« Watzendorf Geschichte von Kloster Heilsbronn
Weißmannsdorf »
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71. Weißenbronn,

Pfarrdorf. Das Kloster erhielt bei seiner Gründung (s. Abschn. II, 1) zwar in dem nach Weißenbronn gepfarrten Weiler Betzmannsdorf ein Besitzthum, aber nicht im Pfarrdorfe selbst. Nach und nach kam es aber in den Besitz sämmtlicher 38 Anwesen, auch des Pfarrpatronats. Wann, wie und von wem es dort seine ersten Besitzungen erhielt und welche Dorfherren es damals neben sich hatte, kann nicht berichtet werden. Im 13. Jahrhundert besaß es bereits nicht bloß Gefälle, sondern auch drei Höfe, die es, wie auch andere naheliegende Höfe in Ketteldorf, Weiterndorf, Berghof und Geichsenhof, in eigener Regie bewirthschaftete. Die darauf ruhenden Gefälle hatte es an Wirntho von Dietenhofen zu entrichten, befreite sich aber von dieser Servitut durch Ablösung, indem es Gefälle an zwei andern Orten an Wirntho abtrat. In der vom Stadtgericht Nürnberg ausgefertigten und dem 13. Abt Heinrich von Hirschlach (s. dort) zugestellten Tauschurkunde hieß es: In nomine etc. Ego Wirntho de Dietenhouen recognosco, quod ego et conjux pro quibusdam bonis domini Henrici abbatis et conventus in Halsprunne, quae habebant in Butendorf et Huslin pro redditibus meis, quos de possessionibus eorum, id est de tribus praediis in villa Wizenbrunnen habeo, permutationem facere desiderans, meos redditus in Wizenbrunnen, videlicet 6 sumerina avenae et 18 denarios conventui trado. Actum in Nuremberg 1286. Der 14. Abt Konrad von Brundelsheim (s. dort) verlieh am 23. Juni 1318 ein dortiges Gut an einen treuen Klosterdiener. Die vom Käufer erlegten 36 Pfund Heller wurden zu Anschaffungen im Burggrafenhause verwendet, laut folgender Urkunde: „Wir Chunrad Abt und die Sammunge veriehen. Wann wir haben befunden, daß unser Gasthaus (Burggrafenhaus, Domus hospitum in Heilsbronn, Beitr. S. 53 f.) in Breten ist gefallen an Bettgewand, Tischlachen und anderem Hausrath, das Noth ist zu bessern, darum haben wir dem jungen Dyhßler zu Wizenbrunn, unserem besunderlichen und lieben Diener, und Frawen Adelheide, seiner Wirthin, das Gut verkauft [297] um 36 Haller, die wir gelegt haben an unseres Gasthauses Nothdurft. Doch hat er und seine Erben jährlich an das Kloster zu geben 6 Sra. Haber, 3 Pfund Haller. Auch hat er seinem Vater zu Leibgeding zu geben 11/2 Sra. Haber, 60 Pfennige, 28 Käse, 6 Hühner und 80 Eier bis an seinen Tod.“ Die Badstube und das Wirthshaus betrieb das Kloster in eigener Regie. Kurz vor Anfang der Reformation wurde auch das Pfarrpatronat nebst Gütern erworben, laut folgender Urkunde: „Ich Fritz Lidwach[1] zum Chammerstein, dieser Zeit Amtmann in Cadolzburg (er wohnte damals in Neuendettelsau) bekenne, zu kaufen zu geben dem Herrn Abt Sebald (Bamberger) und Convent meine nachgeschriebenen Güter: 1) Das Gut zu Ror, das Hermann Pauer besitzt. 2) Zwei Gütlein zu Weißenbrunn, auf welchen sitzen Friz Müllner, Pfister (Bäcker) zu Hailsbrun, und Marg. Sewerin. 3) Das Kirchenlehen oder jus patronatus daselbst. Für das Alles hat mir das Closter eine Summe Geldes (laut Abtsrechnung 200 fl.) gegeben. Deß zu Urkund hab ich mein Siegel angehängt und auch den vesten Albrecht von Wilmansdorf zu Wilmansdorf, meinen Oheim, gebeten, sein Siegel anzuhängen. 1516.