher entstehende Drangsal, Weish. 5, 1. „Alsdann wird der Gerechte stehen mit großer Freudigkeit, wider die, so ihn geängstigt haben und so seine Arbeit verworfen haben.“ Mühe und Arbeit, Offenb. 14, 13. „Selig sind, die in dem Herrn sterben, sie ruhen von ihrer Arbeit.“ Jes. 66, 23. „Alles Fleisch wird einen Monden nach dem andern, und einen Sabbath (Ruhetag) nach dem andern kommen, anzubeten vor mir, spricht der Herr.“ Armuth und anderes Ungemach. Lazarus führte keine Klage über Armuth, als er in Abrahams Schooß war, Luc. 16, 25. Gott ist daselbst Alles in Allem. 1 Corinth. 15, 28. Denn so die Heiligen noch in diesem Leben sich haben lassen davon ersättigen, daß sie einen| gnädigen Gott hatten. Ps. 73, 25. 26. „Wenn ich nur dich habe, so frage – und mein Theil.“[WS 1] Moses konnte bei dem Herrn auf dem Berge ohne Speise und Trank sein vierzig Tage und vierzig Nächte, 2 Mos. 34, 28., wie viel mehr wird das herrliche und liebliche Anschauen des göttlichen Wesens, seiner Majestät und Herrlichkeit die Seligen genugsam sättigen, daß sie weder hungern noch dürsten wird. Offenb. 7, 16.
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 935. β) Daß in der Seligkeit ein Ueberfluß alles Guten sein wird. Sie wird beschrieben im Gleichnisse als eine köstliche Mahlzeit, dabei Alles bereitet ist. Matth. 8, 11. ff. „Viel werden kommen von Morgen und Abend, und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tische sitzen.“ Luc. 22, 29. 30. „Ich will euch das Reich bescheiden, wie mir mein Vater beschieden hat, daß ihr essen und trinken sollt über meinem Tisch in meinem Reich.“ Ps. 36, 9. „Sie werden trinken von den reichen Gütern deines Hauses, du tränkest sie mit Wollust, als mit einem Strom.“ Sodann wird die Seligkeit genannt eine große Herrlichkeit, Coloss. 3, 4. „Wenn Christus, euer Leben, sich offenbaren wird, dann werdet ihr auch offenbar werden mit ihm in der Herrlichkeit.“ Röm. 8, 18. „Ich halte dafür, daß dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht werth sei, die an uns soll offenbaret werden.“ 2 Corinth. 4, 17. „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Massen wichtige Herrlichkeit.“ Sie heißt eine große und unaufhörliche Freude, Joh. 16, 22. „Ich will euch wieder sehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll Niemand von euch nehmen.“ Eine unausdenkliche| Freude, 1 Corinth. 2, 9. „Es hat kein Auge gesehen, und kein Ohr gehöret, und ist in keines Menschen Herz gekommen, das Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.“ Eine unaussprechliche Freude, 1 Petri 1, 8. „Ihr werdet euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“ Diese Freude nennt Abraham einen Trost, Luc. 16, 25. „Lazarus hat Böses empfangen, nun aber wird er getröstet.“ Sie ist ein liebliches Anschauen des göttlichen Wesens und seiner Herrlichkeit, Hiob 19, 26. 27. „Ich werde in meinem Fleische Gott sehen u. s. w.“ Matth. 5, 8. „Selig sind, die reines Herzens u. s. w.“ Ps. 42, 3. „Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott, wenn werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?“ 1 Corinth. 13, 12. „Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort, dann aber von Angesicht zu Angesicht, jetzt erkenne ich’s stückweise, dann aber werde ich’s erkennen, gleichwie ich erkannt bin.“ 1 Joh. 3, 2. „Wir sind nun Gottes Kinder, und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden, wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Sie ist ein lieblicher Umgang mit den heiligen Engeln, mit den heiligen Erzvätern, Propheten, Aposteln, Märtyrern und andern Auserwählten, deren Bildniß wir in diesem Leben anzuschauen begehren und uns darüber erfreuen, Hebr. 12, 22. „Ihr seid kommen zu dem Berg Zion, und zu der Stadt des lebendigen Gottes, und zu der Menge vieler tausend Engel, und zu der Gemeine der Erstgebornen, die im Himmel eingeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollkommenen Gerechten.“
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|  936. γ) Daß in dieser Seligkeit keine andere Verrichtung sein werde, als Gott ohne Aufhören zu loben und zu preisen. Dieß ist der h. Engel Werk, daß sie einander zurufen: „Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehren voll,“ Jes. 6, 3. Einen größeren und angenehmeren Dienst werden die Auserwählten im ewigen Leben Gott nicht erweisen mögen, als daß sie ihm einen solchen Lobgesang zurufen, Offenb. 4, 8. „Die Thiere hatten keine Ruhe Tag und Nacht, und sprechen: Heilig, Heilig, Heilig ist Gott der Herr, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und der da kommt.“ Cap. 5,8. ff. „Die vier und zwanzig Aeltesten fielen vor das Lamm, und hatten ein jeglicher Harfen und güldene Schalen, voll Rauchwerks, welches sind die Gebete der Heiligen, und sangen ein neues Lied, und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch, und aufzuthun seine Siegel, denn du bist erwürget, und hast uns erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zungen, und Volk und Heiden.“ Cap. 7, 11. 12. „Die vier und zwanzig Aeltesten fielen vor dem Stuhl auf ihr Angesicht und beteten Gott an, und sprachen: Amen, Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen.“ Cap. 22. 10. „Ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich und die Macht unsers Gottes seines Christus worden, weil der verworfen ist, der sie verklaget Tag und Nacht vor Gott.“

