Geschichte von Kloster Heilsbronn/Heilsbronn im dreißigjährigen Kriege

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Zehnter Abschnitt.
Heilsbronn im dreißigjährigen Kriege.

Böhmen, wo dieser verheerende Religionskrieg begann, jetzt fast ganz katholisch, war im 17. Jahrhundert vorwiegend protestantisch und, den geschlossenen Verträgen zufolge, jeder Protestant zur Übung seines Kultus berechtigt. Gleichwohl fanden die Protestanten nicht den nachgesuchten Schutz, als in Klostergrab eine von ihnen erbaute Kirche niedergerissen und in Braunau die freie Religionsübung ihnen gewehrt wurde. Sie griffen daher zu den Waffen, erklärten: der Kaiser Ferdinand II. sei nicht mehr ihr König, und wählten den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen. Dieß der Anfang des Krieges, von dessen Wehen Heilsbronn im ersten Kriegsjahre, 1618, noch nicht berührt wurde. Noch war der Kriegsschauplatz fern. Auch in den ersten Monaten des zweiten Kriegsjahres, 1619, sah Heilsbronn noch keine Truppenzüge, wohl aber protestantische Flüchtlinge, die wegen ihres Glaubens aus den Nachbarprovinzen vertrieben, in Heilsbronn Nachtlager und Zehrung erhielten, z. B. der Schulmeister Conrad aus Bohrbach, drei Flüchtlinge aus Donauwörth, der Schuldiener Bohrer aus der [48] Oberpfalz, der Pfarrer Fraisch aus Daswang im Amt Velburg; ein Schulmeister mit Weib und Kind aus Lindenau; ein Schulmeister aus Lauingen. Am 7. Juli erhielten Quartier und Zehrpfennig 100 Soldaten, die zum Fürsten Christian von Anhalt zogen und von demselben Patent (Verweis) erhalten hatten. Am 9. Juli und 2. August erhielten Quartier und Zehrpfennig 60 und 30 Soldaten nach Vorzeigung eines Patents vom Grafen Ernst von Mansfeld. Eben so 40 und 80 Soldaten (darunter Sergeant Fillio), welche vom Kurfürsten zu Heidelberg patentirt waren. Der Kurfürst Friedrich von der Pfalz, nunmehr erwählter König von Böhmen, kam aus seinem Zuge nach Prag gleichfalls nach Heilsbronn und hielt daselbst Mittag im Gasthause zum Steinhof. Fast gleichzeitig, am 25. und 26. April 1619, rastete in Heilsbronn (aber nicht im Steinhof, sondern in der neuen Abtei, damals markgräfliches Absteigquartier) Heinrich Wilhelm, Graf von Solms, welcher mit seinen Hauptleuten gen Böhmen zog, um den Protestanten beizustehen. Jedermann glaubte damals, daß der Krieg auf Böhmen beschränkt bleiben werde. So dachte wohl auch der Markgraf Joachim Ernst, als er im Dezember dieses Jahres observanzmäßig nach Heilsbronn kam, um im Wildpark nach Schweinen zu jagen. Gleichwohl hielt er es für rathsam, während des ganzen Sommers und Herbstes 109 Mann von seinen Truppen nach Heilsbronn zu verlegen, „um Tag und Nacht Wache zu halten wegen des vorüberziehenden Kriegsvolks“. Der Mann erhielt täglich 30 Pfennige aus der Klosteramtskasse. Noch waren die Vorüberziehenden lauter befreundete; allein auch gegen diese bedurfte es des Schutzes, z. B. gegen die Truppen des Grafen von Mansfeld, von deren Gewaltthaten auch in befreundeten Landen im VII. Absch. hier und da berichtet wurde. Friedrich von der Pfalz war schon im folgenden Jahre, in Folge der verlorenen Schlacht am weißen Berg, nicht mehr böhmischer König und kehrte nach Heidelberg zurück. Die heilsbronner Auszeichnungen melden nicht, daß er auf der Flucht Heilsbronn berührt habe. Wohl aber melden sie, daß zwei Jahre darauf, 1622, „die alte Kurfürstin Wittwe von Heidelberg [49] in Weißenbronn gewesen sei, wo ihr die onolzbachischen Hofdiener die Aufwartung machten und sie dann nach Kadolzburg geleiteten.“ Bei dieser Gelegenheit wurden im Wirthshause zu Weißenbronn 8 fl. verzehrt, 1 Eimer Wein, 2 Eimer Bier und aus der Klosterbäckerei von Heilsbronn 40 Laib Brot dahin geschafft. 1620 kamen keine streitende Parteien bis Heilsbronn. Doch wurden heilsbronner Knechten, welche Wein von Kitzingen nach Heilsbronn führten, von umstreifenden Reitern 11 fl. auf der Straße geraubt. Für den Fall eines Überfalles wurden die Speicher des heilsbronner Hofes in Nürnberg zugerichtet und auf ein Jahr fünf andere Getreideböden und ein Gewölbe zur Ausnahme von Vorräthen gemiethet. Es wurden auch bald Vorräthe dahin geschafft, da bayerische Kriegsvölker durch das Bibertthal zogen und 10 Tage lang in Großhabersdorf, Roßstall, Schwaikhausen und Ammerndorf lagen. Dahin, und zwar an den Obrist Kratz und den Obristlieutenant Erbitt, mußten von Heilsbronn aus 3 Sra. Waizen, 26 Sra. Korn, 85 Sra. Haber, Bier, 21/2 Fuder Wein und 128 fl. baar geliefert werden. Im Okt. 1621 streifte Kriegsvolk unter Obristlieutenant Dietrich Othmar von Ehewitz plündernd bis nach Großhaslach (s. dort). Auch Mansfeldische Truppen durchzogen die Gegend. Eine der ersten im Amtsbezirk vorgekommenen Gewaltthaten wurde in folgender Weise verübt, aber auch sofort bestraft:

Am 13. Dez. 1621 stieg zu Turndorf bei Weihenzell im Hofe des Sim. Meyer ein Reiter ab, eilte stracks in die Stube, setzte der Bäuerin das Gewehr auf die Brust und verlangte Geld. Die zu Hilfe gekommenen Nachbarn übermannten den Reiter, welcher nun gute Worte gab, Wein verlangte und erhielt, dann aber sich wieder gar unzüchtig und ungestümm erwies, das Weib und die Magd herumriß, dem Bauer den Bart ausraufte, worauf die herbeigeeilten Nachbarn ihn niederwarfen, wehrlos machten, dann auf sein Pferd setzten und fortzureiten hießen mit dem Bedeuten: seine Wehr und Pistol würden sie nach Heilsbronn bringen, wo er sie des andern Tages abholen könne. Darauf ritt er zwar zum Dorf hinaus, kehrte aber zurück, trotzig und [50] vermessen wie zuvor, worauf die Leute ihn todt schlugen und sofort im Holz einscharrten, aber seine Habe (Pferd, Reitschwert, zwei Pistole, grauen Hut und Mantel, ein Beutelein mit zwei Thalern und zwei Gulden kleines Geld) nach Heilsbronn brachten und aussagten: Der Reiter wollte nicht angeben, ob er dem Mansfelder, oder dem Bayerfürsten, oder unserem Herrn Markgrafen gedient; er sagte nur: er sei ein Soldat für sich. Seine Sprache war nicht hieländisch. Der Richter Keck gebot den Anzeigern, von dem Vorfall kein Geschrei zu machen und erbat sich vom Markgrafen Verhaltungsbefehl. Dieser lautete: „Der Soldat hat seinen Tod selbst muthwillig verursacht; so mag er es ihm also haben, wir wissen kein Anderes zu verordnen. Das Pferd ist in unsern Marstall hieher zu liefern, Wehr und Geld an unsern Kastner, bis sich Jemand darum angeben wird.“

Während alle heilsbronnische Ämter (s. Absch. VII.) schon in den ersten Kriegsjahren, auch ohne blutige Schlachten, schwer heimgesucht wurden, blieb der Ort Heilsbronn selbst noch Jahre lang verschont von Gewaltthat und Plünderung, da der Markgraf fortfuhr, Sauvegardisten entweder von seiner eigenen Mannschaft, oder andere, die er von feindlichen oder befreundeten Befehlshabern erbeten hatte, nach Heilsbronn zu verlegen. Dieser Schutz mußte immer sehr theuer, durch Lieferungen nach allen Seiten hin, erkauft werden. Beim Herannahen von Truppen schloß man das Thor, ließ nur die Befehlshaber ein, fand sich mit ihnen ab durch Geld- und Proviantlieferungen, worauf sie dann mit ihren Truppen weiter zogen. Neben diesen unfreiwilligen Opfern brachte Heilsbronn in dieser ersten Kriegsperiode auch viele freiwillige Opfer durch fortwährende, stets sich mehrende Almosen, gereicht an protestantische Flüchtlinge. Ihre Zahl war, wie vorhin berichtet wurde, in den ersten Kriegsjahren noch klein; späterhin aber kamen sie in Schaaren nach Heilsbronn, Adelige und Bürgerliche, besonders aber Kirchen- und Schuldiener. Jeder Passant erhielt Nachtlager, Verköstigung und als Zehrpfennig 1/2 bis 2 Ort. Beispielsweise folge hier ein Auszug aus dem Almosenverzeichniß von 1630 mit Angabe [51] der Provinzen und Orte, wo die Empfänger vertrieben worden waren.

Böhmen. Von dorther kamen in diesem Jahre über hundert Vertriebene aus den nachgenannten Orten: Limbach, Frauenreuth, Mingeisdorf, Niedernsek bei Eger, Mies (Pfarrer Conciger), Schönau (der Pfarrer mit Frau und drei Töchtern), Stornau (Pfarrer Zenkler und sein Kaplan Meyer), Langenfeld in der Niederlausitz (Pfarrer Engelstein und sein Diakonus Hagamon), Ebelsbach (M. Roth und der Schuldiener Götz), Ilmhaimb (M. Joh. Crusius und der Diakonus Joachim Crusius); Pfarrer aus Schlackenwalde, Lesta, Slawenitz, Plobatz, Skscheyma, Sparitz, Krautz, Zschrnoschin, Mitzla, Lomschütz, Nort, Salinz, Malor, Hastorwitz, Colmon, Glimmershausen, Schwanberg, Heiligen–Creuz, Bollschütz, Clösterlein und aus anderen böhmisch oder deutsch klingenden Orten. Oberpfalz. Von dorther kamen in diesem Jahre fast ebenso viele Vertriebene, wie aus Böhmen, namentlich aus den nachgenannten Orten: Floß (Diakonus Harrer), Neumarkt (die drei Pfarrer und Diakonen Seidmann, Hegenwald, Gottfried), Haag (Pfarrer und Rektor Höpfel), Soltendorf (Pfarrer Rüger), Vohenstrauß (zwei Schuldiener), Crommenab (Pfarrer Hertel), Sulzbach, Neustadt an der Waldnab, Weilbach, Cham, Illschwang, Steinbach, Freihungen, Erbendorf, Kohlberg, Schönbrunn, Schönthal, Hambach, Bernstein, Kemnath, Parkstein, Wildenstein, Rabenstein und andere. Dazu Flüchtlinge aus Reinsdorf, Gutterbach, Mörschdorf, Niederstetten, bei Neuburg an der Donau gelegen. Unter den Flüchtligen aus Mähren nennt das Verzeichniß folgende: Pfarrer Tob. Holecius und Schuldiener Jonas Holecius aus Lassan. Pfarrer und sein Schuldiener aus Banditz, Beide 28 Jahre allda gewesen. Pfarrer aus Radenz und Renitzhausen. Die beiden Pfarrer und Magistri Vogelmeyer und Hubertus und der Schuldiener Vogelmeyer. Flüchtlinge aus Schlesien waren: Michlorscius aus Jörgenburg. Pfarrer Pleyleysen aus Dornstadt mit Weib und drei Kindern. Magister Reichard aus Langenberg und sein Diakonus Rochius. Pfarrer und Schuldiener aus Neunkirchen, Landshut, Weisbach und Sternbergthal. [52] Aus Österreich, Steiermark und Kärnthen kamen Flüchtlinge von Rackersperg (Schuldiener Christoph), Sewenstein (Pfarrer Schlechter mit fünf kleinen Kindern), Sozenberg, Baden, Altenstadt, Erzrind, Böllersdorf, Linz, Purach, Beuerbach, Frankenfels, Wels, Ottenschlag, Reudaw und Klagenfurt. Aus der Rheinpfalz kamen Flüchtlinge von Merkhessen und Althausen im Westrich, von Wohneck, Langenkandel, Arbing und Oppenheim. Aus Baden kamen Flüchtlinge von Heiterbach, Kiperna, Mündingen, Oberbach und Mausbach. Orte in Schwaben: Wemding, Kaufbeuern, Steinbach bei Hohenlohe–Langenburg. Orte im Elsaß: Berga, Colmar, Buchbronn, Graysping bei Straßburg. Orte in Hessen: Lauterbach bei Fulda (Pfarrer Agricola). Orte in Bündten: Graben (Magister Lang), Gamba, Alern. Orte in Franken: Schwebheim (Pfarrer unter dem von Bibra), Uettingen, Wielandsheim (Wittwe des Magisters Striegler). Einige der genannten Personen kommen im nächsten Jahre wieder unter den Passanten vor. Die genannten Ortsnamen sind großentheils nicht korrekt im Almosenverzeichniß eingetragen.

Das waren die Erlebnisse im Orte Heilsbronn selbst während der zwölf ersten Kriegsjahre. Noch war es dort nicht, wie bereits ringsum in den Dörfern, zu Gewaltthaten und Plünderungen gekommen. Schlimmer wurde es von 1631 an. Man hielt es für eine schlimme Vorbedeutung, als am 6. Mai in Folge eines Wolkenbruches der Badweiher überströmte. Das Wasser drang in die Stallungen, beschädigte den untern Malzboden, wobei 4 Sra. Malz und 6 Eimer Bier zu Grunde gingen: kein geringer Verlust in jener Zeit der Noth. Am 15. August fuhr der Abt Mehlführer zur Beerdigung des Doktors Hohenstein. Auf dem Wege überfielen ihn Kroaten, raubten eines seiner Pferde und ließen ihm ein schlechteres zurück. Im Oktober waren noch gegen hundert Fürstenschüler sammt ihren Lehrern anwesend. Allein die Verköstigung derselben und die Abreichung der Besoldungen wurde immer schwerer, zuletzt unmöglich, so daß nichts erübrigte, als auseinander zu gehen.