“ Schon lange vor dieser Erwerbung stand dem Kloster die Jurisdiktion im Orte zu, auch die Abhör der Stiftungsrechnungen. Das Kirchenstiftungsvermögen war niemals bedeutend. Um 1500 bezog die Kirchenkasse jährlich 1 Sra. Haber oder 11 Pfund Gült von einem Hofe in Mitteleschenbach, 11 Pfund von einer Wiese bei Schwaikhausen, 20 Pfund von einer Wiese bei Bechhofen, 20 Pfund von einer Wiese bei Windsbach, 2 fl. aus einem Kapital von 25 fl., 14 Pfund ungefähr vom Opferstock, zusammen circa 36 fl. Damit mußten alle Kultusbedürfnisse und Baukosten bestritten werden. Der 1501 gestorbene Pfarrer Friedrich legirte 6 fl. zu einem Meßgewand. Sein Nachfolger Keim und die beiden Heiligenpfleger ließen den Schwibbogen am Chor erhöhen und den Kernter oder das Beinhäuslein hinter die Kirche verlegen. Ferner kauften sie für 11 fl. rhein. eine silberne Patene [298] und einen silbernen Kelch mit einem Fuß von Kupfer. 1503 brachten sie durch freiwillige Beiträge 18 fl. rhein. zusammen zum Ankauf der „Tafel auf dem Choraltar“, d. h. Schnitzbilder für den St. Michaelsaltar, gefertigt in Nördlingen, vermuthlich von demselben Meister, der die Schnitzbilder auf dem Peter- und Paulsaltar in Heilsbronn fertigte. Der letzte dortige Pfarrer vor dem Reformationsanfang war der ebengenannte Hans Keim. Er resignirte 1525 wegen Krankheit. Über die meist unerfreulichen Zustände und Vorgänge in Weißenbronn im Reformationsjahrhundert ist oben Nachricht gegeben worden, besonders Abschn. VI, 3.

Der 30jährige Krieg hatte in Weißenbronn keine totale Verwüstung und Verödung zur Folge. Während der 12 ersten Kriegsjahre beschränkten sich die Drangsale auf Einquartierungen. Im Juni 1631 hatte man noch keine Ahnung von den fünf Monate später gekommenen größern Drangsalen, wie aus den weitläuftigen Verhandlungen über die Errichtung einer Schmiede hervorgeht. Der deßfallsige Antrag der Gemeinde lautete: „Unser Marktflecken (s. oben bei Triebendorf) hat 36 Herdstätten, eine Pfarrkirche und jährliche Marktgerechtigkeit, also wohl mehr als der Weiler Weiterndorf ein Recht auf eine Schmiede, die wohl errichtet werden kann, da die Kriegsunruhe verhoffentlich meist vorüber ist.“ Allein die Kriegsunruhe nahm zu, so daß über die Schmiede vorerst nicht weiter verhandelt werden konnte. Durch Tilly’s Zug gegen Nürnberg und seinen Rückzug im November wurde die Gegend um Weißenbronn und Heilsbronn schwer heimgesucht. Ebenso hausten im folgenden Frühling 1632 schwedische Truppen, die gleichfalls nach Nürnberg zogen, in Weißenbronn plünderten, auch einige Bewohner, die sich zur Wehr setzten, verwundeten. Noch größeres Verderben kam in diesem Jahr durch das zirndorfer Lager. In Folge der dadurch herbeigeführten Drangsale verödete Weiterndorf (s. dort), auch die dortige Schmiede. Weißenbronn litt weniger und erholte sich bald, weßhalb daselbst noch während des Krieges eine Schmiede errichtet werden mußte. Bei Errichtung derselben i. J. 1639 erklärte die Gemeinde: „Nachdem bei diesen noch schwebenden Kriegsläuften der benachbarte Fleck [299] Weiterndorf in merklichen Abgang gekommen und ein Schmied nicht mehr dort wohnen kann, wir aber zur Fortsetzung des Ackerbaues einen Schmied jederzeit nöthig haben: als ist uns gestattet worden, einen Schmied anzunehmen, jedoch mit dem Vorbehalt, daß wir Weiterndorf seine Gerechtigkeit nicht nehmen. Demnach geloben wir, wenn es sich ergäbe, daß Weiterndorf an Inwohnern wiederum sollte wachsen, darum wir Gott bitten, daß wir alsdann unsere Schmiede wiederum gänzlich aufheben wollen.