 937. b) Der unglückselige Zustand der Verdammten in der Hölle. Hievon ist zu merken:

|  α) daß in der Hölle nichts sein wird von allen Guten, das einen Menschen erfreuen kann, als da ist: das fröhliche Anschauen der Herrlichkeit Gott, die Gesellschaft der heil. Engel und Auserwählten, davon sich die Verdammten nichts zu getrösten haben, weil sie von Gottes Reich gänzlich ausgeschlossen sein sollen, Offenb. 22, 15. „Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Hurer und die Todtschläger und die Abgöttischen und alle, die lieb haben und thun die Lügen.“ 2 Thess. 1, 9. „Welche werden Pein leiden und ewiges Verderben von dem Angesichte des Herrn und von seiner herrlichen Macht.“ Ferner sollen die Verdammten des Lichtes, das den Menschen erfreut, beraubt sein, Ps. 49, 20. „So fahren sie ihren Vätern nach und sehen das Licht nimmermehr.“ Judä 13, 13. „Welchen ist behalten eine dunkle Finsterniß in Ewigkeit.“ Matth. 22, 13. „Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn hinaus in die Finsterniß, da wird sein Heulen und Zähnklappen.“ Einen Müden und Durstigen erfreuet ein anmuthiger kühler Trank, aber denen im höllischen Feuer soll in alle Ewigkeit keine solche Erquickung widerfahren, wie sie auch dem reichen Manne abgeschlagen wurde, Luc. 16, 24. 25. Den Müden erfreuet die Ruhe, aber die in der höllischen Angst Ermüdeten werden keine Ruhe finden, Offenb. 14, 11. „Sie haben keine Ruhe Tag und Nacht.“
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 938. β) Daß Alles sich in den Verdammten finden wird, was einen Menschen betrüben und traurig machen kann, als: das erschreckliche Anschauen des zornigen| Gottes, Offenb. 6, 16. 17. „Sie sprachen zu den Bergen und Felsen: fallet über uns und verberget uns vor dem Angesicht des, der auf dem Stuhl sitzt, und vor dem Zorn des Lammes, denn es ist kommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?“ Dann die grausame und erschreckliche Gesellschaft der höllischen Geister und der andern Verdammten. Das ewige Feuer ist bereitet dem Teufel und seinen Engeln, Matth. 25, 41. Darneben an Leib und Seele unaussprechliche Pein, als da sind die Angst des bösen Gewissens, die Bereuung, daß man die Gnadenzeit nicht in Acht genommen und den göttlichen Warnungen nicht hat glauben wollen u. s. w. Dieses Alles wird genannt eine ewige Pein, Matth. 25, 46, eine Qual, Luc. 16, 23. Offenb. 20, 10. „Sie werden gequälet Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit;“ ein Heulen und Zähnklappen, Matth. 13, 42, ein ewiges Verderben, 2 Thess. 