Wenige Tage vor der Trennung fand eine diplomatische [53] Verhandlung in Heilsbronn statt, veranlaßt durch den König Gustav Adolf, welcher bei seinem Erscheinen in Franken nach Nürnberg, Ansbach und Bayreuth die Aufforderung ergehen ließ, sich zu erklären, ob man für oder gegen ihn sei. Demzufolge erging von Ansbach aus eine Einladung zur Rücksprache an Nürnberg und Bayreuth. Von den drei Orten erschienen Abgeordnete in Heilsbronn und das Resultat der Besprechung war, die Sache des Königs durch Geldsubsidien zu unterstützen.

Inzwischen nahete Tilly, worauf man beschloß, die Schule bis auf Weiteres zu schließen. Die meisten Gymnasiasten feierten am 28. Oktober gemeinschaftlich das heilige Abendmahl und gingen dann in ihre Heimath. Nur wenige blieben, z. B. Nik. Schaller aus Gnodstadt, von dessen Mißhandlung durch die Tilly’schen Reiter nachher die Rede sein wird, dann noch drei, deren Eltern in Heilsbronn wohnten. „Am 3. November, als Herr General Graf Tilly nach Onolzbach kam, sind acht Klosterpferde, als sie entreiten wollten, von der kaiserlichen Armee weggenommen worden.“ Tilly kam auf seinem Zuge von Onolzbach nach Nürnberg nicht nach Heilsbronn, wohl aber seine streifenden Reiter. Vom Beginn des Krieges an war man in Onolzbach darauf bedacht, von Freunden und Feinden Salvaguardia für Heilsbronn zu erbitten. Ein Gleiches auch jetzt zu thun, wurde von den Bediensteten in Heilsbronn angerathen; leider wurde aber der Rath nicht befolgt. Bei einer Garnison von sieben markgräflichen Musketieren war keine Aussicht auf Schutz und Gegenwehr. Dazu machte sich der Verwalter Müller in der Nacht davon, ohne die geringste Anordnung getroffen zu haben. Seinem Beispiel folgten viele Familien. Von den Beamten blieb nur der Richter Ayrer an Ort und Stelle. Nach Schwabach flohen 70 Personen, darunter der Rektor Schülein, der Konrektor Knigge, der dritte Lehrer Lohr, der Kantor Zimmetshäuser und der Kornschreiber Stünzel. Andere flohen nach Ansbach, darunter der Abt Mehlführer und der ebengenannte Verwalter Müller. So fanden denn die einfallenden Rotten nicht den geringsten Widerstand. Es geschahen sieben Einfälle an den sieben aufeinanderfolgenden Tagen [54] vom 3. bis 9. November. Am zehnten schickten die Entflohenen von Schwabach aus des Nachts Kundschafter nach Heilsbronn, welche nach Schwabach rapportirten: „Alle Vorräthe in Heilsbronn sind aufgefretzt oder weggeführt worden. Was man nicht wegführen konnte, ist ausgestreut, viel Schreinwerk zerschlagen, doch das Volk nicht mehr so stark umher, daher Hoffnung, daß der größte Haufe vorüber sei.“ Daher beschlossen etliche der Entflohenen, ehestens in’s Kloster zurückzukehren, um zu sehen, wie Eines und Anderes reparirt werden könne. Zuvor aber theilten sie, noch von Schwabach aus, der Markgräfin und deren Bruder mit, was sie über die Vorgänge in Heilsbronn von den Kundschaftern vernommen, aber nicht selbst mitangesehen hatten. Der Bericht war nach Wülzburg gerichtet, wohin sich die Markgräfin Sophia (Wittwe des 1625 in Heilsbronn begrabenen Markgrafen Joachim Ernst) und ihr Bruder Graf Friedrich von Solms, Vormund ihres Sohnes, geflüchtet hatten. Der Bericht lautete: „Donnerstag den 3. Nov. Nachmittags ein Uhr kamen drei Truppen Reiter vor das Kloster, nahmen es ein, zogen den Richter Ayrer bis aufs Hemd aus, verjagten die Andern, erbrachen die Kirche, nahmen vom fürstlichen Monument das Regiment, Sporen und Degen und führten dann alle Klosterpferde und die vorhandenen Bauernpferde weg. Freitag den 4. November kamen Andere, raubten zwei Kelche aus der Kirche; die Abtei und andere Häuser wurden mit Aushauen der Thüren und Behälter jämmerlich angerichtet. Samstag den 5. Nov. haben sie das Grab vom Markgrafen Joachim Ernst geöffnet, den zinnernen Sarg mit Beilen aufgehauen, vom Leichnam den Ring und andern fürstlichen Ornat abgezogen und den Leichnam unverwahrt liegen gelassen. In des Markgrafen Alberti (soll heißen: Georg Friedrichs) Sarg haben sie zwar ein Loch gehauen, doch nicht gar eröffnet. Sonntag den 6. Nov. wollten 18 Reiter, welche im Kloster übernachtet hatten, auch das Grab Georg Friedrichs eröffnen, mußten aber davon abstehen, da es wohl verwahrt war. Sie drohten aber, es am folgenden Tag vollenden zu wollen, und thaten es auch. Denn Montag den 7. Nov. kam ein starker [55] Trupp Reiter mit dem vormals im Kloster gewesenen einäugigen Küchenjungen Mich. Neu, eilten in die Kirche, erbrachen mit Hebeisen das mit Quadern wohlverwahrte Grab, beraubten den Leichnam aller Kleinodien. Den Dolch brachte der Küchenjunge in des Klosterbecken Wohnung, welcher ihm vorstellte: er werde übel weg, wohl gar in das Gefängniß kommen; worauf er den Dolch dem Becken zur Verwahrung gab. Dieser händigte den Dolch dem Amtmann Veit Stieber in Schwabach ein. Dinstag den 8. Nov. kamen 24 Reiter, dabei, wie auch sonst fast allezeit, einer im sammtrothen Rock, erbrachen die herrschaftlichen und andere Keller, führten den Wein theils weg, theils ließen sie in die Erde laufen, was ihnen nicht geschmeckt. Dann steckten sie das Bräuhaus in Brand und warteten vor dem Thor so lang, bis das Feuer angehen würde. Allein es brannte nur der Malzboden und der Hopfenlasten ab; die nahe Kirche und das Schulgebäude blieben unversehrt. Mittwoch den 9. Nov. kamen 800 Dragoner, trieben alles Vieh im Kloster und im Viehhof zusammen, stachen nieder, was ihnen beliebte, führten weg, was noch in unterschiedlichen Kellern übrig war, zerschnitten in der Kornschreiberei und Registratur alle Akten und Register und zerstreuten sie.“ Dieß der Inhalt des Berichts der Flüchtlinge von Schwabach aus an die verwittwete Markgräfin von Onolzbach.

Ein zweiter Bericht, welchen Hocker (Ant. S. 172 f.) mittheilt, wurde an den Markgrafen Christian in Kulmbach erstattet d. d. Onolzbach, 24. Nov. 1631. Berichtsteller sind die obengenannten Flüchtlinge: Verwalter Müller und Kornschreiber Stünzel, welche gleichfalls nicht als Augenzeugen berichten. Ihr Bericht stimmt mit dem soeben mitgetheilten vielfach nicht überein, sowohl bezüglich der Tage, als auch bezüglich der Vorgänge. Der Verwalter malt sichtbar mit grelleren Farben, um beim Markgrafen seine Flucht zu entschuldigen und nicht den Vorwurf hören zu müssen: warum er nicht, wie der Richter, an Ort und Stelle geblieben sei und keine Anordnung getroffen habe. Sein Bericht beginnt mit den Worten: „Wir berichten gehorsamlich, daß den 1. Nov. der Herr Abt auf eingeholten Rath und Befehl der [56] Regierung zu Onolzbach den coetum scholasticum dimittirt und daß sich jedweder Scholar, so gut er könne, salviren solle. Den 2. und 3. haben sich auch die Herren Geistlichen theils nach Nürnberg, theils nach Schwabach, ich der Verwalter aber meines Leibes Unpäßlichkeit beförderst der großen Gefahr willen, welche die räuberischen Plünderer mir, wie theils fürstlichen Amtsdienern beschehen, mit gefänglicher Wegführung und unmenschlicher Drangsal und mehr denn türkischer Ranzion unfehlbar angefügt haben möchten, anhero nach Anspach begeben und besorgenden Unglück, weil man in Erfahrung gebracht, daß aller Orten die Geistlichen und Amtsdiener sehr übel traktirt worden, entwichen.“ Dann wird berichtet, wie die Parteien einfielen, Haber, Malz, Gerste, etwas Korn, auch Wein, Bier, Brot, Fleisch und Anderes auf drei Karren wegführten und einen Scholaren, Nik. Schaller (er wurde vorhin genannt), ergriffen und von ihm begehrten, Anzeige zu thun, wo der Eingang zu Georg Friedrichs Gruft sei. „Weil er aber dessen keine Wissenschaft gehabt oder Anzeige thun können, ist er von den tyrannischen Leuten mit einem Lunten an das Eisengitter gehenkt worden, aber der Lunten zerrissen und er ihnen entgangen und sich nach Schwabach begeben und dann nach Wülzburg geschickt, der fürstlichen Frau Wittib den Verlauf zu berichten. Auch ist von solchen Leuten an J. F. G. Frau Mutter (Emilie) Begräbnuß, solches zu eröffnen, Hand angelegt, aber wieder abgewichen worden. Aller Vorrath, bis auf 70 bis 80 Simra Korn nebst dem Rindvieh, ist geraubt.“ Unter den geraubten Gegenständen war vermuthlich auch der bleierne 32röhrige Brunnen, über welchen oben Bd. I. beim 25. Abt Bamberger ausführlich berichtet worden ist. Daß die Tilly’schen Reiter die Eingänge zu den Grüften nicht fanden, ist selbstverständlich, da diese Eingänge von Oben nicht sichtbar waren. Sollte in einer der beiden Hauptgrüfte eine Leiche beigesetzt werden, so mußte man erst die Pflasterung an der Südseite aufbrechen, das Erdreich aufgraben bis zur Sohle der Gruft, an deren West- oder Südseite sich die Öffnung befand, durch welche der Sarg eingeschoben wurde. Nach der Beerdigung wurde das Erdreich [57] wieder eingeschüttet und überpflastert. Der Treppeneingang in die erste Gruft und der Durchgang von dieser in die zweite wurde erst neuerlich i. J. 1853 angebracht. Da die Reiter den Eingang in die Gruft nicht fanden, so erbrachen sie mit einem Brecheisen die östliche Wand des auf dem Grabgewölbe stehenden hohlen Sarkophags, auf welchem die Statue des Burggrafen Friedrich V. († 1398) liegt, schlugen dann ein Loch in das Grabgewölbe und gelangten so zum Sarg Georg Friedrich’s und zu ihrer Beute. Auf demselben Wege gelangte auch der Schreiber dieses in Begleitung Anderer bei den Aufgrabungen i. J. 1853 in die Gruft, in welcher die von den Reitern eingeschlagenen Gewölbsteine noch lagen. Die von den Reitern zerfetzten Papiere in der Kornschreiberei enthielten nichts Werthvolles. Archiv und Bibliothek blieben unberührt. Die werthvollen Urkunden, Saal- und Lagerbücher waren nach Nürnberg und Ansbach geschafft worden. Außer dem Malz- und Hopfenboden mit 44 Sra. Gerste und 18 Sra. Hopfen wurde während des ganzen Krieges nichts in Heilsbronn ein Raub der Flammen. Die größeren Getreide- und Weinvorräthe waren vor den Überfällen nach Nürnberg gebracht worden. Der ganze Weinvorrath, welchen die Reiter vorfanden, bestand in fünf Fudern. Die von ihnen vorgefundenen und geraubten Thiere waren: 8 Kälber, 6 Schweine, mehrere Zentner Fische, die sich in den benachbarten Gruben und Weihern fanden, und 29 Gänse, „so gekauft worden das Stück zu 1 Ort für absonderliche Personen, für die Schüler und die Spitäler auf die Martinsnacht zu verspeisen; sind aber von den Tillyschen Reitern verspeist worden.“ Der Schutt von der Brandstätte wurde sogleich weggeräumt, der stehengebliebene Giebel abgetragen. Die Bruchstücke des Sarkophags von Joachim Ernst wurden in die Heideckerkapelle geschafft und erst i. J. 1712 wieder an ihren Standort gebracht, wo sie noch stehen. Nach dem Abzuge der Tilly’schen Reiter kehrten die Flüchtlinge von Nürnberg, Schwabach und Ansbach nach Heilsbronn zurück. Abt, Rektor und Konrektor verweilten daselbst noch fünf Monate lang zur Berathung über das Sein oder Nichtsein der Fürstenschule, [58] deren sofortige Wiedereröffnung zwar gewünscht, aber nicht vollzogen wurde, da alle Subsistenzmittel für Lehrer und Schüler fehlten. Nach dem ebenerwähnten Verlust der acht Klosterpferde war während des Winters von 1631 auf 32 kein Pferd mehr in Heilsbronn. Erst im folgenden Jahre konnte man wieder sieben Pferde für 425 fl. kaufen. In demselben Jahre berichtete der Verwalter: „Die Unterthanen des Amts Bonhof restiren an Getreidegült 3387 fl. An solchem Ausstand haben sie, so vom Kriegsvolk ausgeplündert, gemartert, versagt worden, einigen Heller oder Pfennig nicht zahlen können.“ Darauf spezifizirt er den Ausstand von jedem Restanten. Abt, Prediger, Verwalter, Richter und die vier Professoren erhielten nur die halbe Besoldung, die Stipendiaten gar nichts, die Markgräfin Wittwe von ihrem Wittum zu 2760 fl. gleichfalls nichts.

