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unversehens abgeschnitten, 2 Sam. 18, 14. Ger, des Juda Sohn, war böse vor dem Herrn, darum tödtete ihn der Herr, 1 Mos. 38, 7. Ebenso verhält es sich mit andern Sünden. Ps. 55, 24.: „Die Blutgierigen und Falschen werden ihr Leben nicht zur Hälfte bringen.“

 Der Mensch verkürzt sich selbst das Leben, wenn er sich an seinem Leibe einen Schaden thut, wodurch er stirbt, da er ohne dieses noch länger hätte leben können, wie an Saul zu sehen, 1 Sam. 31, 4., oder wenn er auf andere Weise seiner Natur Leid anthut, Sirach 37, 33. 34. „Viel Fressen macht krank, und ein unersättlicher Fraß bringt das Grimmen, Viele haben sich zu todt gefressen, wer aber mäßig lebt, lebt desto länger.“

 876. Dieß Alles hat nicht den Verstand, als wäre Gott dießfalls in seinem Vorsatze wandelbar, sondern ist also zu verstehen: Wenn Gott von Ewigkeit einem Jeden sein Ziel verordnet, so hat er es nicht gethan nach seinem bloßen Rath und Willen, nach welchem er dem Einen ein längeres, dem Andern ein kürzeres Leben zugetheilt haben wollte, weil er aber der Menschen Wandel daneben angesehen und befunden hat, wie sie theils sich selbst das Leben nehmen, theils ihm, dem Herrn, in seine Gerichte fallen werden, so hat er auch ihr Lebensziel entweder länger oder kürzer gesetzt, als er gethan haben würde, wenn dergleichen nicht vorgekommen wäre, und er allein nach seinem Rath und Wohlgefallen das Ziel geordnet hätte. So war Hiskiä Tod vorhanden, wenn nicht Gott sein Gebet angesehen und das Ziel um 15 Jahre weiter hinausgesetzt hätte, 2 Könige 20, 6. Absalons, Achans, und anderer Uebelthäter Leben hätte Gott länger sein lassen, als es gewesen ist, weil er aber vorhergesehen