Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/445

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ihre Sünden nicht gebüßt haben, gleichwohl in kein Fegfeuer gerathen. Denn Lazarus ward, sobald er starb, von den Engeln in Abrahams Schooß getragen, Luc. 16, 22. Dem Schächer versprach der Herr Jesus: heute wirst du mit mir im Paradiese sein, Luc. 23, 43. Eben so alle die, welche der jüngste Tag lebendig ergreifen wird, und doch von Sünden durch ihre Ausbüßung nicht werden rein geworden sein; denn, wenn das Fegfeuer alsdann verzehren soll, wie können diese ihrer Sünden los werden? Wenn aber diese, ohne im Fegfeuer gebüßt zu haben, in’s ewige Leben eingehen können, warum hatten es denn andere nöthig?

 890. weil es zuwiderläuft der eigentlichen Art, von Sünden los zu werden, die nicht durch unser eigenes Leiden oder unsre eignen guten Werke geschieht, sondern allein durch den Glauben an Christum. Joh. 3, 18. „Wer an den Sohn glaubt, der wird nicht gerichtet.“ Röm. 3, 24. „Wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, so durch Jesum Christum geschehen ist.“ V. 28. „So halten wir nun dafür, daß der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“ Wer nun allein durch den Glauben, ohne eigene Werke und Leiden von Sünden los kommt, der kann durch’s Fegfeuer nicht davon gereinigt werden; alle Gläubigen kommen allein durch den Glauben an Christum von Sünden los, darum kann kein Gläubiger durch’s Fegfeuer von Sünden gereinigt werden.

 891. c) Die Erscheinungen. Dadurch ist auch ein unnöthiger Streit entstanden, daß vor Zeiten vorgegeben worden ist, als ob die Seelen der Verstorbenen, sowohl aus der Hölle, als aus dem Fegfeuer,