1632 war Nürnberg in Gefahr, verwüstet zu werden, wie Magdeburg. Gustav Adolf kam der Stadt zu Hilfe. Er zog von Würzburg aus nicht über Heilsbronn, sondern, wie Tilly, durch das Bibertthal. Monate lang war der Hauptkriegsschauplatz bei Nürnberg, Fürth und Zirndorf. Was während dieser Schreckenzeit die Umgegend von Heilsbronn von Gustav Adolfs und von Wallensteins Truppen zu leiden hatte, ist Absch. VII, A. bei den einzelnen Ortschaften berichtet worden. Heilsbronn selbst wurde weniger heimgesucht, da der Ort fortwährend „lebendige Salvaguardia“ von Gustav Adolf erhielt, die während der beständigen Truppenzüge zwar den Ort gegen Gewaltthat und Plünderung schützte, aber außerhalb der Klostermauern keinen Schutz gewähren konnte. „Kurz vor der Ernte ist alles Getreide auf dem Felde durch das kaiserliche und schwedische Feldlager bei Nürnberg abgefretzt und verderbt worden, daß nichts einzuernten gewesen.“ Eben so wurde im folgenden Jahre 1633 das Getreide auf dem Felde verschleift und verderbt. Dennoch erntete man einiges von dem ausgefallenen Getreide, z. B. vom Klosterfelde hinter dem Schießhaus 25 Schober, aus welchen 16 Sra. Korn und 1 Sra. Waizen gedroschen wurden. Das Heu konnte eingeheimst werden, aber nicht das Grummet „vor Feindsgefahr“. [59] Der Zehnte im Amt Bonhof wurde zwar für 218 Sra. verliehen, „ist aber wegen des Lagers vor Nürnberg nicht einzuheimsen gewesen, ist alles auf dem Feld zu Schanden worden.“ Bei dem Mangel an Vieh wurden die zwei Hirten, die zwei Viehmägde, der Stallknecht etc. entbehrlich und daher entlassen. Nach allen Seiten hin mußte geliefert werden, zunächst an die durch Heilsbronn selbst ziehenden Truppen, z. B. am 13. März 1633 „an das durchgezogene Kriegsvolk 291 fl., darunter 2 fl. an sechs Musketiere und einen Offizier, so auf des Herrn General Herzog Bernhard’s von Weimar Befehl anstatt einer Salvaguardia so lang im Kloster blieben, bis die Armee bei demselben vorbei kommen.“

Am 21. Dezember desselben Jahres übernachtete der Herzog Bernhard von Weimar beim Richter Ayrer, welcher darüber Folgendes berichtete: „General–Feldmarschall, Herzog Bernhard von Weimar, Johann Philipp Graf, Graf von Scharpenstein und Obrist Lessel sind unvermuthet mit einem Regiment zu Fuß und 137 Pferden hieher gekommen. Die Mannschaft wurde zum Theil nach Weißenbronn verlegt. Die drei Kommandanten logirten in meinem Logiament, doch jeder absonderlich in seinem Gemach. Was ihnen Abends und Morgens von mir vorgesetzt worden, damit haben sie vorlieb genommen und für guten Willen gedankt. Aber ihre im Wirthshaus und hin und wieder im Kloster gespeisten etliche 30 Offiziere und ihre Diener haben dem Wein und Bier ziemlich zugesprochen. Ich kann mit Wahrheit sagen, daß nicht einem einzigen Menschen im Kloster Schaden von ihnen zugefügt worden ist. Des folgenden Tages sind sie in aller Stille nach eingenommenem Frühstück ihres Weges gereist. Dieselben haben Abends und Morgens in Summa elf Gulden verzehrt. An einer langen Tafel haben sich 10 Personen befunden, nämlich: Herr Feldmarschall, Herr Obrist Lessel, zwei Rittmeister, Herr Hofprediger, zwei Kapitäne, ein Stallmeistcr, der Sekretär und der Hofmeister. Für jede Person 5 Batzen, thut 3 Gulden 5 Batzen. Die haben sämmtlich zur Abendmahlzeit nur zehn Maas Wein, so ich vom Wirth holen lassen, ausgetrunken. [60] Hingegen habe ich in des Obristen Stube 10 Maas Wein geben müssen für die Offiziere und Korporale, so ab und zu gegangen. Mehr hab ich in meiner mittleren Wohnstube gespeist Herrn Feldmarschalls Feldscherer, Leibjungen und vier gemeine Diener, für jede Person 3 Batzen, thut 1 fl., 1/2 Ort 19 dl. Für 5 Laib Brot, jeden zu 5 Pfund, den Laib zu 3 Batzen. Wegen des Frühstücks, da abermalen die Tafel vollkommen besetzt und zum Abzug etwas besser tractirt worden, 4 fl. Beim Frühstück sind 12 Maas Wein vom Wirth geholt, was nicht ausgetrunken, in die Flaschen gefüllt worden.“ Das waren die Vorgänge beim Jahresausgang. Wie es in und um Heilsbronn im Januar und Juni desselben Jahres 1633 aussah, erhellt aus folgenden Aufzeichnungen. Der Verwalter Müller berichtete im Januar an die Regierung: „Das Kloster gerieth vor zwei Jahren durch den Krieg in totalen Ruin, davon bis dato noch kein Aufhören. In den zwei Jahren 1631 und 32 sind im Amt Bonhof 2300 fl. im Rest geblieben. Der Kornschreiber und die drei Vögte zu Neuhof, Merkendorf und Waizendorf sind gestorben und ihre Dienste noch unbesetzt. Die Handlöhne etc. in diesen Ämtern sind rückständig und durch Bitten und Drohen kein Pfennig zu erheben. Während dieser Trubeln ergaben sich bloß im Amt Bonhof 170 Todesfälle, von welchen kein Handlohn zu erheben ist und über 1000 fl. restiren. So übel steht es mit den Geldgefällen. Nicht besser steht es mit den Getreidgefällen. Auf dem Kasten ist nicht ein Simra vorhanden, nicht einmal so viel, um den Ärmsten und Nothdürftigsten das verdiente tägliche Brot zu geben. Auf den Böden der Unterthanen mag noch etwas Weniges sein; es kann aber nicht zum Markt gebracht werden aus Mangel an Fuhrwerk. Die Felder konnten im vorigen Herbst nicht mehr bebaut werden und ungewiß ist, ob sie im künftigen Frühling bestellt werden können. Ich wüßte mir nicht zwanzig Thaler aus Getreide aufzubringen.“ Unter den „Nothdürftigsten, welchen man das verdiente tägliche Brot nicht geben konnte,“ war der Prediger Snoilshik, welcher daher wegziehen mußte, worauf seine Stelle acht Jahre lang nicht [61] wieder besetzt werden konnte. Ende Juni desselben Jahres 1633 machte Wrangel Anstalt, Lichtenau zu blockiren, wozu ihm, laut Regierungsbefehl, von den Unterthanen in den Ämtern Bonhof, Neuhof und Merkendorf wöchentliche Kontributionen geliefert werden sollten. In einer eingereichten Vorstellung erklärten die Unterthanen: „Wir können das Verlangte unmöglich leisten nach gänzlicher Aushungerung, täglichen Schanzarbeiten, Fuhren, Durchzügen und oftmaligen Plünderungen. Viele unserer Dörfer sind niedergebrannt, viele Inwohner weg und dem Almosen nachgezogen. Viele unserer Felder liegen öde. Viel Getreide ist auf dem Halm ausgefallen, da wir es nicht haben einernten können. Wir haben lange Zeit unsere Häuser und Dörfer ganz verlassen müssen.“

1634 starb der oftgenannte Richter Ayrer. Sein Nachfolger G. F. Förster fungirte zugleich als Verwalter, da der bisherige Verwalter Müller austrat. Förster’s amtliche Berichte über die Zustände in Heilsbronn von 1634 an lauten ebenso trostlos, wie die seines Amtsvorgängers. „Seit 1632 restiren 4449 fl. Getreideschuld. Diese, wie auch andere Schuldigkeiten, bleiben in Ausstand, weil die Unterthanen meist gestorben und verdorben. Die im Amt Merkendorf geschütteten wenigen Metzen Getreide mußten, aus Mangel an Pferden, durch Träger nach Heilsbronn gebracht werden. Feldmarschall Eros ist zu Schwabach; sein Volk verbrannte 17 Gebäu im Amt Bonhof. Die Croaten sind in Mkt. Erlbach, Neuhof und Wilhermsdorf eingefallen; die Inwohner haben sich nach Onolzbach salvirt. Die Zehnten in Triesdorf, Merkendorf etc. wurden zwar um 60 Sra. verliehen, wurde aber nur wenig davon genossen wegen des Einfalles der Schweden und andern Volks. An Zehnten, Gülten und Hofbau erhielt man 1634 im Amt Bonhof nichts. Doch liegen in Nürnberg noch 3000 Simra. Die ganze Einnahme der Amtskasse bestand in 371 fl.“

1635 noch immer keine Einnahme von Getreiderückständen, Wiesennutzungen etc. Die Wiesen bei Münchzell blieben ungemäht. Doch wurden einige Handlöhne eingenommen, so daß der Verwalter [62] und Kornschreiber unter Eskorte 60 fl. Witthum an die nach Nürnberg geflüchtete Markgräfin Sophia liefern konnten. In Schwabach lag Oberst Schlez mit polnischem Volk, welches einige Lieferungen erhielt, acht Tage lang in Heilsbronn lag und daselbst ein Provianthaus hatte. Im Oktober kam der Kommissär Beuerlein dahin und besichtigte die dortigen Gebäulichkeiten zur Aufnahme von Polakken, welche dahin verlegt werden sollten. Bei Bestellung der Herbstsaat mußten die Arbeiter mit Pulver, Blei und Lunten convoyirt werden. Im April 1636 wurde der Meßner Iring nach Nürnberg gesendet, um für 21/2 Ort einen Abendmahlskelch zu kaufen. Bisher mußten die Kommunikanten aus einem Glas gespeist werden. In Schwabach lag der Hauptmann Bobo mit einem Theil des Mertzischen Regiments, in Heilsbronn ein Korporal mit Mannschaft als Schußwache. Unter Eskorte derselben zog man nach Merkendorf, um die dortigen Weiher zu fischen. Eskorte war nöthig, da verlautete: der Hauptmann Makler in Gunzenhausen beabsichtige, den zum Fischen requirirten Frohnbauern die Pferde wegzunehmen. Auch heuer mußte unter Eskorte gesäet, das Saatgetreide von Nürnberg nach Heilsbronn gebracht werden und zwar, wegen Unsicherheit, bei Nacht. Kürzer oder länger quartierten in Heilsbronn am 19. Mai Rittmeister Graf von Buchheim mit 60 Pferden, Oberst von Strahlsoldo, am 3. Okt. Frau Obristin Ludwig mit 50 Kroaten vom Tragonischen Regiment; im Dezember Picolominisches Volk, welches trotz Salvaguardia allerlei verwüstete. An die vorüberziehende Buttlerische Armee mußte geliefert werden. Die Wiesen bei Heilsbronn und Münchzell sind auch heuer wieder ungemäht geblieben. Der Zehnte von Großhaslach ertrug nur 2 Metz Korn. Im Allgemeinen war das Jahr 1636 schlimmer als das Vorjahr. Ähnlich war der Stand der Dinge i. J. 1637. Laut Mandat des Königs Ferdinand III. vom 10. Januar 1637 sollte das so schwer heimgesuchte Fürstenthum Ansbach lediglich dem Brinkschen Korps als Sammelplatz dienen, von andern Einquartierungen und Kriegsbeschwerungen aber befreit bleiben. Gleichwohl wurde im Frühling Weißenbronn von Picolominischen [63] Truppen, Großhaslach von bayerischen Reitern geplündert. In Roth lagen Sperreuth’sche Reiter, von welchen Heilsbronn eine Schutzwache erhielt. Diese bewirkte doch so viel, daß der kaiserliche Hauptmann Grätz mit 500 Mann vom Preun’schen Regiment zwar vor dem Orte mit Wein und Brot gespeist, aber nicht eingelassen wurde. Ebenso noch anderes Volk. Dagegen respektirte eine Kompagnie Reiter des Johann de Werth die Schutzwache nicht, drang in Heilsbronn ein, verwüstete allerlei, fand aber nur einige Metzen Korn und Haber. Alle Transporte mußten, wie im Vorjahr, eskortirt werden. Von 996 Simra Herrengült gingen doch 43 Sra. ein und die Felder beim Schießhaus, bei den Nußbäumen und im Mittelfeld ertrugen 40 Sra. Korn, so daß man wieder fünf Pferde für 262 fl. kaufen konnte. Während der letzten Zeit waren in Heilsbronn keine Pferde mehr vorhanden. Trotz des gedachten königlichen Mandats ergaben sich 1633 im Amte Bonhof fortwährend Einquartierungen, Durchzüge, Plünderungen und Verwüstungen. Die markgräfliche Regierung drang beim Kreistage auf Schadenersatz und forderte daher den Klosterverwalter auf, die erlittenen Verluste zu verzeichnen. Das Verzeichniß wies für den Zeitraum vom 1. Januar bis 17. November in Ammerndorf, Weißenbronn, Bonhof, Aich, Petersaurach, Ketteldorf, Höfstetten, Neuhöflein, Großhaslach, Gleizendorf und Bürglein einen Verlust von 4545 fl. nach. Sogar aus dem Lager vor Nördlingen waren kaiserliche Reiter verheerend bis in die genannten Orte gekommen und dadurch die Feldarbeiten acht Wochen lang unterbrochen. Das eingeheimste Getreide brachte man nach Nürnberg und dreimal im Laufe des Jahres Pferde und Anderes nach Lichtenau in Sicherheit. Während des Vorüberzuges des Copponischen und Lembgauischen Regiments lagen in Heilsbronn zum Schutz 30 Musketiere, 4 Offiziere und der Kommissär Schenk.