1, 9, das uns vorgehalten wird im Gleichniß des Feuers, welches die allergrößte Pein verursacht, die einem Menschen auf der ganzen Welt widerfahren kann. Luc. 16, 24. spricht der Reiche: ich leide Pein in diesen Flammen. Matth. 25, 41. „Gehet hin in das ewige Feuer,“ Cap. 3, 12. „Die Spreu wird er verbrennen mit ewigem Feuer;“ Offenb. 14, 11. „Der Rauch ihrer Qual wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Cap. 20, 15. „So Jemand nicht ward gefunden geschrieben in dem Buch des Lebens, der ward geworfen in den feurigen Pfuhl.“ Cap. 21, 8. „Den Verzagten, Ungläubigen und Gräulichen u. s. w., deren Theil ist in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennet.“ Das Feuer ist der grimmige und unverträgliche Zorn Gottes, 5 Mos. 32, 22.|Das Feuer ist angegangen durch meinen Zorn, und wird brennen bis in die unterste Hölle.“ Jes. 30, 33. „Die Grube ist von gestern her zugerichtet, so ist doch die Wohnung darinnen, Feuer und Holz die Menge, der Odem des Herrn wird sie anzünden, wie ein Schwefelstrom.“ Cap. 65, 5. „Solche (abgöttische) sollen ein Rauch werden in meinem Zorn, ein Feuer, das den ganzen Tag brenne.“ Es wird die Pein verglichen mit einem Wurm, der ohne Aufhören am Herzen nagt, Jes. 66, 24. Marc. 9, 44. „Ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer wird nicht verlöschen.“

 Da nun mit dem ewigen Leben alle Gnadenwerke, mit der ewigen Verdammniß alle Werke des gerechten Zorns und Grimmes unsres Herrn Gottes so vollkommen werden, daß nach diesen kein Mensch etwas weiter zu thun noch zu gewarten hat, weil Niemand aus der Seligkeit gesetzt, Niemand aus der Hölle erlöset wird, und es beiderseits in Ewigkeit also bleiben muß, so endet sich damit auch dasjenige, was ein Christ, die Verdammniß zu meiden, und die Seligkeit zu erlangen, wissen und glauben soll.

 Die heilige und hochgelobte Dreieinigkeit, der einige Ursprung, Brunnquell und Anfang unsrer zeitlichen und ewigen Wohlfahrt, verhelfe uns gnädiglich, daß wir uns in der Gnadenzeit fleißig bereiten und wohl gefaßt machen, zu entfliehen allen dem, das über die Bösen und Ungläubigen kommen soll, und mit Freudigkeit zu stehen| vor des Menschen Sohn. Amen, durch Jesum Christum, unsern Mittler, Gnadenthron, Erlöser, Nothhelfer, den Anfänger und Vollender unsers Glaubens, in welchem alle Verheißungen Gottes sind Ja und Amen. Amen!
Gott allein die Ehre!




Anmerkungen (Wikisource)

  1. PS. 73, 25. 26. „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.“


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Gründliche und allgemein faßliche Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche
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