“ Besonders schwer heimgesucht wurde in Weißenbronn der Pfarrer Kasp. Ihring, Sohn eines Buchbinders und Meßners zu Heilsbronn und Zögling der dortigen Fürstenschule. Er sagt in einem seiner Berichte: „Ich bin 13 Jahre in Weißenbronn gewesen in höchster Gefahr Leibes und Lebens, Hunger und Kummer, von einem unbarmherzigen Croaten am Haupt sehr verwundet, mit blutigem, bloßem Haupt bei kalter Nacht unbarmherzig umhergeschleppt worden (zur Erpressung einer Summe Geldes), bis ich endlich von einem deutschen Soldaten aus Mitleid heimlich bei Schwabach mit einem Sprung ins kalte Wasser bei eitler Nacht bin errettet worden.“ Am 21. Dezember 1633 übernachtete Herzog Bernhard von Weimar mit einem Regiment Infanterie und 137 Pferden in Heilsbronn und hielt gute Mannszucht. Seine Mannschaft wurde zum Theil nach Weißenbronn verlegt. Am 28. desselben Monats lagen abermals schwedische Truppen daselbst. Der Befehlshaber derselben, Kapitän Schindler, schrieb an den Richter Ayrer in Heilsbronn: „Nachdem ich mit der Compagnie hier zu Weißenbronn angelangt und wenig Vorrath gefunden: als wolle Herr Richter unverzüglich Brot und etliche Eimer Bier verschaffen; sonst will ich die halbe Compagnie nach Heilsbronn quartieren und meinem Gefallen nach hausen lassen. Wonach er sich zu richten und Unheil zu verhüten. Signatum im Quartier Weißenbronn. Matthäus Schindler.“ Im Frühling 1637 wurde von Picolminischen Truppen, und zwar vom Volk des Obristen Ludwig von Fürth, des Wengler und des Oberstlieutenants Paradeiser von Schwabach, in Weißenbronn geplündert. Auf markgräflichen Befehl fertigte der Klosterverwalter Förster in Heilsbronn [300] ein „Verzeichniß, was vom 1. Januar bis 17. Nov. 1638 des Klosters Heilsbronn Unterthanen von Nacht- und Winterquartieren, Durchzügen und Plünderungen von römisch-kaiserlicher Majestät Kriegsvolk, Brand, Abnahme des Viehes und Anderem für Schaden geschehen.“ Bei Weißenbronn ist der Schaden auf 372 fl. angegeben mit dem Bemerken: „Dieser Schaden wäre zu verschmerzen gewesen, wenn wir nicht acht Wochen lang an unserem Feldbau wären verhindert worden.“ Sechs Bewohnern des Ortes wurden zwölf Pferde weggenommen. 1642 im August wurden bei Weißenbronn, Betzmannsdorf und Höfstetten wieder 11 Pferde auf dem Felde von Reitern weggenommen. Der Verwalter Krebs bemerkt dabei: „Niemand wagte, den Dieben nachzusetzen. Habe mein Lebtage keine feigere Leute gesehen. Keiner hat das Herz, eine Büchse loszubrennen oder Reiter zu verfolgen.“ Von 1632 bis 46 wurde keine Rechnung über die Kirchenkasse gefertigt; doch gingen während dieser 14 Jahre 201 fl. ein, so daß man dem Pfarrer und Meßner ihre kleine Besoldung reichen, die von den Soldaten zerschlagenen Fenster, Thüren und Öfen in der Kirche und im Pfarrhause repariren und einen zinnernen Abendmahlskelch anschaffen konnte. Das Meßnershaus war ganz eingegangen und unbewohnbar. Der genannte mißhandelte Pfarrer Ihring pastorirte acht Jahre lang zugleich auch Heilsbronn, nachdem der dortige Pfarrer Snoilsik vom Hunger weggetrieben worden war und das Klosteramt nicht mehr die Mittel besaß, einen Pfarrer zu besolden. Für seine Funktionen als Verweser von Heilsbronn sollte Ihring jährlich 3–4 Sra. Korn beziehen; allein auch dazu reichten die Mittel der Amtskasse nicht aus, so daß er am Ende der Verwesung 