Das Jahr 1639 war reich an Drangsalen. Im ganzen Fürstenthum hatten kaiserliche Truppen ihre Standquartiere. Allen wurde in einer kaiserlichen Verpflegungsordonnanz strenge Mannszucht eingeschärft. Gleichwohl kamen die gröbsten Exzesse vor, [64] besonders durch Gonzago’sche Truppen verübt, so daß der kaiserliche Kriegsrath d. d. Wertheim, 25. April, ein geschärftes Mandat erlassen mußte und der kaiserliche Oberkommissär Fues nach Ansbach zur Markgräfin gesendet wurde, „die Insolentien der kaiserlichen Truppen zu erforschen.“ In Heilsbronn lagen Don Hannibal Gonzago’sche Reiter vom Januar bis 26. März. Im Mai herrschte allgemeiner Schrecken, da es hieß: die kaiserliche Hauptarmee werde sich um Nürnberg sammeln. Die Amtsunterthanen beschlossen einmüthig, nicht, wie im Vorjahr, in Lichtenau Schutz zu suchen, sondern mit Weib, Kind, Gesinde und Vieh nach Heilsbronn zu fliehen und daselbst das vorüberziehende Ungewitter abzuwarten. Der Verwalter erbat sich Salvaguardia vom Nikolaischen Regimente in Schwabach und 10 Musketiere von der Markgräfin, so daß man dreißig Schußfertige hatte. Durch diese Vorkehrungen wurde der Ort mit den vielen Eingeflüchteten während der zunächst folgenden vielen Durchzüge und Einquartierungen gegen Gewaltthat geschützt. Beispielsweise hier einige Notizen über die Erlebnisse und Opfer während der Tage vom 14. Mai bis 8. Juni: „Herrn General Picolomini’s Leibcompagnie, so mit hundert Pferden zu Mittag im Kloster logirt. Waiblerische Reiter, 15 Mann, mit einem Hauptmann. Wein, Bier und Brot einem Rittmeister mit etlichen Musketiren vom blauen Regiment. Futter und Mahl hinausgeschafft für 21 Reiter, so vor das Kloster gekommen und hinein begehrt. 334 fl. Sold aus drei Monate gezahlt an einen Korporal mit drei Kürassieren Salvaguardia vom Gonzagischen Regiment.“ Während dieser Vorgänge im Frühling 1639 trat der junge Markgraf Albrecht, aus der Vormundschaft entlassen, die Regierung an, weshalb oberländische Räthe nach Onolzbach kamen. Während ihrer Anwesenheit daselbst starb in Nürnberg Georg Friedrich’s Wittwe, Sophia, welche sich dahin geflüchtet hatte. Die in Onolzbach versammelten Räthe begaben sich zum Leichenbegängniß nach Nürnberg. Sie hielten auf dem Wege dahin Mittag beim Verwalter in Heilsbronn, welcher aus der Klosteramtskasse die Reisekosten bestritt. Die Leiche der Markgräfin wurde in der [65] St. Lorenzkirche beigesetzt. Nach den beschriebenen Durchzügen im Mai und Juni trat in Heilsbronn einige Ruhe ein, so daß daselbst, nach dem Regierungsantritt des jungen Markgrafen, die Erbhuldigung stattfinden konnte. Die dazu erforderlichen 132 Thaler wurden durch Umlagen im Amtsbezirke aufgebracht. Nach kurzer Ruhe kam neue Unruhe durch Picolomini’s Heer, welches gegen Nürnberg zog und den Markgrafen veranlaßte, nach Heilsbronn zu notifiziren: „man möge auf der Hut sein, das Vieh sichern, aber Proviant bereit halten.“ Am 11. November ging der Markgraf selbst in Picolomini’s Hauptquartier nach Habersdorf. Während er daselbst unterhandelte und für seine Unterthanen um Schonung bat, zog unerwartet Oberst Gonzagi mit tausend Pferden in Heilsbronn ein, über deren Verhalten der Richter Zimmetshäuser berichtete: „Zwar sind in des Verwalters und in meinem Hause die vier Wohnstuben noch unversehrt, aber sonst in den Gebäuden die Öfen zerschlagen, die Betten ausgeleert, in der Registratur und Abtei die Schlösser abgeschlagen, die Gartenzäune eingerissen und verbrannt. In die unteren Zimmer der Abtei und in die Registratur haben sie Pferde gestellt, Getreidegarben den Pferden untergestreut oder Strohbetten daraus gemacht. Und das Alles ohne Respekt gegen ihren Obrist und Kapitän, die mit bloßen Degen solches zu verwehren meinten. Ob es ihnen damit Ernst gewesen, oder nur simulirt, lassen wir dahin gestellt sein. Dergleichen Verwüstung ist seit acht Jahren nicht mehr vorgegangen. Die verderbten Garben werden wir fleißig sammeln und ausdreschen lassen; gibt vielleicht noch 3 bis 4 Sra. Glücklicherweise ist ebensoviel in Nürnberg salvirt. Es sind uns noch 22 Sra. geblieben.“ Der Markgraf, welcher während seines Aufenthalts im Hauptquartier zu Habersdorf von der Verwüstung in Heilsbronn keine Ahnung hatte, kam am Abend des verhängnißvollen Tages nach Heilsbronn, um daselbst zu übernachten, gleichfalls nicht ahnend, daß ihm dort, wohl zum ersten Mal in seinem Leben, eine harte Bank als Nachtlager beschieden war. Der Richter berichtete darüber: „Seine Durchlaucht ist Abends 7 Uhr hier angekommen, begleitet von einem Trompeter [66] des Generals Picolomini. Der Obristlieutenant ist dem Fürsten mit Unterthänigkeit entgegen gekommen und hat ihn zur Tafel geführt. Ward der Abend mit Gesundheittrinken beschlossen, wobei die Trompeter und Heerpauker sich hören ließen. Seine Durchlaucht mußten das Nachtlager auf harter Bank nehmen. Am folgenden Morgen, den 12. November, erfolgte der Abmarsch, Seine Durchlaucht aber blieb, bis Alle abgezogen waren. Weil man aber Nachricht hatte, daß am Abend desselbigen Tages Infanterie und Artillerie in’s Kloster kommen werde, so gingen mit dem Fürsten nach Onolzbach wir des Klosters Inwohner und die eingeflüchteten Unterthanen mit Vieh, Pferden und Allem, was fortzubringen war. Zwei Regimenter zu Fuß und Artillerie mit hundert Wagen kamen wirklich des Abends, hausten noch ärger als die tausend Reiter Tags zuvor, erbrachen alle Zimmer und Böden und streuten 20 Schober Getreide den Pferden unter. Diesen Truppen folgten am 18. November Andere, welche 12 Fuder Heu, 9 Fuder Grommet und 48 Schober Stroh verfütterten und verdarben. Seine Durchlaucht befahlen am 16. Dezember, die noch übrigen 25 Simra Korn und das Vieh, bis die Truppen vorüber seien, nach Lichtenau zu flüchten, indeß das Kloster, so viel möglich, zu verwahren und etliche kernhafte Personen darin zu lassen, die sich mit Armuth und Abwesenheit der Leute bestmöglich entschuldigen und nächst Gott dem Feuer wehren sollen.“ Man erbat sich vom General–Wachtmeister, Freiherrn von Bornival zu Lichtenau, Salvaguardia. Der Oberstlieutenant, „welcher dem Fürsten mit Unterthänigkeit entgegen gekommen war und ihn zur Tafel geführt hatte“, bat um die Erlaubniß, zwei von den noch vorhandenen vier Klosterpferden eintauschen zu dürfen. Selbstverständlich gewährte der Markgraf die Bitte. Die eingetauschten zwei Pferde starben bald; eines von den noch übrigen anderen Pferden wurde beim Pflügen geraubt; das einzige noch verbleibende wurde blind; man kaufte daher zum Ziehen vier Ochsen, das Paar für 60 bis 72 fl.

Vom März bis Mai 1640 quartierten in Heilsbronn vorübergehend ein Hauptmann vom Waiblischen Reiterregiment, ein [67] Obristwachtmeister vom Picolomini’schen Leibregiment, Obristlieutenant Adolf von Pleyken mit ihren Mannschaften. Ein Rittmeister wurde mit seiner Kompagnie vor dem Thore gespeist und getränkt, aber nicht eingelassen. Ein Altwentischer Korporal, welcher mit drei Reitern zum Schutz des Ortes einquartiert war, erhielt 220 fl. Ende Oktober und Anfang November waren dort Truppen mit Bagage und Bock’sche Reiter einquartiert, die Offiziere beim Verwalter und Richter. Dazwischen waren auch quartierlose Wochen, so daß der Markgraf mit zwei Vettern, Prinzen von Anhalt nebst Komitat, am 22. und 23. Sept. auf der Reise nach und von Nürnberg ungestört in Heilsbronn Mittag halten konnte. Eingedenk der Verluste im Vorjahr schaffte man heuer nach der Ernte alles Getreide nach Nürnberg. Gleichwohl fehlte es an Ort und Stelle nicht an Proviant, da in Heilsbronn 60 Klosterunterthanen mit Vieh und Futter überwinterten, um beides vor den streifenden Parteien zu sichern; denn Raub und Gewaltthat waren ringsum fortwährend an der Tagesordnung, da kaiserliche Truppen abermals ihre Winterquartiere im Fürstenthum hatten. Den 60 eingeflohenen Familien ließ der Markgraf Wohlverhalten, Achtsamkeit auf Feuer und Licht und Verträglichkeit mit den Soldaten nachdrücklichst einschärfen.

Im Frühling 1641 Erneuerung der Durchzüge, daher Weisung von der Regierung an Verwalter und Richter, wachsam zu sein, Verweis, daß sie das Kloster im Stich gelassen hätten und Aufforderung, die neuerlichen Kriegsschäden zu verzeichnen zur Vorlage beim dießjährigen Kreistage in Bamberg, bei dem sich Abgeordnete von Bamberg, Würzburg, Onolzbach, Kulmbach, Schillingsfürst, Kastell, Limburg, Wertheim und allen fränkischen Reichsstädten einfanden. Am 14. April lagen in Heilsbronn kaiserliche Packknechte mit Graf Glens Bagagewägen und thaten mancherlei Schaden. Auch schwedische, Panierische Reiter kamen, von der Oberpfalz her streifend, an das Kloster, haben herein begehrt, wurden aber nicht eingelassen, sondern vor dem Thor abgespeist mit Bier, 130 Karpfen etc. Der Sommer ging leidlich vorüber. Am 27. Nov. und 2. Dez. mittagte in Heilsbronn der [68] Markgraf Christian von Bayreuth mit Gefolg auf seiner Reise nach und von Onolzbach, wo die Hochzeit des jungen Markgrafen Albrecht gefeiert wurde.

Im Frühling 1642, wie im Vorjahr, Erneuerung der Durchzüge und der Aufforderung zur Wachsamkeit. In Ammerndorf und Großhaslach wurden Gewaltthaten verübt, in Höfstetten, Betzmannsdorf und Weißenbronn elf Pferde beim Pflügen geraubt. Viele Familien der Umgegend flüchteten sich wieder mit ihrer Habe nach Heilsbronn. An die Stelle des energielosen Verwalters Förster trat der tüchtigere Benedikt Krebs, welcher rechtzeitig für Schutzwachen sorgte, zu deren Zahlung auch die Eingeflüchteten anhielt, das Rechnungswesen ordnete und manche seit Jahren versiechte Einnahmsquelle wieder in den Fluß brachte. Daher konnten heuer 140 fl. Universitätsstipendien gezahlt und die Pfarrstelle, nach achtjähriger Vakanz, wieder besetzt werden. Der zum Prediger ernannte Magister Anton Knoll, bisher Diakonus in Ansbach, mußte mit den Seinigen, wegen der streifenden Parteien, von zehn Musketieren nach Heilsbronn eskortirt werden. Er erhielt als Besoldung 100 fl. baar, 1 Sra. Waizen, 5 Sra. Korn, 2 Sra. Gerste, 2 Sra. Haber, 2 Mtz. Erbsen, Hirse und Dattel (Heidel) und den Genuß vom Abtsgarten. Die Zahl der Einlagerer (darunter am 18. Juni ein Rittmeister mit seinen Offizieren von des Erzherzogs Wilhelm Leopold Leibregiment) war im Frühling und Sommer nicht groß; dagegen mußte oft da und dorthin geliefert werden. In Folge der Ankündigung des Durchzuges der Armee des Grafen von Hazfeld im Spätherbst wurden die Beamten in Heilsbronn von Ansbach aus angewiesen, sich selbst zu rathen, jedoch das Kloster nicht leer zu lassen. Daß Hazfeld bei seinem Durchmarsch strenge Mannszucht einschärfte, erhellt aus folgender Ordonnanz: „Ich muß mit Befremden wahrnehmen, daß des Herrn Obristlieutenants unterhabende Reiter nicht allein mit Ausreiten, sondern auch darin exorbitiren, indem sie ein Mehreres, als ihnen vermöge meiner letzten Ordinanz vermacht worden, aus den Quartieren erfordern und den Hausleuten abdringen. Ich erinnere den Herrn Obristlieutenant [69] ernstlich, den Seinigen zu befehlen, daß ein jeder sich mit dem, was ihm durch gemeldte Ordinanz vermacht ist, contentiren lasse, auch sonst Ihr fürstlich Gnaden von Onolzbach oder den Ihrigen zu klagen keine Ursach gebe, im widrigen Fall der Herr Obristlieutenant es schwer zu verantworten haben würde. Signatum Haltenbergstetten, den 15. Dez. 1642. Der röm. kaiserl. Majestät Geheimer- und Kriegsrath, Generalfeldmarschall und Obrister von Hazfeldt.“ Drei Tage nach diesem Erlaß rückte Hazfeld mit seinem Generalstab und 300 Reitern in Heilsbronn ein, verweilte jedoch nicht lang, da nach einem vom Kaiser bestätigten Vertrag im Fürstenthum Onolzbach nur bayerische Truppen kantoniren sollten, nicht aber kaiserliche. Gleichwohl quartierten sich im Frühling 1643 hazfeldisch, d. h. kaiserliche Truppen in dem heilsbronnischen Dorfe Ammerndorf (s. dort) ein, welche überdieß die von Hazfeld eingeschärfte Mannszucht nicht hielten. Der Markgraf und der Verwalter protestirten dagegen und drangen auf Schadenersatz. Auch in den ruhigsten Monaten des Jahres 1643 herrschte allenthalben Unsicherheit. Der Verwalter konnte daher nur unter Eskorte seinen Amtsbezirk bereisen. Er ritt von Ort zu Ort und verzeichnete die verödeten und die wieder bebauten Güter, um die Gefälle von denselben wenigstens theilweise wieder in den Fluß zu bringen. Sein Befund in der nächsten Umgebung von Heilsbronn war folgender: In Aich lagen noch öde 7 Güter (8 waren bebaut); in Petersaurach 21 (16 waren bebaut); in Bürglein 3; in Geichsenhof alles öde; in Großhaslach 13 öde; in Ketteldorf eines; in Reuth alle Güter öde, bis auf eines; in Weißenbronn 7 öde; in Weiterndorf 8 öde und nur 2 bebaut.

