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Etliche im hohen Alter dahin sterben. Weil solches nicht der Natur gemäß zu sein scheint, so entstehen bei den Menschen mancherlei Gedanken, wo der Unterschied dieses Zieles des Todes herkomme. Hievon ist aber zu wissen, daß Gott einem Jeden sein Ziel gesteckt hat, das Niemand überschreiten kann. Hiob 14, 5. „Der Mensch hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden stehet bei dir, du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht übergehen.“

 874. Ob nun gleich Gott hier allein Alles nach seinem Rath und Wohlgefallen geordnet hat, so hat er doch der Menschen Leben und Wandel zugleich angesehen. Es verspricht Gott langes Leben als eine Belohnung der Gottseligkeit, 2 Mos. 20, 12. „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß dir’s wohlgehe, und du lange lebest.“ Ps. 128, 6. „Der Herr wird dich segnen, daß du sehest deiner Kinder Kinder.“ Ps. 91, 16. „Ich will dich sättigen mit langem Leben.“

 875. Dagegen kann das Leben verkürzt werden; indem entweder Gott selbst dem Menschen das Leben verkürzt, oder der Mensch sich selbst.

 Gott hat denn zweierlei Ursachen, eine, wegen seiner Gütigkeit, daß er mit den Frommen aus diesem bösen Leben hinwegeilt, Weish. 4, 10. 11. „Der Gerechte gefällt Gott und ist ihm lieb, und wird weggenommen aus dem Leben unter den Sündern, und wird hingerückt, daß die Bosheit seinen Verstand nicht verkehre, noch falsche Lehre seine Seele betrüge.“

 Die Andere wegen seiner ernsten Gerechtigkeit, daß er die Bosheit mit Verkürzung des Lebens strafe. Weil Absalon ein böser, ungehorsamer Sohn war, wurde ihm seines Lebens Ziel geschwind und gleichsam