37 Sra. zu fordern hatte, aber nur 2 empfangen konnte. Die Regierung war außer Stand, ihm mehr als 10 Sra. zu geben, entschädigte ihn aber dadurch, daß sie ihn nach Bürglein beförderte, wo sein Einkommen zwar auch kärglich war, aber dadurch etwas gebessert wurde, daß die Pfarrstelle in Großhabersdorf wegen Mittellosigkeit unbesetzt bleiben und mit Bürglein kombinirt werden mußte. Seine Lage in Weißenbronn schildert er – nach dem Zeugniß der Beamten in Heilsbronn, wahrheitsgetreu – [301] wie folgt: „Ich habe all mein Vermögen, so ich von meinem Weib erheirathet, 123 fl. leichter Währung, allein in das trockene Brot aufwenden müssen, sintemal ich das Simra Korn zu 16 bis 32 Rthlr. hab zu Ansbach kaufen müssen, dabei sich’s oft begeben, daß mir auf dem Weg ist Alles abgenommen worden. Endlich hab ich halb Kleie und halb Korn gebacken, welches neben dem vielen Schrecken mir an meiner Gesundheit geschadet und ich auch in große Schuld und Verachtung gerathen. Mein Gehalt i. J. 1644 bestand in 34 fl., Geldanschlag von 3 Sra. Zehntkorn, 1 Sra. Gerste und 2 Mtz. Waizen. Hab Alles selber ausgezählt und auf dem Felde zusammengetragen, die Kosten zu ersparen. An kleinen Gefällen 5 fl. Davon soll ich mit Weib und Kindern leben. Ein Knecht hat so viel. Die Accidenzien von 141 Seelen sind sehr gering. Reuth liegt noch ganz in Asche.“ Zach, Ihrings Nachfolger, war drei Jahre lang, bis zu Ende des Krieges, in Weißenbronn und „nagte am Hungertuch“, wie der Verwalter Krebs schrieb. Der darauf folgende Pfarrer Kon. Renner hatte bei seinem Amtsantritt i. J. 1650 ein noch kärglicheres Einkommen, da Heilsbronn und Rohr wieder eigene Geistliche erhalten hatten und keiner Pastorirung mehr von Weißenbronn aus bedurften. Er war, wie seine neuangestellten Amtsnachbarn Müller in Petersaurach und Knoll in Heilsbronn, durch den Krieg nicht milder geworden. Mit Ersterem, den wir bei Petersaurach näher kennen gelernt haben, haderte er wegen der Trauung eines Brautpaares in Aich. Mit Letzterem, dem Pfarrer Knoll in Heilsbronn, lebte er in geselligem Verkehr und starb in dessen Haus, indem er mit einem jungen Menschen bis tief in die Nacht hinein zechte, in heftigen Streit gerieth und von dem Jüngling durch einen Messerstich getödtet wurde. Der Mörder entfloh. „Ist das Fraischamt Windsbach in das Kloster hereingefallen und hat das Fraischzeichen mit Hauung eines Spanes aus dem Thürpfosten in der Prädikatur geholt.“ Die damalige Prädikatur wurde später abgetragen. Das jetzige Pfarrhaus in Heilsbronn war damals noch nicht Pfarrhaus. Siehe Beitr. S. 214. Die Existenz des nachfolgenden Pfarrers Dürr in [302] Weißenbronn war immer noch höchst kümmerlich. Doch erhielt er endlich von den beiden Fürstenhäusern 10 fl. Addition in Folge einer Bittschrift, zu welcher der Klosterverwalter bemerkte: „Sein Anbringen ist der Wahrheit gemäß. Die von ihm benannten Orte sind annoch (1663) gar unbewohnt. Von Suddersdorf genießt er noch kein Körnlein. In Wollersdorf sind zwar etliche wenige Haushalten, sind aber allerdings verwachsen. In Reuth sind erst zwei Haushalten. Er muß sich kümmerlich betragen. Die Unterthanen sind mit ihm zufrieden und würden ihn ungern verlieren.“ Im Jahre 1665 waren in Weißenbronn nur noch 5 Anwesen unbewohnt, öde und der Herrschaft heimgefallen.


  1. Vgl. Stillfried S[.] 214.
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