1644 mußten wegen Unsicherheit zur Zeit der Aussaat von Haber und Gerste Unterthanen als Convoi zum Schuh der Säenden aufgeboten werden. In Heilsbronn wurden keine Truppen eingelassen; doch erhielten vorüberziehende Proviant, wenn sie Patent und Paß vorzeigen konnten. Der Ort diente wieder mehreren Eingeflüchteten als Asyl. Die Klosterfelder und Gefälle ertrugen doch so viel, daß aus verkauftem Getreide 675 fl. gelöst [70] wurden. Man war daher im Stande, von den seit Jahren rückständigen Besoldungen doch einen, wenn auch nur kleinen Theil nachzuzahlen, z. B. 83 fl. anstatt 317 fl. an die Wittwe des Abts, 30 fl. anstatt 197 fl. an den gewesenen Rektor. Bei Gelegenheit der Truppenbewegungen im Herbst des Jahres erließen der bayerische und der kaiserliche Feldmarschall scharfe Mandate zum Schutz des Fürstenthums. In dem einen hieß es: „Der röm. kaiserl. Majestät, auch kurfürstl. Durchlaucht von Bayern Generalfeldmarschall Franz von Mercy füge hiemit männiglichen zu vernehmen, daß ich die Markgrafschaft Anspach sammt ihren Städten, Schlössern, Dorfschaften, Höfen, Mühlen, Fischwassern etc. neben deren Beamten und Unterthanen mit allen Mobilien und Immobilien in Schutz aufgenommen habe. Werden demnach alle meinem Kommando untergebenen Offiziere und Soldaten ernstlich befehligt, daß sie die Markgrafschaft sammt dero Beamten und Unterthanen (die in Kraft dieses bevollmächtigt werden, da eine Partei diese meine schriftliche Salva Quardi nicht respektiren würde, die Thäter bei den Köpfen zu nehmen und solches zur Generalität berichten, alsdann die Thäter gebührend gestraft werden sollen) neben allen Pertinentien von aller eigenmächtigen Einquartierung, Plünderung, Brandschatzung gänzlich unmolestirt lassen sollen, sondern solche defendiren, dann die Übertreter an Leib und Leben sollen gestraft werden. Signatum, Hauptquartier Neckers Ulm, den 7. Sept. 1644. Franz von Mercy.“ Tags darauf erging aus demselben Hauptquartier folgender Befehl des kaiserlichen Feldmarschalls Hazfeld: „Demnach in der röm. kaiserl. Majestät absonderlichen Schutz und Salva Quardi das ganze Fürstenthum Anspach sammt allen Zubehörungen etc. aufgenommen, als werden alle meinem Commando Untergebene ernstlich befehligt, gedachtes Fürstenthum mit eigenthätigen Einquartierungen, Plünderungen, Geldpressuren und dergleichen nicht zuzusetzen, sondern vielmehr zu schützen etc. bei Vermeidung ihrer kaiserl. Majestät schwerer Ungnade und ernster Bestrafung. Neckers Ulm, 8. Sept. 1644. Melchior von Hazfeld.“ Hazfeld war, wie vorhin berichtet, über Heilsbronn nach Böhmen gezogen, aber nun wieder [71] zurückgekehrt, um sich mit Mercy zu vereinigen: daher das gemeinschaftliche Hauptquartier der beiden Feldmarschälle in Nekarsulm. Ihre beiden Mandate kommunizirte der Markgraf dem Verwalter Krebs und dem Richter Zimmetshäuser mit folgender Instruktion: „Welche Salvaguardia wir haben auswirken lassen, sagt beiliegender Abdruck, dessen ihr euch bei dieser Unsicherheit gegen die streifenden Parteien zu bedienen habt. Wenn ihr von jemand mit Raub angegriffen werden solltet, habt ihr wo möglich der Thäter euch zu bemächtigen, oder, wo dieß nicht in’s Werk zu richten, Gewalt mit Gewalt abzutreiben und euch, so gut ihr könnt, zu schützen.“ Im Dezember quartierten sich 60 Reiter in Bonhof und Bürglein ein. Der Verwalter begab sich dahin und zeigte die erhaltene Instruktion vor, worauf die Reiter sich bereit erklärten, am folgenden Morgen weiter zu ziehen, um sich mit dem Obrist Don Maradas in Roßstall zu vereinigen.

Von dem Anerbieten einer „lebendigen Salva Quardi“ machte Heilsbronn im folgenden Jahre 1645 wiederholt Gebrauch; denn das Jahr war abermals sehr drangsalsvoll, weniger für den Ort selbst, als für viele Ortschaften in den heilsbronnischen Ämtern, namentlich für Ammerndorf, Neuhof, Merkendorf, Waizendorf und Nördlingen, wie im VII. Abschn. berichtet wurde. Im April zogen Freund und Feind, Bayern, Kaiserliche, Schweden, Hessen, Weimaraner und Franzosen im südlichen Theil des Fürstenthums verheerend gegeneinander, wenig achtend auf schriftliche und lebendige Salvaguardia. Der Verwalter bat, falls er weichen müßte, für sich und die Seinigen um Aufnahme in Lichtenau, was ihm auch vom dortigen Pfleger Imhof zugesagt wurde. Allein man zog es vor, die vielen Eingeflüchteten in Heilsbronn zu belassen, da aus dem bayerischen Hauptquartier zu Feuchtwangen, wo Jean de Werth lag, zwei Reiter vom Leibregiment als Schutzwache eintrafen. Am 6. Mai Abends kamen die Oberstin Spork und die Rittmeister Egerding und Keller mit 60 Pferden vor das Kloster und begehrten Einlaß. Der Verwalter rief zu ihnen hinaus: „Die Frau mit den zwei Rittmeistern wollen wir einlassen und beherbergen, wenn die Reiter sich zurückziehen und [72] anderwärts Quartier nehmen.“ Da man darauf nicht einging, so blieb das Thor verschlossen und die Abgewiesenen quartirten sich in Weißenbronn ein, nachdem einer der Rittmeister dem Verwalter zugerufen hatte: „Des Markgrafen Beamte sind alle Schelme! Jedem, den wir aus dem Kloster treffen, werden wir Nase und Ohren abschneiden und uns durch Sengen und Brennen an des Markgrafen Land revanchiren.“ Im Juli wurde Rothenburg von den Franzosen und Weimaranern genommen und die darin liegende bayerische Mannschaft gefangen. Von dortaus erließ der Herzog von Enghien, auf Bitten des Markgrafen, ein Mandat, ganz im Sinne der vorhin mitgetheilten Mandate Mercy’s und Hazseld’s. Darin hieß es: „Le duc d’Anguien, prince de sang, pair de France, à tous gouverneurs, colonels, chefs etc. de l’armée du Roi salut. Nous ordonnons à ceux sur qui nostre pouvoir s’étend, de ne faire aucunes courses, ni enlèves de denrées, bestiaux dans les villes et bourgs appartenants à Mons. le Marquis d’Ansbac, que nous avons pris avec ses sujets en sauve-garde. En cas de contravention nous ferons punir les coupables. Fait au camp de Rotenbourg le 17. Juillet 1645.“ Eine von dem Notair pub1ic Absalon Mayer beglaubigte Abschrift wurde nach Heilsbronn mitgetheilt. Allein man schenkte dort den Zusicherungen des Schutzes so wenig Glauben, daß bei der Nachricht: die französische Armee sei von Rothenburg her im Anzug, die meisten Bewohner Heilsbronn’s, wo eben keine Schutzwache war, nach Nürnberg, Schwabach und Lichtenau flohen, der Richter Zimmetshäuser nach Nürnberg. Der Verwalter Krebs fragte in Onolzbach an: ob er in Heilsbronn bleiben, oder mit dem wenigen noch vorhandenen Vieh sich auch salviren solle? Glücklicherweise kam man dießmal mit dem Schrecken davon, da die Franzosen von Rothenburg aus, nachdem sie in Uffenheim barbarisch gehaust hatten, nach Mergentheim gezogen waren, um dem von den Bayern zurückgedrängten schwedischen General Rosen zu Hilfe zu kommen. Über die Drangsale im heilsbronner Amt Nördlingen in Folge der Schlacht von Allerheim am 24. Juli ist oben bei [73] Nördlingen berichtet worden. Am 20. August erhielt der Verwalter folgende Nachricht: „Dinkelsbühl hat sich der französischen Armee auf Discretion ergeben. Ihr F. Durchlaucht (Markgraf Albrecht) sind Sonntags früh daselbst bei dem Herzog von Anguien gewesen, dero Land zu recommandiren, haben aber denselben gar unpäßlich angetroffen, deßwegen sich nicht lang bei I. F. D. aufgehalten. Montag ist der Aufbruch erfolgt, bei welchem etliche des Rathes gefangen mitgeführt und die Stadt mit 250 gesunden und 150 beschädigten Soldaten besetzt gelassen worden. Der Marsch soll nach Heilbronn gehen.“ In Folge dieser Verlegung des Kriegsschauplatzes nach Schwaben beschränkten sich die Drangsale Heilsbronns im August und September auf Lieferungen an streifende Parteien. Aber schon im Oktober nahete die Kriegsfurie wieder: über Herrieden, Arberg und Ornbau her das Holsteinische und Ebersteinische Regiment. „Das ganze Amt in seiner Armuthei ist wieder in’s Kloster geflüchtet.“ Daher Anfrage: „Ob man nicht wieder salva guardia dahin verlegen wolle?“ Dinkelsbühl und Rothenburg wurden abermals blockirt. Was dabei die heilsbronnischen Ämter litten, ist oben bei Neuhof und Waizendorf berichtet worden. Am 6. November berichtete der Verwalter an den Markgrafen in Kulmbach: „Das Kloster und die incorporirten Vogteien haben im Laufe dieses Sommers Hartes erlitten. Die Armeen haben zweimal ihre Lager im Fürstenthum aufgeschlagen, die Franzosen zu Rothenburg, die Bayern zu Feuchtwangen. Während des ersten bayerischen Lagers zu Feuchtwangen wurde das Amt Waizendorf so ausgesaugt und spolirt, daß fast Niemand das Geringste erhalten hat. Bei dem zweiten Lager, 14 Tage lang, wurde vollends Alles aufgezehrt. Als nun beide Armeen sich von Feuchtwangen und Rothenburg weg in’s Ries gezogen zu der Schlacht bei Allerheim, da ging im Pflegamt Nördlingen Zehnt und Gült völlig zu Grund. Erzherzog Leopold Wilhelm nahm mit tausend Pferden sein Hauptquartier in Neuhof, dann in Ammerndorf; von den Fouragirern ist das ganze Amt durchkrochen und was man von Vieh, Getreide und Futter gefunden, weggeführt worden. [74] Im Kloster selbst bin ich mit den Unterthanen, wiewohl nicht ohne Anstoß, durch Gottes Schutz erhalten worden, sonst hätte es wieder seinen Garaus bekommen, wie (1632) bei dem Lager vor Nürnberg. Wegen der Unsicherheit im ganzen Sommer ist an vielen Orten gar nichts oder nur wenig gebaut worden. Doch habe ich einige Gefälle zusammengebracht und nach Nürnberg geschafft.“ Die letzte Proviantlieferung in der Neige des Jahres erhielten vom Kloster hundert Reiter, in Weißenbronn einquartiert, vom Regiment des Herzogs Ulrich von Würtemberg und befehligt von einem Rittmeister Namens Sausewind.

Den im Winter 1646 heranziehenden Truppen wurde durch Schutzwachen der Einlaß verwehrt, jedoch Proviant geliefert: am 10. Januar dem Oberstwachtmeister Johann Fabric und anderen Offizieren des Generalwachtmeisters Grayling, welche mit einem ganzen Regiment drei Tage lang in Petersaurach und Weißenbronn lagen; am 22. Jan. den Obersten Königseck und Torepp, „die mit fünf Regimentern hier beim Kloster Rendevous gehalten und ein Frühstück begehrt.“ Am 1. Febr. zog das Jung–Kolbische Regiment vorüber. Am 20. Juni wurden 80 Reiter vom Müßling-Markowitzischen Regiment vor dem Kloster mit Proviant versehen. Deßgleichen am 22. der Rittmeister Joh. Adam Weyhel von und zu Ettenkhofen, welcher mit einer Kompagnie in Weißenbronn übernachtete. Die Frühlingssaat mußte wieder unter Convoi bestellt werden. Während des ganzen Frühlings wurde in der Umgegend, z. B. in Roßstall und Ammerndorf, von Schnapphähnen geraubt und geplündert. Nach Kloster Sulz hatten sich 60 Familien aus der dortigen Gegend geflüchtet, darunter 40 Bauern mit guten Musketen. Da erschienen am 11. Juni vor Tages Anbruch vor dem Orte 50 Reiter mit einem Trompeter. 25 Mann legten vier Leitern an und stiegen ein, schreiend und schießend. Der dortige Klosterverwalter setzte sich mit einigen Bauern zur Wehr. Als aber zwei seiner Mitstreiter von Schüssen getroffen wurden, stieg er mit Einigen auf den vier angelegten Leitern hinaus und floh in den nahen Wald. Die Eingedrungenen hieben das Thor aus und ließen ihre Kameraden ein, welche auf [75] die Leute losschlugen, damit sie ihnen angeben sollten, wo der Verwalter stecke. Dieser erhob in seinem Versteck draußen im Walde mit seinen Begleitern ein solches Geschrei, daß die Plünderer erschracken und schleunig abzogen, jedoch mit einer Beute von 200 fl. baar und Anderem. Ohne Zweifel waren unter den Plünderern Ortskundige. Der Markgraf ließ den Hergang nach Heilsbronn notifiziren mit dem Bedeuten an den Verwalter Krebs, eintretendenfalls sich besser zu wehren, als der Verwalter in Sulz. Krebs berichtete unt. 25. Juli an die Regierung: „Der Schaden durch die Läger vor Feuchtwangen und Rothenburg im vorigen Jahr wäre noch in etwas zu verschmerzen gewesen, wenn nicht hernach bei der Kampirung bei Aschaffenburg die kaiserlichen und bayerischen Reiter zu Hunderten heraufgegangen wären und dasjenige an Vieh, Pferden und Anderem, was erstmals mit Mühe erhalten worden war, geraubt hätten. Überdieß hat das Hagelwetter im Amte Neuhof, dem besten zum Kloster gehörigen Amte, solchen Schaden gethan, daß die armen Unterthanen nicht einmal den Samen wieder erlangen können. Das Kloster ist mit seinen Vogteien in solche Armuth gesunken, daß ich nicht sehe, wie die dem Kloster zugewiesenen Ausgaben, besonders der polnische Wechsel (es handelte sich um eine Zahlung von 720 fl. nach Warschau in Folge eines wegen der Erbfolge gehaltenen Kongresses) abgeführt werden können, zumal bei gegenwärtiger Einnahme wegen Wohlfeilheit und geringen Vertreibung des Getreides, als der besten Intrade des Klosters. Dazu kommt jetzt noch die große Gefahr wegen der herannahenden schwedischen Armee mit ihren Aliirten, also daß wir allem Anschein nach nichts als gänzlichen Ruin zu erwarten haben, wenn Gott nicht hilft.“ Was Krebs befürchtete, trat leider ein. Die Schweden kamen unter Wrangel von Hall und Krailsheim her und hatten bereits Eschenbach geplündert und den dortigen Vogt nebst zwei Rathsbürgern weggeführt. Bei ihrem Anzuge flüchteten wieder viele Amtseingesessene mit ihrer Habe nach Heilsbronn und glaubten sich dort geborgen, da Wrangel durch seinen Stallmeister Johann von Ramin bereits eine Schutzwache, die am 25. August in [76] Heilsbronn eintreffen werde, zugesagt hatte. Tags zuvor ritt der Verwalter Krebs nach Ansbach zu einer Berathung über die zu ergreifenden Maßnahmen. Während der Verhandlung in der Rathsstube erhielt er durch einen Eilboten einen Brief von seinem Schreiber Stigler mit folgender Nachricht: „Am heutigen Feiertag (Bartholomäi) unter der Predigt kam von Nürnberg her ein schwedischer Obristlieutenant mit einigen Rittmeistern und 400 Reitern vor das Thor und verlangten Einlaß. Als man nicht darauf einging, stiegen sie über die Mauer, öffneten das Thor und plünderten, die Offiziere die Pferde in den Ställen, die Soldaten Anderes. Nachdem sie sieben Pferde und zwei Fohlen und Anderes geraubt hatten, gingen sie zu ihrer Armee nach Krailsheim, wohin sie den Getreidemesser mitschleppten. Die Eingeflüchteten salvirten sich nach Lichtenau und andern Orten, da sie sich hier in Heilsbronn nicht sicher sahen.“ Daß die Plünderer von Nürnberg her gekommen waren und nicht von Krailsheim her, wo Wrangel stand, hatte seinen Grund in folgendem Hergang: Melchior Degen, ein schwedischer Kaufmann, wurde aus dem Wrangel’schen Lager bei Krailsheim mit verschiedenen Waaren nach Nürnberg gesendet. Seine Eskorte waren jene 400 Reiter, welche von Nürnberg nach Krailsheim zurückkehrend in der beschriebenen Weise zu Heilsbronn einsprachen. Die verheißene Wrangel’sche Schutzwache traf zwar ein, aber erst nach dem Überfall. Sie blieb drei Monate lang, während welcher Zeit die heranziehenden schwedischen Truppen nicht eingelassen, jedoch vor dem Thore mit Proviant versehen wurden, z. B. am 30. Sept. zwei Hauptleute mit ihrer Mannschaft vom Korps des in Dinkelsbühl kommandirenden Obersten Bilau und am 3. Okt. der schwedische Oberst Keller. Dieser hatte mit 2000 Pferden den ebengenannten Kaufmann Degen sammt bei sich gehabter Munition und Anderem von Nürnberg zurückeskortirt und hielt nun vor dem Kloster Mittag, „dazu er für sich Essen und Wein, für seine Soldaten Bier, Brot, Haber und Heu mit großer Importunität erfordert.“ Am 24. Okt. erhielten Frühstück vor dem Thore der schwedische Assistenzrath Alexander Escen, der [77] Generalmajor Beyhel, der Oberst Tanneberger und andere hohe Offiziere sammt 500 Pferden. Ein Waarenzug ging, von Musketiren eskortirt, nach Nürnberg, wurde aber eine Beute der streifenden Schweden, welche die Musketire und andere Begleiter theils verwundeten, theils tödteten und die sämmtlichen Waaren, bei drei Tonnen Goldes an Werth, raubten. Am 9. Nov. wurden bei Dietenhofen sechs Pferde und Anderes von vier Reitern geraubt. Der deutschherrische Richter zu Dietenhofen und Konsorten holten die vier Reiter in der Mühle zu Mkt. Triebendorf ein, verfolgten sie weiter über Betzendorf, Bürglein und Münchzell, erschlugen sie und verscharrten sie auf dem Kappelberg im Walde Lindach. Der Kommandant der Reiter erhielt Kunde von dem Vorfall und erpreßte als Satisfaktion vom Landkommenthur von Grafeneck in Ellingen 325 Thaler. Angeblich waren bei der Verfolgung und Tödtung auch heilsbronnische Unterthanen betheiligt; daher forderte der Komthur den Verwalter Krebs auf, die ihm abgepreßten 325 Thlr. theilweise zu ersetzen und dieß um so mehr, da er, der Verwalter, die Unterthanen anreize, Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Der Verwalter wies die Forderung und die Beschuldigung in derben Worten zurück.

1647 im Januar kamen von der Donau her Kaiserliche und Bayern unter Graf Gallas und Jean de Werth. Weißenburg wurde belagert. Die Belagerer fouragirten plündernd bis nach Roth und Merkendorf. Jean de Werth zog bald darauf mit 6000 Pferden weiter gegen den bei Mergentheim stehenden Königsmark. Einer seiner Rittmeister kam aus diesem Zuge am 7. Februar mit 800 Pferden vor Heilsbronn, mußte aber, da er nicht eingelassen wurde, in Weißenbronn quartieren, wohin man ihm Proviant schickte. Drei Wochen darauf kam vom Bodensee her, nachdem dort Alles ausgezehrt war, Wrangel, welcher aus seinem Hauptquartier Thalmessingen dem schwedischen Obrist Kommandanten Wank in Dinkelsbühl folgende Weisung gab: „Ich bin am 26. Febr. von Bregenz aufgebrochen und bin heute (4. März) glücklich hieher gekommen. Ich befürchte, es möchten die Parteien der üblen Gewohnheit nach sich von ihren Regimentern [78] abstehlen und was sie auf dem platten Land ertappen, wegnehmen. Also wolle der Herr Obrist, um diesem vorzubauen, lebendige Salvaguardien an die zu seiner Quarnison assignirten Örter auslegen, damit sie selbige vor streifenden Parteien conserviren mögen. Was der Herr Obrister von des Feindes Contenance und sonst vernimmt, wolle er mir advisiren. Womit verbleibe des Herrn Obristen dienstwilliger G. Wrangel. Thalmessingen, 4. März 1647.“ In Folge dieses Erlasses machte die Regierung zu Onolzbach unt. 11. März bekannt: „Jedem Ort, der sich mit einer Salvaguardia aufzuhalten getraut, bleibt freigestellt, solche bei dem Obristen Wank abzuholen.“ Heilsbronn und Neuhof erhielten eine Schutzwache. Am 24. März war Wrangel mit Frau und Tochter in Nördlingen. Der Markgraf von Ansbach begab sich zu ihm und erhielt die besten Versprechungen. Gleichwohl hausten Wrangels Truppen, wie die kaiserlichen und bayerischen, Ende April und Anfang Mai in und um Mkt. Erlbach, Langenzenn und besonders in der Weise, daß sie das Vieh auf dem Felde raubten und gegen 6 bis 10 Thaler Lösegeld zurückgaben. Wrangels Kriegskommissäre Jordan, Klein und Rossengerst forderten in Schwabach und Ansbach unerschwingliche Lieferungen; Heilsbronn sollte mehr Getreide liefern, als das Klosteramt im ganzen Jahr einnahm. Jedoch ermäßigten die Kommissäre ihre Forderung nach Empfang eines Küchenpräsents von 2 Kälbern, 6 Lämmern, 11/2 Zentnern Schmalz, 12 Hühnern, 100 Eiern, 30 Fischen, 7 Säcken Mehl und 6 Säcken Haber. Der Markgraf mußte aus Wrangels Geheiß binnen 14 Tagen 14,000 Thaler, 200 Säcke Mehl, 100 Säcke Haber und 24 Rinder liefern und erhielt dagegen von Wrangel mündlich und schriftlich das Versprechen: „er werde nach dem Empfang dieser Lieferungen seine Völker sofort aus dem Fürstenthum delogiren.“ Die Völker wurden zwar aus ihren bisherigen Cantonements delogirt, sie quartierten sich aber in Uffenheim, Kreglingen, Mainbernheim, Segnitz, Kastell, Prichsenstadt etc. ein. Im Sommer und Herbst kamen kaiserliche Parteien, am 25. Juli 40 Reiter von Weißenburg her, wurden aber vor dem Thor abgefüttert. Am [79] 12. Septbr. übernachtete Joachim Dieter, ein schwedischer Kommissär, welcher mit fürstlichem Befehl von Ansbach nach Heilsbronn gewiesen worden war, um, wegen der großen Unsicherheit, mit einem verlässigen Boten versehen zu werden. Über die großen Drangsale in den heilsbronnischen Ämtern Randersacker und Nördlingen am Anfang und Ende des Jahres, dort durch die Schweden, hier durch die Kaiserlichen, ist oben berichtet worden.

Auch das letzte Kriegsjahr 1648 war für Heilsbronn und seine Vogteien sehr verhängnißvoll. Über die Drangsale in Merkendorf durch die kaiserliche Garnison von Wülzburg im Januar und über die Einäscherung des Städtchens am 12. März durch die Schweden wurde oben berichtet. Beim Vorüberzug der aus Hessen zurückkehrenden bayerischen Armee (6. bis 24. Febr.) wurde Heilsbronn zwar nicht bequartirt, aber durch Lieferungen sehr in Anspruch genommen. Schon vom 1. Januar an mußte das Klosteramt täglich 100 Pfund Brot, 100 Pfund Fleisch, 200 Maas Bier etc. liefern. Pferde und Rindvieh schaffte man nach Lichtenau. Den vorübergezogenen Bayern folgte im März die Armee Wrangels. Die von seinem Leibregiment erbetenen vier Sauvegardisten wurden nach Heilsbronn, Neuhof, Bonhof und Kadolzburg verlegt. Der Verwalter Krebs erhielt von Onolzbach aus durch den Kammerjunker Veit Julius von Lichtenstein den Auftrag, für die Zusendung der vier Schutzwächter das übliche Küchenpräsent von Bier, Haber oder Vieh in das Wrangel’sche Hauptquartier nach Ikelheim zu senden. Da aber der Transport dahin durch die von Roth aus streifenden Gutschnitzischen Kroaten und bayerischen Parteien gefährdet war, so sandte man an Wrangel anstatt der Naturalien 30 Thaler, welche Joh. Richter, Wrangels Hofmeister, in Empfang nahm. Wrangel zog von Ikelheim aus nach Ansbach, ruinirte am 9. März Leutershausen, kam am 12. nach Feuchtwangen, von da nach Wassertrüdingen und hatte am 14. sein Hauptquartier in Oettingen, von wo aus er die gedachten vier Sauvegardisten (Dragoner) heimberief. Seine Abberufungsordre fiel den streifenden Kaiserlichen in die Hände, wurde erbrochen, aber den Überbringern zurückgegeben und kam so nach [80] Heilsbronn. Zehn Tage nach der Abberufung wurden die von Lichtenau wieder nach Heilsbronn zurückgebrachten vier Ochsen beim Dungführen von drei schwedischen Reitern geraubt, aber durch nachgesendete Musketire den Räubern wieder abgejagt. Am 23. März lag der schwedische General Banner in dem heilsbronnischen Schlößchen Waizendorf, was dieses gegen Verwüstung schützte, während in diesen Tagen Dürrwang und Wittelshofen von den Schweden, Feuchtwangen und Herrieden von Türenne’s Truppen geplündert wurden. Anfangs April war Heilsbronn ohne Schutzwache; man salvirte daher das Vieh, zwei Kühe ausgenommen, nach Ansbach. Am 4. April erfolgte ein Überfall von einem schwedischen Korps, welches von Nürnberg nach Hall zog. Die Plünderer drangen durch das den Fluß sperrende Gitter bei der Mühle ein, rissen den Mühlschutz aus, um das Flußbett möglichst trocken zu legen und zogen auf diesem Wege ab mit ihrem Raube, darunter die zwei Kühe und 21 Gulden, welche sie vom Prediger Knoll erpreßt hatten. Der Verwalter Krebs war eben abwesend. Erst zwei Jahre nach dem Kriege war die erschöpfte Amtskasse im Stande, dem Prediger die geraubten 21 fl. zu ersetzen; dazu erhielt dieser 7 fl. und 2 Sra. Getreide als Ersatz für andere bei der Plünderung erlittene Verluste. In Folge dieses Überfalles baten Verwalter und Gemeinde den Markgrafen, wieder eine Schutzwache für Heilsbronn zu erwirken; sie erhielten aber am 15. Mai zur Antwort: „Bei jetzigem Stand der Sachen müsse Jeder, so gut er könne, sich mit den Seinigen an einen sichern Ort salviren; doch solle man das Kloster nicht ganz leer lassen, sondern es sollten etwa ein Thorwart und etliche Unterthanen, die nicht viel zu verlieren hätten, bleiben, um bei etwaiger Einquartierung auf das Feuer Acht zu haben.“ Glücklicherweise waren diese Maßnahmen nicht nöthig, da während des Sommers und Herbstes in Heilsbronn zwar fortwährend Kontributionen, aber keine Vergewaltigungen vorkamen. Der Ort zählte im September nur fünfzehn kontributionspflichtige Familienväter: 1 Wirth, 1 Weber, 1 Gärtner, 1 Metzger, 1 Schneider, 1 Krämer, 1 Schuster, 1 Getreidemesser, 1 Müller, 1 Bader, 1 Büttner, [81] ein Hirt und noch drei, deren Gewerbe im Ausschlagsregister nicht angegeben ist. Im Oktober plünderten Türenne’s Truppen Feuchtwangen. Am 25. Okt. erhielt der Verwalter wieder durch Lichtenstein’s Vermittelung für Heilsbronn, Bonhof, Neuhof und Wilhermsdorf vier Sauvegardisten von Wrangel’s Leibregiment, darunter zwei unberitten mit dem Auftrag, beide wieder beritten zu machen. Am 27. quartierte Türenne in der Brunst, dann in Herrieden; Wrangel am 28. in Ornbau. „Beide haben sich gestern in Ornbau miteinander lustig gemacht, wie man Lösung der Stück genugsam hören können.“ Es kam in diesem Monat zum Waffenstillstand, welchem der Friede folgte. Da aber die Schweden noch geraume Zeit in der Gegend blieben, so kam es in Heilsbronn vorerst noch zu keinem Frieden. Deß zum Beweis folgender Hergang im Friedensmonat: Anfangs des Jahres lag in Heilsbronn als Sauvegardist ein schwedischer Reiter vom Görgischen Regiment Namens Hans Reinhard. Dieser sollte beim Abzug seines Regiments mitziehen, wurde aber zurückgehalten, angeblich vom Richter Faber und vom Prediger Knoll, welche mit ihm zechten. Inzwischen kamen feindliche Truppen und raubten ihm sein Pferd und Anderes. Er mußte nun wieder equipirt werden mit einem Aufwand von 70 fl. Dieser Betrag sollte durch Umlage gedeckt werden; allein die Unterthanen gingen nicht darauf ein, „da der Reiter ohne ihre Schuld und Einwilligung aufgehalten worden und so um seine Habe gekommen sei, und zwar durch Schuld des Richters und des Predigers, die ihn mit dem Trunk so lang aufgehalten hätten, bis die Kaiserlichen gekommen seien.“ Der neuequipirte Reiter begab sich über Neuhof nach Windsheim zum Regiment des Oberstlieutenants Küchenmeister, welcher ihn, auf sein Verlangen, einige Tage darauf mit durchziehenden Königsmarkischen Truppen an sein Regiment zurückschickte. Da aber der Reiter bei seinem Regiment nicht eintraf, so schrieb sein Rittmeister J. Andreß, sonst Langnau genannt, aus Altenmuhr unt. 12. Okt. an den Richter Faber: „Mein Reiter, den ich vor etlichen Monaten als Salvaguardia in Heilsbronn gelassen, ist noch nicht zurück. Ich fordere entweder diesen, oder [82] hundert Dukaten. Stellt mich der Herr Richter nicht binnen 24 Stunden zufrieden, so will ich mich an dem Kloster und dessen Dörfern dreifach bezahlt machen und ein Dorf wegbrennen. Hätte nicht vermeint, daß der Herr Richter Dank mit Undank lohnen werde.“ Der Richter Faber konnte nicht antworten, da er inzwischen wegen Defraudation kassirt worden war und des Landes verwiesen werden sollte. Es antwortete daher der Verwalter Krebs unter Beifügung eines Attests, worin Küchenmeister bezeugte, daß der Reiter zu ihm nach Windsheim gekommen und mit Königsmarkischen Truppen zu seinem Regiment abgefertigt worden sei. Allein der Rittmeister ließ sich damit nicht beschwichtigen. Von Altenmuhr nach Ornbau verlegt, kam er am 15. Okt. mit 60 Reitern vor das heilsbronner Schlößlein Waizendorf und erklärte dem dortigen Vogt G. F. Förster: „Er habe in Heilsbronn eine Salvaguardia verloren und verlange dafür 100 Dukaten; würden diese ihm nicht gezahlt, so werde er den Weiler mit dem Schlößlein wegbrennen.“ Zugleich hinterließ er für den Verwalter Krebs einen Vries, worin er zwar den Empfang des Küchenmeister’schen Attests bescheinigte, aber auf seiner Forderung beharrte, da der Reiter nicht angekommen sei. Krebs berichtete darüber an den Markgrafen und erhielt die Weisung: „um das angedrohte Unglück zu verhüten, sich bestmöglich mit dem Rittmeister abzufinden, den Hergang aber der Generalität anzuzeigen.“ Langnau nahm anstatt der 100 Dukaten 72 Gulden an, welche aus der Amtskasse gezahlt wurden. Auch die 70 fl. zur Equipirung des Reiters übernahm die Amtskasse.

Der Friede war geschlossen, aber auch im folgenden Jahre 1649 das Land nicht frei von fremden Truppen. In Neumarkt lagerte „der schwedische Generalissimus, Herr Pfalzgraf fürstliche Durchlaucht.“ Der Markgraf Albrecht verhandelte mit ihm am 27. März, 19. April, 8. und 14. Mai und mittagte auf seinen Reisen nach Neumarkt viermal in Heilsbronn. Das Friedensdankfest wurde in Heilsbronn am 11. August 1650 gefeiert und dabei jedes Kind mit einer Denkmünze beschenkt, welche der Markgraf hatte prägen lassen. Die Amtskasse zahlte dafür [83] 6 fl. 16 kr. In diesem Jahr der Friedensfeier tagten vom 25. Febr. bis 8. April in Heilsbronn ober- und unterländische Regierungsräthe, um Einsicht zu nehmen von dem materiellen Verderben, welches der Krieg über Heilsbronn und dessen Ämter gebracht hatte, und um zu erwägen, was zu thun sei, die tiefen Wunden zu heilen und die versiegten Einnahmsquellen wieder in den Fluß zu bringen. Bei Besichtigung der Ortschaften im Amte Bonhof ergab sich Folgendes: Gänzlich niedergebrannt und noch in Asche liegend fand man Geichsenhof, Mosbach, Reuth, Schwaikhausen, Suddersdorf, Turndorf, Volkersgau, Watzendorf, Wattenbach und Ziegendorf. In folgenden Orten waren nur einige Höfe niedergebrannt: in Bonhof 5, in Bürglein 3, in Gottmannsdorf 4, in Kleinhaslach die meisten, in Großhaslach 2, in Rohr die meisten, in Petersaurach 5, in Neuhöflein 1. Die übrigen Ortschaften hatten durch Feuer gar nicht gelitten; gleichwohl verödeten und verfielen manche derselben, z. B. der Berghof, in Betzendorf von 7 Höfen 6 („braucht gänzliches Aufbauen, da ganz öde und eingefallen“), in Gleizendorf alle 6 Höfe, in Haag von 6 Höfen 5 („fast Alles auf dem Einfall“), in Hörleinsdorf Alles öde, in Mausendorf 4 Höfe eingefallen, in Reutersaich Alles öde; eben so in Steinhof, Trachenhöfstett, Mkt. Triebendorf (die Mühle ausgenommen), Schlauersbach, Weißmannsdorf, Wernsbach, Wickleskreuth, Wollersdorf und alle acht Bauernhöfe in Weiterndorf. Bewohnt blieben dagegen während des ganzen Krieges Aich, Ammerndorf, Bonhof, Bürglein, Göddeldorf, Großhaslach, Höfstetten, Ketteldorf, Neuhöflein, Petersaurach und Weißenbronn. Allein auch in diesen Orten verfielen einige zwar nicht niedergebrannte, aber unbewohnte Höfe, z. B. in Bonhof 5, in Bürglein 7, in Großhaslach 7, in Ketteldorf 4, in Petersaurach 10 und in Weißenbronn 18. Es ergab sich bei dieser Erhebung i. J. 1650, daß im Amte Bonhof 278 Güter (134 größere Bauernhöfe und 144 kleinere Anwesen) öde, unbebaut, ohne Besitzer, der Herrschaft heimgefallen, aber für dieselbe ohne jeglichen Ertrag waren. Heilsbronn selbst hatte, wie oben berichtet wurde, nur den Malz- und Hopfenboden durch Feuer [84] verloren. Es bot aber gleichwohl i. J. 1650 das Bild des Verfalles in Folge der wiederholten Gewaltthaten durch das Kriegsvolk und des beständigen Andranges der Umwohnenden, welche mit ihrer Habe dahin flohen und in den vormaligen Mönchs- und Gymnasiastenzellen, in der alten Abtei, im Burggrafenhause, im Spital und in anderen Räumen beherbergt wurden. So geriethen Wohnungen, Stallungen, Utensilien etc. durch den steten Gebrauch in Verfall, da wegen Mangels der Mittel nichts in Bau und Besserung erhalten werden konnte. Das Schwabachflüßchen konnte Jahre lang nicht gefegt werden, so daß die Mühle den Dienst versagte.

Vor Allem sollten nun die der Herrschaft heimgefallenen 278 Höfe an den Mann gebracht werden, um wieder eine Rente für das Staatsärar zu erzielen. Allein die Ausführung war außerordentlich schwer. Die wenigen noch lebenden und die Relikten der verstorbenen Besitzer waren nicht geneigt, ein Gut zu übernehmen, da sie voraussahen, die ihnen auferlegten Anfangs zwar sehr geringen, aber allmälich größeren Gülten unmöglich entrichten zu können. Selbst dann, wenn man gar keinen Kaufschilling, sondern nur ein mäßiges Handlohn forderte, fanden sich oft keine Übernehmer. Die großen Güter waren am Schwersten anzubringen, wegen der darauf ruhenden schweren Lasten, welche schon zur Klosterzeit schwer waren, aber zur Zeit der Markgrafen noch viel schwerer wurden. Der einsichtsvolle Verwalter Krebs und seine gleichgesinnten Rechnungsrevisoren riethen den Markgrafen und ihren Räthen, die vor dem Kriege üblichen Lasten den Bauern nicht wieder aufzulegen und nicht wieder mit der vormaligen Härte einzuschreiten. In ihren Berichten hieß es u. A.: „Die Leute wollen lieber kleine Güter bauen, als so schwer belastete große Höfe kaufen. Wird die unerschwingliche Gült nicht ermäßigt, so finden große Höfe keine Käufer und die Zimmer fallen vollends ein zum großen Schaden des Ärars. Zu der Mönche Zeiten hatten die Unterthanen weit größere Freiheiten, keine Frohnen und Dienste, auch keine Steuer, außer der Türkensteuer. Nachgehends wurden aber diese Lasten und Steuern ihnen aufgebürdet, [85] und wenn sie diese nicht leisteten, so wurden sie oft gestöckt und geblöckt, daß ihnen oftmals die Kleider am Leib verfault. Schon vor dem Krieg geriethen die meisten Besitzer der großen Höfe wegen der Lasten und Frohndienste in Schulden und gingen zu Grund. Das Alles ist den Leuten noch im Gedächtniß und schreckt sie ab vom Kaufen. Dazu traut, glaubt, borgt fast Niemand mehr. Um die Leute wieder anzulocken, sollten alle Lasten erleichtert und auf ein Jahr ganz erlassen werden. Dann würde die Herrschaft doch wieder etwas erhalten, während sie jetzt von manchen Höfen gar nichts erhält. Die während des Krieges aufgelaufenen Renten sollten ganz niedergeschlagen werden. Geschieht das nicht, so wird das Amt vollends zu Grund gehen und anstatt Gült, Steuer, Frohn und Dienst untaugliches Reißholz und Tannenzapfen erhalten. Schiffleute werfen lieber köstliche Waaren aus, als daß sie zu Grund sinken wollen. Das starke Spannen bricht den Bogen. Besser einen Schein haben, als stockblind sein.“ Nothgedrungen mußte man auf diese Vorschläge eingehen. Gleichwohl lagen nach Jahrzehnten noch große Güter öde und fanden weder Pächter noch Käufer, so daß sie zerschlagen und in kleineren Parzellen an den Mann gebracht werden mußten. Unter den Ortschaften, welche zwar durch Feuer gar nicht gelitten hatten, aber demungeachtet verödeten, war Gleizendorf. Die dortigen sechs Bauerngüter lagen über 62 Jahre lang öde und flogen mit Wald an, so daß das Klosteramt, dem diese Güter heimgefallen waren, i. J. 1694 daselbst 608 Klafter weiches Holz schlagen ließ. Das Eingehen auf die gemachten Vorschläge hatte den gewünschten Erfolg: die versiegten Quellen begannen wieder zu fließen, so daß die Amtskasse schon im fünften Jahre nach dem Kriege an jedes der beiden Fürstenhäuser wieder eine Summe abzuliefern im Stande war, was seit vielen Jahren nicht mehr geschehen konnte. In demselben Jahr wurde die Kirchenuhr nach jahrelangem Stillstand wieder in den Gang gesetzt und das nach Onolzbach salvirte Archiv wieder an Ort und Stelle gebracht. Die Bibliothek war an Ort und Stelle geblieben und wurde von den Soldaten nicht berührt. 1654 wurden [86] 348 fl. verausgabt für Utensilien, 34 Betten, Leinwand, Reparatur der Schülerzellen und der Rektorswohnung, da im folgenden Jahre die Fürstenschule wieder eröffnet werden sollte und auch eröffnet wurde, wie im folgenden Abschnitt berichtet werden wird.

Wie traurig die Verhältnisse noch im 16. Jahre nach der Friedensfeier waren, ergab sich bei der Anwesenheit der beiderseitigen fürstlichen Räthe in Heilsbronn i. J. 1666. Alle Gültpflichtigen des Amts Bonhof wurden vorgerufen und über ihre Gültrückstände befragt. Alle waren ihrer Rückstände geständig, erklärten aber: „Seit vier Jahren haben wir meist Mißwachs, dazu Mancher durch die Seuche einen Verlust von 10 bis 20 Stück Vieh gehabt. Von unseren Gütern konnten wir wegen des darauf gewachsenen Holzes nur die Hälfte urbar machen. Dazu der Wildschaden. Die Natur selbst zeigt, es sei nicht mehr so viel Segen in der Erde, wie ehedem. Wir leiden Hunger und Kummer, können uns nicht mehr kleiden und können keine Dienstboten halten. Unsere erwachsenen Kinder gehen davon und wollen die elterlichen Güter nicht übernehmen, weil sie bei den vorhandenen Gültresten doch nichts davon erwarten können. Wir bitten daher um Erlassung der Reste und Ermäßigung der Gülten überhaupt, oder, wenn uns dieses nicht gestattet werden will, um Entlassung von unsern großen Gülthöfen.“ So flehten sie insgesammt unter Thränen. Die Räthe überzeugten sich von der Wahrheit dieser Angaben, sprachen beweglich den Leuten Muth zu und erhielten auch sogleich einen sprechenden Beleg für die Richtigkeit obiger Aussagen, indem ihnen folgendes Faktum zur Entscheidung vorgelegt wurde: Hofmockel in Ketteldorf und sein Weib waren alt und kinderlos vor Kurzem gestorben, 84 Morgen wohlbestelltes und besamtes Feld, 3 Pferde, 7 Stück Rindvieh, Bauernzeug und Mobilien hinterlassend. Gleichwohl erklärten die Erben, das Anwesen nicht übernehmen zu wollen, worauf das Gut von Amtswegen feilgeboten wurde. Wochenlang meldete sich kein Kaufliebhaber, bis endlich Hans Meier bei den in Heilsbronn versammelten Räthen erschien und sich bereit erklärte, das Anwesen unter folgenden Bedingungen zu kaufen: 80 fl. Kaufschilling, [87] aber in langen Fristen zahlbar; anstatt der bisherigen 7 Sra. 31/2 Mtz. Korn und 6 Sra. Haber künftig und für ewige Zeiten nur 4 Sra. Korn und 2 Mtz. Haber jährlich. Die Räthe legten dieses Angebot den beiden Markgrafen zur Beschlußfassung vor.

So viel über das materielle Verderben, welches der 30jährige Krieg über Heilsbronn und seine Vogteien gebracht hat. Es soll nun noch berichtet werden, wie der Krieg auf das religiös–sittliche Volksleben eingewirkt hat. Den Mittheilungen im VI. Absch. zufolge wurde das religiös–sittliche Volksleben auf dem ganzen Klostergebiete durch die Reformation nicht besser. Hat nun vielleicht die Kriegsnoth beten gelehrt und die Herzen belehrt? Leider nicht, trotz aller Aufforderungen der Obrigkeit, auf das furchtbare Strafgericht zu achten und Buße zu thun. Die im Vorstehenden mitgetheilten Vorgänge und Verhandlungen zeigen, daß das Volksleben während des Krieges irreligiös und unsittlich blieb, wie es vorher war. Die im VII. Absch. mitgetheilten Berichte über die einzelnen Ortschaften zeigen, daß inmitten der allgemeinen Trübsal bei dem Volke nur selten herzliches Erbarmen und aufopfernde Liebe, oft aber Zwietracht und Herzenshärtigkeit gefunden wurde. Exzesse kamen seltener vor, da, besonders von 1632 an, der Tod einen großen Theil der Bevölkerung, darunter auch viele Exzedenten, wegraffte. Bei den Gerichten kamen Exzesse selten zur Anzeige und Verhandlung, da Jahre lang die Gesetze schwiegen und Gerichtssitzungen nicht gehalten wurden. Exzesse in Folge von Genußsucht kamen nicht leicht vor, da bei dem allgemeinen Elend an Befriedigung der Genußsucht kaum mehr gedacht wurde. In den Taxregistern findet sich daher in den Jahren der schwersten Kriegsdrangsale bei dem Einnahmstitel „An Buß und Frevel“ kein Eintrag. Allein schon vom letzten Kriegsjahre an bekunden die Einträge unter diesem Titel, daß Obrigkeit und Unterthanen durch den Krieg nicht belehrt, nicht bekehrt worden waren, daß die früher üblichen Quälereien und Exzesse fortgesetzt wurden. Im Jahre des Friedensschlusses heißt es: „5 fl. Strafe von zwei heilsbronnischen Unterthanen, welche wider Verbot zu Bürglein im [88] nürnbergischen Wirthshause an der Kirchweih gezecht.“ Aehnlich im folgenden Jahre. J. J. 1650: „2 fl. Strafe vom Schäfer in Ketteldorf, weil er, wider Verbot, seinen Hund ohngeprügelt gelassen. 1 fl. 12 kr. von Werleins Sohn und Knecht, weil sie am Friedensdankfest ein Fuder Getreide abgeladen. 48 kr. von Zöllners Weib, so am bemeldten Fest früh vor der Kirche ausgebuttert.“ Im Jahre nach dem Friedensdankfest gingen 38 fl. ein von „Strafen wegen Schlägereien, Körperverletzungen, Injurien etc. in den Wirthshäusern, auf den Gassen und Feldern.“ Ähnlich in den nächstfolgenden Jahren, z. B.: „3 fl. vom Wirth Hager in Bürglein, der in Anwesenheit vieler Hochzeitgäste dem Herrn Pfarrer Wattenbach unnütze Reden gegeben und eine Kanne mit Fluchen vor die Füße geworfen. 5 fl. von der Wirthin in Haslach und deßgleichen von Hegerndorfer in Ammerndorf, weil sie, wider Verbot, ihr Bier von Bruckberg und nicht von Klosterbrauereien bezogen. 3 fl. vom Bräumeister Agricola, der bei öffentlicher Zech alle Leute im Kloster Schelme und Diebe gescholten. Der Hirt in Weiterndorf wird bestraft, weil er gesagt: er wolle lieber des Teufels als lutherisch sein.“ Vögte in den heilsbronner Ämtern Neuhof, Nördlingen und Randersacker erwiesen sich während des Krieges als nachlässig und pflichtvergessen, schalteten unumschränkt, defraudirten und erlaubten sich Erpressungen im eigenen Interesse. Die Regierungen von Onolzbach und Bayreuth nahmen schon im Jahr der Friedensfeier ihre nur durch den Krieg zurückgedrängten Konflikte und Quälereien wieder auf. Was Onolzbach dem Klosterverwalter auftrug, wurde in Bayreuth kassirt, und umgekehrt. Das Verwalteramt erhielt 1653 von Onolzbach aus den Auftrag, 36 Thaler für die Fertigung des Inventars nach dem Tode der verwittweten Markgräfin Sophia zu zahlen. Sofort wurde dem Verwalter von Bayreuth aus Folgendes insinnirt: „Von Gottes Gnaden Christian Markgraf etc. Dergleichen einseitige Assignationes sind schnurstracks gegen die aufgerichteten Recesse. Was du von dergleichen ohne unsern gleichmäßigen Befehl zahlest, das erfordern wir von dir und halten uns an dein Vermögen und an deine Bürgen. Die [89] 36 Thaler sind aus der Massa zu zahlen.“ Wenn Onolzbach in der Rechnung den Titel „Wildbahn“ einstellte, so verweigerte Bayreuth die Unterschrift der Rechnung. 1652 ließ Onolzbach eine Broschüre über die heilsbronnischen Besitzungen in Kitzingen auf Rechnung der Klosteramtskasse drucken. Sofort erhielt der Verwalter von Bayreuth an die Weisung: „Da wir kein Exemplar erhalten haben, so wollest du berichten, ob und wie viel du vorgeschossen und wie viel Exemplare gedruckt worden sind.“ Die Beamten in Kadolzburg und Heilsbronn fuhren gleich nach dem Kriege fort, einander zu befehden, wie zuvor. Auch im Orte Heilsbronn selbst brachte die Kriegsnoth keinen Frieden. Der Richter Faber wurde, wie schon erwähnt, im letzten Kriegsjahr kassirt. Wie der Prediger Knoll und der Verwalter Krebs zu einander standen, erhellt aus folgendem Bescheid des Regierungsraths Eyermann vom Mai 1647: „Ich habe die neue Streitigkeit sehr ungern vernommen und wünsche, daß Herr Prediger sich mit dem Verwalter aufs Beste betrüge; denn bei solchem widersinnigen Leben ist schlechte Kurzweil.“ Noch weit schlimmer wurde es, nachdem fünf Jahre nach dem Kriege die Fürstenschule wieder eröffnet und in Folge dessen die Beamtenzahl vermehrt worden war. Rephun, welcher nach dem Tode des Verwalters Krebs an dessen Stelle trat, lebte in steter Feindschaft mit dem Richter. Unter den neuangestellten Gymnasiallehrern – sämmtlich Geistliche – war gleichfalls keine Harmonie. Daher sahen sich die ober- und unterländischen Räthe veranlaßt, gemeinschaftlich (während sie sonst gewöhnlich nicht einhellig waren) zu verfügen, wie folgt: „Was ist doch Ursach, daß täglich so viel Supplicationen und Beschwerden der Bedienten und Unterthanen eingereicht werden? Meistentheils daher, daß zwischen den geist- und weltlichen Bedienten, großen und kleinen, keine Einigkeit ist, die Amtsverrichtungen viel Jahr verschoben werden, das Übel nicht gestraft, den Bedrängten keine Amtshilfe ertheilt wird, sie vielmehr von einem Tag zum andern hin und her gesprengt werden. Dieses Unheil darf keineswegs länger geduldet werden. Als wird ihnen insgesammt bessere Einigkeit anbefohlen, in specie dem Verwalter [90] und Richter ordentliche Verhörtage, wöchentliche Zusammenkünfte zu halten und die Frevel in rechter Zeit zu büßen.“ Weiter wurde verfügt, was schon längst hätte geschehen sollen, den Verwalter Rephun in Untersuchung zu ziehen, „nachdem Klag und Beschwerden fast von männiglich wider ihn vorgefallen.“ Das Resultat der Untersuchung war Amtsentsetzung: „hat böse, confus, unverantwortlich, dem Kloster zu großem Schaden amtirt, die Relikten des Verwalters Krebs vervortheilt; auf sein Vermögen ist Arrest zu schlagen.“ Zugleich ergaben sich Unterschleife beim Kornschreiber Leuchsner. Gleichzeitig wurde auch der heilsbronnische Pfleger Dietrich in Nördlingen seines Amtes entsetzt. Er entfloh, stellte sich aber wieder und wurde der Gnade der beiden Fürsten empfohlen. Gleichzeitig wurde auch der Vogt Lips in Randersacker wegen Kassedefekt removirt; jedoch versprach sein Sohn, Vogt in Ipsheim, den Ausfall zu decken. Besser hatte der Vogt Schenk in Neuhof während seiner 26jährigen Amtsführung fungirt. Stör, Nachfolger des abgesetzten Verwalters Rephun und wie dieser in stetem Hader mit dem Richter und vielen Andern in Heilsbronn, war schon im zweiten Jahr seiner Amtsführung (1666) so gravirt, daß der Markgraf Albrecht von Ansbach dem Markgrafen Christian Ernst von Bayreuth die Frage vorlegte: „Ob nicht dem Verwalter um seiner gegen die Unterthanen verübten harten Tractamente und um der von ihm und seinem Scribenten übermäßig eingezogenen Amtsgebühren willen ein ernstlicher Verweis intimitirt werden möchte?“ Die Antwort lautete bejahend und die beiden Markgrafen intimitirten dem Verwalter und seinem Schreiber: „sich hinfüro glimpflicher gegen die Unterthanen zu bezeigen und sie nicht wieder mit übermäßigen Amtsaccidenzien zu beschweren.“

Gleich nach dem westphälischen Friedensschluß wurde in Heilsbronn der durch den Krieg unterbrochene Jagdverkehr wieder eröffnet. Der Markgraf Albrecht weilte daselbst meist 10 Tage lang im Jahr auf der Hasen- und Schweinshatz, Hirschfaist und Hahnenfalz. Der folgende Abschnitt wird zeigen, daß das Verhalten der Fürstenschuljugend nach dem Kriege noch unreligiöser, [91] und ungesitteter war, als vor dem Kriege. Im Großen und Ganzen hatte der Krieg bei allen Volksklassen keinen mildernden, sondern einen verwildernden Einfluß. Regierungsmandate sollten der gesteigerten religiös–sittlichen Verwilderung Einhalt thun. In diesen Mandaten (von 1690 an) hieß es: „Nachdem man jelänger jemehr wahrgenommen, weßgestalten das Christenthum auch in diesem Fürstenthum, wie an andern Orten sehr kaltsinnig und laulich zu werden beginnt, sonderlich das Fluchen und Schwören, Entheiligung des Sabbaths, unfleißiger Besuch des Gottesdienstes, zumal der Betstunden und Christenlehren oder Katechismusunterweisung bei Alt und Jung, dann auch Ungehorsam und Untreue gegen Vater und Mutter, Herren und Frauen und die Obrigkeit, Huren und üppiges Leben, Stehlen, Vervortheilen und Betrügen mit andern Sünden von Tag zu Tag anwachsen: so werden die Geistlichen des Fürstenthums erinnert, ihre Beichtkinder von der Kanzel und im Beichtstuhle und bei sonstigen Gelegenheiten fleißig zu ermahnen, den Gottesdienst fleißig zu besuchen, vornehmlich die Christenlehren, welche öfters den Alten nöthiger sind als den Jungen, die Kinder fleißig zur Schule und Kirche anzuhalten. An Sonn- und Festtagen keine Märkte, Spielleute, kein Karten–, Kugel- und Würfelspiel und andere Spiele noch andere Gott mißfällige Lustbarkeiten und Üppigkeiten, wodurch zum Schwelgen, Raufen, Balgen, Zanken und unzüchtigem Leben Anlaß gegeben wird, bei Strafe von 3 bis 10 Reichsthalern oder Leibesbußen. Auch bei Hecken- und Zapfenwirthen keine Gäste setzen während des Gottesdienstes bei Verlust der Schenkgerechtigkeit. Erst nach dem Gottesdienst darf ausgeschenkt werden. Den Beamten wird aufgegeben, an den Sonn- und Festtagen alle Wirthshäuser fleißig zu visitiren und darin betretene Personen zu arretiren.“ Diese Mandate mußten von den Kanzeln abgelesen werden, dazu noch eine weitläuftige Verordnung, Ehebruch, Hurerei und Rockenstuben betreffend. In einem an die Geistlichkeit gerichteten Ausschreiben hieß es: „Absonderlich soll (bei den Diöcesansynoden) die Kapitelsmahlzeit eingestellt werden, bei welcher, dem Vernehmen nach, bisher einige Kapitulares [92] schändlich sich zu bezechen gewohnt sind. Es ist auch vorgekommen, daß einige Kapitulares, unter dem Prätext einer societatis literariae, sich des übermäßigen Trinkens, Spielens und Durchhechelns der sie nichts angehenden Leute befleißen, und daß Andere die Kranken nicht besuchen, wenn man ihnen dafür nicht eine Gabe offerirt.“




Anmerkungen (Wikisource)

« Die Fürstenschule. Die Prediger zu Heilsbronn Geschichte von Kloster Heilsbronn
Die Fürstenschule. Die Prediger in Heilsbronn »
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